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Familiäre Fesseln

von Harald Latus

Kapitel 5

Roger van Dyke stand am kommenden Morgen bereits früh auf der Brücke. Er hatte die Vorsitzende wissen lassen, dass er jederzeit bereit wäre, die Anhörung stattfinden zu lassen, sowie Sie dies für angemessen hielt. Gegen Neun Uhr am Morgen hatte sie sich bei ihm auf der Brücke gemeldet und den Termin auf zehn Uhr festgelegt. Das ließ dem Captain noch etwas Zeit zur Vorbereitung und um sich über die Aufgaben auf dem Schiff zu informieren.
Der Captain saß im Bereitschaftsraum und prüfte die Ergebnisse, die während der Nacht erzielt worden waren. Auch wenn das Schiff einem normalen Tag – Nacht Rhythmus folgte, so wurden unter diesen Bedingungen immer die ganzen vierundzwanzig Stunden genutzt, um die Aufgaben zu erledigen. Auf Schiffen der Sternenflotte gab es ohnehin ein Schichtsystem, das sicherstellte, dass alle Stationen besetzt waren und nicht nur beaufsichtigt wurden, sondern alle Aufgaben wie gewohnt durchgeführt werden konnten. Im Weltall gab es kein Oben und kein Unten, keinen Morgen oder Abend und ebenso kein Hell oder Dunkel. All das wurde für die Besatzung nur simuliert, um die innere Uhr und den Metabolismus am Laufen zu halten.

Jaqueline Jefferson tauchte auf dem Bildschirm auf und informierte den Captain darüber, dass die ersten Ergebnisse der Schildkonfiguration vorlagen und vielversprechend aussahen.
„Wir konnten inzwischen sieben der möglichen Prüfungen durchführen und haben dabei gute Ergebnisse erzielt. Die Schildstärken sind natürlich nicht die gleichen, wie die der normalen Schilde, aber bei Zuschaltung der einzelnen Technologie können wir das wie ein Schichtsystem aufbauen, ähnlich wie bei einer Zwiebel. Es lässt sich bedauerlicherweise nicht alles in einen Topf werfen, weil jede Schicht andere Parameter und auch andere Frequenzen aufweisen muss, um wirksam zu sein.
Vorerst sind wir hier fertig, für die nächsten Konfigurationen muss das Team erst einmal die Voraussetzungen schaffen und die Sternenbasis muss die entsprechende Technologie wechseln.“
Roger van Dyke kam auf eine Idee. „Was hältst Du davon, wenn Du mich bei meinem Termin begleitest? Ich schätze deine gute Beobachtungsgabe, deinen analytischen Verstand und würde mich über ein wenig Beistand sehr freuen.“
Jaqueline Jefferson, die in ihrem Büro saß nickte. „Das lässt sich einrichten, wann findet es statt?“, der Captain war froh, dass er eine Person seines Vertrauens an seiner Seite wusste.
„Um zehn Uhr auf Holodeck drei. Wir treffen uns kurz vorher am Eingang.“, erklärte der Captain. „Geht klar, ich lasse meinen Kollegen inzwischen ein paar Aufgaben da, die sie abarbeiten können, bis gleich.“ Damit verschwand die Kommunikation vom Bildschirm und Roger konzentrierte sich wieder auf seine Pflichten.

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Captain van Dyke trat aus dem Turbolift und sah gerade noch, wie seine erste Offizierin um die Ecke verschwand. Er hatte ihr aufgetragen, die Vorsitzende und ihre Beisitzer zum Holodeck zu begleiten. Mit dabei war sicherlich auch der Vertreter von Homecare, so wie er sich die erste Anhörung vorstellte. Mit wenigen Schritten war er den Personen hinterhergeeilt und erreichte sie als sie der Tür zum Holodeck gegenüberstanden. Peter Monara hatte eine säuerliche Mine aufgesetzt, warum war Captain van Dyke nicht vollständig klar. Von hinten kam die Chefingenieurin Jaqueline Jefferson herbeigeeilt und beschleunigte ihre Schritte, damit die Anwesenden nicht warten mussten.
Der Captain wandte sich an den Computer: „Verhandlungsraum eins generieren.“, sagte er ganz emotionslos, obwohl er das Ergebnis bereits kannte. Er war gespannt, wie die Delegation darauf reagieren würde.
Der Computer ließ einige Verarbeitungstöne hören und meldete dann: „Programm wird geladen… Matrix wird erstellt… Protokollfunktion wird generiert…. Programm fertig, Sie können eintreten.“

