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Die Ausdehnung

von Olli

Kapitel 3

Die Entscheidung

Pünktlich um 0530 Uhr ertönte das Wecksignal. T'Pol schlug die Augen auf und schwang die Beine aus dem Bett, ihr erster Blick fiel auf ihren Schreibtisch. Der Aufnäher lag noch immer an derselben Stelle, an der der Captain ihn gestern hingelegt hatte, es war also kein Traum gewesen. Was sollte sie tun, fragte sich die Vulkanierin, sie wusste es immer noch nicht.

Nach der Morgentoilette trat T'Pol in ihrer üblichen Unterwäsche vor den Kleiderschrank und wollte automatisch nach ihrer Uniform greifen, dann zögerte sie. Sie hatte sich entschieden an Bord zu bleiben und dafür die Quittung bekommen, wie die Menschen sagen. Sie war kein Offizier mehr. Sie griff an eine andere Stelle des Kleiderschranks.

Die Vulkanierin verließ ihr Quartier und machte sich auf den Weg zur Messe um zu frühstücken, bevor sie ihren Dienst auf der Brücke antrat. Sie stand noch immer auf dem Dienstplan und bis jetzt hatte sie niemand darüber informiert, dass der Plan geändert worden war. Als T'Pol um eine Ecke bog, begegneten ihr zwei Crewman. Mit dem üblichen Nicken und einem „Ma’am!“, nahmen die beiden sie zur Kenntnis. T'Pol erwiderte automatisch „Crewman.“ Als sie an den Männern vorbei war, konnte sie aufgrund ihres vulkanischen Gehöhrs genau verfolgen was sie sagten.

„Hast du das gesehen!“

„Ja, Mann.“

„Wohah!“

T'Pol trat in den Turbolift, wandte sich um und sah die beiden Crewman immer noch am Ende des Ganges stehen. Als sie ihren Blick auf die Männer richtete, verschwanden sie schnell um die Ecke. Auf dem restlichen Weg zur Messe nahm sie bei allen Crewmitgliedern denen sie begegnete eine ähnliche Reaktion wahr.

Als sie den Speisesaal betrat, verstummten fast augenblicklich alle Gespräche und die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich auf sie. Die Vulkanierin trug einen eng anliegenden körperbetonenden roten Einteiler mit einem breiten V-förmigen Ausschnitt fast bis zum Brustansatz. Gürtel, Schultern und Kragen waren farblich abgesetzt. Noch nie hatte man die Vulkanierin in etwas anderem als ihrer üblichen braunen Uniform gesehen und noch nie hatte sie soviel Haut gezeigt. Nicht nur die männlichen Crewmitglieder starrten sie an, auch die weiblichen konnten den Blick kaum abwenden. T'Pol ignorierte die Blicke und trat an die Essensausgabe, sie entnahm dem Automaten ihr übliches Frühstück, holte sich aus dem Getränkespender eine Tasse grünen Tee und nahm an einem freien Tisch Platz. Nach wie vor wurde sie von allen angestarrt, schließlich wandte sie sich einem Crewmann am Nebentisch zu, der den Blick nicht abwenden konnte.

„Kann ich etwas für Sie tun, Crewman Mitchell?“

„Äh, Ma’am, ahm… ich meine nein, Ma’am.“

„Dann sollten Sie ihre Mahlzeit beenden und sich zum Dienst begeben.“

„Ja, Ma’am.“ Mitchell wurde rot, wandte sich ab und schien die Eier mit Speck auf seinem Teller mit einem Mal äußerst faszinierend zu finden. Auch alle anderen in der Messe wandten endlich den Blick ab und T'Pol konnte in Ruhe frühstücken. Als sie fertig war, stand sie auf und brachte ihr Tablett zur Geschirrrückgabe. Sie war noch nicht ganz zur Tür hinaus als hinter ihr hektisches Gemurmel einsetzte.

