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Kobayashi Maru

von Harald Latus

Kapitel 6

Kapitel 6

 

„Computerlogbuch der U.S.S. Alamo, Sternzeit 51014.9, Captain Mark Wallace.

Wir konnten bislang unbehelligt Daten sammeln. Die Kommunikation der cardassianischen Truppen verheißt nichts Gutes.

Ein einzelner Jem’Hadar Jäger ist in unseren Scannerbereich eingetreten und steuert einen Planeten an, der weit abgelegen und fern der üblichen Routen liegt. Unsere Wissenschaftler haben festgestellt, dass dieses Schiff noch vor kurzer Zeit von zwei Galor Klasse Schiffen begleitet wurde, die man jedoch zurückgelassen hat. Ich vermute, dass dieser Jäger eine besondere Aufgabe hat, die man nicht mit den Cardassianern teilen will, womöglich vertraut das Dominion auch seinen Verbündeten nicht zu einhundert Prozent. Wir folgen dem Jäger außerhalb seiner Sensorenreichweite und wollen sehen, was es mit diesem besonderen Schiff auf sich hat.“

 

„Captain, ich halte es immer noch für keine gute Idee, dem Schiff zu folgen. Welche Erkenntnisse könnte uns das bringen, die wir zusätzlich zu unserer Hauptmission benötigen würden?“, fragte die erste Offizierin Captain Wallace in seinem Bereitschaftsraum.

Der Captain sah sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck an, nicht weil er sie Maßregeln wollte, sondern weil er besorgt war. Er atmete ein Paar mal tief durch und dann begann er mit ruhiger Stimme: „Stellen Sie sich vor, Sie sind das Dominion und müssen wichtige Aufgaben erfüllen, Sie haben eine wichtige Botschaft, wollen sensible Produkte transportieren oder gar einen Gründer. Aber sie wollen dies nicht mit den Verbündeten teilen, welche Möglichkeit haben Sie, so etwas zu tun?“

Vivian Finefield konnte mit der Fragestellung nicht viel anfangen, denn sie schaute Mark Wallace nur aus unverständigen Augen an.

Der Captain versuchte es auf eine andere Art. „Würden Sie lieber ein starkes Kriegsschiff nehmen, gesichert mit zahlreichen Kampfschiffen, das die Aufmerksamkeit unweigerlich auf sich ziehen würde, oder würden sie einen einzigen kleinen Jäger losschicken, der aussieht als hätte er sich verirrt, weil er mehrfach den Kurs wechselt, weil er scheinbar seinen Bezugspunkt verloren hat? Kommen Sie schon, das ist der älteste Trick der Welt, den müssen Sie doch durchschauen.“

Captain Wallace erhob sich aus seinem Stuhl, auch wenn seine erste Offizierin nicht überzeugt schien. Doch sie widersprach ihm auch nicht.

Mit wenigen Schritten war er auf der Brücke und setzte sich in seinen zentralen Stuhl. „Mister McCarthy, wie sieht es aus?“ Der Wissenschaftler drehte sich zum Captain um und machte Meldung.

„Wir folgen dem Schiff bei größter Scannerauflösung. Laut Sternenflottendaten liegen wir damit außerhalb ihres Erfassungsbereichs. Tessal, hat das wiederholt geprüft. Zudem macht es nicht den Anschein, als hätten sie uns bereits gesehen, denn sonst wären sie womöglich bereits zum Angriff übergegangen.“ Das genügte dem Captain zwar als Antwort, aber er hatte noch eine weitere Frage.

„Irgendeine Idee, welches Ziel sie ansteuern?“

„Aye Sir“, meldete sich jetzt die Vulkanierin. „Das Schiff hat mehrmals den Kurs gewechselt. Nimmt man den zentralen Punkt, um den sich die Kursänderungen bewegen, dann liegt dort ein Sonnensystem. Ein Planet davon zählt zur Minchara Klasse. Er ist geeignet für Leben und hat eine ausgeprägte Flora und Fauna. Ich bin davon überzeugt, dass dies das Ziel sein muss, denn er liegt im Focus, wenn man die vielen Kurskorrekturen einmal außer Acht lässt.“

Damit hatte Mark Wallace gerechnet. Er hatte auch schon eine vage Idee, was das Schiff dort wollte, denn es gab eigentlich nur einen Grund für eine solche Aktion. Doch er wollte Gewissheit.

