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Qhel Karanat

von Racussa

Kapitel 5

Erster und Zweiter Offizier machen nach dem Abendessen noch eine Station auf dem Weg zu ihren Unterkünften
Die Romulanerin T’Klär Rival ging schnellen Schritts neben dem Breen Akamakanscaff durch die leicht grünlich beleuchteten Gänge der Indagator. Schließlich erreichten sie den Turbolift.

„Deck 4!“ knurrte die metallische Transformation der Breen Stimme mehr als sie sprach.

„Ak’Trun Akamakanscaff, der Zutritt zu Deck 4 erfordert eine Begründung.“ antwortete freundlich, aber nüchtern die romulanische Computerstimme.

Der Breen wandte den Helm Richtung Rival. Diese erklärte: „Auf romulanischen Schiffen ist der Zutritt zu besonderen Bereichen speziell gesichert. Deck 4 beinhaltet mit dem Singularitätskern das Herz des Schiffes und unterliegt daher dieser Beschränkung. Ein einfaches ‚Inspektion durch den Zweiten Offizier‘ genügt vollkommen.“

„Inspektion durch den Zweiten Offizier.“, zischte es aus dem Helm des Breen, woraufhin sich die Türen schlossen und der Turbolift Fahrt aufnahm.

„Romulanische Schiffe versuchen, Vertraulichkeit zu generieren.“, fügte Rival hinzu, die sich in dem relativ engen Raum der Turboliftkapsel sichtlich unwohl mit dem Breen allein fühlte. „Dadurch…“

„Welche Decks erfordern noch zusätzliche Begründungen, obwohl der Computer meine Identität und Funktion kennt?“, fragte Akamakanscaff.

Rival richtete den Blick auf die Türe und zupfte an den Schulterpolstern ihrer Uniform. „Die Decks A-E auf der Wissenschaftssektion, weil sie der Erforschung vertraulicher Elemente dienen. Deck 1 weil es die Brücke und den Bereitschaftsraum des Captains enthält. Deck 2 weil dort die naturwissenschaftlichen Labore sind, und Deck 3 mit den geisteswissenschaftlichen Laboren und Bibliotheken. Weil sich auf Deck 5 nicht nur das Krankenrevier, sondern auch die Nachrichten- und Sicherheitszentrale befinden, ist es ebenfalls besonders begründungsbedürftig, dorthin zu gehen. Deck 8 enthält die hydroponischen Gärten und damit unsere primäre Lebenserhaltung, daher ist es ebenfalls restringiert. Da in den Lagerräumen und Archiven auf Deck 9 auch sensible Objekte oder Daten gespeichert sein können, ist es genauso eingeschränkt wie Deck 10, in dem die Shuttles stehen, die nicht beschädigt werden dürfen. Außerdem soll die Totenruhe im Mumifikatorium nicht gestört werden und gefährliche Gasunfälle im Kompostorium vermieden werden. Aber sonst kann man sich in der freien Zeit auf diesem Schiff völlig frei bewegen.“

Endlich kam der Lift an, die Türe öffnete sich, nachdem die Computerstimme hingewiesen hatte: „Sie dürfen Deck 4 betreten, weil Sie eine Inspektion durchführen.“

Der Breen schüttelte den Kopf, als sie sich auf den Weg zum Hauptmaschinenraum machten. „Das heißt, nur auf den Decks 6 und 7 kann ich mich frei bewegen? Ohne Inspektionsauftrag?“

Rival deutete ein Lächeln an: „Auf Deck 7 jedenfalls, es wird auch ‚Zerstreuungsdeck‘ genannt, weil dort die Speisesäle, Küchen, Bars, die Sport-, Kultur- und Religionsräume sind, dort ist alles – mit Ausnahme der Lager und der Repräsentationsräume des Captains – frei zugänglich. Auf Deck 6 befinden sich die Unterkünfte, grundsätzlich kann man sich dort frei bewegen, außer im Sektor des Captains, bei den Führungsoffizieren und deren Stellvertretern. Wenn Sie das Quartier eines Mannschaftsmitgliedes betreten wollen, brauchen Sie immer einen Begleiter aus dem Sicherheitsbereich. Und wenn Sie das Zimmer gewaltsam öffnen müssen, dann ist auch je ein Vertreter des Kranken- und des Nachrichtendienstes notwendig.“

Sie erreichten endlich die mit Warnschildern in romulanisch, breenisch und chinesisch als Föderationshauptsprache beschriftete Luftschleusentüre zum Hauptmaschinenraum.

