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Der nächste Schritt

von Kontikinx1404

Kapitel 2


Seit Jackie Jones auf die Alphaone zurückgekehrt war, hatte sie eine Umlaufbahn um den
Mars angeordnet um wie befohlen auf weitere Anweisungen zu warten. Die Wartezeit wollte sie jedoch nutzen um mehr Informationen über die Tulavianer zu gewinnen. Zu diesem Zweck
hatte sie sich in den Bereitschaftsraum zurückgezogen. Den Daten aus dem Bibliothekscomputer zu folge, handelt es ich um eine friedliche humanoide Rasse, deren Territorium zwar
nicht sehr groß war, aber an das der Tellariten grenzte. Die Tulavianer wurden von einem demokratisch gewählten Ministerrat auf ihrer Heimatwelt regiert.
Sie besiedelten insgesamt vier umliegende Sternensysteme, die sie mit allem nötigen versorgten. Laut Datenbank fand der Erste Kontakt zur Föderation durch die Tellariten
statt und zwar vor fast 180 Jahren. Es gab ein paar kleinere Handelsabkommen, mehr aber nicht. Alles in allem, ein unauffälliges Volk. Seither pflegten sie lediglich zu den Tellariten eine lose Beziehung.
Auch Technologisch hatten sie sich in den vergangenen 180 Jahren kaum weiterentwickelt. Hier stand zwar, sie hätten die Raumfahrt entwickelt, aber von Warptechnologie war keine Rede.
Das Fehlen selbiger wurde als einer der Gründe angegeben, weshalb sie kein Mitglied in der Föderation wurden.
Aus der Tatsache heraus, dass die Tulavianer umliegende Sternensysteme kolonisiert hatten, mussten sie aber einen Überlichtschnellen Antrieb besitzen, wenn sie nicht Jahrzehnte
für eine Reise zu einer Kolonie unterwegs sein wollten. Informationen über deren Raumschiffe fand Jackie nur sehr allgemein gehaltene.
Insgesamt warf der Artikel bei ihr mehr Fragen auf als er beantwortete. Allein das weckte schon Jackies Neugier und war Grund genug dort mal vorbei zu schauen.