„Tessal, drehen Sie ihre Sensoren vollständig auf, ich möchte wissen, was auf diesem Planeten ist, sollte er tatsächlich das Ziel sein. Bleiben sie weiterhin außerhalb der Scannerreichweite aber versuchen Sie zu ergründen, was sich dort unten abspielt.“

Die Vulkanierin bestätigte die Anweisung mit einem knappen „Aye Sir!“ und machte sich daran die Wünsche des Captains umzusetzen.

 

*  *  *

 

Der Jem’Hadar Jäger hatte sein Ziel erreicht. Der zweite Planet des Sonnensystems hatte sehr vielfältige Lebensbedingungen und war geeignet auch für Humanoide. Eine wichtige Eigenschaft hatte Tessal aber bereits an den Captain weitergegeben, der seinen Verdacht bestätigt sah. Der Planet bot geradezu optimale Bedingungen um Tri-nukleide Pilze zu züchten. Es war inzwischen weitestgehend gesichert, dass sich aus diesem Pilz Yridium-Bicantizin herstellen ließ, ein Stoff der nicht künstlich herzustellen war und der ein wichtiger Bestandteil von Ketracel-White war. Damit war klar, was der einsame Jäger hier wollte. Aus gebührendem Abstand im engen Orbit um den vierten Planeten überwachte die Alamo den Besuch des Schiffes auf dem mit Sicherheit streng bewachten Planeten.

Es waren keine Schiffe im Orbit zu erkennen, aber es war anzunehmen, dass mehrere Staffeln von Kampfjägern entweder direkt am Boden oder in einer geheimen Basis auf Eindringlinge warteten, so wie die Alamo, um sie dann mit ihrer Schlagkraft zu überraschen. Captain Wallace war aber kein Neuling mehr. Er wusste, dass das alles nur eine große Täuschung war, die potenzielle Angreifer in eine Falle locken sollten. Hier anzusetzen, um eine Lieferung zu stoppen war der falsche Weg.

Allerdings rechnete Captain Wallace damit, dass man einen sehr großen Vorrat in den Frachträumen des Jem’Hadar Jägers unterbringen konnte, wobei man vielleicht sogar auf andere Ausstattungen verzichtet hatte.

 

Es dauerte lange, bis das Schiff den Planeten wieder verließ. Bei einem Scan zeigte sich, dass sich die Masse um achteinhalb Tonnen vergrößert hatte, was einen unglaublichen Vorrat an Ketracel-White bedeutete. Die Alamo folgte am Rande der Sensorenreichweite und Captain Wallace rief seinen engsten Stab zu sich in den Bereitschaftsraum.

Sechs Personen betraten den kleinen Raum der damit hoffnungslos überfüllt war. Der erste Offizier Vivian Finefield, der Sicherheitschef Sean Beyer, der Chefingenieur John Morgan und der Mediziner Justin W. Smith reihten sich aneinander. Als letztes folgte die einzige Ausnahme, denn neben dem Wissenschaftsleiter Andrew McCarthy trat auch die Vulkanierin Tessal in den kleinen Raum, in dem ohnehin keine Sitzplätze vorhanden waren. Captain Wallace hatte zwar McCarthy aufgrund seines Ranges zum Leiter der Wissenschaftsabteilung bestimmt, aber er schätzte auch immer die Logik eines Vulkaniers bei der Entscheidungsfindung.

Nachdem jeder in der Enge einen Platz gefunden hatte begann der Captain: „Ich beabsichtige das Jem’Hadar Schiff zu zerstören. Es hat einen so großen Vorrat an Ketracel White an Bord, das würde genügen, um eine ganze Flotte zu versorgen. Abgesehen davon, dass ich mich frage ob tatsächlich ein so immenser Bedarf benötigt wird, wäre es ein erheblicher Erfolg, wenn wir den Nachschub an dieser Stelle unterbrechen könnten.“ Die erste Offizierin erhob umgehend das Wort: „Captain, das ist nach meiner Einschätzung keine gute Idee. Wenn wir das Schiff zerstören, dann werden sie sicherlich hellhörig werden. Sie können anhand der Trümmer feststellen, dass es eine Energiesignatur der Sternenflotte war, die dazu geführt hat, dass dieses Schiff verloren ging. Damit würden wir unsere ganze Mission gefährden!“ Der Chefingenieur war bemüht zumindest den Status Quo wieder herzustellen.

