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Außenseiter

von Oriane

Kapitel 5

Aah, ich stelle gerade fest, dass ich einen Dreher in den Kapiteln hatte und eins übersprungen wurde. Das kommt dann jetzt noch nach. Also an alle, die das aktuelle Kapitel schon gelesen haben, Kapitel 4 hat gefehlt.
Am nächsten Morgen hoffte Marla, niemandem über den Weg zu laufen. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan und fieberhaft überlegt, was sie nun tun sollte, aber es hatte ihr nur dunkle Ringe unter den Augen beschert und sie keinen Schritt weitergebracht. Die Zwickmühle zerstreute sich leider nicht von selbst, je mehr sie über das Problem nachdachte. Ganz im Gegenteil. Sie hatte versucht, ihre Loyalitäten zu ordnen, hatte herausfinden wollen, wie sehr sie sich wünschte, mit der Voyager die Erde zu erreichen und wie wenig lebenswert ihr Leben hier tatsächlich war. Denn im Vergleich zur Equinox hatte sie hier theoretisch Zugang zu relativ großem Luxus, wenn sie nur hart genug daran arbeitete. Was das Bestreben der Mannschaft anging, sich wieder mit ihr zu unterhalten, dieser Punkt wäre sicher einfacher gelöst, wenn sie das Schiff verließ und an einem Ort mit neuen Bekanntschaften neu anfangen konnte.
Über allem brodelte die Wut auf ihre vier Kollegen, die sich einfach über ihren Kopf hinweg gesetzt und sie mit in Gefahr gebracht hatten.
Sie versuchte, die Gedanken beiseite zu drängen. Die Stunden, die sie bereits mit ihnen verbracht hatte, hatten genauso wenig geholfen. Sie hatte schließlich beschlossen, Seven direkt nach ihrem Dienstbeginn abzupassen und dann im Frachtraum den Eintrag auf ihrem PADD zu ändern. Der Schaden war sowieso bereits angerichtet. Da bis zum Schichtwechsel aber noch etwa eine Stunde Zeit war, die sie nicht in ihrem Quartier verbringen wollte, hatte sie sich gezwungen, Frühstücken zu gehen, oder zumindest eine Tasse von Neelix Ersatzkaffee zu trinken, der zwar scheußlich schmeckte, dafür aber wenigstens gehörig den Kreislauf ankurbelte.

Schon als sie das Casino betrat, sah sie ihre vier Mitstreiter an einem der hinteren Tische sitzen und Krisensitzung halten. Ihr Herz, das sie eigentlich gerade etwas beruhigt hatte, schlug nun wieder bis zum Hals. Vielleicht war Kaffee doch keine so gute Idee. Sie ließ sich trotzdem eine Tasse davon von einem irritiert dreinblickenden Neelix einschenken, der sie sofort in ein Gespräch verwickeln wollte, doch sie ließ ihn einfach stehen als sie die Wut packte und stiefelte schnurstracks auf ihre Kollegen zu.
»Seid ihr eigentlich wahnsinnig?«, zischte sie, als sie am Tisch ankam. Alle vier zuckten zusammen, sahen sich um, ob es jemand bemerkt hatte und verfielen in ein kollektives »SchSch!«.
Dann zogen sie Marla einen Stuhl heran und verfrachteten sie darauf.
»Was ist mit der Liste?«, fragte Noah eindringlich. »Hast du es geschafft?«
»Sehe ich so aus, als wäre euer bescheuerter Plan aufgegangen? Nein! Hättet ihr auf mich gehört und die Aktion verschoben, dann stünden wir jetzt nicht vor dem Problem, dass ein Objekt in der Liste auftaucht, das nicht existiert. Ein sehr wertvolles Objekt auch noch. Und wer hat es katalogisiert? Genau, ich!«
»Wann hast du bitte angeordnet, dass die Aktion abgeblasen ist?«, zischte Brian vorwurfsvoll. »Meinst, du, ich kann hellsehen? Und überhaupt, wer hat dir plötzlich das Kommando über uns alle übertragen?«
Marla holte tief Luft um dem jungen Mann eine giftige Erwiderung entgegenzuspucken, aber James, der neben ihr saß, legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Jetzt reg dich nicht so auf. Was glaubst du, warum wir alle früh wach sind? Wir kriegen das schon hin. Du musst nur kurz nach Schichtwechsel in den Frachtraum huschen und den Eintrag löschen. Nichts einfacher als das.«
»Du hast gut reden«, knurrte Marla zurück. So wütend kannte sie sich gar nicht. Eigentlich war sie eher die kompromissbereite Person, die einem Streit lieber aus dem Weg ging.
»Der Schaden ist schon angerichtet«, fasste Noah den Sachverhalt leise zusammen, nachdem sich alle Beteiligten wieder ein wenig beruhigt hatten. Selbst wenn wir es nicht schaffen, den Eintrag heute vor Schichtbeginn zu löschen, können wir immer noch vorgehen wie geplant. Nur ein bisschen früher. Dann müssen wir das Schiff eben sofort verlassen, den Topf zu Geld machen und auf dem schnellsten Schiff verschwinden, das wir finden. Zurückkehren zur Raumstation können wir immer noch, wenn ein bisschen Zeit ins Land gegangen ist. Das wird dann zwar nicht so angenehm, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber wir werden es überleben. Und wir wären die Voyager früher los, als gedacht.«
»Du warst es doch, der darauf bestanden hat, dass wir uns nur das beste vom besten suchen sollten, wenn wir das Schiff verlassen«, entgegnete Angelo, dem dieser neue Plan offenbar weniger zusagte. »Was ist daraus geworden?«
Noah zog die Augenbrauen zusammen. »Der Plan hat sich eben geändert.«
»Ich weiß nicht, ob ich dann mitkommen möchte«, erklärte Angelo und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nochmal ein paar Wochen auf der Flucht, das halte ich nicht aus. Entweder, wir schaffen es, diesen Eintrag zu löschen, oder ich bin raus und bleibe hier.«
Ein Hoffnungsschimmer regte sich in Marla. Angelo sprach das aus, was sie dachte, seit diese ganze Geschichte angefangen hatte. Sie wollte nicht zurück in unbekannte Gegenden, vor allem nicht, wenn sie dabei noch auf der Flucht war.
»Die Voyager ist in diesem Quadranten eins der schnellsten Schiffe«, pflichtete sie Angelo bei. »Falls wir nicht halbwegs legal hier runterkommen – sprich wenn wir das Schiff offiziell verlassen -, werden wir mit Sicherheit verfolgt, gefangen und dann für den Rest unseres Lebens in eine Zelle gesperrt. Da bleibe ich lieber hier.«
»Was ist los mit euch? Ich dachte, alles wäre beschlossene Sache?«, fauchte Noah. Wütend wippte er auf der Stuhlkante hin und her. Ihm entglitt die Kontrolle über seine vier Kollegen und das machte ihn unsicher. »Und überhaupt drehen wir uns im Kreis. Der Schaden ist angerichtet, wie ich schon sagte! Wir können jetzt entweder fliehen, oder uns den Konsequenzen des Diebstahls stellen. Und dann landen wir so oder so in einer Zelle!«
»Okay, hier ist was wir tun«, begann Marla mit fester Stimme. »Ihr tut erstmal gar nichts und geht ganz normal eurem Dienst nach. Ich tue das gleiche und hoffe, dass Vorik mein PADD noch nicht kontrolliert und übertragen hat. Falls nicht, lösche ich den Eintrag. Falls doch...« Sie stockte und musste schlucken. »Falls doch, gebe ich euch ein Zeichen und wir treffen uns an der Andockschleuse. Brian, bist du da heute eingeteilt?«
Der Angesprochene nickte.
»Gut. Deinen Kollegen können wir leicht überwinden. Noah, bring für den Fall aus der Krankenstation irgendwas Betäubendes mit. Aber erstmal«, betonte sie noch einmal, »werdet ihr alle überhaupt nichts tun und mich machen lassen, verstanden? Keine unabgesprochenen Alleingänge mehr!«
Es war seltsam, wie sich die Machtverhältnisse am Tisch verschoben hatten. Keiner wusste, wieso plötzlich Marla die treibende Kraft war, wo sie doch vorher nur ein kleiner Mitläufer gewesen war.
Marla selbst war sich nicht ganz im Klaren darüber, aber sie wusste, wenn sie hier nicht das Kommando übernahm, dann würde sie mit der gesamten Situation definitiv nicht glücklich werden. So bestand immer noch die Chance, dass alles zu ihrer Zufriedenheit gut ausging.

