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Qhel Karanat

von Racussa

Kapitel 9

Der Captain, ein Sicherheitsdienstler und ein Zerstreuungsdienstler
Thyatira schenkte sich ein Glas Wasser ein. „Ich hoffe, Sie sehen, was ich heute – in unserer ersten Nacht an Bord dieses Schiffes – mit Ihnen getan habe als Ehre an.“ Lustlos trank sie das Wasser aus.

Besiter hatte die Teile ihrer Captainsuniform inzwischen sorgfältig eingesammelt und zusammengelegt. Er begann nun, die übrigen Uniformteile, die noch auf dem Boden und über der Bank unter dem Panoramafenster lagen, einzusammeln. Karan trat aus dem Bad und nickte Besiter dankbar zu, als ihm dieser seine gelben und schwarzen Uniformteile gab.

„Danke, Captain Sebennytos.“, meinte Besiter devot, bevor er als nächster ins Bad ging. Gleich darauf hörte man das leise Summen der Schalldusche.

„Corporal Kiffa, was werden Sie jetzt tun?“ fragte Thyatira, während sie den jungen Mann beim Anziehen beobachtete.

„Captain…äh…ich denke, ich warte auf Karan und dann gehen wir zurück in unsere Kabine.“ Er zögerte etwas. „Ich meine, wenn Sie nichts weiter benötigen, Captain.“

Thyatira stand ärgerlich auf und stellte das Glas lauter als nötig auf das Nachkästchen neben dem zerwühlten Bett. Sie trat an das Panoramafenster und blickte auf die düstere cardassianische Station.

„Ich habe auch den Sex nicht ‚benötigt‘. Ich habe Ihnen eine Chance geboten, Ihr Engagement zu beweisen. Was machen Sie sonst auf diesem Schiff?“

Besiter wusste nicht recht, was er sagen sollte, während er mit einem, Arm schon in seinem Oberteil steckte. „Ich bin Deckpatrouille im Sicherheitsdienst, Ma’am.“

„Das weiß ich, Corporal. Denken Sie, ich habe mir nicht angeschaut, wenn ich für die erste Nacht auf dem Schiff eingeladen habe? Wir werden sechs Jahre unterwegs sein, mindestens. Und Sie werden sechs Jahre lange alle zehn Decks dieses Schiffes patrouillieren. Und das wird Sie ausfüllen? Wie alt sind Sie, Corporal?“

Die Stimmung in dem Schlafzimmer wurde immer skurriler, aber Besiter bemühte sich, nachdem er nun das Oberteil wieder vollständig anhatte und den Kragen schloss, diese Verhörsituation nicht durch Verweis auf das kurz zuvor stattgehabt Habende zu unterlaufen. „Ma’am, ich machen meinen Dienst gerne. Ich bin in Las Heras in Argentinien aufgewachsen. Die Sternenflottenakademie in Belem besuchen zu dürfen war der Traum meiner Familie. Und ich habe ihn verwirklicht. Ich habe hart trainiert und mich sehr bemüht. Und wenn ich diese Mission erfolgreich absolviere, dann werden sich die Opfer, die ich gebracht habe, lohnen: Ich werde befördert werden und auf weiteren Schiffen dienen. Und irgendwann…“

„Irgendwann sind Sie dann selbst Captain?“ Thyatira lachte. „Wie viele Corporals gibt es in der Sternenflotte? Oder auch nur auf diesem Schiff. Wenn jeder von denen ein Captain würde, bräuchten wir mehrere neue Flotten.“

Besiter runzelte die Stirn, während er die Hose anzog. „Möchten Sie mich demütigen, Captain?“

Thyatira wandte sich erneut um und blickt den Sicherheitsmann an. „Nein, Corporal Kiffa, ich möchte Ihren Realitätssinn schärfen. Sie haben sich selbst gedemütigt, als Sie einwilligten, mit mir zu schlafen, Ihrem kommandierenden Offizier. Haben Sie gehofft, dass sich das positiv auf Ihre Karriere auswirkt? Denken Sie, ich hätte dieses Kommando bekommen, weil ich mit irgendeinem Admiral geschlafen habe?“

Besiter schwieg.

„Nein, ich habe zwar mit Kollegen geschlafen, von der Akademie über die USS Ishimura, USS Sarkosema bis zur USS Grootfontein, aber nie mit Vorgesetzten, weil das eine klare Sternenflottenregel ist. Ich habe Sie getestet, Ihre Loyalität zu mir und zu Ihrem Zimmerkameraden.“

„Karan ist ein guter Mann.“ versuchte Besiter dieses seltsame Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Er bemüht sich sehr und sein Dienst ist wichtig. Er deutete auf die schwarzen und violetten Uniformteile, die säuberlich gefaltet auf der Kommode neben dem Badezimmereingang lagen.

