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Ars amatoria

von Laurie

Kapitel 1

Das eingangs genannte Zitat stammt von Friedrich Nietzsche.
Dass Liebe ein mächtiger Verbündeter und ein erbitterter Gegner zugleich sein konnte, hatte Jim Kirk schon seit Langem gewusst. Dass Liebe in der Lage war, innerhalb eines einzigen Tages ein gesamtes Raumschiff ins Chaos zu stürzen, hatte allerdings nicht einmal er erwartet, und das, obwohl sich die Enterprise längst einen Ruf dafür erworben hatte, Unmögliches möglich zu machen.

Wer hätte auch ahnen können, dass eine diplomatische Mission auf einem Planeten, dessen Bewohner die Macht der Liebe mehr als alles andere schätzten, derartige Verwirrungen hervorriefe?

„Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse“, hatte seine Großmutter ab und an einen längst verstorbenen Philosophen zitiert. Kirk hatte diesen Spruch nie ganz verstanden; er war sich lediglich sicher gewesen, dass er für seine Großmutter etwas anderes aussagte als für ihn.

Nach dieser Mission war er sich sicherer denn je.

„Und hier haben wir ein Abbild unserer Herrscherin, Arran, der Bringerin von Glück, Frieden und Harmonie. Sie wird nachher beim Bankett auch anwesend sein.“

Mit kindlichem Enthusiasmus deutete Tunam, sein selbst auserkorener Fremdenführer, auf eine der Statuen, die beinahe jede Ecke der Stadt zierten. Kirk nickte geduldig. Zu übersehen, welche der Standbilder der wichtigsten Trägerin dieser Gesellschaft gewidmet waren, wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Die steinernen Abbilder Arrans blickten von überall her auf ihn herab, umrankt von Blumen und umgeben von bunten Steinen, die die Einwohner vor den Füßen der Statuen ablegten. Glück, Frieden und Harmonie. Den Zusatz Liebe hatte sein Begleiter weggelassen, aber es fiel Kirk nicht schwer, dieses ganz spezielle Wort gedanklich zu ergänzen. So gut wie alles schien sich in dieser Region des Planeten Tobas VI um jenes Gefühl, jenen Zustand, jene Lebensphilosophie zu drehen.

Erst vor Kurzem hatten die Tobani das Reisen mittels Warp entdeckt, und bislang hatten sie kaum Kontakt zur Föderation gehabt. Die einzige Ausnahme war die Besatzung der Fleming gewesen, ein kleines Forschungsschiff, das mehr oder weniger unbeabsichtigt den Erstkontakt zu ihnen geknüpft hatte. Obwohl ein möglicher Beitritt der Tobani zur Föderation noch in weiter Ferne lag, war die Enterprise dazu aufgefordert worden, durch einen weiteren Besuch mehr zum gegenseitigen Verständnis beizutragen und wichtige diplomatische Grundsteine zu legen.

Die Tobani schätzten die Kräfte der romantischen Liebe mehr als alles andere, das war die Kernaussage dessen, was Kirk in den vergangenen beiden Stunden bei seinem Rundgang durch die Hauptstadt des südlichsten Kontinents gelernt hatte. Aufrichtige, tiefe, mächtige Liebe, lebenslange Beziehungen und uneingeschränkte Harmonie – das waren die Eckpfeiler ihrer Gesellschaft.

Je länger er Tunam zuhörte, desto sicherer war Kirk sich, dass ihre Lebensweise den Tobani in der Vergangenheit viel Leid erspart hatte. Zu behaupten, dass er sie vollkommen nachvollzog, wäre allerdings eine Lüge gewesen. Genau darum liebte er es, neue Zivilisationen kennenzulernen: Es gab immer neue Einblicke in bislang Unbekanntes, immer weitere Blicke über den Tellerrand hinaus.

„Arran ist eine der wenigen telepathisch begabten Personen, oder?“, hakte er nach. Die Missionsberichte der Fleming waren in manchen Punkten recht vage gewesen. Wenn Kirk sie richtig verstanden hatte, waren ursprünglich fast alle Tobani Telepathen gewesen, doch inzwischen hatte sich diese Fähigkeit verloren. Die wenigen Personen, die dazu noch in der Lage waren, wurden wie Gottheiten verehrt und nahmen eine wichtige Stellung im öffentlichen Leben der verschiedenen Völker auf Tobas VI ein.

Tunam nickte, sichtlich begeistert über sein Interesse. „Genau richtig. Wissen Sie, wir sind überzeugt, dass zwei Personen füreinander bestimmt sind. Jede Person sollte ihr Leben der Aufgabe widmen, nach der Person zu suchen, für die sie bestimmt ist. Ich weiß nicht, ob das einleuchtend für Sie ist?“

„Auf der Erde sind ähnliche Prinzipien bekannt“, antwortete Kirk, nicht ganz sicher, was sein Gastgeber mit dem Themenwechsel bezweckte. Das Wort „Seelenverwandtschaft“ kam ihm in den Sinn. Er hatte nie gewusst, ob er daran glauben sollte – es erinnerte ihn hauptsächlich an kitschige Wunschvorstellungen und pathetische Liebesbekundungen –, doch das Prinzip und auch die Wünsche dahinter waren ihm vertraut.

