TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Geliebter Feind

von Emony

Kapitel 1

Historische Anmerkung
Die folgende Geschichte spielt im Jahr 2370

Vertrauen ist das größte Geschenk, doch man muss es sich verdienen.”


Joret Dal durchstreifte, auf der Suche nach Sito Jaxa, den Stützpunkt des Maquis. Allerdings fand er sie weder auf dem Hauptplatz, der gern für Bekanntmachungen genutzt wurde, noch in ihrer Unterkunft. Sie zog sich seit einigen Tagen oft zurück, um allein zu sein. Sie schien die Stille der Abgeschiedenheit zu bevorzugen, anstatt sich hier einzuleben. Joret nahm an, dass sie nicht vorhatte beim Maquis zu bleiben. Immerhin hatte sie einen guten Posten auf dem Flaggschiff der Föderation bekleidet und dort auch Freunde zurückgelassen, die ihr zweifelsohne fehlten. Er konnte das Gefühl sehr gut nachvollziehen. Allerdings war es ungewiss, ob seine Tarnung noch intakt oder bereits aufgeflogen war. Falls sie aufgeflogen war, wäre er auf Cardassia nicht mehr sicher und würde niemals zu seiner Familie zurückkehren können, von der er nur hoffen konnte, dass sie noch in Sicherheit war. Er vermied es, sich selbst falsche Hoffnung zu machen, wusste aber auch sonst nichts mit seinem Leben und vor allem mit seiner ungewissen Zukunft anzufangen.

Während Joret seinen Gedanken nachhing, entdeckte er die blonde Bajoranerin in einiger Entfernung. Sie stand auf einem Felsen, in der Nähe des Sees, nördlich des Dorfes, und vollführte einige fremdartige Bewegungen mit ihren Armen und Händen. Ohne den Blick abzuwenden ging er zu ihr, beobachtete sie genau. Die Bewegungen waren langsam, geordnet, konzentriert. Als er näher kam sah Joret, dass sie keine Schuhe trug. Die spitzen Kanten des Felsens unter ihren Füßen schienen ihr jedoch keine Schmerzen zu bereiten.

Sie bemerkte ihren Beobachter nicht gleich. Und falls sie es doch tat, so ließ sie sich nichts anmerken. Joret sah ihr schweigend dabei zu, wie sie die Stellung ihrer Beine änderte, die Hüfte drehte und dann die Arme senkrecht über ihren Kopf streckte. Der Cardassianer war wie hypnotisiert von der Präzision ihrer Bewegungen, bis er plötzlich ihre Stimme hörte. Sie machte jedoch mit der Übung weiter, ohne sich zu ihm umzudrehen.

„Wollen Sie mir ewig zuschauen, oder machen Sie mit?“

Joret fühlte sich ertappt. „Ich weiß nicht, was genau Sie da tun. Wie könnte ich dann mitmachen?“

Nun hielt Sito doch inne und drehte sich zu ihm um. „Es nennt sich Mok’Bara und ist eine klingonische Kampfvorbereitung.“ Sie musste unweigerlich dabei an Worf denken, der ihr dieses Training, mit typisch klingonischer Strenge, beigebracht hatte. „Es ist mehr als eine Vorbereitung auf den Kampf. Mok’Bara reinigt den Geist. Nur wer einen klaren Geist hat, kann als Sieger aus einem Kampf hervorgehen.“ Sie erinnerte sich so deutlich an seine Worte, als stünde er auch jetzt direkt neben ihr. Sie vermisste ihn, so wie sie all ihre Freunde vermisste, die sie auf der Enterprise zurückgelassen hatte. Dann bemerkte sie jedoch Jorets fragenden Blick und fuhr fort: „Der Sicherheitschef auf der Enterprise leitete einen Mok’Bara Kurs und lud mich ein mitzumachen. Er fand wohl, dass ich oft nicht bei der Sache war.“

„Womöglich“, erwiderte Joret mit einem Schmunzeln, „wollte er nur sichergehen, dass Sie unversehrt aus etwaigen Kämpfen hervorgehen. Denkbar, dass er Sie einfach gern hatte.“

„Soweit würde ich nicht gehen“, winkte Sito ab. Wenn sie es sich jedoch recht überlegte, so hatte Worf sich durchaus viel Zeit für sie genommen. Zusätzlich mit ihr trainiert, obwohl sie eine ausgezeichnete Schützin war, und ihr klingonische Nahkampftechniken gezeigt, die man an der Sternenflotten-Akademie nicht gelehrt bekam. Sie hatte sich sicherer gefühlt, seit er sie unterrichtet hatte. Eigentlich, überlegte sie, war Worf durchaus ein Freund gewesen, nicht nur ihr vorgesetzter Offizier und Ausbilder. Er war auf jeden Fall eine der Personen, die sie besonders vermisste, seit sie hier auf diesem Stützpunkt war. Und dabei wusste sie noch nicht einmal genau, wo dieses Hier überhaupt war.

