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Wo bist du jetzt?

von Nerys

Kapitel 1

Wo bist du jetzt?


Aufgeregt blickte Atreia aufs Meer hinaus. Sie saugte diesen Anblick, nach dem sie sich fünf Jahre lang gesehnt hatte, mit allen Sinnen in sich auf. Cardassia war auf seine Weise interessant gewesen, doch hatte sie sich dort nie wirklich zu Hause gefühlt. Erst jetzt war sie endlich heimgekehrt. Nach Bajor. Ihre Hände glitten langsam über die steinerne Oberfläche der Mole. Im Wasser schaukelten Fischerboote und Möven zogen ihre Kreise über dem Hafen. Früher einmal war all das so selbstverständlich für sie gewesen, dass sie nicht geahnt hatte, wie sehr es ihr fehlen würde. Am meisten jedoch hatte sie Joss vermisst. Es hatte kaum einen Tag gegeben, an dem sie sich nicht gefragt hatte, wie es ihrer Freundin wohl erging. Lächelnd schlenderte sie weiter zum Strand. Ein paar sich in der Nähe aufhaltende Bajoraner beäugten sie misstrauisch, aber längst nicht mehr so feindselig wie früher. Alles hatte sich verändert. Seit drei Jahren war die Besatzung vorbei und erst vor ein paar Wochen war zwischen ihren Völkern ein historischer Friedensvertrag unterzeichnet worden. Vorsichtig kletterte sie über die glitschigen Felsen hinweg, um die abseits gelegene Bucht zu erreichen. Doch von dem gestrandeten Bootswrack, an das sie sich so deutlich erinnerte, als hätte sie es am Vortag zuletzt gesehen, fehlte jede Spur. Natürlich war sie davon ausgegangen, dass Joss nicht mehr darin lebte, aber es war der einzige Anhaltspunkt, den sie hatte. Im bajoranischen Zentralarchiv hatte sie keine Hinweise auf den Verbleib ihrer Gefährtin gefunden. Weit konnte sie kaum sein, denn sie liebte das Meer zu sehr, um sich wirklich davon zu entfernen. Atreia beschloss sämtliche Orte abzusuchen, an denen sie früher viel Zeit zusammen verbracht hatten. Mit dem Markt wollte sie anfangen, denn dort waren sie einander begegnet.

Zwischen den Ständen herrschte jetzt ungleich mehr Leben und mittlerweile war auch beinahe der ganze Platz belegt. Fast zwei Stunden lang durchstreifte sie den Markt, doch Joss blieb verschwunden. Sie legte eine kurze Pause am Brunnen ein, der das Zentrum bildete, um einen Schluck zu trinken. Früher war inmitten des Wasserbassins nur ein zerstörtes Fundament gestanden, doch inzwischen war die Statue wieder aufgebaut worden. Es handelte sich um das Standbild eines Seefahrers in altmodischer Tracht, der in Richtung des Hafens blickte. Atreia betrachtete für einen Moment verträumt das markante ernste Gesicht aus Stein, ehe sie sich wieder aufmachte. Damals hatte sie sich nichts mehr gewünscht, als all das in Friedenszeiten sehen zu können. Hand in Hand mit der jungen blonden Bajoranerin, die ihr Herz wie ein Sturm über dem Meer erobert hatte. Der herrliche Duft von frischem Gebäck stieg ihr in die Nase, woraufhin ihr Magen ein demonstratives Knurren von sich gab. Während sie auf den Stand zuhielt, fischte sie bereits ein paar Litas aus der Tasche. Der Bäcker, ein noch junger Mann mit strubbligem braunem Haar musterte sie skeptisch.

„Was darf’s sein?“, erkundigte er sich völlig neutral.

Atreia deutete auf einen Stapel appetitlich aussehender dunkler Brötchen mit Nussstücken. „Ich hätte gern eins davon.“

Mit einem leichten Nicken griff er nach dem Gewünschten, um es einzupacken. „Sonst noch etwas?“

Sie schüttelte den Kopf und reichte ihm ihre Litas. Als sie das Gebäck entgegen nahm, fiel ihr Blick jäh auf eine Dekoration, die an einer Ecke des Schildes über der mit Brot beladenen Verkaufstheke befestigt war. Die grobe Schnur mit einer Anzahl verschiedenfarbiger darauf aufgefädelter Muscheln kam ihr allzu vertraut vor und sie streckte erstaunt die Finger danach aus. Hatte Joss nicht erzählt, manchmal einem Bäcker beim Herrichten seines Standes zu helfen?