„Ak’Trun Akamakanscaff auf Inspektion.“ Der Breen wartete, die Türe blieb geschlossen. Nach einer halben Minute öffnete sich die Türe und ein Romulaner mit gelbem Uniformoberteil grüßte: „Subcommander Rival, Aktron Akamakanscaff, Subcommander Maia meldet den Maschinenraum ohne besondere Vorkommnisse.“

„Es heißt ‚Ak’Trun‘ und es gibt doch ein Vorkommnis: Die Türe zum Hauptmaschinenraum ist defekt. Sie braucht viel zu lange, um sich zu öffnen.“

Der Ingenieur blickte zu Rival, bevor er antwortete: „Das ist ein Missverständnis, Ak’Trun! Sie können nicht einfach so unbegleitet in den Maschinenraum gehen. Sobald sie diese Türe öffnen möchten, wird der höchstanwesende Techniker informiert und begrüßt sie persönlich an der Türe, um ihre Fragen zu beantworten oder sie durch den Maschinenraum zu begleiten.“

Da der Helm das Gesicht des Breen verbarg und der metallischen Sprache weder Stimmung noch Charakter entnommen werden konnten, klang der nächste Satz nicht wütender als der vorherige: „Ich bin der Zweite Offizier dieses Schiffes, ich brauche keine Begleitung und vor allem brauche ich keine Türen, die mich aussperren. Auf einem Breenschiff würde man Sie für diesen Ungehorsam rösten.“

Rival trat an die Seite von Maia, der verwirrt die Stirn runzelte. „Ak’Trun, wird sind auf einer gemeinsamen Mission, aber es ist ein romulanisches Schiff. Wir kennen unsere Technologie und ihre Stärken, aber auch ihre Gefahren am besten. Es dient nicht nur dem Schutz der Geheimhaltung, sondern auch Ihrer Sicherheit so wie der aller Nicht-Romulaner auf diesem Schiff, wenn wir gewisse Vorsichtsmaßnahmen treffen. Wenn Sie nicht bereit sind, auf breenische Gepflogenheiten, die mit romulanischer Sorgfalt unvereinbar sind, zu verzichten und dieses kleine Opfer zu bringen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, sollten Sie ihre Funktion nochmals überdenken.“

Akamakanscaff schob Rival mit seiner klobigen Anzugshand zur Seite und wandte sich wieder direkt Maia zu: „Ob ich auf diesem Schiff den Dienst des Zweiten Offiziers erfülle oder nicht, liegt weder in meinem Ermessen noch in Ihrem, Subcommander Rival. Scheinbar sind die Shelijak geradezu spontan im Verhältnis zu den Romulanern, aber wir haben in der Raumwerft lange genug zusammen trainiert, um diese Mission erfüllen zu können. Und jetzt möchte ich den Singularitätskern sehen.“

Während Subcommander Maia mit der Hand den Weg durch den Korridor zeigte, ging T’Klär Rival auf die andere Seite: „Wahrscheinlich ist ihm das Eis beim Abendessen nicht bekommen. Qhel Karanat war eine cardassianische Station und dort galten deren laxen Sicherheitsbestimmungen. Die IRW Indagator ist ein romulanisches Schiff, weshalb hier nach unseren Spielregeln gespielt wird. Subcommander, Sie erklären dem Ak’Trun alles, was er wissen muss. Aber verwirren Sie ihn nicht mit Details!“

Maia tippte einen Code in eine Konsole und eine weitere Doppeltüre öffnete sich und gab den Blick auf den riesigen Maschinenraum frei, dessen Wände mit Konsolen übersät waren. Doch das Wunderwerk befand sich in der Mitte: Noch standen die drei Aggerationsringe in einer Ebene still. Akamakanscaff ging über die schmale Gitterbrücke zum inneren Kontrollring.

„Wo ist die Singularität?“, fragte er trocken.