Nach ihrem Gespräch bei den Admirälen war sie noch immer in Hochstimmung und in freudiger Erwartung auf ihren kommenden Auftrag als sich Fähnrich Washington über Intercom bei
ihr meldete: „OPS an Captain Jones, ich habe ein Gespräch von der Einsatzleitung für Sie.“ Voller Vorfreude auf den ersehnten Befehl antwortete Jackie: „Stellen sie das Gespräch in meinen Raum durch.“ „Aye Captain.“
Jackie aktivierte ihren Desktopviewer und wenige Augenblicke später erschien Admiral
Corvin auf dem kleinen Bildschirm. Sein kurzes schwarzes Haar hatte inzwischen ein
paar graue Strähnen, aber sonst hatte er nichts von seiner Attraktivität eingebüßt. Im
Gegenteil, für sein alter er sah immer noch umwerfend aus, fand Jackie und musste
unbewusst lächeln als sie ihn sah.
„Guten Tag Captain Jones, ich weiß nicht wie Sie es gemacht haben, aber Sie müssen bei
jemand von ganz oben, ordentlich Eindruck geschunden haben“, wurde Jackie von Admiral Corvin begrüßt, „ich habe hier einen Prioritätsbefehl für die Alphaone bei dem es sich um einen Leistungstest oder eine Art Rennen handelt.“
Jackie konnte sich ein wissendes Grinsen nicht verkneifen. Dies war der Befehl den sie
erwartete und auf den sie sich so freute. „Es ist etwas von beidem, wenn man es genau
nimmt“, antwortete sie.
Natürlich wurde ihr grinsen von Corvin bemerkt. „Sie scheinen in diesem besonderen
Fall mehr zu wissen als ich. Würden sie mich bitte aufklären.“
Für einen Moment genoss es Jackie mehr zu wissen als ihr Auftraggeber, eine Situation
die in den meisten Fällen umgekehrt war.
„Es geht darum die Mittel für die zweite Ausbaustufe des Transwarpantriebs zu bewilligen.
Um zu beweisen das wir diese neue Technik auch beherrschen hat Vizeadmiral Gaff ein Rennen mit den Tulavianern organisiert, die sollen Raumschiffe haben die angeblich so schnell wie die Alphaone sind.“
Ehrlicher Respekt zeichnete sich auf Admiral Corvins Gesicht ab. „Ich hätte nie gedacht
dass Sie das Transwarpprojekt so weit voran bringen, nach all den Jahren, die wir uns jetzt kennen“, begann Corvin, „aber wenn Sie es geschafft haben bei Vizeadmiral Gaff Eindruck zu schinden,
sollten Sie auch wissen, dass er hat den Ruf hat manchmal unbequem zu sein.“
Jetzt hatte Jackie wieder etwas Neues erfahren, sie hatte bei ihrem Treffen mit Gaff nicht
diesen Eindruck gehabt. Vermutlich übertrieb Corvin etwas.
„So schlimm wird’s schon nicht werden“, sagte Jackie und machte eine abwertende
Handbewegung.
„Das werden sie dann ja sehen. In zwei Tagen kommt Vizeadmiral Gaff zusammen mit
Admiral Meyers an Bord ihres Schiffes. Sie werden die Mission begleiten um sich vor Ort
selbst ein Bild von den Ereignissen zu machen“, verkündete Corvin.
Jackie entgleisten die Gesichtszüge, sie konnte ihre Überraschung darüber kaum verbergen. Sie hatte gehofft, die Mission ohne Beobachter durchführen zu können.
Stattdessen hatte sie gleich zwei davon an Bord, die ihr bei jeder Gelegenheit über die Schulter schauten und hoffentlich nicht allzu häufig im Weg standen.
„Sie scherzen?“, fragte sie Corvin. Doch dieser schüttelte mit ernstem Blick nur den Kopf.
„Ich beneide Sie nicht um diesen Auftrag, Captain“, sagte Corvin und er schien es ehrlich zu meinen, „zur Sicherheit übermittle ich ihnen den Befehl nochmals schriftlich.“
„Danke“, war das einzige was Jackie jetzt auf diesen Schreck herausbrachte.
„Viel Erfolg. Sternenflotte Ende.“ Mit diesen Worten verschwand der Admiral vom Bildschirm und wurde durch das Flottenlogo ersetzt.



???

