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Per aspera ad astra

von Laurie

Kapitel 3

von: Dr. L.H. McCOY
an: Lt. Cdr. M. SCOTT
Scotty – ich weiß, dass Sie vollauf damit beschäftigt sind, die Reparatur der Enterprise zu überwachen, aber würden Sie bitte fünf Minuten erübrigen und sich bei mir melden? Ich brauche Ihre Hilfe.
Doktor McCoy

von: Lt. Cdr. M. SCOTT
an: Dr. L.H. McCOY
Habe alles wie besprochen vorbereitet. Morgen um 1600 im Hangar 2.
Scott

~°~


Einen Schritt gab es noch zu  machen, vielleicht den wichtigsten, und je näher sie diesem Schritt kamen, desto nervöser wurde Leonard. Alle paar Minuten blickte er auf die Zeitanzeige, und je mehr sich die Zahlen der Uhrzeit 1600 näherten, desto mehr wuchs seine innere Unruhe.

Als er den Termin mit Scotty vereinbart hatte, hatte er keinen Gedanken daran verschwendet, dass das, was sie beide vorhatten, nicht das Richtige sein könnte. Es erschien ihm wie der notwendige Abschluss eines Dramas, das sie endlich überstanden hatten; doch nun, als es langsam ernst wurde, kamen ihm die Zweifel. Vielleicht sollten sie noch ein wenig warten. Vielleicht wäre es nicht gut, Jim mit einer überstürzten Überraschung zu überfallen. Vielleicht ...

„Bones, was zur Hölle ist eigentlich los? Man könnte meinen, du zählst die Minuten bis zu deiner eigenen Hinrichtung, so hibbelig, wie du ständig auf die Uhr starrst.“

Ertappt zuckte Leonard zusammen. Jim, der es sich mit einem PADD auf dem Sofa bequem gemacht hatte, war nicht so sehr in seine Beschäftigung vertieft, wie er es hätte sein sollen. Mit wachsamen Augen blickte er zu Leonard hinüber, und Leonard fühlte sich zu sehr wie ein Kind, das man mit der Hand in der Keksdose erwischt hatte, um sich über Jims wiedererwachtes Interesse an seiner Umwelt zu freuen.

Betont gelassen legte er sein eigenes PADD beiseite.
„Was soll schon sein? Ich überlege nur, ob Jocelyn schon von der Arbeit nach Hause gekommen ist und ich sie anrufen kann.“

Er war ein erbärmlicher Lügner und er wusste es, und an Jims kritisch hochgezogener Augenbraue konnte er nur zu gut erkennen, dass Jim ihm kein Wort glaubte. Bevor er seine viel gefürchtete Hartnäckigkeit dazu verwendete, um nachzuhaken, lenkte Leonard ihn mit einem wenig subtilen Themenwechsel ab.

„Was hältst du eigentlich von campen, Jim?“, fragte er, teils aus logischer Berechnung und teils aus ehrlichem Interesse.

Sein Manöver erreichte das gewünschte Ziel: Die scheinbar willkürliche Bemerkung überraschte Jim so sehr, dass er das Nachfragen vergaß.

„Campen? Wieso?“

„Magst du es oder nicht?“

Jim zuckte mit den Schultern.
„Na ja ... Eigentlich hab ich nichts dagegen. Als Kinder sind wir manchmal zelten gegangen, Sam und ich, bevor ...“

Er brach ab, und ein sehnsüchtiger Ausdruck trat in seine Augen, den Leonard zu gut wiedererkannte. Er sah ihn oft genug, wenn er sich selbst im Spiegel betrachtete und dabei an Joanna dachte. Vergangene Zeiten, in denen die Welt noch so viel einfacher wirkte ... unwiederbringlich verloren.

Jim räusperte sich, wie um die Erinnerungen gewaltsam fortzuwischen.
„Wieso fragst du?“, wiederholte er.

„Nur so“, wich Leonard aus, doch unter Jims unbarmherzig forderndem Blick gab er schnell nach. Wenn es um Jim ging, hatte seine Selbstbeherrschung schon immer auf wackeligen Beinen gestanden; ein Grund, weshalb er Spock manchmal beneidete. Manchmal würde ihm ein wenig mehr Kontrolle wahrscheinlich nicht schaden. Obwohl, wenn man es genauer betrachtete, würden sie heute nicht hier sitzen, wenn er sich bei der ersten Mission der Enterprise genug unter Kontrolle gehabt hätte, um ohne Jim ins schwarze Nichts zu fliegen.

