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The Spirit of Christmas

von Emony

Kapitel 1

„Admiral Janeway, es ist mir eine Ehre Sie an Bord der ENTERPRISE willkommen zu heißen.“ Captain Picard reichte dem Admiral die Hand, um ihr in bester Gentleman-Manier von der Transporterplattform zu helfen.

Kathryn Janeway lächelte verlegen. Sie hatte sich auch nach Monaten noch nicht an ihren neuen Rang gewöhnt und fühlte sich stets unbehaglich, wenn jemand sie auf diese Weise begrüßte. Und vor allem, wenn ein Mann wie Jean-Luc Picard sie so ansprach, war es ein befremdliches Gefühl. Denn immerhin hatte er schon einige Jahre den Rang des Captains bekleidet, als sie selbst noch Commander gewesen war.

„Die Ehre ist ganz meinerseits, Jean-Luc.“

Jean-Luc Picard nickte dankbar und reichte Janeway den Ellbogen, damit sie sich einhaken konnte. „Ich werde Sie persönlich zu Ihrem zugewiesenen Quartier begleiten, wenn es Ihnen Recht ist.“

„Sehr gerne.“ Janeway hakte sich mit einem milden Lächeln auf den Lippen bei Picard ein und verließ gemeinsam mit ihm den Transporterraum. Als sie die erste Abzweigung, die sich ihnen bot, nach links zum Turbolift nahmen, sah Janeway zu ihrem Begleiter. „Es ist sehr freundlich, dass Sie mich nach DEEP SPACE NINE mitnehmen.“

„Einige Mitglieder meiner Crew sind ebenfalls auf DEEP SPACE NINE eingeladen. Es ist also kein Umweg für uns. Und für einen Offizier mehr haben wir immer Platz.“ Picard lächelte offen. „Ich würde Sie gerne zum Abendessen einladen, Admiral. Ich habe die Hoffnung, dass Sie mir ein paar exklusive Abenteuererlebnisse aus dem Delta-Quadranten erzählen.“

Janeway seufzte innerlich. Inzwischen war es fast ein Jahr her, seit sie ihre Crew in den Alpha-Quadranten zurückgebracht hatte. Seitdem hatte sich so viel verändert. Zum Admiral wurde sie kurz nach der Rückkehr befördert und verlor damit ihre Position als Captain der VOYAGER. Und nachdem sie das Schiff verlassen hatte, hatten B’Elanna und Tom ebenfalls nach neuen Posten Ausschau gehalten. Gemeinsam waren sie mit Chakotay nach DEEP SPACE NINE gegangen, um dort einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. DEEP SPACE NINE schien eine beliebte Anlaufstelle für Ex-Maquis geworden zu sein.

„Admiral?“

„Verzeihen, Sie, Captain. Ich war in Gedanken“, entschuldigte sie sich. „Selbstverständlich erzähle ich Ihnen gerne etwas aus dem Delta-Quadranten. Aber nur unter einer Bedingung.“ Sie sah für einen flüchtigen Moment zu ihm hinüber.

„Und die wäre?“

„Nennen Sie mich nicht Admiral. Kathryn fände ich sehr viel angenehmer. Und wir sind keine Fremden, Jean-Luc. Vor meiner Beförderung haben wir uns auch bei den Vornamen angesprochen. Warum jetzt die Distanz?“

„Sie sind Admiral und ich versuche lediglich Ihnen den gebührenden Respekt entgegen zu bringen. Aber wenn es Ihnen tatsächlich so unangenehm ist, dann spreche ich Sie gerne wieder mit Kathryn an.“

Sie erreichten den Turbolift, der einen Augenblick später bereits eintraf. Picard trat nach Janeway ein und beide setzten den Rest des Wegs schweigend fort.

Als sie das Gästequartier erreichten, in welchem Janeway für die Dauer einer Woche wohnen würde, sagte Picard: „Abendessen wird es gegen 19.00 Uhr in meinem Quartier geben, legere Kleidung ist erwünscht. Unsere Galauniformen tragen wir noch oft genug.“ Picard bemühte sich ungezwungen zu sein, was ihm meist nur selten gelang. „Ihr Gepäck wird bald gebracht.“

„Ich danke Ihnen für alles, Jean-Luc. Es ist schön, dass ich dazu komme, den Luxus des Flaggschiffs in Anspruch zu nehmen.“ Im Grunde war sie viel zu nervös um die Annehmlichkeiten der ENTERPRISE tatsächlich genießen zu können. Zumindest im Augenblick. Sie freute sich sehr darauf Chakotay, Tom und B’Elanna wieder zu sehen. Mit Tuvok und Seven hatte sie noch recht viel Kontakt, da beide im Hauptquartier neue Positionen eingenommen hatten. Daher war es ihr möglich, sich mit jedem von ihnen einmal in der Woche zum Mittagessen zu treffen, manchmal sogar mit beiden zugleich.

