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We got to rise

von werewolf

Kapitel 1

Am Anfang ist die TNG Folge "Beförderung" noch einmal kurz zusammengefasst, aber wer diese kennt, kann den Teil auch überspringen.
Joret Dal überlegte eine Zeitlang, ehe er auf Picards Frage antwortete. Der Captain hatte ihm die Sachlage erläutert und gefragt, ob er diese Information beschaffen könne. „Ich werde es versuchen. Einen Erfolg kann ich nicht garantieren, aber es ist ein das Wagnis wert. Allerdings bräuchte ich eine Tarnung, denn ein alleine reisender Cardassianer fällt den Patrouillen sofort auf.“
„Woran denken Sie? Eine Bajoranerin, die sich als Ihre Gefangene ausgibt und Sie sich als ihr Bewacher?“
„Zum Beispiel, ja. Würde sich ein Mitglied Ihrer Besatzung dazu bereit erklären? Diese Mission ist sehr gefährlich und ich möchte niemanden darüber belügen. Diejenige muss sich absolut sicher sein, dass sie ihr Leben für ein Volk riskieren will, das mit ihrem verfeindet ist.“
„Iich glaube, ich wüsste eine geeignete Kandidatin.“ Der Terraner betätigte den Kommunikator. „Lieutenant Sito Jaxa in Konferenzraum Eins.“ Dann deaktivierte er das Gerät wieder. „Sie ist … etwas speziell, das werden Sie gleich selbst feststellen. Es gab in der Vergangenheit auch schon einige Probleme mit ihr, aber sie hat Mut und Kampfgeist, Sie ist die richtige Wahl für diese Mission, wenn sie zustimmt.“
Joret wollte etwas erwidern, aber in dem Moment meldete der Türsummer die Ankunft einer Person. Picard bat den Besucher herein. Die Bajoranerin betrat den Raum, als sie den Cardassianer bemerkte, zeigte sie keine Anzeichen von Hass oder Angst. Er verstand, was der Terraner gemeint hatte.
„Das ist Joret Dal, ein Informant der Sternenflotte. Er hat den Auftrag, einige Informationen zu beschaffen. Dazu ist aber eine Tarnung vonnöten. Sofern Sie zustimmen, werden Sie sich als seine Gefangene ausgeben und später mit einem Shuttle an Bord zurückkehren. Die Teilnahme an dieser Mission ist nicht verpflichtend, eine Weigerung wird keinerlei Konsequenzen haben. Die Mission ist sehr gefährlich und kann tödlich für Sie enden, deshalb besteht keine Pflicht. In jedem Fall erwarte ich aber Stillschweigen von Ihnen.“
Die junge Frau überlegte einen Moment, bevor sie sich entschied. „Ich melde mich freiwillig für diesen Auftrag.“

Picard dankte ihr für die Bereitschaft und entließ sie mit der Ankündigung, am nächsten Tag Details mit ihr zu besprechen.
„Ist alles in Ordnung? Sie wirken nachdenklich“, bemerkte der Captain.
„Ich bin, offen gestanden, etwas erschrocken. Sie ist doch kaum älter als zwanzig. Eigentlich viel zu jung für so eine Mission.“
„Ich bin sicher, sie schafft das. Und wir haben keine Wahl. Die anderen würden alle ablehnen.“

Als Joret später am Abend allein war, dachte er über das Gespräch nach. Die Bajoranerin war wirklich eine bemerkenswerte Person. Sie war bereit, ihr Leben für eine Sache zu riskieren, die sie eigentlich nichts anging und von deren Erfolg sie nur irgendeine Belobigung hätte, die absolut keinen Vergleich zum eingegangenen Risiko darstellte. Was ihm aber ziemliche Sorgen machte, war das Alter von Sito Jaxa. Ihr fehlte die Lebenserfahrung, um in einigen Situationen Ruhe zu bewahren oder diese auch nur richtig einzuschätzen. Außerdem fürchtete er, dass sie irgendwann psychisch einknicken würde – je jünger die Person, desto höher das Risiko dafür, so war seine persönliche Erfahrung. Aber der für ihn vielleicht wichtigste Punkt war, dass sie zu jung war zum Sterben. Und das würde sie wahrscheinlich, wenn die Mission scheiterte. Er selbst hatte sich schon damit abgefunden, einmal bei einer solchen Gelegenheit sein Leben zu lassen. Aber das konnte er von ihr nicht erwarten. Morgen würde er noch einmal mit ihr reden und einige wichtige Dinge klären.