Mit mäßig schnellen Schritten ging Jackie die weitläufigen Gänge der Shuttlewerft auf Utopia Planitia entlang. Aufmerksam sah sie sich um, vieles hatte sich verändert seit sie hier
das letzte Mal gearbeitet hatte. Auch gefühlt waren viele bekannte Gesichter verschwunden. Ein Gefühl von Heimkehr wollte sich daher nicht recht einstellen. Zu viel hatte sich hier verändert.
Stattdessen überkam Jackie ein Anflug von Wehmut, als sie an ihre Zeit als Testpilotin dachte. An so manchen Flug konnte sie sich noch gut erinnern. So langsam wurde ihr klar das inzwischen
fast zehn Jahre vergangen waren, seit sie hier das letzte mal als Testpilotin aktiv war. In Kürze würde sie das Büro der Person erreichen, dessen Nachricht sie hierhergeführt hatte. Die
Mitteilung war nur sehr kurz gewesen, mit der Bitte um ein Persönliches Treffen, was ungewöhnlich für den Absender war. Jackie hatte dies als eine besonders wichtige Nachricht gedeutet und
sich nach Dienstschluss umgehend auf den Weg gemacht. Um was es dabei ging wurde nicht erwähnt. Jackie betätigte den Türmelder. Gleich darauf öffnete sich die Tür und sie betrat den Raum.
Sofort erhob sich Ben hinter seinem Schreibtisch und kam auf sie zu. „Hallo Jackie, schön Dich mal wieder hier zu sehen. Ist schon ein Weile her.“ Beide umarmten sich freundschaftlich.
„Freut mich auch Dich wieder zu sehen, aber solltest du nicht längst Deinen wohlverdienten Ruhestand genießen?“, sagte Jackie, die ein wenig überrascht war den „alten Ben“, wie
Captain Benjamin Hilo hier genannt wurde, noch im aktiven Dienst zu sehen. Ben machte eine abwertende Handbewegung bevor er ihr antworte: „Wenn man so lange wie ich im Dienst ist und
immer noch Freude an seiner Tätigkeit hat, dann geht man doch nicht freiwillig nach Hause. Was soll ich denn da?“
Zum Beispiel etwas Zeit mit Deiner Frau verbringen, dachte Jackie, sprach ihren Gedanken aber nicht aus. „Ich möchte Dir gerne ein paar Neuigkeiten mitteilen, vielleicht
bei einem Kaffee“, schlug Ben vor. „Gerne“, bestätigte Jackie und folgte Ben zu seinem Schreibtisch. Hier hatte sich kaum etwas verändert, stellte sie fest als sie ihren Blick
durch Bens Büro schweifen ließ. Lediglich bei der sogenannten „Ahnengalerie“ blieb Jackie kurz stehen, als sie ein Bild entdeckte auf dem sie selbst zu sehen war. Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht als sie diesen Schnappschuss sah.
Die „Ahnengalerie“ war eine Bildersammlung der letzten 25 Jahre, von Personen und Raumfahrzeugen, die zum Teil nie über den Prototypstatus hinausgekommen waren.
Ben hatte bereits an seinem Schreibtisch Platz genommen als er bemerkte das Jackie vor der „Ahnengalerie“ stand. „Na hast du ein neues Foto entdeckt?“, fragte er mit gespielter Unschuld.
„Ja“, antwortete Jackie mit einem Lächeln, „wann hast du denn das Bild aufgenommen?“
Auf dem Foto war Jackie von der Seite zu sehen, wie sie Daten in ein Kontrollpult eingab.
Schließlich nahm sie ihm Gegenüber, in einem der Besucherstühle Platz. Vor ihr auf dem Platz stand eine Tasse mit heißem Kaffee. Ben setzte ein wissendes Grinsen auf,
schien aber keine Anstalten zu machen, zu verraten wann er das Foto aufgenommen hatte. „Vor Dir und Deiner Kamera ist aber auch niemand sicher“, sagte sie in gespielt verärgertem Ton,
obwohl ihr längst klar war das auch von ihr mal ein Bild hier hängen würde, „ich kann mich gar nicht daran erinnern.“
„Das war glaube ich, ein paar Monate nach dem du diesen Shuttle Prototypen mit der Einmannrettungskapsel zerlegt hattest“, sagte Ben und übertrieb ein wenig. Jackie
erinnerte sich noch gut an diesen Testflug, bei dem so vieles schief lief und sie mit ihrem Begleiter in einer Einpersonen Rettungskapsel das Shuttle verlassen musste.
Nur mit viel Glück und der Hilfe eines guten Freundes, hatte sie dieses Ereignis überlebt. „Das war doch dieses potthässliche große Shuttle, mit den nach oben geneigten Warpgondeln?“, erkundigte sie sich.
Ben nickte mit gespieltem Ernst. „Um so einen hässlichen Vogel war es wirklich nicht Schade“, stellte Jackie mit einem Lachen fest. Auch Ben fiel in ihr Lachen mit ein,
wenn er nur daran dachte wie ihm damals zu Mute war.
„Aber deswegen hast Du mich sicher nicht hergebeten. Womit kann ich Dir denn helfen?“ erkundigte sich Jackie nach einer Weile und nahm einen Schluck Kaffee zu sich.
„Nein, du hast recht“, begann Ben der nicht so genau wusste wo er anfangen sollte, „nachdem du Gestern hier so plötzlich aufgetaucht bist, war ich sicher nicht der
einzige der Überrascht war. Unwissentlich hast du damit vielleicht eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die nicht ganz einfach zu handhaben sind.“
„Was meinst du damit ? Hätte ich nicht herkommen sollen?“
„Wie ich sehe, hat man Dich wohl nicht umfassend informiert. Ich will ehrlich zu Dir sein.
Ich weiß von Deinem Auftritt bei Admiral Meyers und Deiner Übereinkunft mit Vizeadmiral Gaff einem Mann dem man unbedingt den nötigen Respekt zollen
sollte. Ich hoffe das hast du auch getan.“ Jackie bestätigte mit einem Kopfnicken. „Und sei mir jetzt nicht böse wenn ich es so frei heraus sage.
Sich mit den Tulavianern auf ein Rennen einzulassen ist keine gute Idee.“