Subcommander Maia trat neben ihn und deutete zurück auf den Außenring des Maschinenraums, wo sich ein dreidimensionales Hologramm des Kerns befand. Der Ak’Trun folgte ihm. „Die Singularität ist noch nicht erschaffen. Derzeit laufen wir mit herkömmlicher Betriebsenergie, denn bisher waren wir ja durch die Weltraumwerft versorgt. Morgen, bevor die Manöver beginnen, erzeugen wir durch eine Myoimplosion die Singularität, deren Gravitationswellen von dem Inneren Aggerationsring abgefranst werden und als quasi unendliche Energie dem Schiff zur Verfügung steht. Der Mittlere und der Äußere Aggerationsring, die sich in polyamorphen Zyklen gegeneinander verdrehen, dienen der Eindämmung der Gravitationswellen, um das Schiff vor Schäden zu bewahren.“

Der Breen betrachtete nachdenklich das Modell, welches sich nun auf eine Eingabe des Ingenieurs in Bewegung setzte.

„Ich wollte die Singularität sehen, bevor ich heute Nacht schlafe auf dieser tickenden Bombe. Aber vielleicht ist es sogar besser, wenn uns noch eine Nacht geschenkt wird, bevor wir sechs Jahre lang mit einem Schwarzen Loch unter unseren Füßen herumfliegen.“

Rival mischte sich ein: „So viel haben Sie beim ganzen Abendessen nicht gesprochen. Ich versichere Ihnen, der Quantensingularitätsantrieb wird auf allen modernen romulanischen Schiffen verwendet und funktioniert einwand- und emissionsfrei.“

„Und wenn die beiden äußere Ringe stillstünden?“

Maia lachte auf. Der Romulaner klopfte sich mit einer verächtlichen Geste auf die linke Schläfe: „Ak’Trun, keine Sorge, das würden Sie dann gar nicht mehr merken: Die Singularität würde das Schiff binnen einer Pikosekunde vollständig absorbieren. Und gegebenenfalls ein ganzes Sonnensystem, wenn wir uns in einem befänden. Aber deshalb haben wir ja zwei Schutzringe, und nicht nur einen.“

„Danke, setzen Sie Ihren Dienst fort!“ Akamakanscaff wandte sich ab und ging zurück, wobei Maia doch nachgehen und die Tür in den Korridor mit einem Code öffnen musste.

Auf dem Weg zurück zum Turbolift schwiegen Rival und der Breen. Erst im Lift, wie um sich selbst wieder Mut zu machen, sprach die Romulanerin: „Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen. Unsere Ingenieure beherrschen inzwischen diese Technik vollkommen. Und sollte eine Notabschaltung nötig werden, haben wir als Reserve immer noch einen Föderationswarpkern.“

Der Breen wartete, bis die Kabine stehen blieb, sich öffnete und den Blick auf den mit einem regenbogenbunten Teppich belegten Empfangsbereich des Unterkunftsdecks freigab.

„Inzwischen? Wie viele Wissenschaftler und Ingenieure haben sie geopfert, bis diese Technologie so sicher geworden ist?“

Rivals Rücken versteifte sich: „Ich bin keine Wissenschaftshistorikerin, Ak’Trun.“

Von der Empfangshalle, die neben dem romulanischen auch die Wappen der anderen beteiligten Nationen, allerdings sehr behelfsmäßig hinzugefügt – schmückten, führte ein Weg nach Rechts zu den Mannschaftsunterkünften und einer nach Links zu den Höheren Unterkünften. Beide Wege waren in zehn Sprachen beschriftet.

Schweigend gingen die Romulanerin und der Breen nach Links, hinter einer mit Code zu öffnenden Türe fanden sich mehrere, jeweils in anderer Farbe und Einrichtungsstil gehaltene Lounges, zuerst eine Romulanische, dann eine Breenische, Brekkianische, Caitianische, Cardassianische, Menschliche, Selayische, Sheliakische und eine Tholianische, deren Einrichtungsgegenstände glühend schimmerten. Dahinter befand sich eine weitere mit Code verschlossene Türe, die der Breen schweigend öffnete.

Der dahinter liegende Gang bot beschriftete Türen für Lieutenantcommander, Centurios und Vel’Sh, es folgte eine weitere Türe mit dahinterliegender Lounge, in der ein caitianischer Betreuungsarbeiter sofort das Sortieren der Früchte unterbrach, als die beiden Offiziere die Lounge betraten. „Barkeeper Pépin bietet Ihnen eine Erfrischung an. Darf es vor dem zu Bett gehen noch etwas sein? Eine Schale warmer Milch, ein romulanischer Pfirsichlikör oder etwas schmackhafte, eisgekühlte Schokoladenpaste von Breenam?“

„Danke, das Abendessen war sehr reichlich, ich werde direkt zu Bett gehen.“ antwortete Rival, bevor sie den nächsten Türcode an der gegenüberliegenden Türe eingab.