Sie betrat am nächsten Tag den Konferenzraum, in dem er auf sie gewartet hatte.
„Schön, dass Sie hier sind. Ich wollte mit Ihnen noch ein paar Details klären. Allein.“ Auch bei diesen Worten zeigte sie keine Anzeichen von Angst. Das verhieß gute Voraussetzungen .
„Sie sind sich sicher, dass Sie an dieser Mission teilnehmen wollen?“
„Absolut.“
„In Ordnung, ich schlage vor, dass wir uns ab jetzt duzen sollten, schließlich werden wir viel Zeit miteinander verbringen und es ist auch absolut notwendig, dass Sie Vertrauen zu mir haben. In Ordnung?“
Sie bejahte.
Er erläuterte die Umsetzung des Plans recht ausführlich. „Das wären jetzt die wesentlichsten Informationen. Hast du noch Fragen dazu oder welche allgemeiner oder auch persönlicher Natur? Ich werde auf alles antworten, soweit es mir möglich ist. Du hast ein Recht auf Antworten.“
Inzwischen wirkte sie etwas unsicher, wahrscheinlich, weil es jetzt kein Zurück mehr gab. „Haben Sie … hast du sowas schon öfter gemacht?“
„Ähnliche Missionen schon zwei Mal, und in beiden Fällen kam meine Begleitperson lebend und einigermaßen unversehrt zurück. Aber dieser Fall ist äußerst schwierig und das Szenario, dass wir darstellen werden, ist für mich ebenfalls neu.“
„Und wie soll ich mich genau verhalten? Ich meine, was macht die Tarnung am glaubwürdigsten?“
„Am besten, du schweigst und lässt mich reden. Egal, was passiert, du bleibst bei der ganzen Sache möglichst passiv. Auch wenn dich jemand direkt anspricht, ist es besser, wenn du nichts sagst. Wenn überhaupt, nickst du nur oder schüttelst den Kopf. Du solltest zu Boden sehen und niemandem in die Augen, mir am allerwenigsten mir. Es soll so wirken, dass du zu viel Angst vor mir hast, um in meiner Gegenwart auch nur zu husten, weil ich dann auf dich aufmerksam werden würde. Die Verletzungen, die die Ärztin vortäuschen will, sollten das unterstreichen. Ich werde mein Bestes tun, um dich vor wirklicher Gewaltanwendung zu schützen, aber das kann ich leider nicht versprechen. Es kann sein, dass ich dich aus Tarnungszwecken schlagen muss oder ähnliches, aber das werde ich nur tun, wenn es nicht anders geht, und dann auch so, dass es nach Kraftaufwand aussieht, aber nicht besonders schmerzhaft ist.“
Sie redeten noch eine Weile über nähere Details, und als sie wieder gegangen war, wurde ihm schmerzlich bewusst, wie viel Verantwortung er zu tragen hatte. Er hatte bisher noch nie so intensiv darüber nachgedacht, aber jetzt war es ihm nur allzu präsent. Unter anderem hatte er sie noch nach ihrem Alter gefragt, und sie hatte mit zweiundzwanzig geantwortet – bisher waren seine Begleitpersonen stets älter gewesen, und das war auch gut so.

