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The Darkness Within II

von Mijra

Kapitel 9

- Kapitel 9 -

Commander Jadzia Dax hämmerte noch immer in der verzweifelten Hoffnung, das Sicherheitssubsystem der Anlage manuell zu überbrücken, auf das Kontrollpult ein, doch die Zeit lief gegen sie. Die erste Sprengladung hatte bereits gezündet und die Freianlage vom Energiekern abgeschnitten. Das Kraftfeld hätte verschwinden müssen, hätte sich das Subsystem nicht kurz nach Ausfall der Leitungen als autarkes System in die Sicherheitsanlage eingeklinkt.

Frustriert schlug sie mit der Faust auf das Panel, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Fähnrich Robinson saß benommen auf einem der hinteren Sessel vor einem weiteren abgeschalteten Monitor und beobachtete das Geschehen mit ausdrucksloser Miene. Jeffrey hatte sich zurückgezogen, um ihr völligen Freiraum zu lassen und stand nun mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben der Türöffnung.

„Es reagiert nicht!“ Dax‘ Stimme war voller Wut und Panik. „Das Ding funktioniert nicht!“

Sie versuchte es auf eine andere Art, umging die externen Kontrollen und lenkte die verbleibende Energie in die Umschaltleitungen der Lebenserhaltung des Kontrollraumes.

Der Computer verweigerte den Zugriff.

Immer schneller flogen ihre schlanken Finger über die schwarze Konsole, doch sie wusste ebenso, dass sie es nicht mehr rechtzeitig würde schaffen können.

„Dax! Gehen Sie von der Konsole weg!“

Sie hatte nicht mit einem Eindringling gerechnet und wirbelte instinktiv herum. Captain Sisko stand mit gezogenem Phasergewehr im Eingang des Kontrollraumes und bedeutete den Anwesenden mit einem schnellen Nicken, von den Konsolen zu weichen.

Kaum hatte Jadzia sich erhoben und war in die Mitte des Raumes neben Robinson und Jeffrey getreten, schlug der Energiestrahl der Waffe in die Konsole, an der sie noch wenige Sekunden zuvor gearbeitet hatte.

„Benjamin?!“

„Keine Zeit für Erklärung, Commander. Sehen wir zu, dass wir hier verschwinden.“ Und damit trieb er die anderen an, den Kontrollraum zu verlassen.

„Ich konnte das Subsystem nicht umgehen, aber warum haben Sie die Konsole zerstört?“ Dax Stimme verlor sich in dem Getöse des Waffengefechts und der neuen Explosion, die den Boden Northports erzittern ließ. Sie warf sich im letzten Moment zur Seite, als eine Disruptorsalve nur wenige Meter neben ihr einschlug. Jadzias Antwort war ein Schuss, der den Jem’Hadar am anderen Ende des Platzes mit voller Wucht zu Boden riss.

„Wir hätten das Subsystem umgehen müssen, um uns einige große Probleme zu ersparen. Evans glaubt, eine Möglichkeit zu kennen, unsere Leute dennoch aus der Anlage bringen zu können. Ohne das Subsystem wäre die Sache um einiges leichter, aber jetzt zählt nur, dass wir Kira, Worf und die Gefangenen aus dem Lager holen“, schrie Sisko ihr zu, als sie nebeneinander in Richtung Anlage rannten.

„Worf ist noch immer da drin?!“

Sisko konnte die Bestürzung auf Dax‘ Zügen erkennen und die Sorge, Worf in der Hölle des Kampfes zu verlieren.

„Wo ist Julian?“

Als Dax den Kopf schüttelte, verlangsamte der Captain für einen Moment sein Tempo. Das war also die Erklärung dafür, dass das Sicherheitssystem nicht vollkommen abgeschaltet worden war...

