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Jäger

von Bareil

Kapitel 3

„Commander Landry, sie halten hier wache, falls noch mehr ungebetene Gäste erscheinen. Ich muss etwas dringendes erledigen.“
Sie sah ihn irritiert an. „Mein Rang, Sir, ist einfacher Soldat, ohne besondere Titel.“

Er lächelte. „Ab heute nicht mehr, ich befördere Sie mit sofortiger Wirkung in den Rang eines Commanders für ihren mutigen Einsatz beim Personenschutz . Ich weiß fähige, loyale Personen zu schätzen. Sehen sie es als meinen Dank an.“

Die Kaiserin hatte Landrys Fähigkeiten und Motivation offensichtlich unterschätzt und gehofft, dass eine unfähige Leibwächterin ihr Attentat umso einfacher machen würde.

Nun lächelte auch Ellen. „Vielen Dank, Sir.“ Endlich erhielt sie die Beachtung, die sie verdiente. Sie war nicht länger nur eine passive Beobachterin der Machtspiele der Obrigkeit, sondern konnte selbst aktiv am Geschehen teilnehmen.

So völlig selbstlos war seine Entscheidung nicht, er brauchte für seinen geplanten Feldzug gegen Philippa hundert Prozent vertrauenswürdige Mitstreiter, die später wichtige Schlüsselpositionen in seinem Reich einnehmen würden.

Doch nun musste er sich in seinen geheimen Schlafraum zurückziehen, um ein paar Anrufe zu tätigen. Das Zimmer hatte die ungefähre Größe einer Arrestzelle und war genauso spartanisch mit einer an der Wand montierten Pritsche möbliert. In der Ecke befanden sich hinter einer Trennwand Toilette und Waschgelegenheit. Auch ein Computerterminal, sowie ein Replikator war vorhanden. Sollte es die Situation erfordern, konnte man sich hier tagelang verstecken. Es war aber nur eine Frage der Zeit, wie lange man es darin untätig aushielt. Natürlich besaßen Phillipa und die anderen höheren Offiziere ähnliche geheime Rückzugsorte, so dass sie ihn dort sehr bald finden würden. Dennoch könnte er von hieraus seine Flucht organisieren, falls erforderlich.

Zuerst sendete er eine verschlüsselte Nachricht an die Buran mit dem Befehl sich sofort mit der Charon zu treffen, dann kontaktierte er Michael an Bord ihres Schiffes. Gemeinsam hätten sie zumindest eine Chance, die Charon in Schach zu halten, wenngleich das Schiff immer noch an Feuerkraft überlegen wäre. Doch nach dem Tod der Kaiserin rechnete er nicht mehr mit heftigem Widerstand ihrer Anhänger. Dann könnten sie die Charon mit vereinten Truppen stürmen und endgültig unter ihre Kontrolle bringen.

Das Überraschungsmoment war der entscheidende Faktor seines Plans, Philippa rechnete nicht mit seinem Überleben und erwartete daher auch nicht, von seinen Soldaten gefangen und hingerichtet zu werden. Er konnte es nicht erwarten, ihr Gesicht zu sehen, wenn sie erfuhr, dass er noch lebte und es ihr nun mit gleicher Münze heimzahlen würde.

Im Zimmer vor ihm baute sich ein holografisches Bild auf.
Michael sah in überrascht an. „Gabriel?, es ist spät, du hast die verschlüsselte Notfallfrequenz benutzt, also sollte es äußerst wichtig sein.“ In ihrer Stimme schwang echt Besorgnis mit. Sie trug nur ein schwarzes Tank-Top und Shorts, was darauf schließen ließ, dass er sie aufgeweckt hatte.

„Das ist es. Philippa hat versucht mich umzubringen. Wie du siehst ohne Erfolg.“

Sie hob entsetzt die Augenbrauen. „Philippa ist so ein Miststück. Wie kann sie es wagen?,“ schimpfte sie. „Bist du dir auch ganz sicher?“

Er seufzte theatralisch. „Wer sonst hätte an Bord der Charon die Mittel und ein Motiv? Es war einer ihrer Soldaten, der auf mich schoss. Wie du siehst, war ich der bessere Schütze.“ Etwas Angeberei schadete sicher nicht. Michael sollte sich ganz auf seine Fähigkeiten verlassen können, zweifelte sie an ihm, würde sie seinen gewagten Plan sicher nie unterstützen.