„Unser Schiff hat genug Feuerkraft, um es mit einem Jem Hadar Jäger im Nahkampf aufzunehmen. Ihre Waffen sind sehr stark, aber sie legen wenig Wert auf ihre Schilde. Wenn wir sie da treffen, wo sie ihre Schwachstelle haben, dann haben wir eine reelle Chance.“

Mark Wallace ließ sich in die Stuhllehne gleiten. Er hatte sich schon gedacht, dass sein Vorschlag nicht bei allen Begeisterung finden würde. „Ich muss dem zustimmen“, erklärte Tessal in ihrer kühlen vulkanischen Art, ohne näher darauf einzugehen.

„Nun, ich hatte nicht vor das Schiff einfach zu sprengen, auch mir ist klar, dass es mehr oder weniger einfach von der Bildfläche verschwinden muss. Dazu muss uns ein guter Plan einfallen. Das Beste wäre, wenn wir einen Unfall herbeiführen könnten, den keiner anzweifelt.“

Für einen Augenblick herrschte völlige Stille. Alle schienen zu überlegen, wie sie ein solches Ansinnen umsetzen könnten, dann schien dem Chefingenieur eine Erleuchtung gekommen zu sein, die er aber lieber nicht mit dem Gremium teilen wollte. Entweder weil sein Vorschlag so haarsträubend war oder weil er sich noch nicht ganz sicher war, wie man ihn umsetzen konnte. Deshalb beließ er es dabei dem Captain mit dem linken Auge zweimal zuzublinzeln.

Als sich auch nach einigen Minuten keine Wortmeldung mehr ergab beendete der Captain das Meeting mit den Worten: „Gehen Sie noch einmal in sich und wenn Ihnen dazu ein passender Vorschlag einfällt, dann scheuen sie sich nicht mich zu informieren. Sie können wegtreten.“

Alle verließen den Raum, nur die erste Offizierin nicht, die sich nun vor dem Schreibtisch des Captains aufbaute und ihre Hände in die Hüften stemmte.

„Ich hätte nie gedacht, dass Sie von einer so gefährlichen Idee so eingenommen sein könnten. Haben Sie nicht zugehört was der Chief gesagt hat? Sie dürfen zu keinem Zeitpunkt ihre Hauptwaffen auf uns richten, wie so etwas ausgehen kann, das hat man ja schon gesehen.“

Mark Wallace schlug einen versöhnlichen Ton an und wechselte auf die persönliche Ebene.

„Vivian, das habe ich nicht vergessen, doch bedenken Sie, dass wir nicht allein hier sind, um Informationen zu sammeln. Wir müssen auch potenzielle Bedrohungen ausschalten, wenn wir dazu in der Lage sind. Eine nicht zu übersehende Bedrohung sind alle Jem’Hadar. Wenn es uns gelingen sollte ihre Nachschubwege zu stören, dann ist das ebenfalls ein großer Vorteil für unsere Flotte. Es hemmt ihre Kampfbereitschaft, verschiebt vielleicht ihre Einsatzzeit und kann uns so Zeit verschaffen, die wir im Alpha Quadranten für die Zusammenstellung der Flotte gut gebrauchen können. Ich kann mir gut vorstellen, dass das Dominion nach einem Weg sucht, so schnell wie möglich in den Alpha Quadranten zu gelangen und das mit allen Mitteln.“

Die erste Offizierin nickte. Mark Wallace hatte sie überzeugt. Sie war sich trotz der langen gemeinsamen Dienstzeit mit ihm nicht immer sicher, ob er wirklich alles bedacht hatte, aber wie es schien hatte er tatsächlich die besseren Argumente.