Er seufzte. „Ich hatte vor, im Sommer mit Joanna campen zu gehen, und ich habe mir überlegt, ob ich dich nicht dazu einladen soll.“

Alleine Jims Gesichtsausdruck war die Sache wert: eine Mischung aus Überraschung, Verwirrung, Unglaube und einer vorsichtigen Hoffnung, die ihn seltsam verletzlich wirken ließ – wie ein verlorenes Kind, das nicht glauben konnte, dass die Hand, die man ihm reichte, ihm wirklich helfen würde. Es war ein so ehrlicher Ausdruck, dass Leonard einen Stich im Herzen spürte. Nie, nie wieder würde er dafür sorgen, dass diese Hoffnung enttäuscht wurde.

„Meinst du das im Ernst?“ Jim klang gleichgültig, aber Leonard täuschte er damit nicht. „Du willst mich dabeihaben, obwohl diese Zeit ganz dir und deiner Tochter gehört?“

Leonard musste sich Mühe geben, um sein siegessicheres Lächeln nicht zu zeigen.
„Wieso nicht? Ihr beiden würdet euch bestimmt gut verstehen.“

„Solange sie nicht so stur ist wie du ...“, gab Jim zurück, und dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Ich hab schon ewig nicht mehr gecampt. Wäre vielleicht an der Zeit, es mal wieder zu versuchen.“

Leonard erwiderte das Grinsen, nicht vorsichtig wie in den Tagen zuvor, als er nie hatte sicher sein können, ob er dem Frieden trauen durfte, sondern so unbeschwert, wie er sich seit Monaten nicht mehr gefühlt hatte.

„Dann setzen wir das auf unsere Agenda“, beschloss er und warf einen weiteren Blick auf die Uhr. Das kurze Gespräch mit Jim hatte noch einen weiteren Vorteil gehabt: Inzwischen war genug Zeit verstrichen, um mit der nächsten Stufe in seinem Plan, Jim wieder vollständig aus dem Reich jenseits aller Vorstellungskraft zurückzuholen, fortzufahren.

Er räuspert sich. „Aber jetzt haben wir erst mal was anderes vor.“

Jims Stirnrunzeln spiegelte nur einen Teil seiner Verwirrung wider.
„Bones?“

Leonard erhob sich, ging so selbstbewusst wie möglich zur Tür und griff nach seiner Jacke. Mit einer auffordernden Geste wies er Jim an, ihm zu folgen. Zu spät, um jetzt umzukehren, zu spät für Zweifel.

„Komm mit, Jim“, sagte er sanft, aber entschlossen. „Ich will dir was zeigen.“

~°~


In Hangar 2 war um diese Uhrzeit überraschend wenig los, und doch fühlte sich Leonard den bohrenden Blicken aller Anwesenden ausgesetzt. Köpfe wandten sich ihnen zu, als sie durch die Reihen der Shuttles hasteten, und einige Leute machten sich nicht einmal die Mühe, zu verbergen, dass sie Jim mit unverhohlener Neugierde anstarrten.

Innerlich verfluchte Leonard seine Idee; er wusste nicht, auf wen er wütender war: auf sich selbst, weil er das Interesse der Öffentlichkeit an Jim Kirk, dem neuen Helden der Sternenflotte, nicht vorhergesehen hatte, oder auf die anderen Personen im Hangar, weil sie Jim durch ihr Starren unbewusst, aber umso unmissverständlicher zu verstehen gaben, dass das Leben seinen geregelten Lauf eben doch noch nicht vollständig wieder aufgenommen hatte.

Früher hätten die Blicke Jim nicht gestört, im Gegenteil, er hätte sie genossen; doch zu viel war geschehen, um noch an das Wort früher und an die Maßstäbe, die es eingrenzten, zu glauben. Während er Jim so schnell wie möglich in die hinterste Ecke des Hangars dirigierte, blickte Leonard ab und an aus den Augenwinkeln zu ihm hinüber. Jim wirkte nicht angespannter als sonst auch, aber das musste nichts heißen – wenn es darum ging, sein wahres Befinden zu verbergen, war und blieb Jim ein ungeschlagener Meister, und selbst Leonard gelang es nicht immer, hinter die sorgfältig errichtete Fassade zu blicken. Meistens, aber eben nicht immer.