Sie betrat erneut den Turbolift und fuhr zur Brücke hinauf. T’Pol war wie üblich fünf Minuten zu früh und die Nachtwache hatte noch Dienst. Lieutenant Reed führte das Kommando und die Stationen waren mit anderen Offizieren oder Crewman besetzt. Auch hier erntete T'Pol die gleiche Reaktion, alle Blicke wandten sich ihr zu und alle starrten sie an.

T'Pol trat vor Reed. „Lieutenant, ich bitte um Erlaubnis die Wissenschaftsstation übernehmen zu dürfen.“

„Ma’am, Sie müssen nicht darum bitten. Die Station gehört Ihnen.“

„Doch Lieutenant, ab heute muss ich darum bitten. So verlangen es die Vorschriften für Zivilisten an Bord von Sternenflottenschiffen.“

„Dann übernehmen Sie die Station.“

T'Pol trat an die Station, der Ensign, der bis jetzt dort Dienst getan hatte, stand auf, nickte kurz und sagte „Ma’am“, dann verschwand er im Turbolift, nicht ohne noch einen letzten Blick auf die Vulkanierin geworfen zu haben. Die konzentrierte sich voll und ganz auf ihre Instrumente und überprüfte die während der Nacht aufgezeichneten Daten. Es gab nichts Besonderes zu berichten.

Die Tür im hinteren Bereich der Brücke öffnete sich und der Captain erschien um Reed abzulösen. Die Tür des Lifts öffnete sich wieder zischend und heraus traten Ensign Mayweather und zwei weitere Offiziere, die die taktische und die technische Station übernahmen. Gerade als Reed verschwunden war, öffneten sich die Turbolifttüren erneut und Ensign Sato trat heraus. Sie wandte sich vom Turbolift nach links zu ihrer Kom-Station und konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Von den anderen hatte bis jetzt keiner T’Pols neues Outfit bemerkt, da sie von ihrer Konsole fast ganz verdeckt war. Sato aber musste hinter der Wissenschaftsstation vorbeigehen, um zu ihrer eigenen Station zu gelangen.

„Guten Morgen T'Pol, das neue Outfit steht Ihnen gut“, sagte sie und lenkte damit die Aufmerksamkeit der anderen auf die Vulkanierin.

„Ensign Sato.“ Wieder einmal stand die Vulkanierin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sie blieb sitzen und nutzte die Konsole vor sich quasi als Schutzschild. Sie war in der Tat nicht mehr verpflichtet die Uniform zu tragen, allerdings hatte sie nicht voraussehen können, wie die Crew auf ihr neues Aussehen reagieren würde, obwohl sie davon ausgegangen war, dass die Abweichung von der Routine auffallen würde. „Captain, ich habe entschieden, dass es nicht angebracht ist, weiterhin die vulkanische Uniform zu tragen. Ich hoffe Sie haben keine Einwände gegen mein neues >Outfitvulkanischen Wachhund< los zu sein. „Ensign, warum verhält sich die Crew immer noch so, als ob ich der Erste Offizier wäre. Jeder muss doch mittlerweile wissen, dass ich meines Postens enthoben worden bin.“

„Weil die Crew Sie respektiert“, erwiderte Sato und verstummte dann.

T'Pol wartete darauf, dass die andere Frau weiter sprach aber die blieb still.

„Weil die Crew mich respektiert? Das ist die ganze Antwort?“

„Ja, das ist die ganze Antwort. Sie werden respektiert, so einfach ist das.“

Auf dem weiteren Weg zur Messe schwiegen die beiden Frauen. Darüber musste die Vulkanierin erst einmal nachdenken. Sie war bis gestern der Erste Offizier gewesen, dass sie respektiert oder vielleicht auch nur toleriert worden war, hing doch mit ihrem Rang zusammen - oder nicht? Zugegeben, in den letzten Monaten hatte sich das Verhalten der Crew ihr gegenüber geändert, die Leute waren… aufgeschlossener… rücksichtsvoller, wenn es um vulkanische Gebräuche oder Verhaltensweisen ging. T'Pol war davon ausgegangen, dass man sich an sie gewöhnt hatte und dass es sich niemand mit dem Ersten Offizier verderben wollte. T'Pol musste sich selbst aber auch eingestehen, dass sie sich ebenfalls verändert hatte, sie schien in den letzten Monaten immer öfter Entscheidungen zu treffen, die nicht logisch begründet waren und doch… richtig zu sein schienen. Wie nannten die Menschen das… nach Gefühl handeln? Aus dem Bauch heraus entscheiden? Nein, so etwas tat sie nicht! Ihre Entscheidungen waren wohl durchdacht und logisch begründet. So wie ihre Entscheidung an Bord zu bleiben…? Warum nur war es ihr so wichtig, auf der ENTERPRISE bleiben zu können?

