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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 13

Kapitel 13

Captain Dekkers stand schon wieder früh auf der Brücke der Scimitar und ohne ein Wort zu sagen hatte sich Lieutenant Commander Jacobian aus dem zentralen Stuhl erhoben und war an seine Maschinenkontrollkonsole gegangen. Frank hatte eine unruhige Nacht hinter sich gebracht. Irgendetwas sagte ihm, dass der nächste Tag einer derjenigen werden würde, die er gerne vergessen möchte, noch bevor dieser überhaupt richtig begonnen hatte. Neben dem Captain hatte auch die Wissenschaftsoffizierin bereits ihren Platz auf der Brücke eingenommen und prüfte die Anzeigen an ihrer Station. In wenigen Minuten würde man aus dem Warptransfer gehen und an der Position angelangt sein, an der die vermissten Schiffe den Kampfverband verlassen hatten.

„Lieutenant Shelar, wie sieht es aus?“, wollte Frank wissen. Er war sich sicher, dass diese kurze Frage ausreichen würde um eine aufschlussreiche Antwort von der Vulkanierin zu erhalten.

„Die Schiffe der Flotte sind in Bereitschaft. Es finden derzeit keine Kämpfe statt. Alles scheint ruhig zu sein. Die Frontlinie ist recht stabil, keine größeren Gebietsgewinne oder -Verluste. Auf der gegnerischen Seite befindet sich eine große Anzahl von Schiffen, die meisten Jem’Hadar und dominiontreue Truppen, aber auch Cardassianische Schiffe der Galor Klasse. Eines der Schiffe lässt sich nicht klassifizieren. Möglicherweise ein neues Schiff, welches wir noch nicht kennen. Die Fronten trennt ein mehrere hundert Kilometer breiter Korridor. Wir fliegen jetzt in den Sektor ein, in dem unsere Schiffe gestartet sind.“ erklärte Shelar. Damit war Frank fürs Erste gut informiert.

„Fähnrich, gehen Sie unter Warp und rufen Sie das nächste Schiff, welches in unserer Reichweite liegt.“, wies der Captain Karen Walters an, die an der OPS saß und diesen Kommunikationsbefehl gerade selbst mit erledigte, während der Steuermann die Antriebsleistung zurücknahm. Frank konnte sehen wie die Striche, die auf dem Bildschirm zu sehen waren sehr schnell zu Punkten wurden, als sie unter Warp fielen.

„Captain, ich habe eine Verbindung zur U.S.S. Malinche hergestellt.“, kam es von der OPS.

„Gut, auf den Schirm damit!“ Auf dem Hauptschirm war die geräumige Brücke eines Schiffes der Excelsior Klasse zu sehen und der Mann der im Zentrum dieses Kommandobereiches stand war kein Unbekannter für Frank Dekkers. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet ihn hier draußen und auf diesem Schiff wieder zu sehen.

„Hier ist die Malinche, ich grüße Dich Frank. Ein schönes Schiff, ein wahres Prachtstück. Da kann ich gut verstehen, dass Du diesen Job gegen den des ersten Offiziers bei meinem Bruder eingetauscht hast.“

Frank war immer noch ein wenig überrascht den älteren Bruder seines besten Freundes Captain Sanders vor sich zu sehen. „Und hier ist die U.S.S. Scimitar. Naja, ich bin nicht minder überrascht Dich hier zu sehen. Das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben war bestimmt vor zwei Jahren.“ Captain Sanders trat einige Schritte vor und lächelte.

“Mehr als zwei Jahre, ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ihr beide von eurem Schiff geschwärmt habt, welches ihr theoretisch zusammengestellt habt. So schnell können also Träume wahr werden?“

Frank nickte. Für einen kurzen Moment übermannte ihn die Erinnerung an vergangene Zeiten, aber dann dachte er wieder an seinen Auftrag.

