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Ausgebrannt

von Janora

Mr. und Mrs. Smith

Kreative Titel? Kann ich!
Christine hatte recht: im Vorgarten lag ein Stuhl zwischen Glasscherben, dessen Flugbahn und Aussehen zur Wohnung passten. Jim hatte ihn bei seiner Ankunft zwar gesehen, aber nicht wirklich registriert.
Außerdem auffällig war, dass der Stuhl keinerlei Brandspuren aufzeigte, obwohl er einen hitzeempfindlichen Polyestersitz hatte.
Je länger Jim über die Sache nachdachte, desto dubioser kam sie ihm vor.
Als er alle möglichen Indizien in sein PADD aufgenommen hatte, fuhr er jedoch zuerst aufs Revier, um sich wie versprochen bei Pike zu melden.

Der Captain saß in seinem Büro.
„Guten Morgen“, begrüßte Jim ihn fröhlich, um ihn bei Laune zu halten, da er sich nicht sicher war, ob Pike ihm wegen gestern vollständig verziehen hatte.
„Morgen. Setz dich.“ Der Ältere deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Also“, fragte er dann. „Was haben wir?“
Jim atmete innerlich auf, hatte schon befürchtet, eine weitere Standpauke zu hören, und schilderte seinem Vorgesetzten den Fall. Dabei zog er die bisherigen Fotos und Dateien von seinem PADD auf den integrierten Computer mit Touchdisplay in Pikes Tischplatte.

„Verstehe“, meinte Pike anschließend. „Es gibt in der Tat einige offene Fragen, die ich gerne geklärt hätte. Aber interpretiere nicht mehr in die Dinge, als dort vielleicht ist, Jim.“
„Natürlich nicht, Sir.“
„Spock wird dir bei dem Fall helfen.“
Das ließ den Blonden aufhorchen. „Spock? Aber er ist Analyst und macht keinen Außendienst.“
Der Vulkanier hatte auch wirklich nicht den Ruf, dort unbedingt eingesetzt werden zu wollen.
„Es wird euch beiden gut tun.“
„Ich brauche keinen Babysitter“, entfuhr es Jim, doch Pike erstickte seine Einwände direkt im Keim.
„Es wird Zeit, dass du endlich mit einem Partner zusammenarbeitest.“ Sein Ton ließ keine Widerworte mehr zu. „Also entweder raufst du dich zusammen und arbeitest mit ihm an der Sache oder ich gebe den Fall an Hendorff und Richards.“
Für einen kurzen Moment flackerte Jims Blick herausfordernd, aber dann nickte er und gab ein professionelles „Ok“ von sich. Er würde seinen Job machen und er würde es gut machen.
„Gut.“ Damit entließ Pike ihn für‘s erste und Kirk begab sich auf den Weg zu seinem neuerkorenen Partner.

Die Analysten arbeiteten in einem anderen Stockwerk, weswegen er vorher einen kleinen Abstecher zu seinem eigenen Schreibtisch machte, um dort ebenfalls alle Daten vom Morgen zu speichern. Kurz überlegte er, ob er Spock eine Notiz schicken sollte, da er gehört hatte, dass der Vulkanier, der einzige in diesem Departement, gerne vorab über Begebenheiten, die ihn betrafen, informiert wurde. Dann verwarf er die Idee aber wieder, weil er sich sicher war, dass Pike bereits mit ihm gesprochen hatte.

„Hab gehört, du bist unter die Frühaufsteher gegangen“, hörte er die amüsierte Stimme seines Tischnachbarn.
Schräg gegenüber, gerade so, dass man sich in normaler Lautstärke unterhalten konnte, ohne dass der ganze Raum es mitbekam, saß Sulu an seinem eigenen Schreibtisch und blickte interessiert zu ihm hinüber.
„Nur ausnahmsweise, Das wird bestimmt nicht zur Gewohnheit“, zwinkerte der Blonde. Dann fiel ihm etwas ein. „Du hast doch schon öfters mit diesem jungen Genie gearbeitet, oder?“
„Chekov?“
„Ja, genau. Der ist doch Analyst.“
„Stimmt“, nickte Sulu „Auch wenn wir Praktikanten haben, die älter sind als er. Aber er hat eben echt was drauf.“
„Hm.“ Kirk dachte kurz nach, dann kam er zu seiner eigentlichen Frage „War er jemals mit dir auf einen Einsatz?“
„Um Himmels Willen.“ Sulu schüttelte heftig den Kopf „Der Junge ist nicht mal volljährig. Der Captain würde ihn nie nach draußen lassen.“
Nachdenklich starrte Jim auf den Bildschirm seines Computers, der eigentlich auf Standby stand.
„Warum willst du das wissen?“, fragte der Asiat nun zurück.
„Nur so“, erwiderte Kirk und wandte sich zum Gehen. „Ich muss jetzt weiter. Die Arbeit ruft.“
Damit verabschiedete er sich und nahm den Turbolift nach oben zu den Analysten.

