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Qhel Karanat

von Racussa

Kapitel 4

Eine Nachbesprechung des Essens in der Suite der romulanischen Botschafterin.
„Was haben sie von diesem Abendessen mitgenommen?“, fragte die Botschafterin gereizt.

Racussa starrte die Diplomatin ernst an. „Hatte ihre Kollegin Tematra nicht erzählt, dass ich für die diplomatischen Spielchen nicht geeignet bin? Ich bin Admirälin der Tranischen Flotte.“

„Sie…“, die Botschafterin stand auf, „Sie, Admirälin Racussa, sind eine Remanerin, die einzige Remanerin im Admiralsrang. Ihr Onkel war es, der den unseligen Shinzon begleitet und beschützt hat. Ihr Wahnsinn hätte fast das gesamte Imperium zerstört. Nur Jean-Luc Picards und unseren diplomatischen Bemühungen ist es zu verdanken, dass es nicht zu einem Krieg zwischen Föderation und Imperium gekommen ist. Sie, Admirälin Racussa, sollten ganz still sein, denn dass Sie noch nicht hingerichtet wurden, grenzt an ein Wunder. Dass Sie diesen Rang noch bekleiden, ist fast schon Verrat an der romulanischen Tradition! Ich habe Sie mit der Andreiata als Begleitung ausgewählt, weil die halbe Flotte sich noch nicht vom Dominionkrieg erholt hat und die andere Hälfte bei dem Shinzon-Experiment fast in einem Bürgerkrieg aufgegangen wäre. Wenn jemals die Föderation, die Breen oder selbst die echsischen Cardassianer davon erführen, dass unsere Stärke so zerbrechlich ist, dann wäre das unser aller Ende! Die Andreiata ist ein Xindi-Schiff, ihre gemischte Besatzung ist ein Aushängeschild für unsere interkulturelle Toleranz. Und jetzt frage ich Sie zum letzten Mal: Was haben sie von diesem Abendessen mitgenommen?“

Die Admirälin blieb stumm auf ihrem thronartigen Sessel sitzen.

„Sie schweigen?“

Nun stand auch Racussa auf: „Sie haben doch gesagt, ich sollte ganz still sein, Botschafterin, oder nicht?“ Sie kam mit großen Schritten auf die einen Kopf kleinere Romulanerin zu. „Soll ich jetzt reden oder schweigen.“

Erschrocken trat die Botschafterin zwei Schritte zurück. Schließlich gab sie kleinlaut bei: „Reden Sie!“ Sie setzte sich wieder.

„Es gab eine französische Fischsuppe mit Weißwein aus dem Chateau Picard, gegrillte Pfirsichspalten in einer Mangusten-Mangroven-Pfeffersauce mit frisch geröstetem Anguilla-Brot, als Hauptgang einen sautierten Kohlkopf, gefüllt je nach Spezies mit gehacktem Rindfleischersatz oder Käsenudeln und zum Dessert dreierlei Sorten Eis mit knusprigen Waffeln, Rippelbeerenschaum und Moobafruchtgelee.“

Die Botschafterin runzelte die Stirn. „Ich hatte vermutet, dass die Brekkianerin gut ist, diese…“

„Ak’Trun K-Anime.“

„Ich verstehe nicht, warum alle, die weder der Föderation noch dem Imperium angehören, breenische Dienstgrade bekommen haben.“

Racussa antwortete scharf: „Zuwenig Diplomatie? Oder liegt es einfach daran, dass von allen weder dem Imperium noch der Föderation angehörigen Spezies die Breen die mit Abstand stärksten sind und daher zuverlässige Garanten der Rechte der Minderheiten sind.“

Die Botschafterin wischte den Gedanken mit einer Handbewegung durch die Luft weg. „Wir diskutieren hier nicht über Minderheitenrechte! Die Suppe für die Menschen, die Pfirsichspalten und das Anguilla-Brot für uns. Mobafrüchte für die Bajoraner und Eis für die Breen.“

„Nicht zu vergessen das Kraut, das an die cardassianische Hauptnahrung – Eleneva – erinnert und die Rippelbeeren aus dem Dominion. Es hat mich gewundert, dass Admiral Janeway nicht auch noch replizierten Köstlichkeiten aus dem Delta-Quadranten aufgewartet wurden. So weit ich das beurteile, ist die Leiterin des Zerstreuungsdienstes in ihrem Element. Und dafür, dass sie mit ihrem Team seit nur sechs Monaten auf dieser Station zusammengewachsen ist, hat sie das Ganze gut unter Kontrolle.“

