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Familiäre Fesseln

von Harald Latus

Kapitel 7

In Roger van Dyke drehte sich der Magen um. Den verhassten Mann, wegen dem er sein Heim so frühzeitig verlassen hatte, konnte und wollte er nicht betreuen, schon gar nicht unter diesen Begleitumständen, die er nicht akzeptieren konnte.
Er drehte seinen Desktopviewer in seinem Bereitschaftsraum zu sich und begann mit einem Verbindungsaufbau zu seinem Schiff. Recht schnell zeigte sich der blonde Lockenkopf von Jan Erik Wikland.
„Hallo Roger, wie kommst Du voran?“, wollte der amtierende Captain der Aviator wissen.
„Nicht wirklich gut. Die erste Runde habe ich gewonnen. Es gibt eine neue Hauptverhandlung. Doch die Vorsitzende hat mich wissen lassen, dass es nicht gut für mich aussieht, wenn ich mich allein auf die Flottenregeln stütze, da die Föderation eine sehr soziale Komponente hat und lieber auf einen Captain verzichtet, als einen bedürftigen Mann zu enttäuschen. Noch ist mir nicht klar, wie das alles zusammenhängt, aber es gibt ein paar Ungereimtheiten, die auch die Möglichkeit einer Absicht erkennen lassen. Du weißt, dass ich nicht der Typ bin, der nur seinen eigenen Vorteil sucht, aber irgendetwas stört mich daran.“
Captain Wikland beugte sich ein wenig nach vorne und sprach betont leise, obwohl er allein in seinem Raum war. „Roger, die Sternenflotte und die Föderation folgen den gleichen Idealen und wir alle haben gelernt, dass man durch Kommunikation Konflikte vermeiden, Missverständnisse aufklären und Kompromisse eingehen kann.
Alles hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit zum Reden, es gibt eine Zeit zum Erklären, es gibt eine Zeit zur Verteidigung und es gibt eine Zeit zum Kampf. Die Defensive wird dich nicht weiterbringen, Du musst jetzt offensiv denken. Du musst es so machen, wie Du es bei einem Gegner machst. Suche Dir den Punkt aus, an dem er am leichtesten verwundbar ist, bei dem du ihn Handlungsunfähig machen kannst, ohne ihn zu zerstören. Für Dich geht es jetzt nicht nur um deine Karriere in der Sternenflotte, es geht um deine Reputation, um die Verdienste für die Flotte und es geht letztendlich um die Wahrheit, so schmerzvoll sie auch sein mag. Denke immer daran, ein Captain ist derjenige der aktiv handelt und sich nicht von anderen am Nasenring herumführen lässt. Du hast in den vergangenen Jahren immer eine individuelle und meist überraschende Lösung gefunden. Das musst Du jetzt auch tun. Und wenn es tatsächlich so ist, dass man dich hereinlegen will, dann denke immer an das alte Sprichwort ‚Wer anderen eine Grube gräbt…‘ Damit kannst du nichts falsch machen.“ Roger van Dyke konnte nur zustimmen und bedankte sich bei Captain Wikland für den Zuspruch. Er wusste, was er jetzt zu tun hatte.

