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Das Fest der Liebe

von Emony

The First Steps (Hiroshi Yamazaki)

Nachdem der erste Tag in Japan eher ruhig ausgefallen war und sich alle erstmal kennengelernt hatten, hatte Julian für den zweiten Tag allerhand geplant. Unter anderem nahm er sich vor, Elim fürs Skifahren zu begeistern.

Und so standen sie am Tag vor Weihnachten vor einem Lift, der sie hoch auf den Berghang bringen würde. Elim trug einen umwerfenden knallbunten Skianzug, dazu eine Mütze, Schal und dicke Handschuhe. Über die Skistiefel hatte er sich bereits ausführlich bei Julian beschwert. Darüber, wie klobig sie seien und wie wenig er damit gehen konnte. Julian musste ihm versprechen, dass die Bewegung mit Skiern unter den Stiefeln deutlich angenehmer werden würde.

„Du hast hoffentlich keine Höhenangst?“ Julian wusste absolut nicht, warum ihm die Frage erst jetzt einfiel, da ihre Liftkabine sich näherte und sie bald einsteigen konnten.

Die Skibrille verdeckte Garaks Augenrollen. „Ich habe vor nichts Angst.“ Immerhin war er ein ausgebildeter Spion des Obsidianischen Ordens. Mit großer Höhe hatte er in der Tat kein Problem. Was ihm jedoch Angst machte – und zwar so richtig – war sich vor seinem Liebsten zu blamieren. Julian setzte stets so große Erwartungen in ihn, da er seine Vergangenheit größtenteils kannte und die damit verbundenen Fähigkeiten. Was, wenn er sich ungeschickt auf Skiern anstellen würde? Würde Julian schlecht von ihm denken?

„Na, dann …“, grinste Julian und setzte sich ebenfalls die Skibrille auf. „Nach dir, mein Schatz.“ Er deutete Richtung Liftsessel.

Elim stapfte mit Skiern und Skistöcken in der Hand zum Liftsessel und ließ sich wenig elegant darauf plumpsen. Julian schlüpfte geschwind in die Skier und arretierte diese, indem er die Hacken hinabdrückte. So hatte er nur noch die Skistöcke in den Händen. Er würde Elim oben auf dem Berg zeigen, wie er die Skier an- und auch wieder ablegen konnte.

„Skifahren ist wirklich ein toller Sport“, versprach Julian im selben Augenblick, als der Lift Fahrt aufnahm und sie den Boden unter den Füßen verloren. Aus dem Augenwinkel konnte Julian sehen, dass Elim sich versteifte und sich festhielt, soweit ihm das mit den vollen Händen möglich war. „Versuch dich zu entspannen. Die erste Liftfahrt ist immer etwas unheimlich.“

„Ich bin durchaus entspannt, mein liebster Julian.“

Der Arzt verzichtete darauf, seinem Partner zu erläutern, anhand welcher Beobachtungen er das Gegenteil beweisen konnte. Elims gesamte Körpersprache war eindeutig. Vielleicht hätte er lieber eine romantische Kutschfahrt mit seinem Liebsten unternehmen sollen, oder sie wären Rodeln gegangen. Schnee war für Julian vollkommen natürlich und schön. Er liebte den Winter, seit er ein Kind gewesen war. Für Elim war Schnee neu und fremd und barg gewisse Risiken.

Nach einigen Minuten, die Elim wie eine kleine Ewigkeit vorkamen, erreichten sie schließlich ihr Ziel. Die Aussicht, das musste er zugeben, war ein Traum! So weit das Auge reichte, war alles unter einer dichten Schneeschicht bedeckt. Durch die Sonne, die nur mäßig wärmte, glitzerte alles auf zauberhafte Weise. Elim ließ den Blick weiter schweifen und entdeckte schließlich mehrere Abfahrtspisten, die unterschiedlich steil und gewunden waren. Eine, die ganz besonders steil hinabging, führte lediglich geradeaus. Wenn er diese nehmen könnte, wäre er am schnellsten wieder unten, wo er sich eindeutig wohler gefühlt hatte.

„Also“, holte ihn Julian zurück ins Hier und Jetzt. „Ich zeige dir mal eben, wie man die Skier an- und ablegen kann. Das ist gar nicht weiter schwer. Er öffnete den Verschluss an seinen eigenen Skiern und schlüpfte mit den Stiefeln raus, nur um gleich darauf wieder hineinzusteigen. Die Fersen fest nach hinten gepresst, arretierte er einmal mehr seine Skier. „Siehst du, ganz simpel.“

Elim nickte und tat es ihm gleich. Allerdings erwies es sich als gar nicht so einfach, das Gleichgewicht beizubehalten.

