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Familiäre Fesseln

von Harald Latus

Kapitel 8

Saskia und Peter van Dyke hatten sich im Quartier ihres Vaters getroffen und saßen auf dem Sofa und dem Sessel rund um den kleinen Tisch.
„Es wird Zeit, dass wir dem ein Ende setzen. Es steht so viel auf dem Spiel und ich kann und will auf dauerhafte Hilfe nicht verzichten. Jahrzehntelang hat er mich gemieden, hat die ihm zugedachte Ausbildung gar nicht erst in Angriff genommen, hat nie die Erwartungen erfüllt, die man an ihn gestellt hat. Er ist es mir schuldig, dass er nun seinen Teil dazu beiträgt, meinen Lebensabend so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle.“, sagte William van Dyke und erntete dabei bei seinen Kindern völlige Zustimmung. „Wenn ich nur sehe, wie hier alle kuschen, nur weil er Captain ist, der ist doch die Leiter raufgetragen worden. Ohne solides Wissen kommt man doch nicht in eine solche Position.“, beschwerte sich Peter und Saskia konnte nur zustimmend nicken. „Er hat in all den Jahren nichts für die Familie getan und nun, wo man ihn verpflichten musste, dass er endlich seinen Teil dazu beiträgt, findet er sogar noch jemanden, der ihn dabei unterstützt. Es gibt selbst in dieser fortgeschrittenen Zeit keine Gerechtigkeit mehr.“, warf Sie nun ein. „Ja, aber es war wohl ein Fehler, dass Du diese alte Adresse ausgegraben hast. Diesen Winkelzug hat er durchschaut.“, kam es von Peter, der aufgestanden war, um sich am Nahrungsreplikator noch ein Getränk zu holen.
„Wer konnte auch wissen, dass er damit durchkommt. In der Regel, so hat mir Mister Kerber bestätigt, haben die Leute nach einem solchen Urteil keine Chance mehr, dies abzuwehren.“, rechtfertigte sich Saskia.
„Wie auch immer. Er hat nichts in der Hand, an unserer Argumentation ist nichts auszusetzen. Es gibt nichts, was er gegen uns vorbringen könnte um seine Position zu verbessern. Wir müssen nur weitermachen und dürfen uns keinen Fehler mehr erlauben, dann läuft sicher alles nach Wunsch. Ich will dass diese Entscheidung Bestand hat und bestmöglichst wieder genau so getroffen wird. Ich habe noch ein Hühnchen mit diesem Kerl zu rupfen der mich so herb enttäuscht und mich zum Gespött meiner Freunde und Partner gemacht hat. Das soll er mir büßen.“, war nun wieder die Stimme des Vaters zu vernehmen, der sich in seinen Sessel zurücksinken ließ und seine beiden Kinder mit strenger Miene ansah. „Also seht zu, dass ihr das hinbekommt. Ich will das endgültig geklärt wissen. Sprecht mit Mister Kerber, von mir aus bestecht diese Kommission, es ist mir egal. Ich will, dass dieses erste Urteil bestätigt wird.“

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Pünktlich um vierzehn Uhr war die Kommission wieder zusammengetreten. Während sich die Familie gemeinsam mit dem Vertreter von Home Care auf der linken Seite noch einmal beratschlagte, hatte Captain van Dyke seine Informationen in einem kurzen Briefing durch Andy Duke, Jaqueline Jefferson und Sermin erhalten. Alle relevanten Dinge, die man finden konnte, waren in einem PADD gespeichert, welches Captain van Dyke nun in den Händen hielt.
„Können wir bitte fortfahren?“, fragte die Vorsitzende und sah den Captain an.
„Selbstverständlich“, antwortete Roger, „Ich möchte gerne ebenfalls einige Fragen stellen und würde gerne mit Peter van Dyke beginnen.“
Die Vorsitzende winkte Peter mit der rechten Hand und wies ihn an nach vorne zu treten.
Langsam stand er auf und ging nach vorne, wo ein entsprechender Stuhl stand.
Captain van Dyke nickte freundlich als er hinter dem schmalen Tisch aufstand und auf sein PADD sah.

