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The Spirit of Christmas

von Emony

Kapitel 3

B’Elanna kam von ihrer Schicht nachhause und fand Tom mit Miral spielend im Kinderzimmer vor. Sie stand einige Momente in der offenen Tür und beobachtete die beiden. Dies war das Bild, das sie sich für immer einprägen wollte, um es sich jederzeit wieder vor das geistige Auge führen zu können, wann immer sie glaubte, Tom würde seine Freiheiten vermissen und deshalb so oft unterwegs sein.

Sie fühlte sich schlecht, weil sie oft bei Ro Laren über ihren Mann schimpfte. Die Halbklingonin hatte sogar in Erwägung gezogen, einen Termin zur Eheberatung bei Counselor Ezri Dax zu vereinbaren, diese Idee jedoch wieder verworfen. Soweit ihr aufgefallen, hatte Ezri Dax selbst genug Probleme in ihrer Beziehung zum Stationsarzt. Wie sollte dann ausgerechnet die Trill ihr gute Ratschläge geben können?

„Hey, mein Schatz!“ Tom hatte sie bemerkt, schnappte sich Miral und ging mit ihr auf dem Arm hinüber zu B’Elanna.

Diese lächelte, als Tom sie aus ihren Gedanken holte und küsste ihn zärtlich, als er vor ihr stand. „Ich wollte euch nicht stören.“

„Du störst niemals, das weißt du doch. Du siehst müde aus, Liebling. Soll ich dich etwas massieren?“

„Das klingt verlockend“, sagte B’Elanna und gab auch ihrer Tochter ein Küsschen. „Aber ich will erst duschen.“ Stück für Stück die cardassianische Technologie auf der Station zu ersetzen war ein langwieriges und schier unmögliches Unterfangen, wie sie mit wachsender Zermürbung feststellte. Sie fragte sich, wie es Chief O’Brien all die Jahre gelungen war, die Systeme am Laufen zu halten. Ihr kam es immer so vor, als ob ein neues Problem entstand, wann immer es ihr gelungen war eines zu lösen. Wie ein Teufelskreis, aus dem sie nicht ausbrechen konnte.

„In Ordnung. Dann geh’ du duschen, ich halte solange unsere kleine Prinzessin bei Laune und später bin ich ganz für dich da.“ Tom küsste B’Elannas Stirn und sie nickte müde, ehe sie sich abwandte und Richtung Bad verschwand.

„Deine arme Mami. Ich glaube, wir müssen sie heute ganz besonders verwöhnen. Sie soll doch morgen entspannt sein, wenn Weihnachten ist, nicht wahr?“, fragte er seine kleine Tochter, die ihn anstrahlte und ihm mit einem Jauchzen durch das dunkelblonde Haar wuschelte.

~*~

Eine halbe Stunde später kam B’Elanna in Zivilkleidung aus dem Badezimmer und sah sich verwundert in dem abgedunkelten Raum um. Überall standen Kerzen verteilt, es duftete angenehm nach Pizza und im Hintergrund lief leise Musik. Ihr Blick schweifte durch den Raum und blieb an dem gedeckten Tisch hängen.

„Tom?“

Keine Antwort.

Gerade als sie ihn abermals rufen wollte, kam er in das gemeinsame Quartier zurück. „Wo warst du?“, fragte sie sanft und deutete auf den gedeckten Tisch.

„Ich habe Miral zu Mhikaa gebracht. Wir haben zwei Stunden für uns“, lächelte er, kam auf seine Frau zu und schlang die Arme um sie. Mhikaa war eine junge Bajoranerin von knapp siebzehn Jahren, die durch regelmäßiges Babysitten half, ihrer eigenen Familie ein zusätzliches Einkommen zu sichern. Sie und ihre Mutter lebten allein auf der Station und mussten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten.

„Mhikaa hat sie doch schon den halben Tag gehütet“, gab B’Elanna zu bedenken.

„Sie sagte, es mache ihr nichts aus“, erwiderte Tom. „Und es sind ja nur zwei Stunden. Dafür hat sie die kommenden Tage frei, wenn ich hier bin.“

B’Elanna nickte leicht und gab dem Argument nach. „Okay.“ Sie schenkte ihm ein ehrliches, wenngleich müdes Lächeln. Sie hatte einen wirklich anstrengenden Tag hinter sich. „Ist das eine Peperoni-Pizza?“ Ihr Blick schweifte hinüber zum Replikator.

