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Bis an der Erde steinern Herz, Band 2

von MaLi

Stein um Stein

Seit der Feier ihres Jahrestages hatte sich die Lage der Romulaner merklich verbessert. Mit dem reichhaltigeren Essen und dem Ruhetag erholten sich die Männer etwas. Auch wenn sie noch immer von Gitterstäben und bewaffneten Wärtern umgeben waren, war ihr Alltag in eine Form von Arbeitsroutine übergegangen. Man stand früh auf, erledigte sein Tagwerk und traf sich dann am Feierabend zum Nachtessen auf dem Flur. Die Arbeit war härter als auf der Narada. Pausen mussten zur Not gestohlen werden, es gab keine Bezahlung und krank feiern ging nur mit wirklich triftigem Grund. Sie sahen kaum die Sonne, und wenn, verdienten sie sich das dringend benötigte Vitamin D mit dem Aufenthalt in der Gefahrenzone. Es war kein Spass hier zu arbeiten, doch dank ihres unvergleichlichen Einsatzes, den sie leisteten, war es für die Romulaner doch um einiges angenehmer als für den Rest der Gefangenen.

Rura Penthes Exporte stiegen wieder merklich an seit die kräftigen und erfahrenen Bergmänner beschlossen hatten, sich vollständig und gehorsam in den Dienst der Klingonen zu stellen. Im Gegenzug drückten die Wärter auch mal ein Auge zu, wenn einer der Romulaner sich die eine oder andere Freiheit erlaubte. Sie hielten sich an die Regeln und somit an den Deal, doch sie genossen es auch ab und zu den Wärtern klar zu machen, dass Meister Koth sie mehr schätzte als die Wachen, die nur Kosten verursachten und kaum zum Profit beitrugen. Der einäugige Klingone sah es gar nicht gern, wenn einer seiner seltenen Musterarbeiter ausfiel. Das schützte die Bergleute etwas vor den willkürlichen Übergriffen der Wachen, welche sich jetzt auf seelische Grausamkeiten und leichte Quälereien beschränken mussten.

Auch Knurr hielt sich etwas mehr zurück. Dass Ayel sein Leben verschont hatte, war nicht gerade ehrenhaft für ihn, trotzdem verzichtete er auf die standesübliche Rachenahme. Zwischen Koth und Ayel stehend, könnte er nach einer solchen nur zwischen Pest und Cholera wählen. Der Klingone entschied sich für seine Gesundheit und liess Ayel in Frieden.

***

Sie bekamen das Mittagessen jetzt regelmässig im Zellenblock serviert. Den anderen Häftlingen war längst aufgefallen, dass die Romulaner jede Woche einen Tag fehlten. Das schürte Missgunst und Streit unter den Rassen. Wenn sie jetzt noch erführen, dass die ehemaligen Söhne Vulkans auch noch besseres Essen bekamen, wäre ein Aufstand vorprogrammiert. Obwohl die Romulaner für zwei schufteten, konnte Rura Penthe es sich nicht leisten, so viele Arbeiter auf einmal zu verlieren. Die Romulaner waren wertvoll, also wurden sie von den Klingonen beschützt.

Heute freuten sie sich ganz besonders über ihre Ration. Es gab gutes, fettes Fleisch, viel Gemüse und auch die Brühe selbst schmeckte besser, als sie es jemals sonst getan hatte. Auf Nachfrage erfuhren sie vom Klingonen, der den Servierwagen fuhr, dass das Imperium Koth für die gestiegenen Exporte gelobt hatte. Sie hatten also gut daran getan, sich wieder mit Fleiss an die Arbeit zu machen. Wenn Koth sie weiterhin für gute Leistung so bedachte, konnte es in Zukunft nur besser werden.

„Leute“, scherzte Ayel erfreut, „die Suppe ist heute so fettig, da gucken mehr Augen raus als rein!“
„Ja“, lachte Torre und kaute beglückt, „das gibt wieder was auf die Knochen!“
Er zwinkerte Ayel zu und der verstand sofort, dass das ein kleiner, hoffnungsvoller Seitenhieb auf Livis Geschmack, was Männerfigur anbelangte, war. Etwas mehr Fleisch auf den Rippen würde vielleicht wirklich seine Chancen um ein My steigern.

