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Der Aufpasser

von Harald Latus

Kapitel 12

Kapitel 12

 

Captain Sanders betrat die Brücke nur wenige Minuten, nachdem die Alpha Schicht übernommen hatte. An den Konsolen sah sie die gewohnten Personen, welche die Aufgaben der Schiffsführung umsetzten.

Die Kommandantin setzte sich in den zentralen Stuhl, während der erste Offizier von seinem Platz aufstand, um sie zu informieren. „Captain, die Berechnungen für den Slipstreamantrieb werden in wenigen Minuten fertig sein, dann können wir den Antrieb wieder umstellen. Lieutenant Walker hat bereits alles vorbereitet, so dass ein Wechsel sicher schnell von statten gehen kann.“ Captain Sanders nickte dankbar und schaute auf Ihrem in der Armlehne eingelassenen Display über die einzelnen Kurzberichte, die eingegangen waren. Die Nacht war ruhig verlaufen, die Sicherheit hatte keine Meldungen zu bearbeiten, das Wissenschaftslabor konnte für den Rückflug die Auswertungen der Flugroute bereitstellen und arbeitete weiter für die anschließende Vorausberechnung. Sanders hatte eigentlich erwartet, dass es einige Neuigkeiten zu den Spezialprojekten gab, aber in diesem Moment kam von Sonal die Nachricht, dass die Berechnungen für den Slipstreamantrieb vorlagen, was sie natürlich sofort umsetzen wollte.

„Captain Sanders an Maschinenraum, Lieutenant Walker, die Berechnungen für den Slipstreamantrieb liegen vor, Sie können die Umstellung vornehmen. Ucla, fahren Sie die Schilde hoch, während wir unter Warp gehen. So ein Fehler unterläuft uns nicht noch einmal.“, wies sie die Andorianerin an der OPS an, damit diese den Befehl umsetzen konnte. Zu lebhaft war noch die Erinnerung an die Piraten, die eine solche Schwäche erst vor kurzer Zeit ausgenutzt hatten.

„Schilde sind oben Captain“, bestätigte die weißhaarige Frau, „Fallen unter Warp“, kam es von Nora  Lendis, der Frau am Steuer. Die Warpstreifen schmolzen zusammen, bis sie zu Punkten wurden und nach wenigen Sekunden schon meldete sich der Maschinenraum. „Captain, bereit für Slipstream auf Ihr Kommando“, tönte die Stimme von Henry Walker aus dem Lautsprecher.

„Sehr gut, das ging ja richtig Fix. Dann wollen wir mal, Miss Lendis, bitte starten Sie den Slipstream jetzt.“

Auf dem Bildschirm veränderte sich der Blick voraus und es erschien wieder ein milchiger Tunnel mit verschiedenen Schattierungen, ein Anblick an den sich Captain Sanders langsam gewöhnte.

Nachdem einige Sekunden vergangen waren trat erneut Commander Nyle Rodgers neben den Kommandooffizier. „Captain, ich hätte da noch eine Sache, die Sie sicherlich interessieren wird, wir konnten eine erste der besonderen Aufgaben inzwischen abschließen. Die Wohnmodule sind repliziert und fertiggestellt worden. Zwei Teams habe ich für die Umsetzung genutzt. Eines hat die Innenausstattung der Räume recyclet und die Verlegung der Versorgungsleitungen angepasst, das andere Team hat gemeinsam mit unserem Allroundtalent Lewis Almond die Wohnmodule zusammengestellt. Da wir einige bestehende Baumuster verwenden konnten, waren viele Dinge bereits replizierbar. Lediglich das Modul als Außenrahmen, was die Ausmaße eines Frachtcontainers hatte, musste passend produziert werden. Anschließend wurden die Bauteile zusammengefügt, mit dem internen Frachttransporter an ihren finalen Platz gebeamt und angeschlossen. Die Module sind nun fertig für einen Erstbezug.“

Captain Sanders war zufrieden und zeigte ein breites Lächeln, „Das haben Sie hervorragend abgewickelt Nummer eins. Wollen wir den ersten Crewman nicht ihr neues Zuhause zeigen? Begeben wir uns doch auf Deck dreizehn. Ich bin gespannt, wie sie reagieren werden.“

 

Wenige Minuten später traten Commander Nyle Rodgers und Captain Toni Sanders auf Deck dreizehn aus dem Lift. Im Gang war niemand unterwegs und der erste Offizier hielt vor der Tür zum Quartier 1308 an. „Die Ehre gebührt Ihnen“, sagte er und Captain Sanders schüttelte den Kopf.