Tom grinste triumphal. „Ja“, sagte er stolz und führte sie zu Tisch. Als B’Elanna saß, schenkte er ihr ein Glas Rotwein ein, brachte ihr ein Stück von ihrer Lieblingspizza und nahm sich dann selbst etwas, ehe er ihr gegenüber Platz nahm. „Ich dachte, wir beginnen erst mal mit einem schönen Essen und dann massiere ich dich.“

„Wenn ich es nicht besser wüsste, Tom, würde ich meinen, du hast wegen irgendwas ein schlechtes Gewissen.“

Er schüttelte nur leicht den Kopf. „Eigentlich nicht. Aber ich fand, dass wir in letzter Zeit zu wenig Zeit füreinander haben.“

Ihm war das auch aufgefallen? Vermisste er sie tatsächlich genauso, wie sie ihn? Sie schenke ihm erneut ein Lächeln. „Das ist allerdings wahr.“

~*~

„Sie können am oberen Pylonen 2 andocken“, erwiderte Kira den Ruf der ENTERPRISE und nickte Commander Chakotay zu, der neben ihr stand und auf ihre Erlaubnis wartete hinauf gehen und seinen Gast begrüßen zu dürfen.

Sie wäre selbst gerne mitgekommen, vordergründig, weil sie durch Bashir von O’Briens Anreise wusste und gerne ihre alten Freunde gesehen hätte, aber zurzeit steckte sie noch zu tief in Arbeit. Das Wiedersehen musste noch etwas warten.

Chakotay verschwand sofort im Turbolift. Der Weg zu den oberen Pylonen war ihm noch nie so lang erschienen, wie in diesem Moment, da er sich freute Kathryn endlich wieder zu sehen.

Als er vor der Luftschleuse ankam, stand der Stationsarzt Bashir bereits da und Ro Laren kam von der anderen Seite des Korridors zur selben Zeit wie er an. Sie nickten einander nur kurz zu und grüßten dann den Arzt.

Chief O’Brien kam als erster mit seiner Familie an Bord. Julians Gesicht strahlte vor Freude. „Miles, Keiko – es tut so gut euch wieder zu sehen!“ Er nahm beide nacheinander in die Arme, dann hob er Molly hoch. „Du wirst ja immer hübscher“, sagte er zu dem Mädchen und bedachte sie mit einem lieben Blick, „das musst du von deiner Mama haben.“ Keiko lachte und Miles warf ihm einen gespielt finsteren Blick zu. Kirayoshi schlief tief und fest in den Armen seines Vaters. „Wie war die Reise?“, fragte Bashir und führte die vier im gleichen Moment den Korridor hinab.

Chakotay atmete tief durch, als Janeway aus der Durchgangsröhre trat und ihm ihr schönstes Lächeln schenke. „Chakotay…“

Er nahm sie fest in die Arme und hielt sie einen Moment länger als angebracht gewesen wäre. Ro Laren betrachtete die beiden aufmerksam, schüttelte dann jedoch jegliche Gedanken ab, die ihr diesbezüglich durch den Kopf gingen und war versucht schnell an Bord der ENTERPRISE zu huschen, doch im selben Moment kam Jean-Luc um die Ecke und auf die zu.

„Captain, ich war mir nicht sicher, ob Sie es würden einrichten können.“ Sie war erleichtert ihn zu sehen und dankbar, dass er ihre Gedanken, wenn auch unwissend, ablenkte. Nur weil sie etwas für Chakotay übrig hatte, musste das nicht auf Gegenseitigkeit beruhen.

„Wie könnte ich eine solche Einladung ablehnen?“, sagte Picard, „Ich war lange nicht mehr hier.“ Er blieb in angemessenem Abstand vor ihr stehen, reichte ihr jedoch beide Hände, die sie gerne in die eigenen nahm. „Sie sehen umwerfend aus. Die neue Stellung scheint Ihnen sehr zu bekommen“, sagte Picard höflich, meinte jedoch jedes Wort ernst. Er sah wie ihre Augen leuchteten, ihre rosigen Wangen, die würdevolle Haltung. Als er sie so betrachtete, bereute er nicht, sie aus der Strafanstalt geholt zu haben.

