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The pirate's gospel

von Janora

Willkommen an Bord

17. Jahrhundert, Atlantischer Ozean

Der Captain saß wie üblich in seiner Kajüte und brütete über einigen Karten. Neben seinen normalen Seekarten lag noch ein altes Pergament, auf dem der Weg zu einem angeblich riesigen Goldschatz eingezeichnet war, welcher auf einer verlassenen Insel liegen sollte. War bloß die Frage, ob man dem auch Glauben schenken durfte.
Oder sollte er doch lieber Tortuga ansteuern? Seine Mannschaft hatte sich ein paar freie Tage verdient. Außerdem konnten sie dort bei Gelegenheit etwas Frischfleisch anheuern.
Doch bevor er zu einer Entscheidung kommen konnte, klopfte es an der Kajütentür und Spock, sein erster Maat und Stellvertreter, trat herein.
"Ein englisches Schiff voraus, Jim."
Der Blonde schaute auf.
"Händler?"
"Es hat ganz den Anschein danach."
Ein breites Grinsen schlich sich auf Kirks Gesicht.
"Dann lassen wir sie mal Kiel holen."
"Aye!"

Spock ging wieder auf das Deck und gab Befehle weiter, um die Mannschaft zum Angriff klarzumachen, während Kirk das Pergament in seine Manteltasche steckte, seinen Hut aufsetzte und nach seinem Säbel griff.
Erst dann folgte er dem Schwarzhaarigen und trat aus seiner Kajüte. Frischer Fahrtwind fuhr ihm durch die Haare, als er mit seinen Stiefeln über das Deck schritt.
" An die Kanonen, ihr schmieriges Pack! Entert diesen Pfeffersack und schickt die Landratten auf den Meeresgrund zu Davie Jones!"
Ein zustimmendes Brüllen war die Antwort, während sich ihr Schiff immer schneller den Engländer näherte.

~

Leonard schritt währenddessen unruhig das prächtige Handelsschiff auf und ab, hatte seinen Blick auf die Mannschaft geworfen. Die führte ihren Dienst allerdings nach wie vor tadellos aus. Auch wenn ihn das nur wenig beruhigte. Aus dem Stegreif konnte er mindestens 27 Szenarien aufzählen, die, unabhängig von der Arbeit der Männer, relativ wahrscheinlich zu seinem baldigen Tod oder schlimmerem führen konnten. Und wenn es nicht wirklich wichtig gewesen wäre, hätte er diese Reise nicht angetreten.
"Wir sollten in einer Woche den Hafen erreichen", sprach der Navigator, der neben ihn getreten war, als er kurz einmal stehen blieb.
Leonard munterte das nur wenig auf. Er würde drei Kreuze schlagen, wenn er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Selbst seinen Alkoholvorrat hatte er in den letzten Wochen beinahe komplett aufgebraucht. Obwohl das Geschaukel des Schiffes selbst damit kaum auszuhalten war.

Plötzlich ertönte ein Pistolenknall in seiner Nähe und ein Mann fiel tot um. Bevor Leonard reagieren konnte, ertönte ein zweiter Schuss, der ihn nur knapp verfehlte.
"Sir, Piraten! Direkt hinter uns!", ertönte ein Ruf aus dem Krähennest.
Hatte McCoy eben nur leise geschimpft, fluchte er jetzt lauthals über Szenario Nummer 14.
„Doc, Sie sollten lieber unter Deck gehen. Hier oben wird es ungemütlich.“
Das musste der Captain Leonard nicht zweimal sagen. Er war bestimmt nicht so lebensmüde mitten im Feuergefecht stehen zu bleiben.

Das Piratenschiff war nun gleichauf und die Seeräuber standen fluchend und johlend an ihrer Reling. Kanonenschüsse fielen und mit ihnen einige Handelsmatrosen. Dann kamen auch schon die Enterhaken geflogen und die Piraten stürmten das Schiff.
Kirk selbst kam als letztes an einem Tau auf das Schiff rübergeschwungen, während die wehrlose gegnerische Crew bereits überwältigt wurde.
Er hielt dem Captain des Handelsschiffs grinsend seinen Säbel unter die Nase. "Verzeiht, dass wir nicht erst auf eure Einladung gewartet haben, aber wir lieben nun mal stürmische Begrüßungen."

