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Über die Grenzen

von MaLi

Grüne Hoffnung

„Und?“
„Was und?“
„Na fragst du sie nun?“

Rahaen chi-Liun tr’Aihai stützte seinen Kopf in die Hände, damit ihm vor lauter Grinsen der Kiefer nicht abfiel. Sein Freund wusste genau worauf er anspielte. Sie saß nicht weit entfernt. Die Kartographin Jaeih i-Sathe t’Ch’eren hatte sich einen Stuhl ganz in der Nähe genommen. Der Begriff „Nähe“ war allerdings relativ, denn in einer Kantine, die nur einen Tisch für sechs Personen aufwies, saß man nirgendwo wirklich „weit“ entfernt.

„Sie kann uns hören …“, sang der Gequälte leise zwischen den Zähnen hindurch und wurde grün.
Rahaens Grinsen wurde breiter. Von wegen. Ihre tüchtige und nicht weniger hübsche Arbeitskollegin hatte sich so in ihre Lektüre vertieft, dass wohl nur ein lautes Aufrufen ihres Namens sie zurück in die Realität hätte holen können. Die beiden Männer konnten von ihrem Platz aus nicht sehen, welche Art Unterhaltung sie gerade derart fesselte; das gebratene Neihhaan mit dem gedämpften Thargem jedenfalls erkaltete zunehmend unbeachtet.

„Kein Wunder ist sie so dünn“, schmunzelte chi-Liun, der ganz genau wusste, dass sein Freund es gar nicht mochte, wenn über seine Angebetete gespöttelt wurde.
„Lass sie in Ruhe; sie ist fleißig“, verteidigte der sie sofort.
„Und du bist faul“, urteilte Rahaen.
„Ich bin nicht faul!“
„Dann frag sie!“
„Nicht … nicht heute“, bestimmte der Verhöhnte und intensivierte die Farbe seines Teints.
„Wer sagt: Ich tue jenes morgen, wird es nie tun“, belehrte ihn Rahaen altklug, „denn morgen ist heute wieder morgen; verstehst du?“
„Ähm, was!?“
„Ich meine: Was gestern morgen ist, ist morgen heute.“
„Nochmal bitte.“

Rahaen chi-Liun tr’Aihai seufzte tief.
„Ich wollte damit nur sagen, dass wenn du heute sagst du tust es morgen, wirst du morgen auch denken, ich tu es morgen, weil ja wieder heute ist. Also tust du es schlussendlich nie.“
„Na dann sag das doch?!“, rief sein Gegenüber lachend und schüttelte leicht entnervt den Kopf. „Bei den Elementen, heute, gestern, morgen … Du brauchst Urlaub Rahaen; sieh es ein!“
„Und ob ich den brauche …“, stöhnte chi-Liun, lehnte sich im Stuhl zurück und reckte sich ausgiebig. „Fünf Monate physikalische Phänomene vermessen und studieren … Ich will nach Hause bevor sich meine Gefährtin einen anderen anlacht!“ Er stand auf und klopfte seinem besten Freund auf die Schulter. „Du solltest auch nicht alleine nach Hause kommen. Denk an deine armen Eltern! Die wollen auch mal Enkel sehen und du bist noch immer Single. Die Ahnen verspotten dich schon!“
„Und was soll ich dagegen tun?“, seufzte der andere und stürzte die letzten Schlucke Carallun hinunter.
Frag sie!“, kam Rahaens Antwort mit Nachdruck und stellte ihr Essgeschirr in die Spülmaschine. „Na komm T3; hoch die Knochen! Die Arbeit macht sich nicht von alleine …“

***

T3, der mit gebürtigem Namen Taev el-Taome tr’Treh’lier hieß, folgte seinem Freund zurück ins Labor. Sie hatten sich kaum an die erste Konsole gestellt und mit der Arbeit begonnen, als ihr Captain sie auf die Brücke rief. Die beiden Freunde blickten sich verwundert an und folgten dem Ruf. Auch die Kartographin i-Sathe war schon da und so stellte sich el-Taome so unauffällig wie möglich neben sie. Rahaen chi-Liun schmunzelte und wandte sich an den Captain.