Das Ergebnis der Bemühungen von Jan van Holt für dieses Holodeckprogramm kam einem Künstler gleich. Der Vorsitzenden Gwendolin Wester blieb vor Erstaunen der Mund offenstehen, als sie langsam durch die geöffnete Tür trat.
Das Holodeck hatte sich auf wundersame Weise in den alten Sitzungssaal im Schloss von Den Haag verwandelt. In der annähernd sechs Meter hohen Halle erkannte man auf der linken Seite drei große Bogenfenster durch die das Sonnenlicht hereinfiel und dem Saal eine behagliche Wärme spendete. Die Mauern zwischen den Fenstern waren bis auf eine Höhe von drei Metern mit Holz vertäfelt. Darüber schlossen sich zahlreiche Stuckarbeiten an, welche die Pfeiler verzierten, die die massive Kassettenholzdecke trug, die achteckige Ausbuchtungen aufwies.
Auf der rechten Seite schloss sich eine Galeria an, die einen Blick von oben gewährte.
Der Boden war ausgelegt mit einem roten Teppich aus reiner Schurwolle mit vielen blauen Ornamenten. Davor standen drei Stühle für einen Richter und zwei Beisitzer, die alle an einem langen schweren Tisch standen. Diesen schmückten links und rechts große goldene Leuchter mit vier Schirmen. In der Mitte erhob sich jeweils eine Figur über den Leuchter.

An der Stirnseite prangte über dem Richtertisch ein großer Wandteppich, der einen Engel auf einem Stuhl abbildete, umgeben von mehreren anderen Engeln und heiligen Figuren.
Das Ganze erweckte den Anschein eines altehrwürdigen Gerichtsraumes, an dem schon häufig Recht gesprochen wurde.
Gwendolin Wester kannte diese Einrichtung nur noch von wenigen Bildern, denn das Gebäude war in den eugenischen Kriegen völlig in Schutt und Asche gelegt worden. Um so mehr war sie fasziniert von der detailgetreuen Nachbildung, die jeden für einen kurzen Moment glauben ließ, dass all dieses Leid damals nicht geschehen war.
Sie wandelte gemäßigten Schrittes nach vorne und begab sich hinter den Richtertisch, um die Anhörung zu beginnen.
Vor dem Richtertisch waren rechts wie links vier Stühle und einfache Schreibtische aufgestellt, die für die beiden Parteien vorgesehen waren. Der Beisitzer Peter Monara nahm rechts von Gwendolin Wester Platz, Julie Henson auf der linken Seite. Auf dem Platz der Vorsitzenden konnte man das rote Tuch nach oben schieben, das brachte einen eingelassenen Monitor zum Vorschein, auf dem man die Akten einsehen konnte.