„Ich hätte nie gedacht“, wechselte Boknar das Thema und schüttelte den Kopf, „dass WIR es mal sein würden, die die klingonische Flotte so fleissig mit Dilithium ausrüsten würden …“
„Also technisch gesehen“, warf Vilox ein, „rüsten wir sie nur mit Baumaterial und Lavagestein aus den Schmelzöfen für ihre neuen Siedlungen aus.“
„Hör mir auf mit den Schmelzöfen“, stöhnte Kumak und rieb sich den kahlen Schädel.
Während die rhyolitische Lava nur 800°C benötigte, quälten sich die Arbeiter an den Öfen mit der basaltischen bei über 1200°C. Kumak, der oft jenen Posten bekleidete, besass bis auf die Wimpern und ein paar klägliche Augenbrauen kein einziges Haar mehr am Körper. Die Hitze hatte sie allesamt weggesengt.

„Ich dachte immer“, wunderte sich Vek, „dass auf Rura Penthe Dilithium abgebaut wird. Warum schürfen wir nur Gestein? Wir sind jetzt über ein Jahr hier und haben nicht einmal den Funken einer Lagerstätte entdeckt?!“
„Vielleicht steht der Planet erst am Anfang der Ausbeutung“, mutmasste Ayel, dem das ebenfalls seltsam vor kam.

Sie waren über 150 Jahre in die Vergangenheit gereist, gut möglich, dass Teile ihrer gewohnten Gegenwart in dieser Zeit ihren Anfang genommen hatten. Ausserdem besassen sie in ihrer Zeit die viel bessere Technologie. Mit den empfindlichen Sensoren der Narada hatten sie in kürzester Zeit die grössten Lagerstätten ausgemacht gehabt. Der grosse Plasmabohrer hatte ihnen dann punktgenau den Weg ins Planeteninnere geebnet, so dass sie gleich vor Ort mit dem Abbau beginnen konnten. Kilometer tiefe Stollen und Schächte, die sich wie ein Ameisenhügel zu den vermuteten Bodenschätzen vorarbeiteten, gehörten längst der Vergangenheit an. Zwar mussten auch in ihrer Zeit die Rohstoffe von Hand gefördert werden, das Graben jedoch übernahmen Bohrer jeder Grösse. Besonders der grosse, plasmaführende Pendelbohrer war Tirans ganzer Stolz. Den hätten sie hier gut gebrauchen können.

„Ich glaube eher“, unkte Thrai, „dass die uns von den Lagerstätten fern halten! Die haben wohl Angst, dass wir ihnen die Fabrik unter dem Hintern wegsprengen, wenn sie uns mit Trilithium hantieren lassen.“
Ayel grinste. Er war der Sprengmeister der Crew und hätte sehr gerne mal die eine oder andere Sonderexplosion auf Rura Penthe verursacht.

„Apropos Rura Penthe: Gab schon ne Menge Prominenz hier“, überraschte sie Egap, der sich gut in Geschichte auskannte, nachdenklich. „James T. Kirk höchstpersönlich war sogar mal hier eingesperrt!“
„Wer?“, schmatzte Javaid zwischen zwei Bissen.
„Dieser berühmte Typ von der Erde. Lange her“, half ihm Torre auf die Sprünge.
„Ach der“, brummte Javaid und schluckte. „Zur Hölle, ich bin ein romulanischer Bergmann; was interessiert mich die Erde?! Dämlicher Planet. Mischt sich überall ein. Wie die Regierung.“
Die Art, wie er den Löffel ins Essen stiess, liess deutlich seine Abneigung gegen Politik erkennen. Nicht wenige nickten verhalten.
„Na DIE ist ja nun nicht mehr da“, wagte sich Ygnar vor und erntete stumme, vorsichtige Blicke.

„Ich glaube, der ist noch nicht mal geboren“, kam Boknar auf das Thema Kirk zurück und rechnete.
„Hm, vielleicht doch“, warf Sa’et ein, „Der müsste jetzt ein Krabbler sein, soweit ich das im Kopf habe.“
„Meine Eltern sind jetzt Krabbler“, fiel Korid auf.
„Bei mir die Grosseltern; zumindest Kinder sind sie jetzt“, meinte der junge Aurel und auch der nur wenig ältere Ayel nickte stumm.
Wenn sie es zurück schaffen würden, könnte er vielleicht sogar den Tod seiner Familie verhindern! Er würde nicht ins Waisenhaus müssen, hätte seine Geschwister besser kennen gelernt und … er hätte vielleicht niemals Oren und Livis getroffen. Er seufzte tief. Vielleicht war doch alles gut so, wie es gelaufen war.
„Was hast du?“ fragte Egap fürsorglich auf den Seufzer hin.
„Nichts“, wehrte Ayel kopfschüttelnd ab, „nur … Spielereien.“
Egap nickte verstehend und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken.