In der Messe bedienten sich T'Pol und der Ensign und nahmen dann gemeinsam an einem Tisch Platz. Sie aßen schweigen. T'Pol war noch immer in Gedanken versunken, sie bemerkte aber dennoch, dass die Crew ihr nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte als üblich. Die Menschen hatten sich sehr schnell an die neuen Umstände angepasst. Nur von einem Tisch in der Ecke des Raumes kamen immer wieder neugierige Blicke, dort saßen einige Soldaten und Soldatinnen aus Major Hayes Spezialeinheit, die wie üblich unter sich blieben.

Als Sato und T'Pol ihre Mahlzeit beendet hatten, trat ein Crewman an der Tisch heran.

„Ma’am. Ensign.“

Da seine Aufmerksamkeit auf T'Pol gerichtet war, ergriff diese das Wort. „Crewman Harris, was kann ich für Sie tun?“

„Ma’am, der Koch bittet Sie, in die Kombüse zu kommen. Er hat ein neues vulkanisches Rezept ausprobiert und möchte gern Ihre Meinung dazu hören, bevor er es auf den Speiseplan setzt.“

„Ich komme in ein paar Minuten.“

„Ja, Ma’am.“ Harris blieb wo er war.

„Gibt es noch etwas“, fragte T'Pol.

Harris wirkte verlegen und die Vulkanierin bemerkte, dass sich die Aufmerksamkeit aller im Raum wieder ihr zugewandt hatte. Es herrschte mit einem Male Totenstille.

Harris räusperte sich, strafte die Schultern und nahm Haltung an. „Ma’am, ich spreche im Namen der gesamten Crew. Wir möchten, dass Sie wissen, dass wir die Entscheidung des vulkanischen Oberkommandos für falsch halten. Wir sind froh darüber, dass Sie bei uns geblieben sind.“

T’Pols Augenbraue zuckte nach oben. Sie sah Harris einen Augenblick lang an, dann ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen. Alle Crewmitglieder im Raum sahen sie an und alle nickten kurz als sich ihre Blicke kreuzten.

Ensign Sato beugte sich über den Tisch, sah die Vulkanierin an und flüsterte „Respekt.“

T'Pol wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Crewman Harris zu, der noch immer in Habachtstellung vor dem Tisch stand. Sie sprach laut genug, damit jeder in der Messe sie hören konnte. „Zunächst einmal brauchen Sie keine Haltung anzunehmen, wenn Sie mit mir sprechen. Das ist jetzt nicht mehr notwendig. Zum anderen schien es mir einfach nicht richtig zu sein, die Crew und das Schiff… wie sagen Sie doch, >im Stich zu lassenStehen sie bequem< bezeichnen.

„Ich war bereit mein Offizierspatent freiwillig niederzulegen. Ich ging davon aus, dass es eine Anhörung geben würde und ein solch radikaler Schritt vielleicht sogar vermeidbar wäre. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das Oberkommando so schnell zu einer Entscheidung kommen würde ohne mir die Gelegenheit zu geben mich zu rechtfertigen.“

Sie wandte den Blick von Harris ab und ließ ihn nochmals durch den Raum schweifen, dabei stellte sie für einen Sekundenbruchteil mit jedem Crewmitglied Augenkontakt her. Dann konzentrierte sie sich wieder auf Harris.

