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Qhel Karanat

von Racussa

Kapitel 10

Zwei Frühaufsteherinnen diskutieren bei Kaffee und Raktajino über Kollaboration und Paranoia
Nerys bestellte beim Replikator: „Zwei Raktajino und zwei Kaffe, schwarz und heiß. Dazu zwei hasperatgefüllte Croissants und etwas Preiselbeermarmelade.“

Der Replikator erstellte das Gewünschte, und Kira konnte das Tablett mit den vier Tassen, zwei Tellern und der großen Schale Marmelade zu dem kleinen Tisch bringen, an dem Kathryn schon wartete.

„Der frühe Vogel war schon immer mein Liebling, zumindest wenn er in Kaffee getränkt ist.“ Kathryn griff zuerst eine Kaffeetasse und roch daran. Dann nippte sie etwas und stieß ein zufriedenes Schnurren aus.

„Wann wirst du auf die Voyager zurückkehren?“, fragte Nerys, die in eines der Croissants biss.

Kathryn blickte traurig aus dem Fenster und übersah, dass sich die Andockklammern der drei cardassianischen Schiffe lösten. Sie wandte ihren Blick wieder Nerys zu. „Ich würde gerne wieder mehr herumfliegen, forschen, entdecken, aber als Admiral ist mein Platz im Sternenflottenhauptquartier. Es war sehr schön, dass man mir für den Transfer hierher nach Qhel Karanat die Voyager gegeben hat. Dieses Schiff hat mich für immer geprägt.“

Nerys nickte und trank einem Schluck Raktajino. „Ich kann mir vorstellen, wie es ist, eine Besatzung zurücklassen zu müssen, mit der man so vieles gemeinsam durchgestanden hat, völlig allein im Deltaquadranten.“

„Oh, wir waren nicht allein. Wir haben viele Spezies kennengelernt, erschreckende aber auch solche voller Mitgefühl. Wenn wir doch nur über verlässliche Technologie verfügten, um einen stabilen Korridor zum Deltaquadranten zu etablieren.“

„Das Wurmloch von Bajor hat nicht nur einen stabilen Kontakt zum Gammaquadranten hegestellt, sondern uns auch den Dominionkrieg eingebracht. Vielleicht sollten manche Bereiche einfach nicht verbunden sein. Ich bin froh, dass du zurückgekommen bist und wir beide uns kennengelernt haben.“

Kathryn stand auf und trat an das Fenster von Nerys‘ Kabine. „Der kambodschanische Philosoph Li Phen hat einmal gesagt: Ob wir bleiben oder gehen, beides ist ein Opfer: Gehen wir, verlassen wir unsere vertraute Heimat, bleiben wir, so verschließt sich uns alle Erfahrung des Neuen.“

„Das war ein kluger Mann.“, erwiderte Nerys und stand ebenfalls auf, nachdem sie noch einen Schluck getrunken hatte. Sie trat neben Kathryn und legte ihren Arm um die Schultern des Admirals. „Einige wenige Männer sind auch klug.“

Kathryn lachte. Sie löste sich aus der Umarmung und griff eine bajoranische Statuette auf, die unter dem Fensterbrett lag. „Ist das eine Gottheit? Eine von euren Propheten?“

Nerys nahm ihr die Statue aus der Hand und stellte sie wieder auf den Platz. „Nein, das ist eine Figur meiner Mutter. Mein Vater gab sie mir. Da wir in der Zeit der cardassianischen Besatzung keine Spielsachen hatten, hat sie diese Figurine gebastelt. Dafür hat sie von dem wenigen Mehl, das wir zum Backen von Haspelbroten bekamen, Salzteig gemacht und im Ofen diese Puppe für mich gebrannt. Sie hat auch aus ein paar alten Stofffetzen verschiedene Kleider genäht. Ich hatte das ganz vergessen. Aber nach dem Krieg fand ich diese Figur bei einer meiner Nichten, die sie als Unterlage für eine Kommode verwendete, deren Fuß abgebrochen war.“

Kathryn drehte sich um: „Das hat dich sicher verletzt, dass sie so ehrlos behandelt wurde.“