Harry war als einziger auf der VOYAGER geblieben. Er hatte zwar ebenfalls einige neue Möglichkeiten angeboten bekommen, doch er fand, dass er es dem Schiff schuldig war zu bleiben. Niemand konnte diese Entscheidung besser verstehen als Janeway. Sie vermisste das Schiff, das für so viele Jahre ihr Zuhause gewesen war.

„Bis heute Abend“, verabschiedete sich Picard. „Falls Sie etwas benötigen, ich bin auf der Brücke jederzeit erreichbar.“ Damit wandte er sich wieder dem Korridor zu und ging zurück zum Turbolift.

Janeway stand noch einige Sekunden reglos in der offenen Tür und blickte ihm nach. Dann drehte sie sich um und betrachtete das Quartier. Es war fast genauso groß wie das Quartier auf der VOYAGER. Der Schnitt war völlig anders, aber doch recht ansprechend. Auf dem kleinen Glastisch vor der Sofareihe stand ein riesiger Strauß mit verschiedenen weißen Blumen. Sie ging darauf zu und schnupperte an den Blüten. Sie dufteten angenehm süßlich, nicht zu schwer. Und ohne, dass sie sich dessen bewusst wurde, legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

~*~

Picard hatte es vermieden Janeway von seiner eigenen Einladung zu erzählen, die ihn ebenso auf die ehemalige cardassianische Station führte. Ro Laren, die inzwischen die Sicherheitschefin der Station war, hatte ihn gebeten zu kommen. Er war neugierig darauf zu sehen, wie es ihr inzwischen ging und ob es ihr nach all der Zeit endlich gelungen war Wurzeln zu schlagen. Zu Picard großem Leid hatte Ro Laren sich auf der ENTERPRISE nie wirklich heimisch gefühlt.

Als er dann von ihrer Verhaftung erfahren hatte, hatte er alles daran gesetzt sie wieder an Bord der ENTERPRISE zu holen. Allerdings hatte die Admiralität jeden von Picards Vorschlägen abgelehnt und darauf bestanden, dass Ro Laren – immerhin eine Ex-Maquis – ihre Strafe absitzen musste.

Es dauerte viele Monate, bis Picard eine letzte Möglichkeit fand, um Ro ihre vielleicht letzte Chance geben zu können. Durch Janeway erfuhr er davon, dass sich auf DEEP SPACE NINE viele ehemalige Maquis ein neues Leben aufgebaut hatten. Dass diese Station der scheinbar ideale Zufluchtsort für Außenseiter war. Und so war er erneut für Ro Laren eingetreten und hatte sie als Sicherheitschefin der Station vorgeschlagen.

Bei der Erinnerung an ihr Wiedersehen damals in der Strafkolonie auf Neuseeland musste Picard unwillkürlich lächeln. Ro war nicht mehr die sture Bajoranerin, die er kennen gelernt hatte. Sie hatte viele Freunde im Kampf gegen die Cardassianer verloren. Und wenn jemand wusste, wie es sich anfühlte jene zu verlieren, die man als Familie betrachtete, dann Picard.

Etwas war zwischen ihnen, dass er bis dato nicht zu beschreiben wusste. Er empfand seit seiner ersten Begegnung mit ihr eine außergewöhnliche Sympathie für die Bajoranerin. Es war keine Liebe, da war er sich sicher, aber etwas, das fast genauso stark war. Es war in etwa, wie er sich das Band zwischen Vater und Tochter vorstellte. Sie war auf eine Art immer sein Schützling gewesen und er ihr Mentor.

Sie bald wieder zu sehen, erfüllte ihn mit Wärme.

Die Tür des Turbolifts öffnete sich und gewährte Picard einen raschen Blick auf die Kommandozentrale. Abgesehen von seiner neuen Nummer eins, gingen sämtliche Offiziere einfach wie gewohnt ihrer Arbeit nach.

„Ein O’Brien fragt, ob er Sie sprechen darf“, erklärte sein Erster Offizier steif, kaum dass Picard die Brücke betrat und er ihn bemerkte.

„Er soll in meinen Raum kommen“, erwiderte Picard knapp und ging in Richtung seines Bereitschaftsraums. Als sich die Tür hinter ihm schloss, ging er direkt zum Replikator. „Zwei Tassen Earl Grey.“ Wenige Augenblicke später materialisierten sich zwei Tassen mit dampfendem Tee im Ausgabefach des Replikators und Picard nahm sie heraus. Gerade als er die Tassen auf den Tisch stellte und sich in seinen Sessel setzte, erklang der Türsummer.

