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Decision of Fate

von Emony, Steffi Raatz, T'Pol

Kapitel 3

Jon drehte sich zu seinem Freund um, denn das war er mehr in dieser Situation als Captain, und nickte ihm matt zu.

"Ah'Len hat es nicht geschafft."

Mit zwei Schritten war er bei Trip am Biobett und nickte Reed zu, dass er den Chefingenieur nun loslassen konnte. Jon wusste, er würde sich jetzt nicht mehr vom Biobett bewegen, dazu hatten ihn die Worte mit Sicherheit zu hart getroffen.

Er legte seine Hand auf Trips Schulter und sah ihn betreten an.

"Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte. So weit ich weiß, wirkte sie, als sei sie auf dem Weg der Besserung. Ich denke, wir sind alle ohnmächtig wegen dieser Wendung des Schicksals. Es tut mir leid, Trip."

Trip Tucker erwiderte wie erstarrt Jons Blick und ließ sich dann kraftlos zurück auf das Bett sinken, als sein Freund ihm die Hand auf die Schulter legte, und schloss einen Moment die Augen.

Wie sollte es jetzt weitergehen? Sicher, das Kind besaß nicht mal ein Prozent seiner Gene, aber dennoch fühlte er sich verantwortlich dafür. Es wäre niemals entstanden, hätte er sich nicht mit Ah'Len *verbunden*.

Sein Verantwortungsgefühl sagte ihm, dass er nun für das Kind der Xyrillianerin zu sorgen hatte. Doch konnte er das auch? War er dazu imstande dem Kind ein Vater sein, obgleich sie sich heute zum ersten Mal gesehen hatten? War er überhaupt fähig ihm ein Vater zu sein? Er wusste, wie man ein Raumschiff wie die Enterprise pflegte und instand hielt, doch von Kindern hatte er keine Ahnung, ganz gleich wie sehr er sie mochte. Zudem - ein Mädchen... Wieso ein Mädchen? Und warum xyrillianisch?

Er schluckte schwer und zwang sich die Augen wieder zu öffnen. Jon sah ihn immer noch mitfühlend an. Seufzend drehte er den Kopf so, dass er das Mädchen sehen konnte. Sie lag schlafend auf einem der Betten rechts von ihm und auf dem Bett dahinter ruhte der männliche Xyrillianer.

"Wie geht es ihm?", fragte er ohne den Blick von dem Mann abzuwenden, von dessen Überleben nun Tuckers ganze Zukunft abhing.

Archer nickte nur und sah Trip nachdenklich an.

"Phlox wird sich schlau machen, welche Lebensbedingungen, Nahrungsmittel und Betreuung das Mädchen brauchen wird. Und ich werde Hoshi abkommandieren, dass sie sich ein wenig um das Mädchen kümmert." Sein Blick schweifte zur anderen Patientin, die sich aufgerichtet hatte und zu ihnen hinüber sah. "Und auch T'Pol wird bestimmt gern helfen!" Jon sah sie eindringlich an, als er registrierte, dass sie widersprechen wollte und wandte sich dann mit einem halbherzigen Lächeln an Trip. "Irgendwie bist du jetzt Vater, also gratulier’ ich. Und hey, wir schaffen das gemeinsam schon."

Neuerlich schluckte der Chefingenieur schwer. "Vielleicht wird sie bei uns nicht überleben", spekulierte er und bereute seine Worte im selben Augenblick. Irgendwie hegte ein Teil in ihm die Hoffnung, dass er nicht den Vater *spielen* musste. Dass das Kind mit dem anderen Xyrillianer von Bord gehen würde, oder...

Diese Gedanken wollte er lieber nicht zuende spinnen. Schlimm genug, dass sie ihm über die Lippen gekommen waren, ohne dass er es hatte verhindern können.

Hoshi war sicherlich geeignet sich um ein vierjähriges Mädchen zu kümmern. Besser als er auf jeden Fall und auch besser als T'Pol, die versuchen würde das Kind nach vulkanischen Maßstäben zu erziehen.

Ihm wurde schwindelig bei dem Gedanken, dass er schon bald sein Quartier umfunktionieren und mit dem Kind teilen musste, das ihm doch völlig fremd war.