„Mister van Dyke, Sie sind ausgebildeter Chirurg, haben einen Doktor in Psychologie und Neurowissenschaften. Sie sind also eine große Kapazität in dem Klinikunternehmen in dem Sie beschäftigt sind. Ist das korrekt“, wollte Roger eingangs wissen, „Das stimmt, ich arbeite in der Klinik und verdiene meinen Unterhalt durch harte Arbeit.“ Roger nickte höflich. „Uns ist aufgefallen, dass es sich bei den Firmen, in denen Sie arbeiten alle um medizinische Themen handelt, wobei der Begriff ‚Medi‘ immer wieder auffällt“, versuchte der Captain den Mann auf dem Stuhl ein wenig zu verunsichern, der aber ganz elegant kontern konnte. „Nun, das ist nicht verwunderlich, der Begriff ist abgeleitet von Medizin und daher umgangssprachlich sehr geläufig.“ Roger nickte verständig und begann vor dem breiten Richtertisch langsam auf und ab zu gehen. Er hatte sich gerade dem Fenster zugewandt, als er die nächste Frage stellte, „Ah, ich verstehe, ja, das ist nur natürlich, es wundert mich nur, dass alle drei Firmen für die Sie stehen in einem sehr engen Zusammenhang stehen, weil sie alle zum selben Eigentümer zählen.“
Peter van Dyke tat überrascht, „Da müssen Sie sich irren, denn die Eigentümerverhältnisse unterliegen keiner Gemeinsamkeit. Die Shareholder kommen nicht einmal vom selben Kontinent. Meines Wissens sind dies drei unabhängig arbeitende Firmen die lediglich eine zufällige Namensgleichheit haben.“
Roger drehte sich um und sah seinen Bruder direkt an. „Das heißt, Sie wollen mir sagen, dass Sie als Vorstandsmitglied der Medicare Klinik Gesellschaft, die in einem multinational tätigen Unternehmen ihre Aufgaben abwickelt, nicht wissen, dass die Medicare Gesellschaften in Wahrheit ein vollständiges Tochterunternehmen der Medi-Corporation Ltd. sind, deren Besitzer Ihr Vater ist?“, Roger van Dyke hielt inne und schob einige Datenpakete von seinem PADD direkt auf das Display der Vorsitzenden. „Werte Vorsitzende, in der Aufstellung sehen Sie ein Diagramm, in dem die Besitzverhältnisse von Medi-Corporation, der Medicare Klinik Gesellschaften und der Medi-Pharm genannt sind. Bitte richten Sie Ihren Blick auf die unterste Zeile, in welcher mein Vater, William van Dyke, für alle Unternehmen als letztendlicher Besitzer genannt ist. Wie Sie sehen können, zählt auch die Medi-Pharm dazu. Man könnte es schon als multinationales Kartell bezeichnen, denn die Unternehmensgruppe im Ganzen hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf Bedarfserfüllung, Steuerung von Medikationsmittel und deren Preise. Alles gesteuert durch eine einzelne Person.“
Gwendolin Wester kam nicht umhin, sich diese Fakten anzusehen und zu bewerten. Die Angaben waren Hieb- und Stichfest, untermauert von Eintragungen aus Zentralregistern. Da musste jemand schon sehr tief gegraben haben um dies ans Licht zu befördern.
Captain van Dyke versicherte sich, dass die Vorsitzende wieder seine Aufmerksamkeit besaß und fuhr dann fort:
„Ich danke Ihnen Mister van Dyke, um das Bild ein wenig zu schärfen möchte ich nun Frau Saskia Peterson nach vorne bitten. Wären sie bitte so freundlich?“ Sofort intervenierte der Vertreter von Homecare, wenn auch erst, nachdem ihm von William van Dyke einige kurzen Worte zugeflüstert wurden.
„Die Befragung meiner Mandantin ist obsolet. Wir benötigen keine weiteren Ausflüchte oder Lügen, welche die Familie diskreditieren sollen. Uns ist einzig und alleindaran gelegen, dass Mister Roger van Dyke seine ihm zugedachten Pflichten erfüllt.“
Doch Gwendolin Wester sah dies anders. „Nach meinem Ermessen hat Captain van Dyke hier Tatsachen präsentiert, die relevant sind. Möchten Sie hierzu ergänzende Angaben machen? Wenn nicht, dann gestatte ich den weiteren Vortrag. Sie hatten ihre Chance ja bereits.“, damit sah sie die Schwester an und wies ihr den Weg zum Aussagestuhl.
Saskia erhob sich, richtete ihr teures Kostüm und achtete darauf, dass ihr Hut richtig saß, so als wollte sie nun direkt auf einen Ausflug gehen. Dann stolzierte sie mit erhobenem Haupt auf den Stuhl vor dem Richtertisch zu und setzte sich.