 

Beide verließen den Bereitschaftsraum und kamen wieder auf die Brücke. Die Situation hatte sich nicht verändert. Die Alamo flog dem Jem’Hadar Jäger in großem Abstand hinterher. Doch dann geschah etwas unvorhergesehenes. Das Schiff wurde langsamer und damit rückte die Alamo in Scannerreichweite. Captain Wallace veranlasste sofort eine Reduzierung der Geschwindigkeit, doch es war wohl zu spät, denn sie überholten im langsamer werdenden Warptransfer das Schiff des Dominion, das ihnen nun im Nacken saß.

Zuerst hatten es die Jem’Hadar gar nicht realisiert, dass plötzlich ein Schiff der Sternenflotte auf deren Scanner auftauchte, aber Captain Wallace hatte keine Zeit zum Nachdenken, denn schon schlugen die ersten Treffer hart auf den Schilden ein. Sie wussten, diesen starken Waffen konnte auch ein Schiff der Defiant Klasse kaum etwas entgegensetzen. Sie mussten sich aus der Schusslinie und wenn möglich auch aus der Waffenreichweite entfernen.

„Kaladon“, rief der Captain seinem Lieutenant an der Steuerung zu, „Raus aus dem Warptransfer, Alarmstuf Rot, alle Mann an die Stationen. Mr. McCarthy, Tessal, gibt es irgend ein System, das wir anfliegen können?“

Die Alamo hatte die Warpgeschwindigkeit verlassen und die Wissenschaftler suchten fieberhaft nach einer Möglichkeit sich vielleicht verbergen zu können.

Erneut hörte man dumpf die Schläge, die das Schiff einstecken musste. „Schilde runter auf sechzig Prozent“, kam es von der taktischen Station an der Toran Peel seinen Dienst leistete. Der Bajoraner schaute kritisch auf die Stabilität der Schilde, die bei jedem Treffer abnahm.

„Reddy, können Sie kurz auf die Brücke kommen, wir brauchen dringend einen neuen Plan!“, rief der Captain in die Kommunikationsverbindung, unterbrochen von dem dumpfen Aufschlag weiterer Treffer“

„Schilde bei zweiunddreißig Prozent!“, meldete der Bajoraner in die angespannte Situation auf der Brücke. Mark Wallace wartete immer noch ungeduldig auf eine Antwort seiner Wissenschaftler.

Die Tür links neben ihm öffnete sich und ein kleiner rundlicher Mann mit rotem Vollbart kam herein.

„Ich weiß zwar nicht wie ich helfen kann, aber hier bin ich“, kam es von dem Chefingenieur der Mühe hatte sich auf den Beinen zu halten, weil Kaladon verschiedene wilde Ausweichmanöver flog, welche die Trägheitsdämpfer nicht mehr ausgleichen konnten.

„Ein Sonnensystem voraus, vier Planeten, der vierte Planet erdähnlich mit reichem Bewuchs, der dritte Planet ist wüstenartig zu vergleichen mit dem Mars. Der zweite Planet ist ähnlich wie die Venus des Sonnensystems, sehr zerklüftete Felsformationen, hohe Schwerkraft und eine Atmosphäre die sowohl giftig wie auch elektrisch geladen ist. Nicht empfehlenswert. Dort sind unsere Sensoren und unsere Bildgebung nutzlos“, kam es von Andrew McCarthy.

Mark Wallace wollte schon Befehl geben, den Erdähnlichen Planeten anzufliegen, als sich John Morgan zu ihm hinunterbeugte und ihm ins Ohr sagte, „Captain, ich hätte da eine Idee. Nicht ungefährlich, aber eine Chance!“

Es vergingen nur wenige Sekunden, bis er dem Captain seinen Plan erklärt hatte, was eine schmerzverzerrte Miene auf das Gesicht des Captains zauberte.

„Kaladon, setzen Sie Kurs auf den zweiten Planeten und bereiten sie unser Schiff darauf vor in die Atmosphäre einzudringen.“ Die beiden Wissenschaftler drehten sich gleichzeitig um „Was?“ Erstaunen war in Ihren Gesichtern zu lesen, zumindest in dem von Lieutenant Commander McCarthys. Tessal beließ es bei einem verständnislosen Blick. „Captain, wir hatten Ihnen doch genau erklärt, dass dieser Planet am wenigsten geeignet ist, um einen Vorteil zu erhalten.“

„Stimmt“, sagte Captain Wallace, „aber das gilt für die Jem‘Hadar genauso. Wir haben jedoch eine Wunderwaffe, wie mir unser Chefingenieur gerade erklärt hat, die werden wir nutzen.