Zu seiner Erleichterung versuchte niemand, den großen James T. Kirk in ein Gespräch zu verwickeln, und sie erreichten mehr oder weniger glücklich den vereinbarten Treffpunkt, ein in einer geschützten Ecke untergebrachtes Shuttle. Aufmerksam hielt Leonard in alle Richtungen Ausschau. Noch waren sie alleine, was Jim die Gelegenheit gab, seiner Verwirrung Luft zu machen.

„Bones, was soll das Ganze? Auf wen wartest du? Was machen wir hier?“

Mit einer Handbewegung wehrte Leonard die Flut an Fragen ab.

„Sei still und warte ab“, befahl er so freundlich, wie es ihm unter der Nervosität und den Zweifeln gelang.

Natürlich dachte Jim nicht daran, zu gehorchen, doch gerade, als er erneut den Mund öffnete, ertönte hinter ihnen eine weitere, wohlbekannte Stimme.

„Doktor! Da sind Sie ja!“

Erschrocken fuhr Leonard herum, nur um sich Angesicht zu Angesicht mit Montgomery Scott wiederzufinden, der ihm verschwörerisch zuzwinkerte. Wie der Mann es geschafft hatte, so lautlos aus dem Nichts zu erscheinen, war Leonard ein Rätsel; aber trotz des Schrecks fühlte er, wie seine Zweifel etwas nachließen, nun, da die Verantwortung für das geplante Unternehmen nicht mehr alleine auf seinen Schultern ruhte. Der breite Dialekt des schottischen Ingenieurs übte eine beruhigende Wirkung auf ihn aus, auch wenn Scottys unbekümmert lauter Tonfall der Geheimhaltung ihres Vorhabens sicherlich nicht besonders zuträglich war. Dennoch ... wen kümmerte es schon, was die anderen dachten?

Ein breites Lächeln zeigte sich auf Scottys Gesicht, als er sich Jim zuwandte.
„Hallo, Captain. Schön, Sie mal wieder außerhalb des Krankenhauses zu sehen.“

Jim schielte kurz zu Leonard herüber, und Leonard konnte schwören, dass er seine Stimme in seinem Kopf hörte – Bones, was zum Teufel hast du ausgeheckt? –, ehe er Scottys Lächeln erwiderte.

„Geht mir genauso, Scotty. Was machen Sie hier?“

Wenn möglich, wurde Scottys Grinsen nur noch breiter. In einer gespielt unschuldigen Geste hob er die Hände.

„Überraschung, Sir. Ich verrate nichts.“

Jim durchbohrte ihn mit einem Blick, der einem zu alles entschlossenen Captain alle Ehre machte, aber Scotty war noch nie jemand gewesen, der sich von Autorität einschüchtern ließ; und Jim erkannte schnell, dass es keinen Sinn hatte, Scotty ein Geheimnis entlocken zu wollen, das er nicht freiwillig preisgab. Stattdessen versuchte er es ein weiteres Mal bei Leonard.

„Bones! Was hast du vor?“

Leonard schüttelte den Kopf. Diese Neugierde, der Drang, immer hinter die Kulissen zu schauen, alles zu überblicken ... vielleicht war es gerade das, was Jim zu einem guten Captain machte. Und auf jeden Fall war es etwas, was er während der letzten Wochen vermisst hatte.
Dennoch, so glücklich ihn diese wiedererwachte Charaktereigenschaft Jims machte – wenn sein Plan die volle Wirkung entfalten sollte, müsste Jim sich noch eine kleine Weile gedulden.

„Das wirst du schon noch rechtzeitig sehen“, versprach Leonard ihm. „Und jetzt keine dummen  Fragen mehr.“

„Sehe ich genauso“, warf  Scotty ein. Einladend wies er auf das Shuttle neben ihnen. „Wenn ich also bitten dürfte ...“

Stirnrunzelnd blickte Jim zwischen Leonard, Scotty und dem Shuttle hin und her, und schlagartig breitete sich die Anspannung wieder in Leonards Körper aus. Wenn Jim jetzt nicht kooperierte, wäre alles umsonst gewesen.

Seine Erleichterung, als Jim mit einem resignierten Schulterzucken Scottys Einladung Folge leistete und in das Shuttle kletterte, war so groß, dass auch Scotty sie zu spüren schien. Ermutigend nickte er Leonard zu, bevor er Anstalten machte, Jim zu folgen. Leonard setzte seinen Fuß mit deutlich weniger Begeisterung auf die Rampe des metallischen Ungetüms.