„Nimm dir die Stöcke zu Hilfe“, wies Julian ihn lächelnd an.

Gerade noch rechtzeitig, ehe der Cardassianer umkippen konnte. Hastig stemmte dieser rechts und links von sich die Stöcke in den Schnee. „Wie wäre es mit der Piste da vorne.“ Er nickte zu jener hinüber, die ganz geradeaus ging.

„Oh nein, noch nicht. Du musst erstmal etwas üben. Wir nehmen eine flachere Piste mit schwachen Kurven. Diese dort ist für Anfänger“, erklärte Julian und deutete in eine Richtung, in der vor allem Kinder unterwegs zu sein schienen.

Elim schüttelte den Kopf. „Erkläre mir einfach, was ich beachten muss. Ich versichere dir, es ist nicht nötig, dass ich den Kinderhügel hinabfahre.“

„Das ist ein Anfängerhügel, keiner ausschließlich für Kinder.“

„Und warum fahren dann dort nur Kinder?“ Elim sah seinen Partner ernst an.

Julian deutete hinüber zu besagter Piste. „Da sind auch Erwachsene unterwegs. Siehst du?“

Der Cardassianer nickte unbeeindruckt. „Ja, ganz offenbar Eltern und Skilehrer.“

Julian seufzte. Die Beobachtungsgabe seines Liebsten war zweifellos besser, als manchmal gut für ihn war. „In Ordnung, dann nehmen wir die zweite Schwierigkeitsstufe. Aber ich fahre neben dir und wir fahren ganz gemütlich zusammen runter.“

Und das taten sie dann auch. Einmal hätte Elim beinahe das Gleichgewicht verloren, aber Julian war sofort bei ihm, um ihn zu stabilisieren. Tatsächlich erwies sich Elim als extrem lernfähig. Sie verbrachten den gesamten Tag mit Skifahren, bis schließlich Julian derjenige war, dem jeder Muskel im Leib schmerzte und der nicht mehr konnte. Davon abgesehen ging die Sonne allmählich unter, weshalb kein Lift mehr zum Berg hinauffuhr.

„Du hast recht gehabt“, sagte Julian schließlich, als sie auf der Suche nach einem Restaurant durch die Straßen der Stadt schlenderten. „Der Kinderhügel hätte dich unterfordert. Es tut mir leid, dass ich an dir gezweifelt habe.“

„Du wolltest nur vorsichtig sein“, winkte Elim ab und nahm Julians Hand in seine. Er strich zärtlich mit dem Daumen über den Handrücken seines Liebsten. „Ich hatte heute viel Spaß.“

Damit rang er Julian ein Lächeln ab. „Das freut mich. Ich habe auch viel Spaß gehabt. Aber jetzt bin ich so hungrig, dass ein halbes Rind verdrücken könnte.“

„Wie wäre es dann damit?“ Elim wies zur gegenüberliegenden Straßenseite, wo eine *All you can eat* Leuchtreklame über einem Restaurant blinkte.

„Awww, du bist der Beste!“ Julian presste seine Lippen geschwind auf Elims, ehe er diesen über die kaum befahrene Straße hinter sich herzog. „Es gibt nichts Besseres, um sich durch die japanische Küche zu probieren.“

Die Ausgelassenheit seines Partners wärmte Elims Herz trotz der Kälte, die um ihn herum herrschte. Er war sich nicht sicher, ob er sich je mit dem Konzept des Winters anfreunden konnte, aber Julians Stimmung gefiel ihm definitiv. Er war so enthusiastisch wie in den ersten Tagen, als sie einander kennengelernt hatten. Nur schwafelte er zum Glück inzwischen nicht mehr so unsinniges Zeug, was unzweifelhaft daran lag, dass Elim ihn nicht mehr so nervös machte wie damals.

*

Es war schon nach zehn Uhr am Abend, als sie endlich zurück ins Haus Ishikawa kamen. Keiko öffnete den beiden mit breitem Lächeln die Haustür und ließ sie ins Warme hineinkommen. Im Rücken der beiden Männer korrigierte sie eilig den Sitz ihrer Bluse. Als Garak sich zu ihr herumdrehte und die eigene Jacke öffnete, hielt sie abrupt in ihrem Tun inne. Die Lippen des Cardassianers waren ganz dunkelgrau, was sie als ein Unterkühlungsanzeichen wahrnahm. „Wie wäre es mit einem schönen heißen Tee?“, bot sie in gewohnter Gastfreundlichkeit an, während Garak und Bashir sich aus ihren dicken Winterjacken schälten.