„Commander“, grüßte er seinen Freund und Captain höflich und sah ihn abwartend an.
Ihr Anführer und Astrophysiker Dr. Maec ei-Kelan tr’Kihai hatte ein verheißungsvolles Funkeln in den Augen.
„Liebe Crew“, begann er etwas informell, „die Götter und die Elemente scheinen uns wohl gesonnen! Ni-Anierh hat gerade ein Schiff entdeckt, das unweit unserer Position in der Zone treibt! Es reagiert nicht auf unsere Rufe und scheint verlassen. Andere Föderationsschiffe sind keine in der Nähe.“
„Andere Föderationsschiffe?“, wiederholte Jaeih i-Sathe überrascht. „Also ist es ein Föderationsschiff?“
„So ist es“, nickte ei-Kelan, während sein Grinsen ins Unermessliche wuchs, „ein verlassenes, unbewachtes Föderationsschiff voller Technik und Geheimnisse!“

Ein Jubel brach auf der Galatea aus. Wenn sie es schaffen würden, das Schiff aufzubringen und sich die Technik anzueignen, würden zwanzig Jahre physikalische Forschungsarbeit den Lohn des Senates nicht wettmachen.

„Stellt euch nur vor“, schwärmte Pilot und Kartograph Lai ni-Anierh tr’Dartha, „was die Regierung uns für diese Informationen geben würde! Wir würden reich sein; wir könnten zu Hause bei unseren Gefährtinnen bleiben. Oder an den renommiertesten Universitäten arbeiten.“ Die Crew nickte zustimmend. „Also, wer ist dafür?“
Ausnahmslos alle Hände gingen nach oben, obwohl der Pilot und nicht der Commander die Abstimmung ausgerufen hatte.

„Dann ist es beschlossen“, nickte ei-Kelan. „Lai, du und Jaeih, ihr werdet mit mir kommen. Rahaen und Taev, ihr haltet hier die Stellung bis wir euch rufen. Haltet mir besonders nach feindlichen Föderationsschiffen Ausschau; wir sind der Grenze ziemlich nah. Wenn wir entdeckt werden, könnte das einen interstellaren Krieg bedeuten!“

Das wussten sie alle, trotzdem wurde artig genickt. Zu groß war die Vorfreude, endlich einmal ein ebenso unheimlich wie unheimlich geheimnisvolles Flottenschiff zu betreten. Chi-Liun fühlte sich wie damals als kleiner Junge, als er das erste Mal einen Vergnügungspark mit seinen Eltern besuchen durfte. Die Zusage, bald nachkommen zu dürfen, vermochte darum kaum Ärger darüber aufkommen lassen, mit Taev zurückbleiben zu müssen.

***

Während sich also ei-Kelan, i-Sathe und ni-Anierh in einem ihrer zwei Minishuttles auf den Weg zu dem mysteriösen Schiff namens USS Triton machten, überwachten chi-Liun und el-Taome pflichtbewusst die Anzeigen auf den Konsolen.

„Das ist seltsam“, wunderte sich Rahaen, „je näher wir dem Schiff kommen, umso mehr spinnen die Anzeigen?! Nur die Kommunikation funktioniert einwandfrei; sogar über den Kommunikator …“
„Ja klar“, meinte Taev etwas altklug, „die läuft ja auch nicht über das selbe System wie- …“
„Danke für diese völlig unnötige Information, T3“, spöttelte chi-Liun und schlug ihn gegen den Oberarm. „Außerdem bin ich Astrophysiker und kein Elektroingenieur!“
„Wann hörst du endlich auf mich so zu nennen“, seufzte Taev und ging nicht auf den Vorwurf ein.
„Sobald du dir einen anderen Namen zugelegt hast“, spöttelte Rahaen. „Aber solange du noch Taev el-Taome tr’Treh’lier heißt -er betonte jedes T-, bleibt das dein Spitzname!“
„Du bist so freundlich“, schüttelte der Verspottete den Kopf.
„Hört auf zu keifen, Schwestern“, drang ni-Anierh aus dem Lautsprecher, „die Verbindung ist noch offen! Außerdem betreten wir jetzt das Schiff …“
„Kein Schutzschild?“, wunderte sich chi-Liun.
„Kein Schutzschild“, bestätigte ni-Anierh. „Wir melden uns wieder! Jolan’tru!“
„Jolan’tru“, erwiderte Rahaen den Abschiedsgruß und wartete.