Der alte Ben war gut informiert, musste Jackie feststellen, auch über Dinge die er normalerweise nicht so einfach erfährt. Ihr war nur noch nicht
ganz klar worauf er hinaus wollte. „Wieso soll das keine gute Idee gewesen sein. Vizeadmiral Gaff wird die Mittel für den Transwarpantrieb streichen,
wenn ich nicht gewinne und damit die Fortschritte bei der Entwicklung unter Beweis stelle.“
„Niemand wünscht Dir den Sieg mehr als ich, nur halte ich den Zeitpunkt für ungünstig.“
„Wieso, meinst du die Sternenflotte ist noch nicht bereit für so einen Antrieb?“
„Ich meine eher die Politische Lage im Allgemeinen. Viele Leute in der Sternenflotte glauben ein Konflikt mit dem Dominion sei unausweichlich.“
Auch Jackie hatte schon vom Dominion gehört und war der Meinung das dieser drohende
Konflikt schlimmstenfalls in ein paar Jahren eskaliert, sofern man nicht gegensteuert.
Mit Sorge hatte auch sie zur Kenntnis genommen, das die Klingonen zu Anfang des
Jahres die Kithomer Verträge gekündigt hatten. Damit waren sie nicht länger Alliierte der
Föderation.
„Mit dem Transwarpantrieb hätten wir einen Vorteil gegenüber dem Dominion,
vorausgesetzt er könnte schnell in andere Raumschiffe integriert werden“, argumentierte
Jackie.
„Genau hier sehe ich das Problem. Angenommen du hast Erfolg und der Transwarpantrieb wird in einem Jahr zur Serienreife entwickelt. Wenn sich dann
das Sternenflottenkommando entschließt den Antrieb in der ganzen Flotte einzusetzen würde
es noch Jahre dauern bis die meisten Raumschiffe damit ausgestattet würden. Du bist
selbst Ingenieurin und kennst die technischen Schwierigkeiten, die solche
Schiffsumrüstungen mit sich bringen“, entgegnete Ben.
Jackie musste zugeben, er hatte recht. An jeden Raumschiffstyp müsste so eine Umrüstung individuell angepasst und durchgeführt werden. Und so manch ältere
Schiffsklasse wie die Excelsior oder die Miranda, kämen aufgrund ihres alters für eine
Aufrüstung nicht in Frage. Somit müssten neue Raumschiffe gebaut werden. Je weiter sie dachte, desto umfangreicher erwies sich so ein Vorhaben.
„Im Sternenflottenkommando rechnet man damit, dass der Konflikt mit dem Dominion
innerhalb eines Jahres eskaliert, vielleicht sogar früher, von den Klingonen will ich gar nicht reden“, fuhr Ben fort, „du kannst froh sein,
wenn du die Zeit hast den Transwarpantrieb bis zur Serienreife zu entwickeln. Selbst da musst du schon aufpassen.“
Jackie weigerte sich innerlich eine solch schlechte Prognose zu akzeptieren, selbst wenn sievon Ben kam. Es konnte doch nicht sein das sich das ganze Universum gegen sie wandte.
„Was meinst du denn mit aufpassen? Der Transwarpantrieb ist sicher.“
Ben beugte sich verschwörerisch zu ihr bevor er sagte: „Eine neue Technologie ruft auch immer Neider hervor. Die Föderation wäre die einzige Großmacht im Alphaquadrant mit so einem Antrieb. Davon wäre nicht jedes Volk begeistert.“
„Du fürchtest also Spionage oder Sabotage durch eine andere Großmacht?“, fragte Jackie, die in diese Richtung noch gar nicht gedacht hatte.
So absurd erschien ihr der Gedanke das sie ihn nicht wirklich in Betracht zog. Bisher hatte sie sich um politische Ereignisse wenig Gedanken machen müssen. Beim Start der Alphaone, vor
ein paar Jahren stand die technische Umsetzung des Transwarpantriebs im Vordergrund. Es war wichtig die neue Technologie auf ihre Alltagstauglichkeit zu prüfen. Was sie in den letzten paar
Minuten von Ben an Neuigkeiten erfuhr, war ihr fast schon zu viel. Und jetzt kommt er auch noch mit Spionage.
„Die Transwarptechnologie unterliegt nicht der Geheimhaltung und das öffentliche Interesse daran, war bisher immer gering. Vermutlich weiß außerhalb der Sternenflotte niemand davon.“
„Da hast du vielleicht recht“, erwiderte Ben, „ich kann mich aber noch daran erinnern, dass es vor ca. 25 Jahren Berichte gab, die besagten, die Klingonen hätten in diese
Richtung geforscht. Jahre später jedoch aufgegeben.“
„Die Klingonen sind nicht gerade als große Forscher und Wissenschaftler bekannt. Deren
Forschung orientiert sich meistens mehr an der Praxis als an der Theorie.
Ohne jahrelange theoretische Vorarbeit kommt man aber nicht ans Ziel. Außerdem haben
die Klingonen, glaube ich, zurzeit andere Probleme“, gab Jackie zu bedenken.
„Da hast du sicher recht, das heißt aber nicht das andere Völker kein Interesse an der
Technologie haben. In einem kommenden Konflikt wird derjenige einen Vorteil haben der
einen Transwarpantrieb hat egal ob Großmacht oder nicht.“
„Na dann kämen ja nur noch Talarianer, Breen oder Tzenkethi in Frage. Oder eines der
anderen Völker die der Föderation nicht wohlgesonnen sind“, sagte Jackie, hast du keine
genaueren Hinweise?“
„Leider nicht,“ musste Ben eingestehen, „vielleicht hat auch jemand Interesse daran, den Transwarpantrieb nicht zu etablieren und das Projekt somit abzuwürgen.“
„Warum sollte jemand daran Interesse haben“, gab Jackie zu bedenken.
„Die üblichen Dinge eben, Angst vor dem Fortschritt, Machtverlust oder Machtgewinn
anderer, und so weiter“, zählte Ben drei Dinge auf. „Du solltest auf jeden Fall wachsam
sein.“
„Das werde ich. Danke für den Hinweis“, sagte Jackie entschlossen.