„Herein.“

Die Tür ging auf und Miles O’Brien kam mit einem Lächeln herein. Picard erhob sich wieder, ging auf seinen ehemaligen Transporterchief zu und reichte ihm die Hand. „Mr. O’Brien, wie schön Sie wiederzusehen.“

„Die Freude ist ganz meinerseits, Sir. Ich habe die ENTERPRISE ziemlich vermisst. Sie wirkt jetzt noch größer als früher.“

„Sie wirkt tatsächlich größer und vor allem leerer als früher“, meinte Picard ein wenig wehmütig. Seit Riker und Troi das Schiff verlassen hatten, fehlte ihm etwas. Die neuen Offiziere taten gute Arbeit, keine Frage, aber sie waren nicht seine Freunde, seine Familie. Und er bezweifelte ernsthaft, dass er sich jemals so verbunden mit seinen neuen Führungsoffizieren fühlen würde, wie es mit Will und Deanna der Fall gewesen war.

„Es ist nicht immer leicht, von vorn zu beginnen“, stimmte O’Brien zu. Seine Gedanken schweiften für einen Moment zu seinem eigenen Neuanfang auf der Erde ab. Nach Ende des Krieges hatte er sich entschlossen mit seiner Familie zur Erde zurückzukehren. Er hatte eine gute Position im Ingenieurscorps der Sternenflotte erhalten, aber dennoch fühlte er sich auf der Erde nicht mehr so wohl wie früher. Der Krieg hatte ihn stark auf DEEP SPACE NINE geprägt. Die hässliche ehemalige Erzverarbeitungs-Station der Cardassianer war sein Zuhause geworden. Auf der Erde fühlte er sich beinahe fremd. Doch Keiko und die Kinder waren dort glücklich und so versuchte er es auch zu sein.

Als Julian ihn über Weihnachten eingeladen hatte nach DEEP SPACE NINE zu kommen, hatte O’Brien nicht widerstehen können. Nach all der Zeit seinen besten Freund wieder zu sehen und einige Runden Dart im Quarks oder um der alten Zeiten Willen einen ihrer Lieblings-Holoromane zu spielen, war für ihn das beste Geschenk zu Weihnachten, das er sich vorstellen konnte.

Keiko hatte anfangs wenig Verständnis dafür gehabt, dass er ausgerechnet über die Weihnachtszeit nach DEEP SPACE NINE reisen wollte. Sie hatte vorgehabt, ihm eine Woche in den Bergen Kanadas zu schenken, wo um diese Jahreszeit so viel Schnee lag, dass die Kinder sich wie am Nordpol gefühlt hätten. Für zwei Tage war Keiko sauer auf ihn gewesen und hatte kaum ein Wort mit ihm gesprochen, doch dann war sie wieder versöhnlich geworden und hatte eingewilligt mitzukommen.

„Bitte sehr“, sagte Picard, schob O’Brien eine Tasse Tee zu und riss den Ingenieur somit aus den Gedanken. „Erzählen Sie mir von Ihrer neuen Stellung auf der Erde. Gefällt Sie Ihnen?“

O’Briens Gesicht hellte sich ein wenig auf, als er begann seinem ehemaligen Captain von seiner neuen Arbeit und den vielen Herausforderungen zu erzählen. So sehr er Keiko auch liebte, er war froh um die Ablenkung seiner Gedanken.

~*~

Chakotay gelang es nur schwer seine Vorfreude auf das diesjährige Weihnachtsfest zu verbergen. Quark war so freundlich gewesen, sein Etablissement für die Feierlichkeit zur Verfügung zu stellen, wenn auch nicht umsonst. Der Ferengi konnte nicht anders, als einen lohnenden Profit für sich herauszuschlagen.

"Diese abscheuliche Dekoration werden Sie hoffentlich komplett entfernen, sobald dieses seltsame Fest vorüber ist", sagte Quark und starrte die kunstvoll um sämtliche Geländer gewickelten Tannengirlanden an, die mit bunten Glaskugeln, Schleifen, Glocken und Süßigkeiten behangen waren. "Ich hoffe Ihnen ist bewusst, wie kitschig dieser Firlefanz ist."

Chakotay schenkte dem Ferengi ein mildes Lächeln, als er ihm die Hand auf die Schulter legte. "Was dagegen, wenn ich Sie fortan Scrooge nenne?" Ohne weiter auf Quarks mürrisches Grummeln einzugehen, ließ der Commander den Ferengi stehen und trat auf das Promenadendeck hinaus.

