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Lost in Space

von Emony

Chapter 1

TAG 1

„Wie sieht’s aus? Konnten Sie unseren Antrieb reparieren?“ Die junge Asiatin wandte sich von der Steuerkonsole ab und drehte sich zum Chefingenieur der Enterprise um. Wenn nicht er, wer sollte dann dazu imstande sein, sie aus dieser misslichen Lage zu befreien? Sie war voller Zuversicht und setzte all ihre Hoffnung in Charles Tucker.

Das Kopfschütteln ihres Gegenübers trübte Hoshi Satos Optimismus nicht ganz unwesentlich. Mit seinem Südstaatenakzent antwortete er seufzend: „Nein, leider.“ Er sah sich in dem kleinen Chaos um, das sich vor ihm befand. Rings um ihn herum lagen Werkzeuge aller Art, sogar provisorische, die er in der Not selbst zusammengebastelt hatte. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mein ganzes Werkzeug brauchen würde. Und das hier“, er deutete auf die Ausrüstung vor sich, „ist mehr als ungenügend für die Reparatur des Warpkernreaktors.“

Sie nickte stumm, sich ihrer misslichen Lage mehr als bewusst. Es würde mehr als einen oder zwei Monate dauern die Enterprise zu erreichen, selbst wenn sie mit höchster Impulsgeschwindigkeit fliegen würden.

In ihrer Enttäuschung warf sie sich in die Lehne des Steuersessels zurück und schloss die Augen. Das musste ein Alptraum sein. Andererseits war es typisch, dass ausgerechnet ihr so etwas zustieß. Sie, die überhaupt gar nicht erst hatte mitfliegen wollen. Sie, der zu Beginn ihrer Reise bei jeder Turbolenz das Herz fast stehen geblieben war. Ausgerechnet sie saß nun in einem Shuttle fest, weit entfernt von irgendeinem Planeten, und vor allem weit weg von der Enterprise.

„Ich bin noch lange nicht bereit aufzugeben, Ensign“, entgegnete Trip und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Wir sollten es von der positiven Seite sehen, dass wir beide hier gestrandet sind.“

„Und die wäre?“, fragte Hoshi zynisch.

„Nun“, er stand auf und ging zu ihr, um sich neben sie auf den Boden zu knien, „wir haben eine fantastische Gelegenheit uns näher kennen zu lernen. Immerhin arbeiten wir auf demselben Schiff und das schon seit einigen Monaten und ich weiß so gut wie gar nichts über Sie.“ Erneut lächelte er sie an.

Ensign Sato verzog ein wenig den Mund und kleine Fältchen bildeten sich auf ihrer Stirn. „Wenn ich offen sprechen darf, Commander.“ Er nickte eifrig. „Was ich über Sie weiß, ist mehr als ich über meine Kollegen wissen wollte.“

Trips linke Augenbraue hob sich bei dieser Bemerkung an und er musterte sein Gegenüber eingehend, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Erstens, Ensign, wenn Sie monatelang ohne Freunde auskommen können, dann ist das schön für Sie, denn ich kann das nicht. Zweitens, wüsste ich gerne, was Sie über mich zu wissen glauben.“

„Bei allem Respekt“, begann Hoshi etwas zögerlich, „Sie sind ein Belami, sehr von sich selbst und Ihren Talenten eingenommen und Sie neigen dazu…“

„Woah, Sekunde“, unterbrach er sie schnell, bevor sie ihren Satz beenden konnte. War es möglich, dass er sich in dieser relativ kurzen Zeit an Bord der Enterprise einen derartigen Ruf bei den Frauen gemacht hatte? „Das ist also das Bild, das Sie von mir haben?“ Er sah sie geknickt an.

„Die Enterprise ist nicht so groß wie es manchmal den Anschein hat, Commander. Gerüchte und Geschichten sind schnell weitererzählt. – Es ist kein Geheimnis, dass ein Großteil der weiblichen Besatzung so über Sie denkt wie ich. Den Männern mögen Sie damit ja imponieren können, sich brüsten mit Ihren Erfolgen, aber bei den Frauen stehen Sie in keinem guten Licht da.“

Sein Adamsapfel wanderte auf und ab, als Trip daraufhin erst einmal schwer schluckte. Es kränkte ihn, dass Hoshi ihm das so unvermittelt ins Gesicht sagte. Nein, es war mehr. Er war zutiefst verletzt und verstand ganz und gar nicht, wie er sich einen solchen Ruf eingehandelt hatte.

Mit einem entgeisterten Blick wandte er sich von Ensign Sato ab und ging wieder in den rückwärtigen Teil des Shuttles, um die Reparaturen fortzusetzen.

Commander Tuckers Gedanken drehten sich im Kreis. Das, was Ensign Sato ihm vorhin gesagt hatte, ließ ihm auch nach mehr als einer Stunde keine Ruhe und er vermochte es beim besten Willen nicht, sich auf die Reparatur des Warpkernreaktors zu konzentrieren. Er legte sein Werkzeug beiseite und starrte auf den Rücken der jungen Asiatin, die seitdem ebenfalls kein Wort mehr verloren und sich der Steuerkonsole gewidmet hatte.

*Belami*, dieses Wort hallte in seinen Gedanken wieder. Endlos. Stetig lauter werdend.

Tucker atmete tief ein und ließ die Luft nur quälend langsam aus seinen Lungen entweichen. „Weshalb denken Sie, dass das stimmt, was man sich über mich erzählt?“ Die Frage verließ unbewusst seine Lippen und er erschrak ein wenig, als sich die Kommunikationsspezialistin nach ihm umdrehte.

Sie sah ihn eine Weile schweigend an. „Es war unsere fünfte Mission. Erst die fünfte und Sie kamen schwanger von einer Außenmission zurück.“

*Das ist es?*, schoss es ihm in den Sinn. Tucker verdrehte die Augen. „Es gibt Spezies, ob man es glaubt oder nicht, die sich durchaus, auch ohne erst in intimen körperlichen Kontakt treten zu müssen, fortpflanzen.“ Hoshi blickte ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Neugierde an. „Es geht Sie zwar nichts an, Ensign…“, er betonte mit Absicht ihren niedrigeren Rang, „aber ich habe diese Ingenieurin nicht angefasst. Jedenfalls nicht auf diese Weise.“

Hoshi nickte unbeeindruckt von seiner Offenheit. „Irgendetwas müssen Sie jedoch gemacht haben, damit es zu dieser Schwangerschaft kommen konnte.“

„Ich zeig Ihnen gerne, was ich mit dieser Frau gemacht habe.“ Trip stand auf und ging auf Hoshi zu, die sich in ihren Stuhl zurücklehnte, als er vor ihr stand. Ohne auf ihre Reaktion zu achten nahm er ihre beiden Hände in seine und hielt sie einen Augenblick. Ihre Blicke hafteten für wenige Sekunden aneinander. Gerade solange, wie Trip ihre Hände hielt.

„Würden Sie erwarten von einer solch einfachen Berührung schwanger zu werden?“ Seine Frage war ernst, doch sie schüttelte mit einem Lächeln den Kopf, fast so als würde sie auf eine Fangfrage antworten. „Na sehen Sie. Ich habe das auch nicht für möglich gehalten.“

Trip Tucker wandte sich ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren wieder von Hoshi ab und kehrte an seine Arbeit zurück. Wenn er den Warpantrieb des Shuttles nicht bald repariert bekäme, würden sie verdammt lange bis zur Enterprise unterwegs sein. Und ausgerechnet eine voreingenommene Frau wie Hoshi Sato an Bord zu haben, würde ihm diese Reise keineswegs versüßen.
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