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Kobayashi Maru

von Harald Latus

Kapitel 5

Kapitel 5

 

Am frühen Morgen erschien Captain Wallace frisch und ausgeruht auf der Brücke. Der Schiffsarzt Justin W. Smith erhob sich aus dem zentralen Stuhl und informierte den Captain über eine ruhige Nacht. Dabei fiel Captain Wallace auf, dass er am Abend zuvor durch die Weihnachtsfeier vergessen hatte eine wichtige Aufgabe zu verteilen.

Kuran Dal der Trill, der an der Wissenschaftsstation seinen Dienst versah, sprach er direkt an.

„Haben Sie Informationen über den Funkverkehr erhalten?“ Der Trill nickte, „Ja Sir, einige Cardassianische Funksprüche und nur wenige mit Dominionsignatur sind empfangen worden. Wir haben die Position so genau es ging bestimmt. Sie finden es im Datenlog.“

Mark Wallace tippte auf dem kleinen Display in der Stuhllehne die entsprechende Tabelle an.

„Können wir diese Nachrichten decodieren?“, wollte er wissen.

Kuran drehte sich zum Captain um. „Es ist keine Verschlüsselung, die uns bekannt ist, aber wir können versuchen sie entsprechend anzupassen. Die Cardassianer waren noch nie sehr innovativ. Meist ist es nur eine Abwandlung eines bestehenden Codes. Aber die Funksprüche des Dominion sind da eine ganz andere Sache. Sie scheinen eine fraktale Anpassung in ihren Signalen unterzubringen, so dass es schier unmöglich erscheint solche Texte schnell zu decodieren. Der Computer braucht trotz hoher Kapazität dafür annähern drei Tage.“

Das war zwar für schnelle Entscheidungen viel zu langsam, aber es gab sicher auch Dinge, die man für längere Zeit plante, so dass die Information sinnvoll zu verwenden war.

„Zeichnen Sie alles auf und lassen Sie es von Ihrer Mannschaft auswerten. Der Chefingenieur soll Ihnen soviel Rechenkapazität wie möglich bereitstellen.“

Herschel Kline saß heute Morgen am Steuer, „Lieutenant Kline, wie lange noch bis zu den Flottenwerften?“, wollte der Captain als nächstes wissen.

„Bei gleichbleibender Geschwindigkeit noch gut sechs Stunden.“, war die Antwort.

Das gab dem Captain genug Zeit, um sich auf eine weitere Aufgabe vorzubereiten, beziehungsweise eine Entscheidung dafür zu treffen.

Gestern hatte er seinen Offizieren die Frage gestellt, wie man an verwertbare Daten gelangen konnte, ohne seine Anwesenheit im Gamma Quadranten zu verraten.

Die ersten Antworten die er durchsah waren sicherlich umsetzbar, aber nahezu alle mit dem Risiko der Entdeckung verbunden. Manche Sachen waren entweder ungenügend durchdacht oder auch zu blauäugig, wie es dem Captain schien. Das lag aber meist an dem geringeren technischen Wissen der Crewmitglieder. Gerade die jüngeren Kollegen hatten noch keine ausreichende Erfahrungen im All gesammelt und bis sich die Lerneffekte aus den bisherigen Einsätzen gefestigt hatten dauerte es bekanntlich eine Weile. Deshalb sah er es ihnen nach. Es war wichtig sie zu ermutigen sich immer über aktuelle Fragen Gedanken zu machen, damit sie in ihrer Laufbahn vorankamen. Fragen stellen, Antworten überdenken oder auch neue Lösungsansätze zu finden, diese mit der verfügbaren Technik abzugleichen und einen Vorschlag auszuarbeiten war eine Übung, die er der Crew jeden Tag aufs Neue stellte.

 

Die Idee seines Chefingenieurs hatte es allerdings in sich. Er hatte einen kompletten Vorschlag ausgearbeitet, mit Dingen, von denen selbst er noch nichts gehört hatte. Es war alles dabei berücksichtigt. Sowohl die eigentliche Aufgabe wie auch die Sicherung der Daten, die Vermeidung einer Entdeckung und sogar eine Sicherungsmaßnahme fehlte nicht. Er staunte nicht schlecht als er die Anforderungen las, die der Chief für ein Gelingen der Maßnahme vortrug. Für Captain Wallace war es der am besten geeignete Vorschlag auch wenn er sich erst einmal darüber informieren musste, wie es der Chefingenieur überhaupt schaffen wollte so etwas umzusetzen.

Es traf sich gut, dass gerade eben die erste Offizierin Vivian Finefield die Brücke betrat.

