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Eine einzigartige Begegnung

von Harald Latus

Kapitel 6

Kapitel 6

 

Captain van Dyke wartete gespannt auf die ersten Ergebnisse. Ein wenig unruhig rutschte er in seinem Kommandostuhl hin und her und schien nicht die richtige Position zu finden. Er ging hiermit ein hohes Risiko ein, dessen war er sich bewusst. Aber viel wichtiger war ihm seinen Offizier nicht in dieser Zeitlinie zu verlieren. Die oberste temporale Behörde verstand keinen Spaß in diesen Dingen. Zwar konnte er begründen, dass eine Rettung nicht möglich war, er konnte auch einfach vermuten, dass das Shuttle verloren oder zerstört wurde. Alles eine mögliche Antwort, die er anführen konnte. Aber er hatte der Crew beim Start versprochen, dass er grundsätzlich immer eine Möglichkeit suchen würde, bei Problemen nicht aufzugeben, bis alle wieder zurück waren, in welchem Zustand auch immer.

Dieser Vorgehensweise folgten nicht alle Captains, ihm war nicht klar, ob diese meinten, dass es das Risiko nicht wert wäre oder dass sie mögliche Verluste akzeptierten, wenn es die Umstände erforderten.

Roger van Dyke war da anders. Am liebsten wollte er sowohl den Offizier, als auch das Shuttle wieder zurückhaben, obwohl das technische Material ersetzbar war. Doch war es auch keine Option diese Technologie zurück zu lassen. Niemand wusste, wer einmal drüber fallen würde und es könnte zu einem Desaster führen, wenn das Shuttle in die falschen Hände gelangen würde. Auf jeden Fall hatte er bislang immer erfolgreich seine Crew vor Verlusten geschützt und er hatte vor, dies auch beizubehalten.

„Selaine, Bericht!“, rief er nach hinten und die Romulanerin gab sofort Antwort. „Wir haben starke Interferenzen, da wir mitten in der Anomalie stecken. Die Scanner arbeiten nur mit verminderter Leistung und die Genauigkeit lässt sehr zu wünschen übrig. Bislang nichts auf unseren Schirmen.“ Der Chefingenieur nutzte die kurze Pause, die entstand, um ebenfalls seinen Stand zu berichten. „Die Schilde halten, aber sie werden schwächer. Besonders der Chronitonschild muss eine Menge aufnehmen. Die anderen stehen ebenfalls unter Druck. Strukturelle Integrität liegt noch bei 150 Prozent.“

Captain van Dyke nickte „Danke, wir bleiben noch hier und scannen weiter, versuchen Sie ihre Sensoren auf anderen Bändern arbeiten zu lassen, vielleicht wird die Auflösung dann besser.“

Die Minuten vergingen, aber es gab keine positiven Ergebnisse. Der Chefingenieur Jim Wulfington Informierte den Captain wiederholt über die Zeit, die noch blieb, denn es schien klar zu sein, dass sie gerade diese Position nicht ewig würden halten können. Vielleicht wäre es besser, wenn man komplett hindurchfliegen würde anstatt wie eingeklemmt in einer Sanduhr das Schiff in zwei Hälften zu zwingen.

„Captain, ich habe ein Ping!“, kam es von Xelishia an der OPS, die versuchte mit dem Shuttle in Kontakt zu treten. Ein erleichtertes Aufatmen war auf der Brücke zu hören, obwohl das noch gar nichts bedeutete. Es war lediglich ein erstes Signal, dass die Elektronik des Shuttles erkannt wurde. Doch das war auch schon alles.

„Position, Entfernung, Lebenszeichen?“, wollte der Captain wissen und beugte sich ein wenig nach vorne. Die Sorgen um seine Crew und sein Schiff waren ihm in diesem Moment deutlich anzusehen. Auch wenn er es sich Äußerlich nicht ansehen lassen wollte, seine Anspannung war immens. Ein einziger kleiner Fehler konnte in dieser Situation zum Verlust von Schiff und Crew führen. Xelishia ließ ihre Finger über die Sensorflächen gleiten, schüttelte dann aber resigniert den Kopf. „Noch nicht feststellbar, es war auch nur ein einziger Impuls, der durchgekommen ist, Ich versuche es erneut auf anderen Frequenzen.“