Früher einmal, lange vor Kirks Zeit, hatte es mal das Klischee gegeben, dass diese Theoretiker, die Profile erstellten, Tathergänge rekonstruierten und Informationen sammelten, gerne in abgedunkelten Räumen arbeiteten, verschrobene Angewohnheiten hatten und zumeist Einzelgänger waren.
Nun, zumindest eines dieser Dinge war nicht wahr, denn Kirk betrat (?) einen mit künstlichen Tageslicht erleuchteten Raum, der an zwei Wänden große Bildschirmprojektoren hatten, auf denen man Tatorte abrufen konnte. Manchmal, wenn sie gerade nicht gebraucht wurden, nutzten die Analysten sie als virtuelle Fenster.
Heute war auf dem Linken ein Hangar der städtischen Shuttles zu sehen, von denen einige vor kurzem verschwunden waren, zusammen mit Routen zu mögliche Verstecke für derartige Vehikel. Auf dem Rechten dagegen die Aussicht auf eine Mondkolonie, auf der es zu stürmen schien.
Analytiker waren manchmal ein merkwürdiger Haufen.

Spocks Abteilung lag am gegenüberliegenden Ende und war, wie alle anderen auch, durch zwei bewegbare Wände abgeschirmt. Auf seinem Tisch stapelten sich ordentlich sortiert eine Reihe von PADDs und anderer externe Datenträger. Der Vulkanier war Gerüchten zufolge selbst eine einzige große, laufende Datenbank.
Er war über einige Daten gebeugt, als Jim zu ihm trat, blickte jedoch auf, als er ihn hörte.
„Einen guten Morgen.“

Nun, das war sehr förmlich wie der Blonde fand. Er versuchte das Ganze ein wenig aufzulockern.
„Morgen.“ So weit, so gut. „Ich hörte, wir bearbeiten den Fall zusammen.“

Es entstand eine kurze Pause, in der Jim abwartete, dass Spock sich dazu äußerte, doch dieser musterte ihn abschätzend. Schon wollte Jim das ‚Gespräch‘ selbst in die Hand nehmen, da öffnete der Vulkanier doch noch seinen Mund.
„Wenn mit ‚der Fall‘ die Leiche und der Brand heute Morgen gemeint ist, dann hat mich Captain Pike dahingehend ebenfalls informiert.“ Er legte seine Hände ordentlich zusammengefaltet auf den Tisch und blickte abwartend Jim an, der einen Moment brauchte, um zu realisieren, dass der Ball in seiner Hälfte war.

„Prima“, gab er schnell von sich. Das würde ein langer Tag werden. „Ich hab hier die Einzelheiten.“ Demonstrativ hielt er sein PADD hoch und reichte es Spock dar, doch dieser nahm es nicht an.
„Mir wurden bereits alle Daten übermittelt“, erwiderte er stattdessen und neigte den Kopf ein wenig, als wolle er zu seinem Computer nicken.
„Ah, gut.“ Jims Stimme verlor ein wenig an seiner Ungetrübtheit und er ließ das PADD sinken, da er sich mit ausgestreckten Arm dämlich vorkam.
Er kam zu dem Resultat, dass Vulkanier entweder allgemein nicht besonders gesprächig waren oder dass sein neuer Partner wenig Lust auf diese Zusammenarbeit hatte.
Der Blonde ließ sich auf dem Stuhl vor Spocks Schreibtisch nieder.
„Wenn Sie bereits alles haben: was halten Sie vom Tatort?“, fragte er, immer noch bemüht, ein richtiges Gespräch ins Rollen zu bringen. So leicht würde er nicht aufgeben.

„Ich bin mir nicht sicher, welchen Nutzen meine persönliche Meinung hierbei hätte.“ Spock machte sich nicht die Mühe einer Gesichtsregung. „Es gelten einige andere Fragen zu klären, wie zum Beispiel, wem das Blut gehört.“
Die Proben davon waren zweifellos schon im Labor, würden aber einige Zeit brauchen bis sie ausgewertet waren, da sie sich schön hinten an die Reihe von Anfragen stellen mussten. Es gab schließlich keinen besonderen Dringlichkeitsfall.

