TrekNation

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Inmitten des fallenden Schnees

von Emony

Kapitel 2

„Du könntest auch bei uns übernachten, Jim. Die Couch ist recht bequem, wenn auch nicht allzu groß. Für eine Nacht würde es sicher gehen.“

Sein großer Bruder meinte es gut. Er wusste das. Aber sein kleiner Neffe hatte ihn den gesamten Nachmittag in Beschlag genommen und Jim war an seine Schmerzgrenze geraten. Peter war ein wunderbarer kleiner Junge, aber auch anstrengend. Er schaffte es keine zwanzig Minuten, sich allein zu beschäftigen. Immer wieder war er zu Jim gekommen, hatte ihm etwas zeigen oder erzählen wollen oder darum gebeten, dass er mit ihm spielen würde. Eine kleine Pause und etwas Abstand von Sams Familienglück war jetzt das, was Jim brauchte. Er würde die gesamten Weihnachtstage bei Sam und Aurelan verbringen und noch viele, viele Stunden mit Peter aushalten müssen. Der Knabe war mit seinen fünf Jahren wirklich überdreht. Jim konnte verstehen, dass Sam und Aurelan seinen Besuch schätzten, da er neben allem anderen eben auch bedeutete, dass sie sich mal etwas weniger über die Bedürfnisse ihres Sprösslings kümmern mussten. Und Peter war, so niedlich er auch war, der beste Grund für Jim sich noch sehr, sehr lange Zeit mit eigenen Kindern zu lassen. So er denn überhaupt jemals welche haben würde. Ihm gefiel sein Leben, so wie es war, ganz gut. Er war jung, attraktiv, beruflich einigermaßen erfolgreich und er war vor allem ungebunden! Ein Leben, wie es sein großer Bruder führte, war zum aktuellen Zeitpunkt undenkbar für Jim.

„Das Zimmer in der Pension ist schon bezahlt und ich hab meine ganzen Sachen dort. Ich hab nicht mal eine Zahnbürste hier, oder Wechselwäsche.“ Was für blöde Ausreden das doch waren. Aber er hoffte, dass sie glaubwürdig genug sein würden. „Wir sehen uns doch morgen wieder.“

„Es war sehr schön dich endlich wieder zu sehen, Jim.“ Aurelan nahm ihn in die Arme und drückte ihn, ehe sie ihn auf eine Armeslänge zurückschob und ihm einen Moment in die Augen sah.

„Es war nur ein Vorschlag“, verteidigte sich Sam und verabschiedete sich nun seinerseits von seinem Bruder. „Nimm wenigstens meine Jacke. Bei dem Schneegestöber da draußen bist du mit Reflektoren am Parka sicherer.“

Jim winkte ab und verdrehte die Augen. „Was soll in dem Kaff schon passieren? Da werden doch die Bordsteine hochgekrempelt, sobald es dunkel wird. Ich brauche deine Jacke nicht. Meine ist warm genug und …“

„Schwarz. Sie ist schwarz, Jim.“ Aurelan sah ihn mit gekräuselter Stirn an.

Unglaublich war, dass sie sich in dieser Sache auf Sams Seite schlug. „Es dämmert erst“, argumentierte Jim weiter, „Und so weit weg ist die Pension nicht. Ich hab ja auch mein Handy und verwende es als Lichtquelle. Mich wird schon keiner übersehen. Jetzt hört auf euch solche Sorgen zu machen.“

Aus dem Nichts sprang ihn da plötzlich Peter an, der kaum mehr als Boxershorts trug, und klammerte sich wie ein kleines Äffchen an Jim. Der hob den Knaben auf die Arme hoch und war in dem Moment nicht undankbar für die Ablenkung. „Also Sportsfreund, wir sehen uns morgen wieder. Sei ein lieber Junge und geh jetzt baden, wie deine Mama gesagt hat. Du weißt doch, dass du brav sein musst, wenn du möchtest, dass dir der Weihnachtsmann Geschenke bringt.“

„Na komm, lass Jim los. Es ist viel zu kalt, um halb nackt durchs Haus zu springen“, tadelte Aurelan ihren Sohn und nahm ihn Jim ab. „Verabschiede dich und dann ab ins Bad.“

„Gute Nacht, Onkel Jim.“

„Nacht, Kumpel. Bis morgen.“ Jim wuschelte dem kleinen Jungen durchs strohblonde Haar, nickte Aurelan nochmals zu und knuffte seinen Bruder zum Abschied. „Euch noch einen erholsamen Abend.“

„Danke, dir auch!“ Sam öffnete ihm die Tür. Sofort blies ein eisiger Wind haufenweise Schnee herein. Aurelan flüchtete sofort mit ihrem Sohn auf dem Arm die Treppen hinauf, damit er sich nicht erkälten würde und Jim beeilte sich, hinaus in die Dämmerung zu treten.