„Guten Morgen Nummer Eins, schön dass Sie da sind!“, sagte der Captain, „Übernehmen Sie für einen Moment, ich muss unseren Chefingenieur etwas fragen.“

Die junge Frau fühlte sich zwar etwas überrumpelt nahm aber im zentralen Stuhl Platz und sah auf dem Display in der Stuhllehne warum der Captain so spontan seine Position verlassen hatte.  

 

Reddy, wie ihn seine Crew nannte, stand im Maschinenraum am Display und las die Energiewerte ab, die er mit seinen Berechnungen verglich, als der Captain durch die Tür trat.

„Mister Morgan, ist das ihr Ernst, was Sie mir heute Nacht da unter den Weihnachtsbaum gelegt haben?“, versuchte er mit Humor seinem Anliegen ein wenig die dienstliche Note zu nehmen.

„Aye Sir, das ist durchaus möglich und ich denke, wenn Sie mir dafür die Freigabe erteilen könnte ich noch heute fünf von diesen Babys fertigstellen.“ Captain Wallace war sich nicht so sicher, dass das was der Chefingenieur vorgeschlagen hatte auch wirklich funktionieren würde. Aus diesem Grund war er hierher in den Maschinenraum gekommen um mit dem Chefingenieur von Angesicht zu Angesicht zu reden. „Reddy, jetzt mal Hand aufs Herz. Können Sie das wirklich ruhigen Gewissens empfehlen? Das klingt für mich alles ein wenig als würden Sie direkt nach den Sternen greifen.“, bemerkte Captain Wallace. Es war nicht so, dass er seinem Chefingenieur nicht glaubte, aber er musste sicher sein, dass er mit dieser Lösung Erfolg haben würde, denn sonst wäre das ein erfolgloser Versuch, der vielleicht auch das Risiko einer Entdeckung beinhaltete.

„Captain, ich bin mit Leib und Seele Techniker. Man kennt uns als schrullige Leute die nichts mehr lieben als ihre Maschinen. In gewisser Weise ist das richtig. Aber ich würde viel lieber mit einer alten Saturn Rakete auf den Mond fliegen als mit einem Stratogleiter, verstehen Sie was ich meine? Wir lieben Technik zum Anfassen, bewährte Technik, alte Technik, zuverlässige und erprobte Technik.“ Am Tonfall hörte der Captain, dass der Chefingenieur ins Schwärmen geriet und schon hob er an zu einer Erklärung.

„Kleine Kostprobe gefällig? Okay, also das Antriebssystem ist beschränkt auf Kurskorrekturen und eigentlich nur für eine Positionierung gedacht. Absetzen einfach zum richtigen Zeitpunkt bei Warpgeschwindigkeit und aus der Warpblase driften lassen. Positionieren und dann messen ohne Schnickschnack.

Keine aufwendigen Sensorenplattformen, was wir wissen wollen erfahren wir auch so. Ein Echitron Scan kann jedes Objekt in einem 3D Verfahren abbilden, der Computer kann die Ergebnisse dann hier auszählen. Wir sehen welche Schiffe sie haben, wir sehen wie viele Schiffe sie haben. Wir können anhand der ständigen Abtastung der Anzahl auf die Kapazität schließen.“

Captain Wallace runzelte die Stirn, Von diesem Abtastverfahren habe ich noch nie gehört, ist das überhaupt schon ausgereift?“

Der Chefingenieur musste einen Lachanfall unterdrücken und prustete. „Naja, gerade mal so seit 295 Jahren, Es wurde in den Unterwasserkriegen der Erde eingesetzt. Ein Captain der Sternenflotte hat es wieder salonfähig gemacht, weil es ein so rückständiges Signal ist, dem keiner Beachtung schenkt. Gepaart mit neuester Computertechnik ist es aber ein kleines Wunder.

Die Technik passt in einen Schuhkarton und ist einfach beherrschbar. Ebenso das Failsafe System. Wird eine solche Sonde von einem aktiven Abtaststrahl getroffen, oder erfolgt eine Annäherung, verwandelt sich unser Scanner in eine Fackel. Nach zwanzig Sekunden ist nichts übrig als eine kleine glühende Kugel, die beim Verbrennen eine Hitze von mehr als 3.000 Grad erreicht. Es ist eine vier Millimeter starke Schicht aus Corvagan. Das ist ein Pulver hauptsächlich aus Thermit, Magnesium und Sauerstoff. Ein hervorragend steuerbarer Brandsatz, ausgelöst von den beschriebenen Vorgaben. Es wird heißer als in einem Hochofen, alles zerschmilzt zu einer Legierung, die keiner mehr zuordnen oder identifizieren kann, was bei einer Sprengung durch die Analyse von Einzelteilen noch möglich wäre. Alles was in der Schwerelosigkeit übrig bleibt ist eine glühende Kugel, so groß wie ein Tennisball, der sich schnell abkühlt. Übrigens auch ein uralter Trick, um hohe Temperaturen zu erzeugen. Wird heute nicht mehr angewendet.