„Tessal, ich brauche eine genaue Berechnung für einen harten Steigflug, unser Chefingenieur wird Ihnen zur Hand gehen.“

Das Sonnensystem kam näher. Durch geschicktes Manövrieren konnten sie sich den ständigen Feuersalven der Jem’Hadar inzwischen entziehen, aber das würde nicht ewig so weitergehen. Captain Wallace hoffte auf die Überheblichkeit der Vorta und der Jem’Hadar, die ein einzelnes Schiff der Föderation meist nicht als Gefahr wahrnahmen und oft auch keinen Grund sahen, dass sie Unterstützung anforderten oder Informationen weitergaben.

 

Die Alamo hatte den Planeten erreicht und tauchte in die Atmosphäre ein. In den oberen Wolkenschichten funktionierten die Sensoren noch, doch je tiefer sie kamen um so schlechter wurden die Abtastwerte. Es dauerte nur noch einige Sekunden, dann fiel der Bildschirm komplett aus.

Auf John Morgans Anweisung hatten die Wissenschaftler den Echitron Scan aktiviert, der nun wie durch Zauberhand wieder ein Bild auf den Schirm legte, Es sah aus, wie eine Dreidimensionale Landschaft, welche nur die reinen Flächen darstellte, keine Wolken keine Sichtbehinderung.

Der Bildschirm teilte sich und ein Blick nach achtern war zu sehen mit dem Schiff der Jem’Hadar, das ihnen immer noch folgte.

Captain Wallace aktivierte an seinem Display die vordere Kamera an der Bugnase. Alles was er sah, war dichter Nebel, man sah absolut nichts. Kein guter Tag um auf Sicht zu fliegen. Da er vor sich kein Ziel hatte, konnte er nicht einschätzen, ob die Jem’Hadar etwas sahen.

„Kaladon, suchen Sie sich ein großes Gebirgsmassiv aus und gehen sie dann so weit wie möglich runter. Werden sie etwas langsamer, damit wir unsere Verfolger nicht verlieren.“

Einige auf der Brücke schienen immer noch nicht verstanden zu haben was das alles sollte, doch allein der Blick voraus musste ihnen eigentlich schon Gewissheit geben.

Die Alamo flog inzwischen nur noch in geringer Höhe durch die dichte Wolkenwand. Die Dämpfe aus Säure und ionisierten Gasen gepaart mit elektrischer Aufladung setzten dem Schiff nun deutlicher zu. Der Beschuss hatte aufgehört, wahrscheinlich hatte die Kräfte des Dominion ebenfalls erkannt, dass es nicht ratsam war durch Waffenfeuer den gesamten Himmel zu entzünden, deshalb beließen Sie es bei der Verfolgung. Das Schiff der Föderation konnte nicht ewig in dieser Suppe herumfliegen und irgendwann würden sie wieder aufsteigen müssen.

 

Auf dem Bildschirm konnte man erkennen, dass sich am Horizont ein Gebirgsmassiv in gigantische Höhen erhob.

„Kaladon, halten sie genau darauf zu und beschleunigen sie langsam, aber stetig. Tessal, wir werden bis an das Gebirgsmassiv heranfliegen und so knapp wie möglich davor hochziehen. Berechnen Sie welche Geschwindigkeit wir aufnehmen können, damit der Aufstieg nicht gefährdet ist.“

Die Vulkanierin rief sich sofort die Daten auf den Schirm, die sie dafür benötigte. Kaladon setze zum Anflug an und drückte die Alamo noch tiefer in die Atmosphäre. Er flog jetzt in einem breiten Tal zwischen hohen schroff abfallenden Felswänden, die weder ein Ausweichen nach links oder rechts erlaubten. Die Sicht war schlecht, die Kamera zeigte nur noch dichten Nebel, der immer dunkler wurde, weil sie einerseits tief in das Tal eingedrungen waren und gleichzeitig der Nachtseite des Platen entgegeneilten, schon nach kurzer Zeit herrschte auf dem Kamerabild tiefe Nacht. Auf dem Bildschirm sah es aber in der dreidimensionalen Darstellung immer noch so aus, als sei es heller Tag. Die Konturen der Berge waren klar abgegrenzt als würde nichts die Sicht behindern.

