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Überlebensinstinkt

von Knusta

Kapitel 3 Nicht, was es scheint

Vielen Dank für all die konstruktive Kritik. Ich bin ganz begeistert von den vielen Rückmeldungen, die auf anderen Seiten absolut nicht Gang und Gebe sind :) Es geht weiter ...
Kapitel 3 - Nicht, was es scheint

Tom Paris roch den Rauch, noch bevor der das Shuttle sehen konnte. Die Dämmerung war weiter voran geschritten und es war bitterkalt geworden. Seine Begleiterinnen schien das überhaupt nicht zu stören, doch ihm schlugen ungewollt die Zähne aufeinander.

Sie standen auf einer Klippe, von der aus man weit über das Land sehen konnte. Ein wilder Urwald breitete sich unter ihnen aus. Kalter Wind blies ihm unangenehm ins Gesicht und er dachte voll Unruhe an seinen Captain, der schon vor dem Absturz Verletzungen davongetragen hatte. Wenn er sie nicht bald fand, würde sie die Nacht vielleicht nicht überleben. Oder doch? Janeway war eine der stursten Personen die er kannte und ihr Improvisationstalent in ausweglosen Situationen war unglaublich.

Eine Hand stieß ihm unsanft in den Rücken und Paris blickte sich um. Die alte Frau deutete an den Rand der Klippe. Ein dünner Rauchfaden schlängelte sich darüber hinweg.

Unsicher blieb Paris stehen. Konnte er den Frauen wirklich vertrauen? War das vielleicht irgendeine Art Hinterhalt?

Während er noch überlegte, sprang eine jüngere Hundefrau plötzlich und unerwartet über den Rand.

"He!" Erschrocken eilte er zu der Stelle, an der sie verschwunden war. Alle Skepsis in den Wind schlagend beugte er sich vorsichtig über den Rand und staunte nicht schlecht. Die kleine Frau stand etwa zwei Meter unter ihm auf einem schmalen Pfad, der sich an die Felswand schmiegte. Weiter unten, etwa 10 Meter entfernt steckte das Shuttle zwischen mehreren metallisch schimmernden Felsen fest. Vorsichtig ließ er sich über den Rand gleiten und versuchte, nicht in den schwindelerregenden Abgrund zu sehen. Die junge Frau hatte nicht auf ihn gewartet und war bereits bei dem kleinen Raumfahrzeug angekommen. Neugierig betastete sie die Außenwand und schnupperte an einer Konsole.

"Nichts anfassen", rief Paris ihr zu und erinnerte sich zu spät daran, dass er schweigen sollte. Höchste Zeit, dass er einen Trikorder und die Notfallausrüstung in die Hände bekam. Als er näher kam, erkannte er, dass er unmöglich durch die Heckluke in das Wrack gelangen konnte. Diese ragte über den Abgrund hinaus, aber die Hülle war gerissen und hatte einen etwa 30 cm breiten Riss in der Seitenwand geschaffen. Er schaffte es grade so, sich hindurchzuzwängen, wobei das Metall leise knarrte und quietschte. Im Inneren herrschte vollkommenes Chaos. Aus mehreren Konsolen stieg immer noch Rauch empor und im hinteren Teil war die Wandverkleidung abgerissen und legte einige Kabel frei, die in unregelmäßigen Abständen Funken sprühten.

"Verdammt", entfuhr es ihm und er nahm sich einen Moment, um sich zu sammeln. Das Shuttle würde nie wieder aus eigener Kraft abheben können, soviel stand fest. Er öffnete eine Luke und zog zwei Notfallrucksäcke hervor. Dann machte er sich auf die Suche nach dem medizinischen Notfallset.

Die junge Frau streckte ihre Schnauze durch die Öffnung und wedelte aufgeregt mit den Händen. Obwohl Pairs davon ausging, dass ihr Volk nicht über Technologie oder größere kulturelle Errungenschaften verfügte, schien der Anblick des Shuttles sie nicht zu beunruhigen. Im Gegenteil schien sie die Technik, oder zumindest das was davon übrig war genau zu studieren. Eigenartig.