Die Anspannung auf der Brücke stieg. Jim Wulfington beobachtete mit Sorge, wie die Schutzmaßnahmen trotz voller Leistung des Warpantriebs an Wirkung verloren. „Captain, uns bleiben nur noch drei Minuten. Wenn wir dann nicht hier weg sind haben wir ein massives Problem.“

„Verstanden, aber für den Moment bleiben wir noch hier. Xelishia, versichern Sie sich bei der Scimitar, dass sie uns noch am Haken haben. Mister Wulfington, legen Sie schon einmal den Rückwärtsgang ein, aber noch nicht beschleunigen.“

Jede Sekunde die verstrich wurde gefühlt zu einer Stunde, die zäh und langsam verging, bis sich Xelishia wieder meldete. „Sir, ich habe jetzt eine zuverlässige Erfassung des Shuttles Shran. Es ist merkwürdig, obwohl es auf dem Weg aus dem Außenbezirk ist, scheint es extrem langsam zu fliegen, dabei ist der Warpantrieb auf voller Leistung.“, gab die Bolianerin etwas verwirrt an.

„Das lässt sich erklären, entgegnete Selaine, die an der Wissenschaftskonsole stand. Laut meinen Anzeigen besteht eine Zeitdifferenz zwischen uns und dem Shuttle. Wir stecken mit dem Heck noch im Normalraum, während das Shuttle dieses Phänomen vollständig durchflogen hat. Die interne Uhr des Shuttles geht nahezu um zweihundertsiebzig Tage vor. Ein Zeichen, dass im Zeitablauf des Shuttles und möglicherweise auch auf der Erde eine längere Zeit vergangen ist.“

Captain van Dyke war klar, dass gerade bei Zeitphänomenen so ziemlich alles möglich war, deshalb nahm er die Aussage hin und kommentierte sie nicht.

„Keine Verbindung zur Scimitar Captain. Ich kann nur hoffen, dass der dauerhafte Lifestream dort drüben ankommt und sie wissen was zu tun ist. Das Shuttle nähert sich der Erde.“

In diesem Moment wurde das Gefährt von den Kameras erfasst und tauchte auf der Nachtseite hinter der Erde hindurch. Roger hatte die Geschwindigkeit der Annäherung mit den Augen verfolgt und wartete darauf, dass die Shran hinter der Erde wieder auftauchte. Üblicherweise konnte er sich auf sein Gefühl verlassen, denn der Verstand extrapolierte meist die Phase, wenn die Augen etwas hinter einem Hindernis verloren und konnte recht genau bemessen, wann es wieder austreten würde. Es war sicherlich keinem aufgefallen aber Captain van Dyke fehlten fünf Sekunden.

Man konnte das nun der allgemeinen Verzerrung der Zeit zurechnen, es war aber auch möglich, dass es einen anderen Grund gab.

 

* * *

 

Tallasa hatte gerade auf dem Display die Kennung der Aviator für den Bruchteil einer Sekunde gesehen, doch nun schien sie wieder verschwunden.

„Tallasa an Aviator, hören sie mich?“, versuchte sie es mit einer Kommunikation, während sie den Innenraum des Shuttles abschirmte. Keiner musste von Ihrem Gast wissen, auch wenn Sie nicht vorhatte ihn mitzunehmen. „Pete, hier endet unser Rendezvous, Ich werde dich wieder auf der Erde absetzen. Ich muss versuchen, wieder auf mein Schiff zu gelangen, es scheint in einem hohen Orbit zu sein.“

Pete, der sich die letzte Stunde sehr intensiv mit dem taktischen Offizier der Aviator ausgetauscht hatte ließ ein resigniertes Aufstöhnen hören. „Ich habe noch so viele Fragen, aber die wichtigste ist: wirst Du denn wiederkommen?“