„Bis morgen!“, rief er gegen Schnee und Wind an und glaubte, sein Bruder hätte seine Worte erwidert, ehe er die Haustür wieder schloss.

In Iowa, wo er noch bei seiner Mutter und seinem Stiefvater lebte, lag ebenfalls Schnee. Aber nicht so viel wie in Montana. Hier kam man ohne Schneeketten an den Autoreifen nicht vorwärts. Im Schuppen hatte Sam nicht einfach nur ein oder zwei Schneeschippen, nein, er besaß einen kleinen motorisieren Schneepflug, mit dem er seine Zufahrt täglich ein oder zweimal von der Schneeschicht befreien musste. Für Kinder wie Peter war es selbstverständlich perfekt. Er konnte täglich im Schnee toben, Schlittenfahren und Schneemänner bauen. Zusammen hatten sie heute am frühen Nachtmittag sogar begonnen, dem Jungen im Garten ein eigenes Iglu zu bauen. Es war noch nicht fertig, aber durchaus bereits als solches erkennbar. Seine kleinen Freunde würden sicher blass vor Neid werden, wenn sie es sahen und ihre eigenen Väter anbetteln ihnen ebenfalls eins zu bauen.

Er schlug den Kragen seiner Jacke etwas höher, so dass ihm weniger Schnee ins Genick rieseln konnte. Dann sah er sich nochmals nach dem Haus seines Bruders um und machte sich schließlich auf den Weg zu dem Bed & Breakfast, in dem er für die nächsten Tage wohnen würde.

Während er so gegen das Schneegestöber ankämpfte und das Gefühl hatte, kaum zehn Meter weit sehen zu können, folgte er der Schneise, die jemand dort gezogen hatte, wo vermutlich mal ein Gehweg gewesen war. Aktuell war davon nicht viel zu sehen. Hier und da standen am Straßenrand kleine weiße Hügel herum, von denen Jim wusste, dass sich darunter diverse Automodelle verbargen.

Sämtliche Geschäfte, an denen er auf seinem Weg vorbeikam, hatten ihre Schaufenster weihnachtlich dekoriert. Überall glitzerte es und Lichter, bunte und weiße, blinkten und leuchteten um die Wette. Hier, dachte Jim bei sich, war es genauso, wie er sich die Heimatstadt des Weihnachtsmanns als Kind vorgestellt hatte. Die Bewohner dieses Vorstädtchen schienen in weihnachtlicher Vorfreude miteinander zu wetteifern, wer den Geist des Festes am besten einfing und präsentierte. Es war unbeschreiblich bunt, hell und schön!

Am Ortsrand kam Jim an einer kleinen Kirche vorbei. Auf dem Gelände vor dem Gotteshaus stand eine Krippe mit lebensgroßen Figuren. Für einen Augenblick erlaubte er sich, die Figuren zu betrachten und ignorierte die Schneewehen, die ihm unablässig winzige Schneekristalle ins Gesicht bliesen, so dass er seine Nase kaum noch spüren konnte. Er erkannte die Heiligen drei Könige, Maria und Josef und selbstverständlich das Jesus Kind in deren Mitte. Schafe, ein Ochse und allerhand andere Tiere umringten die Figuren, die bis zur Hüfte im Schnee standen. Er konnte sich gut vorstellen, dass die Krippe täglich mehrfach von seiner Schneeschicht befreit werden musste, damit die Bürger der Gemeinde sie auch weiterhin sehen konnten.

Ein Frösteln durchlief ihn, als ihm bewusste wurde, dass seine Jacke vielleicht doch nicht so warm war, wie Sams angebotener Parka. Seine alte Mütze hatte auch schon mal bessere Tage gesehen und war sicherlich schon zehn Jahre alt. Der halb exponierte Schal war auch schon halb gefroren und erfüllte seinen Zweck nur noch mittelmäßig. Es wurde Zeit, dass er die Pension erreichte und sich wieder aufwärmen konnte. Allerdings lag diese ein paar hundert Meter außerhalb des Ortes.

