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Prinz der ewigen Dämmerung (Band II)

von BlueScullyZ

Kapitel 2: Aus dem Nichts

Logbucheintrag der Enterprise, Sternzeit 3854,27, Captain Kirk
Wie befohlen nähern wir uns der Sternenbasis 482, um die auf Sternenbasis 10 entgegengenommene Fracht zu übergeben. Bis zum Eintreffen wird noch ein halber Tag vergehen, doch unsere Sensoren müssten die Basis jeden Augenblick erfassen. Bisher konnten wir keine Anomalien feststellen, welche auf eine Partikelfontäne hinweisen könnten. Die Fracht hat den Transport unbeschadet überstanden und wird zum jetzigen Zeitpunkt zum Ausladen auf der Basis vorbereitet. Es ...


Verwundert betrachtete Captain Kirk den Hauptbildschirm vor sich, der die vor ihnen liegende Flugroute zeigte, auf dem sich das Bild mit einem Mal verzerrte. Die Verzerrung hielt nur kurz an und das Bild normalisierte sich wieder.

„Mister Spock?“, fragte er seinen Ersten Offizier, der die Messinstrumente im Auge behalten hatte. „Haben Sie eine Störung oder ungewöhnliche Messwerte beobachten können?“ Noch einmal sah er zum Hauptbildschirm. Erneut flackerte es und als sich das Bild erneut normalisierte, blieb ein störendes Rauschen zurück, das sich von Mal zu Mal verstärkte. Die Inhalte wurden immer schwerer zu erkennen.

In der Zwischenzeit hatte Spock seine Beobachtungen noch einmal verifiziert und sich zum Captain umgedreht. „Nein, Sir“, antwortete der Erste Offizier und folgte Kirks Blick, so dass er unschwer erkennen konnte, woher diese Nachfrage rührte.

„Miss Uhura?“, wandte der Captain sich angespannt an seine Kommunikationsoffizierin. „Versuchen Sie, eine Verbindung zur Sternenbasis 482 herzustellen.“ Sein nächster Befehl galt dem Vulkanier. „Schalten Sie mir die Statusanzeige des Schiffs auf den Bildschirm. Ich will wissen, ob uns nicht einfach die Technik einen Streich spielt.“ Womöglich war einfach nur der Monitor kaputt, was er ausschließen wollte. „Mister Sulu: Vorsichtshalber stoppen Sie alle Maschinen. Wir halten, bis wir wissen, worum es sich handelt.“

„Zu Befehl, Captain“, nahm der Steuermann den Befehl entgegen.

Immer noch angespannt betrachtete Kirk die Darstellung vor sich, die sich in diesem Moment änderte und eine tadellose, schematische Darstellung des Schiffsstatus zeigte. „Womöglich doch ein technisches Problem mit den Außensensoren“, murrte er. Es wäre ihm lieber gewesen, dieselben Darstellungsfehler auch hier gezeigt zu bekommen und auf einen Defekt des Monitors schließen zu können.

„Captain?“, meldete sich Lieutenant Uhura. „Die Sternenbasis 482 erbittet Sie, sich zu authentifizieren.“

Erstaunt sah der Captain der Enterprise sich zu ihr um. Er sollte sich persönlich authentifizieren? „Die sehen doch, dass es mein Schiff ist“, brummte er überrascht. Zu übersehen war die NCC-1701 auf dem Radar selbst aus dieser Entfernung nicht.

„Captain Kirk“, meldete sich nun auch Spock zu Wort und wartete im Gegensatz zu Miss Uhura nicht auf eine Erlaubnis, zu sprechen. „Offensichtlich arbeiten unsere Sensoren tadellos. Die Ursache scheinen Störsignale zu sein, die von der Basis 482 ausgesendet werden.“

Damit war sein Vorgehen besiegelt. Auf seiner Konsole betätigte er den Rufknopf. „An alle Decks“, begann er seine Durchsage, „Alarmstufe Gelb. Ich wiederhole: Wir befinden uns in Alarmbereitschaft. Alarmstufe Gelb.“ Als nächstes galt es, das Protokoll zu wahren.


Logbucheintrag der Enterprise, Sternzeit 3854,27, Captain Kirk
Als wir uns der Sternenbasis weiter näherten, wurden unsere Sensoren von Störsignalen blockiert, die nach unseren Informationen direkt von der Sternenbasis 482 ausgesendet wurden. Da wir den Grund dafür nicht kennen und die Situation innerhalb der blockierten Zone nicht einschätzen können, versuchen wir, mit der Station Verbindung aufzunehmen und eine Erklärung zu erhalten. Die Weiterfahrt wird bis zu der Klärung unterbrochen, oder solange, bis die Notwendigkeit eines Standortwechsels aus anderen Gründen gegeben ist. Das Schiff wurde in Alarmbereitschaft versetzt. Kirk Ende.


Erst dann wandte er sich wieder mit ernster Miene an Uhura. „Stellen Sie durch.“

„Sollen wir die Schilde aktivieren?“, fragte sein Erster Offizier, während Uhura die Verbindung aufbaute.

Ein einfaches Nicken musste ihm als Antwort genügen, denn schon erschien auf dem Bildschirm Lieutenant Commander Sterson, Kirks langjähriger Freund und stellvertretender Kommandant der Sternenbasis 482. Seine braunen, kurzen Haare hatte er wie gewohnt nach hinten gekämmt, doch seine Miene war, wie die von Kirk, von Ernst gezeichnet und wurde von seinen Augenringen dominiert. Hier stimmte etwas nicht.