Mit einem Räuspern trat Phlox zu den beiden Männern. "Sie wird sich hier ebenso zurecht finden, wie Sie sich damals an Bord des xyrillianischen Schiffes, Commander. Unsere beiden Gäste werden sich schon in wenigen Stunden angepasst haben." Er lächelte voller Optimismus und verkannte dabei den hoffnungsvollen Ton, der Tuckers Worte untermalt hatte. Aufmunternd klopfte der Denobulaner dem Chefingenieur auf die Schulter und sah von ihm zum Captain.

Unweigerlich legte sich auf Archers Lippen ein schiefes Grinsen. Nicht, dass die Situation erfreulich gewesen wäre, aber Phlox war wirklich einmalig und schaffte es immer wieder in ein Fettnäpfchen zu treten.

Mit einem leichten Kopfschütteln reichte er Trip die Hand. "Was hältst du davon, das Mädchen erst mal kennenzulernen, ehe du hoffst, dass sie geht? Wir sind schon lange befreundet und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass du dich nicht der Verantwortung stellen willst."

Mit einem aufmunternden Nicken deutete er Trip an, sich aufzurichten.

Skeptisch nahm Commander Tucker die ihm angebotene Hand und ließ sich mehr oder minder von dem Bett helfen. Zögerlich ging er am Doktor und Ensign Archer vorbei, hinüber zu dem Bett auf dem das xyrillianische Kind lag. *Sein* Kind, dessen Namen er nicht kannte und das ihm gänzlich fremd war.

Er wandte sich nicht nach ihm um, doch er wusste, dass Jonathan Archer unmittelbar hinter ihm war. Ihn bei diesen Schritten begleitete, als sein Freund, nicht als sein Captain.

Jon drehte sich kurz um, sah sich nach seiner Cousine um und fasste Sarah dann an der Hand. Mit einem kurzen, nicht all zu heftigen Ruck zog er sie zu sich. "Habt ihr herausfinden können, wie sie heißt?"

Sarah schaute zu Jon, dann kurz zu dem Mädchen und wieder zu Jon. "Ich habe Dr. Phlox einmal den Namen Tai'Lin sagen hören", sagte sie. "Aber ich weiß nicht, ob damit das Kind oder irgendeine andere Person gemeint ist."

Dem Denobulaner entgingen die Worte Ensign Archers nicht. Er wurde immer hellhörig, wenn sein Name fiel und so schloss er zu der Gruppe auf.

"In der Tat. Ah'Len hatte diesen Namen genannt als sie kurzzeitig bei Bewusstsein war." Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort. "Es liegt nahe, dass dies der Name des Kindes ist", sagte er und lächelte Commander Tucker an. "Sie dürfen das Kind gerne ansprechen oder berühren, Commander."

Unsicher wandte sich Trip um, sodass er zuerst mit Malcolm und dann mit Jonathan Augenkontakt hatte. Er brauchte ihren Zuspruch, wollte von ihnen die Bestätigung, dass es kein Fehler sein würde, sich mit dem Kind anzufreunden. "Kann sie mich verstehen, wenn ich sie anspreche?", fragte er den Doktor und drehte sich in dessen und Tai'Lins Richtung, ohne auf die Bestätigung seiner Freunde zu warten.

"Der Universal Translator ist vertraut mit der Sprache der Xyrillianer. - Ja, sie würde Sie verstehen, Commander", antwortete Phlox und Tucker nickte erfreut. "Allerdings ist sie noch bewusstlos, was vorerst auch so bleiben sollte. Ich habe sie absichtlich betäubt, ebenso den männlichen Xyrillianer, damit sie sich unseren Umweltbedingungen anpassen können." Der Denobulaner hielt einige Augenblicke inne und verzog dann den Mund für einen Sekundenbruchteil zu einem heiteren Grinsen. "In einer Stunde können Sie mit ihr reden."

"In einer Stunde?", wiederholte Tucker enttäuscht und wandte sich erneut dem Captain zu. Eine Stunde kam ihm derzeit wie eine Ewigkeit vor. In einer Stunde war das Schiff dieser Leute zerstört worden, in einer Stunde vermochte es Hoshi eine gänzlich neue Sprache zu lernen, ganze Kriege brachen manchmal in nur einer Stunde aus. "Jon", begann er und hielt nachdenklich inne, um seine Gedanken zu ordnen, "ich könnte diese Stunde sinnvoll nutzen und hätte dabei gern Malcolms Hilfe."