„Er ist eine Reinigungskraft.“ kicherte Thyatira. „Ich überlege gerade, wer von Ihnen beiden die unbedeutendere Rolle auf diesem Schiff spielt.“

Besiter ging von ihr weg Richtung Badezimmertüre. „Captain, ich möchte nicht ungebührlich sein, aber auch Sie haben Ihre Karriere nicht als Captain begonnen. Auch Sie werden Dinge getan haben, auf die Sie nicht stolz sind, um Ihren jetzigen Rang und Ihre Funktion zu erhalten. Ich bemühe mich um die Sicherheit dieses Schiffes. Wenn wir keinen feindlichen Spezies begegnen, wird das wahrlich eine wenig aufregende Tätigkeit für die nächsten sechs Jahre sein, aber wenn wir angegriffen werden, werde ich mit meinem Leben dafür einstehen, dieses Schiff zu schützen.“ Er wartete auf eine Reaktion, doch Thyatira schwieg. „Und ich werde mein Leben auch opfern, wenn es nötig ist. Für dieses Schiff und für Sie als unseren Captain.“

„Werden Sie auch die Romulaner verteidigen, die Breen und die Shelijak, die Selay und die Caitianer?“, fragte Thyatira müde.

„Sie gehören zur Besatzung. Also werde ich sie auch verteidigen. Auch…“ er zögerte und zog damit plötzlich Thyatiras Neugier auf sich. „Auch wenn ich denke, dass die Caitianer und Shelijak sich sehr gut selbst verteidigen werden, von den Breen ganz zu schweigen. Aber ich werde sie alle verteidigen, wenn wir angegriffen werden.“

„Weil oder obwohl Sie mit mir geschlafen haben?“, Thyatira kam nun wieder näher.

„Das hat nichts mit meiner Funktion im Sicherheitsdienst zu tun, Ma’am. Das eine tue ich aus Gehorsam gegenüber meiner Aufgabe, das vorhin…das war…ein Akt der persönlichen…Loyalität.“, der letzte Satz klang eher wie eine Frage als eine Aussage.

Thyatira nickte: „Ich brauche auf diesem Schiff loyale Soldaten. Und trotz des Trainings auf dieser Spinnenstation bin ich bei sehr vielen, vor allem von den Nicht-Föderationsmitgliedern, noch nicht ganz im Klaren darüber, wie loyal sie ihrem Captain sind. Einen Menschen aufzufordern, sich auszuziehen, kann eine Loyalitätsprobe sein. Aber heute Nacht, das war einfach ein unbedeutender Akt der Einweihung dieses Schiffes. Und ich hatte nicht den Eindruck, dass es für Sie nur ein Opfer war. Es werden Ihnen größere Dinge abverlangt werden in den nächsten sechs Jahren. Und Aufgaben, wo Sie weniger Unterstützung haben werden.“ Thyatira deutete ungeniert auf die Badezimmertür.

„Es war Pflichterfüllung, Captain.“, betonte Besiter nun sehr förmlich. „Auch wenn Sie eine attraktive Frau sind, die sehr genau weiß, was sie will. Sie sind der Captain, ich bin Corporal Kiffa vom Sicherheitsdienst. Opfer oder nicht, ich weiß, was ich hier zu tun hatte und – wenn Sie es wünschen – in Zukunft leisten werde. Und ich tue das nicht, um eine Beförderung zu bekommen, denn das ist bei dieser sechsjährigen Mission gar nicht möglich, wenn nicht ein höherrangiges Besatzungsmitglied ausfällt, sondern ich tue es, weil ich denke, dass es Ihnen Momente der Entspannung verschafft, die Sie auf diesem Schiff sonst selten haben werden. Aber wenn Sie mich nur als Wächter vor Ihrem Quartier haben möchten, bin ich auch dazu bereit.“

Karan kam aus dem Badezimmer und spürte die geladene Stimmung im Schlafzimmer. Er griff seine Uniformhose und zog sie an. „Ma’am, Corporal Kiffa ist manchmal etwas redselig. Aber er ist sehr eifrig. Und Sie haben ihn ja gerade im Bett erlebt, da zahlt sich sein hartes Nahkampftraining ja wirklich aus, finden Sie nicht?“ Als er das violette Oberteil überzog, fügte er hinzu: „Ich habe auch Ihr Bad gereinigt, damit Sie nicht Schwierigkeiten mit der Schalldusche oder dem Waschbecken bekommen. Möchten Sie, dass ich noch das Bett neu überziehe, bevor wir gehen?“