„Hier Lieutenant Commander Mark Sterson von der Sternenbasis 482. Bitte authentifizieren Sie sich.“ Seine Stimme klang kalt und erinnerte Captain Kirk daran, dass er ein sehr ehrgeiziger junge Mann gewesen war, mit dem auch im Gefecht nicht zu spaßen gewesen war, wenn es hart auf hart gekommen war.

Ohne sich über die kühle Begrüßung zu echauffieren, antwortete Kirk ebenso sachlich. „Captain James Tiberius Kirk, Dienstnummer SC 937-0176 CEC, Captain der Enterprise.“ Die Orden und Belobigungen ließ er an dieser Stelle besser unter den Tisch fallen. Sollte Mark sie doch hören wollen, würde er ihn daran erinnern. Er hatte ihn nach seiner Authentifizierung gefragt und nicht nach seiner Dienstakte.

Auf dem Bildschirm konnte der Captain sehen, wie Mark jemandem außerhalb des Bildes einen Wink gab, ehe er sich wieder an Kirk wandte. „Dieser Empfang tut mir leid, aber du verstehst sicher, weshalb es sein musste.“

Aber James Kirk verstand nicht. „Ehrlich gesagt, verstehe ich es nicht. Habt ihr unerwarteten Besuch von der Kommission bekommen oder seid ihr bei einer Kontrolle durchgefallen, dass bei euch nun Code 1 herrscht?“ Die Art und Weise der Begrüßung war besorgniserregend und mit dieser absichtlich sarkastischen Frage gab er Sterson die Möglichkeit, Ihnen unauffällig mitzuteilen, ob die Basis womöglich in feindliche Hände gefallen war. Er hoffte, die Anspielungen waren subtil genug, um potenzielle Belagerer nicht zu warnen.

Aber der Erste Offizier der Basis schüttelte den Kopf. „Keine Sorge, Jim, wir sind hier allein“, gab er Entwarnung. Doch Erleichterung sah anders aus. „Das Kommando hat euch über die Lage nicht informiert?“

„Offensichtlich nicht“, entgegnete Kirk, nicht minder verärgert darüber, auch, wenn es ihm recht war, dass die Aufregung umsonst gewesen war und sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheitet hatten. „Wir gingen von einem Transport von Baumaterialien aus und dass wir hier in der Nähe eine Partikelfontäne vermessen sollen. Von Störsignalen und erhöhten Sicherheitsmaßnahmen ist uns nichts gesagt worden.“

Sterson nickte langsam. „Da haben die es mit der Geheimhaltung wohl etwas übertrieben.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Wir lassen euch einen Korridor, in dem ihr ohne Beeinflussung der Störsignale den Weg zur Basis passieren könnt.“

Eine Antwort auf seine Frage war das nicht. Aber Kirk gab die Hoffnung nicht auf, diese noch zu bekommen. „Mark, was ist bei euch denn los?“

Die Schatten um Stersons Augen wurden noch tiefer. Er wirkte unglaublich müde. „Erkläre ich dir, wenn ihr hier seid. Haltet eure Schilde weiter aktiv und achtet auf eure Umgebung. Aktuell gilt in der gesamten Zone Code 1. Ich würde dir sagen, wenn ich wüsste, worauf ihr achten müsst. Aber ich weiß es nicht.“

Damit wurde die Verbindung abgebrochen und ließ Kirk ratlos zurück.

„Die Störsignale sind verebbt“, meldete sein eigener Erster Offizier, bei dem Kirk sich einbildete, ebenfalls Anspannung aus der Stimme herauszuhören.

Noch einmal ließ er seinen Blick über die Brücke schweifen. „Maschinenraum, wie ist der Status?“, fragte er vorsichtshalber über Intercom.

„Alles im grünen Bereich“, war die Rückmeldung.

„Mister Sulu, lassen Sie die Schiffsphaser vorbereiten und besetzen“, wies er seinen Navigator an. „Danach setzen wir die Reise fort.“ Ins Unbekannte.

~*~



„Halten Sie die Stellung“, wies McCoy Miss Chapel an und verließ damit die Krankenstation, die zu diesem Zeitpunkt ohnehin verwaist war. Sein Weg führte ihn zur Brücke. Über Intercom würde er nur die notwendigsten Informationen bekommen, aber er wollte genau wissen, was los war. Dass der Captain das Schiff in Alarmbereitschaft versetzt hatte, bereitete ihm Sorge.

Als die Türen des Turbolifts sich öffneten, schlug ihm das Piepen der Instrumente entgegen, doch kein Offizier sagte einen Ton. Entspannung lag nicht in der Luft. Einzig und allein Kirk hatte sich zu ihm umgedreht.

„Was gibt es?“, wollte der Captain wissen, ehe sein Blick sofort wieder zum Hauptschirm wanderte.

Der Schiffsarzt trat um die Brüstung herum und stellte sich neben ihn. „Das wollte ich gerade dich fragen.“

„Captain?“, ertönte Spocks Stimme und sie hinterließ ein unangenehmes Gefühl in McCoys Magengegend, was die Stimme des Ersten Offiziers normalerweise nicht durch Betonung hervorzurufen wusste.

Kirks Aufmerksamkeit hatte sich mit dieser Einmischung erledigt. „Was ist, Spock?“

„Ich habe den Aufnahmebereich der Sensoren erweitert und mir ein Bild unserer Umgebung gemacht, sofern es die aktivierten Schilde zulassen“, erklärte der Vulkanier sachlich. „In der Tat habe ich ein Phänomen registriert, das jedoch entgegen unserer Informationen keine Partikelfontäne ist.“

Die Denkfalten auf Jims Stirn wurden bei diesen Worten immer tiefer und auch McCoys Unwohlsein bewies, dass es sich durchaus steigern ließ. „Was ist es dann, Spock?“, hakte der Captain drängend nach.