Paris trat mit seiner Begleiterin den Rückweg an. Der Aufstieg war anstrengend und er fühlte, wie seine letzen Energiereserven zur Neige gingen. Bisher hatte das freigesetzte Adrenalin ihn auf den Beinen gehalten, doch jetzt fühlte er sich erschöpft. Auf der Klippe wartete die Alte und wirkte unruhig und ängstlich. Es war nur zu deutlich, dass sie diesen Ort so schnell wie möglich verlassen wollte.

Ihre Nervosität schien sich schlagartig auch auf ihre jüngere Artgenossin zu übertragen.

"Ich kann nicht gehen", sagte er leise. "Ich muss nach Captain Janeway suchen. Sie ist verletzt und braucht meine Hilfe."

Die Alte starrte ihn im Dämmerlicht missmutig an, griff dann aber nach einem Stock und zeichnete etwas auf den Boden. Er hatte alle Mühe, die Zeichnung in der zunehmenden Dunkelheit zu erkennen und griff in seinen Rucksack, um Taschenlampe und Trikorder hervorzuholen. Als der helle Lichtstrahl den Boden traf, wurde er wütend angefaucht. Schnell schirmte er das Licht mit der einen Hand ab. "Schon ok, tut mir leid."

In den Sand waren zwei Figuren gezeichnet. Eine war mit einem Pfeil in seine Richtung versehen, die andere wurde von zwei weiteren Gestalten weggetragen. Paris spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Er löschte das Licht und klappte den Trikorder auf. Keine weiteren Lebenszeichen in einem Umkreis von einem Kilometer. Aber da war etwas anderes, dass seine Aufmerksamkeit auf sich zog.

Der Trikorder hatte eine Biosubstanz gefunden, die menschliche DNS enthielt: Blut.


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Der Pilot der Voyager ließ den Trikorder sinken und ignorierte die wilden Handzeichen seiner neuen Freunde.

Janeway und er waren sicher die einzigen Menschen auf diesem gottverdammten Planeten und es war klar, von wem das Blut stammte. Die Menge deutete allerdings nicht auf eine letale Wunde hin. Wenn er der Abbildung im Sand zu seinen Füßen glauben durfte, hatte sie jemand gefunden und mitgenommen.

Hastig ging Paris den Inhalt der beiden Rucksäcke durch und fischte sich eine Thermojacke heraus. Dann leerte er einen der Rucksäcke und stopfte die Gegenstände in den anderen. So war sein Gepäck einfacher zu tragen und er hatte im Notfall beide Hände frei. Trikorder, Phaser und Taschenlampe klemmte er an einen Gürtel, den er ebenfalls aus dem Rucksack genommen hatte.

Schließlich griff er zu dem Stock, stellte die Taschenlampe auf die schwächste Stufe und begann zu skizzieren.

"Wo hat man Janeway hingebracht? Ist sie in Sicherheit?"

Die Alte musterte das Bild und runzelte die Stirn. Ihre Mimik verriet, dass sie besorgt war.

"Also ist Sicherheit hier wohl relativ." Paris deutete auf den Wald. "Ich muss sie suchen."

Die Alte griff nach seinem Arm und schüttelte den Kopf. Sie deutete auf den Boden und zeichnete einen Kreis mit Strichen, der nach einer Sonne aussah. Sicher wollte sie auf den Sonnenaufgang warten. Vielleicht hatte sie recht.

Es war dunkel und ziemlich kalt. Außerdem konnte Paris nun seinen Magen knurren hören. Die letzten Tage waren an ihm nicht spurlos vorübergegangen, auch wenn er den Absturz wie durch ein Wunder unverletzt überstanden hatte. Ein paar Kratzer und blaue Flecken waren nicht der Rede wert. Die Flucht in einem Raumfahrzeug, das dafür nicht ausgelegt war, hatte gehörig an Paris Nerven genagt und dazu kam, das der Captain immer den höchsten Einsatz erwartete, wie auch immer die Situation war. Die Frau war ein reines Energiebündel, das keinen Sinn in Schlaf oder Nahrungsaufnahme sah.

Tom seufzte und ließ den Kopf hängen. "Also gut, ich gebe auf. Aber nur für diese Nacht."

Er würde morgen zurückkehren und versuchen, teile des
Shuttle Wracks zu modifizieren, um einen Notruf, oder zumindest ein Notrufsignal abzugeben. Was den Captain betraf, konnte er nur hoffen, dass man sich um ihre möglichen Verletzungen kümmerte. Solange ihm nicht das Gegenteil bewiesen wurde, ging er davon aus, das Janeway noch am Leben war.