***

Das Warten dauerte an. Als selbst nach einer Stunde kein Kontakt hergestellt wurde, und auf ihre Rufe auch niemand antwortete, begannen sich die zwei Freunde auf der Galatea Sorgen zu machen.
„Vielleicht wurden sie gefangen genommen“, vermutete el-Taome, „oder die Störquelle verhindert den Kontakt.“
„Wir versuchen es noch einmal, dann gehen wir aufs Schiff!“, beschloss chi-Liun.
Das eine Mal Rufen brachte nichts, und so setzten sich bald darauf die zwei Freunde ins zweite Shuttle und flogen zur Triton.

Im Shuttlehangar erwartete sie Stille und Gestank.
„Der ist tot, oder?“, flüsterte el-Taome und packte seinen Freund am Arm.
Der nickte nur stumm und zog ihn zur offenen Tür. Hätte er diese Szene in einem Film gesehen, hätte er Der riecht zumindest so, gescherzt. Jetzt blieb ihm allerdings selbst der kleinste Pieps im Hals stecken. Rahaen chi-Liun tr’Aihai hatte noch nie eine Leiche gesehen. Er war mit dem Anblick dieses toten, stinkenden und grausam geschändeten Körpers völlig überfordert. Zumindest wussten sie jetzt, warum auf der Triton niemand auf ihre Rufe reagiert hatte. Tief im Herzen hoffte er, dass seine Freunde aufgrund eines technischen Defektes solange Funkstille bewahrten.

Sie wagten nicht nach ihnen zu rufen, als sie in den leeren Flur hinaustraten und in der entgegengesetzten Richtung zur eingetrockneten Blutspur weitergingen. Sie hielten sich etwas geduckt, ihre Phaser erhoben und setzten fast behutsam einen Fuß vor den anderen. Ihre Hände zitterten unruhig, doch sie gaben sich keine Mühe, es vor dem jeweils anderen zu verbergen. Fast furchtsam lauschten sie in den Flur, in dem der Teppichboden sogar das Geräusch ihrer Schritte schluckte.

Der Schock kam unerwartet. Sie fanden sie am Ende eines langen Flures, als sie um die Ecke bogen. I-Sathe, ei-Kelan und ni-Anierh lagen nur Schritte voneinander entfernt in dieser Sackgasse, die zur Todesfalle geworden war. Schreckensbleich und entsetzt krallten sich die beiden Männer aneinander fest und wandten die Blicke von ihren Freunden ab. Deren Körper standen dem im Shuttlehangar in nichts nach.

Steif und zitternd wichen Taev und Rahaen Schritt für Schritt zurück. Sie mussten hier weg. Sofort! Obwohl es sie im Herzen schmerzte, ihre langjährigen Freunde so zurück zu lassen, konnten sie sie doch auch nicht mitnehmen. Langsam traten sie rückwärts und stoppten erst, als es direkt hinter ihnen bestialisch nach Aas zu riechen begann. Ihnen gefror das Blut in den Adern als sie sich umdrehten. Nur Schritte von ihnen entfernt, stand ein mannshohes, schwarzes, schuppig-ledernes Monster.

***

Kreischend stoben die zwei auseinander. Rahaen rannte Links und Taev Rechs an dem Ding vorbei. Es folgte el-Taome, so dass chi-Liun die Chance hatte, unbemerkt in einem Raum zu verschwinden. Es war die Brücke, wie er sofort erkannte, und jemand rief das Schiff!

„USS Triton, hier ist die Enterprise; bitte kommen!“
„Hallo? Hören Sie mich? Verdammt …“
Götter und Elemente! So viele Tasten
Verzweifelt drückte er einige davon.

Verbindung abgebrochen, informierte ihn das Display kalt.
„NEIN?!“
Er musste einen falschen Knopf erwischt haben. Wenn die jetzt wegflogen weil sie dachten, hier sei keiner mehr an Bord … Suchend glitt sein verzweifelter Blick über das Display. Völlig planlos drückte er nun auf die Knöpfe. Rahaen chi-Liun hatte nicht die geringste Ahnung von Föderationstechnik. Zwar sprach er wie alle Romulaner das Standard und konnte es lesen und schreiben, doch mit diesen nur mit Abkürzungen oder gleich unbeschrifteten Knöpfen war er völlig überfordert. Nur pures Glück konnte ihm helfen, von sich aus eine Verbindung zum anderen Schiff herzustellen; wenn es ihn verließ, war er verloren.