„Miss Peterson“, begann roger van Dyke und wählte dabei auch hier nicht die persönliche Anrede, „Sie sind beschäftigt bei der Medi-Pharm Ltd. Welches Aufgabengebiet obliegt Ihnen?“, wollte der Captain zunächst wissen. „Ich bin im Dienste der Medi-Pharm Ltd. Hauptsächlich für repräsentative Aufgaben und für die Kundenakquise zuständig.“, erklärte seine Schwester.
Der Captain nickte und begann wieder damit vor dem Richtertisch auf und ab zu gehen.
„Das kann eine sehr umfangreiche Aufgabe sein, wie stark sind Sie eingespannt?“
Die Schwester griff sich an die Schläfe und deutete Erschöpfung an. „Ich hetze von Termin zu Termin, mir bleibt kaum Luft zum Atmen.“, erklärte sie
„Das heißt, sie sind ständig mit der Akquirierung von Kunden betraut?“ Die Schwester ließ für einen Moment den Kopf sinken. „Das ist korrekt, es ist ein aufreibender und kräftezehrender Job.“

„Sie haben recht, die Aufgabe neue Kunden zu werben und immer gutgelaunt präsent zu sein kann eine aufreibende Arbeit sein, vor allem, wenn man seine Aufgabe ernstnimmt. Wir haben die letzten 12 Monate Ihrer Tätigkeit nachverfolgt. Wie kommt es, dass Sie in dieser Zeit keinen einzigen Abschluss getätigt haben?“, wollte Captain van Dyke wissen.

Saskia Peterson machte nicht den Eindruck, dass ihr diese Fragen in irgendeiner Form etwas anhaben konnten. „Die Kunden sind kritischer geworden, es kam kein Geschäft zustande.“
Roger nickte schwerfällig mit dem Kopf. „Das dürfte Ihrem Unternehmen nicht gefallen haben, wenn Sie bei all den Terminen keine Erfolge aufweisen konnten. Das ist immerhin ein ganzes Jahr gewesen. Welche Kunden haben Sie in dieser Zeit angesprochen, wie viele waren es?“
Jetzt wurde es der Schwester zu bunt und sie verweigerte eine klare Antwort. „Was hat das damit zu tun. Ich habe den Dienst an meinem Unternehmen geleistet.“, reklamierte sie.
Roger schaute auf die Angaben auf seinem PADD.