„Ich danke Ihnen für ihre Worte. Ich weiß jetzt, dass meine Entscheidung an Bord zu bleiben richtig war.“

Harris ging erneut in die vorschriftsmäßige Habachtstellung. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht war allerdings völlig unvorschriftsmäßig. „Ja, Ma’am.“ Er wandte er sich an Ensign Sato „Ma’am“, legte eine perfekte Kehrtwende hin und ging zu seinem Platz zurück. Langsam setzten die Unterhaltungen im Raum wieder ein und der Geräuschpegel normalisierte sich.

„Ich denke, Sie sollten jetzt in die Kombüse gehen und das neue Gericht probieren. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als einen verärgerten Koch. Das wäre katastrophal für die Moral, wir könnten es gar mit einer Meuterei zu tun bekommen. Die Mannschaft könnte Sie zwingen sich beim Koch zu entschuldigen.“ Auf Ensign Satos Gesicht zeichnete sich ein breites Grinsen ab, als sie ihre Erklärung abgab.

T'Pol wandte ihren Blick dem Ensign zu. „Ja, in der Tat.“

Nun war es an Sato eine Augenbraue hochzuziehen, bei weitem nicht so gekonnt, wie es die Vulkanierin tat aber deutlich genug. „Ein Anflug von Humor, T'Pol? Ich glaube Sie waren vielleicht doch zu lange in der Gesellschaft von uns Menschen.“

Die Vulkanierin beugte sich nun ihrerseits über den Tisch und erklärte streng „Ensign Sato, es gibt keinen Grund beleidigend zu werden.“

Gerade als Sato entsetzt um Verzeihung bitten wollte, bemerkte sie in T’Pols Augen ein kurzes aufblitzen. Jemand, der die Vulkanierin nicht so gut kannte wie sie, hätte es leicht übersehen können aber Sato wusste es zu interpretieren. Sie hatte lange gebraucht um den unterschwelligen Humor der Frau zu erkennen. Ein erleichtertes Lächeln umspielte ihre Lippen als sie aufstand und T'Pol zur Geschirrrückgabe folgte.

Ensign Sato verließ die Messe um sich zu ihrem Quartier zu begeben, T'Pol ging durch den Raum zurück zum Durchgang zur Kombüse.

Als sie den wahrscheinlich wichtigsten Raum des Schiffes betrat, standen der Chef und zwei Köche vor dem Herd und diskutierten lauthals über das Für und Wider von Basilikum in vulkanischer Plomeksuppe, wobei jeder versuchte, seinem Standpunkt durch möglichst energisches herumfuchteln mit den Armen das nötige Gewicht zu verleihen. T'Pol trat leise hinter die streitenden Männer und wartete darauf, dass man ihr Aufmerksamkeit schenken würde. Die zwei Köche hatten sich offensichtlich gegen ihren Chef zusammengetan, weshalb sich der Einzelkämpfer durch ganz besonders energisches herumfuchteln durchzusetzen versuchte und T’Pol fast eine Ohrfeige versetzt hätte. Sie entschloss sich, die Initiative zu ergreifen und räusperte sich laut.

Der Effekt hätte nicht beeindruckender sein können. Alle drei Männer machten einen Satz und sahen sich erschrocken um.

„Gott! Ma’am, Sie hätten mir fast einen Herzinfarkt beschert!“

„Wäre Ihr Kreislaufsystem so anfällig, würden Sie wohl kaum an Bord der ENTERPRISE Dienst tun. Sie haben ein neues Rezept ausprobiert?“

„Oh. Ja, Ma’am. Wenn Sie mir folgen möchten.“ Der Chef führte sie zu einer Vorrichtung zum schonenden Warmhalten von Speisen und hob den Deckel von einem Topf. Sofort stieg T'Pol ein vertrauter Duft in die Nase.

„Das ist…“

„Ganz genau“, erwiderte der Koch, froh darüber, dass die Vulkanierin zumindest den Geruch erkannt hatte.