„Ich würde gerne wissen was hier passiert ist, bevor die vermissten Schiffe den Heimweg angetreten haben. Vielleicht gibt uns das einen Hinweis wo sie abgeblieben sind.“ Captain Sanders ging zurück und setzte sich in seinen Stuhl.

„Ich weiß nicht, wir wurden in einen Kampf verwickelt und hatten alle Hände voll zu tun. Wir erhielten schwere Treffer an unseren Schilden und hätten fast die Hauptenergie verloren. Aber dann brachen Sie ihren Angriff plötzlich ab. Keines unserer Schiffe wurde zerstört, aber die Budapest, die Wolga und die Kopenhagen wurden schwer beschädigt. Eines macht mich allerdings nachdenklich. Die Jem’Hadar kennen normalerweise kein Erbarmen. Sie greifen so lange an bis sie wirklich alle Ziele vernichtet haben. Es ist nicht ihre Art, Schiffe nur zu beschädigen und dann wieder zu verschwinden.“ Frank überlegte kurz, „Vielleicht haben sie nur andere Befehle bekommen um an einer anderen Frontlinie zu kämpfen.“ Captain Sanders winkte ab.

„Nein, nein. Die Anzahl der Schiffe hat sich nicht wesentlich verändert und bei den Informationen über das Dominion hat sich auch nichts Besonderes getan. Es muss irgendeinen anderen Grund haben.

Nachdem wir uns wieder gesammelt hatten und Bestandsaufnahme machten, mussten wir feststellen, dass wir drei unserer Schiffe nicht mehr mit Kämpfen belasten konnten. Wir informierten die Flotte und stellten die U.S.S. Okinawa ab um die Schiffe nach Hause zu begeleiten. Wir hatten noch eine ganze Weile lang Kontakt, sie informierten uns noch, dass sie ihren Warpreaktor repariert hatten und bald mit Warpgeschwindigkeit zur Basis zurückkehren wollten. Das war das Letzte, was wir von Ihnen gehört haben. Ich sende Ihnen die Daten zu, von wo sie uns noch kontaktierten, das wird helfen einen Kurs zu berechnen.“

Franks Kopf war bereits damit beschäftigt mögliche Schlüsse zu ziehen, aber es fiel ihm schwer seine Gedankengänge zu ordnen.

„Vielen Dank für die Information, das war sehr aufschlussreich. Wir werden die Schiffe finden. Das versprechen wir. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei der Verteidigung unserer Grenzen, auch wenn sich diese jeden Tag ändern werden, bis die eine oder die andere Seite gewinnt. Wir gehen auf direkten Verfolgungskurs und werden uns in regelmäßigen Abständen melden. Dekkers Ende!“ Captain Sanders nickte und nach dem Abschalten der Kommunikation war wieder der Blick voraus zu sehen.

„Steuermann, setzen Sie einen Kurs, welcher dem der vermissten Schiffe folgt, Warp zwei. Beschleunigen.

Lieutenant Shelar, ich möchte regelmäßige Informationen über die Ergebnisse der Sensorensuche erhalten. Setzen Sie alles an Langstreckensensoren ein was wir haben, aber lassen Sie auch einen Suchstrahl nach hinten gerichtet, ich möchte keine Überraschungen erleben. Mr. Jacobian, Sie haben wieder die Brücke. Ich bin in meinem Raum!“ Frank sah noch, wie auf dem Bildschirm die Warpstreifen erschienen und stand dann auf. Er verließ die Brücke und war schnell durch die seitliche Tür im Flur verschwunden.

Der erste Offizier, Jonathan West hatte den Captain nur um wenige Sekunden verpasst. Er kam genau von der gegenüberliegenden Seite auf die Brücke, immerhin ebenfalls einige Minuten bevor seine Schicht beginnen sollte. Für einen kurzen Moment übernahm er das Kommando, aber schon nach wenigen Minuten entschied er sich anders. Er wollte nun zunächst mit dem Captain sprechen. Die Tatsache, dass er möglicherweise erneut seine Koffer packen musste, nagte schwer an ihm. Immerhin hatte er noch nicht einmal ein halbes Jahr auf diesem Schiff Dienst getan, was sich in keiner Akte gut las.