„Wir wurden getrennt. Julian und Fernandez sind seitdem verschwunden.“ Sie fasste sich kurz und bündig. Alles weitere würde sie ihm später erklären. „Evans?“

„Hat dafür Sorge getragen, dass das Kraftfeld um das Lager herum ausfällt.“

Schlitternd kamen sie auf dem Vorplatz der Anlage zum Stehen, doch das kontinuierliche, latente Flackern des Kraftfeldes war bereits erloschen. Evans musste demnach erfolgreich gewesen sein. Ein Einschlag in unmittelbarer Nähe ließ Sisko schützend die Hände vors Gesicht reißen.

„Worf!“

Sisko wirbelte zu Dax herum, die auf die geduckten Gestalten deutete, die sich ihrer Position in raschem Tempo näherten. Tatsächlich kam das dritte Team mit einer beträchtlichen Zahl an Gefolge zurück - und keinen Moment zu früh.

„Geben Sie Ihnen Feuerschutz!“, brüllte Sisko in den Lärm aus Warnsirenen und den Feuereinschlägen der Energiewaffen. Sie hatten den vorderen Teil der Anlage fast vollkommen unpassierbar gemacht. Dicke, schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel und schnitten Sisko und seine Männer von jenen Jem’Hadar ab, die noch immer im Inneren der Anlage gefangen saßen. Sie würden sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen können, dafür hatte er Sorge getragen - aber das Gleiche würde auch für ihn und seine eigenen Männer gelten, wenn sie sich nicht unverzüglich aus dem Staub machten, bevor der ganze Ort hier hochging.

Während er den ankommenden Flüchtlingen Rückendeckung gab, konnte er einen kurzen Blick auf die fahlen und mitgenommenen Gesichter der Gefangenen erhaschen. Die meisten waren ausdruckslos und leer, wenn überhaupt, dann vielleicht angespannt. Ein Monat war eine lange Zeit, eine Zeit, die nicht spurlos an einem vorüberging – selbst dann nicht, wenn man Vulkanier war.

„Sind Sie der Captain?“ Ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann hatte sich von der Gruppe getrennt und kam mit geducktem Kopf zu ihm herübergelaufen. Die Uniform des Mannes war schmutzig und zerschlissen wie die der anderen Lagerinsassen, doch sonst schien er unverletzt.

„Captain Benjamin Sisko von der Raumstation Deep Space Nine.“

Der Vulkanier stand aufrecht neben ihm. „Captain T’Lhan, ehemaliger Kommandant des Forschungsschiffes T’Hekal. Ich nehme an, die Sternenflotte schickt Sie?“

Sisko maß sein Gegenüber mit leicht skeptischem Blick. „Man hat uns hergeschickt, um die Überlebenden der T'Hekal zu bergen und die Anlage zu zerstören. Aber den Rest der Geschichte werde ich Ihnen später erzählen, Captain. Hier wird gleich alles in die Luft fliegen, ich schlage vor, wir ziehen uns so schnell wie möglich zurück. Wie sieht es mit Ihrer Crew aus?“

„Das dürfte kein allzu großes Problem darstellen“, erwiderte T’Lhan kühl.

„Folgen Sie Major Kira, sie wird Sie in Sicherheit bringen. Wir treffen uns an Bord der Defiant wieder.“ Damit deutet Sisko mit dem Gewehrlauf in die Richtung, in die die übrigen Flüchtlinge verschwanden. T’Lhan nickte kurz zur Bestätigung, bevor er sich abwandte und selbst zum Strom der in den engen Gassen Northports verschwindenden Gestalten aufschloss.

Sisko wusste nicht, wie sie es schafften, doch als die dritte und letzte Detonation erfolgte, erbebte die Erde ein letztes Mal, bevor eine weitere dicke Feuer- und Rauchsäule sich in den rußverhangenen Himmel wand.

„Commander Worf, bringen Sie diese Leute zusammen mit Major Kira zurück zum Treffpunkt. Der Chief wartet bereits auf uns“, rief Sisko, als auch er als letzter Mann der Nachhut den Anschluss an die Gruppe gefunden hatte.