Seine Männer untersuchten das Schiff derweil nach Schätzen und sie wurden fündig. Alles, was für die Piraten irgendwie an Wert war, wurde in Kisten und Fässern ans Tageslicht getragen.
Die arme Crew wurde aufgestellt und mit Waffen in Schach gehalten. Wobei die meisten ohnehin viel zu sehr an ihrem Leben hingen, als dass sie gewagt hätten, sich gegen ihre Gegner aufzulehnen.
Allerdings machte vor allem der Captain ein besonders finsteres Gesicht. Ein solcher Überfall bedeutete einen immensen Verlust. Diese Piraten waren eine wirkliche Plage. Und dabei hatte er eine Route gewählt, die allgemein als sicher galt.
„Wenn ihr euch Kooperativ zeigt, wird niemandem etwas geschehen. Also lasst eure Waffen schön da, wo sie sind und die Hände, wo wir sie sehen können, okay?“, sprach Jim in die Runde. Niemand antwortete oder wagte, zu widersprechen.
In dem Moment brachten einige seiner Männer Leonard ans Tageslicht, zusammen mit einigen anderen der Besatzung.
"Sieh mal, was wir gefunden haben, Captain. Die haben sich vor uns versteckt, wie feige Hühner."
"Nehmt eure dreckigen Finger von mir! Elendes Piratenpack", beschwerte sich McCoy, doch alles, was er erntete, war ein Schlag zwischen die Schulterblätter.
Jim betrachtete den Mann, der es wagte, so laut gegen sie zu werden und der auch gar nicht auf das restliche Schiff zu passen schien. Er schnalzte mit der Zunge.
„Na, na, wer wird denn gleich abfällig. Solch harte Worte verletzen unsere Gefühle.“
„Ja, sicher“, grummelte Leonard sarkastisch, allerdings leiser als zuvor, da der Säbel des Blonden in eine gefährliche Nähe kam.
„Mein Name ist Captain James T. Kirk. Und mit wem habe ich die Ehre?“, fragte dieser mit einem verschmitzten Lächeln und den Ton des anderen ignorierend. Im Hintergrund wurden derweil die interessanten Güter des Handelsschiffes auf das der Piraten überladen.
„Leonard McCoy“, war die kurze Antwort. Er musterte den Captain mit düsterem Blick. Dieser schien ihm lächerlich jung und vor allem für diese Situation viel zu fröhlich. Aber er stand ja auch nicht auf der Seite der Bedrohten.
„So, Leonard, und was machst du hier auf dem Schiff?“
Dieser schwieg. Am liebsten würde er gar nicht antworten, das Gespräch einfach verlassen. Wäre da nicht diese Klinge, die Kirk zwar scheinbar lässig hatte sinken lassen, ihn aber nicht täuschen konnte, an seinem Hals zu sein, falls er sich verweigerte. Also blieb er bei seinen einsilbigen Antworten.
„Passagier.“
„Ah, ein zahlender Kunde.“
Leonard hätte, wäre die Lage nicht so ernst gewesen, bitter aufgelacht. Sollte man versuchen ihn auszurauben, würde man nicht viel finden. Geld hatte er nicht.
Bevor er etwas erwidern konnte, tauchte eine junge, dunkelhäutige Frau auf dem Deck auf. Sie war es jedoch nicht, die ihm ins Auge fiel, sondern das, was sie bei sich trug. Leonard McCoy besaß nicht viel, aber es gab eine Habseligkeit, die er immer verteidigen würde.
„Captain, es gibt scheinbar einen Arzt an Bord. Ich hab hier seine Tasche gefunden.“
„Lässt du die wohl los!“
Jim blickte zwischen den beiden her, bevor er zufrieden grinste. „Sooo, du bist also Arzt“, stellte er fest. Als Antwort bekam er bloß ein Grummeln, was er als 'Ja' deutete. „Wunderbar, wir brauchen einen. Wenn du also so freundlich wärst, dich da rüber auf unser Schiff zu begeben.“
McCoys Gesichtszüge entgleisten für einen Moment.
„Nein, danke.“
Der Pirat zog seinen Revolver und hielt ihn dem Dunkelhaarigen gegen die Stirn. Leonard biss die Zähne zusammen. Er würde sich wohl fügen müssen, alles andere wäre Selbstmord. Also machte er einen Schritt zur Reling.
Jim gab seinen Männern ein Zeichen.
„Schön. Dann kappt die Seile und lasst die Crew ein Bad nehmen. Wird ihnen bestimmt mal ganz gut tun.“