T'Pol nahm einen Löffel und taucht ihn in die zähflüssige gelblichbraune Masse. Sie führte ihn zum Mund und probierte vorsichtig ein wenig. Sie konnte ihr Erstaunen kaum verbergen. Eine Augenbraue schoss deutlich in die Höhe. „Es schmeckt genau richtig! Wie haben Sie das geschafft? Ich weiß, dass wir nicht alle Zutaten dafür an Bord haben.“

Der Chef grinste breit. „Das ist Betriebsgeheimnis aber Sie können sicher sein, dass es nicht leicht war. Ich kann es also auf den Speiseplan setzten?“

„In der Tat, das können Sie.“

„Sehr gerne, Ma’am.“

T'Pol wandte sich ab, um die Küche zu verlassen, dabei nickten ihr die beiden anderen Männer zu und ließen das obligatorische „Ma’am.“ hören. Die Vulkanierin reagierte automatisch mit einem „Crewman“ und nickte zurück.

Am Ausgang der Kombüse blieb T'Pol nochmals stehen und drehte sich um. „Ich würde sehr gerne einmal Ihre Plomeksuppe mit Basilikum probieren.“

„Ja, Ma’am. Ich informiere Sie, wenn ich es ausgetüftelt habe.“

Mit einem letzten Nicken verschwand die Vulkanierin durch die Tür in den kurzen Verbindungsgang zur Messe. Ihr vulkanisches Gehör erlaubte ihr, den Wortwechsel in der Kombüse weiterzuverfolgen.

„Na, was hab ich euch gesagt“, ertönte die triumphierende Stimme des Chefs.

„Also wirklich! Plomeksuppe mit Basilikum, das geht doch nicht…“

„Ich meine auch…“

„Ihr beide haltet jetzt die Klappe! Hier bin immer noch ich der Chef!! Wir machen jetzt Plomeksuppe mit Basilikum und damit Basta!! Das war ein Befehl!“

Wäre T'Pol ein Mensch gewesen, hätte man ihre Stimmung als amüsiert beschreiben können. In der Tat, dachte sie, der Koch ist wahrscheinlich die wichtigste Person auf dem Schiff.

Ihr vulkanisches Gehör erlaubte es T'Pol aber auch etwas anderes zu hören. In der Messe meldete sich einer von Major Hayes Soldaten zu Wort. „Warum veranstaltet ihr eigentlich wegen der Vulkanierin so ein Theater?“

Wie angewurzelt blieb T'Pol stehen, sie befand sich immer noch in dem Gang und in der Messe wusste niemand, dass sie da war. Dort hatte sich binnen Sekunden Totenstille ausgebreitet. Schließlich sagte jemand etwas, es war Crewman Harris.

„Wir veranstalten wegen der Vulkanierin so ein Theater, weil uns etwas an ihr liegt.“

T'Pol stand stocksteif da. Was geht da bloß vor, dachte sie.

Harris sprach weiter. Er schien nicht auf eine Konfrontation mit den Soldaten aus zu sein, sondern sprach in ruhigem Tonfall. „Als ich vor zwei Jahren an Bord der ENTERPRISE kam, dachte ich ganz ähnlich als ich hörte, dass wir einen vulkanischen Ersten Offizier bekommen. Ich dachte, wir kommen auf unserer ersten Tour höchsten bis zum Pluto und dann würde der Kerl irgendeinen Grund finden die Mission abzublasen. Da hab’ ich mich getäuscht.“

T'Pol nahm zustimmendes Gemurmel wahr.

„In den letzten zwei Jahren haben wir eine ganze Menge zusammen erlebt. Der Commander hat sich unsere Anerkennung, unseren Respekt und unsere Loyalität verdient. Genauso haben wir uns ihren Respekt und ihre Loyalität verdient. Sie ist ein kompetenter Offizier und weiß was sie tut. Wenn der Captain nicht an Bord ist, führt sie das Kommando und sie hat das Wohl der Crew, des Schiffes und die Mission immer zuerst bedacht und nicht irgendwelche politischen Interessen, die ein Schreibstubenhengst auf Vulkan oder der Erde vertrat.“

„Ja Mann! Ganz richtig…“ Jetzt setzte ein wildes Durcheinander ein. „…weißt du noch damals…“, „…sie hat…“, „…wir würden jederzeit…“, „…sie hat’s drauf, Mann…“, trotz ihres hervorragenden Gehöhrs bekam T'Pol nicht alles mit. Die Leute sprachen einfach zu schnell und zu wild durcheinander.