Thyatira schüttelte den Kopf. „Die Bettwäsche ist ganz frisch, es ist ja unsere erste Nacht an Bord. Corporal Kiffa, danke für Ihre Ausführungen, ich komme sicher zu einem geeigneten Zeitpunkt darauf zurück. Corporal Rochechouart, ich sehe Sie morgen im Frühstücksraum, wenn ich Ihren Dienstplan richtig im Kopf habe.“

„Ja, Captain. Wie aufmerksam von Ihnen. Ich werde servieren und anschließend reinigen. Ich freue mich darauf. Diese Aufgabe wird eine Herausforderung. Der ägyptische Teil des Zimmers ist ja leicht zu verstehen, aber schon die romulanische Architektur hat ihre Tücken. Und erst diese breenische Algenwand. Ich werde da gut aufpassen müssen, was offiziell dazugehört und was wirklich Dreck ist.“

„Captain, es ist spät. Wenn wir hier fertig sind, kehre ich mit Corporal Rochechouart in unser Quartier zurück.“

Thyatira nickte und drehte den beiden den Rücken zu. „Gute Nacht meine Herren. Gute erste Nacht auf der Indagator!“

Besiter und Karan gingen durch das Badezimmer zur Eingangstür und öffneten sie von innen. Draußen stand ein anderer Sicherheitsdienstmitarbeiter, der den beiden stumm zunickte, als sie aus dem Captainsquartier kamen. Die Tür schloss sich mit dem leisen Zischen, während Karan und Besiter an den Türen von Rival und Akamakanscaff vorbei in die Lounge für die Führungsoffiziere gingen, wofür sie einen Zahlencode und einen Irisscan über sich ergehen lassen mussten.

„War es unangemessen, dass wir mit dem Captain geschlafen haben.“, fragte Besiter nachdenklich, als sie durch den drittelromulanisch, drittelägyptisch und drittelbreenischen Raum gingen.

Karan schüttelte den Kopf: „Ich halte das nicht für unmoralisch. Wir sind drei erwachsene Leute, Sie hat uns gefragt, wir haben zugestimmt. Ich habe kein Problem, wenn wir auch zusammen Sex haben, ich meine, wir teilen ein Zimmer und ein Bad, warum nicht auch eine Frau.“ Karan öffnete die nächste Tür. „Ich finde es seltsamer, dass es für die Führungsriege eine eigene Lounge gibt, dann noch eine für die anderen Dreisterner und dann noch zwölf für die Zweisterner. Und obwohl wir die Mehrheit der Besatzung ausmachen, haben wir nur sieben Lounges.“ Er lachte und klopfte seinem Zimmergenossen auf die Schulter. „Sei doch nicht so grüblerisch. Wenn du dir Sorgen wegen Strafen machst, vergiss nicht, dass Sie uns angefunkt hat, nicht umgekehrt. Und denkst du nicht, es ist der Romulanerin und dem Breen völlig egal, mit wem sich der Captain vergnügt?“

Sie kamen nach der letzten Lounge zu dem größeren, regenbogenbuntbeteppichten Raum beim Turbolift. Dort bogen sie nach links zu den Mannschaftsquartieren ab.

„Ich dachte nur, es hätte eine tiefere Bedeutung gehabt. Wolltest du nichts damit bewirken. Zumindest heimlich ein bisschen?“

Als sie bei ihrem Zimmer angekommen waren, öffnete Karan mit seinem Fingerabdruck. „Nein, die Anfrage des Captains war sehr klar, die Sache ist gut gelaufen. Und jetzt geht sie entspannter schlafen; und wir auch. Ich bin kein Opfer sexueller Nötigung und sie ist kein Opfer meiner zerstreuenden Verführungskünste. Manchmal ist Sex zwischen Vorgesetzten und Untergebenen einfach nur eine Art Sport, ohne tiefe philosophische oder organisatorische Bedeutung.“

Sie gingen durch das Bad in das Zimmer mit ihren beiden Betten.

„Und eines sage ich dir, es war mit dem Captain sicher angenehmer, als wenn Du mit deinem Boss, diesem Breen schlafen müsstest.“

Karan zog die Uniform aus und legte sie über einen Sessel zusammen. Dann schlüpfte er unter die Decke und drehte sich zur Wand. „Gute Nacht. Ich muss morgen früh raus, ich werd‘ leise sein.“

„Ich würde nie mit Ak’Trun Aasi schlafen…denke ich. Computer, Licht aus.“

Im Dunkeln zog sich auch Besiter aus und legte sich in sein Bett. ‚Sechs Jahre‘ waren die letzten Worte, die er dachte, bevor er einschlief. ‚Sechs Jahre noch‘
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