„Es freut mich, das zu hören. Jedenfalls, bei uns ist es so: Wenn zwei Personen sich gefunden haben, muss sichergestellt sein, dass es die richtigen Personen sind, und es muss eine offizielle Verbindung geschlossen werden. Nur ein Telepath kann das. Er begutachtet die ... wie soll ich sagen ... die telepathischen Pfade, die immer noch im Geist jeder Person existieren, und entscheidet, ob zwei Personen kompatibel sind.“

Das klang immer mehr nach jenem ominösen Prinzip der Seelenverwandtschaft, und gleichzeitig verlieh es der Philosophie der Tobani eine weitere Ebene, eine, die Kirk bislang nirgendwo angedeutet gefunden hatte. „Und wenn sie das nicht sind?“, hakte er nach, darum bemüht, jede Spur von Kritik aus seiner Stimme zu verbannen.

Tunam führte eine komplizierte Bewegung mit seinen Armen und Schultern durch, die wohl einem Schulterzucken entsprach. „Dann wird das Urteil akzeptiert und die Verbindung ist ungültig. Wahre Harmonie kann nur in einer rechtmäßigen Verbindung erreicht werden. Alles andere ist ... undenkbar. Irrtümer passieren natürlich, aber das kommt selten vor. Immerhin wollen wir alle unser wahres Glück finden, nicht wahr?“

Dem konnte Kirk uneingeschränkt zustimmen, auch wenn er wusste, dass es verschiedene Wege zum wahren Glück gab. Auf der Erde – auf zahlreichen Planten, die er besucht hatte – wäre diese Regelung der Tobani, diese Abhängigkeit einer Beziehung von einer Prüfung durch eine dritte Person, undenkbar gewesen, aber er war nicht hier, um fremde Lebensweisen zu verurteilen. Für die Tobani schien es zu funktionieren, und darauf kam es an.

„Sagen Sie, Captain, haben Sie je geliebt?“, erkundigte sich Tunam unvermittelt und mit einer Eindringlichkeit, die nahelegte, dass von der Antwort mehr abhing, als es den Anschein hatte.

Ein wenig unbehaglich erwiderte Kirk seinen stechenden Blick und verfluchte gleichzeitig die Tatsache, dass die Anatomie ihrer neuesten Bekanntschaften es erschwerte, ihnen irgendwelche Gefühlsregungen vom Gesicht abzulesen. Die Tobani waren humanoide, große, schlanke und in ihrer Beweglichkeit an Echsen erinnernde Wesen mit heller Haut und einem von Flechten überzogenen Körper; diese dienten als ihre natürliche Bekleidung und verdeckten ihre Gesichtszüge so gründlich, dass es Kirk unmöglich war, anhand Tunams Miene herauszufinden, was er dachte.

„Ja“, sagte er vorsichtig. Das war zwar nicht die volle Wahrheit, aber auf keinen Fall eine Lüge, also war es wohl in Ordnung.

Ungefragt schoben sich Bilder von Carol Marcus und Edith Keeler in sein Bewusstsein, gefolgt von den Schatten all jener Frauen, zu denen er sich einmal hingezogen gefühlt hatte und die er am Ende doch nur enttäuscht hatte; und unwillkürlich begann er, sich vor der nächsten Frage zu fürchten. Offenheit hieß das Stichwort, das für Außenmissionen im Allgemeinen und neue Kontakte im Besonderen galt, aber wenn Offenheit bedeutete, dass man dabei in alten, mit Bedacht ignorierten Wunden herumstocherte, neigte Kirk dazu, sämtliche diplomatischen Kenntnisse in den Wind zu schlagen.

„Gut“, entgegnete Tunam. „Gut. Ein Leben ohne Liebe ist ein verlorenes Leben, würden Sie nicht zustimmen?“

„Auf jeden Fall“, bestätigte Kirk, froh darüber, dass sich das Gesprächsthema zumindest vorläufig von ihm und damit aus der Gefahrenzone fortbewegt hatte. Dass seine Definition von Liebe nicht unbedingt mit der der Tobani übereinstimmte, musste sein Gastgeber nicht wissen.

„Sie sagen, Sie sind weit gereist, um uns zu besuchen. Haben Sie auf Ihrem Weg auch Völker entdeckt, die ihr Leben anderen Prinzipien widmen? Ihre Kollegen von dem anderen Schiff haben Andeutungen gemacht. Ich frage aus rein wissenschaftlichem Interesse, versteht sich. Bis vor Kurzem hätten wir nie gedacht, dass man eine Gesellschaft auf etwas anderem als Liebe aufbauen kann, aber Ihr Besuch hat neue Horizonte eröffnet, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

Kirk sah mit einem Lächeln zu seinem Begleiter auf, das sowohl verständnisvoll als auch unbehaglich war, wobei er hoffte, Letzteres gut genug zu verstecken. Er mochte diesen fremdartigen Mann, den er seit kaum drei Stunden kannte, und genau deshalb widerstrebte es ihm, ihn zu desillusionieren, indem er ihm verriet, dass tatsächlich nur wenige Zivilisationen die gleichen Prinzipien wie die Tobani teilten. Sicher, Liebe spielte immer eine Rolle, selbst im feindseligsten Volk; aber es gab andere Motivationen, die, wenn auch nicht unbedingt stärker, doch so viel verheerender und verbreiteter waren. Hass, Selbstsucht, Rache, Neid, Machtgier ...