***

Sobald feststand die Alphaone würde im Orbit über Utopia Planitia bleiben, suchte
Mr. Sesol das Transwarplabor auf der Oberfläche auf um sich die gesammelten Messergebnisse anzusehen. Im Transwarplabor standen leistungsfähige Supercomputer
mit denen man, unter anderem, in der Lage war einen Transwarpflug zu simulieren um die verschiedenen Antriebsparameter zu erproben. In diesem Labor wurde lange vor dem Bau
der Alphaone das Transwarpprojekt gestartet. Über viele Jahrzehnte wurde hier die
theoretische Vorarbeit geleistet. Selbst jetzt, da man einen funktionierenden
Transwarpantrieb hatte und erste praktische Erfahrungen gesammelt hatte, wurden hier
noch Antriebsparameter analysiert.
Als Chefingenieur der Alphaone war es Mr. Sesols Aufgabe eine reibungslose Funktion des Transwarpantriebs zu gewährleisten, aber als er sich die Ergebnisse von ihrem
Flug nach Utopia Planitia ansah, machte sich bei ihm ein ungutes Gefühl in der Magengegend bemerkbar. Und im Laufe der Zeit hatte er gelernt solche Gefühle nicht zu ignorieren.
Den Daten zu Folge wäre der Transwarptunnel sehr bald instabil geworden,
hätten sie den Flug fortgesetzt. Glücklicherweise hatten sie zu diesem Zeitpunkt schon Utopia Planitia erreicht, so konnte sich die Fehlfunktion noch nicht bemerkbar machen.
Für das bevorstehende Rennen musste er diese Fehlfunktion jedoch beheben, da er nicht
wusste wie lange, am Stück, der Transwarpantrieb dieser hohen Belastung ausgesetzt war. Also ging er tiefer in die Transwarpformeln.
Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren um bis zum Abflug eine Lösung für das Problem zu finden.