Ihrer beider Kommunikatoren gaben simultan ein Piepsen von sich und unterbrachen ihre stolpernden Versuche zu kommunizieren.
Jim überflog die Nachricht: die Identität der Leiche war festgestellt worden und man hatte ihnen eine kurz gefasste Akte zukommen lassen.
Es handelte sich um Margaret Smith, Anfang vierzig, die in einer großen Firma in San Francisco als Fusionsberatungsmanagerin arbeitete. Jim hatte die Erfahrung gemacht, dass je ausgefallener und komplizierter die Berufsbezeichnung war, desto höher waren Ansehen und Macht dahinter. Und Mrs. Smith Job lag in dieser Skala mindestens im oberen Drittel.
Das passte nicht so ganz zu der einfach eingerichteten Wohnung, die er heute Früh gesehen hatte. Allerdings las er im nächsten Absatz, dass es sich nur um ihre Zweitwohnung gehandelt hatte. Ihre Hauptadresse war ein Haus in einem Stadtteil am anderen Ende der Stadt, in dem sie mit ihrem Mann, Gregory Smith, und zwei Söhnen lebte.
Jim seufzte stumm. Niemand mochte es Angehörigen schlechte Botschaften zu überbringen.

~~

Bevor Kirk irgendwo klingelte, machte er sich vorher stets ein Bild von der Umgebung, denn ein Haus sagte sehr viel über seine Bewohner aus.
Das der Smith‘, vor dem er und Spock geparkt hatten, gehörte in die obere Mittelklasse. Es war nett, aber nicht besonders auffällig. Die Fassaden schienen erst vor kurzem neu gestrichen, dafür war der Vorgarten ein wenig vernachlässigt und wilde Blumen hatten sich breit gemacht.
Entweder hatte Mrs. Smith keine Zeit mehr dafür gehabt oder der Gärtner hatte gekündigt. Oder Mrs. Smith hatte in letzter Zeit immer mehr Nächte in ihrer Zweitwohnung verbracht.


Nachdem sie geklingelt hatten, dauerte es nicht lange, bis ein Mann, vielleicht Mitte vierzig, öffnete. Jim fiel als erstes auf, dass er sich die Haare färbte, denn obwohl sie in aktueller Mode recht kurz gehalten waren, schaute unter dem Braun ein gut sichtbarer, ergrauter Ansatz hervor.

„Mr. Smith?“, fragte er ihn. Der Mann nickte und die beiden zückten ihre Dienstausweise. „Mein Name ist Kirk, das hier ist mein Partner Spock.“
Dies war in der Regel ein ganz entscheidender Moment. Menschen, die sich schuldig fühlten, nutzten den Augenblick gerne, um wegzulaufen oder – in ganz seltenen Fällen – die Ermittler anzugreifen. Um anschließend wegzurennen.
Menschen dagegen, die nicht wussten, weswegen sie von ihnen besucht wurden, waren entweder verwirrt und ihr IQ sank spontan um mehrere Punkte oder sie gingen direkt vom schlimmsten aus.
Zu letzteren gehörte auch Mr. Smith, denn er wurde leichenblass und trat einen Schritt zurück.
„Ist etwas passiert?“

Kirk und Spock tauschten einen kurzen Blick aus.
„Dürfen wir kurz hereinkommen?“, ergriff der Vulkanier nun das erste Mal das Wort.

Smith starrte ihn an.
„Oh Himmel, es ist etwas passiert!“

„Haben Sie einen Grund für diese Annahme?“
Gab es etwa interessante Informationen für sie? Drohungen? Vorfälle?
Doch Smith war gerade nicht richtig aufnahmefähig, schüttelte bloß den Kopf.
„Dürfen wir kurz hereinkommen?“, wiederholte Spock mit Nachdruck und dieses Mal trat Smith beiseite und ließ sie eintreten.
Er führte die beiden ins Wohnzimmer und sank auf einen Stuhl am Esstisch, wahrscheinlich in der Erwartung, dass die beiden Ermittler ihm gegenüber Platz nehmen würde. Doch sie blieben stehen.
„Mr. Smith, wo waren Sie gestern Abend?“

Jim fand, dass sein Partner ziemlich früh und ziemlich direkt mit den harten Fragen loslegte. Aber immerhin holte es den Mann aus seiner Schockstarre, denn er blickte den Vulkanier nun misstrauisch an.
„Warum wollen Sie das wissen?“
Spocks Augenbraue zuckte genervt. Sie würden viel effizienter voran kommen, wenn man ihre Frage nicht andauernd mit Gegenfragen beantworten würde. Da er es nicht einsah, Smith weiter darüber zu belehren, sagte Spock gar nichts weiter, sondern blickte den Mann einfach abwartend an.
Es entstand eine Pause, in der Jim sich fragte, ob sein neuer Partner überhaupt irgendwelche Erfahrungen im Umgang mit Angehörigen von Todesopfern hatte. Vielleicht hätten sie sich vorher absprechen sollen.

