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Ungleiche Schwestern

von Harald Latus

Kapitel 3

Kapitel 3

Admiral Theo Parker wartete bereits im Büro von Captain Rick Sanders, als dieser am Morgen recht spät zum Dienst erschien. Es war bereits 10:30 Uhr, und Rick machte einen verschlafenen Eindruck. Umso mehr war er erstaunt darüber, den Admiral in seinem kleinen Büro vorzufinden.

Es war wirklich ein kleiner Raum, aber er hatte immerhin mehrere Fenster, durch die man in den Dockbereich sehen konnte.

„Guten Morgen Captain Sanders, schwere Nacht gehabt?“, fragte der Admiral ruhig und kaute auf seiner Pfeife herum. Er zog kurz den würzigen Tabak ein und schmeckte das milde Aroma auf seiner Zunge, bevor er eine kleine Dunstwolke in den Raum entließ. Rick war sich nicht sicher warum der Admiral bei Ihm erschienen war, gewöhnlicher Weise ließ er Rick in sein eigenes Büro kommen um den Rapport zu empfangen.

Vielleicht hatte es aber auch damit zu tun, dass er gestern mehrere Bauteile für sein Schiff die Golden Gate abgezweigt hatte. Unter anderem einen Warpreaktor der Stufe vier und zwei Pulsphaserkanonen, die sich gestern Abend nur widerwillig in die viel zu engen Röhren einsetzen ließen, die für die übliche Bewaffnung vorgesehen war.

„Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches in meiner bescheidenen Hütte?“, fragte er flapsig und ließ sich unbedacht der Tatsache, dass ein Admiral vor ihm stand in den Sessel sinken.

Theo Parker paffte erneut an seiner Pfeife, drehte sich dann langsam um und blickte ins Trockendock.

„Hören Sie Mr. Sanders…“, sagte er in einem versöhnlichen Ton. „…ich will Ihnen nichts vormachen, wir brauchen Sie hier an dieser Stelle. Sie leisten hervorragende Arbeit. In den letzten Monaten konnten wir aus 52 havarierten Schiffen allein durch Entnahme und Wiedereinbau immerhin 14 Schiffe wieder voll flugtauglich machen. Ich weiß, dass Sie, auch wenn Sie eher noch zur jungen Garde gehören, bereits ein kampferprobter alter Haudegen sind. Ich schätze Ihren Einsatz, aber Sie werden sich vielleicht für längere Zeit von Ihrem Wunsch verabschieden müssen, wieder da hinaus zu kommen.“

Er deutete mit seiner Pfeife auf die großen Hangartore, die sich gerade öffneten und ein weiteres waidwundes Schiff in das Trockendock einfliegen ließen. Es war ein schwer beschädigtes Schiff der Intrepid Klasse. Rick überschlug im Gedanken kurz was er für diese Klasse auf Lager hatte und kam schnell zu dem Schluss, dass man hier sicherlich würde helfen können.

„Admiral bei allem Respekt, ich hoffe unser Handel steht noch? Denn nur so kann ich meine Leute bei Laune halten. Ich weiß, Sie würden sie gerne versetzen und damit andere Verluste auf verschiedenen Schiffen ausgleichen, aber Sie haben mir ein Versprechen gegeben, ich hoffe nicht, dass ich Sie daran erinnern muss, oder?“

Admiral Parker lächelte milde. Er hatte es Rick in die Hand versprochen, dass er ihn in den aktiven Dienst versetzen würde, sobald ein Schiff frei werden würde, oder ein Neues vom Stapel laufen würde. Er hatte auch zugelassen dass er Rick das gleiche Zugeständnis machte, wenn die Golden Gate wieder aus eigener Kraft flugfähig war. Aber er wusste, dass dieses Schiff nach Aussagen aller Spezialisten und Gutachter nie wieder fliegen würde. Das einzige Entgegenkommen welches er zeigte, war, dass Rick die Dockarbeiter soweit einspannen durfte, dass man das Schiff der Miranda Klasse wenigstens weiter als Quartiere nutzen konnte und somit nicht noch mehr dringend benötigten Platz auf der Basis belegen würde. Der Aufwand hierfür war verschwindend gering und es war angesichts des Mangels an Quartieren auf der Basis ein Leichtes gewesen den Stationsleiter Admiral Wilbur Jameson davon zu überzeugen. In gewisser Weise bedauerte Theo Parker die Entscheidung, dass die Golden Gate nie wieder fliegen würde, denn auch er hatte damals als sie noch als Schulschiff diente, seine ersten Erfahrungen in der Sternenflotte mit diesem Schiff gesammelt und war als Kadett häufig damit auf Übungsmissionen unterwegs gewesen.

„Ich weiß, ich weiß. Ich habe es Ihnen versprochen und dazu stehe ich auch, aber verschwenden Sie nicht allzu viel Zeit mit diesem Gedanken. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Arbeiten und entspannen Sie sich auch gelegentlich. Ich habe vom Dockmeister gehört, dass Sie häufig noch bis tief in die Nacht an Ihrem Platz sitzen und unter uns gesagt, es ist auch aufgefallen, dass Ihre Crew nur selten im Casino der Sternenbasis zu sehen ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie Ihre Mannschaft zusammenhalten wollen. Aber das kann nicht für immer so weitergehen. So leid es mir tut Mr. Sanders, aber wenn Sie bis in zwei Monaten kein neues Kommando erhalten, dann sehe ich schwarz für Sie und Ihre Crew. Dann wird Sie Admiral Jameson mit Sicherheit auf die Transferliste setzen lassen und dann sind Ihre Leute in null Komma nichts auf anderen Schiffen stationiert.

