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code quantum

von SusanQ

Kapitel 1

Teil 1

Noch nie zuvor hatte Dr. Leonard H. McCoy eine Nachricht vom Starfleet Headquarter mit so hoher Priorität und Sicherheitsstufe erhalten. Eigentlich war er selbst gar nicht so hoch eingestuft - Sicherheitsstufe 2! Sicherheitsstufe 1 hätte bedeutet, daß er ALLES wissen durfte. - Jetzt war er also ein Geheimnisträger und durfte mit niemandem über diese Botschaft sprechen, nicht einmal mit Captain James T. Kirk - Jim - seinem besten Freund und engsten Vertrauten.

Im Grunde genommen haßte McCoy diese Geheimniskrämerei zu tiefst, konnte seinem Vorgesetzten aber nicht die Wahrheit sagen, sondern mußte seinen Captain und Freund schweren Herzens belügen, als er ihn um Sonderurlaub bat.

„Joanna hat mir einen Brief geschrieben, Jim. Ich kann dir leider nicht mehr sagen, aber ich muß unbedingt zu ihr nach Alpha Centauri. - Es geht um Leben und Tod.“

Kaum hatte er den letzten Satz ausgesprochen verfluchte er sich selbst wegen seiner reichlich theatralischen Bemerkung. Sicherlich würde Kirk Verdacht schöpfen, aber das tat er anscheinend nicht, dennoch schwächte McCoy die Sache etwas ab, indem er sagte: „Na ja, das ist nur so eine Redewendung.“

„Schon gut Pille, ich bin nicht Spock. Ich lege nicht jedes Wort auf die Waagschale. Schon klar, wenn du sagst es geht um eine wichtige familiäre Angelegenheit, lasse ich dich natürlich ohne weiteres fliegen.“ Kirk überlegte kurz und fügte dem noch hinzu: „Eigentlich bist du zu beneiden.“

„Na, ich weiß ja nicht ob ich zu beneiden bin“, gab McCoy zu bedenken. „Gute 75 Parsecs in einem rigelianischen Frachter zurücklegen zu müssen, halte ich nicht gerade für komfortabel.“

„Glaubst du 20 Planeten der Klassen I bis L zu katalogisieren und einzuschätzen ob sie für Terraformingprojekte geeignet sind, ist spannend? Zumal die Arbeit bestimmt zwei Monate in Anspruch nimmt, jetzt wo Spock die Computeranalyse der neuen Föderationsbibliothek auf diesem öden Asteroiden NGC M 31 betha oder wie der heißt leitet. Wenigstens bleiben Scotty, Uhura und die anderen an Bord.“

„Du wirst dich schon nicht zu einsam fühlen, Jim.“

***************

McCoys schlechtes Gewissen begleitete ihn bis zum Planeten Vulkan, wo das geheime interdisziplinäre Projekt namens code quantum, dem er als Psychologe zugeteilt worden war, durchgeführt werden sollte. Mehr hatte man ihm in der Nachricht vom Starfleet Headquater nicht mitgeteilt. Noch immer fragte er sich, was das ganze zu bedeuten hatte und welche Rolle ihm dabei zugedacht worden war.

Das Wetter auf Vulkan war heiß - wie immer, für einen Menschen nicht nur unerträglich heiß, sondern fast schon gesundheitsgefährdend und McCoy mußte es wissen, schließlich war er Arzt.

Obwohl der Gleiter, mit dem er hierher, mitten in die Wüste - als ob es auf Vulkan irgend etwas anderes gäbe - geflogen worden war, über eine Klimaanlage verfügte und diese auf vollen Touren lief, war er froh festzustellen, daß hier, gute 800 Meter unter der Oberfläche, im Inneren des Berges, eine angenehme Arbeitstemperatur von etwa 20°C herrschte, was allerdings die anwesenden Vulkanier dazu veranlaßte sich warm anzuziehen. Nur einer trug Standardbekleidung, vermutlich hatte er viele Jahre auf der Erde oder einem anderen Planeten mit gemäßigtem Klima zugebracht oder lange mit Menschen zusammengelebt. Der Mann war selbst für einen Vulkanier hochgewachsen. *Das macht der Heterosis-Effekt*, dachte McCoy, *wenn ich mich recht an meine Xenogenetikvorlesung erinnere. Individuen deren Eltern genetisch weit voneinander entfern sind, übertreffen diese häufig in einigen Merkmalen - Moment mal, den kenne ich doch!*, dachte McCoy und rief mit einem überrascht fragenden Unterton den Namen des Mannes: „Spock?!“

„Guten Tag, Doktor! Gut das Sie endlich eingetroffen sind. Wir stehen kurz vor dem ersten Probelauf und werden Ihre Fachkenntnisse sicherlich zu schätzen wissen, wenn es erst einmal so weit ist.“

„Endlich?“ McCoy war noch darüber verwundert den ersten Offizier der Enterprise hier zu treffen, obwohl er doch beinahe am anderen Ende der Föderation an einem Computer herumbasteln müßte und nun das.

„Sie haben sich um 20 Minuten verspätet“, erklärte Spock ungerührt und fuhr fort: „Ich werde Sie jetzt mit den Projektmitarbeitern bekannt machen.“

„Wir hatten Probleme mit der… hey, Sie wußten genau wann ich kommen würde? Sie wußten DAS ich kommen würde?“

„Ja“, erwiderte Spock wahrheitsgemäß.

„Seit wann?“

„Seit etwa zwei Monaten.“ Die Miene des Vulkaniers blieb unbewegt.

„Da waren Sie ja sogar noch an Bord der Enterprise.“ McCoy war entrüstet.