Es war wohl kaum ein Verdienst, dass sie die Personen im Gang belauscht und dann einen Auftrag zur Umstrukturierung an den Commander gegeben hatte.

Toni Sanders drückte den Türöffner und fast sofort fuhren die Türen auseinander. In dem kurzen Gang konnte sie links in die Duschen und rechts in die Toiletten sehen. Es war für einen Menschen des 24.ten Jahrhunderts ein eher unwürdiges Leben.

Sofort sprangen vier Personen von den Betten auf die Füße und nahmen Haltung an.

Tora und ihre Kollegin hatten die beiden Betten ganz links übereinander.

„Petty Officer Tora March und Petty Officer Sondrine Morden, dienstfrei“, machte Tora Meldung.

Es war unschwer zu erkennen, dass die beiden von dem Besuch des Captains und des ersten Offiziers sehr überrascht waren, eine gewisse Nervosität war ihnen anzusehen. „Stehen Sie bequem meine Damen, sie übrigens auch“, sagte Captain Sanders und drehte sich zu den anderen beiden um. Die Kollegin zischte Tora an, „Ich hab‘s dir gleich gesagt, dass das Ärger gibt. Jetzt können wir uns auf etwas gefasst machen.“

„Ist das so?“, fragte der Captain mit strengem Blick, der die Bemerkung mitbekommen hatte. Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen ging sie einige Schritte auf und ab, bis sie wieder vor den beiden Damen stand „Sir?“, riefen beide wie aus einem Mund.

„Kommen sie mit. Sie werden umziehen.“, kam es vom Captain und Toni Sanders steuerte den Ausgang an. Die beiden anderen im Raum entspannten sich, als sie bemerkten, dass es nicht um sie ging. Doch im Hinausgehen erklärte der Captain, „Das gilt für alle.“

Sie betraten den Flur und bogen links ab.

„Wir werden in der Brig landen. Du immer mit deinem losen Mundwerk“, schimpfte Sondrine.

Der Captain musste kurz lachen. „Naja, ganz so Unrecht hat sie nicht. Schließlich haben Sie sich über die Unterbringung auf dem Schiff sehr negativ ausgelassen.“

Tora entgegnete selbstbewusst, „Das mag sein, aber es war nicht für fremde Ohren bestimmt.“ Ein Seitenhieb den der Captain sich selbst zuzuschreiben hatte.

„Interessiert es sie nicht, wozu das geführt hat?“, wollte Captain Sanders wissen, während sie an einer neuen Tür stehen blieb.

„Berechtigte und konstruktive Kritik ist etwas mit dem ich schon immer gut umzugehen wusste.“ Damit öffnete sie die Tür und die sechs Personen traten ein.

Der geräumige Flur war an die zehn Meter lang. Zu beiden Seiten waren je zwei Großboxen nebeneinander passgenau an der Wand eingefügt und scheinbar für die Lagerung vorgesehen. Sie waren jeweils mit einem Rollelement verschlossen.

Für die vier Crewman sah es so aus, dass sie nun außerhalb der Dienstzeit weitere Arbeiten verrichten sollten, was angesichts der knappen Freizeit nicht gerade sehr beliebt war.

„Okay, Commander was sollen wir denn Verräumen und wo wollen Sie das Zeug hinhaben?“, fragte Tora den ersten Offizier ein wenig provokant.