Die Dunkelheit brach schnell über das kleine Örtchen herein. Die dunkle Wolkenschicht, die unablässig Schnee herabrieseln ließ, machte es nicht besser. Zunächst überlegte Jim, ob er sein Handy tatsächlich zücken und als kleine Lichtquelle nutzen sollte, doch dann entschied er sich dagegen und steckte seine eigenen Finger lieber in die Jackentaschen, da er keine Handschuhe besaß.

Die Straßenlaternen und auch der halbherzig freigeschaufelte Gehweg endeten am Ortsschild. Es war nicht mehr weit, wusste Jim. Bald würde er es sich in seinem Zimmer in der Pension bequem machen und sich aufwärmen können. Da die Straße halbwegs geräumt war, ging er den Rest des Weges auf dieser entlang. Von hinter ihm tauchten Lichter auf, die das Schneetreiben für einen kurzen Moment erhellten, dann folgte ein Geräusch, das Jim nicht mehr identifizieren konnte, ehe ihn etwas mit solcher Wucht erfasste, dass er auf der Stelle die Besinnung verlor.

Eine fremde Stimme drang in sein Bewusstsein, doch so sehr er sich auch bemühte, er bekam die Augen nicht auf. Sein Körper gehorchte keinem seiner Befehle. Er konnte sich nicht rühren und sah nichts. Er spürte nur wahnsinnige Schmerzen, die ihm beinahe die Luft zum Atmen nahmen und sich stechend an verschiedenen Körperregionen bemerkbar machten. Er wollte fluchen, aber ihm kam kein Laut über die Lippen.

Jim konnte im Nachhinein absolut nicht mehr sagen, wieviel Zeit vergangen war. Wenn er genau darüber nachdachte, konnte er nicht mal sagen, wo er war und wie er dorthin gekommen war. Das letzte, an das er sich erinnerte, waren Sam, seine bezaubernde Frau Aurelan und sein anstrengender kleiner Neffe. Was zur Hölle war passiert? Er dachte weiter nach und dann fiel ihm wieder ein, dass er sich auf dem Weg zur Pension befunden hatte. Die Erinnerung an das Licht und den Lärm hinter ihm kehrten allmählich zurück. Er hörte wieder die tiefe, eindeutig männliche Stimme, die scheinbar mit ihm sprach. Zunächst verstand er kein Wort und glaubte schon, dass er es mit einer fremden Sprache zu tun hatte, doch nach einer Weile wurde ihm bewusst, dass er mit medizinischen Fachbegriffen bombardiert wurde.

Ein jäher Schmerz in seinem linken Fußknöchel schien sich wie ein Lauffeuer bis in sein Knie auszuweiten. Und gerade als er glaubte, dass es kaum schlimmer werden konnte, schoss ihm ein weißer Stich durch den Brustkorb und trieb ihm scheinbar das letzte bisschen Luft aus den Lungen. Er wollte aufschreien, aber natürlich kam kein Laut über seine Lippen. In Gedanken fluchte er so sehr, dass sich seine Mutter dafür schämen würde und er war dankbar, dass sie niemals davon erfahren würde. Er war offenbar in die Hände eines Irren geraten, der sich einen Spaß daraus machte ihn zu foltern! Dieser Gedanke erschreckte ihn dermaßen, dass sein Fluchtreflex ansprang und sein Körper von Adrenalin überschüttet wurde. Endlich gelang es ihm die Augen zu öffnen und seinen Entführer anzusehen. „Hey“, brachte er gerade so über die Lippen.

„Hallo“, erwiderte der Fremde. „Wie geht es Ihnen?“, wollte er dann wissen.

Jim verdrehte die Augen. Er fühlte sich so furchtbar erschöpft. Er wollte sich die Lippen befeuchten, doch sein Mund war staubtrocken. „Ging schon mal besser“, krächzte er heiser. „Habe Durst.“ Mal sehen, mit was für einem Typ Mensch er es zu tun hatte. Er las für sein Leben gerne Thriller, in denen es nicht selten um Folter und Mord ging. Allerdings hatte er nicht erwartet, dass er selbst einmal Teil einer solchen Geschichte werden würde.