Der Morgen des Aufbruchs war gekommen. Joret ging zur Krankenstation. Dort würde er Jaxa abholen, nachdem die Schiffsärztin sie optisch so verändert hatte, dass eine Gefangennahme glaubhaft war. Zum Glück gab es diese Möglichkeiten und er musste sie nicht wirklich so zurichten. Wenigstens ein Lichtblick in dem ganzen Drama. Die Tür öffnete sich, und er trat ein. Jaxa saß auf einem der Biobetten, und er stellte fest, dass ihr Erscheinungsbild sehr authentisch war. „Bereit?“, fragte er, und sie nickte etwas zögerlich. Die Nervosität war ihr deutlich anzusehen. Er durchquerte den Raum und stellte sich neben sie. „Noch kannst du dich um entscheiden. Niemand würde dich dafür verurteilen, ich am allerwenigsten“, bemerkte er leise, sodass die Ärztin im Nebenraum das nicht hörte. Die Bajoranerin schüttelte den Kopf. Vermutlich redete sie nicht, da sie ihrer Stimme nicht so recht traute und vor ihm keine Schwäche zeigen wollte. „Dann mal los“, meinte er, griff nach seiner und ihrer Tasche und sie verließen die Krankenstation in Richtung Shuttlerampe.
Picard war sogar persönlich dorthin gekommen, um sie zu verabschieden. „Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre Bereitschaft, dieses hohe Risiko für den Schutz der Föderation und ihrer Gesetze auf sich zu nehmen. Sie sind ein Beispiel an Mut und Tapferkeit.“ Er wandte sich an Joret. „Auch Ihnen danke ich. Sie beide tun Iihr Möglichstes, um das Leben und die Freiheit von Milliarden von Individuen zu schützen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und hoffe, dass Sie lebend und unversehrt zurückkehren.“
Dann starteten sie. „Wir werden die Grenze zum cardassianischen Raum in etwa drei Stunden erreichen. Ab dann können die ersten Patrouillen erscheinen und uns abfangen“, erklärte Joret, nachdem er den Autopiloten aktiviert hatte.
Die Bajoranerin nickte. „Dann geht’s wohl los. Sehe ich dementsprechend aus?“.
Er bejahte.
„Andere fragen sowas vor einem festlichen Anlass“, meinte sie und versuchte ein Lächeln, „und ich will wissen, ob ich misshandelt genug aussehe. Das Leben hat einen etwas seltsamen Sinn für Humor.“
Dem Cardassianer fiel auf, dass sie sich auf das Leben und nicht auf die Propheten bezog, aber es war gerade wirklich kein geeigneter Moment, um darauf einzugehen. Stattdessen ging er zum Replikator und kehrte mit zwei Tellern zurück. „Jetzt ist die günstigste Gelegenheit, noch etwas zu essen. An der Grenze werden wir sicherlich kontrolliert und das kann schon mal länger dauern.“, erklärte er.
Sie aßen schweigend. Jaxa wirkte ziemlich nachdenklich, und er war nicht sicher, ob es eine gute Idee wäre, sie anzusprechen und damit möglicherweise zu stören. Dann räumte er das Geschirr weg und überprüfte noch einmal die Papiere, die er mitführte, um eventuelle Fehler, die er bis jetzt übersehen hatte, noch ausbessern zu können.
Etwa eine halbe Stunde vor dem Erreichen des cardassianischen Raumes legte er das PADD weg und trat zu der Bajoranerin. Sie lag mit geschlossenen Augen auf der schmalen Pritsche. Er wusste, dass sie nicht schlief, und vermutete, dass sie vielleicht meditierte. Viele Bajoraner taten das. „Jaxa?“