Während er noch einmal inne hielt und durch den Rauch und Qualm spähte, der bis auf die Straßen Northports hinausquoll, versuchte er sich einen groben Überblick über die Situation zu verschaffen. Kira und Worf waren mit den Gefangenen auf dem Weg zurück zu den Landekoordinaten. Dax und ihr Team, sowie Evans, befanden sich in unmittelbarer Nähe. Sie mussten sich so schnell wie möglich zurückziehen. Er war sich vollkommen sicher, dass niemand, der sich zum Zeitpunkt der Detonation innerhalb der Anlage befunden hatte, die Explosion überlebt hatte, doch es konnten noch immer einzelne Jem’Hadar in den Straßen der Stadt unterwegs gewesen sein. Sie würden spätestens zum jetzigen Zeitpunkt wohl alle über den Angriff informiert sein. Noch dazu würde es hier bald nur von Feinden wimmeln. Sobald man die Zerstörung der Anlage bemerkte, würden Schiffe des Dominion eintreffen und dann hätten sie ein weitaus größeres Problem.

„Was ist mit den vermissten Crewmitgliedern?“, fragte Sisko in ruhigerem Ton an die junge Trill gewandt.

„Williams ist tot. Fernandez und Bashir verschollen“, berichtete Dax trocken.

Evans, der neben die beiden getreten war, blickte besorgt von einem zum anderen. „Können wir sie orten?“

Die junge Trill schüttelte den Kopf, zögerte dann jedoch. „Der Tricorder kann Dr. Bashir nicht erfassen, aber Fähnrich Fernandez...“ Als sie das Gerät aufklappte und die Anzeige des Displays überflog, verfinsterte sich ihre Miene. „Ich bekomme Koordinaten von Fernandez, aber sie befindet sich konstant am gleichen Ort.“

„Was bedeutet, dass sie entweder tot oder verletzt ist“, schlussfolgerte Evans.

„Es ist nicht weit von hier, Benjamin“, meinte die junge Trill und hob erwartungsvoll den Blick.

„Gut. Ziehen Sie sich mit den anderen zurück. Ich werde nach Fernandez und Bashir suchen.“

Der Captain wollte sich gerade abwenden, als Evans ihn am Arm hielt.

„Wir kommen mit, Ben.“ Auch Dax nickte kurz, bevor sie sich zu dritt aufmachten, die verschollenen Teammitglieder zu suchen, während der Rest der Mannschaft sich zu den vereinbarten Koordinaten begab.

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Als Sisko sich über die verstümmelten Überreste der jungen Frau beugte, fühlte er die Übelkeit in seiner Kehle aufsteigen. Sie war tot, soviel stand fest. Getötet durch das faustgroße, fein säuberlich ausgestanzte Loch in ihrer Brust. Das Blut um ihren leblosen Körper war bereits getrocknet und klebte zu beiden Seiten in langen roten Bahnen in den Ritzen der Straßenpflastersteine. Zumindest ein Crewmitglied hatten sie gefunden, auch wenn er sich wünschte, den jungen Fähnrich in einem anderen Zustand vorzufinden. Der einzige Trost, wenn auch ein sehr schwacher, war die graue Leiche des Jem’Hadar Kriegers einige Meter weiter die Straße hinauf.

„Keine Spur von Dr. Bashir“, stellte Dax fest, als sie die Umgebung scannte.

„Was ist mit anderen Lebenszeichen in der Stadt? Wenn er noch am Leben ist, muss er hier irgendwo sein.“ Sisko sah sich noch einmal um.

„Zu viele Interferenzen. Die Strahlung, die durch die Explosion hervorgerufen wurde, verhindert einen genauen Scan. Ich empfange nur schwache Signale, und die können von allem möglichen stammen.“

Ihnen lief die Zeit davon. Wenn sie Bashir nicht bald fanden, würden sie ohne ihn aufbrechen müssen - eine Option, über die Sisko es vorzog, nicht nachzudenken. Was, wenn der junge Arzt noch immer irgendwo hier war? Vielleicht war er verletzt und vertraute darauf, dass man ihn fand?