Erhobene Stimmen ersparten es ihm, sich eine diplomatische Antwort zurechtzulegen. Unwillkürlich spannte Kirk sich an, gedanklich all die verschiedenen Szenerien durchspielend, auf die diese Mission schieflaufen könnte. Wenn zwei verschiedene Zivilisationen aufeinandertrafen, ließen sich Unstimmigkeiten nie ganz ausschließen, auch bei einem so friedlichen Volk wie den Tobani nicht. Seine Aufgabe als Repräsentant der Föderation war es, dafür zu sorgen, dass es bei leicht zu beseitigenden Unstimmigkeiten blieb und nicht etwa zu handfesten Streitigkeiten kam.

„Es überrascht mich, dass offenbar Unstimmigkeiten aufgetreten sind“, sagte Tunam, als hätte er Kirks Gedanken gelesen. Vielleicht waren telepathische Fähigkeiten in den Tobani doch weiter verbreitet, als sie behauptet hatten; vielleicht auch weiter verbreitet, als sie selbst wussten.

Sie erreichten den zentralen Versammlungsplatz, und als sie nahe genug an die dort zusammengeballte Traube an Schaulustigen herangekommen waren, um Einzelheiten auszumachen, bahnte sich ein Seufzen den Weg aus Kirks Kehle in die Freiheit. Die bunten Hemden der Sternenflottenoffiziere, Farbtupfer in einem Meer aus Tobani, beseitigten jegliche Hoffnung darauf, dass seine Männer nicht involviert waren. Im Gegenteil: Je näher Kirk und Tunam sich zum Brennpunkt vorarbeiten, desto deutlicher wurde, dass einige seiner ranghöchsten Offiziere in den Aufruhr verwickelt waren. Ausgerechnet Spock, sonst ein Fels in der Brandung emotionaler Wirrungen, schien das Objekt des allgemeinen Missmuts zu sein, und ausgerechnet McCoy war augenscheinlich damit beschäftigt, ihn zu verteidigen.

„Es ist einfach eine völlig andere Mentalität, aber das heißt noch lange nicht, dass es schlecht ist!“

„Aber er kann nicht einfach behaupten, dass es ihm nichts bedeutet, weil das nicht stimmen kann! Kein Lebewesen überlebt ohne Liebe!“

„Nur weil er vielleicht eine andere Art von Liebe spürt als die, die ihr meint, und weil er andere Arten hat, sie zu zeigen, heißt das nicht, dass er überhaupt keine Liebe empfinden kann!“

„Aber andere Arten von Liebe sind nur ein schwacher Abklatsch, auf Dauer nie genug! Und seine Gefühle zu verleugnen, ist ebenso schlimm, wie überhaupt keine zu haben!“

So rücksichtsvoll und gleichzeitig so entschlossen wie möglich bahnte sich Kirk einen Weg durch die Menge, bis er sich seinen beiden besten Freunden gegenübersah.

„Gibt es ein Problem, Gentlemen?“, fragte er laut genug, um das erregte Stimmengewirr ersterben zu lassen.

Augenblicklich konzentrierte sich jeder Anwesende auf ihn, und das war eine Situation, die Kirk seit jeher vertraut war. Als Captain musste er bereit dazu sein, jederzeit im Rampenlicht zu stehen, von allen Seiten angeblickt und angesprochen zu werden und Ordnung in das Durcheinander an Fragen und Wünschen und Beschwerden zu bringen. Er war derjenige, der vortrat, wenn alle anderen schwiegen, und er stand bis zum Ende für seine Leute ein. Das Amt eines Captains beinhaltete so viel mehr als nur die Weitergabe von Befehlen und Entscheidungen; es bedeutete vor allem, die Mannschaft zusammenzuhalten und zu schützen, ob nun vor äußeren Einflüssen oder vor ihrer eigenen Hitzköpfigkeit.

„Captain!“

Ahnab, Tunams Ehefrau und Arrans Sprecherin, drehte sich mit unergründlicher Miene zu ihm um, und ein weiteres Mal verfluchte Kirk die Tatsache, dass es ihm nicht gelingen wollte, seine neuen Bekannten einzuschätzen.