Jon sah einmal kurz zu Malcolm Reed hinüber und nickte diesem dann zu. An Trip gerichtet lächelte er sanft und legte ihm erneut die Hand auf die Schulter. "Unter den gegebenen Umständen habe ich absolut nichts dagegen. Wäre aber gern informiert, was du vorhast."

"Wir können das Schiff der Xyrillianer nicht retten, aber das dort gelagerte Deuterium herausbeamen", antwortete Tucker. Er hielt es für das Beste sein Privatleben erst mal beiseite zu schieben und sich ganz auf die Arbeit zu konzentrieren. Sie brauchten diesen Treibstoff dringend und ihre *Gäste* hatten dafür ohnehin keine Verwendung mehr.

Trip sah in das nachdenkliche Gesicht seines Captains. "Ich weiß, was du denkst, Jon. Du willst dich nicht ohne Erlaubnis an ihrem Eigentum vergreifen", mutmaßte er. "Ich will das genauso wenig, doch wir brauchen das Deuterium. Die nicht mehr." Sein Blick schweifte zu dem ohnmächtigen Alien hinüber, kurz über Tai'Lin und wieder zurück zu Jonathan mit einem Seitenblick auf T'Pol.

Jonathan überlegte nicht lang. Er wusste, dass Trip ihm nicht diesen Vorschlag unterbreitet hätte, hätte es auch nur eine Chance für das andere Schiff gegeben, dass es repariert werden konnte. Mit einem stummen Nicken gab er seinem Chefingenieur das Okay und wandte sich dann T'Pol zu, die noch immer einen einigermaßen verwirrten Eindruck auf ihn machte. Ein nicht wirklich alltägliches Bild für den Captain und er genoss es.

"Danke, Cap'n." Er fühlte sich wieder bereit an die Arbeit zu gehen. Er brauchte es sogar, um sich von allem anderen abzulenken. Und inzwischen hatte er gelernt Beruf und Privates zu trennen, war dabei die Maske zu perfektionieren, die nun wieder über seinem Gesicht lag und seine Ängste, Zweifel und Sorgen verdeckte.

Kurz nickte er Jonathan dankbar zu und schob sich an den beiden Archers vorbei, hinüber zu Malcolm Reed, der das Gespräch verfolgt hatte und bereits auf ihn wartend an der Tür stand.

"Ich schlage vor", meldete sich Dr. Phlox wieder zu Wort. "Dass sie mich und Ensign Archer nun wieder in Ruhe unserer Arbeit nachgehen lassen und die Krankenstation räumen." Nicht, dass er etwas gegen Gesellschaft hatte, aber die Krankenstation war nicht dafür konzipiert ein halbes Duzent Gesunder zu beherbergen.

"Wenn Sie sich fit genug fühlen, Sub-Commander, dann dürfen auch Sie wieder an die Arbeit zurückkehren. Sollten Sie ungewohnte Geräusche hören oder ein Schwindelgefühl erfahren, so kommen Sie bitte wieder umgehend auf meine Station." Er lächelte die Vulkanierin an. Was ihr gefehlt hatte war nichts Ernstes, lediglich eine Reaktion auf die andersartigen Umweltbedingungen auf dem fremden Schiff, mit denen sie nicht umzugehen vermocht hatte. Sie hatte keine bleibenden Verletzungen erlitten und auch ihr gekränkter Stolz würde sich bald wieder erholen.

T'Pol nickte dem Denobulaner zu und sah die dargebotene Hand von ihrem Captain skeptisch an. Dann ergriff sie sie jedoch und ließ sich aufhelfen. Lieber wollte sie sich in dieser Art und Weise helfen lassen, als sich die Blöße zu geben, noch einmal ihr Gleichgewicht zu verlieren.

"Ich bringe Sie zu Ihrem Quartier", erklärte Archer.

T'Pol zog die Augenbraue hoch, unterließ jedoch einen Kommentar. So war sie wenigstens in der Lage noch einmal mit ihm über ihre Babysitter-Rolle zu sprechen. Sie war Vulkanierin, Wissenschaftlerin und keine Erzieherin.

Entschlossen wankte sie neben dem Captain weiter, während dieser amüsiert seiner Cousine zunickte.

Sarah lächelte Jon zu, wobei das Lächeln schon fast ein Grinsen war. Dann schaute sie kurz zu Dr. Phlox, der auch etwas amüsiert zu sein schien.

"Ich werde dann mal einen Bericht anfertigen Dr. Phlox", sagte sie zu dem Arzt.