„Livis“, fiel Ayel ein, „du sagtest doch mal was wegen dieses Zitates. Wegen der Verurteilung hier.“
„Ja?“
„Wer war eigentlich diese arme Sau? Wird sein, meine ich?“
„Das war eben Kirk. Kirk und McCoy“, informierte sie ihn.
„Wer?“, fragte Javaid nach.
Piri und Torre seufzten theatralisch und sangen ihm gleichzeitig „Dieser Typ von der Erde!“ in die Ohren.
„Jaaaah, ich hab’s jetzt kapiert!“, rief der dunkelhäutige Bohrtechniker und hielt sich die Spitzohren zu, wobei der Löffel wie eine Antenne an seinem Kopf empor ragte.
Lautes Gelächter breitete sich aus.

Boknar nickte.
„Richtig. Die waren aber nicht lange hier. Ein paar Tage oder so, dann sind sie geflohen. War eine riesen Geschichte.“
„Wie haben sie das geschafft? Nur zu zweit?“, schöpfte Ygnar Hoffnung. Er war wie die meisten von ihnen Handwerker und hatte nie studiert.
„Die hatten Hilfe“, machte Boknar sie gleich zunichte. „Von Innen und von Aussen. Aber ich glaube gelesen zu haben, dass der Insider ein Hautwechsler oder sowas war. Hat sie übers Ohr gehauen. Passt also auf, wem ihr hier vertraut!“
„Ich vertraue ohnehin nur Romulanern“, nickte der alte Melek. „Nur euch. Die anderen hier haben alle nur ihren eigenen Vorteil im Sinn.“

„O’Malley nicht“, warf Ayel leise ein.
„Der hat uns verraten!“, fauchte Meral, der noch immer um seinen besten Freund Val trauerte.
„Das hat er bestimmt nicht gewollt“, verteidigte Ayel den Menschen.
„Nicht gewollt?“, fuhr der Steuermann auf. „Er hat uns in eine Falle gelockt und ist seither verschwunden! Wer weiss, ob sie ihn dafür nicht freigelassen haben …“
Innerlich hoffte Ayel das sogar, trotzdem knurrte er zurück: „Oder getötet! Hast DU nicht auch unter der Folter gestanden? Hast du nicht auch Nero verraten, als dir die Schmerzen zu viel wurden?“
„Du etwas nicht?“
„Nein! Ich habe es ertragen. Ich habe geschwiegen obwohl …“
„Und jetzt glaubst du“, wurde Meral laut, „dass du besser bist als wir? Glaubst du, nur weil du …“

„HEY!“, kappte Melek die Diskussion abrupt. „Es reicht! Wollt ihr euch wegen wilden Spekulationen die Köpfe einschlagen? Meral: Dass der schwache Mensch unter der klingonischen Folter zusammengebrochen ist, kannst du ihm nicht verübeln. Und Ayel: Du bist stärker als die meisten von uns, da hast du Recht, aber du musst lernen, die Schwächen deiner Brüder zu akzeptieren. Sie brauchen deine Hilfe und Unterstützung, nicht dein Urteil. Wir haben nur uns. Wenn wir uns entzweien, haben wir nichts mehr!“
Das nickten alle Brüder nachdenklich ab.
„`Tschuldige“, murmelte Ayel und sah Meral nicht an. Auch der Steuermann bat seinerseits murmelnd um Vergebung.

Es fiel hier so leicht zu streiten. Auch wenn sie es untereinander gut hatten, Arbeit, Hunger und Kälte nagten unablässig an ihren Nerven. Sie waren reizbar geworden und aggressiv. Immer wieder mussten sie sich ins Gedächtnis rufen, ihren Frust an den Wachen und nicht an ihren Brüdern auszulassen. Die einzigen, die immer ruhig und ausgeglichen schienen, waren Piri und Torre. Die bauten ihren Frust erfolgreich in ihrer therapeutischen Kuschelgruppe ab. Ayel war überzeugt, dass, wie er, auch die anderen Brüder die zwei darum beneideten. Trotzdem schien sich keiner zu trauen, sich ebenfalls einen Partner zu suchen.

***

Ayel war sehr nachdenklich, als er sich am Nachmittag im Stollen an die Arbeit machte. Sie schlugen einen neuen und der Huther war gespannt, ob sich wohl irgendwo hinter diesen Felsen eine glitzernde Lagerstätte aus Kristall auftun würde. Es stauchte sein Ego, als erfahrener Hauer lediglich die Schmelzöfen mit Steinen zu versorgen, um daraus Lavagestein für den Gartenbau zu produzieren. Quader schlagen und Baustoff herzustellen war nicht die Art Arbeit, die der geübte Bergmann zu tun gewohnt war.