Die Körperhaltung der Anwesenden verriet auf den ersten Blick keine Feindseligkeit, nur einen ersten Anflug von Unverständnis und, in Spocks Fall, deutliches Unbehagen – aber wer wusste schon, was hinter diesen mit Flechten verdeckten Gesichtern vor sich ging? Die Tobani hatten sich ihnen bisher als friedliches Volk präsentiert, doch im Laufe seiner Karriere hatte Kirk beängstigend oft die Erfahrung gemacht, dass es mit Frieden und Freude recht schnell vorbei war, wenn seit Jahrhunderten vertraute Strukturen plötzlich durch die Ankunft Fremder hinterfragt wurden.

„Ahnab“, grüßte er sie zurück; formale Titel wurden in dieser Gesellschaft nicht benutzt, was er, wenn er ehrlich war, erfrischender fand als das endlose Ja, Sir, Nein, Sir, Ja, Captain. „Was ist los?“

Diesmal war seine Frage konkreter; natürlich gab es ein Problem, und nun galt es, herauszufinden, worin es bestand und wie es sich am besten bekämpfen ließe – und zwar vor dem Bankett am Abend.

Eine Wand aus Tobani beobachtete ihn, hier und da durchsetzt von den Landetruppmitgliedern der Enterprise, und ein losgelöster Teil von ihm nutzte diesen Moment, um ihn daran zu erinnern, dass er völlig unbewaffnet war. Nicht dass die Standardbewaffnung bei einer diplomatischen Mission mit einem friedliebenden Volk notwendig gewesen wäre ... Solange diese Mission sich nicht, wie so manche vor ihr, kurzerhand in einen Albtraum verwandelte.

Es war McCoy, der das unheilvolle Schweigen durchbrach. „Ein Missverständnis, Captain“, sagte er, und nun war Kirk Captain, nicht Jim, und das hätte endgültig ausgereicht, um ihm zu versichern, dass etwas nicht stimmte. „Wir hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit darüber, was, äh, die Bedeutung der Liebe für unsere Leben angeht.“

Mit einem warnenden Blick wies er Spock an, sich ausnahmsweise einmal nicht einzumischen, und natürlich ignorierte Spock den wortlosen Befehl – vielleicht nur, weil es McCoy war, der ihn gegeben hatte, vielleicht auch, weil sein Stolz es ihm noch nie erlaubt hatte, sich in brenzligen Situationen hinter anderen zu verstecken.

„Die Lebenseinstellungen unserer beider Spezies – Vulkanier und Tobani – sind sehr verschieden, Captain“, sagte er so gelassen, als spräche er über die neuesten Erkenntnisse der Quantenforschung und befände sich nicht in einer potentiell brenzligen Situation. Nur die leichte Anspannung in seinen Schultern, die jedem außer Kirk und vielleicht auch McCoy entgangen wäre, verriet, dass er seine Lage als unangenehmer empfand, als er je zugegeben hätte. „Der vulkanische Weg, Emotionen zu unterdrücken und dadurch zu kontrollieren, widerspricht der Lebensphilosophie der Tobani.“

„Scheint, als hätten unsere neuen Freunde ein Problem mit Spocks Verhaltensweise, was das Zeigen jeglicher Regungen angeht“, ergänzte McCoy. Kirk entging nicht, dass er näher bei Spock stand, als strenggenommen nötig gewesen wäre, und ihm entging auch nicht, dass Spock keine Anstalten dazu machte, etwas gegen dieses Eindringen in seine Persönlichkeitssphäre zu unternehmen. „Sie versuchen seit einer halben Stunde, Spock davon zu überzeugen, dass er seine Gefühle zulassen und auch zeigen muss, und Spock erzählt ihnen, dass sich, wie hat er es genannt, derartige Zuschaustellungen nicht für einen Vulkanier gehören. Und dann haben wir noch Probleme damit, romantische Liebe von anderen Arten der Liebe abzugrenzen, was aber vielleicht auch am Universalübersetzer liegt ...“

Innerlich verdrehte Kirk die Augen. Kein Wunder, dass Spock mit seiner zurückhaltenden Art bei den offenen Tobani aneckte, und kein Wunder, dass McCoy in diesem Fall nur bedingt als Mediator geeignet war – er, der aufgrund seiner Vergangenheit ebenfalls nicht das beste Beispiel war, das man anbringen konnte, wenn man über immerwährende Liebe im romantischen Sinn sprach.

Als hätte er seine Gedanken gelesen – was durchaus möglich wäre, so gut, wie sie einander kannten –, fuhr McCoy fort: „Und dann haben sie herausgefunden, dass ich geschieden bin, und na ja, das hat nicht wirklich geholfen.“

„Für uns ist es undenkbar, eine akzeptierte Beziehung zu beenden“, stimmte ihnen ein halb interessiert, halb verärgert lauschender Tobani zu. „Es ist ein Sakrileg, das sich nicht mit unseren Geboten vereinbaren lässt.“

„Aber wenn keine Liebe zwischen beiden Partnern mehr existiert, ist es dann nicht besser, ein Verhältnis zu lösen? Für beide Partner?“

McCoys resignierter Tonfall verriet Kirk, dass sich die Diskussion seit unbestimmter Zeit im Kreis drehte. Und wieder: kein Wunder, dass eine der beiden Parteien früher oder später die Geduld verlor, und kein Wunder, dass die erhitzten Gemüter eine Lösung in noch weitere Ferne schoben.