***

Die Stunden waren vergangen, doch für Mr. Sesol schien die Lösung noch in weiter
Ferne zu liegen, er war kaum einen Schritt weiter. Jedesmal wenn er glaubte einen
Weg zur Lösung gefunden zu haben, stellte sich dieser als Sackgasse heraus.
Ermüdet vom vielen starren auf den Bildschirm lehnte er sich im Stuhl etwas zurück
und rieb sich die Augen. In seinem Kopf schwirrten die mathematischen Formeln nur so
herum. Würde er keine Lösung finden müsste er dem Captain sagen, sie solle das
Rennen abblasen. Die Folge daraus wäre eine Beendigung des Transwarpprojekts.
Auch das lag nicht in seinem Interesse. Was er benötigte war ein neuer Blickwinkel.
Sein Blick fiel auf das Chronometer. So spät konnte er niemand von seinen Kollegen
mehr erreichen die ihm eventuell helfen konnten. Zu lange hatte er sich in eine Richtung verrannt und jetzt fehlte die Zeit. Trotz all seiner Bemühungen blieb ihm die
Lösung versagt. Resigniert sah er sich zum wiederholten Mal die Ergebnisse an und suchte in seinem Verstand und seiner Erinnerung, wo der Fehler lag. Aber auch zum wiederholten Male kam er zu keinem Ergebnis.
Jetzt konnte er Captain Jones nur noch die schlechte Nachricht überbringen.
Müde tippte er auf seinen Insignienkommunikator: „Sesol an Captain Jones“, es dauerte einige Sekunden bis er durch einen Signalton erfuhr, dass sein Ruf angenommen wurde.
Jackie Jones Stimme klang ein bisschen müde aus seinem Kommunikator.
„Jones hier!“, Sesol hatte gar nicht bemerkt, dass es inzwischen nach Standardzeit kurz vor Mitternacht war. „Wir haben ein Problem. Sie müssen das Rennen absagen.“
Jackie wollte nicht glauben was sie da hörte. Noch heute Morgen schien es als sei alles in bester Ordnung, was also sollte passiert sein, was dies nun plötzlich umstieß?
“Kommt gar nicht in Frage. Wo sind Sie?“, kam die Antwort nach einem Moment
„Im Transwarplabor auf Utopia Planitia.“
Jackie überlegte keine Sekunde, „Bleiben Sie dort ich bin in Kürze bei Ihnen. Jones Ende.“
Es sah ganz so aus als würde der Captain noch nicht aufgeben, vermutete Mr. Sesol während er hinüber ging zum Replikator um sich eine Tasse Kaffee zu besorgen, aber er hatte
ihr auch noch nichts von dem Problem erzählt. Man würde sehen, wie sie die ganze Sache sah.
Kaum hatte er sich mit der vollen Tasse herumgedreht und wollte wieder zum
Monitor laufen, hielt er in der Bewegung inne, als er ein vertrautes Sirren hörte, das aber
nicht an diesen Ort passte. Im nächsten Moment erschien eine bläuliche Energiesäule im
Raum. Es war eindeutig ein Transportvorgang im Gange, jemand beamte sich hier her.
Wenige Sekunden später verblasste die Energiesäule und gab Captain Jones frei.
Ihr Haar war nur notdürftig zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre
Uniform wirkte ein wenig zerknittert. Mr. Sesol hatte den Eindruck, der Captain hatte sich
schon zur Ruhe begeben als er sie rief.
„Das ging aber schnell, wieso haben sie nicht die Tür benutzt?“, sprach Mr. Sesol sie an.
„War doch ein Notfall oder nicht“, erwiderte sie mit einem schelmischen Grinsen und drehte sich zu ihm herum, „einen Kaffee hätte ich auch gerne.“
Mr. Sesol reichte ihr seine Tasse, die er noch nicht angerührt hatte und bestellte sich am
Replikator eine neue. Während dessen nahm Captain Jones einen großen Schluck Kaffee
und setzte sich vor den Monitor an dem Mr. Sesol bis vor kurzem noch saß. Er nahm sich
einen Stuhl vom Nachbarterminal und setzte sich neben sie.
„So wo liegt denn das Problem“, fragte sie.
Mr. Sesol rief sich die entsprechenden Diagramme auf den Schirm und zeigte ihr das Problem: „Hier, wenn wir diese Geschwindigkeit überschreiten tritt hier eine Oszillation auf,
die sich im Laufe der Zeit immer weiter verstärkt und hochschaukelt. Sie erinnern sich sicher, dass sie auf dem Her Flug immer manuell nachregeln mussten. Das löst nicht das
Problem, irgendwann können sie es nicht mehr ausgleichen. Dann wird der Transwarptunnel instabil und kollabiert schlimmstenfalls.“ Captain Jones sah sich die Anzeigen genau an.
Man konnte ihr förmlich ansehen, wie ihr Verstand nach einer Lösung suchte, so
konzentriert sah sie den Monitor an. „Ich verstehe, was das Problem ist“, sagte sie nach
einem Moment, versuchen Sie mal das hier.“ Und schon machte sie Eingaben am Terminal. Mr. Sesol, bewunderte mit welcher Energie sich der Captain um diese Zeit noch
um eine Lösung bemühte, während er zunehmend gegen seine Müdigkeit kämpfte.