Tallasa drehte sich um, während die Erde immer größer wurde. „Pete, Du hast eine einzigartige Erfahrung gemacht, die niemals hätte passieren dürfen, aber ich habe es für wichtig erachtet, dass Du deinen vorgegebenen Weg gehst, so wie ich es in den Geschichtsbüchern gefunden habe. Es mag ein Paradoxon sein, aber ich bin bereit das auf mich zu nehmen. Es wird ein Geheimnis zwischen Dir und mir bleiben, das verspreche ich. Deine Arbeit ist immens wichtig, Du hast einen Blick in die Zukunft der Menschheit werfen können, Du weißt was auf dich zukommt und hast jetzt sogar das Ergebnis deiner Bemühungen gesehen. Du warst der erste Mensch, der hinter allen Planeten war und wieder zurückgekehrt ist. Auch wenn Du das niemals öffentlich machen kannst ohne als Spinner abgetan zu werden. Diese Erfahrung wird Dir für immer bleiben und jetzt müssen wir uns leider trennen. Stell dich bitte in die Mitte des Shuttles auf den Kreis.“

Pete schaute nach unten und sah einen dunkelgrauen Kreis in dem hellen Teppich, auf dem er sich positionierte. Tallasa steuerte auf die Erde und dann auf den Punkt zu, von dem sie gestartet waren. Sie verzögerte ihren Flug drastisch.

„Keine Angst, es dauert nur wenige Sekunden. Ich wünsche Dir alles Gute und viel Erfolg bei deiner Arbeit.“ Damit drückte sie auf die Sensorfläche und Pete wurde eingehüllt in ein blaues Schimmern.

Als der Effekt wieder verschwunden war stand er oben auf Clarke‘s Peak und starrte in den Nachthimmel. Ein kleines Objekt bewegte sich schnell am Himmel und es konnte aufgrund der Bahn kein Satellit sein. Er wusste was das zu bedeuten hatte und verfolgte den Punkt, bis er ihn schließlich aus den Augen verloren hatte.

 

* * *

 

Auf dem Bildschirm der Scimitar schien das Bild der Brücke der Aviator immer schlechter zu werden. „Sie entgleitet uns“, erklärte der erste Offizier, was vom Wissenschaftler allerdings nicht bestätigt wurde. „Nein, aber die Chronitonpartikel haben wohl deren Schild durchbrochen und haben nun Kontakt mit der Schiffshülle. Das kann zu zeitlichen Verwerfungen führen.“ Wie aufs Stichwort wiederholte sich eine Sequenz, die vor knapp einer Minute zu sehen war, gefolgt von einer Aussage, dass das Shuttle im Hagar war. Kurz darauf sah man, wie sich das Shuttle der Aviator näherte. Die Sensoren konnten also dem zeitlichen Fluss nichts mehr entgegensetzen.

„Was sollen wir nun glauben, ist das Shuttle schon gelandet oder nicht?“, wollte Jonathan West von Captain Dekkers wissen. „Das Beste wird sein, wenn wir uns an das Schiff halten. Sobald es versucht den Bereich zu verlassen, werden wir es dabei unterstützen. Unser Ende, das wir mit dem Traktorstrahl halten ist ja immer noch außerhalb der Anomalie und unterliegt hoffentlich allein den Gesetzen unseres Universums.“, erklärte dieser.

„Eddie, ich will, dass der Traktorstrahl stabil bleibt. Bereiten Sie sich darauf vor, den Strahl schnell auf maximalen Zug zu bringen, wenn es notwendig wird.“, wies Frank Dekkers den Chefingenieur an.

„Liegt schon auf einer extra Schaltfläche Captain. Sagen Sie nur, wann ich drücken soll!“

Der Captain, der sich umgedreht hatte, nickte dem Offizier zufrieden zu. „Wollen wir hoffen, dass wir irgendwie erkennen werden, wann es soweit ist. Bleiben Sie wachsam.“

 

* * *

 

Tallasa hatte ihre Fracht für die Aviator unsichtbar hinter der Erde abgesetzt. Die Nachtseite hatte ihr Schutz geboten, so dass sie bislang noch verbergen konnte, was sie möglichst nicht berichten wollte. Sie tastete auf die Sensorfläche und baute das Dämpfungsfeld im Shuttle langsam ab. Es sollte so aussehen, als ob die Werte durch das Phänomen verändert oder nicht erkennbar gewesen waren. Sie war inzwischen knappe einhundertfünfzigtausend Kilometer von der Erde weg, der Mond stand auf der gegenüberliegenden Seite der Erde und sie näherte sich von der Sonnenseite der Aviator. Es war kaum anzunehmen, dass jemand gegen das gleißende Sonnenlicht das Föderationsschiff oder das Shuttle würde sehen können. Einzig die Sonnenbeobachter, die das Gestirn zu diesen Zeiten sehr intensiv betrachteten, hätten womöglich eine Chance gehabt diese Werte aufzugreifen. Doch meist waren diese Geräte direkt auf die Sonne gerichtet und erfassten keinen größeren Bereich.