Gejohle brach aus und im nächsten Moment wurden durch Schüsse in die Luft Männer vom Boot gescheucht.
In all dem Trubel packte Jim den Arzt und sprang auf die Reling. Dort griff er nach einem Tau und schwang sie beide wieder an Bord der Enterprise.
Leonard war davon so überrumpelt, dass er sich zunächst nicht wehrte. Hatte aber, als er dann wieder Holz unter den Füßen spürte, das Gefühl, sein Magen würde sich umdrehen. Davon war er kein Fan. Eine Planke hätte es doch sicher auch getan.
Jim nutzte das aus und brachte ihn, die Pistole immer noch in seine Seite gedrückt, in einen Raum unter Deck.
„Nimm es mir nicht übel, wenn ich dich erst mal allein hier lasse. Da oben gibt es noch ein paar Dinge, um die ich mich kümmern muss.“
Mit diesen Worten wurde die Eisengittertür zugeschlossen und der Arzt im Dunkeln zurückgelassen.

Nach einer Weile merkte er, dass wieder Fahrt aufgenommen wurde, denn das Schiff begann zu schaukeln und zu ächzen.
Leonard hatte nicht den blassesten Schimmer, was die Seeräuber mit ihm anstellen würden. Sicher, scheinbar sollte er hier arbeiten und dafür würde man ihm wahrscheinlich auch wieder eine Waffe an den Kopf setzten, sollte er sich weigern. So gesehen war er also ein entführter Gefangener.
Er seufzte und lehnte sich sitzend gegen die Wand. Wo war er da nur hinein geraten? Eigentlich hätte er wissen müssen, dass das Meer zu Übersegeln eine Scheißidee war. Jetzt hatte er Glück, wenn er noch einige Zeit am Leben blieb oder sich auf diesem verseuchten Schiff keine eklige Krankheit zuzog. Aber seine Tochter würde er so bestimmt nicht wiedersehen.

Irgendwann vernahm Leonard über sich Geräusche, Schritte, die näher kamen. Kurz darauf erschienen ein paar der Piraten, die, ohne ihn groß zu beachten, an seiner Zelle vorbei noch tiefer in das Schiff gingen und dabei fast schon ausgelassen lachten.
Kurz darauf kamen neue Schritte aus der gleichen Richtung und ein junger Mann mit kurzen schwarzen Haaren tauchte unter Deck auf. Die anderen gingen ihm respektvoll aus dem Weg, als er zu Leonards Zelle kam. Diesem fielen plötzlich dessen spitze Ohren auf und er runzelte die Stirn. So etwas hatte er noch nicht zuvor gesehen und er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte.
Der Mann schloss die Zelle auf.
„Der Captain verlangt Euch zu sehen.“
Nur zögernd stand der Arzt auf. Dieser Ton schien unpassend für ein Piratenschiff. Doch der Schwarzhaarige achtete nicht weiter auf ihn, sondern ging zurück zu den Stufen, die hinauf führten und er folgte ihm.