„Woher haben Sie das?“, fragte sie mit einem plötzlichen aufgeregten Ziehen in der Magengrube.

Der Bajoraner zuckte mit den Schultern. „Das hat vor Jahren mein Vater hier aufgehängt, als er noch das Geschäft führte. Er hatte es von einem jungen Mädchen, das ihm dann und wann half.“

„Heißt das Mädchen Joss?“, entfuhr es Atreia erwartungsvoll. „Wissen Sie zufällig, wo sie zu finden ist? Bitte sagen Sie es mir!“

„Kann schon sein, dass das ihr Name war. Warum suchen Sie nach ihr?“, er beäugte die Cardassianerin immer noch überaus misstrauisch. „Na ja, es geht mich nichts an. Sie wurde eines Tages von einer Patrouille aufgegriffen. Es war gleich hier. Mein Vater hat noch versucht ihr zu helfen, aber die Soldaten wollten sich wohl ein bisschen Spaß mit ihr machen. Sie haben ihn weggestoßen, sodass er unglücklich gestürzt ist und sich an der Hüfte so schwer verletzt hat, dass ihm das Stehen schwer fällt. Seitdem führe ich den Stand, aber das Mädchen ist nie wieder hier aufgetaucht. Das war ironischerweise ziemlich knapp, bevor ihr Cardassianer endgültig abgezogen seid. Armes bedauernswertes Ding. Vielleicht sollten Sie bei der ehemaligen Strafanstalt weiter suchen. Ich nehme an, dass sie dorthin gebracht wurde.“

Geschockt starrte Atreia den Bäcker an. Seine Worte klangen so gleichgültig, aber vermutlich hatte er während dieser dunklen Tage öfter mitangesehen, wie jemand von einer Patrouille abgeführt worden war. Sie bedankte sich hastig für die Auskunft und eilte los. Das Brötchen stopfte sie unterwegs in ihre Tasche, denn der Hunger war ihr gründlich vergangen. Obwohl der Weg zu dem mittlerweile leer stehenden Bauwerk nicht sehr weit war, erschien es ihr unendlich lange, bis sie endlich den Haupteingang erreichte. Beinahe drohend erhob sich die schlichte graue Fassade vor ihr. Die dunklen Fenster schienen wie blinde Augen auf sie hinunter zu starren. Sie atmete ein paar Mal tief durch, um wieder zu Atem zu kommen, ehe sie die Hand in Richtung des elektrischen Türsummers hob. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie darauf wartete, ob sich im Inneren des Gebäudes etwas tat. Soweit ihr bekannt war, musste es einen Verwalter geben, bei dem sie sich nach dem Verbleib ihrer Freundin zu erkundigen gedachte. Doch sie fürchtete die Antwort. Was, wenn diese Soldaten ihr etwas angetan hatten? Was, wenn sie… Atreia schüttelte heftig den Kopf, um die düsteren Gedanken zu verscheuchen. Vor ihr glitt das hohe vergitterte Tor auf und ein ältlicher Bajoraner mit schütterem eisengrauem Haar trat heraus. Seine faltigen Gesichtszüge waren hart wie verwitterter Stein. Kleine schwarze Augen taxierten die Cardassianerin abschätzig.

„Ja, Sie wünschen?“, fragte er sie unwirsch.