Das Spitzohr, das sich schon wieder umgewandt hatte, sah nun zum Monitor und deutete auf die dort sichtbare Darstellung. Eine Außenaufnahme. Sie zeigte Planeten, weit entfernt, die um eine Sonne kreisten. Nichts, was ungewöhnlich wäre. Links oben in der Ecke markierte ein roter Kreis den Bereich, den sie nun sahen, auf einer schematischen Sternenkarte. Wenn der Mediziner sich nicht irrte, und er betrachtete nicht oft solche Karten, dann sahen sie einen Bereich, der von ihrer jetzigen Position aus oberhalb von ihnen lag. Und dieser Bereich war auf der schematischen Karte leer.

„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte Kirk fassungslos. „Woher ...? Spock, überprüfen Sie unsere aktuelle Position noch einmal“, wies er seinen Ersten Offizier aufgeregt an.

Der Schiffsarzt stand immer noch da und betrachtete das Sonnensystem, das sich ihnen zeigte. „Was für ein System ist das?“, fragte er schließlich.

„Eines, das es, nach unseren Aufzeichnungen, nicht geben dürfte“, antwortete der Wissenschaftsoffizier ihm statt Kirk. „An dieser Position befand sich bisher leerer Raum.“

McCoy stutzte. Hatte er das gerade richtig verstanden?

Wie, um seine Zweifel zu bestätigen, fragte der Captain: „Wie kann ein ganzes Sonnensystem aus dem Nichts auftauchen?“ Diese Frage stellte sich auch McCoy. Wie konnte so etwas passieren?

Nur einem fehlte es nicht an Worten. „Zumindest erklärt das die Geheimhaltung des Kommandos“, schloss der Vulkanier.

Der Schiffsarzt zwang sich, seinen Blick von dem fremden Planetensystem zu lösen. „Geht ... von diesem System eine Gefahr aus?“ Als leitender Mediziner war diese Frage es, die für ihn von hoher Priorität war. Ganz gleich, was ihm noch alles für Fragen im Kopf herumspukten.

„Das konnte uns Sterson nicht sagen. Er meinte, wir sollen uns auf alles gefasst machen“, gab Jim erschüttert zurück. „Aktuell gilt in dieser Zone Code 1.“

Invasionsgefahr. McCoys Augen wurden groß. Dieser Code wurde nicht ausgesprochen, ohne dass ein Grund dafür vorlag. Aber vielleicht war der Schreck, wenn eines Morgens plötzlich fremde Planeten in der Nachbarschaft auftauchten, Grund genug. Schließlich war nicht bekannt, inwieweit diese Planeten bewohnt waren und falls ja, ob diese Organismen den Bewohnern der Basis freundlich gesinnt waren. Da fiel ihm etwas ein, was doch noch eine Klärung wert war. „Die Basis befindet sich seit drei Wochen in Alarmbereitschaft?“

„Ja“, bestätigte ihm der Captain seine Vermutung. „Und so sah Sterson auch aus. Aber offensichtlich gab es noch keine Kontaktaufnahme – man weiß allerdings auch noch nicht, ob es da jemanden gibt, zu dem man Kontakt aufnehmen könnte. Es gibt keinerlei Informationen über das System.“

„Und die leben seit drei Wochen direkt daneben“, murmelte McCoy kopfschüttelnd. Wie auf einem Präsentierteller.

~*~



Auch, wenn Spock eine konzentrierte und ruhige Atmosphäre zu schätzen wusste, so empfand er sie nun in diesem Moment als kontraproduktiv. Vor allem, da sich die mangelnde Mitteilungsbedürftigkeit nicht nur auf die anwesenden humanoiden Lebensformen auswirkte, sondern auch auf die Schiffssensoren, die zu großen Teilen keinerlei Daten lieferten, was das betraf, was außerhalb des Korridors lag. Es war wie Stochern im Nebel.

„Captain, es ist nicht möglich, nach fremden Lebensformen zu scannen, da die Schilde und die kollidierenden Störsignale die Signale zu sehr abschwächen. Wir können so keinerlei Erkenntnisse gewinnen“, informierte er seinen Vorgesetzten darüber, dass ihm die Hände gebunden waren. Einzig und allein die Sicht blieb ihnen.

Die Gereiztheit sprach aus der Stimme Kirks. „Daran lässt sich gerade nichts ändern, Spock. Oder schlagen Sie vor, die Schilde zu deaktivieren?“

„Mitnichten“, widersprach ihm der Vulkanier. Es wäre vollkommen irrational, nun den Schutz fallen zu lassen. Nicht solange sie nicht mit dem Verantwortlichen der Basis gesprochen und alle Informationen, die vorlagen, in Erfahrung gebracht hätten. Aber dennoch behinderte das sie in ihrer Erkundung und mehr hatte er nicht sagen wollen. „Jedenfalls kann ich unter diesen Umständen unseren Standpunkt nur unzureichend bestimmen. Zu siebzig prozentiger Wahrscheinlichkeit, befinden wir uns bei Sternenbasis 482 im Beta-Mahoga-System.“

„Und wo befinden wir uns mit einer Wahrscheinlichkeit von dreißig Prozent?“, fragte McCoy, dem der Unglaube über diese Äußerung auf die Stirn geschrieben stand. Vermutlich überstieg es die Vorstellungskraft des irdischen Wesens, vermutete Spock.