Eingehender Ruf, meldete die Station.
Rahaens Herz tat einen Hüpfer.
„USS Triton, hier ist Captain Jean-Luc Picard von der USS Enterprise.“ Voller Vertrauen drückte er auf einen einzigen, blinkenden Knopf. „Wir glauben, dass Sie in Schwierig- …“ Verbindung hergestellt, verkündete das Display.
„Den Göttern und den Elementen sei Dank!“
Rahaen taumelte vor Erleichterung.
„Triton“, sagte die Stimme namens Picard, „was ist da drüben bei euch …“
„Helfen Sie uns, bitte helfen Sie uns; hier ist bald keiner mehr übrig!“, rief chi-Liun in ein Mikrofon, das er nicht sehen konnte, „Helfen Sie uns, bitte! Schnell!“

Ihm gefror das Blut in den Adern, als hinter ihm das Monster im Rahmen stand. Er hatte nicht darauf geachtet, ob sich die Tür wieder hinter ihm geschlossen hatte. Als es einen Sprung in den Raum machte, nutzte Rahaen die Möglichkeit zur Flucht und hechtete in den Flur.

***

Nur zwei Kurven weiter prallte er mit el-Taome zusammen. Der heftige Aufprall nahm ihnen kurz die Sinne, so dass sie stürzten und dem Monster Zeit gaben, aufzuholen. Jetzt flohen sie gemeinsam vor diesem Ding, rannten bis ihre Lungen schmerzten und standen plötzlich in einem offenen Laderaum. Ein Kabel hing von der Decke. Es gehörte zum Steuergerät des Krans.

„Wir klettern an dem Kabel hoch!“, stieß Rahaen hervor und langte bereits nach dem Steuergerät.
„Bist du verrückt!? Das sind gut zehn Meter?!“
„Ich weiß. Es ist unsere einzige Chance!“

Das Kabel hing nur eine Mannesbreite neben dem Steg, von dem aus man ins obere Deck gelangte. Dort würde das Monster nicht hinkommen, wenn es nicht schleunigst lernen würde, wie man einen Turbolift bediente oder eine Leiter erklomm.
Hastig hängte sich Rahaen an das Kabel und zog sich daran empor. Er passierte ein Verbindungsstück in der Mitte und gab dann dem vor Angst ungeduldigen Taev das Zeichen, nachzukommen. Doch als der schwerere el-Taome das Verbindungsstück erreichte, brach dieses unter dem Gewicht auseinander.

Rahaen chi-Liun keuchte, als sich sein Freund in Panik an seinem Bein festkrallte. Jetzt doppelt so schwer, begann ihm das Kabel durch die verschwitzten Finger zu gleiten. Es knurrte vom Boden her und Taev schrie auf. Das Monster stand direkt unter ihnen und sprang begeistert hoch.

Verzweifelt krallte Rahaen sich am Kabel fest. Es rann ihm langsam durch die Finger und schnitt ihm das Fleisch auf. Er spürte es, doch noch betäubte das Adrenalin seinen Schmerz.

Seine Arme verloren an Kraft und begannen zu lahmen. Langsam aber sicher dämmerte ihm, dass Taev zu schwer war. Selbst wenn er noch die Kraft hätte, ihn weiter in der Schwebe zu halten, würde doch das Kabel weiter und weiter durch seine nassen Finger gleiten. Sie waren jetzt schon tief genug, dass das Monster sie beim nächsten Sprung erreichen würde. Dann würde es sie alle drei in den Abgrund reißen …
Sein Freund oder er. Er musste sich entscheiden.

Die Entscheidung fiel schnell, denn es knackte unheilvoll unter der Deckenverschalung. Ein ganzes Stück Kabel auf einmal glitt aus dem Loch und ließ ihn in Panik aufschreien.

„Zieh uns hoch! Zieh uns hoch!“, schrie Taev in Panik zu ihm hinauf.
„Es tut mir leid“, gab Rahaen zurück; er konnte nicht mehr.
Unter ihm war es still geworden.