Kaum hatte die Vorsitzende ihren Stuhl eingenommen platzte es aus Sebastian Kerber hervor, „Ich beantrage die Abweisung des Verfahrens. Eine rechtsgültige Entscheidung wurde bereits getroffen. Die Frist für das Einlegen von Rechtsmitteln ist bereits abgelaufen.“ Die Vorsitzende reagierte auf dieses Veto gelassen und wies den Vertreter von Home Care an, sich zu setzen, „Mister Kerber, zunächst einmal muss ich Sie korrigieren. Dies hier ist keine Verhandlung. Es hat weder Anträge gegeben noch wurde hier ein Rechtsmittel eingelegt. Als Vertreter Ihrer Partei sollten Sie wissen, was hier am heutigen Tage erörtert wird.“
Der Advokat schien jedoch nicht so leicht aufgeben zu wollen. „Ich beantrage, dass meine Mandanten an diesem Termin anwesend sein können, es ist ein grobes Versäumnis, dass sie nicht gebeten wurden, diesen Termin wahrzunehmen.“
Diese Aussagen schienen bei Peter Monara offene Türen einzurennen. Auch er sah eigentlich nach Sachlage keinen Bedarf mehr hier noch eine Anhörung durchzuführen, denn die Entscheidung war bereits rechtskräftig geworden, weshalb Captain van Dyke zurückbeordert wurde, um seine neuen Pflichten nun endlich zu erfüllen.

Erneut sah sich Gwendolin Wester genötigt, die Situation klarzustellen. „Mister Kerber, wie Sie wissen, ist dies eine Anhörung und keine Verhandlung. Es geht nicht darum die Entscheidung zu revidieren oder auszusetzen. Hier soll nur erörtert werden, ob Verfahrensfehler zu dieser Entscheidung geführt haben, oder ob diese rechtmäßig getroffen wurde. Egal ob es sich um ein Gerichtsverfahren handelt oder um eine Betreuungsverfügung. Jeder hat das Recht sich zu erklären und sollten hier Fehler gemacht worden sein, dann wird dieses Gremium entscheiden, ob das Verfahren gültig war oder nicht. In diesem Fall bin ich befugt direkt im Anschluss eine neue Hauptverhandlung zu führen. Die Anwesenheit Ihrer Partei ist daher vorerst nicht notwendig. Und nun möchte ich gerne beginnen mit der Befragung von Captain van Dyke.“
Der Vertreter vom Home Care war sichtlich enttäuscht über die Ausführungen der Vorsitzenden, er hatte zweifellos mit einer schnellen Abweisung des Antrages gerechnet und möglicherweise auch schon ausgerechnet, mit welchen zusätzlichen Forderungen er Captain van Dyke belangen konnte für den unzulässigen Aufwand, der nun allein durch sein Handeln ausgelöst wurde. All dies beabsichtigte er Roger in Rechnung zu stellen.

Die Vorsitzende Gwendolin Wester ihrerseits prüfte noch einmal alle Informationen, die ihr vorlagen und wandte sich dann an Roger van Dyke:
„Captain van Dyke, Sie haben bei Admiral Toska einen Antrag auf Überprüfung der Entscheidung gestellt, da Sie der Annahme sind, dass bei der getroffenen Entscheidung grobe Verfahrensfehler gemacht wurden. Dies ist ein schwerer Vorwurf, zu dem ich eine sehr detaillierte Antwort von Ihnen erwarte.“