Sie sah zu ihm und erhob sich zögerlich. Ihre gesamte Körperhaltung zeigte ihre Anspannung. „Setz dich da drüben an die Wand“, meinte er und wies auf die rechts von der Tür befindliche Wandverkleidung.
Sie durchquerte den Raum und ließ sich dort nieder. Dann griff er nach einem Drahtseil und hockte sich neben sie. „Ich werde dir jetzt Hände und Füße fesseln. Das wird etwas schmerzhaft, denn wenn ich die Fesseln zu locker lasse, werden sie Verdacht schöpfen. Aber immer noch besser als mit den Methoden, die das Militär üblicherweise nutzt.“ Als er damit fertig war, versuchte sie aus einem Reflex heraus, sich zu befreien. Natürlich vergeblich. Sie geriet in Panik und zerrte mit aller Kraft an dem Seil. „Hey, ganz ruhig“, meinte Joret beschwichtigend, „das bringt nichts, dadurch verletzt du dich nur.“ Sie holte ein paarmal tief Luft und schaffte es schließlich, die Fassung wiederzugewinnen. „Ich weiß, das ist ein absolut beschissenes Gefühl. Bei der vorletzten Mission hatte ich das zweifelhafte Vergnügen“, ergänzte er.
Die Computerstimme ertönte. „Sie haben das Gebiet der Föderation verlassen.“ Der Cardassianer eilte zu den Sensoren, die ein Patrouilleschiff anzeigten. Dann ging er wieder zu ihr. Sie zog die Knie an, legte die Arme darum und den Kopf darauf, den Blick auf den Fußboden gerichtet.
„Sehr gut. Bleib am besten genauso sitzen und nicht vergessen: auf gar keinen Fall jemandem in die Augen sehen. Versuch, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Ich bin sicher, dann wird niemand misstrauisch werden, wenn ich es nicht versaue. Du schaffst das.“
Dem Soldaten, der an Bord beamte, sah man deutlich an, dass er seine Aufgabe als ziemlich sinnlos empfand. Er sah sich kurz um, ließ den Blick aber nirgends länger verweilen als unbedingt nötig. Die Papiere, die Joret ihm auf eine knappe Aufforderung hin vorlegte, überflog er nur kurz, unterzeichnete das dazugehörige Formular und war wieder verschwunden. Das Ganze hatte nicht länger als fünf Minuten gedauert. Als sie die Weiterreise antraten, setzte sich Jaxa langsam wieder gerade hin und streckte die Beine aus. Eine bequeme Haltung war das wirklich nicht gewesen.
„Das ging ja schnell“, meinte Joret, nachdem er ihr die Fesseln wieder abgenommen hatte, „du hast deine Rolle gut verkörpert. Wenn du das so beibehältst, dürfte wegen dir niemand misstrauisch werden.“
„Was hat er eigentlich am Schluss noch zu dir gesagt?“, fragte sie.
„Nun“, Joret musste unwillkürlich grinsen, „er meinte, dass er gerne öfter so einfache Fälle hätte.“
„Es wird nicht so bleiben, oder?“, bemerkte sie.
Er nickte. „Leider nicht. Die meisten Cardassianer nehmen ihre Aufgaben ernster als dieser. Es kann sein, dass ich dich schon beim nächsten Mal attackieren muss, wenn einer von ihnen Verdacht schöpft. Ich versuche, das zu vermeiden, aber versprechen kann ich leider nichts.“

