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Talk between Friends

von Emony

Kapitel 2

Seine Finger ruhten auf dem Schalter des Türmelders, doch er brachte nicht den Mut auf ihn tatsächlich zu betätigen. Zögerlich zog Trip seine Hand zurück, ließ sie energielos neben seinen Körper sinken. Verdammt!, schalt er sich selbst. Du bist so ein verfluchter Feigling! Wo ist der Aufreißer von früher hin? - Hoshi Sato war keine Frau, die man mal eben kurz aufriss, wie eine Tüte Gummibärchen, vernaschte und das, was übrig blieb dann einfach fortschmiss. Sie war eine Frau, der man ehrliche Zuneigung entgegen brachte, wirkliche Liebe. Hoshi war eine Frau, der man die Welt zu Füßen legen wollte oder, in seinem Fall, das ganze Universum.

Unruhig und unentschlossen wippte er vor der Tür zu ihrem Quartier vor und zurück. Nachdenklich spielte er mit seiner Unterlippe, während er den anderen Arm vor der Brust angewinkelt hielt, um den anderen bei seiner Tätigkeit zu stützen.

Selbst wenn er es wagte den Türmelder zu betätigen; was sollte er ihr dann sagen? ‚Hey Hoshi, ich hatte eben eine Unterhaltung mit dem Captain und er schlug vor, dass ich dir meine Gefühle gestehe?’ Trip schüttelte den Kopf. Das kam auf gar keinen Fall in Frage. Und so überlegte er weiter, doch auch keine seiner anderen Ideen gefiel ihm. Frustriert ließ er sich nach mehr als zwanzig Minuten des Nachdenkens vor ihrer Tür auf den Boden gleiten und lehnte den Kopf gegen das kühle Metall.

„Was tust du denn hier?“

Trip sah auf und registrierte, dass Malcolm Reed den Korridor entlang, direkt auf ihn zukam und ihm einen verwirrten, fragenden Blick zuwarf. Das hat mir gerade noch gefehlt!, dachte er bei sich. Aus argwöhnischen Augen sah er seinem sogenannten ‚Freund’ entgegen und hob eine Braue, als Malcolm zu ihm aufschloss. „Dasselbe könnte ich dich fragen.“ Er hatte wirklich versucht den Zorn aus seiner Stimme herauszuhalten, doch es war ihm nicht ganz gelungen. Dieser Mann war eigentlich sein Freund, doch in diesem Augenblick sah er ihn nicht als solchen. Er war sein Konkurrent.

„Ich wollte zu Ensign Sato“, sagte Malcolm ohne mit der Wimper zu zucken. Woher nahm sich der Kerl das Recht, um diese Uhrzeit noch bei Hoshi zu erscheinen? Was wollte er mitten in der Nacht von ihr? Tausende schrecklicher Bilder durchzogen Trips Gedanken und sein Zorn wurde größer.

„Hast du mal auf die Uhr gesehen?“ Trip zog die Stirn kraus.

„Es ist Viertel nach sechs“, antwortete Malcolm schulterzuckend.

Trips Augen weiteten sich. „Wie spät? Verdammt, meine Schicht fängt in anderthalb Stunden an.“ Er hatte nicht wirklich mit Malcolm gesprochen und dieser schien es bemerkt zu haben, sah ihn nur aus fragenden Augen an.

„Also – warum bist du um diese Uhrzeit vor Hoshis Quartier?“, kam der Engländer auf seine Frage zurück und verschränkte nun auch die Arme vor der Brust.

„Das geht dich gar nichts an!“

Gelangweilt musterte Reed ihn und versuchte sich an ihm vorbeizustehlen, doch Trip stellte sich ihm in den Weg. „Bestimmt schläft sie noch.“

„Wohl kaum. Wir sind verabredet und deinetwegen werde ich noch zu spät kommen.“ Erneut versuchte Malcolm an Trip vorbei zu kommen, schaffte es jedoch nicht.

„Ich hab’s gewusst“, zischte der Ingenieur zwischen zusammen gepressten Lippen hervor. „Seit wann geht das schon so?“

„Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht, aber wir treffen uns seit einer ganzen Weile regelmäßig.“ Und er genoss die Zeit, die er mit Ensign Sato im Waffendeck verbrachte. Während er ihr die Funktionalität der Waffen an Bord lehrte, brachte sie ihm vulkanisch bei. Sie war eine gute Lehrerin und es machte Spaß jede freie Minute mit ihr zu verbringen. Doch sie war nicht nur eine gute Lehrerin, sie war auch eine exzellente Schülerin. Sehr gelehrig ...

Darauf wusste Trip zunächst nichts zu erwidern. Auf der einen Seite war er vollkommen geschockt und auf der anderen so wütend und enttäuscht, dass er Malcolm am liebsten hier und jetzt die Visage poliert hätte. Er besaß ja sogar die Dreistigkeit, es ihm auf die Nase zu binden, dass er bei Hoshi offenbar schneller einen Treffer gelandet hatte. Der Südstaatler konnte es nicht fassen. Und das nennt sich Freund! Ich wusste es! Ich hab es geahnt! „Du Scheißkerl!“ Mit diesen Worten stieß Trip den Engländer grob gegen die Tür zu Hoshis Quartier, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand.

Was war das?, fragte sich Malcolm erstaunt und schüttelte ungläubig den Kopf. „Hab ich was Falsches gesagt?“ Er starrte Trip noch hinter her, bis dieser um die nächste Ecke verschwand und betätigte immer noch grüblerisch den Türmelder.

„Guten Morgen!“ Hoshi lächelte ihn freundlich an. „Können wir gleich loslegen?“

„Ja, wir können“, entgegnete Malcolm und verbannte Trip für die nächste Zeit aus seinen Gedanken. Die nächsten anderthalb Stunden gehörte seine volle Aufmerksamkeit der hübschen Asiatin.

Sie machte eine einladende Geste und bat ihn hereinzukommen. Es war ihm nicht so ganz geheuer ins Quartier eines weiblichen Offiziers zu treten, noch dazu aus rein privaten Gründen. Doch wenn er jemals lernen wollte über seinen Schatten zu springen, dann war sie dafür wohl am besten geeignet für die Übung. Ihre natürliche Fröhlichkeit und Offenheit erleichterten es ihm, aus sich herauszugehen.

Mit einem leisen Zischen glitt die Tür hinter Reed zu und hinter der nächsten Ecke des Korridors tauchte Trip wieder auf. Ihm war als greife eine eisige Hand nach seinem Herzen, um es zu erfrieren und abermals ließ sich der Ingenieur auf den Boden sinken. Er hatte seine Chance verpasst.
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