Schweigend betätigte Lieutenant Reed den Türöffner und ließ seinem Vorgesetzten den Vortritt. Er hatte das Gefühl, Commander Tucker wollte die Krankenstation so schnell wie möglich verlassen. Der Brite vermutete, es war ihm peinlich gewesen so viel Mitleid erregt zu haben. Und tatsächlich, als sich hinter ihnen die Türe der Krankenstation geschlossen hatte, blieb der Ingenieur kurz stehen und atmete tief durch.

VOR DER KRANKENSTATION

"Sir?", erkundigte sich Mr. Reed um sich zu vergewissern, dass Tucker aus Erleichterung nach Luft schnappte, "Ist alles in Ordnung?"

"Ja", antwortete Trip knapp und rieb sich die Stirn. "Es ist nur..." Tucker machte eine Pause und musterte sein Gegenüber. Warum sprach Malcolm ihn mit Sir an? War das nicht eine außerdienstliche Frage. Eine Frage, die ihm ein Freund stellte? Nach allem was sie zusammen durchgemacht hatten, zuerst gestrandet im All und dann die Abenteuer auf Risa, war der Brite immer noch viel zu reserviert. Wo war der Malcolm hin, mit dem er vor einigen Wochen auf Brautschau war?

"Es ist nur, dass ich im Augenblick nicht weiß wo mir der Kopf steht, Malcolm." Er sah seinen Freund beinahe hilfesuchend an und setzte dann seinen Weg fort.

IN DER KRANKESTATION

Der Denobulaner nickte Ensign Archer zu. Ihr Arbeitseifer war vorbildlich. Und er schätzte es sehr, dass sie ihm unter die Arme griff.

Langsam wandte er sich vom Captain und dem Sub-Commander ab und den beiden Patienten zu. Sein Blick blieb an dem - das hatten seine letzten Scans ergeben - vier jährigen Kind haften. Ein Hauch von Mitgefühl legte sich auf sein Gesicht und er berührte das Mädchen sanft am Arm. "Es tut mir leid, dass ich deine Mutter nicht retten konnte", murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart.

VOR DER KRANKENSTATION

"Ich weiß", antwortete Malcolm und legte seine Hand freundschaftlich auf Trips Schulter. "Aber du wirst das schon schaffen, du hast bis jetzt alles geschafft... Kannst du dich an Risa erinnern? Ich denke es ist nicht so wichtig, wo dir der Kopf steht, solange du überhaupt noch stehst." Reed lächelte kühl und erntete dafür einen tödlichen Blick. Sofort nahm der Brite die Hand von der Schulter seines Vorgesetzten und fügte verzweifelt ein "Sir" hinzu.

"Lass uns einfach das tun, was wir am besten können", bat Commander Tucker, wieder ganz auf das Deuterium Problem konzentriert, das es nun zu lösen galt. "Wir werden schnell handeln müssen, um von dem xyrillianischen Schiff zu retten, was noch zu retten ist."

A DECK / BRÜCKE

Ihr Blick schweifte durch den Raum. Außer Travis und den Lieutenants Jefferson und Ivanovich war niemand von der Brückencrew übrig. Sie sah auf die Uhr und seufzte. Endlich war es Zeit für die Mittagspause!

Sich von ihrem Platz erhebend wandte sie sich an Ivanovich, die derzeit das Kommando auf der Brücke hatte: "Ich mache jetzt Pause." *Von was auch immer*, fügte sie in Gedanken hinzu.

"Verstanden", nickte die blonde Frau ihr zu.

Hoshi trat zur Navigation vor und legte Travis eine Hand auf die Schulter. "Was ist, kommen Sie mit?"

Mit fragendem Blick wandte sich Ensign Mayweather um, so dass er den leitenden Offizier ansehen konnte. Ivanovich nickte ihm zu, gab ihm ihr stilles Einverständnis und er drehte sich zurück zur Linguistin. "Warum nicht. Ich kann's kaum erwarten was zu essen."

"Und hier ist eh nichts los", kommentierte sie einwenig zynisch.

E DECK / KORRIDOR

Jonathan hatte der Vulkanierin seinen Arm um die Hüfte gelegt und führte sie den schmalen Gang von der Krankenstation zum Turbolift. Er konnte spüren, wie es in T'Pol arbeitete. Sie wollte mit ihm darüber reden, dass er sie als Babysitter abkommandiert hatte, aber bisher hatte sie es noch nicht gewagt ein Wort zu sagen.