Die nächste Kontrolle war schon eine deutliche Steigerung. Dieses Mal waren zwei Soldaten anwesend, zwar immer noch friedlich gesinnt, aber deutlich aufmerksamer. Der eine von ihnen sah des Öfteren zu der Bajoranerin und es kostete sie einige Überwindung, nicht aufzusehen. Das Gespräch verlief auch nicht gut. Der Tonfall der Soldaten war deutlich angespannt. Auch wenn sie kein Wort verstand, bemerkte sie, dass sich Joret plötzlich mitten im Satz kurz innehielt, nicht lange zwar, aber deutlich, und dann etwas schneller weitersprach. Die beiden Cardassianer hatten es ebenfalls bemerkt. Der Misstrauische, der offenbar der Ranghöhere war, ging in ihre Richtung. Sie zog die Beine noch etwas mehr an und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Der Soldat blieb vor ihr stehen und überprüfte ihre Fesseln. Als sie keine Reaktion darauf zeigte, griff er sie am Kinn und drehte ihren Kopf etwas zur Seite.
Jaxa schloss die Augen, um ihn ja nicht direkt anzusehen. Ihre Angst musste sie nicht einmal schauspielern.
Er darf nichts bemerken, dachte sie fieberhaft, hoffentlich reicht die Verletzungssimulation von Dr. Crusher, hoffentlich ordnet er keine Untersuchung an.
Nach einer Zeit, die ihr wie Stunden erschien, aber nur ein paar Sekunden umfasst haben konnte, wandte sich der Cardassianer wieder ab, wenn auch widerstrebend, wechselte noch ein paar Worte mit Joret und verließ mit seinem Kollegen das Shuttle. Sie hatte unbewusst die Luft angehalten, und atmete nun zitternd aus. „Das war knapp“, meinte sie nach einem Moment.
Er bejahte. „Das war meine Schuld. Ich habe etwas sehr Unvorsichtiges gesagt, und als ich es bemerkt habe, war es schon zu spät. Als er zu dir hinging, habe ich schon damit gerechnet, dass wir auffliegen oder er zumindest noch eingehendere Untersuchungen fordert.“
„Was hättest du dann gemacht?“, wollte sie wissen. „Ich hätte versucht, ihn zu bestechen, und bei ihm hätte das sicher geklappt. Und wenn nicht, hätte ich versucht, ihn zu überwältigen und ihm die Waffe abzunehmen, beide in Schach zu halten, zu fixieren und auf dem nächsten bewohnten Planeten abzusetzen.“
„Was für ein vielversprechender Plan“, meinte sie sarkastisch, „das hätte bestimmt funktioniert, du allein gegen zwei bewaffnete Gegner, die auch noch bestens ausgebildet sind. Wir wären beide tot gewesen, im besten Fall sofort, im schlimmsten Fall erst später. Du hast unser beider Leben riskiert.“ Ihr Tonfall wurde immer ungehaltener, und auch er klang äußerst wütend.
„Ich habe schon gesagt, dass es meine Schuld war. Ja, ich habe Mist gebaut, und das tut mir wirklich leid. Aber du wusstest von Anfang an, dass das eine ziemlich gefährliche Unternehmung wird, und du hast trotzdem zugesagt. Ich tue mein Möglichstes, und kann nur hoffen, dass das reicht. Mehr kann ich nicht machen.“ Er seufzte. „Tut mir leid.“, meinte Joret wieder ruhiger.
„Mir ebenfalls“, antwortete sie. „Mir sind eben einfach die Nerven durchgegangen.“
„Wir sind wohl beide ziemlich fertig von eben. Vergessen wir das Ganze einfach.“
Sie stimmte zu.