Denn die Antwort lag doch klar auf der Hand. „An einem beliebigen anderen Ort der Galaxie.“

„Was Sie nicht sagen“, entgegnete der Medziner, den immer noch derselbe Unglaube zeichnete.

Aber das war ja nicht das Einzige, was sie wussten. „Bei den Planten des Systems handelt es sich allem Anschein nach um alte Planeten, Captain. Auch, wenn wir kaum Sensordaten haben, so ist schon an der Beschaffenheit auf den Bildern zu erkennen, dass es sich in mindestens einem Fall um einen Planeten handelt, dessen Oberfläche bereits vollständig ausgekühlt ist und dessen Zusammensetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gasförmiger Natur ist. Es mag sich um ein vergleichsweise junges Sternensystem handeln, aber mitnichten eines, was im letzten Monat entstanden ist. Ich schätze, dass mindestens eine Million Jahre seit seiner Entstehung vergangen sind. Bleibt somit nur die Frage, wie es hier her kommt. Oder, weshalb es in den Jahren, in denen die Sternenbasis hier bereits existiert, nicht entdeckt wurde.“

Nun war McCoy nicht mehr der Einzige, der ihn voller Entsetzen anstarrte. Und der Captain war es, der es in Worte kleidete: „Wollen Sie sagen, Sie halten es für möglich, dass ein ganzes Sonnensystem vor unseren Augen versteckt wurde?“ Offenbar hielt er es für absurd.

Aber der Wissenschaftsoffizier war da anderer Meinung. „Ich halte es für ebenso wahrscheinlich, wie die Möglichkeit, dass ein Sonnensystem seinen Standpunkt wechselt. Die wahrscheinlichste Erklärung ist wohl tatsächlich, dass wir uns nicht befinden, wo wir uns glauben zu befinden. Oder, dass wir nicht sehen, was wir glauben zu sehen. Es bleibt auch noch die Möglichkeit, dass wir sehen, was wir sehen, aber das, was wir sehen, nicht der Ort ist, den wir glauben zu betrachten. Ein Raumriss könnte das beispielsweise erklären, wobei mir keine Beobachtungen bekannt sind, die ein sich so makellos in die Umgebung einfügendes Resultat lieferten. Geschweige denn Risse von dieser Dimension.“ Wobei die Wortkombination aus Raumriss und Dimension noch eine andere, wenig beschauliche Möglichkeit zu Tage förderte.

Neben ihm verschränkte der leitende Mediziner seine Arme und lehnte sich an die Brüstung. „Nun, ob es sich um Wahrnehmungsstörungen handelt, lässt sich herausfinden. Da wir alle dasselbe sehen, müsste die gesamte Besatzung betroffen sein. Ich werde überprüfen, ob sich Abweichungen in den Hirnaktivitäten feststellen lassen, die auf eine Beeinflussung von außen hindeuten.“

„Ein guter Punkt, Doktor“, gab der Vulkanier unumwunden zu. Damit würden Sie eine der vielen Möglichkeiten womöglich eliminieren. Für alles Weitere müssten Sie in der Tat die Schilde senken oder die Distanz zu dem fremden System drastisch verringern. Ein Risiko, das mit ihrem jetzigen Wissen, absolut nicht einzuschätzen war. „Ich werde die Aufnahmen des Systems an die Geologische Abteilung weiterleiten und sie bitten, die Aufnahmen zu prüfen.“

„Gut, Spock“, entgegnete der Captain kopfschüttelnd. „Ich fasse es nicht, dass die uns darüber im Dunkeln gelassen haben.“

„Vielleicht gibt es eine einfache Erklärung dafür“, versuchte sich der Erste Offizier an so einer solchen, während er die Daten für den Transport vorbereitete. „Schließlich schwächt ein solcher Krisenherd die Stabilität der Flotte nach außen, betrachtet man es aus der Sicht der Aggressoren. Wir waren nahe der Neutralen Zone, als die Nachricht uns übermittelt wurde. Vermutlich wollte man nicht riskieren, dass diese Information an die Romulaner fällt. Ebenso gibt es in diesem Quadranten derzeit Beitrittsverhandlungen zur Föderation, seitens anderer Planeten. Ein solcher Fall würde womöglich die Verhandlungsbasis unserer Seite schwächen. Ich nehme stark an, dass dies auch der Grund dafür ist, dass eine Nachrichtensperre verhängt wurde.“

„Eine Nachrichtensperre?“, echote Kirk. „Wieso weiß ich nichts davon?“

Nun musste der Vulkanier sich auf die Zunge beißen. Bildlich gesprochen, natürlich nicht wortwörtlich. Als hätte das etwas geändert. „Ehrlich gesagt, ist das nur eine Vermutung. Denn während McCoy berichtete, von Doktor Hogan nur eine sehr knappe und wenig informative Rückmeldung erhalten zu haben, in der dieser Vorfall mit keiner Silbe erwähnt wurde, habe ich gar keine Antwort erhalten. Ich nehme stark an, dass die unteren Dienstgrade vollkommen von der Kommunikation abgeschnitten wurden, um einen Informationsfluss nach außen zu verhindern. Da außer der Enterprise ohnehin kein geeignetes Schiff in der Nähe war und wir bereits benachrichtigt wurden, wurde damit auch nicht die Möglichkeit eingeschränkt, Hilfe zu holen. Den oberen Dienstgraden wird man die Kommunikationsmöglichkeiten aufgrund der Organisation von notwendigen Geschäfts- und Verwaltungsaufgaben weiter belassen haben, aber ich gehe stark davon aus, dass auch diese über diesen Vorfall nicht reden durften.“

Der kritische Blick McCoys ließ Spock nichts Gutes ahnen. „Spock, Sie haben vergessen, die Wahrscheinlichkeit für diese These anzugeben“, erinnerte er ihn in kühlem Zynismus. „Nicht, dass es nicht schlüssig begründet wäre, aber ist es eigentlich nicht gegen die Logik, sich in einer Vermutung so sehr zu versteifen?“

Der Erste Offizier holte Luft, um zu einer Antwort anzusetzen, doch Kirk war schneller.