„Tut mir leid, dass es so spät geworden ist“, entschuldigte sich Bashir bei ihr. „Wir haben die Zeit vergessen und uns die Stadt angesehen.“

„Dafür ist Urlaub doch da, Julian. Mach dir keine Gedanken“, winkte Keiko ab. Sie hängte die Jacken, Schals und Mützen an die Garderobe und begleitete die Männer in den großen Wohnraum.

„Wir wollten euch schon als vermisst erklären“, sagte Miles zur Begrüßung, erhob sich von dem Sofa, das in Kaminnähe stand, und kam auf Bashir zu. Das Feuer im Kamin war die einzige Lichtquelle und wies eindeutig auf eine romantische Atmosphäre hin. Dass Keikos Eltern sich schon vor längerer Zeit in die eigenen Räume zurückgezogen hatten, war nicht zu übersehen. Und Molly war allem Anschein nach ebenfalls längst im Bett.

Julian hob leicht die Augenbraue und musterte seinen Freund gründlich. Seine Pupillen waren groß, die Lider etwas träge, die Lippen dafür leicht geschwollen und dunkelrot. Nein, sein Freund hatte ihn keineswegs vermisst. Auch waren die obersten Knöpfe seines Hemdes falsch zugeknöpft, was dem jungen Arzt ein Grinsen entlockte. Oh nein, Miles und Keiko hatten sie wahrlich nicht vermisst. Ganz im Gegenteil.

Garak unterhielt sich im Zugangsbereich leise mit Keiko. Julian versuchte nicht ihr Gespräch zu belauschen, sondern lehnte sich stattdessen seinem Freund entgegen. „Sieht nicht so aus, als ob du mich vermisst hättest. Und ich glaube, dass es dir auch nichts ausmachen wird, wenn ich mit Elim sofort nach oben verschwinde und … ihn etwas aufwärme.“

Miles verdrehte die Augen. „Hat er sich an das Wetter gewöhnt?“, fragte der Ire und nickte über Julians Schulter Richtung Cardassianer.

„Ich denke, dass er sich für mich alle Mühe gibt, es zu genießen, aber er ist kein Wintermensch.“

„Nein, sicher nicht“, frotzelte Miles, „er ist Cardassianer.“

„Also“, unterbrach Keiko die beiden Freunde und kam mit Elim, bei dem sie sich eingehakt hatte, heran geschlendert, „wer will einen schönen heißen Tee vor dem Schlafengehen?“

Julian simulierte sehr überzeugend ein herzhaftes Gähnen, das er nur schlecht hinter einer lockeren Faust versteckte und schüttelte den Kopf. „Ich verzichte und gehe lieber gleich schlafen.“

„Dem schließe ich mich an. Es war ein ereignisreicher Tag. Trotzdem danke für das Angebot, meine Liebe.“ Elim senkte leicht den Kopf und deutete eine Verbeugung an.

Kaum, dass das Ehepaar O’Brien wieder allein war, wandte sich Keiko mit besorgter Miene an ihren Mann. „Ob sie etwas bemerkt haben?“ Sie strich sich nervös die Bluse glatt, die sie sich in aller Eile zurück in den Rockbund geschoben hatte.

Miles hegte keinen Zweifel daran, dass Julian nicht entgangen war, wo sie hineingeplatzt waren, sonst hätten sie sich beide nicht dermaßen schnell verabschiedet. Trotzdem wollte er seine Frau nicht beunruhigen, lächelte stattdessen und schlang einen besitzergreifenden Arm um ihre schlanke Taille. „Bestimmt nicht. Die sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wo waren wir stehengeblieben?“ Seine Lippen berührten ihren langen, schlanken Hals.

Für einen flüchtigen Moment sah Keiko noch zu dem Treppenaufgang hinüber, dann erschien ein entspanntes Lächeln auf ihrem Gesicht und ihre Aufmerksamkeit galt allein ihrem Mann.

*

Julian schloss die Tür zu ihrem Schlafbereich, nachdem sie sich im Badezimmer gewaschen und bettfertig gemacht hatten. Er trug den dunkelblauen Pyjama mit kleinen Galaxie-Aufdrucken, den Elim vor einiger Zeit für ihn geschneidert hatte. Anfangs hatte er ihn etwas kindisch gefunden, andererseits war er der Mann, der ohne seinen Teddybären aus Kindertagen nicht verreiste. Auch jetzt saß der gute alte Kukalaka auf dem Nachtschränkchen neben dem Bett, in dem Elim sich bereits unter die warme Decke verkrochen hatte.

„Du siehst einfach hinreißend in dem Pyjama aus“, ließ Elim ihn lächelnd wissen und hob die Bettdecke gerade weit genug an, dass sein Liebster zu ihm darunter schlüpfen konnte.