„Nein, ich hatte sie völlig verdrängt, wie das meiste aus meiner Kindheit. Ich hatte auch völlig vergessen, dass meine Mutter eine Geliebte von Gul Dukat war.“ Sie schwieg kurz. „Eine Vision versuchte mir weißzumachen, dass sie dieses Opfer für uns gebracht hätte, damit mein Vater, meine Geschwister und ich leben könnten. Aber es ist schwer von Opfer zu sprechen, wenn man in Luxus lebt, Essen, Trinken und Juwelen in Fülle hat, während das eigene Volk hungert und ausgebeutet wird.“

Kathryn blickte erneut aus dem Fenster und runzelte die Stirn. „Kollaboration war zu allen Zeiten eine schwere Entscheidung. Aber, schau mal, Nerys, haben die drei cardassianischen Schiffe abgelegt? Wie spät ist es?“

Colonel Kira blickte auf den eingebauten Chronometer: Für Menschen 05h30. Wieso?“

Admiral Janeway ging zu einer Konsole und rief eine Datenkarte der Station und der lagernden Schiffe auf. „Schau, Nerys, die cardassianischen Schiffe steuern schon auf die Indagator zu. Das ist doch ungewöhnlich. Die Manöver beginnen doch erst in mehr als sechs Stunden.“

Nerys betrachtete die Schiffsbewegungen auf der Karte. „Cardassianer eben: Sie wollen sicher nochmal den Raum erkunden, bevor alles beginnt, damit sie sich ja keine Blöße geben. Und die Station gehört ihnen, deshalb können sie anlegen und abheben, wann immer es ihnen gefällt.“

Janeway war nicht so überzeugt. „Können wir die Station rufen? Ich finde das doch sehr seltsam. Die Indagator ist ja jetzt noch völlig schutzlos. Und auch nach der Aktivierung finden dort doch zuerst irgendwelche romulanischen Opferzeremonien statt, bevor es richtig losgeht.“

Kira tippte einen Code in das Dateninterface. „Wenn du meinst. Computer, Verbindung zur cardassianischen Station Qhel Karanat aufbauen!“

Wenig später erschien das Gesicht einer freundlichen Cardassianerin aus der Kommandozentrale. „Colonel Kira vom bajoranischen Schiff Polzun, hier ist Glinn Rasptana vom Journaldienst. Wie kann ich Ihnen helfen?“

„Wir haben gesehen, dass drei cardassianische Schiffe abgedockt haben und Richtung Indagator fliegen. Können Sie uns den Grund dafür nennen?“

Die Glinn aktivierte einige Datentasten auf ihrem Interface und las daraus: „Colonel, die Schiffe haben vor einer Stunde mit dem Abdockmanöver begonnen. Ziel der Reise ist uns nicht bekannt.“

Admiral Janeway schaltete sich dazu: „Glinn, haben die Schiffe ihre gesamte Besatzung aufgenommen? Oder ist noch jemand auf der Station geblieben?“

„Die Besatzungen sind vollzählig an Bord der Schiffe.“

Kathryn fragte weiter: „Wurden die Botschafter über die frühe Abreise informiert?“

„Das ist nicht vorgesehen. Die meisten Botschafter schlafen derzeit auch noch. Es hätte also gar kein Sinn, ein Rundschreiben herumzusenden.“

Janeway stellte den Ton ab und wandte sich an Kira: „Kommt dir das nicht auch merkwürdig vor? Wenn ein Schiff zur Erkundung fliegt, ja, aber doch nicht alle drei. Was, wenn die Cardassianer ihr Manöver vorverlegt haben, um die Indagator zu schwächen oder unvorbereitet zu treffen?“

Kira schaltet den Bildschirm aus und drehte Kathryns Gesicht zu ihrem: „Ich bin die letzte, die Cardassianer verteidigt, aber hier bist du ein Opfer deiner Paranoia geworden. Nicht jeder Triebwerksstart ist der erste Schritt zu einem Terroranschlag. Ich kenne Juniorlegat Garak von unserer gemeinsamen Zeit auf Talita Sumsum, oder Deep Space 9, wie ihr es genannt habt. Er ist verschlagen, aber er würde keine Leben riskieren für ein Manöver. Das Schiff wurde ja auf einer cardassianischen Werft umgebaut und es sind auch Cardassianer an Bord, er würde somit sich selbst gefährden und den Ruf seiner Cardassianischen Union gleich mit.“

Kathryn trank nun einen Schluck Raktajino und verzog das Gesicht. „Schäden könnten die Cardassianer gleich hier wieder reparieren und die anderen damit noch mehr in ihre Schuld bringen. Ich finde das trotzdem seltsam. Und ich bin nicht paranoid!“
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