Die Botschafterin nickte. „Weiter!“

Racussa ging wieder zu ihrem Sitz zurück und nahm Platz. „Es war amüsant zu sehen, wie Picard und der Cardassianerlegat aufeinander reagieren. Der Ehemann des Legaten musste mehrmals intervenieren. Auch die Rollenaufteilung in der Beziehung Kira und Janeway ist nicht durchsichtig. Starke Frauen dürften es auf der Erde so schwer haben wie auf Bajor.“

Die Botschafterin hob nachdenklich die linke Augenbraue.

„Das Stabsoffiziersteam der Indagator ist Ihnen ja von der Trainingsmission hier auf der Station bekannt. Aus meiner Sicht hat dieser informelle Abend mehr Brüche aufgezeigt als Lösungen. Die Andreiata ist klar ein romulanisches Schiff und wir legen die Spielregeln fest. Die Indagator ist ein romulanisches Schiff unter einem menschlichen Captain und einem Breen Zweiten Offizier. Wir haben keine Kontrolle.“

Die Botschafterin sog hörbar Luft ein: „Ich weiß. Und in diesem einen Punkt sind wir einer Meinung! Aber der Senat sieht das anders. Es sei eine Chance, Schwäche durch das Angebot von Kooperation zu verhüllen. Und solange die Indagatormission andauert, stehe ich in ständigem Kontakt zur Föderation und den Breen. Sie können nichts gegen uns unternehmen, ohne ihre Botschafter hier zu brüskieren. Die Selay und Sheliak sind irrelevant, die Tholianer zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Wir opfern die Indagator diesem Zweck.“

„Veraltete Technologie ist kein zu großes Opfer. Und die Mission im nephridischen Gürtel scheint nicht so aufwändig zu sein.“

„Die Mission erkauft uns sechs Jahre Frieden.“

Racussa fragte nach: „Ist Subcommander Rival eingeweiht?“

Die Botschafterin öffnete eine vor sich stehende Schatulle, in der Pistazien lagen. Sie nahm einige und kaute daran. Danach antwortete sie: „Natürlich nicht. Wir können nichts riskieren. Subcommander Naukna wird für die interne Überwachung zuständig sein.“

„Tal’Shiar?“, fragte die Admirälin ungeniert.

„Was sonst? Er ist als Analyst an Bord, er ist ebenso offensichtlich Geheimdienstmitarbeiter wie der Föderationsanalyst und der Breenanalyst. Manchmal muss man das Offensichtliche wählen, um das Weitere zu tarnen.“

„Wie viele sonst noch?“

Ein Lächeln huschte über das sonst harte Gesicht der Botschafterin. „Admirälin, Sie überschätzen das Wissen einer Botschafterin. Nicht einmal ich weiß, wer von meinen Mitarbeitern hier auf der Station aller zum Tal’Shiar gehört, wie sollte ich es da für die Besatzung wissen. Mir ist nur eines wichtig: Die Mission muss beginnen und sie muss mindestens sechs Jahre dauern. Wenn dem Schiff etwas zustößt, ist der ganze Plan gefährdet. Wenn morgen die ersten realen Manöver beginnen, möchte ich, dass sie Captain Sebennytos nicht zu sanft testen.“

Racussa stand auf und nickte. Sie grüßte romulanisch und wandte sich zur Türe. „Ich werde mich jetzt auf die Andreiata zurückbegeben.“

„Sie können auch ein Gästequartier auf der Station nehmen. Die Cardassianer waren sehr großzügig im Umbau eines ganzen Astes für uns.“

Racussa wandte sich nochmals um. „Romulanische Schiffe sind mir lieber.“ Mit einem Anflug von Zynismus fügte sie hinzu: „Auch wenn sie von Xindi gebaut und von Romulanern nur gekauft wurden. Und nur noch eines, Botschafterin: Ich habe nicht vor, Captain Sebennytos weich zu behandeln. Meine Ausbildung ist immer hart und erfolgreich. Shinzon ist nicht aufgrund mangelhafter Ausbildung im Kämpfen und Führen gescheitert, sondern aufgrund seiner menschlichen Schwäche.“

Als Racussa schon gegangen war, schob die Botschafterin noch ein paar Pistazien in den Mund. „Thyatira Sebennytos ist auch ein Mensch.“
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