„Falsch. Ihre Termine auf der Erde, dem Mond und dem Mars galten lediglich ihrem eigenen Vergnügen. Während der ganzen Zeit waren keine Repräsentanten in den entsprechenden Ressorts untergebracht. Das bedeutet, sie hätten nicht einmal ein Geschäft abschließen können, selbst wenn Sie gewollt hätten.“, sofort intervenierte sie. „Das ist nicht wahr, das können Sie unmöglich nachweisen.“ Captain van Dyke setzte ein Grinsen auf. Er kam nahe an seine Schwester heran und blieb ganz knapp vor ihr stehen, dann ging er in die Knie, bis sein Kopf dem Ihren genau gegenüberstand. „Doch, das können wir. Und wissen Sie was, genau das werden wir jetzt tun. Werte Vorsitzende“, damit schob Roger ein weiteres Datenpaket auf den Bildschirm von Gwendolin Wester, „Anbei finden Sie alle Bewegungsdaten des letzten Jahres und alle persönlichen Ausgaben die von Frau Peterson getätigt wurden. Wie sie der Liste entnehmen können, galten alle Aufenthalte nur der Entspannung, dem Shopping in exklusiven Ausstattungsunternehmen und der Freizeitgestaltung. In keinem der Fälle hat Sie jedoch Firmenaktivitäten ausgeführt.
Mehr noch, wie sich am Erdindex ablesen lässt, ist dem Unternehmen ein Schaden in extremer Höhe durch ihre Untätigkeit entstanden. Das Notierte Unternehmen ist um ganze fünfunddreißig Punkte gefallen, was einem Verlust von nahezu fünfzehn Prozent entspricht.“
Gwendolin Wester sah mit einem skeptischen Blick auf die Angaben, die Captain van Dyke ihr auf das Display geschoben hatte. All diese Dinge hätten sicherlich niemanden überzeugt, aber die Darstellung, dass niemand anwesend war, den sie hätte akquirieren können, gab den Ausschlag. Sie konnte sich der sehr guten Recherche von Captain van Dyke nicht entziehen. Alle Angaben waren vorhanden, Tausende von Geschäftsreisenden waren zu den angegebenen Zeiten anwesend, aber zu keinem von Ihnen hatte die Schwester je einen Kontakt.
„Wissen Sie, ich habe mich noch vor kurzem gefragt, warum es keinem aufgefallen ist, dass Sie eigentlich gar keine Arbeit verrichten und nur im Universum herumturnen. Aber dann ist mir bei den Recherchen aufgefallen, dass Sie alle unter einer Decke stecken. Ihr Bruder Peter van Dyke ist im Aufsichtsrat der Medi-Pharm Ltd. und hat ihren Lebenswandel gedeckt. Abschlüsse von Anderen Akquisiteuren wurden auf Sie umgeschrieben, so dass der Eindruck einer hart arbeitenden Frau entsteht.
Sie, Saskia Peterson, gehen also keiner Beschäftigung nach und hätten somit noch am ehesten Zeit für eine betreuende Tätigkeit. Sicherlich haben Sie den Antrag bei Home Care gestellt und eine alte Adresse angegeben in dem Wissen, dass von dort keine Weiterleitung erfolgen würde, womit eine Benachrichtigung meiner Person ausgeschlossen werden konnte und der Versäumnisentscheidung den Weg geebnet hat. Das ist alles, ich habe keine weiteren Fragen an Sie und würde nun gerne William van Dyke zu diesem Platz bitten.

Sofort meldete sich Sebastian Kerber wieder, der es als unzumutbare Belastung für seinen Mandanten ansah, dass er sich einer solchen Befragung unterziehen sollte, vor allem, weil William van Dyke auf eine Transporthilfe angewiesen war.
Doch die Vorsitzende sah keinen Grund, warum hier eine Ausnahme gemacht werden sollte. Sie wies die Kinder an, Ihrem Vater beim Besteigen der Plattform zu helfen, die dann neben den Stuhl für Aussagen geführt wurde. Es war eine quadratische Plattform, auf der man stehen konnte. Die hüfthohe Umrandung war im Halbkreis gehalten und bot gute Zugänglichkeit zu dem Vehikel, welches zirka zehn Zentimeter über dem Boden schwebte.
William van Dyke schaute seinen Sohn missbilligend an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass auch er Fragen zu beantworten hatte und konnte sich kaum vorstellen, was der seiner Meinung nach, missratene Sohn überhaupt vorhatte.