„Haben Sie das wieder illegal entwendet?“, fragte er, nicht sicher, ob er die Antwort wirklich so genau wissen wollte. Dass Scotty kein Problem darin sah, sich für einen guten Zweck über sämtliche Vorschriften hinwegzusetzen, hatte er mit dem gestohlenen Shuttle bewiesen, das ihn zur Vengeance gebracht hatte. Leonard hoffte nur, dass man sie, falls ihr Ausflug tatsächlich illegal sein sollte, erst verhaften würde, sobald sie zurückgekehrt waren.

Scotty hielt in der Tür des Shuttles inne und drehte sich mit einem durchtriebenen Lächeln zu ihm um, das Leonard nur bedingt beruhigte.

„Nein, Doc, diesmal geht alles mit rechten Dingen zu“, sagte er munter. „Bitte einsteigen.“

~°~


Die Flugangst war mit der Zeit geringer geworden, doch Leonard spürte nach wie vor jedes Mal einen Anflug gut kaschierter Nervosität, sobald ein Shuttle um ihn herum mit einem dumpfen Vibrieren zum Leben erwachte. Die ersten Momente waren immer die schlimmsten: das Gefühl, den sicheren Boden unter den Füßen zu verlieren, die Welt und alles, was ihm dort etwas bedeutete, unter sich immer kleiner werden zu sehen, das Wissen, nur durch ein paar Zentimeter Metall vom alles verschlingenden Weltraum getrennt zu sein ...

Jim hatte ihm mehr als jeder andere geholfen, seine panische Angst vor dem Fliegen zu überwinden, und Jim erinnerte ihn auch nach all den Jahren jedes Mal, wenn sie gemeinsam in einem Shuttle saßen, daran, dass er nicht alleine war – wenn auch nur durch eine flapsige Bemerkung oder ein bekräftigendes Lächeln. „Stell dich nicht so an, Bones, alles halb so wild. Da draußen warten Abenteuer und die unendliche Freiheit!“

Bisher hatte diese Methode immer geholfen, und als das Shuttle mit einem kaum wahrnehmbaren Ruck vom Boden des Hangars abhob, sah Leonard aus alter Gewohnheit zu Jim hinüber. Diesmal allerdings hatte Jim kein Lächeln und keinen lockeren Spruch für ihn übrig; diesmal war Jim zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um Leonard Beistand zu leisten.

Innerlich schüttelte Leonard den Kopf über sich selbst. Natürlich. Es war Jims erster Ausflug in den Weltraum seit seiner Rückkehr; kein Wunder, dass er sich ein wenig fester als sonst an die Armlehnen seines Sitzes klammerte und ein wenig besorgter als sonst aus dem Fenster spähte. Kein Wunder, dass er vielleicht sogar nervöser als Leonard wirkte. Leonard behielt ihn im Auge, sagte aber nichts. Mit diesen Dämonen musste Jim alleine fertigwerden.

Der Einzige, der voller Zuversicht der Zukunft entgegenging, schien tatsächlich Scotty zu sein.
„Hab mir extra eine Sondererlaubnis geben lassen“, erzählte er Leonard. „Obwohl es bestimmt auch ohne gegangen wäre, aber sicher ist sicher. Die werden sich alle freuen, Sie zu sehen, das kann ich Ihnen verraten! Ein Schiff ist nichts ohne seinen Captain, egal, wo und in welchem Zustand es sich befindet.“

Leonard nickte nur, inständig hoffend, dass Scotty vor lauter Eifer nicht vergaß, dass er ein Shuttle zu steuern hatte, möglichst unfallfrei bitte.

Zum ersten Mal, seit sie den Hangar verlasen hatten, wandte Jim seinen Blick von der Frontscheibe ab und Leonard zu. Eine Spur ersten Verstehens mischte sich in den Wirbelsturm der Gefühle, der sich deutlich in seinen Augen widerspiegelte.

„Warte mal. Wir fliegen doch nicht etwa ...“

„Gleich sind wir da“, unterbrach Scotty ihn in einem geschäftsmäßigen Ton, ohne dabei seine amüsierte Vorfreude ganz verbergen zu können.

Jim presste die Lippen zusammen; die Ahnung verwandelte sich in Gewissheit. Spätestens jetzt hatte er den Kurs erkannt, natürlich.

„Bones, was soll das? Wieso bringt ihr mich hierher?“

Er klang wie ein Kind, dem man soeben durch eine unbedachte Bemerkung die Überraschung auf die Weihnachtsgeschenke verdorben hatte, und Leonard konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ein aufrichtiges, beruhigendes Lächeln, gemischt mit einer Spur von Traurigkeit.