Das Gebirgsmassiv welches quer vor ihnen lag, türmte sich nun immer höher auf und kam schnell näher. Die Geschwindigkeit mit der sie darauf zueilten wurde immer noch höher, während die Heckansicht immer noch den einzelnen Jem’Hadar Jäger zeigte, der sie verfolgte.

Mark Wallace bezweifelte, dass der Jäger das kommen sah, was er nun vor Augen hatte. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde sich zeigen, ob es ein guter Plan war, oder ob er zum Scheitern verurteilt war.

Die Alamo flog immer weiter und inzwischen war auf dem Frontschirm nur noch eine steil aufragende Wand zu sehen, die stark zerklüftet fast senkrecht nach oben ragte.

Dann kam das Signal von Tessal in der für Vulkanier unaufgeregten Art wies sie den Steuermann an, sein Manöver einzuleiten. „Lieutenant Kaladon, auf mein Zeichen hin ziehen Sie das Schiff nach oben mit maximalem Steigungswinkel.“ Auf dem Bildschirm hatte man den Eindruck, als würde man in der nächsten Sekunde unweigerlich an der Wand zerschellen. In genau diesem Augenblick sagte Tessal in aller Ruhe „Jetzt!“

Wie von einer magischen Hand nach oben gezogen beschrieb die Alamo einen engen Bogen und schoss nach oben weg. Der Bildschirm, der eben noch gezeigt hatte, wie man fast senkrecht an der Felswand nach oben flog zeigte nun die rückwärtige Sicht. Auch das Schiff der Jem’Hadar folgte der Alamo, aber es hatte einen Moment gebraucht, um die Kursänderung zu erkennen. Das war genau die Zeit, die Captain Wallace erhofft hatte. Die Geschwindigkeit war einfach zu hoch und der Pilot schaffte es nicht den Steigungswinkel so schnell zu ändern. Das Schiff zerschellte am Fuße der steil aufragenden Gebirgswand. Die hohe Geschwindigkeit zerstreute die Einzelteile in alle Himmelsrichtungen, es war mehr als unwahrscheinlich, dass danach noch irgendetwas übrigblieb, das aus dem Orbit zu analysieren war. Ohne Schutzschirm, waren auch die Materialien den säurehaltigen Wolken ungehindert ausgesetzt, die sicherlich bald nichts mehr Erkennbares übriglassen würden.

Doch auch die Alamo hatte noch zu kämpfen. Starke Vibrationen liefen durch das Schiff, dessen Aggregate bis über die Belastungsgrenze hinaus gefordert wurden. Sowohl der erste Offizier wie auch der Chefingenieur mussten sich an den Konsolen festhalten, um nicht nach hinten zu rutschen, denn die Stabilisatoren hatten Vorrang vor dem Trägheitsdämpfungsfeld.

Je weiter sie nach oben stiegen um so ruhiger wurde der Flug, bis sie aus der Wolkendecke herausbrachen und den Planeten in einen hohen Orbit verließen.

Kaladon stand ganz untypisch der Schweiß auf der Stirn und auch der leitende Wissenschaftler Lieutenant Commander McCarthy waren ebenso wie der bajoranische Kollege an der Taktik total geschafft. Es war eine immense Anspannung gewesen, die sie aber nun erfolgreich hinter sich gebracht hatten.

„Schadensberichte, alle Angaben zusammenstellen. Bleiben Sie fürs erste hier im Orbit. Schalten Sie wieder auf die Sensoren und Kameras. Tessal, interpolieren Sie den Kurs, den das Schiff der Jem’Hadar genommen hat, ich möchte gerne wissen, wohin es unterwegs war, ich sehe es mir in meinem Raum an. Nummer eins, Sie haben die Brücke.“ Damit erhob sich Mark Wallace und verließ die Brücke.

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