Joret entging nicht, dass Sitos Blick in weite Ferne gerückt war. Er räusperte sich leise, um wieder auf sich aufmerksam zu machen. Als die Bajoranerin ihn ansah, fragte er schließlich: „Auf welchen Kampf bereiten Sie sich vor? Wissen Sie etwas, von dem ich nichts weiß?“

Sito schüttelte kaum sichtlich den Kopf und sprang von dem Felsen herunter, direkt neben Joret auf die Wiese. „Ich mache das nicht, um mich auf einen Kampf vorzubereiten, sondern, weil es mir hilft mich zu entspannen. Es befreit meinen Geist von den vielen Gedanken, die mir durch den Kopf spuken.“

„Das hört sich verlockend an.“ Joret streifte sich die Schuhe und Socken von den Füßen. „Bringen Sie es mir bei?“

Für einen Augenblick zögerte Sito, dann nickte sie lächelnd. „In Ordnung. Stellen Sie sich auf Armeslänge neben mich.“ Beide traten einige Schritte auseinander und streckten dann den jeweils auf den anderen zeigenden Arm ganz aus, bis sich ihre Fingerspitzen für eine Sekunde berührten. Verlegen vergrößerte Sito die Distanz noch ein wenig, bis sie beide genug Platz hatten, um sich nicht mehr berühren zu können. „Das sollte genügen. Jetzt folgen Sie einfach meinen Bewegungen“, sagte sie leise. Sie wusste selbst nicht genau, weshalb sie plötzlich flüsterte. Die unschuldige Berührung ihrer beider Fingerspitzen hatte ein höchst angenehmes Prickeln durch ihren Körper geschickt. Sie versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren, doch sie spürte, wie sich ihre Wangen röteten.

Sito schalt sich innerlich und zwang sich zur Konzentration. Deshalb war sie doch schließlich hier. Sie spreizte die Beine und senkte das Becken, bis es sich halb auf Kniehöhe befand. Joret ahmte ihre Bewegung nach, wirkte dabei anfänglich aber noch etwas ungeschickt. Dann streckte Sito den linken Arm seitlich aus, während der rechte gen Himmel zeigte.

Ihren Bewegungen zu folgen, fiel dem Cardassianer schwerer als er gedacht hatte. Die Übungen waren langsam, jede Bewegung bedächtig. Selbst die Atmung unterlag einem gleichmäßigen Rhythmus. Dennoch gelang es ihm nicht, denselben meditativen Zustand zu erreichen, wie die Bajoranerin. So langsam begann er zu verstehen, weshalb damals so viele der auf Bajor stationierten Soldaten sich bajoranische Geliebte genommen hatten. Es war nicht nur das Temperament bajoranischer Frauen, das höchst anziehend und vor allem so herausfordernd war, sondern auch die Anmut und Sanftheit ihrer Körper.

Selbstverständlich waren cardassianische Frauen in seinen Augen schöner. Nein, nicht schöner, sie waren gewohnter. Früher hatte ihn der Gedanke abgeschreckt, jemals mit einer Frau aus einer anderen Spezies etwas anzufangen. Inzwischen hatte sich das jedoch geändert. Er fand zunehmend Gefallen an der Andersartigkeit. Er mochte Sitos langes, blondes Haar, das sich kaum stärker vom schwarzen Haar einer Cardassianerin unterscheiden konnte. Er fragte sich, ob es auch weicher war. Ebenso faszinierte ihn die leichte Rötung ihrer Wangen, die sich in den letzten Tagen immer wieder auf ihr Gesicht stahl. Wie sich wohl der zarte Haarbogen über ihren Augen anfühlte? Sicher sehr viel weicher als die Knorpel seines Volkes. Er war so neugierig auf Sitos Körper, darauf wie sie unter ihrer Kleidung aussehen mochte und inwieweit sie sich noch von den Frauen unterschied, die er bisher gehabt hatte.

„Stimmt etwas nicht?“

Sitos Stimme riss ihn aus seinen zunehmend unkeuschen Gedanken. Sein Hals war mit einem Mal wie zugeschnürt. Er hatte aufgehört die Mok’Bara Übungen nachzumachen und sie stattdessen schamlos angestarrt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Erst jetzt, wo sie ihn mit erhobener Braue und in die wohlgeformten Hüften gestemmten Hände fixierte, wurde er sich dessen klar.

„Verzeihung …“ Fieberhaft überlegte er und suchte nach einer plausiblen Erklärung. Dann hob er die Arme leicht an und der Schulterpanzer seiner Uniform drückte ihm schmerzhaft gegen die Halsknorpel. „Ich kann mich kaum bewegen.“

Die Bajoranerin schien seine Erklärung zu akzeptieren und zuckte die Schultern. „Dann ziehen Sie die Uniform einfach aus. Ich denke, Sie würden hier ohnehin weniger negativ auffallen, wenn Sie nicht mehr wie ein typisch cardassianischer Solat gekleidet wären.“

Es war allerdings nicht so, dass er einen Koffer voller Zivilkleidung mit auf seine Reise genommen hatte. Unter seinem Brustpanzer trug er lediglich ein ärmelloses Unterhemd, das er seit Tagen nicht gewechselt hatte.

„Ich schau Ihnen schon nichts weg, versprochen“, feixte Sito und ging wieder in Stellung, um ihn seine Entscheidung in Ruhe treffen zu lassen.

Es dauerte einige Momente, ehe Joret sich überwand und zumindest den Brustpanzer seiner Uniform auszog, den er achtlos beiseite warf. Die Luft war ihm beinahe etwas zu kühl, obwohl drei Sonnen hoch über ihnen standen. Als Cardassianer war er große Hitze gewohnt und bevorzugte sie gegenüber mildem Klima. Die Haut an seinen Armen zog sich zusammen, als ihn ein kleiner Windhauch berührte.

„Wenn Sie sich bewegen, wird Ihnen gleich wieder warm“, versicherte Sito und sah ihn von der Seite an. Sie wartete in ihrer Haltung, bis er diese ebenfalls eingenommen hatte und fuhr dann mit dem Training fort.

Es kostete Joret sämtliche Beherrschung, einfach nur das Mok’Bara auszuführen und sich nicht weiter vorzustellen, wie sich Sitos Haut wohl unter seiner Berührung anfühlen würde.

Rezensionen