„Nein“, hauchte el-Taome erkennend. „Nein! Nein! NEIN! Rahaen, nein?!“
„Ich will nicht sterben, Taev! Lass mich los!“
„Ich will auch nicht sterben! Zieh uns hoch! Zieh uns hoch!“
El-Taome krallte sich mit aller Macht an Rahaens Bein und versuchte, in Todesangst an ihm hoch zu klettern, während sich chi-Liun noch einmal unter Aufbringung aller Kraft außer Reichweite des Monsters nach oben zu ziehen vermochte. Noch gute drei Meter fehlten bis zur Brüstung. Ihm zitterten die Arme. Das schaffte er nicht …

„Lass los, wir sind zu schwer!“, schrie Rahaen und schüttelte seine Beine.
„Nein bitte! Bitte! Ich bin dein Freund, bitte!“
„Lass los!“
„Bitte!“
Das Kabel gab ein Stück nach.
„LASS LOS!“
„NEIN; BITTE!“
„LASS LOS, VERDAMMT!“
„NEIN!“

Taev kreischte vor Angst und krallte sich mit aller Macht an seinem Bein fest, als das Monster zu einem weiteren Sprung ansetzte. Er würde nicht loslassen. Genau so wenig bereit wie sein Freund, sein Leben aufzugeben, krallte er Rahaen die Fingernägel ins Fleisch und versuchte, sich an ihm hoch zu ziehen. Es knackte er erneut in der Decke. Chi-Liun musste handeln. Jetzt.

Blind und taub vor Angst und Betroffenheit begann er nach Taevs Gesicht zu treten.
„HÖR AUF?! BITTE, HÖR AUF! ZIEH MICH HOCH! ZIEH MICH HOCH!“
Rahaen trat erneut zu, spürte die Nase unter seinem Stiefel brechen. Übelkeit überschwemmte ihn.
„Lass los!“
„NEIN!“
„Lass los!“
„NEIN! BITTE!“
„LASS LOS, VERDAMMT!“
„NEIN! ZIEH MICH HOCH!“
„WIR WERDEN BEIDE DRAUF GEHEN!“

Taev el-Taome erwiderte nichts mehr, Rahaens Tritte trafen nun direkt dessen Mund. Er versuchte nichts zu fühlen, als er mit grausamer Berechnung seinen Stiefel in die empfindlichen Teile von Taevs Gesicht schlug. Augen, Nase, Mund. Er hörte Knorpel brechen und wie sein Freund an seinem eigenen Blut zu ersticken drohte; hörte das Husten, das Gurgeln, das Schäumen. Fast automatisch stieß sein Stiefel zu, bis endlich die Last von seinem Bein verschwand.

Er sah nicht nach unten, hörte nur das hässliche, durchdringende Flump, mit dem sein Freund und Kamerad auf dem unteren Deckboden aufschlug.

***

Wie vergebens seine Tat gewesen war, merkte er noch in der selben Minute. Die Verankerung des Kabels hielt der Belastung nicht mehr stand, brach und ließ den Romulaner Richtung Boden sausen. Direkt neben seinem Freund schlug er auf, der bereits den gierigen Klauen des Monsters zum Opfer gefallen war. Rahaen rappelte sich hoch und floh in den Flur. Es folgte ihm.

Humpelnd und mit letzter Kraft erreichte er eine Tür, knallte die Hand auf den Öffnungsmechanismus und taumelte in den Raum.
„Ein Romulaner!“, hörte er nur noch sagen.
Dann schoss ein greller Lichtblitz auf ihn zu und nahm ihm den Atem.

***

„Was haben Ihre Leute auf diesem Schiff zu suchen!“, bellte ihn ein Mensch an.
Da krachte etwas gegen die Tür. Das Monster! Wenn sie sie öffnen würden … Panisch packte er den Menschen an der Uniform und schüttelte den Kopf.
„Monster!“, stieß er hervor. „Alle tot!“
„Was meinen Sie mit: Alle tot?! Haben Sie den Hilferuf geschickt?“
Rahaen nickte matt, ließ die Uniform los und fiel zurück auf den blutigen Boden. Er spürte, wie das Leben aus ihm wich. Nur eines war ihm jetzt noch wichtig.
„Taev“, flüsterte er und schloss die Augen, „verzeih mir …“

Dann wurde es dunkel um ihn.
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