„Ich habe Sterson die Möglichkeit gegeben, uns ein Zeichen zu geben, sollte die Sternenbasis übernommen worden sein und sollte irgendjemand sie unter Druck setzen. Er hat mir signalisiert, dass er von niemandem bedroht wird. Es ist also ausgeschlossen, dass wir von fremden Lebensformen oder feindlich gesinnten Spezies in die Falle gelockt werden.“ Nachdenklich sah er noch einmal zum Monitor. „Nicht völlig ausgeschlossen, aber nicht sehr wahrscheinlich“, korrigierte er sich.

~*~Verstohlen sah Sterson sich zu beiden Seiten im Flur um, ehe er den Türsummer des Quartiers 573 betätigte. Laut Namensschild handelte es sich um das Quartier von Lieutenant Neil F. Hogan. Doch in den ersten Sekunden wartete der Erste Offizier der Basis vergebens auf Einlass. Als er die Hand erhob, um erneut den Summer erneut zu betätigen, ging die Tür mit einem lakonisch klingenden Zischen auf und gab den Blick auf das fast dunkle Quartier frei. Der Offizier konnte nicht verhindern, dass sich ein Maß von Geringschätzigkeit in seinen Blick mischte, als er sich in dem Chaos aus herumliegenden Uniformen und Heften umsah. „Ich hoffe, ich störe Sie nicht“, brachte er dann doch aus Anstand hervor und trat näher, so dass die Tür sich hinter ihm problemlos schließen konnte. Fiel der Kontrast zum hell erleuchteten Flur weg, war es auch gar nicht mehr so dunkel im Inneren.

„Glauben Sie, ich hätte etwas Besseres vor?“, gab Hogan von seinem Bett aus zurück. Bis gerade hatte er alle Viere von sich gestreckt und rieb sich nun mit seinen Händen das Gesicht. Seine Uniformhose trug er, aber sein Oberkörper war unbekleidet. „Was wollen Sie?“, drang es zwischen seinen Händen verschlafen hindurch.

„Sie bitten, mitzukommen, Lieutenant“, sprach der Vorgesetzte und lehnte sich seitlich gegen den Raumtrenner, der den Ruhebereich abtrennte. „In wenigen Minuten erwarten wir eine Delegation der Enterprise auf der Basis und ich hätte Sie gerne dabei.“

Mit einem Mal hielt Hogan in seiner Bewegung inne und schielte zwischen den Fingern hindurch. „Weiß Kerry davon?“, fragte er gerade heraus, ehe er sich unter Ächzen in die Teilsenkrechte kämpfte und schlussendlich gequält auf der Bettkante zum Sitzen kam.

„Nein“, gestand Sterson. Sein Vorgesetzter wusste nicht, dass er sich hier befand. Und er selbst war sich nicht ganz einig mit sich selbst, ob es eine gute Idee war, eigenmächtig zu handeln. Andererseits fand er es richtig. Und trotz all der Administration und Verwaltung hatte der Offizier eins nicht vergessen: Er hatte immer versucht, das Richtige zu tun. „Es ist allein meine Verantwortung. Ich dachte, Ihnen liegt womöglich etwas daran.“

Der Blick des Lieutenants ging in die Ferne. Offenbar dachte er nach. Auf die Knie aufgestützt schloss er für einen Moment die Augen, ehe er nickte. „Ja, worauf Sie sich verlassen können.“ Er seufzte. „Ich nehme an, dass für diesen Anlass ein Bademantel ungeeignet ist“, murrte er, als er aufstand und sich für einen Moment am Raumtrenner abstützte.

Sterson betrachtete die Szene mit sichtlichem Unmut. „In der Tat. Ziehen Sie ruhig Ihre Paradeuniform an. Sollten Sie sie in diesem Chaos finden“, gab er auf die Frage frei zurück. Er glaubte kaum, dass der Lieutenant sich dadurch auf den Schlips getreten fühlen würde. Abgesehen davon, dass es nur der reinen Wahrheit entsprach und er einen Schlips hier auch vergeblich suchen würde.

„Keine Sorge“, entgegnete Hogan, der zu seinem Schrank stakste. „Die verlege ich nie. Hat seinen Vorteil, wenn man sie nie anzieht. Es gibt nur einen Ort, an dem man sie zurückgelassen hat.“

Mehr als ein Kopfschütteln hatte der Commander dafür nicht übrig. Er war zu müde, um sich darüber aufzuregen und auch zu erschlagen, um dem Humor des anderen etwas abzugewinnen. Aber nicht zu verschlafen, um seine Entscheidung doch noch in Frage zu stellen. Jedenfalls war ein Hinweis auf eine notwendige Rasur vollkommen überflüssig. Dafür würde die Zeit wohl kaum reichen. So würde der Offizier mit seinem Drei-Tage-Bart, der eher zehn Tage vor sich hin spross als drei, erscheinen müssen. Aber dann sah er selbst daneben wenigstens nicht so zerstört aus, wie er sich fühlte.