Schweigend machten sie sich auf den etwa dreißig minütigen Rückweg zu der Felsformation im Wald. Schon auf dem Hinweg war Paris aufgefallen, dass das Dickicht auf ihrem Weg besonders dicht gewesen war und dies ein Teil des Waldes sein musste, der besonders schwer begehbar war. Seine neuen Freunde hatten bereits angedeutet, dass sie hier nicht allein waren, also war es nur logisch, dass sie sich einen Ort für ihr Lager ausgesucht hatten, der bestmöglich geschützt war. Die zwei kleinen Gestalten vor ihm hatten es leicht, sich durch das Blattwerk und Dornenranken zu winden. Immer wieder bedeuteten sie ihm, vorsichtig zu sein und nicht zu viele Spuren zu hinterlassen. Als wenn das so einfach wäre! Die letzten Meter legte Paris auf Händen und Knien zurück und als er endlich auf der Lichtung vor der Felsformation herauskam, stellte er fest, das alles Dunkel und verlassen wirkte.

Kein Feuer oder eine andere Lichtquelle zeigte an, das hier ein Lager war. Niemand war zu sehen.

"Wo sind alle hin?", wollte er wissen und sah ein, dass seine ständigen Fragen zu nichts führten. Die Frauen konnten ihn nicht verstehen und schienen sich an seiner Stimme zu stören.

Die Alte zog ihn zu einer Felsspalte, wobei sie ihn zwang im Slalom zu laufen. Zuerst verstand Paris nicht, wozu das gut sein sollte, doch dann erkannte er unzählige Löcher im Boden, die sehr offensichtlich als Schlafhöhlen dienten.

Die Felsspalte war grade groß genug, damit er in einer kauernden Position darin Platz fand. Paris nickte der Frau dankend zu und ließ den Kopf gegen das Gestein sinken. Eigenartiger Weise war dieses nicht kalt, sondern strahlte eine angenehme Wärme ab.

Er zog den Trikorder hervor, der beim Aufklappen leise piepte. Sofort sah Paris aus den umliegenden Erdlöchern glänzende Punkte erscheinen, die ihn verärgert musterten.

"'Tschuldigung."

Es stellte sich heraus, dass das Gestein in der Lage war, die Wärme des Sonnenlichtes besser und länger zu speichern, als alles, was Paris bisher untergekommen war.

"Klever", flüsterte er zu sich selbst und zog einen Energieriegel aus der Tasche. Die Konsistenz schwankte zwischen staubtrocken bis klebrig, aber Paris hatte schon Schlimmeres gehabt.

Schließlich breitete er eine Thermodecke über sich aus und erlaubte sich, die Augen zu schließen.


---


Wilde Träume und kalte Gliedmaßen rissen Tom Paris am nächsten Morgen aus seinem unruhigen Schlaf. Benommen blickte er sich um und zog die dünne Decke enger um sich. Noch war die Sonne nicht aufgegangen, aber der Himmel hatte sich tief rosa-violett verfärbt und bildete einen starken Kontrast zu den dunkelgrünen Baumkronen.

Seine neuen Freunde waren bereits wach und munter. Sie hockten in kleinen Grüppchen zusammen und schienen etwas zu essen, das verdächtig nach Maden oder Insekten aussah.

'Frühstück ist fertig', dachte Paris und verzog angewidert das Gesicht. Obwohl er keinen Mucks von sich gegeben hatte, drehten zwei jüngere Frauen den Kopf zu ihm um und starrten ihn an. Eine von ihnen hatte ihn gestern Abend zum Shuttle begleitet.

Als sie sah, dass er wach war, erhob sie sich und trottete zu ihm hinüber. Behutsam hockte sie sich vor ihm auf den Boden und hielt ihm ihre Hand entgegen. Tatsächlich wanden sich darin einige dicke weiße Maden.

"Vielen Dank, aber nein. Ich habe meine eigene Verpflegung mitgebracht." Paris versuchte ein entschuldigendes Lächeln und hielt einen weiteren Energieriegel hoch.

Die Frau nickte, blieb jedoch sitzen und stopfte sich sehr ungeniert die Maden in den Mund. Paris war der Appetit schlagartig vergangen und so faltete er erst die Decke zusammen, bevor er sich aus seinem Nachtlager zwängte.