„Ja, genau das ist es. Sie hat’s drauf!“ Harris hatte wieder das Wort ergriffen. „Dass sie von ihren eigen Leuten gefeuert wurde, is’ ne’ himmelschreiende Ungerechtigkeit. Aber dass sie es riskiert hat, zeigt ganz deutlich ihre Loyalität uns gegenüber. Sie gehört zur Crew der ENTERPRISE. T'Pol ist eine von uns.“

Wieder gab es laute Zustimmung in der Messe. >SIE IST EINE VON UNS< hämmerte es in T'Pols Schädel, >SIE IST EINE VON UNSSIE IST EINE VON UNS< Crewman Harris war der Wortführer, kein Offizier, nicht mal ein Unteroffizier, ein einfacher Crewman mit dem sie während der ganzen Zeit an Bord der ENTERPRISE nur ein paar Sätze gewechselt hatte und der nur ein einziges Mal zu einem von ihr geführten Außenteam gehört hatte. >SIE IST EINE VON UNS< Warum hatte er das getan, warum hatten SIE das getan? >SIE IST EINE VON UNS<

T'Pol blickte auf und bemerkte, dass sie vor der Tür zu ihrem Quartier stand. Sie wusste nicht wie sie hierher gekommen war. Sie trat ein und setzte sich an ihren Schreibtisch, das Sternenflottenabzeichen, das der Captain ihr gebracht hatte, lag noch immer dort. >SIE IST EINE VON UNSSIE IST EINE VON UNS< Die Crew hatte sie genauso behandelt wie gestern, als sie noch Erster Offizier gewesen war. Die Leute hatten ihr auch ohne ihren Rang Respekt entgegen gebracht. >SIE IST EINE VON UNS< Keiner hatte sich ihr gegenüber unhöflich verhalten. Die Abneigung, die manche Menschen gegenüber Vulkaniern an den Tag legen, sie hatte nichts davon wahrgenommen. >SIE IST EINE VON UNS< In einer Kultur, in der schon kleinste körperliche Regungen als emotionaler Ausbruch gewertet werden können, lernt man das Lesen der Körpersprache. >SIE IST EINE VON UNS< Die Menschen sind bei weitem nicht so zurückhaltend wie Vulkanier. >SIE IST EINE VON UNS< Sie hatte nichts bemerkt, das darauf schließen ließ, dass die Besatzung ihre Entlassung positiv aufgenommen hätte. >SIE IST EINE VON UNS<

T'Pol wusste nicht wie lange sie da gesessen hatte. Dann bewegte sich plötzlich ihre rechte Hand, ohne sich dessen bewusst zu sein, tastete sie nach dem Aufnäher. Als ihre Fingerspitzen das kleine Stück Stoff berührten, glaubte T'Pol einen Schauer durch ihren Körper strömen zu fühlen. Die Worte Captain Archers von gestern Abend kamen ihr in den Sinn `Es wäre ein gewaltiger Schritt.´ >SIE IST EINE VON UNS< Ja, es wäre ein gewaltiger Schritt, wie würden ihre Familie und ihr Volk darauf reagieren? >SIE IST EINE VON UNS - SIE IST EINE VON UNS - SIE IST EINE VON UNS< Sie nahm das Sternenflottensymbol in die Hand. >SIE IST EINE VON UNS< Sie schloss ihre Faust um den Aufnäher.

>SIE IST EINE VON UNS<

>SIE IST EINE VON UNS<

„Ich bin eine von ihnen.“ Als sie es laut aussprach, in der Stille ihrer Kabine, war es klar.

T'Pol hatte ihre Entscheidung getroffen.
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