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Im Verborgenen

von Emony

Unversöhnlich

Wenig später betrat Kirk die Mannschaftsmesse. Sein Blick scannte den Raum und blieb für einen gedehnten Moment bei Spock und Uhura hängen, die etwas abseits vom Rest der Anwesenden saßen und 3-D Schach spielten. Kirk atmete tief durch, holte sich was zu trinken und trat dann zu den beiden an den Tisch.

„Darf ich?“ Er nickte in Richtung des freien Stuhls.

Während Spock ihn nur mit erhobener Braue und wortkarg wie immer ansah, nickte Uhura.

„Ich gebe es auf“, sagte Uhura und starrte das Spielbrett vor sich verdrießlich an. „Ich werde nie verstehen, wie man Schach auf drei Etagen spielt.“

„Ich habe dir die Regeln doch erläutert“, meinte Spock und beachtete Kirk gar nicht. Es war als habe der Vulkanier nur Augen für seine Geliebte.

Kirk konnte es dem Spock nicht verdenken. Uhura war eine Augenweide und er selbst hatte lange versucht bei ihr zu landen. Es wurmte ihn, dass sie einen so schlechten Start gehabt hatten vor all der Zeit in dieser Bar in Riverside Iowa. „Ich hab auch eine Weile gebraucht es zu kapieren, Uhura. Aber wenn ich es begriffen hab, wird es Ihnen auch gelingen.“ Kirk schenkte ihr ein warmes Lächeln und spielte gekonnt seine Intelligenz herunter, die er während ihrer gemeinsamen Zeit an der Academy mehr als einmal unter Beweis gestellt hatte.

„Wollten Sie nicht den Abend mit Dr. McCoy verbringen?“, fragte Spock geradeheraus und ließ keinen Zweifel daran, dass er gern allein mit Uhura wäre.

Kirk nippte an seinem Drink und studierte das Schachspiel. Als hätte er Spock nicht gehört, sagte er dann an Uhura gewandt: „Sie können Ihn in drei Zügen schlagen.“

Sofort betrachtete Uhura das Spielbrett, oder vielmehr die Etagen, mit neugewonnener Entschlusskraft.

„Erlauben Sie, dass ich ihr helfe?“ Kirk sah Spock mit einem Blick an, der ein ‚Nein’ nicht zuließ. Nicht nur, weil Kirk seinen ‚Ich hab das als Captain so entschieden’ Blick aufgelegt hatte, sondern weil Spock nur Uhura im Sinn hatte, die sich über die eventuelle Möglichkeit, doch nicht zu verlieren, offenkundig freute. Spock wollte ihr die Freude nicht nehmen, was Kirk allerdings nicht entging und was er dann auch schamlos ausnutzte.

Also nickte Spock widerwillig und war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass Kirk im Augenblick mehr als unwillkommen war. Kirk seinerseits rutschte – sehr zu Spocks Missmut – näher an Uhura heran und flüsterte ihr den nächsten Zug ins Ohr, den sie bereitwillig ausführte.

Mit Argusaugen beobachtete Spock wie Kirk seiner geliebten Uhura erneut etwas zuflüsterte. Dann zwang sich der Vulkanier zur Konzentration und machte seinen nächsten Zug.

Ein kleines Lachen war Kirks einziger Kommentar. „Das war zu einfach, Spock. Ich brauche irgendwann eine Revanche. Das kann nicht alles sein, was Sie drauf haben.“ Dann sah er kopfschüttelnd zu Uhura. „Machen Sie den Zug wie eben besprochen. Und lassen Sie sich von seiner Maske nicht erschüttern. Er tut nur, als habe er alles perfekt im Griff.“ Kirk stand auf und leerte sein Glas. „Das war lustig. Wir sehen uns morgen auf der Brücke. Gute Nacht.“

Spock starrte Kirk nach und brachte keinen Ton heraus. Er war viel zu perplex von dessen Fähigkeit 3-D Schach spielen zu können. Hinzu kam, dass es ihn innerlich wahnsinnig machte, dass Kirk immer noch mit Uhura flirtete, obgleich Spocks Beziehung zu ihr längst kein Geheimnis mehr war.

~*~

Kirk hätte liebend gern auf das verzichtet, was ihm nun bevorstand. Er war nicht gut darin sich zu entschuldigen. Aber er war es seinem Freund schuldig. Er konnte, so viel Spaß es auch machte, den Abend nicht damit zubringen sich Spock und Uhura aufzudrängen. Und er hatte sich auf einen Männerabend mit McCoy gefreut. Sie hatten schon viel zu lange keinen ausgelassenen Abend mehr zusammen verbracht. Was vor allem daran lag, dass McCoy beinahe jeden Tag bis in die Nacht hinein arbeitete.

Sein Finger fand wie von selbst auf den Drücker des Türmelders. Und nur Sekunden später, die ihm nicht reichten, um sich einige Worte bereit zu legen, öffnete sich die Tür zu McCoys Quartier.

„Darf ich reinkommen?“, fragte Kirk und schob sich ohne auf Antwort zu warten an seinem Freund vorbei in dessen private Räume.