Spock reagierte nicht auf diesen Ausbruch des Arztes und dirigierte ihn weiter durch die steril wirkenden Gänge in Richtung des Kernstückes dieser Anlage, tiefer in den Berg hinein.

„Sie wußten also, daß ich hier sein werde. Warum wußte ich nicht, daß auch Sie hier sein würden?“, erkundigte sich McCoy.

„Sie verfügen für die Dauer dieses Projektes und in bezug auf alle Informationen die hiermit unmittelbar zusammenhängen über die Sicherheitsstufe 2“, war die einzige Auskunft die Spock ihm auf diese Frage gab.

„Soll das etwa heißen, daß Sie…“

Spock unterbrach ihn: „Sie, Dr. McCoy, verfügen über eine Klassifizierung in die Sicherheitsstufe 2.“

McCoy entschloß sich nicht weiter nachzuhaken und ein paar Augenblicke lang gingen sie schweigend weiter.

„Worum geht es eigentlich?“, wollte McCoy nun wissen.

„Es tut mir aufrichtig leid Sie schon wieder enttäuschen zu müssen, Doktor, aber…“ Diesmal wurde Spock unterbrochen: „Schon klar, ich verfüge über die Sicherheitsstufe 2. Ich kann’s bald nicht mehr hören! - Glauben Sie, daß ich meinen Job hier richtig erledigen kann, wenn ich überhaupt nichts weiß?“

„Sie werden alles nötige von dem Leiter des Projekts erfahren“, beruhigte Spock ihn.

„Warum wurde ausgerechnet ich zu diesem Projekt hinzugezogen?“

„Ich habe Sie angefordert“, erwiderte der Vulkanier beiläufig.

„Moment mal. SIE haben MICH angefordert? - Wow! - Wieso?“

„Wußten Sie, daß sie der Psychologe in der Föderation sind, der bisher die meisten Kontakte zu fremden Spezies und Kulturen hatte?“ - Eine rein rhetorische Frage, dennoch kommentierte McCoy sie mit: „Sie scherzen doch, Spock, oder?“

„Ich scherze *nie* in bezug auf statistisches Datenmaterial“, entgegnete Spock.

„Sie *scherzen* nie.“ Diese Worte stammten nicht etwa von McCoy, sondern von einem Mann Mitte dreißig, humanoid, vermutlich sogar ein Mensch, obwohl McCoy noch nie zuvor bei einem Menschen so grüne Augen gesehen hatte.

„Um gleich Ihre erste Frage zu beantworten, Doktor. Ich bin nur zur Hälfte Mensch. Die andere Hälfte ist ein Gen-Cocktail, den meine Mutter in einem Selbstversuch eigenhändig gemixt hat“, erklärte er und als McCoy zum zweiten mal Luft holte um etwas zu fragen: „Und die Antwort auf Ihre zweite Frage lautet: Ich bin kein Telepath.“

„Woher wußten Sie dann, was ich fragen wollte?“, erkundigte sich McCoy.

„Alle, die mir zum ersten mal in die Augen sehen fragen mich das gleiche.“

Schon nach seinem ersten Kommentar war dieser Mann McCoy sofort sympathisch und den Rest besorgte sein Charme und das beinahe jungenhafte Lächeln. Nun reichte er ihm die Hand und stellte sich dem Arzt vor: „Ich bin Alex Oppenheimer, die meisten Mitarbeiter nennen mich Al.“

„Sehr angenehm“, entgegnete McCoy. „Dr. Leonard McCoy.“

„Um genau zu sein handelt es sich um Dr. Dr. Dr. Alexander Oppenheimer“, berichtigte Spock den Projektleiter.

„Ach, lassen Sie das, oder ich nenne Sie ständig code quantum-Chefprogrammierer Commander Spock. Wenn wir uns hier alle mit unseren gesamten akademischen Titeln ansprechen, kommen wir nie zu etwas und gleich gar nicht zu unserem ersten Probelauf. - Darf ich Sie Leonard nennen, Doktor.“

„Sicher.“ Al erschien McCoy so locker zu sein, daß es ihm nicht peinlich war, als er sagte: „Entschuldigen Sie, Al, aber Ihr Name sagt mir gar nichts…“

„Das ist nicht weiter schlimm. In Fachkreisen gelte ich als diskreditiert.“

McCoy war sichtlich verwundert, was aber weder Al noch Spock zu beeindrucken schien.

„Ich nehme an Spock hat Ihnen nichts oder so gut wie nichts über unser Projekt verraten, also werde ich Sie mit allen nötigen Informationen versorgen müssen.“

***************

Das Projekt drehte sich im großen und ganzen um Spionage mit Hilfe von Quantensprüngen. Der Plan sah vor einen Agenten der Föderation in eine Person *springen* zu lassen und deren Platz für eine gewisse Zeit einzunehmen um Informationen zu sammeln oder Aktionen zu unterbinden respektive zu unterstützen, je nachdem.

McCoys Aufgabe war es ihre *Gäste* zu betreuen, denn solange jemand ihren Platz einnahm, befanden sich diese in der sogenannten *Wartekammer*. Es war abzusehen, daß sie einen Schock erlitten, wenn sie unverhofft aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurden und sich plötzlich im Körper eines anderen wiederfanden, denn der Quantensprung beschränkte sich auf die Neuronen- und Mesonenmuster des Agenten.

Bisher konnte man allerdings keine spezielle Person ansteuern, sondern nur einen bestimmten begrenzten Raumsektor. Alles andere blieb, wie so vieles auf subnuklearer Ebene, dem Zufall überlassen.

Was für Möglichkeiten sich hiermit für die Forschung, besonders auf dem Gebiet der Ethnologie und Ethnographie, ergeben hätten. Doch wieder einmal waren die Militärs schneller. - Was für eine Verschwendung!
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