TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

In Richtung 'Oben'

von Wolf

Kapitel 1

Dank an Scully, meinen Beta!
2255, Erde

"Mama, ich gehe nochmal raus!", rief Johanna die Treppe hinauf, wo ihre Mutter die Wäsche machte. Sie wartete gar nicht auf eine Antwort und verließ das Haus. Sie war mit den Handballern und ihrem besten Freund zum Schwimmen verabredet. Draußen schlug ihr die Hitze des Juni-Nachmittags entgegen, die Grillen zirpten im kurzen Gras, dass sich zwischen Straße und Zaun befand.
Johanna, von fast allen Joan genannt, liebte ihren Heimatort, es war hier ruhig und zur Uni nach Jena waren es nur ein paar Kilometer. Im Norden konnte man von hier aus auch die "Skyline" von Weimar sehen. Über die Jahre waren Tiefurt und Weimar immer weiter zusammengewachsen, weil die Stadt sich immer mehr ausbreitet. Die Jungs wollten nach Tiefurt ins Schwimmbad, auch wenn das in Weimar moderner war, wollten sie unbedingt das extra tiefe Becken für ihre Mutproben nutzen. Außerdem war man über den Radweg schneller dort, als durch den dichten Verkehr in der Innenstadt.
Johanna war die Straße schon fast zur Hälfte hinunter geradelt, als sie bemerkte, dass sie ihr Portmonee liegen gelassen hatte. Einen Sommer wollte sie noch den Studentenrabatt auskosten. Also kehrte sie um. Als sie wieder das Haus betrat, hörte sie ihre Mutter mit ihrer Oma streiten.
"Du verstehst das nicht! Ich habe mir nicht so viel Mühe gegeben, sie gut zu erziehen , als dass sie jetzt da rauf fliegt und vielleicht von einem Sonnensturm zu Staub zerlegt wird. Ich habe sie Zuhause unterrichtet, Ida. Zehn Jahre lang nur Spätschicht, damit ich ihr von acht bis zwölf das Wissen näherbringen konnte."
"Du weißt, wie das bei uns in der Familie ist. Sie ist die Dritte, die es versuchen will, es in den Weltraum zu schaffen. Und glaub mir, Lisa, sie hat wirklich eine Chance."
"Eigentlich solltest du nichts mitzureden haben. Wo war Markus die ganze Zeit? In Hamburg. Er ist nicht mal in den Weltraum geflogen und trotzdem hat die Sternenflotte das Leben gekostet. War er da, war sein Kopf trotzdem nur mit Warpantrieben und Antimaterie gefüllt."
"Lisa, wenn du deine Tochter wirklich liebst, dann solltest du sie nach den Sternen greifen lassen. Du solltest das unterstützen, was sie glücklich macht. Lieben heißt loszulassen."
"Soll das heißen, du liebst sie mehr als ich?"
Joan wollte das nicht weiter hören. Eine Träne ran ihre Wange hinunter. Es war ja wahr. Markus, ihr Vater, war nie dagewesen, wenn auch manchmal nur körperlich und irgendwann im Mai 2242 war er auch nie wieder gekommen. Wortlos nahm sie das Portmonee und verließ wieder das Haus.
Wieder sauste sie die Straße runter und versuchte, die Emotionen zu bändigen . Wie hatte Vati immer gesagt? "Du darfst nie zeigen, wie es dir geht. Egal wie schlimm es ist. "
Sie nahm den Weg durch den Park und den Radweg durch das Viadukt. Hier war es schattig und am Fluss wer es immer angenehm kühl.
Nach einer guten Viertelstunde, war sie am Freibad angekommen. Die Jungs waren nur zu viert. Drei waren Handballer von der Uni und der vierte war Logan Wolf, Johannas bester Freund. Er teilte den Traum von der Sternenflotte mit ihr mit dem Unterschied, dass er mit der Ausbildung jetzt fertig war. Auch er hatte im letzten Monat sein Studium in San Francisco abgeschlossen . Er war Kanadier und hatte Ingeneurswissenschaften studiert. Im Augenblick war er als Gaststudent in Ilmenau, um dort an einem Workshop über alternative Systeme teilzunehmen, zum Glück von Johanna, die ihn so öfters treffen konnte.