„Shuttle Shran an Aviator, befinde mich im Anflug, bereiten Sie alles für die Ankunft vor, ich sehe Sie.“, machte Tallasa einen Versuch das Schiff zu rufen, dass sie auf den Scannern sah.

Sie erhielt jedoch keine Antwort. Nur ein Rauschen kam aus den Lautsprechern. Merkwürdiger Weise sah sie nur einen Teil des Untertassensegmentes, als sei das Schiff nur zur Hälfte vorhanden. Sie brauchte einen Moment, dann hatte sie verstanden und wurde sich der Lage bewusst. Die Aviator war nicht vollständig durch das Phänomen geflogen um nicht ebenso verloren zu gehen, wie es ihr passiert war. Sie setzte einen Kurs auf die vorderen Hangartore und steuerte das Shuttle von Hand. Der Computer war ihr zu gefährlich. Sie wusste nicht genau, wie sich die Chronitonpartikel auf die Berechnungen auswirkten, daher behielt sie lieber die manuelle Steuerung bei, damit hatte sie die Flugbahn direkt in der Hand. Es waren jetzt nur noch wenige Meter bis zum Schiff. Tallasa schickte ein Stoßgebet an alle Götter, die sie auf Andor kannte. Jetzt musste alles präzise ablaufen.

 

* * *

 

„Captain, das Shuttle kommt herein.“, meldete Xelishia.

„Lieutenant Nelson, öffnen Sie die vorderen Hangartore und schließen Sie diese sofort wieder, wenn die Shran gelandet ist. Informieren Sie mich umgehend.“, wies der Captain den Flugdeckoffizier an, der im Hangar seinen Dienst versah.

„Aye, Captain“, kam es aus der Audioanlage und plötzlich war ein deutlicher Ruck zu spüren, der durchs ganze Schiff ging. Es hatte sicherlich nichts mit dem Shuttle zu tun, denn wäre es an der Außenwand zerschellt, hätte man das nicht so deutlich im ganzen Schiff gespürt. Es musste also eine andere Ursache haben. Der Blick des Captains richtete sich auf Lieutenant Commander Wulfington. Dieser bemerkte mit säuerlichem Gesicht, „Die drei Minuten sind schon seit fünf Minuten um, die Gravitationswellen haben den zweiten Schild durchdrungen. Wenn unser Schiff also nicht in zwei oder mehr Teile zerbrechen soll, dann müssen wir jetzt dringend hier raus.“

Im selben Moment kam die Meldung von Lester Nelson, „Die Shran hat aufgesetzt, dem taktischen Offizier geht es gut, sie ist auf dem Weg zur Brücke.“

Ein Kopfnicken des Captains reichte dem Chefingenieur, der sofort die Impulsmaschinen startete, die bereits auf Bereitschaftsmodus angelaufen waren.

Das Aufheulen der Geräte war zu hören, aber von der CONN kam eine ernüchternde Nachricht.

„Captain, unsere Position verändert sich nicht.“

„Lieutenant Nelson, wenn alle Shuttles gesichert sind, dann soll die ganze Crew das Hangardeck verlassen und verriegeln.“ Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „In zwei Minuten sind wir hier raus. Nur die Shran muss noch verankert werden. Ich gebe sofort Bescheid, wenn wir raus sind.“

Roger an Dyke war eine zusätzliche Option eingefallen, die beim Rückweg helfen konnte. Er wusste, dass diese schon mehrmals in kritischen Situationen Anwendung gefunden hatte, auch während seiner Zeit auf der Alexandria.

„Mister Wulfington, mehr Dampf!“, kam es von Captain van Dyke, aber alles was der Chefingenieur versuchte war vergebens. Die Aviator bewegte sich kein Stück zurück. Es war fast so, als wäre das Phänomen eine Einbahnstrasse, die nur in eine Richtung passiert werden konnte.