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Captain van Dyke hatte nun etwas mehr als eine Stunde Zeit, um eine eigene Strategie aufzubauen, dafür entsprechende Fakten zu finden, um diese bei der Kommission vorzulegen. Es war ihm klar, dass allein seine Zugehörigkeit zur Flotte und auch die brisante Situation im Kampf gegen das Dominion kein Grund waren eine positive Entscheidung für Ihn herbeizuführen.
Gemeinsam mit Jaqueline Jefferson, Andy Duke und dem Vulkanier Sermin saß er im Besprechungsraum der Alexandria und suchte nach einer möglichen Strategie.
„So leid es mir tut, aber wir werden nicht umhin kommen schmutzige Wäsche zu waschen, wie es auf der Erde einmal hieß“, erklärte Andy Duke der Sicherheitschef. „Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass niemand eine weiße Weste hat und selbst wenn sie nur kleine Spritzer von der Soße abbekommen haben sollte, dann müssen wir diese finden.“
Die Chefingenieurin wollte dem Captain gerne ihre Einschätzung mitteilen, hob sich das aber für später auf, wenn sie allein waren, stattdessen deutete sie nur vage an, „Das ist mir irgendwie zu glatt. Ich habe noch nicht herausgefunden was es ist, aber ich habe den schweren Verdacht, dass hier jemand falschspielt.“
Roger van Dyke konnte sich diesbezüglich auch nur genauso äußern. „Mir kommt die Sache mit der Adresse sehr merkwürdig vor. Ich hatte seit Jahren mit meiner Familie keinen Kontakt, woher sollten sie also wissen, dass die Besitzadresse zu mir gehört. Bei einer aktuellen Anfrage hätten sie sicherlich die korrekte Meldeadresse erhalten.“
Sermin half mit seiner wie immer logischen Einschätzung, „Wenn ich Sie richtig verstehe, gehen Sie davon aus, dass es Absicht war, eine falsche Adresse zu verwenden. Das Ist nicht logisch. Warum sollte man eine Adresse verwenden, bei der man weiß, dass man niemanden erreicht?“
Roger schaute auf, „Können Sie das bitte wiederholen?“ Der Vulkanier stutzte. Er war sich sicher, dass er sich verständlich ausgedrückt hatte. „Ich sagte, wenn ich weiß, dass ich niemanden an dieser Adresse antreffe, weshalb sollte ich sie verwenden?“
Roger sah zuerst J.J. an, dann Andy Duke.
„Das würde alles erklären, wenn ich eine Anfrage an einen toten Briefkasten schicke, kann ich sicher sein, dass keine Antwort kommt. Keine Antwort bedeutet Versäumnis, und das bedeutet ein Versäumnisurteil. Nach erfolgter Entscheidung und Rechtswirkung kann eigentlich nichts mehr passieren. Es sei denn jemand fragt genau nach, wie in diesem Fall geschehen.“, gab Jaqueline zu bedenken.
„Das würde ja bedeuten, dass man das absichtlich so eingefädelt hat, um genau diese Entscheidung zu bekommen.“ Roger schüttelte langsam den Kopf. „Ich traue dieser Lebensgemeinschaft schon sehr viel zu, es hat ja seine Gründe, dass ich ausgestiegen bin, aber ob sie deswegen so weit gehen würden? Ich habe noch keine Idee, warum sich das so zugetragen haben sollte. Mir fehlt da der Hintergrund. Es muss mehr dran sein an der ganzen Geschichte, sonst wäre der Aufwand und das Risiko viel zu groß.“
Sermin, bitte prüfen Sie die Person meines Vaters, nehmen Sie alles unter die Lupe von seinem Leben über mögliche Krankheiten bis hin zu Verbindungen, die uns nicht aufgefallen sind. Ich möchte auch wissen von wem das Gutachten kommt, wer es erstellt hat, wo es gemacht wurde, und wer es unterzeichnet hat. Checken Sie meinen Vater sehr intensiv auf Vorerkrankungen.
Jaqueline, Sie nehmen sich meiner Schwester an, finden Sie alles heraus, was wissenswert ist. Sie scheint sich zu einem High Society Girl entwickelt zu haben. Durchleuchten sie Ihre Tätigkeiten gründlich, ich muss alles wissen, auch wenn ich es nicht verwenden will. Aber vielleicht gibt es mir einen Hinweis, der mich zur Erleuchtung bringt.
Andy, Sie können sicherlich Kontakt aufnehmen, um meinen Bruder genauer zu betrachten. Mir fehlt der Schlüssel, der das alles lösen kann. Ich bin mir sicher, auf die eine oder andere Art werden wir fündig. Es ist mir zwar zuwider, solche Methoden anzuwenden, denn ich fühle mich schlecht dabei, aber wenn es tatsächlich eine Falle sein sollte, in die man mich tappen ließ, dann möchte ich die Gelegenheit haben mich selbst zu befreien. Also los, Sie alle haben noch eineinhalb Stunden Zeit.“ Damit stand Captain van Dyke auf und begab sich in den Bereitschaftsraum, um in der Zwischenzeit die anstehenden Aufgaben zu erledigen.

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Jaqueline Jefferson hatte sich voll in die Sache hineingesteigert. Sie hatte zunächst die üblichen Grunddaten zur Schwester abgefragt, dann die Arbeitgeberdaten und das Beschäftigungsverhältnis. Über den Arbeitgeber und den Namen der Schwester hatte sie verschiedene Suchanfragen angestoßen, die inzwischen zu entsprechenden Rückmeldungen führten. J.J. staunte nicht schlecht, was da alles über ihren Bildschirm lief. Es waren einige sehr detaillierte Angaben, die sie gleich mit weiteren Quersuchen erneut aufsetzte, wobei sich schnell ein immer vollständigeres Bild abzeichnete. Sie war sich sicher, dass dies dem derzeitigen Captain helfen könnte. Aber sie wollte mehr. Mit Suchanfragen zu den betroffenen Personen stellte sie eine Ringsuche in der zentralen Datenerfassungsbehörde, die nahezu alles wusste und umfangreiche Daten bereithielt.

Andy Duke hingegen hatte sich mit Doktor Darian Wells zusammengetan, der einen Einstieg über die Arztebene gefunden hatte, um an Informationen zu Peter van Dyke zu kommen. Nachdem ihm der Doktor die Tür geöffnet hatte, war es ein leichtes sich mit seinem Kollegen, der Sicherheitsabteilung der Medi Corporation in Verbindung zu setzen und einige wichtige Sicherheitsdetails auszutauschen. Das Material, das er fand, war einzigartig und er freute sich bereits darauf es dem Captain präsentieren zu können. Viel wichtiger war aber die Information, dass die drei Firmen sich nicht nur dem Namen nach ähnelten. Sie hatten alle den gleichen CEO und Besitzer, der allerdings nach Außen hin nie in Erscheinung trat. Es war eine geschickte Masche, dies im Verborgenen zu halten. Doch letztlich gab eine einfache Information im richtigen Register der Stadt Aufschluss darüber.

Der Vulkanier Sermin hatte sich nach logischen Gesichtspunkten voran gearbeitet. Als Wissenschaftler hatte er sehr viele Zugriffsrechte auf einzelne Angaben, so dass es ihm leichtfiel die Wünsche des Captains zu erfüllen. Mit stoischer Mine und ohne eine Gefühlsregung zu zeigen sammelte er die Informationen und fügte sie in einem Padd zusammen, sortiert nach Priorität, Wichtigkeit und Interesse. Als Vertreter der vulkanischen Rasse war dies für ihn keine Herausforderung, aber zu seinem ehemaligen ersten Offizier hatte er immer noch eine sehr respektvolle Beziehung, weshalb er sich angeboten hatte der Anhörung und Neuverhandlung beizuwohnen.

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