Quark warf ihm einen tödlichen Blick nach. *Scrooge*. Was für ein dämlicher Name war das denn und wie kam der Commander ausgerechnet darauf? Noch einmal schaute er sich in seiner Bar um, die er seit dem Vortag kaum wieder erkannte. Hätte er geahnt, dass der Commander eine so umfassende und so abscheuliche Dekoration geplant hatte, hätte er in tausend kalten Wintern nicht zugestimmt seine Bar für einige Tage zu vermieten.

Natürlich war um diese Jahreszeit für gewöhnlich nicht sehr viel los auf der Station und sein Umsatz sank Jahr für Jahr tiefer in den Keller, weil sämtliche Menschen und deren Familien zur Erde zurückkehrten oder sich sonst wo miteinander trafen. *Weihnachten*.

Chakotay hatte ihm erklärt, dass es so einige menschliche Feste gab, die er vielleicht nicht ablehnen sollte. Er musste sie nicht selbst feiern oder anfangen den menschlichen Glauben zu teilen, der für die meisten der Feste der ursprüngliche Anlass war. Doch er sollte sich die Möglichkeit Profit daraus zu schlagen vielleicht nicht entgehen lassen. Sisko hatte ihm seltsamerweise nie eine solche Möglichkeit offeriert und Quark fragte sich, weshalb? Als Sisko noch Commander der Station gewesen war, hatten wesentlich mehr Menschen auf DEEP SPACE NINE gelebt und niemals war dieses ‚Weihnachten’ zelebriert worden. Warum jetzt? *Weihnachten!*

~*~

"Das mit Quark haben Sie sehr geschickt eingefädelt, Chakotay." Auf dem Promenadendeck schloss sich Ro Laren seinen forschen Schritten an.

"Ich kann vor allem nicht glauben, dass nie zuvor auf der Station Weihnachten gefeiert wurde."

"Kira erzählte mir, dass auch nur ein Bruchteil der bajoranischen Feste zelebriert wurde, wenngleich die Station schon seit jeher vor allem Bajoraner beherbergte." Sie machte eine kleine Pause. "Es ist ein schönes Fest, Ihr Weihnachten."

"Sie kennen es?"

Ro Laren nickte. "Ich habe es durch Captain Picard auf der ENTERPRISE kennen gelernt. Er lud stets alle Crewmitglieder ein mitzufeiern, doch die meisten aus anderen Kulturen hielten sich dezent fern." Sie zuckte leicht die Schultern. "Ich war neugierig. Und ich war überwältigt von der Wärme und Liebe, die durch das Fest vermittelt werden."

Chakotay nickte. "Es ist die eine Gelegenheit im Jahr sich mit jenen zu treffen, die man sonst selten sieht. Auf der VOYAGER haben wir auch jedes Jahr Weihnachten gefeiert. Anfangs war ich wenig begeistert von der Idee. Ich bin zwar ein Mensch, aber kein Christ. Ich habe das Fest jedoch sehr zu schätzen gelernt und die Möglichkeiten, die sich dadurch bieten."

"Das sehe ich ganz ähnlich. Ich respektiere fremde Religionen, habe jedoch meinen eigenen Glauben. Doch es steht nirgendwo geschrieben, dass man den Festen anderen Kulturen nicht beiwohnen darf, wenn man den Glauben nicht teilt." Sie lächelte ihn offen an.

Abermals nickte Chakotay. "Wie ich höre haben Sie selbst jemanden eingeladen?"

"Captain Picard, ja. Ich bin jetzt zwar schon eine Weile hier auf DEEP SPACE NINE und fühle mich recht wohl, aber das familiäre Gefühl mag noch nicht so richtig aufkommen."

"Ich weiß, was Sie meinen, Ro. Mir geht es ganz ähnlich." Ein trauriges Lächeln huschte über seine Züge. Natürlich hatte er Tom und B'Elanna um sich. Doch die beiden waren sehr viel mit sich selbst und ihrer Tochter beschäftigt. Er nahm es ihnen nicht übel, aber er konnte nicht annähernd so viel Zeit mit ihnen verbringen wie früher. Die Station war schließlich auch um ein vielfaches größer als die VOYAGER, wodurch man sich nicht mehr so oft über den Weg lief.

Sie stoppten vor dem Büro der Sicherheitschefin. Wie von selbst hatte Chakotay die Bajoranerin dorthin begleitet, obgleich er sich eigentlich auf die OPS hatte begeben wollen, wo sich Kira zu einer kleinen Besprechung mit ihm treffen wollte. Er hoffte, dass sie ihm sein Zuspätkommen nicht zur Last legen würde.

"Ich muss weiter", sagte Chakotay nach einem kleinen Augenblick, indem sie sich schweigend gegenüber gestanden hatten. "Wir sehen uns spätestens bei der Feier."

Ro nickte und lächelte erneut. "Ja, in Ordnung. Bis dann."
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