Das Gespräch war an dieser Stelle beendet gewesen. Keiner der fünf hatte noch ein Wort gesprochen. Marla hatte noch mit großem Herzklopfen ihren Kaffee ausgetrunken und war dann aufgestanden, um ihren Dienst im Frachtraum aufzunehmen. Die anderen hatten es ihr gleich getan.
Ihr Plan beruhte allein auf der leisen Hoffnung, dass Vorik heute mal keinen übereifrigen Tag hatte. Denn Option B, die sie den anderen aufgetischt hatte, wollte sie eigentlich unter keinen Umständen durchführen. Im Optimalfall würde sie den Eintrag löschen, der blöde Topf läge dann von allen vergessen unter Noahs Bett und sie alle hätten noch genug Zeit, sich zu überlegen, ob sie die Voyager auch wirklich verlassen wollten.
Leider löste sich ihr Plan in Luft auf, als die den Frachtraum betrat.

Seven war nicht da, sie hatte offenbar ihren Dienst ebenfalls früher begonnen, aber dafür stand Vorik bereits vor dem immer noch immensen Haufen Schrott, ein PADD in der Hand, einen Tricorder in der anderen und scannte ein Teil, das aussah, wie die Miniatur einer Warpgondel. Kurz sah er auf, als sie den Raum betrat und grüßte sie beiläufig.
»Guten Morgen, Sir«, antwortete sie krächzend, zu mehr war sie nicht imstande. Vorik machte keine Anstalten, weiter mit ihr zu sprechen, also ging sie mit zitternden Beinen auf den Tisch zu, auf dem sie gestern ihr PADD hatte liegen lassen. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihren Vorgesetzten und nahm es hoch. Hatte sie es gestern genau hier hingelegt, oder war es bewegt worden? Sie konnte sich nicht erinnern. Hatte Vorik schon draufgeschaut? Ihr wurde heiß und kalt und ihre Hände begannen zu schwitzen, als sie die Liste ihrer Einträge durchscrollte und das gestohlene Objekt fand. Mit wenigen Befehlen löschte sie den Eintrag. Dann wühlte sie sich tiefer ins System und löschte den Eintrag so, dass er nicht wiederhergestellt werden konnte.
Was nun? Sie durfte nicht einfach den Hauptkatalog einsehen und nachschauen, ob Vorik die Daten bereits übertragen hatte. Und da er im Raum war, würde er es mit Sicherheit merken. Es blieb also eigentlich nur eine Option übrig und es gefiel ihr gar nicht, was sie jetzt tat.
Langsam, Schritt für Schritt setzte sie eine kurze Nachricht auf und schickte sie an ihre vier Kollegen ab. Dann löschte sie auch diese Spuren vom PADD.
Wir müssen gehen. 10 Minuten.
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