„Versuchen Sie es mit dem Störfilter“, schlug Evans vor. „Die Reichweite wird dadurch zwar auf einen Minimalradius verkleinert, aber wir haben keine andere Wahl.“

„Gut.“ Dax aktivierte den Filter, doch der Scanbereich wurde dadurch, wie Evans bereits vermutet hatte, um einen Großteil kleiner. Dennoch war es vielleicht ihre einzige Chance. Noch war nicht sicher, ob Julian wirklich das gleiche Schicksal wie Fernandez teilte.

Sie eilten die Straßen hinauf, trennten sich und überprüften jeder einen Teilbereich des Gebietes, an dem der Arzt sich am wahrscheinlichsten aufhalten konnte, berücksichtigte man Zeit und Ort seines Verschwindens.

Es war schließlich Evans, der den anderen die genauen Koordinaten mitteilte, an denen er schwache Lebenssignale in der sonst so toten Geisterstadt empfing. Nur wenige Minuten später standen Sisko, Dax und Evans vor einem alten Gebäude mit ockerfarbenem Putz und kleinem, verwilderten Garten. Überwucherte Steinstufen führten hinauf zur dunkelbraunen Tür, durch deren Spalt helles Sonnenlicht in das Dunkel des Treppenhauses fiel.

„Das Signal kommen von dort drinnen“, stellte Dax ruhig fest.

„Aus dem Inneren des Hauses? Was sollte Julian dort machen?“ Sisko blickte verwirrt zu Evans.

Der ältere Mann zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wurde er verletzt und hat nach einem Versteck gesucht.“

„Gut, sehen wir nach“, meinte der Captain entschieden, während er die breiten Stufen hinaufstieg.

Evans zögerte und sah flüchtig zu beiden Seiten die Straße hinauf. „Ich werde Wache halten, bis Sie zurück sind. Ich möchte keine bösen Überraschungen erleben.“

Mit einem knappen, bestätigenden Nicken betrat Sisko das dunkle Treppenhaus. Er ertastete sich vielmehr den Weg, als dass er ihn tatsächlich sah, doch schon nach einem Treppenabsatz erreichte er die Wohnungstür, verharrte einen flüchtigen Moment an Ort und Stelle und wartete, bis die junge Trill neben ihn getreten war.

„Der Tricorder zeigt ein Lebenszeichen an.“ Mit einem kurzen Lächeln fügte sie hinzu. „Die Werte sind normal.“

Vorsichtig betrat Sisko den Raum. Im Halbdunkel konnte er nicht sehr viel erkennen, doch das, was er erkennen konnte, verstärkte das unangenehme Gefühl seiner Magengegend. Die Wohnung sah genauso aus, wie man sie hatte verlassen müssen. Das Mobiliar, die Einrichtungsgegenstände, Kleidung – alles lag genau so, als würde das Leben noch immer durch die Adern der Geisterstadt fließen, als könnte jeden Moment der Besitzer des Hauses aus einem der dunklen Zimmer treten und ihn nach all den Jahren der Einsamkeit an diesem Ort willkommen heißen. Es war gespenstisch und unheimlich zugleich.

„Sehen Sie!“ Dax deutete auf die dicke Staubschicht, die den Boden in fast völliges Grau tauchte und alles wie eine Ascheschicht zentimeterhoch unter sich begrub. An einigen Stellen jedoch war der Staub aufgewirbelt worden. Fußspuren führten durch die Länge des Raumes, zu den gegenüberliegenden Türen und zurück.

„Julian?“

Als keine Antwort erfolgte, wagte er sich tiefer in die leere Wohnung.

„Dr. Bashir?“ Mit einem Schulterzucken wandte er sich an die junge Trill.

