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Der Aufpasser

von Harald Latus

Kapitel 13

Kapitel 13

 

Nyle Rodgers hatte den Dienst des Tages hinter sich gebracht und über den Hinweis des Admirals nachgedacht. Er war gerade dabei in der vollständigen Dienstakte die Informationen von Toni Sanders nachzulesen. Der Admiral hatte tatsächlich noch untertrieben. Er hatte nicht erwähnt, dass sie zahlreiche Auszeichnungen im Dienst erhalten hatte. Nicht nur von Admiral van Dyke der damals noch Captain der AVIATOR war.

Auch das Schiff, auf dem sie als erster Offizier gedient hatte, wies mehrere Einträge auf. Hier war nicht davon auszugehen, dass man sie protegierte. Captain Toral war unvoreingenommen und bewertete die Leistungen sehr neutral und emotionslos. Wenn man also auf einem Schiff mit einem Vulkanier als Vorgesetzten ein solches Feedback erhielt, dann war das sehr außergewöhnlich.

Er fand zudem einige Interviews, die sie für Federation-News gegeben hatte. Befragt nach Ihren Zielen antwortete sie stets, dass sie die Tradition ihrer Familie fortsetzen und ein verlässlicher Offizier der Sternenflotte sein wolle.

Die Familiengeschichte las sich dann auch beeindruckend. George Sanders war in 2373 Captain auf einem Schiff der Excelsior Klasse, welches ebenfalls MALINCHE hieß. Das war schon mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie man so sagte. Sein Sohn Rick Sanders war Captain der GOLDEN GATE, einem Schiff der Miranda Klasse und erhielt nach deren Ausmusterung ein neues Schiff der Avatar Klasse.

Seine Tochter Toni Sanders ergriff die gleiche Berufswahl und war nun ebenfalls als Captain mit der Führung eines Schiffes betraut. Allerdings mit einer Einschränkung wie der erste Offizier feststellen musste.

Rodgers hatte gerade das Display abgeschaltet, als er einen Ruf von einem Brückenmitglied erhielt.

Er hatte eine Nachricht mit brisantem Inhalt erhalten, die ihn ins Holodeck führte. Nachdem sich die Schiffstür geöffnet hatte, stand er in einem kleinen Raum mit einer weiteren Tür. Darauf war in großen Buchstaben zu Lesen ‚BIG APPLE‘. Nyle Rodgers stieß die zweiflüglige Tür auf, durch die eine laute Discomusik der 1980er Jahre erschallte. Das Etablissement war groß aber gedrungen durch die niedrige Deckenhöhe. Linker Hand stand eine lange Bar mit vielen Hockern, an die sich nach hinten aufsteigende Sitzreihen mit Tischen anschlossen, an denen jeweils vier Personen Platz fanden. Vor ihm befand sich eine aus Edelstahl gefertigte Tanzfläche, auf der sich die Leute rhythmisch zum Beat bewegten. Dahinter gab es eine weitere, runde Tanzfläche, die sich drehte, weitere Tische und am hinteren Ende eine zusätzliche Theke. Aus den Lautsprechern tönte gerade ‚Ladies Night‘ von Kool and the Gang. Rechter Hand befand sich eine kleine Bühne. An deren linkem Rand der DJ die Scheiben auflegte. An der Wand prangte groß ein aufgemalter Apfel mit dem Namen der Disco.

Rechter Hand befand sich eine Sitzecke, in der man den besten Überblick auf alles hatte.

Einige der Offiziere saßen bereits am Tisch und Commander Rodgers, um diese Zeit in Freizeitkleidung, setzte sich zu den Mitgliedern der Brückencrew.

„Ist das immer so laut hier?“, wollte er wissen, „Da versteht man ja sein eigenes Wort kaum.“,

rief er in die Runde.

„Naja, dann kann auch keiner mithören, was wir hier besprechen wollen, oder?“, entgegnete die Andorianerin Ucla. Nora Lendris stimmte zu, „Wenn wir das wirklich durchziehen wollen, dann muss es unter uns bleiben. Es wäre schlecht, wenn der Captain vorzeitig davon Wind bekommt.“

„Das ist eine logische Schlussfolgerung. Es wäre dem Plan sehr abträglich.“, bestätigte der Vulkanier Torn, der etwas steif am Tisch saß, weil Vulkanier sich eben niemals entspannen konnten.