„Ihr Alter beträgt derzeit zweiundsiebzig Jahre, Mister van Dyke, dafür sehen Sie aber deutlich zu alt aus. Können Sie uns und der Kommission bitte mitteilen, woran das liegt?“, war die erste Frage des Captains, was den Vater bereits noch wütender werden ließ.
„Wie unschwer zu erkennen ist bin ich erheblich eingeschränkt.“, antwortete der Gefragte leise und mit brüchiger Stimme.
„Sie sind ausgebildeter Arzt mit umfassenden medizinischen Kenntnissen, können Sie uns bitte allgemeinverständlich mitteilen um was es sich bei diesen Einschränkungen handelt, die Sie sehr offensichtlich hier demonstrieren.“ Wenn auch unwillig, so gab der Vater darauf leise und kraftlos Antwort. „Bei mir wurde vor einigen Jahren eine Abwandlung der Machado-Joseph Krankheit diagnostiziert, die irreversibel ist. Seitdem degeneriert mein Körper und dieser Effekt lässt sich durch nichts verlangsamen oder stoppen. Es gibt keine Heilung.“
Captain van Dyke schob das Gutachten mit den Expertisen zu der Vorsitzenden, damit diese sich darüber informieren konnte.
„Als Genetik-Fachmann, kennen Sie sicherlich die besondere Eigenart dieser Erkrankung.“
Rogers Vater nickte. „Die Ursache der Krankheit ist eine Mutation des MJD1-Gens auf Chromosom 14 Genlocus, die zu einer Verlängerung des Polyglutamin-Bereichs führt. Sie ist Grund für Bewegungsstörungen, Verlust des Gleichgewichtssinns, ungewöhnliche Augenbewegungen und abnehmenden Orientierungssinn, verbunden mit Verlust der Wahrnehmungsfähigkeit. Das endet in einer subkortikalen Demenz und führt schließlich zum Tod.“

„Ja, genau so steht es im Lehrbuch, welches Sie vor einigen Jahren verfasst haben. Das bedeutet, Sie betreiben hier Vorsorge für einen Zeitpunkt, in dem Sie nicht mehr die volle eigenständige Kontrolle über ihr Leben haben.“
Erneut war ein verständiges Nicken von Captain van Dyke zu sehen, der nun wieder auf sein PADD sah, um die nächste Frage zu stellen.

„Wir haben uns erkundigt, warum eine Betreuung nicht durch die staatlichen Organe, die offiziellen Organisationen oder private Hilfsdienste übernommen werden kann. Als Vorsitzender einer so großen Gesellschaft haben Sie weitreichenden Einfluss und sicher auch ausreichend Kapital, um auf dem freien Markt entsprechende Kräfte anzuwerben.“
„Das funktioniert leider nicht, mein Pflegebedarf ist leider so speziell, dass dieser nicht durch derartige Organisationen abgedeckt werden kann.“ Jetzt hatte Roger seinen Vater genau da, wo er ihn haben wollte, es fehlte eigentlich nur noch wenig, um ein Eingeständnis zu erhalten.

„Mister van Dyke, wenn Ihnen die Fachleute, die auf dem Gebiet der Betreuung und Pflege Spezialisten sind, nicht helfen können, wieso denken Sie dann, dass ein einfacher Mann, der im Sternenflottendienst tätig ist und keine medizinische Ausbildung besitzt Ihnen helfen könnte?“
„Es geht hier nicht um Fachkompetenz, sondern um Familienpflichten und die hast Du zu erfüllen, weil Du Teil der Familie bist und Du es mir es verdammt noch mal schuldest! So etwas tut man in der Familie.“, war die Antwort des alten Mannes, der diese Aussage nur unter größter Anstrengung über die Lippen brachte.
Captain van Dyke hatte sich bislang gut unter Krontrolle gehabt, aber nun platzte ihm gelinde gesagt der Kragen, wenn er sich ansah, welche zusätzlichen Fakten seine Kollegen zusammengetragen hatten.

