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Qhel Karanat

von Racussa

Kapitel 6

Beverly und Jean-Luc sprechen über das Abendessen und unbewältigte Erinnerungen an Cardassianer-Folterungen.
„Du solltest einmal mit Deanna reden!“, sagte Beverly, bevor sie liebevoll Jean-Lucs Kopf streichelte. „Dein Benehmen gegenüber Elim heute Abend war … wie soll ich sagen … Ich denke, du hast Gul Madred immer noch nicht überwunden. Es wird dich auffressen, wenn du es nicht behandelst. Dabei waren wir doch auch bei Julians Hochzeit auf Cardassia Prima; und dann letztes Jahr beim Urlaub auf Andoria. Diese Rückfälle scheinen mir psychotraumatisch zu sein“

Jean-Luc setzte sich auf, rückte an den Bettrand und wandte Beverly dadurch den Rücken zu.

„Fängst du jetzt damit an? Nachdem wir uns geliebt haben? Ich dachte, du bist meine Verlobte, nicht meine Sextherapeutin.“

Er stand auf, schlang seinen Bademantel um und ging zum Panoramafenster, durch das er die cardassianische Station betrachtete, die sich kaum merklich im dunklen All drehte.

„Ich bin deine Frau. Und der Chefarzt dieses Schiffes, dessen Captain du bist. Du bist so ein starker Mann, ich möchte einfach nicht, dass du dich selbst zerbrichst, weil du diese offene Wunde nicht behandeln lässt. Es war mehr als deutlich, dass dir unwohl war, neben dem Legaten zu sitzen. Dein Puls war erhöht und deine Pupillen um 12% verkleinert, wenn du lieber den Kommentar der Schiffsärztin der Enterprise hören möchtest als den Rat der Frau, die dich genauso liebt wie ihren Sohn. Du bist ein Folteropfer, aber das muss Dich nicht für immer jedes Mal verfolgen, wenn Du auf einen Cardassianer triffst.“

Jean-Luc schenkte sich einen kleinen Schluck Rotwein aus der offenen Flasche ein, die auf dem Tisch stand.

„Wir werden morgen mit einer Woche voller Übungsszenarien für die Indagator beginnen. Ich sollte mich jetzt ausruhen. Lass uns das Thema nach den Manövern weiter besprechen.“

Beverly stand ebenfalls auf, kam zum Captain und legte liebevoll ihre Arme um seine Schultern. „Jean-Luc, ich liebe Dich. Aber meine Liebe kann Deinen Schmerz nicht löschen. Die Manöver werden gelingen. Ich hatte einen guten Eindruck von Captain Sebennytos. Und das…“ Sie nahm ihm das Glas Wein aus der Hand und trank es aus, „Ist sicher keine gute Vorbereitung auf die Manöver.“

Jean-Luc konnte ein Lächeln nicht verhindern. „Wie selbstlos von Dir, meinen Wein auszutrinken, damit ich morgen nüchtern bin.“

Beverly lachte: „Quasi Erste Hilfe.“ Beverly nahm sich ebenfalls einen Morgenmantel. Sie setzte sich auf die bequeme Sitzbank unter dem Panoramafenster und zog Jean-Luc zu sich. „Diese Station hypnotisiert Dich. Hör auf, sie anzustarren!“

„Weißt Du noch, wie wir damals auf Deep Space Nine Halt gemacht haben, damit ich Captain Sisko dort das Kommando übergeben konnte. Diese Stationen haben mich schon immer abgestoßen. Sie sind wie gigantische Stahlspinnen, die im Weltraum ihr unsichtbares Netz aufspannen.“

Beverly grinste: „Netze sind eher eine Stärke der Tholianer. Ich finde diese Kreaturen unheimlich spannend. Von einem physiologischen Verständnis von Sauerstoffatmern aus gesehen ist ihre semikristalline Lebensform geradezu unheimlich, so, als würden Salz- oder Zuckerkristalle denken, reden und handeln können. Erst die hohen Temperaturen, die sie aus Mikrofusionen chemisch herstellen, lassen das Kristallgel fluid bleiben, so verarbeiten sie die Wahrnehmungsimpulse und können quasi mit Lichtgeschwindigkeit denken, weil keine Zellwände die Informationsweitergabe verlangsamen.“

Der Captain nickte versonnen und wandte den Blick wieder durch das Fenster zur Station: „Eine tholianische Botschafterin residiert auf der Station für die Dauer der Mission. Ich habe gehört, dass ihr Wohnbereich mit 207° heißer Schwefelsäue gefüllt sei.“

