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Die Gouvernante

von Verena

Kapitel 1

Ein Schnürmieder? Kathryn Janeway, Captain der USS Voyager, hob das Kleidungsstück mit einem Finger hoch und musterte es skeptisch. Wie lange war es her, seit sie das letzte Mal in die Rolle von Miss Lucy Davenport geschlüpft war, der neugierigen Gouvernante? Drei Jahre? Sie wusste nicht einmal, wieso sie aufgehört hatte, dieses Holoprogramm zu besuchen. Seit jener Zeit war eine Menge geschehen. Kes war nicht mehr an Bord, dafür legte eine Ex-Borg die Platitude eines Feldwebels an den Tag und verzauberte die Männer. Captain Proton war der Held des Universums. Neelix kannte sich in diesem Teil des Delta-Quadranten nicht mehr aus und war vom Scout zum Chefkoch und Moraloffizier geworden.

Kathryn hatte heute eigentlich etwas in ihrem Schrank aufräumen wollen, in dem sich Kleidungsstücke stapelten. In einer Zeit der knappen Energievorräte konnte man sich nicht ständig neue replizieren. Dabei war sie im hintersten Winkel auf das Mieder gestoßen und nun überzog ein nachdenkliches Lächeln ihr Gesicht. Das Rätsel um die mysteriösen Vorgänge in Lord Burleighs Besitz galt es noch immer zu lösen und wie der Zufall es wollte, hatte sie jetzt dienstfrei. Kurz entschlossen suchte Kathryn den Rest des Kostüms hervor und zog sich um. Über die „Unaussprechlichen“, die Unterwäsche des frühen 19. Jahrhunderts und ein paar weiße Strümpfe, streifte sie ein kurzes Unterkleid aus Baumwolle und einen voluminösen Unterrock, dann legte sie das Mieder an, das sie an einer Seite festzog und band. Zuletzt kam ein dunkelrotes Tageskleid aus Samt mit einem hohen Kragen, der mit einer kostbaren Gemme besetzt war. Nach dieser Prozedur trat Kathryn noch in ein paar hohe Slipper und ging ins Bad, um ihrer Aufmachung noch den letzten Schliff zu verleihen. Sie vermisste ihre langen Haare manchmal ein wenig, doch mit Hilfe eines Lockenformers ließ sich auch aus ihren kinnlangen Haaren eine annehmbare Frisur machen. Als sie fertig war, blickte sich Kathryn prüfend im Spiegel an. Sie freute sich auf das Abenteuer, denn schließlich galt es noch zu klären, warum ihr Lord Burleigh gestanden hatte, dass er sie liebe. Und was mit der Ehefrau des Lords geschehen war ... Sie atmete tief durch und machte sich auf den Weg zum Turbolift.

Dort angekommen, musste sie einen kleinen Moment warten, bis schließlich eine Kabine eintraf. Zu ihrer Überraschung war diese mit ihrem Ersten Offizier Chakotay besetzt, der bei ihrem Anblick anerkennend lächelte.

Als Kathryn zu ihm eintrat, erkundigte er sich freundlich: „Wann haben Sie denn das Programm wieder ausgegraben?“

„Vor einer Viertelstunde beim Ausmisten meines Kleiderschranks. Ich konnte einfach nicht widerstehen“, lautete Janeways Antwort. Ihr war plötzlich ein wenig unwohl zumute. Neben den vielen Dingen, die sich seit der letzten Benutzung des Programms zugetragen hatte, hatte sich auch ihr Verhältnis zu Chakotay geändert. Daran erinnert zu werden, verursachte stets einen leichten Schmerz tief in ihr. Doch darüber schwieg sie. Schließlich war sie der Captain. „Holodeck zwei“, befahl sie dem Computer, um sich von diesem Gedanken abzubringen. „Und, wie verbringen Sie Ihre Freizeit, Commander?“, erkundigte sie sich, als der Lift anfuhr.

Auf Chakotays breiten Zügen erschien ein Ausdruck, der sich zwischen Hilflosigkeit und Amüsement bewegte. „Ich werde mich jetzt ins Kasino begeben und Neelix davon abhalten, die Suppe von gestern noch einmal aufzuwärmen. Danach werde ich mich mit B’Elanna über die Überbeanspruchung der medizinischen Kapazitäten unterhalten - der Doktor beschwert sich über zahlreiche Verletzungen bei Mr. Paris. Tja, und wenn ich dann noch Zeit habe, werde ich wohl die neuen Kampfübungsprogramme für die Crew schreiben.“

Kathryn lächelte mitfühlend. „Ich kenne solche Tage. Lassen Sie sich nicht unterkriegen.“ Der Lift hielt. „Bis später“, sagte sie, als sie die Kabine verließ.

Sein „Viel Spaß“ hörte sie noch, dann schloss sich die Tür. Eine weitere Barriere zwischen ihnen beiden. Kathryn seufze unhörbar und trat dann an die Kontrollen den Holodecks. Sie berührte die Schaltflächen und rief das Verzeichnis auf, in dem ihr Programm gespeichert war. Dann bestätigte sie. Ein leises Piepsen ertönte und besagte, dass die Holoemitter justiert waren. Voller Erwartung trat Janeway ein und fand sich seltsamerweise im Dunklen wieder.

Sie wartete eine kleine Weile und entschied dann, dass dies nicht unbedingt zum Programm gehörte. „Computer, Licht.“ Nichts geschah und gerade, als Kathryn den Ausgang verlangen konnte, blitzte es plötzlich. Janeway fühlte so etwas wie einen Schlag, dann verlor sie das Bewusstsein.
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