„Ich würde eher sagen, Sie räumen Ihre persönlichen Sachen hier hinein.“, erklärte der Captain, „Das ist kein Lagerraum, sondern ihr neuer Wohnbereich. Hat zwar Ähnlichkeit mit der Brig, aber Sie haben Ihre eigene kleine Bude“, erklärte sie humorvoll. Damit drückte sie auf den Türsensor der den Rollo hinter dem ovalen Einstiegrahmen seitlich zurückfahren ließ. Zum Vorschein kam ein liebevoll eingerichtetes Quartier mit einem sehr breiten Bett, einem kleinen Arbeitsbereich mit bequemem Stuhl, sowie ein großes Wanddisplay, welches in Ermangelung eines Fensters die Kamerasicht nach vorne zeigte. Das Highlight sah Tora allerdings erst, als sie noch immer völlig staunend in den Wohnbereich eintrat. Es gab eine schmale Tür hinter der sich eine kleine Nasszelle befand. Mit Toilette, Schalldusche und Waschtisch war es wie ein eigenes kleines Bad.

„Man kann aus dem Bett auch schnell eine Sitzecke für gemütliche Abende machen. Stauraum ist über und unter den Containern und für den direkten Bedarf auch innen. Ein Replikator befindet sich am Ende des Flures“, erklärte der Captain und zeigte, wie die Verwandlung des Bettes funktionierte. Ein Tisch kam zum Vorschein und konnte hochgeklappt werden. Damit entstand ein U-förmiges Sofaelement.

„Hinter der zweiten Tür im Gang befinden sich noch einmal vier Kabinen, ich schlage vor, dass Sie Sandor dorthin schicken, so dürfte auch das Musikproblem gelöst sein“, gab der Captain einen Rat an Tora weiter.

„Der erste Offizier hat weitere drei Gruppenräume vorbereitet, die bezugsfertig sind, danach müssen erst wieder Quartiere auf diese neue Methode umgestellt werden. In spätestens vier Wochen sollte das dann kein Problem mehr für den Rest der Personen sein.“, erklärte Captain Sanders.

Tora war emotional sehr bewegt und wandte sich an den Captain, „Sir, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, merkte sie an. „ein einfaches Danke genügt mir. Es war an der Zeit, dass sich hier etwas ändert. Wenn Sie wieder einmal Ideen haben, dann scheuen Sie sich nicht sie dem ersten Offizier oder mir mitzuteilen“, erwiderte Toni Sanders.

„Danke Captain, für Alles!“, kam es nun von Tora und Sondrine, die sich sofort ihre Wohnmodule aussuchten und diese näher erforschten. Es war auf jeden Fall alles besser als in dem Gemeinschaftsquartier.

Während die beiden Offiziere den Raum verließen, wandte sich der Captain noch einmal an den ersten Offizier, „Sehen Sie, so einfach kann man Leute glücklich machen. Man muss nur ergründen, was sie wollen und den festen Willen haben, dies umzusetzen. Achten Sie bei der Vergabe der Quartiere darauf, dass sie immer gruppenweise umziehen, damit es keinen Unfrieden gibt. Aber versuchen Sie es zu beschleunigen. Jetzt wo die Katze aus dem Sack ist, geht es mit der Hilfe vieler Hände vielleicht auch schneller.“

So etwas ähnliches hatte doch auch Admiral van Dyke gesagt, fiel es dem Commander wieder ein ‚Man musste nur ergründen, was sie wollen, und den festen Willen haben dies umzusetzen.‘ Ja, genau das war es, was er tun musste, um auch dem Captain einen Gefallen zu tun, auch wenn sie nicht danach gefragt hatte.

Sie waren gerade auf dem Weg zum Turbolift, als ihnen Lieutenant Lewis Almond entgegenkam.

„Ah, Captain, gut, dass ich Sie treffe, ich wollte Ihnen den Fortschritt an den Bemühungen um die Messe zeigen. Darf ich Sie zu einem Rundgang entführen? Ich hoffe es wird Ihnen gefallen, wir haben versucht verschiedene Bedürfnisse zu „erfüllen und dennoch den Raum so gut und so vielfältg wie möglich zu nutzen.“

Captain Sanders war positiv überrascht. Mit einer so schnellen Umsetzung hatte sie nicht gerechnet, aber es traf sich gut, denn sie hatte bereits weitere Pläne, die sich in der neuen Messe möglicherweise gut durchführen ließen.