„Xelishia, eine Verbindung zur Scimitar, schnell!“, rief Roger van Dyke

„Tut mir leid Captain, Verbindung nicht möglich, wir haben keinen Kontakt mehr.“ Die Wissenschaftsoffizierin hatte dafür eine Erklärung parat. „Unsere Schilde sind fast nicht mehr existent. Alles was uns zurzeit noch zusammenhält ist die strukturelle Integrität, aber auch die nimmt kontinuierlich ab.“ Auf der linken Seite öffnete sich die Tür des Turbolifts und Tallasa betrat die Brücke, ohne zu zögern ging sie an ihre Station und unterstützte den Ersatzoffizier.

„Wir sind den negativen Auswirkungen des Phänomens komplett ausgesetzt. Das bedeutet, dass wir weder unsere Form noch unsere zeitliche Komponente auf Dauer aufrechterhalten können.“, ergänzte Selaine ihre Ausführungen.

Dem Captain schien eine Idee gekommen zu sein. „Xelishia, arbeitet die Signalisation noch?“, wollte van Dyke wissen, „Aye Sir, Signalisation arbeitet einwandfrei.“

„Gut, deaktivieren Sie die Positionslichter für zehn Sekunden, und dann steuern Sie diese bitte von Hand an, dreimal kurz, dreimal lang und wieder dreimal kurz. Wiederholen Sie das Signal in einer Schleife.

„Captain, das wird uns nicht weiterbringen, kam es vom Chefingenieur, der eher selten auf der Brücke war und nicht wusste, dass diese Form der Kommunikation für die beteiligten Schiffe nicht neu war.

„Lieutenant Commander, wenn ich richtig informiert bin, dann steckt die vordere Hälfte unseres Schiffes in dem Phänomen fest, aber unser Heck ist immer noch im Normalraum und direkt vor der Nase der Scimitar. Ganz hinten an den Pylonen der Warpgondeln befinden sich die Positionslichter und ich bin mir sicher, dass Captain Dekkers unsere Botschaft verstehen wird.“

Xelisha hatte inzwischen die Anweisungen umgesetzt. Nun kam ein neuer Befehl des Captains.

„Mister Wulfington, wenn ich es sage, dann stellen Sie die Maschinen ab.“ Alle auf der Brücke waren überrascht von dieser Vorgehensweise. Plante der Captain vielleicht doch komplett durchzufliegen?

„Lieutenant Nelson, wie weit sind Sie mit der Räumung?“ In der Kommunikationsverbindung war das Schließen eines Schotts zu hören, „Gerade fertig geworden, was immer Sie tun wollen, wir sind bereit.“

„Xelishia, öffnen sie die vordere mittlere Shuttleluke um 0,15 Prozent. Dann schalten Sie das Kraftfeld ab.“ Die Bolianerin drehte sich zum Captain um, „Aber das würde den gesamten Shuttlehangar dekomprimieren.“ Roger van Dyke nickte, „Aber es ist eine Rückstoßkraft die keinen Energieaufwand bedeutet, was scheinbar eine Gegenreaktion des Phänomens darstellt. Also Los!“

 

* * *

 

Frank Dekkers beobachtete genau was auf dem Bildschirm geschah, der die Außenansicht zeigte. Sein Schiff, die Scimitar hatte aus allen Traktoremittern einen Zugstrahl auf die beiden Gondeln der Aviator gerichtet und hielt diese unter leichter Spannung, gerade so, dass das Schiff seine Position halten konnte. Es war bereits ein gewisser Zug zu erkennen, der die Aviator durch die Anomalie auf die andere Seite ziehen wollte, aber noch war dieser nur leicht und es war kein Problem entgegenzuhalten.

„Captain, die Aviator hat die Impulsmaschinen gestartet. Ich gehe davon aus, dass sie sich aus der Anomalie zurückziehen wollen.“, erklärte die Vulkanierin Shelar, die an der Wissenschaftskonsole stand.