„Weil du hierher gehörst, Jim. An keinen anderen Ort so sehr wie an diesen.“

Darauf antwortete Jim nichts; seine Augen hefteten sich erneut auf die Frontscheibe. Sterne glitten an den Fenstern vorbei, und dort, zwischen ihnen, kam das Raumdock der Erde in Sicht, vertraut von all den Malen, bei denen sie von hier aus eine Mission angetreten hatten.

Schweigen breitete sich im Shuttle aus, nur unterbrochen durch das gleichmäßige Brummen des Antriebs. Sie alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf das Raumdock und die Schiffe, die dort andockten. USS Lexington, gerade erst von einer längeren Mission zurückgekehrt ... USS Potemkin ... USS Hood ... und schließlich das wichtigste Schiff von allen, die Königin unter ihnen. USS Enterprise.

Die Schäden, die ihr Schiff bei dem unerfreulichen Zusammenstoß mit Admiral Marcus und später mit Khan davongetragen hatte, waren noch längst nicht behoben. Fast die gesamte Hülle wies Spuren der ausgestandenen Strapazen aus, und Techniker waren eifrig mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Jede beschädigte Stelle erinnerte Leonard daran, wie knapp es gewesen war, wie verdammt knapp ... und dennoch hatte die Enterprise selbst in ihrem angeschlagenen Zustand nichts von ihrer Eleganz verloren, die sogar Leonard von Anfang an in ihren Bann gezogen hatte. Die Enterprise ... das größte Schmuckstück der Constitution-Klasse. Eindeutig.

„Sie ist eine wahre Schönheit, nicht wahr?“, sagte Scotty andächtig. Er verlangsamte das Shuttle und positionierte es so, dass sie den vollen Anblick genießen konnten.

„Ja, das ist sie“, sagte Jim mit belegter Stimme. „Das ist sie.“

Er räusperte sich, und als Leonard sich zu ihm umdrehte, sah er zu seiner Überraschung Tränen in Jims Augen glänzen. Zu seiner Überraschung und noch mehr zu seiner Erleichterung. Ja, dieser letzte Schritt war nötig gewesen und vielleicht wichtiger als alle anderen Schritte zuvor. Es war höchste Zeit gewesen, Jim daran zu erinnern, wohin er gehörte – daran, dass, was immer auch geschehen würde, hier sein Platz war.

Vorsichtig hob er die Hand und legte sie auf Jims Schulter.
„Das ist sie wirklich“, stimmte er zu, ganz leise nur, um die Atmosphäre dieses besonderen Moments nicht zu zerstören. Auch ihm schnürte sich die Kehle zu, obwohl er das niemals zugegeben hätte ... und gleichzeitig fühlte er sich, als würde eine unendlich schwere Last von seinen Schultern genommen. Endlich.

Sie waren wieder Zuhause.

~°~


medizinisches Logbuch, Sternzeit 2258.128
Hey, Bones. Tut mir leid, dass ich mich in dein Logbuch gehackt habe. Ich hätte dir natürlich auch auf dem üblichen Weg eine Nachricht schicken können, aber das hier macht einfach mehr Spaß. Ich wünschte, ich könnte dein Gesicht sehen, wenn du deinen nächsten medizinischen Bericht aufnehmen willst und diesen Eintrag entdeckst.
Ich wollte dir nur kurz sagen, dass es mir gut geht. Wirklich. Und das habe ich dir zu verdanken und Spock und Scotty und den anderen. Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht, über Familie und über solche Dinge, und ich glaube, ich habe meine gefunden. Meine Familie, meine ich.
Vielleicht müsste ich dir das alles gar nicht mitteilen, weil du beängstigend gut darin bist, die Gedanken anderer Leute zu lesen – lernen Ärzte so was eigentlich im Studium? –, aber ich wollte die Gelegenheit dazu einfach noch mal nutzen. Und ich wollte mich noch mal bei dir bedanken. Für alles.
Ach ja, und ich wollte dir die frohe Botschaft überbringen, dass du dein Bett endlich mal wieder selbst benutzen darfst, ich ziehe nämlich demnächst aus. Hab eine Menge vor ... Ich werde versuchen, meinen Bruder zu besuchen. Ich glaube, das muss sein. Du weißt schon, Familie und so ... Na ja. Wir sehen uns heute Abend, Bones. Ich hab Pizza bestellt.
Und mach dir keine Sorgen mehr um mich. Mir geht es gut.
Wirklich.
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