Den Rest des Tages verbrachte die Gruppe mit Plantschen und Wetttauchen. Der Sommer ließ sich genießen. Gott sei Dank sprach niemand Joan auf ihre schlechte Laune an.
Ein Gewitter zog von Südosten die Saale hinauf. In zwei Stunden würde es hier sein, deshalb beschlossen die fünf, früher zu gehen und so verbrachten sie leider viel zu wenig Zeit im Wasser.
Trotz all dem kam Johanna noch rechtzeitig zuhause an, damit sie nur noch ein paar Tropfen abbekam.
Heute war "Tag x", der Tag an dem sie erfahren würde, ob die Sternenflotte sie zu den Aufnahmeprüfungen einlud. Also schaltete sie zuerst in ihr digitales Postfach an. Keine neuen Mails, was sie echt stutzig machte. Naja, vielleicht war es nur ein Buchhalter-Fehler. Sie nahm das Physikbuch und ging ins Erdgeschoss. Dort traf sie ihre Großmutter, die auch gerade in ein Buch vertieft war.
"Kannst du mir das mit der Gravitationsverschiebung nochmal erkläre?", fragte Joan ihre Oma.
"Klar, mein Schatz." Ida rückte auf dem Sofa ein Stück nach links, um ihrer Enkelin platz zu machen.
Joan war gerade dabei, sich auf die Aufnahmeprüfungen vorzubereiten. Auch wenn ihr Physik nicht sonderlich lag, lag ihre größte Sorge bei dem Fitnesstest. Das war der Grund, weshalb s ie vor einem Jahr begonnen hatte, mit den Jungs zu trainieren . Zuvor war sie zwar wöchentlich schwimmen gewesen. Und selbst jetzt war sie noch pummelig. Aber im Grunde fühlte sie sich physisch bereit für die Tests.
Oma Ida war so gut in Physik. Sie hatte es studiert. Genauso wie Idas Mutter und ihre Mutter.
Ida sah nach dem ersten Erklärungsversuch auf und bemerkte Joans betrübten Blick. "Was bedrückt dich?"
"Ich habe noch keine Antwort aus San Francisco"
"Hmpf..." Ida machte eine Denkpause. "Das sieht der Sternenflotte gar nicht ähnlich. Hast du im Papierkorb nachgesehen?"
Wie genau Ida darauf gekommen war, wusste Joan nicht, aber sie hetzte gleich die Treppen hoch, um ihr PADD zu holen.
Wie bereits von ihrer Oma prophezeit, fand sie die Mail im Papierkorb. Jetzt war ihr auch klar, wer sie dort hinein gepackt hatte. Ihrer Mutter. Diese war aber schon zur Nachtschicht aufgebrochen und nun konnte Joan sie nicht mehr zur Rede stellen.
"Hanna! Johanna!" Es war Joans Großvater, seine Stimme kam aus dem Nebenzimmer. "Doktor Johanna Weiß!" War er ungeduldig oder sauer, benutze er ihren vollen Namen. Das mit dem "Doktor" war auch als Provukation gedacht, denn er wusste, dass noch vier Jahre Assistenzzeit auf Johanna warteten, bevor sie richtig praktizieren konnte. Ob hier oder irgendwo anders in der Milchstraße war da egal.
"Ja?!", rief Joan, die eigentlich keine Lust hatte, noch einmal aufzustehen.
"Komm mal!", kam die Antwort.
Joan rollte zwar mit den Augen, ging aber brav in die zweite Wohnstube, in der ihr Opa vor einem Tischcomputer saß.
"Guck mal..." Er sah gerade einen Bericht über irgendwelche Sternenflottenleute an. "Aus dem ist was geworden. Er hat seinen Abschluss mit 1,0 gemacht."
Joan brachte ein ironisches "Wow" hervor. "Wenn sie mich nehmen, kann ich das auch schaffen. Ab August wäre ich dann in San Francisco." Denn wegen dir, weiß ich immer noch nicht, ob sie mich wollen, oder nicht.
"Was?" Er schaute Joan entgeistert an. "Warum gehst du nicht nach Hamburg?"
Warum wollen sich alle in mein Leben einmischen, fragte sich Joan innerlich. "Weil mich da jeder kennt. Und ich habe keine Lust, mit meinem Dad verglichen zu werden und ständig die Fragen zu beantworten, warum ich Ärztin und nicht Ingenieurin geworden bin ."
Die Freunde von Joans Vater waren ja immer der Meinung gewesen, dass Joan im technischen Bereich begabt wäre und dass sie doch in seine Fußstapfen treten solle, aber nach seinem Tod, wollte Joan weit weg von allem, was mit ihm zusammen hing.
"Und da gehst du lieber zu den Ammies?"
"Wir sind eine Erde. Wir sind alle Föderationsbürger. Außerdem ist mein Englisch bestens." Draußen hörte Johanna, wie das Telefon klingelte. Das war das Alibi, um wieder zu Oma zu gehen. Und wie zur Bestätigung hörte man ein "Joan, es ist für dich" von nebenan.
Das war das Stichwort. "Opa, ich muss da 'rangehen." Damit verließ sie den Raum.
Am Telefon war Logan: „Hey Joan, ich habe eine Mail bekommen.“ Er klang total aufgeregt. „Sie wollen mich auf das Raumdock versetzen. Wie sieht es mit dir aus? Sollst du dich für die Tests melden?“
„Ich weiß nicht, bis jetzt habe noch nicht reingesehen.“
„Dann tu es jetzt, dann feiern wir morgen Abend eine kleine Party. Einfach nur, weil wir einen weiteren Checkpoint in unserem Leben erreicht haben. "
Johanna gefiel diese Einstellung. Aber sie wusste selber noch nicht, ob sie einen Grund zum Feiern hatte. „Warte, ich schau gleich mal nach!“ Sie setzte sich (sicher ist sicher), nahm das PADD, klickte auf die Mail und begann leise zu lesen:

"Sehr geehrte Johanna Weiss,
wir bedanken uns hiermit für Ihre Bewerbung und das Interesse in einem Platz an der Akademie. Sie haben unser Interesse geweckt und deshalb würden wir Sie gerne zu den Aufnahmeprüfungen in der Woche vom 4. bis zum 11. August 2255, auf dem Akademiegelände in San Franzisco einladen.
Bitte bedenken Sie, dass wir die Kosten z.B. der Fahrt die durch Aufnahmeprüfungen auftreten, nur tragen, wenn sie erfolgreich abschließen.

Mit freundlichen Grüßen,
Amanda Knightley, Rekrutierungsbüro."

"Logan, sie wollen mich für die Prüfungen!" Sie versuchte nicht zu kreischen, da Oma ja direkt neben ihr saß. Aber wer sagte, dass man sich als 23-jährige nicht freuen durfte?
Aber als sie den Gedanken, nach San Francisco zu fliegen , noch einmal überdachte, überkam sie noch ein ganz anderes Gefühl. Furcht. Denn in fliegenden Objekten fühlte sie sich nicht besonders wohl.
Aber sie war zuversichtlich, dass es genug Beruhigungsmittel gab, um auch das Problem zu lösen, denn was tut man nicht für seine Träume. Richtig. Aber einiges musste sie noch regeln.
Sie stand auf, lief die Treppen hinauf und suchte in ihrer obersten Schreibtischschublade ihre Schlüsselkarte. Dann sauste sie wieder die Treppen hinunter.
"Wo willst du hin?", fragte Ida.
"Ich fahre ins Krankenhaus."
Ida, die ihre Enkelin zu gut kannte, wendete nichts ein und warf ihr stattdessen ihre Autoschlüssel zu.

Energisch stürmte Joan auf die helle Doppeltür zu, die sich automatisch öffnete. Sie ging in vielen schnellen Schritten an der Notaufnahme vorbei und durch den Durchgang bis zur Intensivstation. Die Tür öffnete sich, weil zwei Pfleger jemanden in einem Bett hindurch schieben wollten.
"Hey Joan."
"Hey Jeremy."
Er sah ihr ungläubig nach. Dann ging sie den Flur entlang und machte gleich wieder kehrt, als sie bemerkte, dass sie sich nicht gerade angemessen verhielt. Sie ging zurück zum Haupteingang und sprach den Herren an der Rezeption an. „Ich möchte mit meiner Mutter sprechen“
„Natürlich, wie ist denn der Name der Patientin?“, er klang überraschend freundlich.
„Ähm, sie arbeitet hier. Intensivterapiestation 1. Fachschwester Lisa.“
Das Lächeln verschwand, aber er blieb freundlich: „Ich rufe an. Es könnte aber einen Moment dauern, bis jemand ihr Zimmer übernommen hat.“
Sie wartete kürzer als gedacht und schon wenige Minuten kam ihr ihrer Mutter im Azurblauen Kasack durch den Durchgang entgegen.
„Was machst du denn hier?“
Aber Joan antwortete ihr nicht. "Ich habe die Mail gefunden. Ich kann nicht glauben, dass du so was machst. Wenn du noch was willst, ich bin bei Logan." Joan musste die Tränen unterdrücken.
Ja, das tat sie und einige Stunden später mit zwei Doppelten intus war sie auch wieder locker genug, um hoch zu den Sternen zu sehen, mit der Gewissheit ihnen wenigstens etwas näher zu sein.


Danke für's lesen :3
Rezensionen