In der Zwischenzeit hatte der Lieutenant sich sowohl sein Hemd als auch die Uniformjacke angezogen und schloss in einer für den Offizier ungeahnt flüssigen Bewegung die Knöpfe an derselben, ehe er sich selbst im Spiegel betrachtete, sofern es das schummerige Licht erlaubte.

Der Commander hatte sich inzwischen gut genug an die Dunkelheit gewöhnt, dass er von seiner Position sehr gut den missbilligenden Blick seines leitenden Mediziners in der Reflektion erkennen konnte. „Machen Sie so weiter, Hogan, und Sie werden sich nicht mehr lange in dieser Uniform sehen müssen“, entfuhr es Sterson kühl bei dem Anblick. „Soweit ich weiß, endet Ihre Dienstzeit im nächsten Solarjahr.“

„Ich kann es kaum erwarten“, brachte der Arzt ihm entgegen und wandte sich zu ihm um. Statt eines breiten Grinsens schaute Sterson in eine sehr verdrießliche Miene.

Das war der Moment, in dem der stellvertretende Leiter der Basis für sich selbst feststellte, dass es ein Fehler gewesen war. Aber das würde er nicht zugeben. Und er wollte es dem Mann vor sich nicht zumuten, die Hoffnungen, die er selbst geweckt hatte, zu zerschlagen. Er glaubte es selbst kaum, aber nach all dem, was er bei der Flotte erlebt hatte, tat Hogan ihm vor allem leid.

„Erwarten Sie eigentlich einen Blumenstrauß, als Dankeschön?“, fragte der Lieutenant, wie aus dem Nichts. Die Frage klang nicht so sarkastisch, wie sie gemeint war und auch sein Gesicht machte den Eindruck eines ehrlich gemeinten Angebots.

Aus diesem Grund gestand Sterson ihm auch eine ehrliche Antwort zu und ignorierte den Zynismus. „Nein, Hogan. Keine Sorge. Ich erwarte von Ihnen keinen Blumenstrauß. Ich hoffe einfach, dass Sie Recht haben“, murrte er freudlos und ging an dem Offizier vorbei.

Als sich die Türen zum Flur öffneten, hielt der Commander zunächst die Hand schützend vor seine Augen und er konnte den gequälten Laut Hogans hinter sich vollstens nachfühlen. Doch im Gegensatz zu dem Bewohner dieser Grotte, aus der sie kamen, gewöhnte er sich schnell wieder an das Licht. Der Mediziner lief noch mehrere Meter weiter mit zusammengekniffenen Augen neben ihm her. Der Offizier in Sterson gönnte es ihm von Herzen.

~*~



Das Warten selbst war die Hölle. Am liebsten wäre Kirk bis zur letzten Sekunde auf der Brücke geblieben, aber der Teufel steckte im Detail. Hinterher streikte der Lift in dem Moment und sie verpassten auf dem Weg zum Transporter das Zeitfenster. Daher waren sie vorher herunter gekommen. Doch hier fühlte er sich beklommen, eingeengt. Ein Gefühl, das er nicht oft verspürte. Selbst die Störsignale um sie herum, die sie in Ermangelung an Fenstern nicht sehen und auch so nicht wahrnehmen konnten, ihre bloße Existenz und sein Wissen um sie, kamen ihm vor wie ein Käfig, in dem er gefangen war. Und das Fehlen von Sensoranzeigen beunruhigte ihn zusätzlich. Kein Hauptschirm, der ihm wenigstens ein Bild der Umgebung lieferte. Er war völlig ausgeliefert. Und nicht anders ging es wohl auch seinem Schiffsarzt und seinem Ersten Offizier oder dem Rest der Besatzung, die inzwischen über die Lage aufgeklärt war.

Etwas war ihm glücklicherweise erspart geblieben: McCoys Jammerei über die Paradeuniform. Unter den gegebenen Umständen hatte Kirk beschlossen, dass er keine Zeit hatte, sich umzuziehen und entsprechend konnte er wohl kaum von seinen Offizieren erwarten, es dann statt seiner zu tun. Sie würden in ihren normalen Uniformen auf der Sternenbasis erscheinen, aber das war auch nicht das Wichtigste. Wichtig waren heute Inhalte und keine schönen Worte, geschweige denn prachtvolle Uniformen.

„Scotty, ich verlasse mich darauf, dass Sie mich hier gut vertreten“, schwor Kirk seinen Stellvertreter noch einmal ein. Da McCoy und Spock mitkamen, würde er den Posten übernehmen. Er war sich sicher, dass der Ingenieur seine Aufgabe zu seiner vollen Zufriedenheit erfüllen würde, aber es schadete auch nicht, noch einmal zu erwähnen, wie wichtig es war. Und der Captain gab sie auch nur schweren Herzens aus der Hand. Noch schwerer wäre es ihm allerdings gefallen, das Gespräch an jemand anderen zu delegieren und so biss er in den sauren Apfel.

Der Schotte nickte mit ernster Miene hektisch. „Natürlich, Sir. Ich werde mich um das Schiff kümmern wie um mein eigenes.“

Bei der Aussage schlich sich ein Schmunzeln auf Kirks Gesicht. „Das glaube ich Ihnen aufs Wort, Scotty“, entgegnete er und schlug dem Lieutenant Commander freundschaftlich gegen die Schulter.