„Ich kann immer noch nicht verstehen, warum Sie tatsächlich dabei sein wollen, Lieutenant Commander“, sagte Nichelle Rand, die Verantwortliche für die Kommunikation zum Vulkanier.

„Ich sehe ebenso die Notwendigkeit für Veränderung wie jeder andere hier am Tisch und Vulkanier neigen grundsätzlich dazu, unzureichende Situationen zu verbessern. Es ist eine logische Konsequenz der wir zwingend folgen. Commander, würden Sie das Ansinnen der Crew federführend übernehmen, wenn die entsprechenden Zustimmungen vorliegen?“

Nyle Rodgers überlegte nicht lange. “Ich denke, es hat sich gezeigt, dass wir handeln müssen, um das zu erreichen, was wir uns vorstellen. Nach meiner Ansicht können wir nur alle davon profitieren.“

Lieutenant Roskova stimmte zu, „Es wird Zeit, dass wir den Captain loswerden, auch wenn sie vom Oberkommando mit diesem Schiff belohnt wurde, aber sie gehört einfach nicht hierhin.“ Nyle Rodgers warf einen mahnenden Blick auf die Russin, „Nun, wir werden uns ja nicht gegen die ganze Flotte auflehnen, aber wir sollten versuchen, unsere Vorstellung durchzusetzen. Im günstigsten Fall würden wir dann die Frau loswerden, auch wenn wir nicht wissen, wen sie uns als Nachfolger schicken werden.“

Die Andorianerin versuchte die Musik zu übertönen, „das wäre mir egal, da wäre mir jeder Recht, nur nicht Sie.“

Paul Renner, der Offizier für Navigation warf jedoch gegenüber dem Commander ein, „Ihnen ist schon klar, dass so etwas noch nie versucht wurde, oder? Glauben Sie wirklich, dass es durchführbar ist?“

Der erste Offizier musste sich ebenfalls Mühe geben die Musik zu übertönen, als er antwortete.

„Ich denke eines muss uns klar sein. Es wird nur dann funktionieren, wenn wir alle dahinterstehen, und damit meine ich das ganze Schiff. Wenn sie mir die Zustimmung von jedem einzelnen liefern, dann werde ich es dem Admiral vortragen. Ich muss sagen, ich bin auf seine Antwort sehr gespannt.“

Torben Nol, der Trill brachte sich jetzt ein. „Aus der Erfahrung meines Symbionten weiß ich, dass schon viele ungewöhnliche Entscheidungen von der Sternenflotte getroffen wurden. Eine solche jedoch nicht.“

Villiana Roskova leerte ihr Glas in einem Zug und knallte es auf den Tisch. „Nun tut mal nicht so, als würden wir hier eine Meuterei aushecken. Es ist doch eine ganz normale Teamentscheidung.“

Henry Walker schien diese Auffassung nicht zu teilen. „Ich kenne mindestens eine Person die diese Sichtweise haben könnte.“ Alle am Tisch mussten spontan lachen. Es war ganz klar, dass es offensichtlich eine Personalfrage war. Nyle Rodgers blickte in die Runde. „Gut, ich erwarte, dass jeder in seinem Zuständigkeitsbereich die entsprechenden Zustimmungen einholt. Nur wenn diese vollständig vorliegen werde ich den Vorstoß beim Admiral wagen.“

„Deal!“, rief Villiana Roskova und alle anderen wiederholten, „Deal!“

„Damit ist es wohl beschlossene Sache“, bestätigte der Vulkanier und hob sein Glas, was ihm die Kollegen gleichtaten.

 

*  *  *

 

Nach seinem abendlichen Rundgang, bei dem inzwischen nichts mehr auszusetzen war, hatte sich der erste Offizier zum Quartier des Admirals begeben, weil er eine wichtige Sache mit ihm besprechen wollte. Er drückte den Türsensor und hörte ein deutliches „Herein.“

Die Türen öffneten sich und Nyle Rogers betrat das Quartier. Admiral Roger van Dyke stand aus seinem Sessel auf und legte ein Padd zur Seite.