„Liebe erlischt nicht, außer, es handelt sich nicht um wahre Liebe, sondern um eines der Trugbilder, das Sie für damit gleichgestellt zu halten scheinen. In diesem Fall hätte überhaupt nie eine Verbindung zustande kommen dürfen, denn fälschlicherweise eine Verbindung unter den Namen der Liebe zu stellen, heißt, dass man diese Macht geringschätzt!“, argumentierte ein anderer Tobani, begleitet vom zustimmenden Nicken seiner Kameraden.

„Aber es stimmt ja nicht, dass es nie Liebe zwischen Partnern gab, deren Verbindung letztendlich scheitert. Anfangs war sie sehr wohl vorhanden, nur kann es eben vorkommen, dass sie mit der Zeit erlischt – und dann sollte man eben in der Lage sein, einen Schlussstrich zu ziehen!“

„Aber Liebe erlischt nicht! Das, wovon Sie schon wieder sprechen, ist ein Götzenbild, ein verzerrter, verfälschter Schatten dieser wichtigsten Macht, die uns alle durchfließt und durch die Leben überhaupt erst möglich ist!“

Ja, sie drehten sich im Kreis, und zwar immer schneller. Bevor das Gespräch noch mehr außer Kontrolle gleiten konnte, hob Kirk beide Hände in der beinahe universell anerkannten Geste der Beschwichtigung und trat einen Schritt vor, direkt an Ahnab heran. Sie beide waren die Wortführer ihrer jeweiligen Gruppen und damit fiel ihnen die unliebsame Aufgabe zu, Ordnung zu schaffen.

„Ahnab, ich verstehe euch, und seid versichert: Auch für uns ist die Liebe eine wichtige Macht, vielleicht sogar die wichtigste von allen. Doch dort, wo wir herkommen, gibt es auch noch andere Kräfte, die man berücksichtigen muss und die sich alle gegenseitig beeinflussen; und nur, weil wir anders leben als ihr, heißt das nicht, dass wir nicht in Frieden miteinander auskommen können. Seht euch Mr Spocks Volk an: Frieden gehört zu den Grundprinzipien ihrer Gesellschaft. Könnten sie seit Jahrhunderten in Frieden leben, wenn Liebe für sie nicht auch wichtig wäre? Ist das eine überhaupt ohne das andere möglich? Und ist etwas weniger bedeutend, nur weil man es nicht öffentlich zelebriert?“

McCoy nahm seine Rede mit einem nur für seine Ohren bestimmten Schnauben hin – ja, er wusste, dass er mitunter zu pathetischen Ausschweifungen neigte, danke sehr –, aber auf die Tobani schienen seine Ausführungen Eindruck zu machen. Zumindest hatte niemand ihm die bewusst verwendete persönliche Anrede übelgenommen, und zumindest war eine nachdenkliche Pause an die Stelle der Diskussion getreten.

Ahnabs helle Augen musterten ihn mit einer Gründlichkeit, die er nur von wenigen anderen Spezies kannte, und unwillkürlich richtete er sich ein wenig mehr auf – die Körperhaltung eines Anführers, eines Redners, eines Mannes, der wusste, wie er seine Ziele auf möglichst diplomatische Art erreichte, auch wenn seine Reputation manchmal etwas anderes vermuten ließ.

„Deine Worte enthalten viel Wahres“, sagte Ahnab schließlich. Auch sie ging zur persönlichen Anrede über, was Kirk als gutes Zeichen wertete. „Und ich bin mir bewusst, dass unterschiedliche Kulturen unterschiedliche Dinge wertschätzen. Ihr seid viel herumgekommen, wie ihr uns erzählt habt; für euch ist es leichter, Fremdes so hinzunehmen, wie es ist. Uns fällt das schwerer, denn wir kennen keine andere Lebensweise als die unsere. Eure Denkstrukturen sind uns fremd ... Aber wir werden lernen, sie zu verstehen.“

Man musste keine telepathischen Fähigkeiten besitzen, um zu spüren, wie die Anspannung langsam aus der Menge wich. Geballte Fäuste lösten sich, unbewusst angehaltener Atem wurde ausgestoßen, und mental klopfte Kirk sich selbst auf die Schulter.

„Und wir werden lernen, euch noch besser zu verstehen.“ Das war McCoy, uncharakteristisch entgegenkommend. Kirk schenkte seinem Freund ein ermutigendes Lächeln und bedachte auch Spock, der angesichts der unproblematischen Lösung ihres kleinen Konflikts so erleichtert wirkte, wie es Vulkaniern nur gelang, mit einem vielsagenden Blick, bevor er sich erneut an Ahnab wandte.