Dax deutet nach rechts, durch die offene Tür in ein heller erleuchtetes Zimmer. „Das Signal kommt von da, Benjamin.“

Als sie durch die Tür traten, fanden sie das Zimmer genauso leer vor, wie den Rest der Wohnung. Der Raum war nicht sonderlich groß. Ein Bett mit einer fein säuberlich darüber gespannten Bettdecke stand unter dem breiten, von gelbem Blütenstaub und losem, bereits halb verfaueltem Blätterwerk verschmutzten Dachfenster, das das Licht nur spärlich in den kargen Raum fallen ließ. Auf dem Boden lag ein achtlos hingeworfener brauner Teddybär.

Gedankenverloren näherte sich Dax dem alten Schreibtisch an der gegenüberliegenden Wand und trat im Schatten des Raumes auf etwas Hartes, das knirschend unter ihren Schuhen nachgab. Leicht überrascht bückte sich und nahm das vergilbte Bild aus dem zerbrochenen Rahmen. Auch Sisko trat neugierig neben sie.

Es war das Bild eines Kindes, soviel war sicher. Doch was es darstellen sollte, konnte sie nicht sagen. Die Farben waren ausgeblichen, das Papier bis auf den Fassungsrahmen vergilbt. Etwas am rechten Rand des Bildes erinnerte vage an einen Baum, aber die Formen waren so unscharf und verwackelt, dass man es kaum als Bild im eigentlichen Sinne bezeichnen konnte.

Behutsam legte sie es zurück auf den Schreibtisch, griff erneut nach ihrem Tricorder und hielt Sisko, der sich bereits zum Gehen gewandt hatte, am Arm. Dann deutete sie mit einem kurzen Nicken nach unten, bevor sie einen Schritt zurücktrat und sich langsam in die Hocke ließ. Irritiert von ihrem merkwürdigen Verhalten, tat Sisko es ihr gleich – und hielt unwillkürlich den Atem an.

Der junge Arzt saß zusammengekauert unter dem Schreibtisch, so weit in die Dunkelheit des Tisches gedrückt, wie es ihm trotz seiner erwachsenen Größe möglich war. Er hatte die Arme um die angezogenen Knie geschlungen und den Kopf zwischen den Knien vergraben.

„Julian?“ Bashir reagierte nicht im Geringsten auf die überraschte Stimme des Captain.

Erst als Sisko vorsichtig nach dem Arm des jungen Mannes griff, hob dieser erschrocken den Kopf und starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an. Er hatte geweint. Die Augen waren rot und aufgequollen und die Spuren der Tränen noch immer auf seinen Wangen zu sehen.

„Julian, was ist passiert?“ Verwirrt sah Sisko ihn an.

Bashirs Mund bewegte sich, formte Worte, doch die Worte kamen nie über seine Lippen. Er konnte nicht sprechen. Er brachte keinen Ton heraus.

Erst als Sisko ihm die Hand auf die zitternden Schultern legte, fuhr Bashir merklich zusammen.

„Bitte...tut mir nicht weh“, stammelte er flüsternd. Er saß zusammengekauert wie ein verängstigtes Kind.

„Julian, wir werden Ihnen nichts tun, vertrauen Sie uns. Wir haben uns Sorgen gemacht.“

Bashir reagierte nicht im Geringsten auf Siskos Worte, sondern starrte sie nur angstvoll an. Er wusste nicht, was dem Arzt widerfahren sein mochte, weswegen er sich nun so verstört verhielt, doch ihnen blieb vorerst keine Zeit, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.

„Wir müssen hier fort, Julian. Die Defiant wartet auf uns. Kommen Sie da unten vor“, versuchte Sisko mit sanfter Stimme und wollte ihm helfen, unter dem Tisch hervorzukriechen.

„Nein...nicht, ich....“ Bashir schob sich voller Panik nur noch tiefer in den Schatten.

„Julian, alles ist in Ordnung, wir sind hier, um Ihnen zu helfen.“ Auch Dax streckte vorsichtig eine Hand aus, um den jungen Arzt leicht an der Schulter zu fassen. Er zuckte bei der Berührung zusammen, als hätte sie ihn geschlagen.