„Danke Lieutenant, wir werden sehen, was Captain van Dyke vorhat, halten Sie sich alle bereit. Jetzt kommt es auf uns an. Eddie, kontrollieren Sie die Traktorstrahlen, wir müssen gleichmäßig Zug aufbauen.“

Die Sekunden verstrichen, ohne dass man eine Veränderung auf dem Bildschirm sah.

Allerdings konnte Shelar wichtige Informationen aus den Sensorenabtastungen feststellen.

„Sir, Captain van Dyke hat die Leistung der Impulsmaschinen erhöht, um aus der Anomalie zurück zu stoßen, aber ich kann auf der Abtastung erkennen, dass sich das Schiff nicht bewegt. Die Anomalie scheint einen ebenso starken Gegenzug zu entwickeln, so dass sich die Antriebskraft egalisiert.“ Das war schon fast genug, damit sich der Chefingenieur einschaltete, aber Frank Dekkers wollte sichergehen, dass die richtige Entscheidung nicht zu spät kam. „Eddie, erhöhen Sie die Spannung des Traktorstrahls bis zur maximalen Grenze. Wir ziehen die Aviator aus der Anomalie.“

Sofort reagierte der Lieutenant Commander und betätigte die Kontrollen, doch von der Wissenschaftsstation kam erneut ein ernüchternder Hinweis. „Captain, das erzeugt den gleichen Effekt. Jede energetische Kraft, erzeugt eine ebensolche Gegenkraft. Die Gesetze der Wissenschaft scheinen in diesem Symptom nicht zu existieren.“

Auf dem Bildschirm war die Aviator zu sehen und etwas erregte die Aufmerksamkeit von Captain Dekkers. Die Positionslampen am hinteren Ende der Warpgondeln erloschen.

„Shelar, ist das Schiff energielos?“, wollte der Captain wissen. „Nein, die Energie ist nominal geblieben. Allerdings sind die Schilde inzwischen fast komplett zusammengebrochen.“

Dann plötzlich blinkten die Positionslampen dreimal kurz, dreimal lang und wieder dreimal kurz. Damit wurde Frank bewusst, dass sich die Aviator selbst nicht aus dieser Lage befreien konnte. Wenn aber schon der letzte Versuch mit dem erhöhen der Energie nicht geklappt hatte, was sollte dann noch wirken?

Frank Dekkers überlegte angestrengt. Er hatte zwar ein gutes technisches Verständnis, aber er war kein Ingenieur. Er blickte in die Runde seiner Brückenoffiziere, aber keiner schien eine Idee zu haben. Schnell ließ er noch einmal die letzten Aktionen und Informationen Revue passieren.

Dann nahm er das Einzige, was ihm noch in den Sinn gekommen war und klammerte sich an diesen einen Weg.

„Eddie, Reduzieren Sie die Kraft auf den Traktorstrahl so weit, dass er gerade noch so an der Aviator hält. Legen Sie den Rückwärtsgang ein und dann ganz langsam zurück, am besten Zentimeterweise. Shelar, prüfen Sie die Position der Aviator und sagen Sie mir das Ergebnis an.“

Sofort setzten die Offiziere diese Anweisung um und Frank spürte, wie die Maschinen ansprangen, um die Position zu verändern.

„Maschinen auf Rückwärtskraft, Position der Aviator unverändert.“ Zwei Minuten vergingen bis zur nächsten Meldung „Schiff bewegt sich Rückwärts, Aviator folgt langsam, sie haben den Antrieb ebenfalls abgeschaltet.“

„Eddie, nicht zu viel Druck, je langsamer um so besser.“, bemerkte Captain Dekkers, während sich die Aviator zentimeterweise aus der Anomalie zurückzog.

Es dauerte über eine Stunde, bis das Schiff der Akira Klasse wieder im Normalraum war und die Anomalie verlassen hatte.

Auf dem Bildschirm tauchte das Gesicht von Roger van Dyke auf.

„Das ist ja gerade noch einmal gut gegangen. Vielen Dank Scimitar, das war Rettung in letzter Minute.“

Frank Dekkers hatte inzwischen wieder eine entspanntere Position in seinem Stuhl eingenommen. „Immer wieder gerne Captain.“ Damit hob er die rechte Hand zur Schläfe und grüßte seinen Kollegen nach alter Armeetradition, dann gab er den Befehl den Sektor wieder zu verlassen.

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