Er hatte das Handwerk sehr schnell gelernt gehabt. Als ehemaliger Geologiestudent hatte seine Zeit als Scheidejunge nur Tage gedauert, bis er bereits zum Lehrhauer und dann zum Hauer befördert worden war. Bald durfte er sich als Kipper versuchen, dann als Stösser Erfahrung sammeln und seine Kumpel bei den Sprengungen unterstützen. Drei Jahre später war er Sprengmeister geworden, dann Steiger und schliesslich Hutmann, als der alte Rurek seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten hatte. Es war wohl dann eher ein Unruhestand geworden, denn der sympathische alte Romulaner hatte acht Kinder, 24 Enkelkinder und fast so viele Ur -und Ururenkel gehabt. Ayel vermisste ihn, er hatte viel von seinem alten Meister gelernt. Noch oft hörte er ihn in den Ohren, wenn er sich an sein Tagwerk machte.

„Gibt nur Ofenware her, hm?“, meinte Ygnar und schlug die Hacke in den Fels. „Nichts als Abraum. Da brauchen wir bei Leibe weder Stösser noch Kipper …“
„Furchtbar“, nickte Ayel, als ihm das Gestein in Kieselgrösse vor die Füsse rieselte. „der Berg hier ist Mist. Das ist kein Fels mehr, das erinnert eher an Nagelfluh! Alles porös und voller Sand. Sieh her - er deutete ins frisch geschlagene Loch - da sind schon einzelne Steine!“
„He Wärter“, rief der bullige Steiger einen Klingonen heran, „wir stossen in eine neue Schicht vor!“

„Was ist das für Fels? Kann man ihn gebrauchen?“, wollte der wissen.
„Das ist Nagelfluh“, erklärte Ayel fachmännisch. „Konglomerat. Ist ein guter Baustoff da er frostfest ist. Geradezu perfekt für Rura Penthe; solltet ihr auf der Oberfläche einsetzen.“
„Hm“, brummte der Klingone und zerrieb nicht sehr begeistert das sandige Gemisch zwischen den Fingern. „Das sind nur lose Steine! Und das soll ein guter Baustoff sein?“
„Es ist eine Mischung aus verschiedenem Gestein“, klärte Ayel den Unwissenden geduldig auf. „Kalksein, Sandstein, Granit und so weiter. Jetzt ist noch alles mit Sand und losen Steinen vermischt, aber sobald die Schicht abgetragen ist, kommt der brauchbare Teil. Dann kommen wir hier mit Spitzhacken nicht mehr weiter. Wir werden Bohrer und Schneidewerkzeuge benötigen.“
„Wann?“, wollte der Klingone knapp wissen.
„Kommt darauf an, wie dick die poröse Schicht ist. Vielleicht morgen schon, vielleicht erst in ein paar Tagen.“
„Gm“, brummte der Wärter erneut. „Ich frage den Boss.“

„Gut. Und hey“, sprach Ayel den Wärter an, „ich dachte, Rura Penthe ist ein Dilithium Planetoid. Wo ist denn hier das Mineral? Ich habe noch nichts davon gesehen …“
„Nicht hier“, hielt sich der Klingone bedeckt.
„Wo dann?“
„Nicht hier.“
So schlau wie vorher machte sich Ayel wieder an die Arbeit.

Nicht hier!? Wenn nicht hier, wo dann? Hier waren die Fabriken, die Schmelzöfen, die Laderampen für die Frachschiffe. Wurde das Dilithium noch gar nicht entdeckt? Ihm fiel ein, dass die Klingonen auf einigen Dilithiumplaneten schürften. Vielleicht war dieses Todeslager wirklich eine der neueren Errungenschaften. Vielleicht funktionierte hier deshalb noch so vieles nicht.