„Commander, willkommen, wie kann ich Ihnen helfen? Gibt es Probleme bei der Schiffsführung?“

Der erste Offizier verneinte diese Frage, hatte aber eine andere Sache auf dem Herzen. „Admiral, ich habe eine Bitte an Sie“, damit überreichte er seinem Gegenüber ein eingeschaltetes Padd.

„Uns ist bewusst, dass es hierfür keinen Präzedenzfall gibt, aber wir würden es gerne sehen, wenn Sie dies berücksichtigen und umsetzen könnten.“

Admiral van Dyke las die Angaben auf dem Anzeigengerät und kraulte sich seinen wie immer perfekt gestutzten inzwischen hellgrauen Vollbart. „Sie verlangen da wirklich viel Commander. Sind Sie sich da auch ganz sicher, ob das der richtige Weg ist?

Das könnte auch mich in eine sehr missliche Lage bringen, wenn das schiefgeht. Sie werden verstehen, wenn ich das mit dem Flottenkommando abstimmen muss. Auch wenn ich weitreichende Befugnisse habe, so weit gehen sie nicht.“

Nyle Rodgers straffte sich und antwortete dem Admiral. „Das kann ich nachvollziehen Sir. Ich möchte nochmals betonen, dass ich hierbei die volle Unterstützung meiner Kameraden habe. Als erster Offizier fällt es mir zu, diese Vorgehensweise vorzuschlagen und da es um den Captain geht, bleiben nur Sie als Ansprechpartner. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Möglichkeit in Betracht ziehen.“

Roger van Dyke lächelte dem Commander freundlich zu. „Ich will gerne sehen, was ich tun kann, aber ich kann nichts versprechen.“

„Das ist mir vollkommen klar, Sir. Wie gesagt wir freuen uns schon allein darüber, wenn Sie unsere Bitte in Betracht ziehen. Sie wissen wo Sie mich finden Sir. Ich bin jederzeit für Sie ansprechbar. Ich danke Ihnen.“

Der erste Offizier verabschiedete sich von Admiral van Dyke und verließ den Raum, während der Admiral mit dem Padd zu seinem Datenterminal ging und es aktivierte. Er war mit einer gewissen Erwartungshaltung auf diese Mission gegangen aber diese Entwicklung hatte er keinesfalls vorausgesehen. Roger van Dyke gab seinen Kontaktwunsch ein und wartete auf die Verbindung.

Nach wenigen Sekunden konnte er seinen Kollegen auf dem Bildschirm begrüßen.

 

„Hallo Roger, wie ich höre seid ihr schon auf dem Rückweg, ich bin gespannt auf deine Einschätzung.“, sagte Carter Wellington, der in seinem Büro saß und einige Pads vor sich auf dem Tisch liegen hatte. 

„Nun, sagen wir es einmal so, ich war mir eigentlich sicher, dass Captain Sanders die richtige Wahl für diesen temporären Job war, aber inzwischen haben sich Dinge ereignet und Informationen gefunden, die eine gänzliche Neubetrachtung der gesamten Situation bedürfen. Toni Sanders hat einige sehr persönliche Informationen zu Captain Hershel gefunden, die wir bestmöglich geradebiegen sollten. Kannst Du mir Informationen zum Kommandanten einer Sternenbasis übermitteln? Nicht die üblichen Daten, sondern einige Hintergrundinfos. Ich sende Dir die ganze Geschichte in einem Datenpaket, dass bereits synchron zu unserem Gespräch läuft.