Sechs Tassen Kaffee und vier Stunden später rauchte auch bei Captain Jones der Kopf.
Sie schien der Lösung so nahe, doch was sie auch versuchte, nichts funktionierte.
Langsam aber sicher machte auch ihr die Müdigkeit zu schaffen. Mr. Sesol kämpfte schon
seit einer Stunde darum, das ihm nicht der Kopf auf das Terminal fiel. „Wir sollten langsam
Schluss machen, für heute“, schlug der Captain vor als sie einen Blick auf das
Chronometer warf, „wir haben beide mit der Müdigkeit zu kämpfen. Morgen sollten wir
mit frischer Energie weiter nach einer Lösung suchen.“ Dies war ein Vorschlag dem
Mr. Sesol sofort zustimmte. „Tut mir leid, Captain, falls Sie das Rennen doch noch absagen müssen“,
sagte Mr. Sesol mit ehrlichem Bedauern. Der Captain sah ihn entschlossen an und antwortete: „Mr. Sesol, Sie
sollten mich inzwischen gut genug kennen um zu wissen das mehr als eine durchgemachte Nacht nötig ist damit ich aufgebe.
Vorbei ist erst, wenn nichts mehr geht.“ Da hatte der Captain recht, musste der Chefingenieur zugeben. Ihre Hartnäckigkeit
hatte sie schon manchmal unter Beweis gestellt.
„Aber wir starten morgen auf den Weg zu den Tulavianern. Uns fehlt einfach die Zeit um
hier Simulationen durchzuführen“, wandte Sesol ein. Der Captain hielt kurz inne und schien zu überlegen. „Überspielen Sie
alle nötigen Daten zur Alphaone, wir müssen auf dem Weg eben die Lösung finden.“ Doch Mister Sesol schien auch dahingehend
Vorbehalte zu haben.
„Aber Captain, der Hauptcomputer der Alphaone hat nicht genug freie Rechenkapazität um die Símulation durchzuführen und gleich
einen praktischen Test durchzuführen ist sehr riskant“, antwortete Mr. Sesol. „Dafür habe ich schon eine Lösung, aber jetzt ruhen wir
uns erst mal aus“, sagte Jackie müde, „Es ist schon spät, um 0800 fängt mein Dienst auf der Brücke an.“




???