„Michael, ich brauche jetzt deine Hilfe,“ fuhr er in sanftem Tonfall fort.

„Wir haben so lange darüber gesprochen, dass es geschehen soll, nun ist der richtige Moment gekommen. Ich werde den hässlichen Teil vor Ort übernehmen und mit einer Gruppe meiner loyalsten Soldaten die Kaiserin hinrichten. Der beste Zeitpunkt ist morgen früh, noch bevor sie ihr Schlafzimmer verlässt. Ich kenne ihre Gewohnheiten, ihre Diener werden bei ihr sein, wenn sie frühstückt, aber nur wenige Wachen. Ich werde sie mit meinen Soldaten unter einem Vorwand aufsuchen, was keinen Verdacht erregt. Nach erfolgreicher Tat …“

Michael hörte ihm geduldig zu. Gabriel war nach all den Jahren immer noch ein sentimentaler Narr geblieben, der die Kaiserin insgeheim liebte. Endlich hatte er eingesehen, dass Philippa beseitigt werden musste. Erst nach ihrem Tod hatte sie, Michael Burnam, sie endgültig besiegt und konnte ihr ihren Thron und ihren Geliebten nehmen. Sie selbst würde sich zur neuen Kaiserin krönen und Gabriel ganz ihr gehören.

„Michael, du fehlst mir so. Ich kann mir ein Leben ohne Dich nicht mehr vorstellen. Ich tue das alles nur für Dich,“ schloss er. Seine harten Gesichtszüge nahmen zum ersten mal einen sanften Ausdruck an.
Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er aufrichtig meinte, was er sagte.

„Ich werde Dich nicht im Stich lassen. Ich liebe Dich, Gabriel, seit ich Dich zum ersten Mal gesehen habe.“
Das Hologramm verschwand.

Es war weit nach Mitternacht an Bord der Charon.

Paul Stamets hatte sich in sein Labor zurückgezogen. Dort forschte er an einer Möglichkeit zur militärischen Nutzung von Sporen. Theoretisch könnten sie leicht als Träger für Krankheitserreger benutzt werden, das Problem bestand jedoch in der genetischen Vermischung der Erreger-DNA mit der des Pilzes selbst. Dieser verfügten zwar über lungengängige Aflatoxine, die sich sehr schädlich auf das zentrale Nervensystem auswirkten, konnte aber keine Grippe oder Masern übertragen.

Nach Pauls Ansicht mussten sie dies auch gar nicht, weil es dafür Viren und Bakterien gab, aber die Kaiserin sah das anders. Sie hatten ihn mit der Entwicklung neuer Biowaffen beauftragt und ihn reizte die wissenschaftliche Herausforderung daran.

Ein leises Piepen kündigte eine eintreffende Nachricht an. Paul sah von seinem Elektronenrastermikroskop auf. Um diese Zeit? Zu seiner Überraschung erschien das holographische Abbild von Captain Michael Burnam in seinem Labor. Sie wirkte sichtlich verärgert und verzichtetet auf offizielle Höflichkeiten.

„Sie werden nicht erraten, er mich eben gerade kontaktiert hat.“

Paul war ehrlich ahnungslos. „Captain, Sie werden es mir sicher gleich mitteilen.“

„Sie sind so ein Versager, Lorca ist noch am Leben. Ich habe sie persönlich damit beauftragt ihn aufzuhalten und seinen gefährlichen Umsturzplänen eine Ende zu bereiten, aber sie können nicht mal ein einfaches Attentat durchführen. Leider bin ich mit meinem Schiff noch nicht in Reichweite der Charon, um Mutter selbst vor ihm zu beschützen.“

Es wäre für Paul zu riskant gewesen, sich nach dem Ergebnis des Anschlages auf Lorca zu erkundigen, daher wollte er bis zum nächsten Morgen abwarten, ob ihn die überraschende Nachricht vom gewaltsamen Tod seines verhassten Vorgesetzten erreichte.