Mit einem Flüstern wandte sich Sisko an Dax. „Wir haben keine Zeit mehr, Jadzia. Wir müssen hier verschwinden. Jede Minute, die wir länger warten, stehen unsere Chancen schlechter.“

Dax nickte, als sie beide nach Bashirs Arm griffen, um ihn sanft aber bestimmt unter dem Tisch hervorzuziehen. „Kommen Sie, Julian. Wir werden Ihnen nichts tun.“

„Nein...Mum....bitte nicht“, flehte er unter Tränen.

Die junge Trill warf Sisko einen besorgten Blick zu. Was auch immer Bashir zugestoßen war, sie mussten sich später darum kümmern, auch wenn es ihr einen Schrecken einjagte, ihn in einem derartigen Zustand zu sehen.

Trotz der schwachen Gegenwehr Bashirs gelang es ihnen schließlich, dem jungen Arzt aus seinem Versteck zu helfen. Doch er sah sie nicht an. Er stammelte immer wieder sie sollten ihm nicht weh tun und er habe es nicht gewollt, während ihm die Tränen über die Wangen liefen und er sich mit letzter Kraft gegen ihren Griff zu wehren versuchte. Sie hatten ihn noch nie so verängstigt und hilflos gesehen.

„Julian, ganz ruhig. Es wird alles wieder gut.“ Dax nahm sein Gesicht sanft zwischen ihre Hände und zwang ihn bestimmt, ihr in die Augen zu sehen. Es war, als nähme er sie nicht einmal war. Bashir starrte durch sie hindurch, doch hinter seinem tränenverschleierten Blick konnte sie den Schrecken spüren, der seinen Verstand gefangen hielt und ihn Dinge sehen ließ, die nicht real waren. Dann seufzte sie und fasste vorsichtig unter seinen Arm, um ihn vom Boden aufzuhelfen. Mit Siskos Hilfe auf der anderen Seite brachte sie den jungen Arzt zum Stehen, doch als sie den Griff um seine Arme lockerten, klappte Bashir unter ihren Händen zusammen und wäre auf den harten Boden geschlagen, hätte Sisko in nicht in letzter Sekunde aufgefangen.

Er hatte das Bewusstsein verloren. Sein Körper lag schlaff und reglos in Siskos Armen.

„Gehen Sie voraus und sagen Sie Evans Bescheid. Ich komme sofort.“

Mit einer kurzen Bestätigung steckte die Trill den Tricorder beiseite und erhob sich. „Schaffen Sie es?“ Ihre Stimme klang besorgt und angespannt.

Mit beiden Armen griff Sisko unter Bashirs bewusstlosen Körper und hievte den jungen Mann in die Höhe. Julian war trotz seiner schlanken Gestalt schwerer, als er zunächst angenommen hatte, doch es würde gehen.

Als er die endlosen Stufen hinunter und in das helle Sonnenlicht Atholes' III trat, warteten Evans und Dax bereits im Vorhof auf ihn. Im Gesicht des älteren Captains lag Sorge und Verwirrung. „Was ist passiert?“

Sisko senkte den Blick auf den jungen Arzt in seinen Armen. „Das wüsste ich auch gern. Wir haben ihn oben gefunden, völlig verstört und kaum ansprechbar. Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber er scheint ansonsten unverletzt zu sein.“

Captain Evans sah mit gerunzelter Stirn auf den bewusstlosen Bashir, bevor er sich an Sisko wandte. „Bringen wir ihn von hier weg. Die anderen sind sicher schon an Bord und warten auf uns...“

Sie kamen nur langsam voran. Als Bashirs Gewicht selbst für Sisko zu schwer wurde, nahmen sie ihn zwischen sich und schleppten ihn durch die vielen Gassen und Straßen Northports, bis zu jenen Koordinaten, an denen vor nicht allzu langer Zeit die übrigen Teammitglieder den Planeten verlassen hatten. Nur wenige Augenblicke, nachdem er das Bestätigungssignal an die Defiant geschickt hatte, wurden sie von einem weißen Schimmerregen erfasst, als ihre Atome hinauf in die Weiten des Weltalls geholt wurden.
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