„Wie wir schon erklärt haben, ist unsere Mission friedlich, und wir freuen uns, freundschaftliche Beziehungen mit allen Völkern, die wir besuchen, aufbauen zu können. Aus solchen Beziehungen lernen wir meistens ebenso viel, wie es andere über uns tun.“

Ahnab machte eine Geste der Zustimmung, doch aus den Augenwinkeln bemerkte Kirk, dass dies nicht überall wiederholt wurde. Auch wenn niemand Spuren offener Feindseligkeit zeigte, machten subtile Details in der Körperhaltung mancher Anwesender deutlich, dass Kirks improvisierte Rede offenbar doch nicht so erfolgreich gewesen war wie erhofft. Die ersten Funken hatte er damit erfolgreich erstickt, doch hinter der Maske aus Diplomatie glomm noch immer eine seit Jahrtausenden existierende Glut; und als Captain war es seine Aufgabe, diese Glut auf einem ungefährlichen Niveau zu halten, oder sie könnte sich zu einem Stolperstein in der künftigen Beziehung zwischen Tobas VI und der Föderation entwickeln.

Kirk setzte sein gewinnendstes Lächeln auf – das Lächeln, das laut McCoy sogar den streitlustigsten Botschafter zur Räson bringen konnte. „Ich schlage vor, wir setzten unseren Rundgang durch die Stadt fort. Ich habe noch nicht alle interessanten Plätze gesehen und es gibt sicher noch mehr zu entdecken. Dabei könnten wir uns noch ein wenig ausführlicher über die Unterschiede zwischen unseren Kulturen unterhalten. Meine Offiziere würden sich die übrigen Denkmäler sicherlich auch gerne ansehen, nicht wahr?“

Darauf gab es nur eine richtige Antwort, und gehorsam nickten die Mitglieder des Landetrupps. Auch der Großteil der Tobani machte Gesten der Zustimmung, und es fand sich eine junge Frau, deren Neugierde ihre Skepsis überstieg und die sich anbot, die Führung für Spock und McCoy zu übernehmen. Kirk nickte ihr dankbar zu, warf McCoy einen Blick zu, der Benimm dich kommunizierte, ignorierte McCoys Augenverdrehen und wandte sich wieder Tunam zu. „Dieses Gebäude dort hinten, das hast du mir noch nicht gezeigt. Was ist das?“

„Ah, ja, das ist unser Gebäude der Inneren Einkehr. Dort ziehen wir uns zurück, um Kraft aus den Strömungen unserer positiven Emotionen zu ziehen und um auf die Stimmen unserer Götter zu lauschen. Auch wichtige Termine werden oft darin wahrgenommen – das Bankett später zum Beispiel. Ihr lernt das Gebäude dann noch besser kennen, aber wir können gerne jetzt schon näher herangehen, dann sieht man die Ornamente der Fassade besser. Sie stammen aus dem neunten Jahrhundert nach der letzten Periode der Uneinigkeit und wurden von einem meiner Vorfahren angefertigt ...“

Mit einem geduldigen Lächeln, halb resigniert und halb belustigt angesichts Tunams Begeisterung, bezog Kirk erneut Position neben seinem Fremdenführer und stellte sich auf einen langen Abend ein.


~°~


„Das lief ja großartig.“

„Sie beweisen wieder einmal ein immenses Talent zu prägnanten Zusammenfassungen.“

Vertraute Sticheleien waren genau das, was Spock nun brauchte. Natürlich stand er als Vulkanier weit über Gefühlen wie Anspannung oder Resignation, doch er konnte nicht leugnen, dass es ihn selbst jetzt noch, nach all den Jahren, ermüdete, sich Fremden gegenüber für seine Lebensphilosophie rechtfertigen zu müssen. Oft genug war es sogar McCoy, dem gegenüber er sich rechtfertigen musste, aber in vielerlei Hinsicht war das etwas anderes als die vorherige Situation mit den Tobani. Bei McCoy wusste man meistens, woran man war, und man konnte über ihn behaupten, was man wollte – er war der Erste gewesen, der Spock verteidigt hatte.

Sie hatten ihre Tour durch die Hauptstadt ohne weitere Zwischenfälle beendet und warteten vor dem Gebäude der Inneren Einkehr, in dem das gemeinsame Abendessen mit den wichtigsten Vertretern der Tobani stattfinden sollte. Ihre Begleiterin war vor wenigen Minuten darin verschwunden, um, wie sie behauptete, letzte Vorkehrungen zu treffen. Spock und McCoy blieben alleine zurück und hatten dadurch die Gelegenheit, einen farbenfrohen Sonnenuntergang zu bewundern (in McCoys Fall) beziehungsweise zur Kenntnis zu nehmen (in Spocks Fall).

Der Sonnenuntergang beschlagnahmte McCoys Aufmerksamkeit nicht lange. Mit einem Seufzen, das Spock sich nicht erklären konnte, wandte er sich ihm zu. „So interessant ich es hier finde, ich bin doch froh, wenn wir hier wegkommen. Das alles erinnert mich so unangenehm an Gespräche mit meiner Ex-Schwiegermutter.“

Spock hob eine Augenbraue. Wieso eine diplomatische Mission auf einem derart friedlichen Planeten Erinnerungen an McCoys ehemalige Familienmitglieder wachrief, erschloss sich ihm nicht.