Als die Tür sich hinter ihr und Akamakanscaff schloss, fragte der Breen: „Ich habe schon zuvor nicht verstanden, warum man durch so viele Bars gehen muss, um zu seinem Quartier zu kommen. Warum ist das so?“

Rival antwortete, während sie an den Zimmereingängen der Commander, Subcommander und Ak’Trun vorbeigingen. „Romulanische Schiffe sind oft sehr lange unterwegs und Landgang oder der Besuch von Stationen ist aufgrund der Sicherheitsrisiken nicht angemessen. Deshalb versuchen wir, der Besatzung größtmöglichen Komfort und Abwechslung auf dem Schiff zu bieten. Normalerweise zeigen die zwölf Lounges auf der Seite der Höheren Quartiere die Eigenheiten der zwölf romulanischen Regionen.“

„Aber es gibt doch ein eigenes Betreuungsdeck mit Speisesälen und Zerstreuungseinrichtungen. Ich halte das hier für eine Platz- und Personalverschwendung.“

Sie kamen zur nächsten Türe, die mit einem Zahlencode und einem Irisscan geschützt war. Während Rival die Öffnungsprozedur durchführte, sagte sie: „Ich habe gehört, dass Sie nur von Algenpaste leben. Das wäre für uns wenig wünschenswert, aber wir sind bereit, auf Sie zuzugehen. Das haben Sie ja schon bei dem caitianischen Barkeeper gehört. Jeder von uns muss auf dieser Reise Opfer bringen, aber wir sollten unseren Vorgesetzten folgen und unsere Untergebenen gut führen. Die Tür gab den Blick auf eine weitere Bar preis. Ein Drittel des Raumes war mit Wandteppichen, hölzernen Diwanen mit orientalischen Pölstern und bunten Laternen einem ägyptischen Teehaus nachempfunden, ein Drittel des Raums, dessen Rückwand der romulanische Falke schmückte, war mit Pfirsichbäumchen und großzügigen Fauteuils ausgestattet. An der Wand des letzten Drittels wuchsen leicht mit Wasser überrieselte Algen. Die eiswürfelförmigen Sessel gaben leichte Nebelschwaden von sich und in der Mitte der Sitzgruppe befand sich ein Bassin mit darin schwimmenden Fischen und Schnecken, die die hineinhängenden Algen abgrasten.

„Sehen Sie, die Lounge für die Führungsoffiziere ist normalerweise nur Romulanisch ausgestattet, aber wir haben Sie mit einbezogen.“

Akamakanscaff schüttelte den behelmten Kopf und ging zur nächsten Türe, die er mit Code und Handschuhabdruck öffnete. „Eine Lounge für drei Personen ist absolut überflüssig. Wir würden niemals Schiffe züchten, die so viel Platz für Irrelevantes verschwenden. Gute Nacht, Subcommander. Morgen wartet ein harter Tag auf uns.“ Er betätigte den Eingang zu seinem Quartier und verschwand dahinter. Rival nickte der Wache zu, die die Türe zum Captainsbereich bewachte und öffnete dann ihre Quartierstür.

Sobald Akamakanscaff in seinem Quartier war, ließ er eine zweite Türe aus der Wand gleiten. „Breen-Normatmosphäre herstellen!“, kommandierte er und wartete, bis der riesige Raum, der einem schmucklosen Container mit bealgten Wänden glich, sich mit flüssigem Pentanol füllte. Als die zähe Flüssigkeit ihm bis zum Hals reichte, öffnete er die Schließen seines Helmes und setzte das klobige Ding ab. Tief atmete er zuerst die Dämpfe ein, bevor er völlig in der Flüssigkeit untertauchte. Flugs entledigte er sich des Anzugs, den er auf einen Haken neben der Türe befestigte und schwamm mit kräftigen Bewegungen durch den Raum. Bevor er treibend einschlief, ging ihm ein Gedanke durch den Kopf: „Sechs Jahre jeden Tag Anzug tragen, sechs Jahre jeden Tag diese Platzverschwendung ansehen, sechs Jahre jeden Tag auf einer Quantensingularität schwimmen? Welches Ziel der Konföderation rechtfertigt so ein Opfer?“
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