"Captain, ich würde es vorziehen, eine Kleinigkeit in der Mannschaftsmesse zu mir zu nehmen", unterbrach sie schließlich im Turbolift die Stille. Jonathan sah sie fragend an. Gerade in ihrem Zustand hatte er etwas anderes erwartet. Dass sie sich zurückziehen wollte oder meditieren. Aber nicht, dass sie Gesellschaft von Menschen suchen würde.

"Wenn Sie der Ansicht sind, dass Sie sich dafür gut genug fühlen?", erwiderte er und erntete bei dem Wort "fühlen" eine hochgezogene Augenbraue von T'Pol.

"Begleiten Sie mich Captain?" Sie ignorierte seinen Gesichtsausdruck, der von amüsiert zu überrascht wechselte und nickte in Richtung Knopfleiste des Turboliftes.

Jonathan drückte kommentarlos den Knopf für die entsprechende Etage und zuckte mit den Schultern. T'Pol überraschte ihn immer wieder aufs neue.

D DECK / KORRIDOR / TRANSPORTER

Lieutenant Reed nickte stumm und bald waren die beiden beim Transporter angekommen. Der Waffenoffizier verschwand hinter der Konsole und überprüfte die Anzeigen.

"Viel Zeit bleibt uns nicht mehr", sagte er und blickte kurz zu Commander Tucker auf. "Ich werde versuchen die Deuteriumtanks zu lokalisieren und sie so schnell wie möglich herüberzubeamen - dazu brauche ich aber Ihre Hilfe."

Endlich konnte er das tun, was ihm wirklich lag. Der Chefingenieur nickte. "Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, dann müssten Sie die Tanks auf Deck 4 finden." Er glaubte sich vage daran zu erinnern, dass Ah'Len ihm während seines dreitägigen Aufenthaltes davon erzählt hatte. "Die Sektion weiß ich allerdings nicht mehr", fügte er hinzu und sah den Sicherheitschef mit einer schrägen Grimasse an, die seinen entschuldigenden Ton unterstreichen sollte.

E DECK / MANNSCHAFTSMESSE

Sie hatte heute länger als für gewöhnlich gebraucht, um zwischen den drei angebotenen Mahlzeiten zu entscheiden. Letztlich nahm sie sich eine Portion Ravioli und dazu ein Glas Wasser.

Ihr Tablett zu dem Platz balancierend, den Travis Mayweather für ihr gemeinsames Mittagessen herausgesucht hatte, bemerkte Hoshi aus dem Augenwinkel heraus, dass Captain Archer in Begleitung von T'Pol die Messe betrat. Im Vorbeigehen nickte sie den beiden höflich zu.

Offenbar war T'Pol mehr oder weniger unbeschadet von ihrem Ausflug auf das xyrillianische Schiff zurück. Sie sah ein wenig mitgenommen aus und automatisch fragte sich die Asiatin, wie es wohl Commander Tucker ging? Auf der Brücke hatten sie und Travis ja nicht mitbekommen, wie alles verlaufen war. Man hatte sie nicht informiert. Und warum auch? Sie waren ja die Rang niedrigsten Offiziere auf der Brücke. *Nur die Linguistin und der Pilot*, dachte Hoshi und bemerkte wie sie unbewusst ein wenig wütend bei diesen Gedanken wurde. Kaum sichtlich schüttelte sie den Kopf über sich selbst, schob diese seltsamen Gedanken beiseite und setzte sich mit einem Lächeln an den Tisch zu Travis.

D DECK / TRANSPORTER

Schnell huschten die Finger des reservierten Engländers über die Oberfläche der Transporterkonsole. "Deck 4", murmelte er, "Sektion... hmmm". Reed hielt kurz inne bevor er fortfuhr: "Ich erhöhe für kurze Zeit die Sensorleistung, um die Tanks zu lokalisieren." Nach einem kurzen Blickwechsel mit Commander Tucker, der das Vorgehen seines Kollegen mit einem Nicken bestätigte, machte sich der Lieutenant wieder an die Arbeit.

"Ich habe sie", sagte er, "ich werde versuchen den ersten sofort herüberzubeamen." Langsam materialisierte sich ein tankähnliches Behältnis auf der Transporterplattform.

MANNSCHAFTSMESSE / CAPTAINS SPEISERAUM

"Die Leute starrten uns an." T'Pol behielt zwar ihre kühle Maske auf, konnte den Captain jedoch nicht täuschen. Es störte sie.