McCoy verzog das Gesicht. „Ich kann die Lebensprinzipien der Tobani ja nachvollziehen, zumindest eher als zum Beispiel die der Klingonen. Und ich glaub ihnen auch, dass sie versuchen, uns mit Offenheit zu begegnen ... Es ist nur so, dass ich ein Problem mit Leuten hab, die ihre Ansichten als die einzig richtigen verkaufen wollen. Beziehungsweise Leuten, die nicht einsehen wollen, dass ihre Lebensart nicht unbedingt die beste für andere ist. Und ja, Spock, ich bin mir durchaus der Ironie darüber bewusst, dass ausgerechnet ich das zu Ihnen sage. Wollen Sie eine Entschuldigung?“

Das war ungefähr das Letzte, womit Spock gerechnet hatte, doch jahrelange Erfahrung mit diesem herausforderndsten aller Menschen half ihm dabei, seine Verwirrung zu verbergen. „Nicht nötig, Doktor.“ Und es war nicht nötig. Spock war durchaus in der Lage, zwischen McCoys nie ganz ernstgemeinten Bemerkungen und der von ihm angesprochenen gefährlichen Engstirnigkeit zu unterscheiden.

„Jedenfalls ist romantische Liebe ja schön und gut, und ich rede hier nicht nur von den Tobani“, fuhr McCoy fort, einen Schritt zur Seite tretend, um Platz für einen vorbeieilenden Tobani zu machen. „Aber ... was ist mit Leuten, die aromantisch sind? Sind die etwa weniger wert, oder müssen bedauert werden?“

Er sah Spock an, als erwartete er tatsächlich eine Antwort auf diese offensichtlich rhetorische Frage. Spock wählte seine Worte mit Bedacht. „Ich glaube, das muss ich Ihnen nicht beantworten, Doktor. Allerdings scheinen die Tobani tatsächlich einen beträchtlichen Wert auf diese Art der Liebe zu legen.“

„Oh, aber das meine ich doch: Es ist ja nicht nur hier so“, sagte McCoy überraschend ernst. „Sie müssen gar nicht so weit gehen. Ich weiß nicht, wie es auf Vulkan ist, aber auch auf der Erde werden Sie jede Menge Leute treffen, die Ihnen erzählen, dass ein Leben ohne romantische Liebe eine Verschwendung ist.“

Unlogische Menschen. Manchmal fragte sich Spock, ob er sie je ganz verstünde – und ob er, wenn er es nicht täte, auf ewig dazu verdammt wäre, ein Außenseiter zu sein, weil er auf mehr als eine Art nicht zu ihnen gehörte. Natürlich waren derartige Überlegungen unlogisch, aber ebenso unlogisch wäre es gewesen, sich nicht mit ihnen zu beschäftigen.

Er antwortete nicht sofort, aber McCoys unerwartet ruhige Offenheit brachte ihn letztlich dazu, einen weiteren kleinen Teil seiner Kultur zu teilen. „Vulkanier verstehen den Stellenwert romantischer Liebe sehr wohl. Allerdings akzeptieren wir alle Ansichten und Lebensweisen, solange sie keinen Dritten schaden.“

Am anderen Ende des Platzes tauchte eine Schar Offiziere auf, unter ihnen Captain Kirk, irgendwo in der Ferne ertönte ein Gong, die Türen des Gebäudes öffneten sich und eine Gruppe Tobani in festlicher Aufmachung trat hervor. Die Wartezeit hatte ein Ende und Spock ertappte sich bei der Erkenntnis, dass er das fast bereute.

McCoy schenkte ihm ein schiefes Grinsen. „Ich schlage vor, darauf können wir heute Abend anstoßen, was?“


~°~


Spock kam nicht dazu, McCoys Wunsch auf einen gemeinsamen Konsum von Alkohol nachzukommen. Bevor er das Gebäude der Inneren Einkehr betreten konnte, piepste sein Kommunikator. Am anderen Ende des Kanals war eine abgehetzte Christine Chapel, die ihm mitteilte, dass es Probleme bei einem seiner Projekte in Biolabor 3 gegeben hatte. Fähnrich Leifsson hatte sich bei der Zusammenführung zweier Chemikalien verschätzt und dadurch eine Kettenreaktion ausgelöst, die zur Folge hatte, dass das gesamte Labor nun abgeriegelt war und alle Personen, die sich zum Zeitpunkt des Unfalls darin befunden hatten, vorsorglich vom Dienst entbunden worden waren. Fähnrich Leifsson selbst war einer nicht unerheblichen Menge giftiger Dämpfe ausgesetzt gewesen und wurde in der Krankenstation behandelt.