Mit der Zeit, die sie zur Basis gebraucht hatten, hatten sie sich allmählich an das beklemmende Gefühl gewöhnt, soweit es möglich war. Ein deutliches Indiz dafür war ...

„Spock, stehen Sie nicht da wie angewurzelt!“, erklang McCoys Stimme hinter Kirk.

Der Captain rollte mit den Augen. Ja, soweit dies bei der aktuellen Alarmstufe möglich war, war alles wieder beim Alten.

„Mit Verlaub, Doktor, aber wie haben Sie sich vorgestellt, wie ich sonst auf den anstehenden Transport warten soll?“, konterte der Vulkanier in gewohnt kühler Manier.

„Es sind noch vier Minuten, bis zum vereinbarten Zeitpunkt“, erinnerte der Captain die beiden wartenden Offiziere an die relativ kurze Zeitspanne, die es noch zu überbrücken galt, ohne sich gegenseitig zum Weinen zu bringen.

Bei der Erinnerung an den bevorstehenden Transport, grummelte der Arzt unzufrieden vor sich hin und betrachtete die Plattform mit größter Missgunst. Eines Kommentars jedoch enthielt er sich. Heute wollte also nicht einmal er die Notwendigkeit des Beamens in Frage stellen.

„Ich hoffe, dass es alles nicht so wild ist, wie es sich jetzt darstellt“, bemerkte Jim leise. Neue Informationen hatten sie nicht bekommen. Den Zeitpunkt, wann der Transport stattfinden sollte und ihr Ziel, aber mehr wussten sie immer noch nicht. Gleich würden die Basis und das Schiff gleichzeitig ihre Schilde einfahren, wodurch der Transport dann überhaupt erst über die Bühne gehen konnte. Danach würden die Schilde sofort wieder aktiviert werden. Es war nicht zu vermuten, dass die Basis diesen Aufwand betrieb, wenn es keinen guten Grund dafür gab, gestand der Captain sich ein. „Scott, Sie denken daran, dass wir die Baumaterialien noch zur Basis bringen müssen?“, fand Kirk einen Punkt, über den sich das Thema wechseln ließ. „Die Fracht muss noch für die Löschung vorbereitet werden. Beamen Sie aber noch nichts runter, bevor wir keine Rückmeldung gegeben haben.“

„Aye, Sir“, gab Scotty zurück, bevor er erneut die Einstellungen des Transporters überprüfte. Bestimmt schon zum fünften Mal. Sie alle waren nervös.

Aber jetzt war es Zeit. „So, alle Mann auf ihre Posten“, befahl der Captain, räusperte sich und betrat selbst einen der Transportpole, woraufhin ihm alle anderen folgten. Ein letzter Blick galt seinem Chefingenieur, der an der Konsole abermals die Werte überprüfte und einmal tief Luft holte.

„Schilde deaktivieren“, befahl der Ingenieur an die Brücke. Ein schwieriger Moment. Einige Sekunden der Stille vergingen, bis der Transporterchef nickte. „Es geht los“, verkündete er den Wartenden und startete den Transportvorgang. Die letzten Worte von ihm nahm Kirk wahr, als er schon halb verschwunden war. „Viel Glück, Captain.“

~*~



Fast hatte er den Eindruck, dass der aufgestaute Ärger über den Transport, dem er nicht Luft gemacht hatte, die ganze Angelegenheit noch wesentlich verschlimmerte, doch entgegen der schlimmsten Befürchtungen, die McCoy hegte, fanden sie sich am Stück auf der Sternenbasis ein und nahmen auch wieder ihre ursprüngliche Gestalt an.

Die Gedanken um den Transport hielten nicht lange an, als wären sie nur dazu bestimmt, die Zeit zwischen den Orten zu überbrücken. Kaum, dass der Schiffsarzt der Enterprise dem Commander des Stützpunkts persönlich ansichtig wurde, verblassten sie spurlos.

Jim hatte schon angedeutet, dass Lieutenant Commander Sterson einen übernächtigten Eindruck gemacht hatte, aber Commander Kerry konnte nicht viel besser aussehen. Auch er machte auf McCoy einen fahlen und ungesunden Eindruck, dass es ihm in den Fingern juckte, seinen Tricorder zu ziehen. Nicht, dass ihm ein paar Pfunde weniger nicht gut getan hätten, aber Stress war nicht der beste Weg, um dieses Ziel zu erreichen, wenn man langfristig den Erfolg und die gesundheitlichen Vorteile genießen wollte.

„Ich begrüße Sie“, kam der Mann zur Sprache und trat einen Schritt auf sie zu. Mit einer ausladenden Geste seines Armes, bat er sie, von der Transportplattform herunter in den Raum zu ihm zu kommen. Einen Tisch suchte man vergebens. Aber auch eine Transporterkonsole war nicht zu sehen.

„Danke für den Empfang“, entgegnete Kirk.

„Entschuldigen Sie, aber wir hielten es für angemessen, Sie hier in Empfang zu nehmen. Folgen Sie mir bitte“, erklärte der Commander, ohne sich lange mit Inhalten aufzuhalten, und lief voran.

Sie mussten nur ein kurzes Stück über einen Flur und standen wenig später im Besprechungsraum des Kommandanten. McCoy vermutete jedenfalls, dass es sich um diesen handelte.

Die Fenster, die in den Wänden der Flure installiert waren, hatten ihnen einen Blick nach draußen gewährt, wo außer einem großen Komplex aus Gängen und Kammern nicht viel zu erkennen gewesen war. Hier in dem Raum gab es eine große Fensterfront, die einen weitaus zusammenhängenderen Überblick ermöglichte. Zudem gab es einen Tisch, an dem sie sich setzen konnten, was auf eine längere Besprechung hindeutete.