Jonathan erwiderte jedoch nichts, sondern half der Vulkanierin, sich an den Tisch in seinem Speiseraum zu setzen.

"Bestellen Sie irgendetwas Leckeres", versuchte Jon seinen Sub-Commander aufzulockern - ein unmögliches Unterfangen - dennoch versuchte er es immer wieder.

"Und Sie, Sir?" Ihre Augen fixierten ihn.

"Werde mich jetzt mal wieder beliebt machen", kam seine Antwort kurz und knapp, ehe er wieder aus dem Raum verschwand.

"Hoshi, Travis?" Der Captain stellte sich neben den Tisch seiner beiden Ensigns. Er hatte den verärgerten Blick der Asiatin gesehen und war sich durchaus bewusst, dass er sie schon anstandshalber hätte informieren müssen, wie es Tucker und T'Pol ergangen war.

"Tut mir leid, wenn ich Sie außen vor gelassen habe. Die Situation hat mich und auch die anderen reichlich aus dem Konzept gebracht. Aber es geht Commander Tucker und Sub-Commander T'Pol entsprechend gut."

D DECK / TRANSPORTER

"Sehr gut", sagte Tucker und klopfte Malcolm lobend auf die Schulter. Dass es so schnell gehen würde, und dass alles gut gehen würde, hatte er an einem Tagen wie diesem wirklich nicht erwartet. Nicht mal zu hoffen gewagt. Er hatte erwartet, dass irgendwas beim Transport schief ging oder dass die Container bereits vom Feuer an Bord des fremden Schiffes zerstört worden wären, doch nichts dergleichen war eingetroffen.

Lächelnd wandte er sich vom Sicherheitschef ab, stellte sich unmittelbar neben die Transporterplattform und wartete, bis Reed alles geborgen hatte, was es zu bergen gab.

E DECK / MANNSCHAFTSMESSE

War ihr der Zorn so deutlich ins Gesicht geschrieben? Die Linguistin sah von ihrem Essen auf, wechselte dabei einen flüchtigen Blick mit Travis, und ihren Captain an.

"Ein kurzer Ruf hätte genügt, Sir." Sie biss sich augenblicklich auf die Lippen. *Verdammt, reiß dich zusammen. Das ist der Captain und nicht irgendein Crewmitglied!*, tadelte sie sich selbst. Die Augen verdrehend fügte sie schnell hinzu: "Aber danke, dass Sie uns wenigstens jetzt informieren." Sie setzte ein falsches Lächeln auf. "Möchten Sie sich nicht zu uns setzen?"

Archer richtete sich wieder auf und lächelte Travis zu, der die ganze Zeit geschwiegen hatte. Dann wandte er sein Gesicht in Hoshis Richtung. Er konnte nicht verhindern, dass die Angst der letzten Minuten um Trip und T'Pol in seinem Gesicht geschrieben stand, aber ebenso wenig konnte er den Ärger daraus verbannen, den er bezüglich Ensign Satos unangebrachtem Benehmens verspürte.

"Ensign Sato", wurde er förmlich, "ich werde mir Ihren Ratschlag für nächstes Mal zu Herzen nehmen."

Ruckartig richtete er sich wieder auf und zog seine Uniform glatt, dann ging er zielstrebig wieder zurück in sein privates Esszimmer.

Eins stand fest. Er hatte keine Lust sich nach dem Vorfall mit T'Pol und Trip auch noch Vorwürfe von seinem Kommunikationsoffizier anzuhören. Er hatte es nett gemeint, sich bei den beiden zu entschuldigen. Eine derartige Abfuhr hatte er nicht nötig.

Hoshi Satos Schultern sackten zusammen. Verdammt, ganz so hatte sie es nun auch wieder nicht gemeint. Sie wusste, dass der Captain in den letzten Stunden viel um die Ohren gehabt hatte und er schuldete weder ihr noch Travis Mayweather einen Bericht.

"Verdammt", murmelte sie und blickte Captain Archer nach.

"Sie wissen, wie unpassend und vor allem unverschämt Ihr Verhalten eben war", tadelte Travis sie. Er selbst würde es sich niemals erlauben dem Captain so zu begegnen. Was war nur in Hoshi gefahren? Er lehnte sich der jungen Asiatin entgegen und sagte: "Ich an Ihrer Stelle würde mich entschuldigen gehen."