„Ich bin auf der Suche nach jemandem, der vor etwas mehr als drei Jahren in diesem Gebäude inhaftiert war“, erläuterte Atreia ihr Anliegen vorsichtig. „Vielleicht können Sie mir helfen?“

Der Alte starrte sie für einen Moment finster an, ehe er langsam den Kopf schüttelte. „Hier hat man nie Cardassianer eingesperrt.“

„Es geht um eine Bajoranerin. Sie ist meine Freundin und ich möchte herausfinden, was aus ihr geworden ist, nachdem man sie aufgegriffen hat. Gibt es denn noch irgendwelche Aufzeichnungen im Computer? Ich bitte Sie, sagen Sie es mir, wenn Sie irgendetwas wissen.“ Sie ließ die Schultern hängen. Die offene Ablehnung konnte sie dem Verwalter nicht einmal verübeln, vermutlich hatte er zu viele Jahre unter der Herrschaft ihres Volkes verbracht.

Dann schließlich trat der alte Mann mit einer auffordernden Geste zur Seite. „Kommen Sie mit. Die Cardassianer haben den Großteil der Computersysteme bei ihrem Aufbruch zerstört, wie Sie wahrscheinlich wissen. Viel Mühe haben sie sich dabei aber nicht gegeben, deswegen konnten unsere Techniker einiges Datenmaterial rekonstruieren.“ Er bedeutete ihr, ihm über eine breite Stiege in das nächste Stockwerk zu folgen. „Als sie weg waren, tauchten immer wieder Leute hier auf, um nach Familienmitgliedern oder Freunden zu suchen, aber inzwischen kam schon lange niemand mehr.“ Vor einer hohen Tür hielt er, um einen Code in die daneben befindliche Kontrollvorrichtung einzugeben. Der Zugang öffnete sich daraufhin.

Atreia hielt beim Eintreten reflexartig die Luft an und musste sich dazu zwingen, normal weiter zu atmen. Sie kannte den dahinter liegenden Raum, denn damals war dies das Arbeitszimmer ihres Vaters gewesen und sie hatte ihn ein paar Mal dort besucht. Der wuchtige Schreibtisch aus dunklem Holz stand immer noch da, doch die übrige Einrichtung und die Kunstobjekte fehlten. Das Büro war seltsam leer. Sie beobachtete den alten Mann, der auf dem schwarzen Ledersessel Platz nahm und damit begann, an der Konsole zu werken. Ihre Knie waren weich wie Butter, sodass sie sich an der Tischplatte abstützte. Die Wahrheit lag in diesem Computer vor ihr.

„Wie sagten Sie, heißt Ihre Freundin?“, erkundigte sich der Verwalter ohne von der Anzeige aufzublicken.

„Joss.“ Die Cardassianerin hielt verdutzt inne. Sie kannte den Familiennamen ihrer Freundin nicht, diese hatte ihn niemals erwähnt.

Seine Finger flogen über die Tasten, bis sich sein Gesicht auf einmal aufhellte. „Ah, das könnte es sein. Ninnor Joss. Zwanzig Jahre alt. Sehen Sie es sich selbst an.“

Zögernd trat sie um den Tisch herum, sodass sie einen Blick auf die Anzeige der Konsole werfen konnte. Das Herz rutschte ihr in die Hose, als sie das Bild der jungen blonden Frau vor sich sah. Es war Joss, ihre geliebte Joss. Eilends überflog sie den zugehörigen in der Schrift ihres eigenen Volkes verfassten Text, aus dem hervorging, dass ihre Freundin des Diebstahls eines cardassianischen Schmuckstücks verdächtigt und von Gul Lorpak selbst verhört worden war. Sie war bis zum Ende der Besatzung mehrere Wochen lang inhaftiert geblieben. Atreia stutzte, als sie auf eine Abbildung des mutmaßlichen Diebesguts stieß. Es war die Kette mit dem schwarzen Lavastein, in dessen Mitte ein roter Tupfen schimmerte, welche sie Joss zum Jahrestag geschenkt hatte. Dieselbe, die ihr Vater ihr von einem Besuch auf Cardassia mitgebracht hatte, und natürlich musste er sie erkannt haben. Erneut bekam sie es mit der Angst zu tun. Hatte ihr eigener Vater dem Mädchen, das sie über alles liebte, etwas angetan?

„Viel steht nicht in der Datei, aber es gibt scheinbar persönliche Aufzeichnungen des Guls, die wiederhergestellt werden konnten. Sie sind jedoch immer noch verschlüsselt.“ Der alte Mann betätigte einige Tasten, woraufhin eine Warnung in cardassianischen Zeichen erschien.