Die Kajüte des Captains lag erfahrungsgemäß im hinteren Teil des Schiffes, ein wenig abgelegen vom Rest der Mannschaft. Dorthin wurde Leonard allerdings nicht gebracht, sondern nach oben aufs Vorderdeck. Dort stand der Captain, jedoch nicht alleine. Er sprach zu einem Jungen von allerhöchstens 18 Jahren, der auf einem Fass saß und, ehrlich gesagt, ziemlich mitgenommen aussah.
„Captain“, kündigte sich der Schwarzhaarige an und der Angesprochene drehte sich um.
„Ah, Spock, danke dir.“ Er nickte ihm zu und wandte sich dann an McCoy. „Leonard, ich habe hier einen Patienten für dich. Unser guter Chekov hier ist vorgestern aus dem Krähennest gefallen.“
Leonard ahnte übles. Als er genauer hinsah, bemerkte er das gerötete Gesicht des Jungen. Wenn das Fieber war, hatte der Junge wahrscheinlich schon verloren.
Er trat einen Schritt näher.
„Was hat er sich gebrochen?“, wollte er wissen.
Jim lächelte zufrieden. Das reichte ihm als Beweis, dass sein Schützling hier in fähigen Händen war. „Den linken Arm.“ Er bedeutete Chekov, den Ärmel hochzuschieben, was dieser mit zusammengebissenen Zähnen tat. Er war bandagiert und bevor jemand Hand anlegen konnte, öffnete Leonard selbst den Knoten am Ende und wickelte den Stoffstreifen ab.
„Heilige Scheiße, was soll das denn sein?“, fragte er entsetzt, als er die bläulich verfärbte geschwollene Haut darunter sah.
„Kannst du ihm helfen?“, fragte Jim.
„Natürlich kann ich das. Aber wenn das bereits zwei Tage alt ist, brauchen wir ein Wunder, dass der Arm nicht ab muss.“
Der Junge, Chekov, zuckte zusammen und warf seinem Captain einen scheuen Blick zu. Dieser legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter.
„Ich brauch einen neuen Verband. Sauber, auf jeden Fall. Dann außerdem drei gerade Stöcke, so lang wie sein Unterarm und ein kurzes Stück Holz, ein Seil und meine verdammte Tasche“, ordnete Leonard an. „Ich nehme mal an, dass ich Eis hier vergessen kann?“
„Ich lass alles holen“, erwiderte Kirk ohne auf den letzten Punkt einzugehen.
Es vergingen ein paar Minuten, aber die geforderten Sachen waren schnell besorgt.
Leonard tastete den Arm vorsichtig ab, hörte die leisen Schmerzenslaute des Jungen.
„Chekov, richtig? Dein Arm tut durchgehend weh, nicht wahr? Ich gebe dir gleich ein Holz zwischen die Zähne, zum drauf beißen. Dann stell ich dir ein paar Fragen. Hast du das soweit verstanden?“
„Aye. Tut das weh?“ Er hatte einen starken Akzent, den Leonard nicht kannte.
„Nur kurz. Danach wird es besser sein als jetzt“, antwortete er.
Chekov bekam das kurze Stück Holz in den Mund, während Leonard sich wieder seinem Arm widmete. Dieser hatte in den letzten 48 Stunden wahrscheinlich schon mit der Heilung begonnen, allerdings lag der Knochen nicht gerade. Das würde er erst richten müssen, bevor er ihn richtig verarzten konnte.
„Verdammte Knochenarbeit“, grummelte er leise. Und fügte dann etwas lauter fragend hinzu: „Bist du öfters da oben auf den Masten?“
Chekov nickte und gab einen zustimmenden Ton von sich.
„In nächster Zeit wird das wohl nichts werden. Hast du denn ein Lieblingsessen?“
Etwas verwirrt von dem plötzlichen Themenwechsel murmelte Chekov eine Antwort durch das Holz hindurch, fing allerdings mittendrin an zu schreien, als Leonard ihm den Arm richtete. Schnell griff er nach den Stöcken und legte sie an drei Seiten des blauen Arms.
„Halt mal“, meinte er zu dem Captain, der ihm nicht von der Seite gewichen war und ihn vor allem beim letzten Schritt scharf beobachtet hatte. Mit seiner Hilfe legte er den Verband so eng wie möglich um die Schienen. Dann band er dem armen Jungen das Seil um den Oberkörper und machte eine Schlaufe, in die er den Arm legen konnte.
„Er braucht viel Ruhe. Sechs Wochen mindestens“, war das abschließende Urteil. Aus seiner Tasche zog er eine Trinkflasche.
„Trink einen Schluck.“ Es war hochprozentiger Alkohol. „Und jetzt leg dich hin und bete , dass dein Fieber nicht steigt.“
Der Lockenkopf warf erst einen fragenden Blick zu Jim, welcher nickte, bevor er sich erhob und vom Deck schlich. Leonard warf den Rest Alkohol wieder in seine Tasche und schloss sie. Immerhin die hatte er wieder.
Er wandte sich an Kirk, der ihn nachdenklich musterte.
„Arzt zu sein ist ein knochenharter Job“, stellte er fest, worauf Leonard bloß schnaubte.
„Was passiert jetzt mit mir?“, wollte er wissen.
„Ich wäre dir dankbar, wenn du dich um Chekov kümmern würdest, bis sein Arm wieder in Ordnung ist.“
Falls er je wieder in Ordnung sein würde. Aber das schluckte McCoy runter. „Und falls ich mich weigere, werde ich erschossen?“, knurrte er stattdessen fragend.
Jim wandte sich zur Treppe, die vom erhöhten Vorderdeck führte.
„Ich zwinge dich nicht, hier zu bleiben. Du darfst jederzeit gehen.“ An der obersten Stufe angelangt, blieb er kurz stehen und drehte sich noch mal zu ihm um. Er öffnete die Arme und machte eine einladende Geste zum Wasser um sie herum. Seine Lippen zierte ein breites Grinsen.
„Das ist doch wohl nicht wahr!“
„Willkommen auf der Enterprise, Bones.“
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