„Nun, ich bin Wissenschaftler, kein Killer, was hätte ich tun können außer jemanden zu beauftragen, der von solchen Sachen mehr versteht als ich. Für sein Versagen bin ich nicht verantwortlich. Glauben sie mir, ich bin ebenso um das Wohl von Kaiserin Philippa besorgt wie sie.“
„Wer sonst würde meine Forschungen finanzieren…?“, fügte er in Gedanken hinzu.

Michael wusste durch Lorca selbst, dass es Spannungen zwischen den beiden Offizieren gab, die auf Misstrauen und Antipathie beruhten. In Stamets hatte sie einen treuen Verbündeten gegen ihn. Er würde keine Gelegenheit ungenutzt lassen, seinem Vorgesetzten zu schaden.

„Lorca wird die Kaiserin in den Morgenstunden in ihrem privaten Quartier angreifen. Unternehmen sie etwas, um ihn aufzuhalten, bis ich mit meinem Schiff eintreffe und mich um die Angelegenheit kümmern kann.“

Michael schnaubte, doch innerlich triumphierte sie.
Insgeheim hatte sie auf ein Versagen von Stamets Attentatsversuch gehofft, da hierin die Möglichkeit für viel Größeres lag. Sie hatte Lorca diesen Floh ins Ohr gesetzt, als sie einen Putsch gegen ihre Mutter noch für möglich hielt. Aber sie musste mit den Jahren erkennen, dass man eine Frau wie Philippa nicht so einfach überlisten konnte.

Lorcas Plan würde nie funktionieren, er und seine Männer waren zahlenmäßig und militärisch unterlegen. Wenn sie jedoch ihrer Mutter im Kampf gegen ihn Beistand, könnte es ihr angeschlagenes Verhältnis wieder kitten. Zum Danke würde Philippa sie sicher zu ihrer offiziellen Nachfolgerin ernennen.

Nicht im Traum dachte sie daran, ihren Thron mit Lorca zu teilen. Er war zu einem lästigen Rivalen geworden, den sie auf diesem Weg elegant beseitigen konnte. Sollte es ihm doch tatsächlich entgegen aller Wahrscheinlichkeit gelingen, Philippa zu töten, würde sie sich, wohl oder übel, an seine Seite stellen. Auf den absoluten Glücksfall, dass keiner von beiden die Kämpfe überlebte, wagte sie nicht zu hoffen. Dann wäre ihr Weg an die Spitze frei, sie bräuchte nur das Machtvakuum mit ihren treuen Anhänger zu füllen und sich selbst zur Kaiserin zu krönen. In keinem der Fälle würde sie verlieren.

Stamets nickte. „Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern.“
Burnams Hologramm trat einen Schritt näher an ihn heran.
„Das hoffe ich. Sollte meiner Mutter etwas zustoßen, kenne ich jemanden, der bald seine Pilze von unten betrachten kann. Burnam Ende.“

Paul war nun so bleich wie seine Pilze. Kaiserin Philippa mochte skrupellos und grausam sein, aber Michael Burnam übertraf sie mühelos.

Das Hologramm verschwand. Stamets holte tief Luft. Kaum hatte er sich wieder gesammelt, wurde eine weitere Übertragung angekündigt.
Es war Captain Lorca. Scheinbar braute sich wirklich etwas zusammen. Er straffte sein Gestalt. „Captain, was kann ich zu so später Stunde für sie tun?“

Sein holografisches Abbild blickte grimmig drein.

„Sparen sie sich die falsche Freundlichkeit und hören sie genau zu. Was ich ihnen jetzt sage unterliegt der strengsten Geheimhaltung. Ich brauche von ihnen zwanzig Einheiten ihrer neuen Biowaffe, bis morgen 800 Uhr. Alles weitere erfahren Sie dann, halten Sie sich in ihrem Labor bereit. Das ist keine Bitte, sondern ein Befehl, verstanden?“
„Verstanden, Sir.“

Lorca schaltete die Übertragung ab.
Er atmete auf. Bald würde dieser Spuk hoffentlich vorüber sein. Doch da war noch Landry, die fleißig in seinem Zimmer wache hielt. Er verließ den Raum, um sie zu sich zu holen.
TBC
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