„Ich möchte versuchen hinein zu gelangen, wenn Sie erlauben.“ Atreia sah ihn beinahe flehend an, obwohl ein Teil von ihr diese Daten um keinen Preis sehen wollte. Mit einem leichten Nicken ließ der Bajoraner sie auf dem Sessel Platz nehmen und trat einen Schritt zurück. Konzentriert schweigend brütete die junge Frau für eine Weile über der Konsole. Sie kannte ihren Vater und seine Marotten genau, sodass es ihr tatsächlich gelang, den richtigen Algorithmus zu ermitteln. Eine Liste von Dateien erschien vor ihr.

Der Verwalter hob anerkennend die Braue. „Wie haben Sie das denn angestellt?“

„Gul Lorpak ist mein Vater“, gab sie knapp zur Antwort ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen. Die Daten wiesen Lücken auf und waren zu großen Teilen beschädigt. Mit dem Namen ihrer Freundin fand sie zu ihrem Schrecken mehrere Videoaufzeichnungen von Verhören, doch nur zwei davon ließen sich überhaupt öffnen. Sie warf dem alten Mann einen bittenden Blick zu, den er verstand und er verließ das Büro, um draußen zu warten. Mit einem mulmigen Gefühl berührte sie mit einem Finger die Taste, mit der sie jene Datei, die früheren Datums und beinahe vollständig erhalten war, zur Anzeige laden konnte. Sie hatte Angst vor dem, was sie sehen würde. Angst vor der Wahrheit. Die Ansicht eines kleinen Verhörzimmers erschien, in dessen Zentrum ein Stuhl mit schweren Fesseln stand. Zwei Soldaten brachten die verzweifelt zappelnde Joss herein, banden sie auf dem Sitz fest und entfernten sich wieder. Dann sah Atreia ihren Vater, der mit herrischen Schritten vor die völlig verängstigte junge Frau trat. In seiner Hand hielt er die Kette mit dem tropfenförmigen Lavastein.

„Also noch einmal“, begann Gul Lorpak mit ruhiger drohender Stimme. „Woher hast du das?“

„Ich habe die Kette geschenkt bekommen“, erwiderte sie, bemüht darum, das Zittern ihrer Lippen vor ihm zu verbergen.

Blitzschnell tat er einen Schritt auf sie zu und schlug ihr heftig ins Gesicht. „Lüg mich nicht an! Du hast sie gestohlen.“

Joss atmete keuchend aus. Ihre Wange brannte wie Feuer, wo er sie getroffen hatte. „Das ist nicht wahr! Sie war ein Geschenk von einer Freundin.“

„Du kleine dreckige…!“, er prügelte erneut mit voller Wucht auf sie ein. „Ich habe dieses Schmuckstück auf Cardassia für meine Tochter gekauft. Du bist eine verdammte Diebin und eine Lügnerin!“

„Sie hat es mir geschenkt! Atreia hat es mir geschenkt!“, stammelte die Bajoranerin verzweifelt. Ein großer dunkler Bluterguss zeigte sich bereits auf ihrer Wange und ein rotes Rinnsal tropfte aus ihrer Nase.

Der Gul hielt in der Bewegung inne und starrte sie zornentbrannt an. „Ich weiß zwar nicht, woher du unverschämtes Gör den Namen meiner Tochter kennst, aber ich werde nicht zulassen, dass du sie mit deiner Lügerei in den Schmutz ziehst. Sie ist eine ehrbare Cardassianerin, die sich nicht mit Gesindel wie dir abgibt!“

Wehrlos musste die junge Frau seine Attacken über sich ergehen lassen. Ihre Züge waren verzerrt vor Pein und Furcht. „Atreia ist nicht wie andere Cardassianer. Sie liebt mich…“

Lorpak packte sie mit beiden Händen an der Kehle und drückte zu. Erst als ihr beinahe schwarz vor Augen wurde, ließ er wieder von ihr ab. Erstickt würgend rang sie nach der lebensrettenden Luft. Der Gul schnaubte verächtlich. „Dich werde ich lehren, Lügen über meine Tochter zu verbreiten.“

„Ich… ich…“, keuchte Joss schwach. Mehr brachte sie nicht hervor.