Zusammen mit ihrem Ersten Offizier, Commander Larsen betrat Captain Jones den
Transporterraum der Alphaone um die Admiräle Gaff und Meyers zu empfangen.
Der Transporterchief, ein großer schlanker Mann um die 30 wandte sich nach einem
kurzen Blick auf seine Konsole zu den beiden Ankömmlingen: „Utopia Planitia meldet, die
Admiräle sind bereit zum beamen.“ „Na dann beamen Sie sie hoch“, sagte Commander
Larsen. Gleich darauf begann das für den Transportvorgang typische Sirren und auf der
Transporterplattform erschienen funkelnde Energiesäulen. Zu Jackie´s Überraschung waren es vier Energiesäulen, statt zwei.
Wenige Sekunden später verblassten die Energiesäulen und entließen vier Personen.
„Vizeadmiral Gaff, Admiral Meyers, es freut mich Sie hier an Bord der Alphaone willkommen zu heißen“, begrüßte Jackie ihre Gäste förmlich, „dies
ist Commander Larsen, mein Erster Offizier.“ Commander Larsen nickte kurz zur Begrüßung.
„Sparen sie sich ihre vielen Worte Captain“, platzte Vizeadmiral Gaff dazwischen, während er die Transporterplattform verließ, „ich bin hier um das
Ergebnis des Rennens zu sehen und nicht um Ihren belanglosen Floskeln zu lauschen.“ Das war wohl eine typisch tellaritische Begrüßung, vermutete Jackie.
„Das weiß ich Vizeadmiral“, gab sie in entsprechendem Tonfall Antwort, „deshalb schlage ich vor keine Zeit zu verschwenden.
Der Commander wird Ihnen ihr Quartier zeigen und in einer Stunde hole ich Sie für
eins Schiffsführung ab, vorausgesetzt das ist nicht zu viel verlangt.“ „Einverstanden,“ sagte
Gaff zu Jackie, „aber ich will das ganze Schiff sehen und nicht nur den Maschinenraum.“
Dann wandte er sich an Commander Larsen: „Sie dürfen mir jetzt das Quartier zeigen.
Hoffentlich ist es eines Tellariten überhaupt würdig, und nicht einer dieser Wandschränke.“
„Bei ihrer Größe würde auch ein Spind ausreichen. Viel Platz benötigen Sie ja nicht. Folgen Sie mir Sir“, sagte Commander Larsen barsch und wies mit
einer Handgeste auf die Tür. Besorgt blickte Jackie den beiden hinterher während sie den Transporterraum verließen. Hoffentlich ist der Commander nicht
zu freundlich, um sich den Respekt des Vizeadmirals zu erwerben.

„Nun Captain Jones, nachdem der Vizeadmiral es so eilig hatte“, sagte Admiral Meyers
als er die Transporterplattform verließ, „darf ich Ihnen Mr. Arlif und Mr. Somm von FN vorstellen.“ FN stand für Federation News und war der offizielle Nachrichtendienst der
Föderation. „Freut mich Sie kennen zu lernen Captain Jones, ich bin sicher wir werden eine Menge Spaß zusammen haben“, stellte sich Mr. Arlif vor und schüttelte ihr die Hand.
Mr. Arlif war ein typischer Vertreter seiner Spezies, groß, korpulent, blauhäutig und ohne
Haare auf seinem Kopf. Mit anderen Worten man sah auf den Ersten Blick das er Bolianer
war. Sein Kollege war etwas kleiner stand ihm aber im Körperumfang in nichts nach. Auch er kam von Bolaraus IX, hielt sich aber im Hintergrund und nickte nur kurz zur Begrüßung.
Jackie versuchte sich ihre Überraschung nicht zu sehr anmerken zu lassen als sie tonlos sagte: „Mich auch.“ Aber ein wenig mehr Information im Voraus hätte sie sich schon gewünscht.
„Das war jetzt aber nicht abgesprochen, hier mit einem Kamerateam aufzutauchen“, beschwerte sich Jackie bei Meyers. „Etwas Publicity wird unserem Projekt
sicher nicht schaden“, begann der Admiral mit einer Erklärung, „außerdem bin ich genau
so überrumpelt worden, wie Sie. Die beiden Herren sind gestern Mittag mit einer
Drehgenehmigung bei mir im Büro aufgetaucht um eine Dokumentation über
das Transwarpprojekt zu drehen. Hören Sie Captain, da ist nichts dabei, die Filmen ein
wenig das Schiff und den Antrieb, das ist alles.“ Das hatte Jackie gerade noch gefehlt, zwei Leute die mit ihrer Kamera immer im Weg standen. Aber scheinbar blieb ihr nichts Anderes übrig als sich in ihr Schicksal zu fügen.

„Ein wenig mehr ist es schon“, sagte Mr. Arlif zu Jackie, „ich persönlich freue mich am
meisten auf die Interviews und auf das große Finale. Ich kann es kaum erwarten anzufangen.“
„Interviews?“, wiederholte Jackie und warf einen vieldeutigen Blick in Meyers Richtung.
Dieser klopfte ihr im Vorbeigehen auf die Schulter wobei er leise sagte: „Sie machen das
schon Captain.“ Dann verließ er den Transporterraum, vermutlich um eines der
Gästequartiere aufzusuchen.
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