„Dann werde ich Ihnen jetzt einmal meine Einschätzung zu diesem Thema vortragen und ich bin mir sicher, dass ich hier interessierte Zuhörer finden werde.
Eine Tiefenrecherche hat ergeben, dass diese Verpflichtungsregelung von langer Hand geplant war.
Ist es nicht so, dass jede Hilfe von Ihnen persönlich abgelehnt wurde?
Ist es nicht so, dass keiner mehr, selbst gegen Bezahlung für Sie arbeiten will?
Ist es nicht so, dass inzwischen alle freiwilligen Dienste ihre Betreuung ablehnen?
Ist es nicht so, dass Sie weniger eine Betreuung als mehr jemanden suchen, der all Ihre exklusiven Wünsche und Forderungen erfüllen muss?
Vielleicht ist es auch von Vorteil, wenn man größter Anteilseigner der Home Care Organisation ist, was einen zum exklusiven Antragsteller macht.

Werte Vorsitzende, ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf das Gutachten kommen, Wenn Sie sich den Anhang ansehen, dann werden sie feststellen, dass wir die Signatur des medizinischen Dienstes identifiziert haben. Das Gutachten wurde zwar von einem Doktor Wilson Gonzales ausgestellt, der Mitarbeiter einer konkurrierenden medizinischen Vereinigung ist. Erstellt wurde das Gutachten jedoch von keinem anderen als Peter van Dyke in seiner Klinik. Die datentechnischen Signaturen sprechen eine ganz klare Sprache.
Was muss noch passieren, damit man die Absicht hinter dieser Scharade erkennt?“

Roger van Dyke hatte sich damit sehr weit aus dem Fenster gelehnt, wie die Vorsitzende fand, denn auch wenn seine Angaben stichhaltig waren, gab dies noch immer keinen Anlass den schlechten Gesundheitszustand des Vaters anzuzweifeln. Rogers Vater wandte sich gerade an die Vorsitzende als plötzlich der gesamte Raum wackelte. Während alle anderen auf Stühlen saßen und sich abfangen oder an der Tischkante festhalten konnten, sprang William van Dyke mit lautem Fluchen von der Plattform, die scheinbar ebenfalls zu versagen schien. Seine kräftige Stimme hallte in dem großen leeren Raum nach. Mit einem eleganten Satz war er zur Seite gesprungen und tarierte sein Gewicht geschickt aus, indem er die Arme benutzte.
Peter van Dyke sah ihn in diesem Moment entsetzt an, aber es war zu spät. Jeder im Raum Anwesende hatte es gesehen, dass der Vater scheinbar gar nicht auf die Trageplattform mit dem hüfthohen Geländer angewiesen war.
Die Vorsitzende quittierte dies mit einem ungläubigen Blick. Captain van Dyke der sofort geschaltet hatte, wem er das zu verdanken hatte nutzte sofort diese einmalige Gelegenheit.

„Werte Vorsitzende, ich bedaure diese Störung von ganzem Herzen. Unser Schiff unterliegt gerade einer Neuausrüstung der Trägheitsdämpfersysteme, die wohl für einen Moment versagt haben. So etwas passiert im Rahmen solcher Prüfungen und Umrüstungen, auch wenn man gerade das vermeiden will. Der Zustand von William van Dyke scheint allerdings nicht so schlecht zu sein, wie er uns dies bisher vermittelt hat. Ich beantrage eine erneute Untersuchung des Zustandes seiner körperlichen Verfassung. Auf diesem Schiff sind wir für derartige Fälle ausgerüstet, ich schlage vor unseren Schiffsarzt und das medizinisch holografische Notfallprogramm mit einer erneuten Prüfung zu beauftragen, um den Gesundheitszustand des Hilfesuchenden neu zu bewerten.“
Gwendolin Wester konnte nur Nicken, „Machen Sie das. Wir sehen uns nach der Untersuchung mit dem Ergebnis der ärztlichen Untersuchung wieder.“



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