Der Cardassianer betätigte die Konsole auf dem kleinen Tisch hinter sich, woraufhin zwei uniformierte Soldaten den Raum betraten und vor ihm Aufstellung nahmen. Er deutete auf die junge Frau, die eingesunken in dem Stuhl hing. „Nehmt euch diese kleine Ratte ordentlich vor. Sie muss dringend ein paar Manieren lernen.“

Nachdem Lorpak gegangen war, schlossen die Männer die Metallbänder auf, die Joss‘ Handgelenke fesselten. Die Bajoranerin stöhnte vor Schmerz, als sie grob auf die Füße gezogen wurde. Einer der Soldaten drückte sie mit dem Rücken gegen die Tischplatte, während der andere ihr die schäbigen Kleider vom Leib riss. In Panik strampelte sie mit Händen und Füßen, doch gegen zwei kräftige Cardassianer kam sie nicht an. Die beiden weideten sich an ihren verzweifelten Schreien.


Atreia starrte fassungslos auf den Bildschirm, der nach dem Ende der Videoaufzeichnung nun wieder die Dateiliste einblendete. Sie hatte sich gezwungen alles anzusehen. Der Gul war jedoch nicht mehr in Erscheinung getreten, bis die Soldaten ihr Werk vollendet und die bewusstlose blutende Frau danach aus dem Verhörraum gezerrt hatten. Die beiden Männer hatten Joss auf Befehl ihres Vaters vergewaltigt. Übelkeit regte sich in ihr und sie stürmte zu der schmalen Tür an der rückwärtigen Wand, hinter der ein kleiner Waschraum lag. Nachdem sie sich ein paar Mal übergeben hatte, blickte sie in den angelaufenen Spiegel über dem Wasserhahn. Tränen liefen ihre Wangen hinab.

Im Büro erwartete der Verwalter sie bereits. Als er sah, dass sie völlig verstört war, ergriff er behutsam ihren Arm. „Kommen Sie, ich bringe Sie hinaus an die frische Luft.“

Sie war nicht in der Lage, ihm zu antworten, bis sie im Freien vor dem Hauptausgang standen und leichter warmer Wind durch ihr langes Haar wehte, das sie offen trug. Immer noch hallten die Schmerzensschreie ihrer Freundin in ihrem Kopf wieder. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, dass die anderen Joss betreffenden Aufzeichnungen im Computer ebenfalls solche Horrorszenarien enthielten.

„Im Datensatz über Ihre Freundin stand, dass sie bis zum Ende der Besatzung hier inhaftiert war", bemerkte der Bajoraner schließlich. „Gehen Sie zum Tempel. Die Geistlichen halfen damals, die erschöpften und zum Teil verletzten Gefangen zu versorgen. Es gibt dort bestimmt jemanden, der sich an sie erinnert.“

Atreia murmelte ein Dankeswort und rannte blindlings davon. Sie wollte nur fort von diesem Gebäude. Ihre Beine trugen sie wie von selbst durch die Straßen. Tränen verschleierten ihren Blick, sodass sie kaum erkennen konnte, wohin sie ihre Schritte lenkte. Erst als sie weichen Sand unter ihren Schuhen spürte, hielt sie an. Vor ihr lag das Meer. Sie hörte das gleichmäßige beruhigende Rauschen der Wellen und ließ sich einfach auf den Strand fallen. Ihr war immer noch furchtbar schlecht und sie wollte weinen, bis sie keine Tränen mehr hatte. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Vater, den sie als Kind geliebt und bewundert hatte, zu solchen Dingen fähig war. Und doch hatte sie es mit eigenen Augen gesehen. Diese Bilder würde sie nicht vergessen, so lange sie lebte. Sie dachte an den Rat des alten Verwalters, sich bei den Geistlichen im Tempel nach ihrer Freundin zu erkundigen. Wo waren die Propheten gewesen, als Joss sie so dringend gebraucht hatte? Und wo war sie selbst gewesen? Sie hatte ihre Gebliebte im Stich gelassen.
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