Die Linguistin nickte, schob ihr Essen demonstrativ von sich und stand tief durchatmend auf. Mit einem letzten Blick nickte sie dem Piloten zu, wandte sich dann ab und ging auf den privaten Speisraum des Captains zu.

Ihr wurde mit einem Mal schwindlig, doch sie versuchte, das irritierende Gefühl zu ignorieren. Vermutlich war sie nur etwas zu schnell aufgestanden.

Noch ein letztes Mal holte sie tief Luft, nahm ihren ganzen Mut zusammen und betätigte dann den Türmelder.

KRANKENSTATION

Sarah schaltete den Bildschirm ein und begann ihren Bericht zu tippen. Dabei musste sie sowohl an das Kind als auch an Commander Tucker denken. Wie es ihm wohl ging, jetzt wo er plötzlich Vater geworden war. Und was wohl aus dem Kind werden würde; ob es auf der Enterprise bleiben würde oder ob sie es zu ihrem Volk bringen würden?

D DECK / TRANSPORTER

"Die Behälter scheinen nicht beschädigt zu sein", sagte der Lieutenant erleichtert. "Jetzt müssen wir das Deuterium nur noch in den Maschinenraum bekommen." Er bückte sich und versuchte den massiven Metalltank ein Stück anzuheben, doch er ließ sich nicht bewegen. Ratlos richtete er sich wieder auf und blickte hilfesuchend zu seinem Freund und Kollegen.

Trip war mit zwei großen Schritten neben dem Sicherheitsoffizier auf der Transporterplattform. "Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht zusammen hinbekämen." Er zwinkerte seinem Freund zu, fasste nach dem selben Behälter wie Malcolm und meinte: "Auf drei." Dann fing er an den Countdown zu zählen ...

E DECK / CAPTAINS SPEISERAUM

Jon war an der Tür stehen geblieben und hatte sie wenige Augenblicke lang angestarrt. Augenblicke, die ihm fast wie Stunden vorgekommen waren. Er begriff nicht so ganz, warum Hoshi so reagiert hatte, noch verstand er seine eigene Reaktion so wirklich. Er war doch nun wirklich kein Mensch, der schnell aufbrauste.

"Captain?" T'Pols Stimme erklang hinter ihm just in dem Moment, als er sich wieder von der Tür wegdrehen wollte.

Doch er wurde vom Türmelder gestoppt, der ebenfalls in diesem Augenblick ertönte.

Fragend sah er die Tür an und öffnete sie dann von selbst von Innen. Er war nicht minder erstaunt, als er Hoshi vor sich stehen sah.

Ihr Herz klopfte mit einem Mal wie verrückt, als die Tür aufging und Captain Archer sie ansah. Sie spürte deutlich Hitze in sich aufsteigen und räusperte sich. "Sir, ich...", begann sie und wurde plötzlich von Schwärze umfangen. Ihre Beine gaben nach und sie sackte augenblicklich bewusstlos zusammen.

"Hoshi?" Jon zuckte erschrocken zusammen, fing die Asiatin jedoch geistesgegenwärtig auf, so dass sie nicht auf den harten Boden aufschlug.

"T'Pol an Krankenstation. Doktor, wir bringen einen Notfall", erklang die Stimme der Vulkanierin hinter ihm und Jon war dankbar, dass diese so schnell geschalten hatte.

"Hoshi, hören Sie mich?", versuchte er noch einmal sein Glück, doch die Asiatin blieb bewusstlos. Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck hievte er sie auf seine Arme und trug sie aus der Mannschaftsmesse.

Dass T'Pol hinter ihm, sich kurzzeitig an einem der Stühle festhalten musste, um nicht ihr Gleichgewicht zu verlieren, sah er nicht...

D DECK / TRANSPORTER

Tucker und Reed prüften noch einmal den Halt für ihre Hände. Bei ‚drei’ bissen sie ihre Zähne zusammen, dass die Kieferknochen hervortraten und stemmten stöhnend den schweren Kanister hoch. Vorsichtig stieg Malcolm von der Transporterplattform und tastete sich mit seinem Fuß vor, um bloß nicht zu stolpern.

"Jetzt müssen wir dieses Monster irgendwie in den Maschinenraum schaffen", schnaufte er und blickte in das rot angelaufene Gesicht von Commander Tucker. "Bist du bereit?"
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