„Es besteht keine Gefahr für ihn“, versicherte Chapel. „Er hat nur ein paar unangenehme Tage vor sich.“

„Verstanden, Schwester. Danke für die Informationen.“

Spock klappte den Kommunikator zu und hatte sich noch nicht einmal vollständig zu Kirk umgewandt, als dieser ihm flüchtig die Hand auf die Schulter legte – eine typische Geste menschlicher Zuneigung, die Spock inzwischen zu tolerieren, wenn nicht sogar zu schätzen gelernt hatte. „Na los, gehen Sie schon. Ich weiß doch, dass Sie darauf brennen, im Labor und bei Ihren Leuten nach dem Rechten zu sehen.“

Als darauf brennen hätte Spock es nicht bezeichnet, aber nun war nicht der richtige Zeitpunkt, um über linguistische Feinheiten zu debattieren. Dankbar nickte er. Natürlich wäre es bedauerlich, das Bankett zu verpassen, doch er hegte den Verdacht, dass ihre Gastgeber sich auch ohne seine Anwesenheit einen angenehmen Abend machen würden.

„Soll ich auch gehen?“, fragte McCoy.

„Dürfte nicht nötig sein. Dein Team hat ja alles gut unter Kontrolle. Außerdem hätte ich gerne jemanden vom medizinischen Personal hier, falls hier irgendwas passieren sollte.“

„Du meinst, falls du mal wieder eine völlig neuartige allergische Reaktion entwickelst.“

„Zum Beispiel.“

Spock verfolgte den kurzen Austausch mit einem gewissen Amüsement. Doch, Captain Kirk und Doktor McCoy würden sich auf jeden Fall einen angenehmen Abend machen. Nach der Versicherung, Kirk sofort persönlich zu kontaktieren, sollte dessen Anwesenheit auf der Enterprise benötigt werden, bereitete er sich für den Transport vor und drehte dem Gebäude der Inneren Einkehr den Rücken zu. Er konnte nicht behaupten, darüber übermäßig betrübt zu sein.


~°~


Für eine nahezu-Gottheit zeigte sich Arran überraschend zugänglich. Kirk kam nicht dazu, sich persönlich mit ihr zu unterhalten, weil sie abgeschirmt auf einem erhöhten Podest saß, aber sie begrüßte alle Anwesenden mit höflichen Gesten und einer respektvollen, sogar humorvollen Rede. Nach der Erfahrung mit „Apollo“ war Kirk für jede Gottheit dankbar, die ihn und seine Leute nicht umbringen wollte, und außerdem war das Essen gut, also konnte er sich nicht beschweren.

Anstatt des üblichen kleinen Teams hatte Kirk die Erlaubnis erhalten, gut fünfzig Personen, darunter ein Großteil der Alphacrew, für einen kurzen Landeurlaub herunterzubeamen, was er dankend angenommen hatte. Seine Leute hatten ein wenig Abwechslung verdient und die Tobani erwiesen sich als exzellente Gastgeber. Überall hatten sich kleine Grüppchen aus Tobani und Offizieren der Sternenflotte gebildet, und soweit Kirk das beurteilen konnte, zeigten sich nirgendwo Anzeichen von Unstimmigkeiten, im Gegenteil – aus allen Richtungen erklangen Gelächter und angeregte Diskussionen.

„Okay, ich revidiere meine vorherige Aussage“, sagte McCoy neben ihm. Auf Kirks fragenden Blick hin machte er eine wegwerfende Handbewegung. „Ich hab vorhin zu Spock gesagt, dass ich froh wäre, schnell hier wegzukommen. Das war vielleicht etwas übereifrig gesprochen.“

Kirk lächelte nur. Wie schnell ein gutes Fest dafür sorgen konnte, dass Meinungen umschwenkten ... Sein Amüsement verpuffte, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, wie Ahnab erst eindringlich mit Tunam sprach und dann zu Arrans Podest hinüberging. Tunam wirkte nicht glücklich über den Austausch, machte jedoch keine Anstalten, ihr zu folgen; stattdessen ließ er sich von einem leicht angeheiterten Scotty in ein Gespräch verwickeln, das sich, wie Kirk inständig hoffte, nicht um Scottys einzig wahre Liebe drehte. Er bezweifelte, dass die Tobani Scottys Faszination für ein Raumschiff nachvollziehen konnten.

Auf dem Podest steckten Ahnab und Arran die Köpfe zusammen. Die zierliche, schon ältere Arran, als Einzige der Tobani in farbenfrohe Gewänder gehüllt, hörte Ahnab aufmerksam zu, dann sah sie in Kirks Richtung. Auf die Entfernung war es schwer, festzustellen, worum genau es ging, aber wäre Arran menschlich gewesen, hätte sie die Stirn gerunzelt, dachte Kirk. Er bemühte sich einmal mehr um sein einnehmendstes Lächeln und sie sah wieder fort.

Sah sie danach öfter als zuvor zu ihm? Er war sich nicht sicher, wollte nicht paranoid wirken, hatte aber früh gelernt, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen. Und sein Bauchgefühl ... sein Bauchgefühl vollführte eine Pirouette und brachte ihn dazu, sich einen weiteren Becher des süßen, alkoholischen Getränks zu nehmen, das auf Tobas VI zu festlichen Anlässen serviert wurde. Der kurze Funke des Unwohlseins erlosch.


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