Roger van Dyke ergriff das Wort und wandte sich zunächst an die Kommission „Werte Vorsitzende, ich möchte zunächst ausführen, dass mir als Betroffenem in dieser Angelegenheit keine Informationen erteilt wurden, wie ich von Admiral Toska erfahren habe, aus dem Grund, dass sich betroffene Personen nicht vorher aus der Verantwortung stehlen“, sofort hakte Sebastian Kerber ein, „Ja und das geschieht aus gutem Grund, denn hätten Sie es gewusst, dann wären Sie mit Sicherheit nicht hier!“ Roger van Dyke schüttelte verständnislos mit dem Kopf.
„Derzeit erkläre ich mich gerade der Vorsitzenden, aber ich komme am Ende gerne auf Ihren Einwand zurück. Wie wir nun eben gerade gehört haben, ist diese Vorgehensweise beabsichtigt. Tatsache ist, dass ich erst bei Sternzeit 51026.3 durch Admiral Wellington erfahren habe, dass gegen mich ein Versäumnisurteil ergangen ist, da ich mich zu der in Frage stehenden Thematik nicht gemeldet habe.
Dies ist zutreffend. Allerdings wurde mir dieser gesamte Sachverhalt erst genau zu diesem Zeitpunkt bekannt. Ich wurde weder durch private Quellen, noch über meinen aktuellen persönlichen Dienst und auch nicht über die Flotte von den Vorgängen informiert.
Es muss also in der Informationskette eine Lücke entstanden sein, die es mir unmöglich gemacht hat von den Vorgängen zu erfahren, mich zu äußern oder gar durch Anwesenheit vor Ort zu sein. Dies ist ein berechtigter Grund für einen Widerspruch und verlangt nach Aufklärung.
Nun noch ein Wort zum Vertreter der Schutzorganisation. Es mag sein, dass es Personen gibt, die sich einer solchen Pflicht entziehen wollen. Als Mitglied der Sternenflotte habe ich jedoch schon ganz andere Aufgaben bewältigt und zudem halte ich mich an den Kodex der Flotte, der sich einer Verbesserung aller Mitglieder der Föderation verschrieben hat. Dennoch ist es auch mein Recht, Klärung zu verlangen.
Die Flottenregelung der Sternenflotte und die Regeln der Föderation besagen, dass ein aktiver Offizier in der Ausübung seiner Pflicht für die Föderation nicht durch private Interessen behindert werden darf. Stehen Fragen zu seiner Tätigkeit an, dann müssen diese in Abwägung mit den Interessen der Flotte erörtert werden, insbesondere, wenn eine andere Lösung vorhanden und möglich ist.“

Die Vorsitzende hatte sehr aufmerksam zugehört. Es lag an ihr, ob sie diesen Widerspruch gelten lassen wollte. Captain van Dyke hatte bei aller gebührenden Abwägung von Entscheidungsgründen das Recht gehört zu werden und sollte es zutreffen, dass hier die Informationskette auf dem Weg zu ihm versiegt war, bevor sie den Captain erreicht hatte, dann musste sie beurteilen, ob dies den Ausgang des Verfahrens verändert hätte.

Der Vertreter von Home Care war immer noch bestrebt diese Anhörung möglichst schnell abzuwürgen. „Die gesamte Akte liegt Ihnen vor, Sie können diese minutiös nachlesen. Captain van Dyke hat sich zum Vorgang nicht geäußert. Ich verlange, dass diese Anhörung beendet und die Entscheidung rechtskräftig bestätigt wird.“ Von Peter Monara dem Beisitzer erntete Sebastian Kerber in zustimmendes Nicken. Auch er war scheinbar der Ansicht, dass weitere Ausführungen unnötig seien, doch die Vorsitzende wägte noch ab.
Der Captain hatte einen wichtigen Punkt angesprochen und sollte es zutreffen, dass hier Informationen ihr Ziel nicht erreicht hatten, dann könnte man die Entscheidung auch noch einer oberen Gerichtsbarkeit zuspielen. Sie war sich also bewusst, dass ihre Entscheidung für den weitergehenden Vorgang entscheidend war.