„Lieutenant Quist, können Sie bitte für einen Moment übernehmen, ich muss zum Captain.“, erklärte der erste Offizier. Der taktische Offizier, der an der seitlichen Kontrolle saß nickte. Jonathan stand auf und hatte schon nach wenigen Schritten den Raum des Captains erreicht. Er konnte das Türsignal hören, das den Captain informierte, dass eine Person Einlass wünschte und hörte ein deutliches „Herein!“ Jonathan trat ein und ging zum Schreibtisch des Captains. Frank Dekkers saß in seinem Stuhl und blickte auf seinen Sichtschirm.

„Sir, ich glaube, Sie möchten mich sprechen.“ Das war natürlich ein völlig bescheuerter Einstieg in ein so wichtiges Gespräch. Aber der erste Offizier war so von seinen eigenen Gedanken beherrscht, dass ihm dies gar nicht auffiel.

Der Captain reagierte zunächst ganz gelassen und desinteressiert. Er las nebenbei die Berichte der Deltaschicht, die gerade zu Ende gegangen war und schaute nur kurz zu Jonathan auf.

„Was macht Sie da so sicher?“, fragte Frank und versuchte seiner Stimme einen gelangweilten Charakter zu verleihen.

„Nun Sir, Sie haben mit mir noch nicht über den Vorfall auf dem Scout Schiff gesprochen und ich denke, dass da sicherlich Erklärungsbedarf besteht.“ Der Captain schaute weiter auf die Berichte und las fast eine ganze Seite, bevor er auf diese Konversation weiter einging.

„Nun Mr. West, da glauben und denken Sie genau richtig. Aber ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr mich mit diesem Thema zu befassen. Ich habe bereits die nötigen Schritte eingeleitet und das sollte genügen. Es besteht also keine Veranlassung, diese Sache über Gebühr zu strapazieren.“ Der erste Offizier spürte wie sich seine Kehle zuschnürte, er hatte den Captain am vergangenen Abend genau so eingeschätzt. Jetzt würde er ihm sicher sagen dass er bei der nächsten Gelegenheit von Bord gehen müsse. Jonathan wusste dass er etwas tun musste, aber er wusste nicht was. Konnte er den Captain davon überzeugen, dass er diese Sache nicht absichtlich gemacht hatte, würde es etwas bringen wenn er sich bei ihm entschuldigte oder sollte er ihm vielleicht zuvorkommen und einfach sein Patent abgeben. Er wusste es nicht. Dann endlich kamen ihm wenigstens einige Worte in den Sinn, die er versuchte zu einem richtigen Satz zusammenzustellen.

„Captain, ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht…“, aber er zögerte einen Augenblick zu lange um den Satz fortzuführen, deshalb schnitt ihm der Captain das Wort ab.

„Falsch Mr. West! Sie haben einen fatalen Fehler gemacht!

Es hätte nicht viel gefehlt und Sie hätten die gesamte Mannschaft, sich selbst und das Schiff über mehr als fünfhundert Quadratkilometer des Alls verteilt.“

Aber seine Stimme klang weder verärgert noch wütend, sie war nur sehr leise und Jonathan lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Er fühlte sich momentan nicht besonders wohl in seiner Haut.