Mir ist klar, dass Sie darauf nicht viel Einfluss haben, aber so ist es nun mal. Dann kann auch ich Ihnen nicht mehr weiterhelfen. Das wollte ich Ihnen nur sagen, denn ich halte es nur für fair, wenn Sie wissen was gespielt wird.“

Rick musste erst einmal schlucken. Er wusste, dass damit die Unterhaltung beendet war und stand aus seinem Sessel auf. Langsam umrundete er den Schreibtisch und kam auf den Admiral zu.

„Ich weiß das zu schätzen Admiral. Ich werde versuchen, was in meiner Macht steht, um meine Crew vor diesem Schicksal zu bewahren.“ 

Admiral Parker lächelte erneut. Er wusste genau was es für diesen eigentlich noch jungen Captain bedeuten musste hier an einen Schreibtisch gefesselt zu sein und möglicherweise miterleben zu müssen, wie seine Crew in alle Himmelrichtungen verstreut wurde. Er nahm die Pfeife aus dem Mund, nickte kurz und verschwand durch die sich öffnenden Türen. Rick setzte sich wieder in seinen Sessel. Er drückte seinen Kommunikator und stellte eine Verbindung zu seinem ersten Offizier her, der sich sofort meldete. „Commander, ich habe schlechte Neuigkeiten.

Admiral Parker gibt uns maximal noch zwei Monate, bevor wir alle auf der Transferliste landen werden. Das heißt wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln.“

Für einen Moment herrschte eine atemlose Stille. Dann kam erneut die Stimme des ersten Offizieres, der langsam und sehr leise sprach, weil er scheinbar nicht allein war.

„Captain, das ist nahezu unmöglich. Selbst wenn wir rund um die Uhr arbeiten würden, könnten wir sie nicht fertig stellen, dafür fehlen uns zu viele Teile der Außenhaut und der Rahmenstruktur, die unbedingt ersetzt werden müssen.

Ich brauche Ihnen sicherlich nicht die lange Liste vorzulesen, die in dem Gutachten steht, oder?“

„Jaja, ich weiß schon, aber…“, Captain Sanders ließ den Satz unvollendet.

„Tun Sie ihr Bestes. Ich weiß, dass unsere Mannschaft voll hinter uns steht. Keiner will sich auf einem anderen Schiff wieder finden und in ein ungewisses Schicksal verbannt werden. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich etwas Neues in Erfahrung bringen kann.“

Rick war sich voll bewusst, was sein erster Offizier ihm gesagt hatte. Er raufte sich seine feuerroten Haare und überlegte, wie er diese Herausforderung meistern konnte, aber momentan fiel ihm nicht das Geringste ein.

Lustlos nahm er sich die Berichte vor, die er regelmäßig erhielt und die darüber Aufschluss gaben, welche Schiffe durch einen Kampfeinsatz beschädigt worden waren und was an entsprechenden Teilen auf den Anforderungslisten stand. Die Liste der beschädigten Schiffe war lang und entsprechend groß war die Anforderungsliste. Mit all den Teilen konnte man sicherlich nahezu zehn Schiffe komplett zusammenbauen, wenn alles aneinanderpassen würde. Rick hatte schon die nächsten zwei Seiten überflogen als ihm eine Anforderung auffiel und er auf eine Idee kam. Er überlegte kurz ob es wirklich so einfach sein konnte wie er sich das vorstellte, aber dann war er sich sicher. Schnell blätterte er in seinem Padd zwei Seiten zurück und sah sich die Materialanforderung der Sternenflottenwerft Antares noch einmal genauer an. Ein Commander sicherlich irgendein alter Knochen, der scheinbar eine ähnliche Position wie er betreute, benötigte dringend einige Teile für ein schwer beschädigtes Schiff der Nova Klasse. Auch wenn er nicht alles im Kopf hatte, so war er sich doch sicher, dass er hier helfen konnte und dass er im Tausch einige Teile der abzuwrackenden Soyuz Klasse ergattern konnte, die dort auf der Verschrottungsliste stand. Dabei war es ein fast neues Schiff welches lediglich durch einen unglücklichen Fehler der Crew mit Barion Partikeln verstrahlt worden war. Aber auch dafür gab es eine Lösung.

Mit wenigen Handgriffen hatte er eine Leitung zur Sternenbasis Antares hergestellt und auf dem Schirm tauchte das Büro eines Commanders auf. Es dauerte einen Moment, bis er von seinen Papieren aufsah, da er gerade einige Pläne hochhielt, in die er sich vertieft hatte. An der Wand hinter ihm waren die Blaupausen eines neuen Schiffes zu erkennen, auf denen in großen Buchstaben U.S.S. Avatar stand. Erst jetzt ließ der Commander den Plan sinken und schaute auf das Tischdisplay. Die darauf zu sehenden roten Haare waren unverkennbar.

„Hallo Rick, wie läuft es denn bei Dir? Das ist ja mal eine nette Überraschung was von Dir zu hören.“

Captain Sanders konnte es kaum fassen dass ihm ein Mann gegenübersaß den er schon lange kannte. Er beugte sich vor und hielt das Padd hoch.

„Naja, ein Captain am Schreibtisch…? Du weißt sicherlich wie man sich da fühlen muss, oder? Aber Spaß beiseite, ich glaube, ich könnte etwas für Eure U.S.S. Rhode Island tun. Aber ich bräuchte da auch einige Sachen, die Ihr scheinbar bereitstellen könnt.“

Carl Rychek freute sich seinen guten alten Freund wieder einmal zu sehen. Es war schon Monate her, dass sie sich überraschend auf der U.S.S. Scimitar getroffen hatten und wieder einmal die alten Zeiten hatten aufleben lassen.

„Lass hören, wenn ich kann, werde ich gerne helfen!“, gab Rychek zurück und wartete gespannt darauf, was Rick Sanders benötigte.

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