„Mister Kerber, Sie als Vertreter von Homecare können mir sicherlich sagen, wie die Informationskette zum Vorgang ausgesehen hat, über welche Kanäle sie erfolgt ist und welche Rückmeldung man Ihnen gegeben hat.“ Der Angesprochene erhob sich und antwortete eher ausweichend, „Selbstverständlich. Das Gesuch um Rückmeldung wurde direkt an die Adresse des Captains gesandt. Er hat sich selbst nach einer erweiterten Wartezeit nicht gemeldet.“
Gwendolin Wester nickte verständig und sah in Ihre Unterlagen.
„Captain van Dyke, hier ist als Adresse „Palm Drive 4265 in old San Francisco genannt. Das Haus ist auf Ihren Namen registriert.“
Jetzt wurde Roger so einiges klar. Er erkannte, warum all das so abgelaufen war. Das bedeutete aber auch, dass er seine Strategie ein wenig anpassen musste.
„Das ist korrekt werte Vorsitzende. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass dies nicht mein gemeldeter Wohnsitz ist. Es ist lediglich ein Objekt, welches ich besitze, das jedoch aufgrund meiner aktuellen Tätigkeit derzeit nicht als Wohnsitz dienen kann. Meine gemeldete Adresse ist ein Appartement auf Sternenbasis 491, wo auch mein Schiff stationiert ist. Dort gehen alle Anfragen über meine Dienstnummer ein, die in der Flotte registriert ist.
Das Haus hat weder einen aktiven Kommunikationsanschluss noch eine Weiterleitung, da aktuell keiner dort wohnt.“
Die Vorsitzende warf einen prüfenden Blick zu dem Vertreter von Home Care. „Können Sie bitte erklären, wie Sie auf diese Adresse gekommen sind?“
Ein verstohlener Blick auf sein PADD sagte schon vieles aus. „Die Adresse stammt aus einer sehr zuverlässigen Quelle“, sagte er knapp, aber mit voller Überzeugung.
„In der Regel ist es üblich diese Angaben zu überprüfen, ich finde hierzu keine Informationen“, erklärte die Vorsitzende. „Das war nicht nötig, die Besitzauskunft hat uns vollständig ausgereicht“, kam es nun wieder von Kerber.
„Ich verstehe Sie also richtig, wenn ich davon ausgehe, dass Sie über die öffentlichen Ämter keine Anfrage zum gemeldeten Wohnsitz von Captain van Dyke gemacht haben, um sicher zu stellen, dass Ihre Vorladung die richtige Person erreicht.“
Sebastian Kerber trat zwei Schritte vor und erwiderte die Worte der Vorsitzenden: „Wir sahen dazu keine Veranlassung, da es sich bei der Information um eine Aussage aus berufenem Munde handelte, der wir vollstes Vertrauen schenken.“
„Dann können Sie uns sicher auch sagen, von wem diese Information stammt“, wollte Gwendolin Wester wissen.
„Bedaure, aber die Rechte unserer Mandantschaft sind eindeutig und unantastbar, ich verweise auf die Artikel zum Schutz der Privatsphäre und der Aussageverweigerung.“
Gwendolin Wester sah ihre beiden Beisitzer nacheinander an. Peter Monara sah sich wohl eher dem Vortrag von Home Care zugetan. Er sah keinen Grund, das Verfahren in die Länge zu ziehen, die Entscheidung war ohnehin bereits gefallen und er konnte gut damit leben.
Julie Henson, die zweite Beisitzerin hingegen hatte sich auf einem PADD viele Notizen gemacht und ließ erkennen, dass sie vom Vortrag des Vertreters von Home Care nicht überzeugt war.

„Captain van Dyke“, begann die Vorsitzende nun, „Wie mir scheint sind hier Fragen zu Tage getreten, die es erfordern näher beleuchtet zu werden. Auch wenn das kein Freibrief ist, so trage ich mich mit dem Gedanken zumindest eine interne Überprüfung durchzuführen. Ich werde mich nun also mit meinen Beisitzern beraten und morgen früh eine Entscheidung in dieser Sache treffen. Wir sehen uns daher morgen um neun Uhr früh hier in diesem Saal wieder. Die Sitzung ist für heute geschlossen.“
Damit erhoben sich die Anwesenden und begaben sich zum Ausgang. Gwendolin Wester empfand es schon ein wenig surreal, dass man aus einem scheinbar alten Gemäuer direkt in die Zukunft trat, die mehr als 400 Jahre auseinander lag.