„Es steht Ihnen frei, sich zu setzen“, wies sie Kerry auch schon auf die Sitzmöglichkeiten hin. „Ich persönlich stehe lieber.“

Vielleicht wurde es doch keine so ausufernde Besprechung. Die Besatzung der Enterprise, ihn mit eingeschlossen, taten es dem Commander gleich und blieben stehen.

„Eigentlich sollte Lieutenant Commander Sterson ebenfalls anwesend sein, aber er scheint sich zu verspäten“, informierte der Leiter der Basis sie in entschuldigendem Tonfall. „Aber er wird dazu stoßen, wann immer es ihm möglich ist. Solange werde ich Sie auf den neusten Stand bringen und Ihre Fragen beantworten, sofern es in meiner Macht liegt. Zugegebenermaßen habe ich nicht alles im Kopf und unsere derzeitige Lage ist, wie sie vielleicht bemerkt haben, nicht sonderlich bequem.“

„Wobei ich das Gefühl habe, Sie haben uns noch nicht alles erzählt, um Ihre Lage vollends begreifen zu können“, gestand Kirk, diplomatisch wie er war. „Ich nehme an, dass das fremde Sonnensystem der Grund für die Abschirmung dieser Station ist. Gehe ich Recht in der Annahme, Commander?“

Kerry nickte fahrig. „In der Tat, Captain, das tun Sie. Aber ich sollte von vorn beginnen, denke ich.“

„Eine durchaus erstrebenswerte Vorgehensweise“, bestätigte Spock diesen Vorschlag.

Der Blick, mit dem der Captain Spock bedachte, war von einer mahnenden Natur, wie McCoy sie zwischen den beiden nicht oft erlebte. Die tadellose Art des Vulkaniers, die einen zur Weißglut treiben konnte, gab selten genug Anlass dazu. Schnell jedoch war Kirks Aufmerksamkeit wieder auf Kerry gerichtet. „Gerne. Uns würde interessieren, weshalb Sie, trotz Ihrer Situation, das Raumdock erweitern. Haben Sie nicht andere Sorgen?“

Lahm nickte der Commander. „Die haben wir in der Tat“, murmelte er, während er über seine Schulter hinaus aus dem Fenster sah. „Aber wir erweitern unser Raumdock auch nicht, Captain.“ Er sah sich wieder zu Kirk um. „Wir setzen es wieder instand.“

McCoy ahnte Schlimmes. „Wie wurde es beschädigt?“

„Durch einen Meteoriteneinschlag“, gab der Commander Auskunft und räusperte sich, ehe er von sich aus ausführlicher wurde. „Als das Sternensystem über uns auftauchte, ging das mit einem Meteorenschauer einher, der auch uns betraf. Einige Teile der Basis wurden in Mitleidenschaft gezogen. Es ...“

Kerry verstummte, als plötzlich die Tür des Besprechungsraumes erneut von außen geöffnet wurde und zwei weitere Personen den Raum betraten. Einen erkannte McCoy sofort als Lieutenant Commander Sterson, der, wie Kirk schon berichtet hatte, ebenso übermüdet aussah, wie Commander Kerry. Bei der zweiten Person brauchte der Arzt länger, um ihn zu erkennen. „Himmel, Hogan!“, entfuhr es ihm entsetzt, als er den blassen Mann musterte, dessen ungestutzter Bart ihn um Jahre älter wirken ließ, was jedoch kein Vergleich zu der Wirkung war, die die tiefliegenden Augen und die darunter schimmernden Augenringe hatten. Auch das schiefe Grinsen war keine Verbesserung und die Paradeuniform wirkte an dem Offizier einfach falsch.

„So sieht man sich wieder“, grüßte Hogan lässig, aber mit belegter Stimme, in die Runde.

Kirk war offensichtlich von dem Auftauchen der beiden ebenso gefesselt, denn auch er hatte einige Momente geschwiegen. Eine Wortlosigkeit, die er nun überwandt. „Grüß dich, Mark“, begrüßte er zu allererst seinen langjährigen Freund, ehe er auch dem Mediziner der Basis zunickte. „Lieutenant Hogan.“

„Ich war gerade dabei, unseren Gästen von dem Auftauchen des Systems zu berichten“, setzte Kerry die beiden in Kenntnis, wobei McCoy nicht entging, dass er Hogan mit seinem strengen Blick zu durchbohren schien. Die Wirkung blieb auf anderer Seite vollkommen aus.

„Gab es Verluste?“, wollte der Schiffsarzt der Enterprise wissen. Es klang immerhin so, als wäre die Basis von dem Schauer überrascht worden, was bedeutet hätte, dass sich die Bewohner womöglich nicht in Sicherheit bringen konnten. So ein Massenaufkommen an Verletzten spannte die medizinische Abteilung einer Sternenbasis sehr ein und wäre eine Erklärung für Hogans desolates Erscheinungsbild. Sicherlich hätte so ein Szenario alte Erinnerungen geweckt, denen er, wie man gehofft hatte, hier nicht begegnen würde.

Aber seine Vermutung wurde mit dem Kopfschütteln von Kerry zerschlagen. Es war allerdings ein sehr zaghaftes Kopfschütteln. „Nicht viele. Einen um genau zu sein“, antwortete der Commander vorsichtig. „Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Caden Masron ver...“

„... vermisst wird“, übertönte Hogans Stimme Kerry mühelos.
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