„Aber gerne Mister Almond, ich bin schon sehr gespannt, was Sie mir präsentieren möchten. Ich bin jetzt schon begeistert von der Umsetzung der Wohncontainer, das allein war schon ein Meisterstück und da liegen die Erwartungen natürlich jetzt noch höher.“ Lewis Almond schlug den Weg zum Turbolift ein und drehte sich zum Captain. „Das kann ich verstehen und ich bin mir dennoch sicher, dass wir Ihre Erwartungen erfüllen können. Sie traten in den Lift und fuhren auf Deck elf, wo sie ausstiegen, der erste Offizier fuhr weiter zur Brücke.

Dort angekommen setzte er sich in den Kommandostuhl und prüfte die Angaben zum Schiffsstatus.

Der Flug verlief unproblematisch, alles war im grünen Bereich. Der Blick voraus zeigte einen stabilen Slipstreamtunnel und wenn man den Antrieb nicht so oft deaktivieren musste, dann waren Sie sicher in wenigen Tagen bereits wieder auf der Sternenbasis. Noch vor einem Monat hätte er sich nicht träumen lassen, dass sich der Dienst auf diesem Schiff so verändern könnte. Zurückblickend musste er sagen, dass Captain Sanders hier sehr viel verändert hatte. Dinge, mit denen er nie gerechnet hatte und die dennoch ohne viel Aufwand umzusetzen waren. Dazu bedurfte es allerdings einem festen Willen und die Bereitschaft zur Änderung, wie er letztendlich auch erkennen musste.

Nach einer knappen halben Stunde trat Captain Sanders mit einem strahlenden Lächeln wieder auf die Brücke und der erste Offizier erhob sich sofort. „Bleiben Sie sitzen, ich bin in meinem Raum. Lieutenant Almond hat sehr gute Arbeit geleistet und nun ist es an mir daraus etwas Besonderes daraus zu machen. Jeder muss seinen Teil zum Gelingen beitragen und nun bin ich an der Reihe.“ Damit verschwand sie auf der anderen Seite der Brücke im Bereitschaftsraum.

Einfach nur die neuen Räume zugänglich zu machen, lag ihr nicht im Sinn. Die Crew hatte in den letzten Wochen einen wichtigen und harten Auftrag erledigt. Sie selbst hatte das halbe Schiff und die Struktur des Dienstes völlig umgekrempelt. Eigentlich war sie damit ziemlich zufrieden und musste schon mit einem weinenden Auge zugeben, dass sie das Schiff und die Crew vermissen würde, wenn sie in wenigen Wochen von Bord gehen würde. Wenn sie sich nun vorstellte, dass eine neue Aufgabe wieder damit einherging, eine neue, andere Crew anzutreffen, kamen gemischte Gefühle in ihr auf. Sie wischte ihre Gedanken beiseite und aktivierte ihr Terminal, um einige wichtige Informationen abzurufen. Von Nyle Rodgers hatte sie erfahren, wer schon lange auf der Liste der Beförderungen stand und auf der letzten Mission hatten sich einige Offiziere sehr positiv in Szene gesetzt. Keiner hatte versucht, daraus Kapital zu schlagen, wenn man von einem unrühmlichen Beispiel einmal absah. Aber diesen einen Fall hatte man eigentlich immer.

In Ihrer Dienstzeit hatte sie schon häufiger die Gelegenheit gehabt zu sehen, wie andere mit solchen Situationen umgingen. Sowohl ihr alter Captain Roger van Dyke, als auch ihr letzter Captain hatten solche Gelegenheiten zum Anlass genommen, den Crewzusammenhalt durch eine Feier zu stärken. Wenn man gute Leistungen erbracht hatte, dann sollte man auch belohnt werden. Lieutenant Almond hatte dafür die perfekte Grundlage geschaffen und Toni Sanders hatte vor diese Gelegenheit zu nutzen, um sich für die geleistete Arbeit bei der Crew zu bedanken.

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