Die nächsten Tage verliefen ziemlich ereignislos, zumindest, was die Patrouillen anging. Sie lernten sich besser kennen, Zeit zum Reden hatten sie schließlich genug. Joret stellte sich, wie sie es auch schon vermutet hatte, als friedliebende, eher ruhige Persönlichkeit heraus. Erstaunlich hingegen fand sie seine Zuneigung zu seiner Heimat, die er ja eigentlich mit seinem Handeln verriet. Er war der Ansicht, dass sein Volk durch die militaristische Regierung seine Werte verloren hatte, und dass es sie wiedergewinnen würde, wenn erst eine neue Elite an der Macht war. Sie erfuhr, dass er eine Familie auf Cardassia hatte, die er wahrscheinlich nie wiedersehen würde. „Jeder muss Opfer bringen, um Cardassia zu neuer Größe zu verhelfen“, hatte er dann gesagt, „und wenn es mein Opfer ist, meine zwei Söhne nie mehr zu sehen und als Verräter zu gelten, dann bin ich bereit, diesen Preis zu zahlen. Ich habe mich damit abgefunden.“ Seine Stimme verriet dennoch den Schmerz, den er darüber empfand, auch wenn er versuchte, das zu überdecken.
Jaxa erwies sich, wie er das schon gedacht hatte, als willensstark und mutig. Sie war bereit, ihr eigenes Wohl zurückzustellen, wenn es nötig war, und konnte die Interessen anderer nachdrücklich vertreten. Aber er bemerkte auch die verborgene Angst, die sie angesichts der Lage empfand und die ab und zu deutlich an die Oberfläche trat. Und noch etwas fiel ihm auf. Eine Schuld, die sie ständig mit sich herumtrug, eine schwere Bürde, die sie zu tragen hatte und unter deren Last sie manchmal zusammenzubrechen drohte.
Einmal hatte er sie danach gefragt. „Du wirkst, als wenn du dich für etwas schuldig fühlst.“
Sie nickte. „Mein Vergehen war schwer, und die Schuld, die damit einhergeht, ist nicht mehr auszugleichen. An Bord des Schiffes weiß es jeder, und zwar schon bevor ich überhaupt dorthin versetzt wurde. Der Ruf einer Verbrecherin eilt mir voraus, und es ist Picard hoch anzurechnen, dass er mir überhaupt eine Chance gegeben hat.“
„Was hast du getan oder nicht getan? Du musst es natürlich nicht erzählen, wenn es dir lieber ist, darüber zu schweigen. Aber reden kann da wirklich helfen.“
„Da es sowieso schon jeder weiß, kann ich es dir auch sagen. Ich war an der Tötung eines Menschen beteiligt.“
„Es kann viele Gründe geben, warum man in so eine Situation gerät, und wenn es erst mal passiert ist, kann man es nicht mehr ändern. Ich denke, ich bin auch an mehreren Tötungen mitschuldig, ohne bewusst davon Kenntnis zu haben. Wie fühlst du dich damit?“
Sie überlegte kurz. „Schlecht., ich Ich habe einen Fehler gemacht, den ich nie mehr rückgängig machen kann. Und das bereue ich aufrichtig.“
Er fragte nicht weiter nach, verurteilte sie aber auch nicht. Das war neu für sie. Viele hatten ihr Fragen gestellt – die Untersuchungskommission, die Presse, ihre damaligen Freunde, Picard, andere Besatzungsmitglieder. Nie hatte sie eine Antwort gegeben. Den Tatbestand nie geleugnet, aber kein einziges Detail preisgegeben. Auch wenn sie einige Dinge sicher entlastet hätten. Ungeklärte Rolle im Fall des Todes von Kadett Joshua Albert, Nova – Geschwader, 2368, stand in ihrer Personalakte. Nicolas hatte zwar die Verantwortung übernommen, als Anführer der Einheit, aber ihr Anteil und der der anderen Mitglieder konnte nie restlos geklärt werden. Dieser Eintrag war natürlich keine Werbung, und deshalb hatten die meisten Captains andere Personen angefordert – sie wollten keinen Ärger auf ihren Schiffen. Auch im privaten Bereich hatte sich die Verbreitung dieser Informationen nicht gerade positiv ausgewirkt. Ihre alten Freunde mieden sie, und andere Leute interessierten sich erst gar nicht näher für sie. Sie fürchteten oder verachteten sie, und das machte ihr neue Bekanntschaften fast unmöglich. Joret hingegen akzeptierte das einfach so, wie es war. Er verstand, dass sie nicht darüber reden wollte, hatte ihr aber angeboten, das jederzeit tun zu können. Die einzige Frage, die er gestellt hatte, hatte sie von Privatpersonen so noch nie gehört – wie es ihr damit ging. Die anderen wollten nur Details von dem Vorfall wissen, warum sie das getan hatte, oder, ob sie an die Gefühle der Angehörigen gedacht hätte. Oder an das Opfer. Ob sie denn nie daran gedacht hatte, wie hoffnungsvoll der Kadett gewesen war. Ob es ihr denn gleichgültig sei, dass sie ein menschliches Leben vernichtet hatte. Aber nie diese Frage.

Danke fürs Lesen :) ich hoffe, die Story hat euch gefallen. Freue mich wie immer über Reviews.

LG
werewolf
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