"Ist es hier nachts immer so kalt? Wie haltet ihr das aus?"

Die andere starrte ihn stumm an.

"Dumme Frage. Sicher hat sich euer Volk an die Lebensbedingungen angepasst."

Natürlich bekam er wieder keine Antwort, aber die Frau hatte sich einen kleinen Stock gegriffen und begann zu zeichnen. Drei parallele Wellen. Sie deutete auf die Wellen, dann auf sich selbst und machte dazu ein Handzeichen.

War das ihr Name? Welle? Sie wiederholte die Prozedur und plötzlich verstand Paris. Diese Frau hieß Wasser oder vielleicht Fluß. Ohne Sprache waren Namen sicher weniger Phantasiereich.

Er kratzte sich nachdenklich im Nacken. Wie sollte er seinen Namen vermitteln? Dieses Problem wurde ihm allerdings im nächsten Augenblick abgenommen. Ein weiteres Bild zeigte einen Sternenübersäten Himmel und das Shuttle, das auf den Erdboden zustürzte.

Wasser deutete auf einen der Sterne und machte ein Handzeichen dazu. Dann tippte sie ihm sachte gegen die Brust.
Paris grinste. "Wie passend. Genau genommen sind wir vom Himmel gefallen, dort wo die Sterne sind. Einverstanden, ihr könnt mich Stern nennen."

Wasser ignorierte das und deutete nun auf seinen Trikorder.

"Das hier? Das ist ein technisches Gerät. Es liefert Daten zur Umgebung, der Luftbeschaffenheit und wenn man es richtig justiert, kann man damit auch etwas über die Physiologie von Lebewesen und die Zusammensetzung von Gestein in Erfahrung bringen. Nützliches Teil, wenn ihr mich fragt."

Wasser griff danach, aber Paris zog es reflexartig aus ihrer Reichweite, woraufhin sie die Zähne fletschte. Ihr Gebiss war nicht sehr eindrucksvoll, aber trotzdem wollte Paris es lieber nicht auf einen Biss ankommen lassen.

"Ok, ok." Er hielt ihr das Gerät hin. Wasser starrte einen Augenblick darauf und dann griff sie nach Paris Handgelenk, dirigierte ihn dicht an ihre rechte Schläfe heran und sah ihn fragend an.

Das war eigenartig. Erst gestern Abend hatte er feststellen können, das diese Spezies keine Angst vor Technologie hatte, sogar eher ein starkes Interesse daran zur Schau stellte. Obwohl er sich sicher war, dass Wasser ihn nicht verstehen konnte, schien sie zu wissen, wozu ein Trikorder da war. Wie passte das mit der fast schon brutal simplen Lebensweise zusammen, die er beobachtet hatte?

"Ich soll dich scannen?", wollt er wissen.

Wassers Ohren zuckten. Sie nickte. Eine eigenartige Wildheit trat in ihre Augen und plötzlich bemerkte Paris, dass sich alle anderen zu ihnen gesellt hatten und wie mit angehaltenem Atem angespannt verfolgten, was passierte.

Paris klappte zögernd den Trikorder auf und tat, worum Wasser ihn gebeten hatte. Humanoide Lebensform mit einer weit niedrigeren Körpertemperatur als für einen Menschen normal war.

Worauf wollte Wasser hinaus? Sie schien nicht an den Ergebnissen interessiert zu sein, vielmehr daran, wie er auf die Anzeigen reagierte. Wollte sie, dass er etwas Bestimmtes entdeckte?

Vielleicht war ein medizinischer Trikorder dann genauer. Paris hob eine Hand und bedeutete den anderen zu warten, bis er das richtige Instrument zur Hand hatte.

Humanoide Lebensform. Höheres Säugetier, weiblich, Atmung: Sauerstoff-basierend, stark degenerierte Knochenstruktur: Osteoporose, Fehlen von Schweißdrüsen, abweichender Aufbau der Haut: höhere Widerstandsfähigkeit, medizinische Implantate in Gehirn zur Steuerung von ....

Paris stutzte und ließ den Trikorder sinken. Ein eigenartiges Gefühl breitete sich in seinem Magen aus.

Wie konnte das sein? Wer hatte diesen Wesen Implantate verpasst? Und dann noch die viel wichtigere Frage: Warum?
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