Der Fremde nickte, verschwand aus Jims Sichtfeld und kehrte mit einem Glas Wasser zurück, das er ihm an die Lippen hielt. „Langsam“, bat der Fremde. Jim verschluckte sich beinahe, aber er hatte solchen Durst, dass er sich kaum bremsen konnte. „Wie ist Ihr Name? Wissen Sie, welcher Tag heute ist?“

Na schön, dachte Jim bei sich, ich gehe mal auf das Spiel ein. „James Kirk“, antwortete er nach einem gedehnten Moment. „Ich glaube, heute ist der zweiundzwanzigste Dezember.“ Er war sich nicht sicher, wie lange er bewusstlos gewesen war und was der Fremde womöglich alles mit ihm angestellt hatte. Lediglich an die immensen Schmerzen konnte er sich erinnern.

Der Fremde schien vor Erleichterung auszuatmen. „Ich bin Arzt, James. Ich würde Sie gerne nochmals untersuchen, jetzt, da Sie bei Bewusstsein sind. Sind Sie damit einverstanden?“

Arzt? Konnte das wirklich wahr sein? Unzählige Gedanken wirbelten in seinem vernebelten Gehirn umher, aber keiner davon beinhaltete die Möglichkeit, dass er in der Obhut eines Arztes gelandet war. „Was ist passiert?“, fragte er daher zur Sicherheit. Er wusste, dass manche Entführer sich gerne als Retter ausgaben, nur um genau in dem Moment über ihre Opfer herzufallen, wenn diese sich in falscher Sicherheit wiegten.

„Sie wurden angefahren“, erwiderte der Fremde und wirkte seltsam mürrisch.

Jim ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Das Licht, der Krach, der Aufprall … Erinnerungsblitze kehrten zurück. Er nickte langsam. „Stimmt. So ein Idiot kam aus dem Nichts angeschossen. Ich hatte keine Möglichkeit mehr auszuweichen.“

„Der Idiot war ich“, grollte der Fremde, „und ich kam keineswegs angeschossen. Ich bin nicht mehr als zwanzig Stundenkilometer gefahren, da ich kaum etwas sehen konnte. Sie sind der Trottel, der ohne Warnweste im Halbdunkel bei einem Schneesturm über eine Straße ging.“

Jim wollte sich im Bett aufrichten und seinem Entführer die Meinung geigen, doch dieser drückte ihn eisern zurück auf die Matratze. „Liegenbleiben. Ich weiß noch nicht, wie schwer Ihre Verletzungen sind, James.“

„Ich werde mich sicher nicht von Ihnen behandeln lassen. Ich kenne Sie überhaupt nicht. Und ich habe Stephan King gelesen. Wer weiß, was für ein Psychopath Sie sind …“ Erneut versuchte Jim sich aufzurichten und ein wieder wurde er von dem Fremden zurückgedrückt.

„‘Sie‘ ist ja wohl einer der beschissensten Romane, die je gedruckt wurden“, raunte der Fremde. „King ist ein lausiger Autor mit einer kranken Phantasie. Ich habe nicht vor, Sie zu foltern oder länger hier zu behalten als nötig, keine Sorge. Ich bin Gott froh, wenn ich Sie ins örtliche Krankenhaus gebracht habe und der Obhut der dortigen Mediziner überlassen kann. Aber bis dahin kümmere ich mich nach bestem Wissen und Gewissen um Sie, denn das ist Teil des Eids, den ich abgelegt habe. Davon abgesehen verlangt mein Gewissen, dass ich Ihre Gesundung unterstütze. Denn auch wenn Sie im Grunde selbst Schuld an dem Unfall hatten, so war es doch das Heck meines Wagens, das Sie erfasst und davongeschleudert hat.“

Jim musterte den Fremden aus zusammengekniffenen Augen. „Von mir aus. Für eine Nacht bleibe ich. Aber ich verlange, dass Sie mich gleich morgen Früh ins Krankenhaus bringen.“ Er schob das Kinn vor. Der Kerl sollte ja nicht glauben, dass er sich so leicht überzeugen ließ. Es war leicht zu behaupten ein Arzt zu sein. Es gab genug Möglichkeiten, sich scheinbar medizinisches Wissen anzueignen. So leicht fiel er auf die Geschichte des Fremden nicht herein.