„Mr. West, Sie haben nicht nur einen Fehler gemacht. Um es genauer zu sagen, Sie haben in der letzten Zeit, seit Sie an Bord sind genau einhundertzweiundsiebzig Fehler gemacht. Die mit Abstand schlimmsten waren diejenigen, dass Sie eigenmächtig die Kontrollen geändert haben. Sie haben sich über die Befehlskette hinweggesetzt, Sie haben vergessen, die Notfallprotokolle einzubinden und was viel schlimmer ist, Sie haben Ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Deshalb wollten Sie auch den gleichen Fehler ein weiteres Mal begehen. Es zählt zu den Aufgaben des ersten Offizieres, sich immer ein genaues Bild der Lage zu machen, damit er den Captain unterstützen kann und immer genau weiß, was auf dem Schiff passiert. Auch der Bericht der Deltaschicht trägt noch nicht Ihre Signatur, dabei wäre es Ihre Pflicht gewesen Ihn sofort bei Dienstantritt durchzusehen, oder wissen Sie auch ohne den Bericht, was in der letzten Stunde passiert ist? Sie sind mein ausführender Offizier. Das heißt aber auch, dass Sie nicht alleine bestimmen können, was Sie hier an Bord machen. Sie müssen Ihre Vorschläge, wenn Sie welche haben Ihrem kommandierenden Offizier, also mir unterbreiten, der dann entscheidet wie verfahren wird. Soweit sollten Sie eigentlich die Regeln und die Hierarchie der Flotte kennen.“ Nur langsam fand Jonathan West zu seiner Sprache zurück.

„Captain, ich wollte sicherlich keinem Schaden, im Gegenteil, ich wollte es der Mannschaft erleichtern mit den neuen gewöhnungsbedürftigen Kontrollen umzugehen.“ Frank erhob sich aus seinem Sessel und ging einige Schritte auf und ab.

„Das mag schon sein Mr. West. Aber Sie müssen sich davon überzeugen, dass das, was Sie in Ihrem stillen Kämmerchen zusammengestrickt haben, auch wirklich unter allen Eventualitäten funktioniert. Ansonsten kann das böse Folgen haben. Welche, haben Sie ja gesehen.“ Der erste Offizier ließ seinen Kopf sinken.

„Ich gehe mal davon aus, dass ich mit einem entsprechenden Verweis und einer gleich lautenden Bewertung freigestellt werde, wenn wir wieder auf der Basis ankommen.“

Frank, der immer noch die wenigen Schritte auf und ab lief, die innerhalb des Bereitschaftsraums möglich waren, blieb stehen und schaute den jungen Offizier verwundert an. „Wie kommen Sie darauf? Sie glauben doch nicht etwa, dass ich Sie so einfach gehen lasse? Sie können gerne mein Schiff verlassen, aber erst wenn Sie gelernt haben, wie sich eine richtige Nummer Eins verhält. Wenn es sein muss, dann werde ich Ihnen das so lange einpauken bis Sie es nachts im Schlaf auswendig aufsagen können. Ich denke, damit ist alles gesagt, Sie können wegtreten!“

Jonathan machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Bereitschaftsraum. Frank kehrte zu seinem Sessel zurück und ließ sich hineinfallen. Es war eine enorme Anstrengung gewesen und es hatte ihn erhebliche Kraft gekostet nicht emotionell zu reagieren. Shelar hatte ihm am Abend vorher diesen Tipp gegeben, sich praktisch wie ein Vulkanier zu verhalten. Sein ganzes Innerstes sträubte sich, aber er hatte es durchgehalten. Ansonsten wäre es sicher eine sehr hitzige Diskussion geworden, auch wenn er als Captain sicherlich alle Rechte auf seiner Seite hatte. Bislang hatte er noch keine Konsequenzen gezogen, auch wenn es ihm schwer gefallen war. Die Aussage, dass er die nötigen Schritte eingeleitet habe, bezog sich lediglich auf die Problemlösung, aber nicht auf den ersten Offizier. Aber es schien ihm in dieser Situation angebracht diese zweideutige Bemerkung zu machen, die der Offizier logischerweise falsch auffassen musste. Es war ihm wichtig, dass der junge Mann endlich selbst aufwachte. Ihn wachzurütteln schien immer nur für eine ganz kurze Zeit zu funktionieren.

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