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Roger van Dyke hatte nach der Anhörung wieder die Aufgaben auf der Brücke übernommen. Es galt die Umrüstmaßnahmen zu prüfen, zu bewerten und eine erste Einschätzung für die Flotte abzugeben. Nicht alle Erwartungen hatten sich erfüllt, das sah er auf den ersten Blick. Bei einigen Strahlungsarten war nur eine geringe Absorbierung möglich, auch ein geringer Schutz war letztendlich eine Minimierung des Risikos. Ob dann alles in allem der Energieaufwand für die Bereitstellung dieser Funktion den Aufwand wert war, das musste die Flotte klären. Letztendlich würde es erst dann zu einem Bestandteil der Flottenstrategie werden, wenn es entsprechend abgenommen worden war.
Die ganze Geschichte hatte etwas Gutes, durch die nun notwendige Arbeit war ihm nicht aufgefallen, dass er inzwischen mehr als vier Stunden nicht mehr an sein besonderes Problem dachte. Erst als er sich eine Pause gönnte und sich am Nahrungsreplikator einen Latte Macchiato mit Mandelsirup zubereiten ließ, übermannten ihn diese Gedanken wieder.

Er schüttelte den Gedanken ab, es war ohnehin nutzlos, sich jetzt Gedanken zu machen. Die Vorsitzende hatte sich für den Rest des Tages zurückgezogen und würde sich die Unterlagen sehr genau ansehen. In Captain van Dyke kam leise Zuversicht auf. Zumindest hatte sie sein Anliegen nicht kategorisch abgeschmettert. Vielleicht lag es nur daran, dass seine Meldeadresse eine andere war, als das was man verwendet hatte.

Der Türsummer ertönte und Jaqueline Jefferson trat in den Bereitschaftsraum, nachdem der Captain „Herein“, gerufen hatte.
„Wie geht es dir?“, wollte die Frau mit den langen aschblonden Haaren wissen.
Roger hob den Arm, hielt die Hand flach und spreizte die Finger, dann kippte er die Hand in zügigen Bewegungen von einer Seite auf die andere. „So lala“, entgegnete er wahrheitsgemäß. Ich habe zwar den Eindruck, dass ich etwas Boden gutgemacht habe, aber ob es reicht, wird sich erst morgen früh herausstellen. Wir werden wohl abwarten müssen. Ich will auch nicht drängeln. Ein Sternenflottenoffizier ist integer, sollte er zumindest sein, der hat keine Spielchen nötig. Meine Hoffnung ist, dass sie das zu würdigen weiß.“
„Wird schon werden“, sagte Jaqueline mit einem aufmunternden Lächeln und kam nun zu den dienstlichen Sachen.
„Wir haben die neuen Trägheitsdämpfungssysteme eingebaut. Die Crew liegt im Zeitplan, ist aber noch nicht fertig. Das wird erst morgen der Fall sein. Wir müssten das Ganze außerdem auch noch testen. Das wird mitunter eine ganze Weile dauern. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die Vorgabezeit einhalten. Wir sollten in zwei Tagen wieder aufbrechen können, um zurückzufliegen, sofern Du diese Sache bis dahin hinter dich bringen kannst.“
Roger nickte und hatte für einen kurzen Augenblick eine missmutige Mine aufgelegt.
„Ja, sofern ich dann noch Interimscaptain dieses Schiffes bin. Andernfalls friste ich sonst mein Dasein auf der Erde als Betreuer meines alten Herren.“
J.J. schüttelte den Kopf. „So weit wird es nicht kommen, das garantiere ich dir.“ Roger sah die Chefingenieurin ernst an.
„Du hältst dich da raus. Ich will, dass alles mit rechten Dingen zugeht.“, als Antwort erntete er nur ein breites Grinsen, „Aber selbstverständlich Captain, es gibt schließlich keine Wunder. Selbst die Magie im tiefsten Mittelalter konnte die Wissenschaft inzwischen entschlüsseln.“
Roger blieb ernst, „Ja und unsere erste Offizierin hat mich gefragt, ob ich auf diesem Schiff auch gerade solche Wunder schon erlebt habe. Also sei vorsichtig, wenn Du nicht doch noch im Versuchslabor landen willst.“


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