***

Sie hatten ihre Nachmittagsschicht schon fast beendet, als Xandr Ayel aus seinen Gedanken riss.
„Ayel, sieh dir das an!“, er hielt ihm ein Stück Stein entgegen.
„Das ist Gneis?!“, identifizierte der Geologe das schwarz weiss gestreifte Stück sofort überrascht.
„Ja“, nickte Xandr, „ich frage mich langsam, wie tief wir hier eigentlich sind …“
„Was ist los?“ Ygnar und die anderen kamen hinzu.
„Gneis“, informierte Ayel knapp.
„Gneis?“, wiederholte Adnak beunruhigt. „Gibt es hier Erdbeben?“
„Das oder der Druck ist hier allgemein höher. Wir sind zwar stärker und robuster als die meisten Spezies, aber ich habe nicht das Gefühl, dass die Gravitation hier stärker ist als anderswo. Da habe ich schlimmere Planeten erlebt.“
„Stimmt“, wunderte sich der Steiger, „Rura Penthe ist nur ein kleiner Planetoid; eigentlich müssten wir hier fast fliegen können?!“
„Also wenn wir auch noch Porphyr finden“, unkte Ayel besorgt, „dann sollten wir besser nicht zu tief schürfen …“
„Haltet die Augen offen“, mahnte Ygnar die Kumpel und schickte sie wieder an die Arbeit.

Ayel wurde immer konfuser. Kein Dilithium, dafür Konglomerat und abrupt wechselnde Gesteinsschichten. Auf Rura Penthe mussten einst heftige Erdbeben stattgefunden haben. Er konnte nur hoffen, dass sie vorbei waren oder zumindest, dass sie das Dilithium fanden, bevor sie wieder anfingen. Gneis fand sich häufig in den kristallinen Zonen des Gesteins, die Chance dahinter auf Dilithium zu stossen war also nicht schlecht. Vorausgesetzt, sie würden hinter der Nagelfluh eine reine Schicht des Gneis finden, sonst war die Wahrscheinlichkeit grösser, dass die Kristalle im Laufe der Jahrtausende im Konglomeratgemisch zermalmt worden waren. Vielleicht hatten die Sensoren nur die Splitter des wertvollen Rohstoffes geortet, während die ganzen Dilithiumblöcke längst zu feinem Sand zerrieben worden waren. Dann würden sie sich hier alle umsonst den Buckel krumm schuften …

Ayel ächzte, wischte sich den Schweiss von der Stirn und schaufelte erneut eine grosse Ladung Gesteinsgemisch in den Hunt. Sein Kreuz schmerzte schon vor Anstrengung. Er war Hacken und Bohren gewohnt, das Schaufeln und Fördern war den einfachen Hauern und den Lehrlingen überlassen. Er schwitzte und fühlte Durst. Seine Flasche war längst leer.

„Ygnar“, bat er seinen Freund und Kumpel, „gibt mir bitte die Hacke; ich kann nicht mehr!“
„Alles klar, Boss! Ruh dich aus, ich mache hier weiter.“
„Danke dir“, schnaufte der Huther, reichte ihm die Schaufel und liess sich auf den nächsten Felsvorsprung fallen. „Hast du Wasser?“
„Leider nein. Xandr, hat einer von euch Wasser?“
„Ich hab Wasser“, rief Arda zurück und hob seine Flasche hoch.
Viel war nicht mehr drin, trotzdem warf er sie, nachdem er sich erst selber einen letzten, grossen Schluck gegönnt hatte, zu den beiden herüber. Ayel bedankte sich aufrichtig und trank es gierig aus. Seine Hände zitterten schon vor Müdigkeit und Überlastung.

Wasser. Das einzige, was es auf Rura Penthe im Überfluss gab und doch so wertvoll wie Gold war. Man erkannte hier deutlich den Charakter eines Mitgefangenen, wenn man ihn um Wasser bat. Wer nicht an der Oberfläche arbeitete, musste mit den drei Rationen haushalten. Drei Liter waren sehr wenig an diesem Ort. Nur mitfühlende und selbstlose Personen teilten es mit anderen. Ayel nickte Arda noch einmal dankbar zu und gab die leere Flasche zurück. Würde sein Kumpel vor dem Abendessen wieder durstig werden, würde er leiden müssen bis die neue Flasche kam. Ayel war sehr dankbar mit seinen Brüdern hier eingesperrt zu sein. Die waren gütig und passten aufeinander auf.

„Endspurt“, motivierte sich der junge Romulaner nach der Verschnaufpause und stand auf.
Es musste kaum mehr eine Stunde bis Schichtende sein. Er freute sich auf den Feierabend. Bis sie wieder einen Fluchtplan haben würden, blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiterhin den felsigen Mantel Rura Penthes abzutragen, immer in der Hoffnung, irgendwann auf das wertvolle Dilithium zu stossen. Würden sie es finden, würde ihnen Koth bestimmt noch weitere Annehmlichkeiten zusprechen. Also machten sie weiter. Tag für Tag. Stein um Stein.
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