Außerdem hat mich der erste Offizier der MALINCHE mit einem sehr ungewöhnlichen Wunsch der Crew konfrontiert. So etwas hat es sicher noch nicht gegeben aber auch in unserem Alter haben wir immer noch nicht alles gesehen. Wir müssen zwei wichtige Entscheidungen treffen. Ich sehe da kein Problem, aber es muss offiziell und wasserdicht sein, ich will nicht, dass uns ein Formfehler unterläuft.“

Das Datenpaket war inzwischen bei Admiral Wellington angekommen und dieser staunte nicht schlecht. Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf. „Ich verstehe deine Situation und versuche das zu klären. Mit etwas Glück haben wir eine Antwort für beide Fälle, bevor ihr nach Hause kommt.“ Roger van Dyke nickte, „Beeil dich lieber, ich habe das Gefühl das Schiff wird immer schneller.“

 

 *  *  *

 

 

Captain Sanders saß in ihrem Stuhl und sah sich gerade die aktuellen Statusberichte auf dem Display an, welches in die Armlehne integriert war. Der Slipstreamantrieb lief stabil. Es wurde auf dem gesamten Rückweg nur eine kurze Pause fällig, um die Benamit Kristalle zu wechseln. Bei Beginn der Mission hatte sie eine Reisezeit von neun bis maximal zehn Wochen genannt bekommen, was sie als unmöglich zu realisieren empfand. Durch Ihren Einsatz und die Änderungen auf dem Schiff konnte sie die Anreise auf vier Wochen und zwei Tage drücken. Für die Heimreise hatte sich diese Zeit durch die hauptsächliche Nutzung des Slipstreamantriebs noch weiter verkürzt. Sie rechnete mit drei Wochen und vier Tagen. Davon waren bereits drei Wochen vergangen. Daher blieb nicht mehr viel Zeit, um die Crew mit einer Party zu überraschen und noch weitere wichtige Dinge einzuleiten. Noch immer rechnete sie damit, dass nach dieser Mission ein anderer Captain dieses Schiff übernehmen würde, was sie ein wenig bedauerte. Aber sie musste auch realistisch bleiben. Sie war als eine der jüngsten Offizierinnen zum Captain befördert worden und sicherlich traute die Flotte einem so jungen Captain kein festes Kommando zu. Andererseits hätten sie sicherlich

auch gleich einen erfahrenen Captain für diesen Auftrag abstellen können.

Doch Toni Sanders war sich auch bewusst, dass die Captains nicht unbedingt gerne auf solchen experimentellen Schiffen dienten. Denn auch wenn es schon über einhundert Jahre her war, wussten alle aus den Vorlesungen der Sternenflottengeschichte, dass der Transwarpantrieb damals in der Excelsiorklasse ein Desaster war. Auch wenn er unter Captain Jackie Jones in der Alphaone erfolgreich zur Serienreife gebracht wurde. Gleiches galt für die Slipstreamtechnologie, die von Captain Katheryn Janeway aus dem Deltaquadranten mitgebracht worden war und selbst das lag schon mehr als zwanzig Jahre zurück.

Wie auch immer, es war an der Zeit die Crew über einen Termin zu informieren, den jeder einzuhalten hatte.

„Lieutenant Rand, öffnen Sie einen schiffsweiten Kanal, ich habe eine Information an die gesamte Crew.“ Die Kommunikationsoffizierin ließ ihre Finger über die Tastatur gleiten. „Kanal offen, sie können sprechen Captain.“

„An die gesamte Crew, hier spricht Captain Sanders. Unser Auftrag neigt sich in wenigen Tagen dem Ende zu und ich bin sicher, dass Sie sich alle auf ein wenig Entspannung auf der Raumbasis freuen.

Wir konnten den uns gestellten Auftrag erfolgreich abschließen und auch ich bin mit den Leistungen dieser Crew sehr zufrieden. Sie alle haben eine ereignisreiche Zeit mit vielen Veränderung hinter sich, die auch ich zum großen Teil verantwortlich bin. Das schließt die Quartieränderungen und auch den temporären Wegfall der Messe auf den Unterdecks mit ein. Umso mehr freut es mich ankündigen zu dürfen, dass mittlerweile alle Änderungsarbeiten abgeschlossen sind und wir die Einweihung der neuen Räume mit einer Feier begehen wollen. Sie sind also alle herzlich eingeladen morgen Abend um 19 Uhr auf Deck 11 unter dem Shuttlehangar die Einweihung der neuen Messe gemeinsam zu feiern. Ich freue mich bereits darauf. Sanders, Ende!"

 

 

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