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Die Alternative

von Ena

Kapitel 1

Kathryn Janeway betrat den Turbolift, der sie von der Brücke zu dem Deck brachte, auf dem ihr Quartier lag. Tuvok hatte soeben die Nachtschicht auf der Brücke übernommen. Eigentlich hätte sie sich entspannt fühlen müssen, nach einer langen Schicht endlich etwas verdiente Freizeit genießen zu können. Es gab heute noch nicht einmal etwas nach Dienstschluss für sie zu tun. Keine Berichte, die aufgearbeitet werden mussten, keine kleinen Probleme, die sie in Angriff nehmen konnte. Sie hatte freie Zeit! - Sie hasste es! Auf dem Weg zu ihrem Quartier dachte sie angestrengt über mögliche Arbeit nach, die sie sich auferlegen konnte, doch ihr fiel beim besten Willen nichts ein. Die Türen zu ihrem Raum öffneten sich. Das ins Dunkel getauchte Zimmer schien ihr heute noch größer und leerer als sonst. Ihr Quartier - pah! Andere Leute lebten in ihren Räumen, doch sie sah diese Zimmer eigentlich nur, wenn sie abends todmüde ins Bett stolperte und dann doch wieder mit geöffneten Augen an die Decke starrte und nicht schlafen konnte. Oder sie arbeitete hier bis spät in die Nacht mit einem PADD in der Hand und vergaß den Raum um sich herum. Nein, sie fühlte nicht die geringste Verbundenheit oder Geborgenheit in diesem Quartier. Genauso gut hätte sie sich in dem Zimmer eines Anderen befinden können. Leicht seufzend trat sie aus dem Türrahmen hinaus, gab dem Computer den Befehl, das Licht anzuschalten und hörte immer noch in der Nähe des Eingangs stehend, wie sich die Tür hinter ihr schloss. Also diese melancholischen Gedanken passten ihr gar nicht! Es konnte doch nicht angehen, dass sie, sobald sie einmal Zeit für sich hatte, nur Trübsal blasen konnte! Sie sollte die Stunden, die ihr blieben genießen, vielleicht bei einem guten Buch. Als sie sich ihre Uniform auszog, spürte sie, wie verspannt sie trotz der guten Vorsätze immer noch war. Eine leichte Freizeitkleidung, etwas spannendes zum Lesen und eine gute Tasse Kaffee, würden ihre Stimmung bestimmt heben! Sie wäre doch nicht Kathryn Janeway, wenn sie mit dieser depressiven Phase nicht fertig werden würde!
Wenig später hätte alles perfekt sein können. Sie saß mit einer dampfenden Tasse in der einen Hand und einem PADD mit dem Roman "Gallileon", einem wirklichen Meisterstück des bajoranischen Autors Merin, in der anderen Hand mit angezogenen Knien auf ihrem Bett. Doch das PADD zeigte immer noch die Überschrift des Buches und der Kaffee, sie konnte es selbst kaum glauben, als sie es bemerkte, war noch nicht einmal angerührt. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass dieses nagende Gefühl in ihrem Inneren, das sich im Laufe des Abends immer mehr verstärkt hatte, unbeschreibliche Einsamkeit war. Sie war der Captain dieses Schiffes und kannte alle Crewmitglieder beim Namen, wusste wie zuverlässig sie ihren Dienst erfüllten, aber mehr auch nicht. Sie kannte diese Crew, die sie als ihre große Familie ansah, kaum. Wann hatte sie sich zum letzten Mal Zeit genommen ein privates Gespräch zu führen? Sie konnte sich nur an einige Gespräche mit Chakotay erinnern, und diese lagen auch schon viel zu lange zurück. Oh nein, jetzt hatte sie schon wieder angefangen an Chakotay zu denken. Als ob die vielen schlaflosen Stunden nicht genug wären. Ihr Magen krampfte sich zusammen und sie hatte das Bedürfnis aufzustehen und ihren Frust abzureagieren. Wie ein gefangenes Tier schritt sie in raschem Tempo durch den Raum. Hin und wieder zurück und wieder hin. Sie würde noch ganz verrückt werden! Kathryn, du gehörst dringend unter Leute. Gerade jammerst du dir noch selbst vor, daß du kein Privatleben hast, und wenn sich dir die Chance bietet etwas Zeit mit deinen Kollegen außer Dienst zu verbringen, dann ziehst du dich allein in eine dunkle Ecke zurück. Jetzt hast du schon Zeitschleifen und Raumanomalien aller Arten gesehen und erlebt, den Weltraum untersucht, doch tatsächlich bist du dir selbst das größte Rätsel, dass man sich vorstellen kann. Geh jetzt deine Freunde besuchen, das ist ein Befehl! Ihr Bewusstsein antwortete sich selbst mit einem gehorsamen "Aye, Captain." 
Selbstgespräche. Sie musste beinahe schmunzeln. Sie hatte immer gedacht, dass nur alte einsame Leute mit sich selbst sprechen würden. Und als so jemand wollte sie sich wirklich nicht sehen! Sie ordnete die Gedanken in ihrem Kopf, zog sich die Uniform an, der sie sich erst vor einer halben Stunde entledigt hatte, und verließ mit entschlossenen Schritten ihr Quartier, um sich zum Casino zu begeben. In dem Augenblick, als sich die Tür hinter ihr schloss, durchzuckte, unbemerkt durch den Captain, ein Lichtblitz den Raum. Ein Mann in Sternenflottenuniform stand plötzlich im Dunkel des Raumes, dort wo das Zentrum der Lichtemission gewesen war. Er blickte dem Captain mit einem wissenden Lächeln im Gesicht nach und schüttelte, nachdem sich die Tür vollständig geschlossen hatte, leicht den Kopf. "Ts, ts, ts! Kathy macht sich wie immer zu viele Gedanken. Dieser begrenzte menschliche Verstand. So viele Gedanken um eine einzige Sache - Liebe. Ein seltsames Konzept. Aber ich kann meiner Kathy doch keinen Wunsch versagen." Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Dann hob der Mann seine Hand und ein weiterer Lichtblitz erhellte den Raum.

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