Dieser atmete tief durch die Nase ein, wodurch sich seine Nasenlöcher aufblähten. „Nichts lieber als das. Gestatten Sie mir nun die Untersuchung?“

Jim nickte widerwillig. Sollte der Irre ruhig denken, dass er ihm seine Geschichte abkaufte und ihn tatsächlich für einen Arzt hielt. Selbst als der Typ erneut verschwand, bevor er mit einer Blutdruckmanschette und einem Stethoskop in den Raum zurückkam, war Jim nicht überzeugt. Derlei Geräte konnte jeder Idiot über Amazon oder Ebay kaufen. Das Equipment war so wenig aussagekräftig, wie die Behauptung des Fremden, ein Arzt zu sein. Jim verfolgte daher jeden Handgriff des Fremden mit Argusaugen.

„Ich kann Ihnen etwas gegen die Schmerzen geben. Sie haben wohl ein paar gebrochene Rippen und eine Außenbandruptur am linken Knöchel. Ohne adäquate Technik kann ich jedoch keine definitive Diagnose stellen.“

Was der angebliche Arzt sagte, machte Jim etwas stutzig. „Woher wollen Sie wissen, dass ich eine … na, dieses Rupturdings habe?“ Dass man die Rippen abtasten konnte, leuchtete Jim noch ein. Gebrochene Rippen würden auch erklären, warum ihm das Atmen solche Schmerzen bereitete.

„Die Bewegungseinschränkung, Fehlstellung, Schwellung und Erwärmung sprechen für eine solche Außenbandruptur. Wahrscheinlich sind Sie beim Aufprall auf der Straße unglücklich mit dem Fuß aufgekommen und umgeknickt.“ Ein Schulterzucken begleitete seine Worte. „Wie gesagt, ohne entsprechende Technik, ein Ultraschall oder Röntgen würde eventuell schon ausreichen, kann ich nichts Definitives sagen. Ich bin auch kein Orthopäde, sondern Chirurg, aber ich bin mir relativ sicher.“ Er machte eine Pause und fuhr fort, als Jim gerade etwas erwidern wollte, wodurch dieser seinen gerade geöffneten Mund wieder schloss. „Ich habe Ihnen eine Kühlbandage angelegt. Sie sollten den Knöchel möglichst nicht belasten, um etwaige Spätfolgen zu vermeiden.“

Jim blinzelte nervös. „Was denn für Spätfolgen?“

„Lebenslängliche Instabilität“, erwiderte der Fremde, als spräche er über das Wetter.

„Scheiße“, raunte Jim nur. Vielleicht war der Typ tatsächlich Arzt und womöglich wusste er auch, wovon er sprach. Aber auch Mediziner konnten irre werden und irgendwann ernsthafte psychische Probleme bekommen.

„Also, wollen Sie nun was gegen die Schmerzen?“

Jim schüttelte sofort den Kopf. Sein Verstand fühlte sich schon von den Schmerzen total vernebelt an. Er wollte dem Fremden gar nicht erst die Möglichkeit geben, ihn auch noch unter Drogen zu setzen. „Verzichte. Es wird schon gehen. Und morgen bringen Sie mich ja eh ins Krankenhaus. Richtig?“

„Oh ja“, bestätigte der Mann.

Der Fremde packte sein medizinisches Equipment zusammen und verließ den Raum. Er ließ die Tür jedoch offen stehen, so dass Jim ihn sehen und mit ihm sprechen konnte, und setzte sich dann in einen Sessel, unweit eines Kamins, in dem ein kleines Feuer loderte. Dort goss sich der Mann eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in einen Tumbler und starrte Gedanken verloren in das Glas, ehe er einen Schluck davon trank.

„Verraten Sie mir noch Ihren Namen?“ Wahrscheinlich würde er ihm ohnehin nicht den echten Namen verraten, aber Jim wollte zumindest wissen, wie er seinen Entführer ansprechen konnte.

„McCoy. Leonard McCoy“, brummte dieser und nahm einen weiteren Schluck aus dem Glas.

Vielen Dank für die Beileidsbekundungen und die lieben Worte im Allgemeinen. Das hat mir Kraft gegeben. Ihr seid wundervolle Leser! *mwah*
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