Die ganze Technik ist kleiner als eine Reisetasche, also bestens geeignet für unsere Mission.“

Captain Wallace war von der Erklärung seines Chefingenieurs begeistert. Ihm war natürlich klar, dass er ihm keine realitätsfremden Vorschläge unterbreiten würde, aber Mark Wallace wollte es verstehen und der Chief hatte es ihm in wenigen Worten gut erklärt. Er hatte dabei sogar etwas gelernt. Alt hieß nicht immer gleich schlecht oder nicht mehr zu gebrauchen. Im Gegenteil, es verwischte die Spuren. Keiner würde annehmen, dass die hochtechnisierte Sternenflotte mit solchen Steinzeitmethoden arbeiten würde. Auch das war ein geflügeltes Wort des Chefingenieurs. Der in solchen Fällen immer Recht behielt.

 

*  *  *

 

„Captain, wir erreichen in fünf Minuten das Zielgebiet.“, informierte Tessal den Captain. Die Vulkanierin hatte die ganze Zeit an der Wissenschaftsstation ihre Berechnungen durchgeführt und war damit beschäftigt alles vorzubereiten, damit insgesamt fünf von den Sonden des Chefingenieurs ausgesetzt werden konnten. Für die Positionen hatten sie sich wichtige Verkehrswege und zwei Dominionwerften ausgesucht, die bereits bekannt waren. Allerdings war ihnen auch bewusst, dass die große Anzahl von Schiffen, die bislang schon in den Alphaquadranten eingedrungen waren, mit Sicherheit nicht nur von diesen zwei Schiffswerften hergestellt wurden. Es musste also noch weitere geben.

Mark Wallace erhob sich aus seinem zentralen Stuhl. Gut, dann wollen wir mal die Kinder des Chiefs in die Freiheit entlassen. „Tessal, ich gehe davon aus, dass Sie genau berechnet haben, wann wir die Sonden ausstoßen müssen, damit sie am richtigen Platz unter Warp fallen.“

Die Vulkanierin bestätigte dies mit einem Nicken, was dem Captain völlig ausreichte. Er trat einige Schritte vor und sah auf den Hauptschirm. „Mister Herschel, blick nach Achtern.“ Wies er den Piloten an, der gleichzeitig die OPS mit überwachte.

Auf dem Bildschirm sah man nun die Warpstreifen nach hinten verschwinden.

„Erste Sonde wird ausgestoßen!“, kam es von der Wissenschaftsstation und unten im Schiffsrumpf konnte man den Antriebsmechanismus des Torpedowerfers arbeiten hören.

„Erste Sonde erfolgreich abgesetzt.“

Es dauerte einige Minuten, bis eine weitere Bestätigung eintraf. „Sonde arbeitet innerhalb der vorgegebenen Parameter. Daten werden decodiert.“

Mark Wallace war zufrieden. Der Anfang war gemacht. Wenn diese kleinen Sonden unentdeckt blieben, dann würden Sie in regelmäßigen Abständen Informationen bereitstellen von verschiedenen Punkten die wichtig waren. So konnte die Alamo ein viel größeres Gebiet abdecken und war in der Lage nach weiteren, für die Sternenflotte interessanten Informationen zu suchen.

Der heutige Tag war lang, denn die Alamo hatte sich vorgenommen in den angrenzenden Sektoren noch die restlichen Sonden abzusetzen. Das bedeutete aber einen langen Weg mit hoher Warpgeschwindigkeit um die entsprechenden Sektoren zu erreichen.

Alles lief nach Plan. Nacheinander hatten die Sonden die Arbeit aufgenommen und die ersten Daten an die Alamo gesendet. Captain Wallace hoffte, dass man sie nicht zu früh entdecken würde, damit aussagekräftige Daten gewonnen werden konnten.

Nachdem das geschafft war zeigte die Borduhr zwei Uhr vierzig an, eine Uhrzeit, zu der auch der Captain in der Regel bereits in seinem Quartier war. Doch heute hatte er die wichtige Aufgabe bis zum Schluss beaufsichtigt, vorher hätte er ohnehin keine Ruhe finden können.

 

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