„Hast Du gewusst, dass es bei Tholianern keine Geschlechter gibt? Die Stimmmodulation nach männlich oder weiblich wird nach diplomatischen Nützlichkeitskriterien von Mission zu Mission festgelegt. Die eigentliche tholianische Sprache ist für uns völlig unverständlich, weil sie so schnell Daten vermittelt, dass kein menschliches Gehirn es verarbeiten könnte. Die heiße Schwefelsäure scheint die angenehmste Umgebung für die Kristallwesen zu sein, denn dort können sie ihre Exoskelette ablegen und sich richtig wohlfühlen.“

Jean-Luc wandte sich wieder seiner Begleiterin zu und strich über ihr Haar: „Ich würde mich in 200° heißer Schwefelsäure definitiv nicht lange wohlfühlen.“ Er lächelte. „Im Gegensatz zu Deiner Gegenwart. Manchmal wünschte ich, wir müssten diesen Raum nie mehr verlassen und könnten für immer hier zusammen sein, ohne neue Aufträge, ohne Störungen, ohne Probleme.“

Beverly runzelte die Stirn: „Das würde Wesley nicht gefallen. Ich bin seine Mutter, du bist sein Idol. Und was sollten Will, Geordi oder Deanna ohne dich machen. Unsere Ruhezeit ist noch lange nicht gekommen. Irgendwann, wenn wir uns in Irland oder Frankreich zur Ruhe setzen, dann kann es auch gemütlicher werden, aber gib zu: Du bist jetzt doch auch noch voller Tatendrang. Was steht morgen auf dem Programm?“

Jean-Luc stand auf und blickte erneut aus dem Fenster: „Wir werden die Crew und die Mechaniken der Indagator einer Reihe von Tests aussetzen, um sowohl die Kombination der verschiedenen Techniken als auch die Kooperation der bunten Mannschaft mit ihren verschiedenen Ausbildungssystemen zu überprüfen. Zwar haben sie schon monatelang auf der Station gemeinsam Simulationen gemacht, aber du weißt selbst, dass eine Holosimulation nie einen realen Vorgang ersetzen kann. Aber die wichtigste Prüfung ist für Sebennytos, Rival und Akamakanscaff: Wir müssen darauf vertrauen können, dass sie die gesamte Mannschaft führen, nicht nur ihre jeweiligen Fraktionen. Ich denke, das wird die größte Herausforderung. Morgen wird ein Angriff simuliert, Legat Garak nützt dafür die Systeme der cardassianischen Station und seines Schiffes bzw. seiner beiden Begleitschiffe. Es sollen vor allem die Schild- und Standardwaffenkonfigurationen getestet werden. Schäden und Verwundete werden simuliert und mittels computeremulierter Datenhyperbeln auf die Indagatormannschaft projiziert. So können wir auch die Krankenversorgung, Ingeneurrettungsleisungsfähigkeit und die Energienetzkapazitäten testen. Über den genauen Angriffsverlauf weiß ich nichts, die Enterprise wird gemeinsam mit einem romulanischen Kriegsvogel nur Daten auswerten und Verhalten beurteilen.“

Beverly ging zum Replikator, um sich ein Glas Wasser zu bestellen. „Der Wein ist stärker als er riecht. Was hältst du von dem seltsamen Schiff, auf dem Admirälin Racussa von den Romulanern reist?“

Jean-Luc kratzte sich am Kinn: „Die Romulaner wollen um jeden Preis zeigen, dass sie an interspezieller Kommunikation interessiert sind. Niemand bei uns, auch nicht Admiral Hayes, konnte mir sagen, was dahintersteckt. Ein Xindi-Schiff ist aber eine spezielle Aussage: Zwischen dem Romulanischen Sternenimperium und dem Xindiraum liegt ein Großteil der Föderation. Vielleicht bedeutet diese Wahl, dass sie uns einfach zeigen wollen, wie weit ihre Kontakte schon reichen.“

Beverly lachte: "Jetzt klingst du selber wie ein Romulaner: Immer hinter allem eine Verschwörung vermutend. Was, wenn es das billigste Schiff war, dass sie außerhalb des Imperiums kaufen konnten?“

„Die Olean-Kreuzer sind nicht nur sehr wendig für ihre Größe, sie verfügen standardmäßig auch über die berüchtigten Biomaterieplasmawaffen. Und ich will gar nicht wissen, was für weitere Xindi-Technologien noch an Bord sind.“

Beverly versuchte, Jean-Luc mit sanfter Stimme zu berühren: „Komm ins Bett und freue dich, dass sie wenigstens keine Tarnvorrichtung haben. Außerdem hätte ich nichts dagegen, noch eine Runde deine Biomateriewaffe zu verwöhnen.“
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