McCoy sah ihm nach und schloss die Tür wieder. „Du bist doch schon drin.“ Kirk drehte sich im Halbdunkel zu McCoy um und überlegte fieberhaft, wie er anfangen sollte. „Üblicherweise wartet man eine Antwort ab. Selbst als Captain darfst du nicht ohne Erlaubnis in mein Quartier, solange kein Notfall besteht.“

„Ist es soweit gekommen, Bones? Dass du mich nur noch als Captain siehst? Als Freund kann ich kommen und gehen wie ich will. Zumindest gab es eine Zeit, wo ich nicht um Einlass bitten musste.“ Kirk rieb sich die Stirn. „Verdammt, Bones, mach es mir doch nicht so schwer.“

„Was tu ich denn? Ich wollte arbeiten, nichts weiter. Ob du es glaubst oder nicht, aber mich entspannt meine Arbeit auf der Krankenstation.“ McCoy ging hinüber zum Sofa und ließ sich darauf nieder. Neben ihm lag ein Buch, das er sich nahm, doch er klappte es nicht auf.

Kirk fiel das Buch auf und er nickte lächelnd in diese Richtung. „Siehst du, du hast eine nette Freizeitbeschäftigung. Ich lese auch gern. Das schaltet den Kopf ab und…“ Er setzte sich neben McCoy. „Lass mal sehen, womit du dir die Zeit vertreibst.“ McCoy hielt das Buch fest, aber Kirk konnte es ihm dennoch wegnehmen. „Das ist ein verdammtes Buch über Anatomie von Vulkaniern?“ Sein Blick war von Enttäuschung gezeichnet. „Kannst du nicht mal in deiner Freizeit einen netten Roman lesen oder so was?“

„Ich hab es so satt, dass du mir vorschreiben willst, was Spaß macht. Das hat Jocelyn auch immer versucht und mich hat es wahnsinnig gemacht.“

„War das der Grund für eure Scheidung?“, bohrte Kirk nach. Bones hatte schon immer ein Riesengeheimnis aus der Scheidung gemacht und Jim hatte versucht zu akzeptieren, dass sein Freund nicht über diesen offensichtlich schmerzlichen Teil seiner Vergangenheit sprechen wollte.

McCoy winkte ab. „Als ob mich das so aufregen würde. Nein, ganz so trivial war es nicht. Aber das ist auch nicht wichtig.“

„Für dich schon. Mann, du hast schon seit jeher so eine Scheißlaune und wann immer ich versuche dich zum lachen zu bringen, du lässt es nicht zu. Warum bist du so zornig? Warum bist du nach all den Jahren unserer Freundschaft immer noch so verschlossen? Ich dachte, dass wir Freunde sind. Aber da ist immer etwas zwischen uns, das ich einfach nicht erklären kann. Eine Barriere, die du nicht mal im Ansatz bröckeln lässt.“ Kirk sah seinen Freund ernst an. „Vertraust du mir denn nicht? Hast du Angst, dass ich irgendwas weitergebe, das du mir unter vier Augen erzählst?“

„Das ist es nicht“, sagte McCoy und erhob sich vom Sofa. Er starrte zum Fenster hinaus auf die vorbeiziehenden Sterne und wandte Kirk somit den Rücken zu. „Es gibt einfach Dinge, die du nicht von mir weißt, Jim. Und diese Dinge würde ich auch keinem Seelenklempner erzählen. Es ist zu persönlich…“

„Vielleicht sollte ich versuchen deine Ex zu finden. Sie kann mir vielleicht sagen, was dich zu so einem Griesgram gemacht hat“, feixte Kirk. Es war als Scherz gedacht, doch McCoy fand das alles andere als komisch und drehte sich abrupt zu ihm um, die Augenbrauen finster zusammen gezogen.

„Du wirst Jocelyn nicht sprechen. Wenn du das hinter meinem Rücken machst, Jim, sind wir geschiedene Leute“, presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen und mit erhobenem Zeigerfinger hervor.

„Dann sag mir doch einfach, warum du dich hinter deiner Arbeit versteckst. Wir hatten doch an der Academy so viel Spaß zusammen, wenn wir abends ausgingen, um was aufzureißen.“ Kirk versuchte es wieder auf die versöhnliche Tour. „Schließ mich doch nicht aus, Bones. Das tut man nicht mit Freunden.“

„Wenn du genau darüber nachdenkst, hast du ständig eine andere Frau aufgerissen, um deine Libido zu befriedigen. Ich hab das nicht getan.“

„Stimmt“, gab Jim zu, „du hast es vorgezogen zu saufen. Aber du hattest doch auch Spaß, oder nicht?“ Kirk seufzte. „Du hattest einige wundervolle Gelegenheiten, aber du hast sie dauernd ausgeschlagen. Was mir völlig unverständlich ist. Da waren Frauen dabei, die … kein Mann abgelehnt hätte.“

McCoy seufzte und ließ resignierend die Schultern sinken. „Ich weiß, dass du das nicht nachvollziehen oder verstehen kannst. Und das ist das Problem, Jim. Ich denke nicht mit meinem Schwanz.“

Kirk saß immer noch auf dem Sofa und sah seinen Freund gleichermaßen abwartend wie ratlos an. Die schlecht versteckte Beleidigung ignorierte er sehr bewusst. Er wollte sich nicht zu einem handfesten Streit provozieren lassen. Nicht hier und heute und schon gleich gar nicht von seinem besten Freund. „Du weißt so viel über mich, Bones. Warum verschließt du dich vor mir?“ Inzwischen war er sich absolut sicher, dass sein Freund irgendetwas auf der Seele lastete über das er offenbar nicht sprechen wollte. Nicht einmal mit ihm.

McCoy antwortete nicht.

Es vergingen einige Minuten in denen McCoy Kirks Blick auswich. Dann sah er seinen Freund mit einem traurigen Blick an, wie Kirk ihn nie zuvor bei ihm gesehen hatte und sagte: „Bitte lass mich allein, Jim.“
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