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XIV Die Geraniendyspnoe

von Racussa

Moos und Schlangenkraut

Als Icheb sein Zimmer betrat, betrachtete er seine Seite, die üppig mit Pflanzen behangen war. Über dem zweiten Bett hingegen hingen eine Sternenkarte und ein steinernes Messer.

„Jono?“, fragte der immer noch durchnässte und mit Algen bedeckte Brunali in den Raum hinein.

„Jono? Ich weiß, dass du wieder über das Fenster hereingeklettert bist. Du hast die Farnia gainensis um 45° verdreht, sie würde nie freiwillig im rechten Winkel zur direkten Sonneneinstrahlung blühen, weil selbst das gefilterte Licht die Farben ihrer Blüte zu schnell veranlassen ließe.“

Jono rollte sich unter seinem Bett hervor und stand auf. „Icheb, ich wollte noch etwas zu vorhin sagen.“

Icheb zog sich das Oberteil aus und warf es in den Wäschedeplikator. Aus dem Schrank nahm er einen neuen Pullover.

„Warte, du hast noch Moos im Haar.“, sagte Jono und zupfte die grünen Fäden von Ichebs Kopf.

„Warum tust du das jetzt?“, fragte Icheb verwirrt.

Jono zuckte mit den Schultern: „Weil wir beide hier fremd sind, weil wir uns ein Zimmer teilen und…“ Er zögerte etwas. „…weil wir Freunde sind.“

Icheb drehte sich um und blickte Jono ratlos an, in dessen linker Hand ein ansehnliches Häufchen Moos angesammelt war.

„Ich hatte bei der Begegnung mit deinen Kameraden in der Aula einen anderen Eindruck. Mir schien es eher, als wären Wesley, Duncan und ich eine nette Freundesgruppe, aber sobald deine talarianischen Kameraden da sind, lässt du uns links liegen und beteiligst dich sogar noch an unserer Demütigung.“

Jono warf das Moos in einen von Ichebs Blumentöpfen, aus dem seltsam glimmende Pilze wuchsen.

„Du verstehst den Unterschied zwischen Freundschaft und Kameradschaft nicht. Ein Raumschiff oder ein Campus sind Orte der Freundschaft, die nach dem talarianischen Philosophen um der Lust, des Nutzens oder der Freundschaft selbst willen geschlossen werden. Aber wenn du im Dschungel von Drangsalore, in der Eissteppe von Tanzchiquestum, der Schwefelsavanne von Strahlsoll gemeinsam dem Tod entgehst, dann schmiedet das ein Band, das niemand lösen kann. Die ganze Ausbildung auf Talaria zielt darauf ab, solche gemeinschaftsstiftenden Erfahrungen zu generieren.“

Icheb hatte das Oberteil angezogen und zupfte das Moos aus dem Pilztopf. „Wenn du die falschen Komponenten mischst, kommt dabei keine effiziente Gemeinschaft, sondern die Grundlage für Schimmel heraus.“

Jono runzelte die Stirn.

„Moos ist zu feucht für betazoidische Buspilze.“

„Ist das eine Metapher?“, fragte Jono und beobachtete den Brunali beim Moossammeln.

„Das ist eine botanische Gewissheit, tausendfach geprüft. Gewisse Symbiosen sind nützlich und gut, andere Naheverhältnisse vergiften beide Nachbarn. Ich muss darüber nachdenken, was heute in der Aula geschehen ist. Und auf dem Weg zur Oberreferentin Musso habe ich genug Zeit dafür.“

Jono überwand sich und fasste Ichebs Unterarm: „Gut, dann geh. Ich habe das Moos da hineingeschüttet, ich sammle es auch wieder und gebe es in den Topf, den du mir zeigst. Du bist der Freund von mir, der am meisten Ahnung von Pflanzen hat.“

„Und doch sind wir keine Kameraden?“

„Drei Monate ein Zimmer zu teilen und davor keine zwei Monate bekannt gemacht zu werden ist Humus für eine Freundschaft, aber keine Kameradschaftsschmiede. Außer vielleicht, wir würden gemeinsam gegen einen kollektiven Angriff deiner Pflanzen bestehen.“ Jono lächelte, während Icheb verärgert die Stirn runzelte.

„Ich weiß nicht, ob ich mich mehr über den Pflanzenscherz oder die Erwähnung des Kollektivs ärgern soll.“

Er öffnete die Türe. Noch während er im Rahmen stand, wandte er sich nochmals zu Jono um. „Du kannst das Moos zu dem selayischen Schlangenkraut geben, das ist diese gruselige insektenverdauende Pflanze links neben dem Fenster.“ Er raffte sich zu einem Lächeln auf: „Und keine Sorge, wenn sie dich angreift, kannst du dich auch alleine verteidigen.“
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