„Warum sind deine Schlafanzüge eigentlich alle so einfarbig und geradezu langweilig?“, wollte Julian wissen und kuschelte sich dabei an Elim. Nachdenklich ließ er seine Hand über den feingeriffelten, graumelierten Stoff gleiten. Er fühlte sich nicht direkt unangenehm unter seinen Fingerspitzen an, war aber auch nicht annähernd so flauschig wie der Stoff, aus dem sein eigener Pyjama war.

Der Schneider dachte einen Moment darüber nach. „Sie gefallen mir so einfach besser. Ich glaube, ich würde in einem Pyjama wie dem deinen lächerlich aussehen. Dir hingegen steht er ausgezeichnet.“

„Weil er meinen kindlichen Geist so schön betont?“

Garak gluckste daraufhin tief. „Mitnichten, mein liebster Julian. Dein Geist ist alles andere als kindlich. Aber du hast diese gewisse …“ Er musste einen Moment nach dem geeigneten Wort suchen, ehe er es fand. „Unschuld. Kukalaka ist der Beweis dafür. Du hast dir etwas von der Unschuld eines Kindes bewahrt. Das gelingt kaum einem Erwachsenen. Manchmal, wenn du etwas zum ersten Mal tust oder siehst oder wahrnimmst, dann leuchten deine Augen auf und dann ist da wieder diese Unschuld, die mich den ganzen Kummer vergessen lässt, der einen im Erwachsenenleben begleitet. Und dieser Pyjama ist dir deshalb wie auf den Leib geschneidert, im wahrsten Sinn.“

Nach allem, was Julian in seiner Kindheit durchgemacht hatte, hatte er sich selbst nie so wahrgenommen. Besaß er wirklich noch diesen Funken kindlicher Unschuld? Nach allem, was er gesehen und selbst erlebt hatte? Was war mit Elim? Warum besaß er diese Unschuld nicht mehr? Hatte er sie durch die strenge cardassianische Erziehung verloren? Dadurch, dass sein Vater ihn verleugnet hatte? Vielleicht hatte er sie auch durch den Obsidianischen Orden verloren … Ohne sich dessen bewusst zu sein, legte Julian seinen Kopf auf Elims Brustkorb und seufzte gedankenverloren.

„Was geht dir durch den Kopf? Habe ich etwas Falsches gesagt?“

Elims Stimme war leise und sanft, veranlasste Julian, den Kopf wieder zu heben und ihm in die Augen zu sehen. „Es ist nichts weiter. Manchmal überraschst du mich einfach damit, wie du mich wahrnimmst. Wir sind so verschieden …“

„Es heißt doch, dass sich Gegensätze anziehen.“

Für einen langen Moment sah Julian ihm in die vertrauten Augen, die manchmal mehr sagten als die Worte, die über Elims Lippen kamen. Zu Anfang hatten diese Augen ihm regelrecht Angst gemacht. Elim konnte einen mit Blicken geradezu erzittern lassen. Aber wenn er ihn ansah, wie jetzt in diesem Moment, dann wurde Julian warm ums Herz. Da waren so viele unausgesprochene Gefühle in Elims Blick. „Ja, das tun sie“, stimmte Julian schließlich zu.

Sie küssten sich lange und zärtlich.

Julians Hand, die noch zuvor auf Elims Bauch geruht hatte, fand nun ganz von selbst den Weg unter dessen biederes Schlafanzugoberteil und kraulte die zart geschuppte Stelle knapp unterhalb des Bauchnabels. Elims Muskeln zogen sich unter der sanften Berührung zusammen, aber er gab keinen Laut des Widerstands von sich. Im Gegenteil intensivierte er den Kuss sogar und zog den jüngeren Mann schließlich auf sich.

„Du wolltest mich aufwärmen, wenn ich das vorhin richtig gehört habe.“

Julian grinste gegen seinen Mund. „Das war nicht unbedingt für deine Ohren bestimmt gewesen.“

„Ich kann auch von den Lippen lesen. Meine Ohren müssen dafür nicht bestimmt sein.“ Erneut suchten Elims Lippen hungrig die seines Liebsten. Seine Hände legten sich an die Flanken des schlanken Körpers, der seinen mit angenehmer Wärme bedeckte, und zogen ihn einmal mehr heran. Er konnte gar nicht genug von Julians Nähe und Körperwärme bekommen, schickte schließlich seine Hände unter den Saum der Pyjamahose und entlockte Julian somit ein lustvolles Stöhnen, das in seinem eigenen Mund verklang.
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