„Ich habe gearbeitet“, ging Smith schließlich auf die Frage ein.

„Haben Sie Kollegen, die das bestätigen können?“

„Ich habe einen Schreibtischjob.“
Niemand ging dafür heutzutage noch in ein Büro. Zumindest in den großen Firmen nicht mehr. Alles wurde über interne Netzwerke mit Kollegen und Mitarbeitern vernetzt, sodass man die eigenen vier Wände nicht mehr für die Arbeit verlassen musste. Oder man konnte sie mit nach draußen nehmen, auf Reisen gehen ... wohin auch immer man wollte.
Smith nannte ihnen seinen Arbeitgeber, er war Einkaufsleiter einer größeren Firma in der Sportindustrie, und seine Netzwerkdaten, damit sie sein Protokoll überprüfen konnten.

„Können Sie mir jetzt endlich sagen, worum es geht?“, fragte er anschließend ruhig. Offensichtlich hatte er sich mittlerweile wieder gefasst und sah sich selbst aus dem Schneider.
Doch Spock war mit seinen Fragen noch nicht fertig.
„Mr. Smith, wann haben Sie das letzte Mal Ihre Frau gesehen?“

Sofort wurde der arme Mann wieder hellhörig.
„Was ist mit Maggie?“ Als eine erneute Pause eintrat, fügte er schnell hinzu: „Vorgestern, glaube ich. Sie hat derzeit viel auf der Arbeit zu tun und wohnt daher in einem kleinen Apartment, damit sie es nicht so weit hat. Was ist denn nun?“

Bevor der Vulkanier den Mund öffnen konnte, beschloss Jim das Wort zu ergreifen und die nächsten Worte zu überbringen.
„In dieser Wohnung hat es leider einen Brand gegeben.“
Er versuchte möglichst viel Bedauern in seine Stimme zu legen, um seine und Spocks – zumindest beschloss er, den Vulkanier dabei einfach einzuschließen – Anteilnahme auszudrücken.

„Was?!“ Smith sprang auf.

„Ich fürchte, Ihre Frau ist dabei ums Leben gekommen.“

Der Mann starrte sie beide an.
„Ist das ein schlechter Scherz?“, entfuhr es ihm zornig. „Hätten Sie das nicht früher erwähnen können? Sie mit Ihren ganzen Fragen und ... und ...“ Seine Stimme brach ab und ein leises Schluchzen war zu hören. „Oh Himmel.“ Langsam sank er auf den Stuhl zurück. „Maggie ...“
Das Schluchzen wurde lauter und er vergrub das Gesicht in den Händen.

Die Ermittler ließen ihm diese Pause, waren aber leider noch nicht mit allem durch. Eine Todesnachricht zu überbringen war niemanden besonders angenehm.
Spock schien es plötzlich ein wenig unbehaglich zu sein, als würde er nicht ganz wissen, was er mit einem weinenden Menschen anfangen sollte.

„Wie …?“, setzte Smith nach einer Weile an, doch seine Stimme versagte ihm und er musste sich räuspern, bevor er es erneut versuchte. „Wie konnte das passieren?“

„Das wird derzeit noch untersucht.“

„Wenn man Sie beide darauf angesetzt hat, war es doch kein einfacher Unfall, oder?“ Er griff nach einer zurückgebliebenen Serviette auf dem Tisch, um sich die Nase zu schnäuzen.
Weder Kirk noch Spock sagten etwas dazu, waren sie doch nicht befugt, darüber Auskunft zu geben, weswegen Smith den Gedanken alleine weiterführte.
„Ich habe Maggie immer gesagt: Maggie, pass besser auf dich auf. Sie hat eine hohe Position in ihrer Firma und viele Neider. Hatte ...“, verbesserte er sich. „Und dann hat sie von diesem unheimlichen Typen vom Hot Tai Chi erzählt. Meinen Sie, der hat etwas damit zu tun?“

„Es wird sich noch zeigen, ob eine Fremdverschuldung vorliegt“, erwiderte Spock, hatte sich aber Smith Angaben in sein PADD notiert. Außerdem übermittelte er seine und Jims Kontakt an Smith‘ ID.
„Wir werden uns melden. Sollten Sie inzwischen noch ein Anliegen an uns haben, kontaktieren Sie uns.“
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