„Captain Picard, ich würde Ihnen gerne Commander Chakotay vorstellen, unseren Ersten Offizier hier auf DEEP SPACE NINE“, sagte Ro. Picard und Chakotay begrüßten sich, dann kam Chakotay dem Beispiel nach und stellte die beiden Frauen einander vor.

Für einen Moment sahen sich die vier etwas unschlüssig an, dann bat Picard Ro darum, ihm die Station zu zeigen und sie schien sichtlich erleichtert zu sein. Sie hatte auf ihn einen etwas versteiften Eindruck gemacht, allerdings erst nachdem sie den Commander vorgestellt hatte.
„Wie geht es den anderen?“, wollte Ro wissen und versuchte ein möglichst ungezwungenes Gespräch zu beginnen.

Und so erzählte Picard von Will und Deannas Weggang, von Datas Tod und wie Geordi seitdem versuchte B-4 zu reparieren und was sich noch so alles in der letzten Zeit zugetragen hatte.

~*~

„Die Sicherheitschefin kommt mir vage vertraut vor“, sagte Janeway zu Chakotay als Ro sich mit Picard entfernt hatte.

„Vielleicht hast du von ihr gelesen. Sie ist ebenfalls eine Maquis gewesen. Picard hat sich vor einigen Monaten für ihre Freilassung eingesetzt.“

„Hm“, machte Janeway, als nichts bei ihr klingelte. Dann hakte sie sich bei Chakotay ein. „Ist Seven auch hier?“, wollte sie wissen. Sie hatte die Ex-Borg seit einigen Wochen nicht mehr allein getroffen und vor Tuvok hielten sich die beiden Frauen mit allzu privaten Gesprächen grundsätzlich zurück. Janeway wusste, wie unangenehm derlei Themen für Vulkanier waren.

„Nein“, sagte Chakotay und schüttelte leicht den Kopf. „Ehrlich gesagt, haben wir uns vor einigen Monaten getrennt.“

„Was?“ Janeway blieb stehen. Warum hatte Seven nie ein Wort darüber verloren? Und wieso hatte sie nichts bemerkt? Hätte es ihr nicht auffallen müssen? Hatte sich Sevens Verhalten nicht geändert? Sie schüttelte innerlich den Kopf. Vielleicht war sie zu viel mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt gewesen. „Was ist passiert?“

Chakotay zuckte mit den Schultern und führte Janeway den Korridor hinab zu den Turbolifts. „Das Leben ist passiert, schätze ich.“ Er dachte einen Moment nach. „Ich bin nicht der Mann für eine Fernbeziehung. Das bin ich nie gewesen.“

Das konnte Janeway nur allzu gut nachvollziehen. Chakotay war ein sehr einfühlsamer und warmer Mann. Dass ihm Beziehungen über große Distanz nicht zusagten, verwunderte sie kaum. Es erstaunte sie allerdings, dass ihm die Trennung kaum etwas auszumachen schien.

„Und als ich nach unserer Rückkehr erfuhr, dass DEEP SPACE NINE ein beliebter Ort für Ex-Maquis sei, um neu anzufangen, bewarb ich mich für die freie Stelle des Ersten Offiziers.“

„Du hättest ein eigenes Schiff haben können, Chakotay. Vielleicht sogar die VOYAGER. Ich hätte mich für dich eingesetzt“, sagte Janeway.

„Das weiß ich und dafür bin ich dir dankbar. Aber das hier war eine gute Entscheidung.“ Er breitete die Arme aus und deutete somit auf die gesamte Station. „Hier ist es, als könne ich wieder etwas von dem gut machen, was ich versäumte, während wir im Delta-Quadranten gestrandet waren.“

„Aber du bist kein Maquis mehr, Chakotay.“

„Nein, aber auch nicht mehr der Offizier, der ich vor dem Maquis war. Ich bin irgendwas dazwischen. Und hier sind viele wie ich. B’Elanna fühlt sich hier ebenfalls wohl, auch wenn ich genau weiß, dass sie jedem Cardassianer, der ihr über den Weg läuft, am liebsten den Hals umdrehen würde. Viele aus der EMZ leben inzwischen hier oder auf Bajor und versuchen sich ein neues Leben aufzubauen. Seven wollte dasselbe für sich, nur eben auf der Erde. Und für eine Wochenendbeziehung bin ich nun wirklich schon zu alt.“

Janeway lachte leise. „Du sprichst mir diesbezüglich aus der Seele.“ Sie dachte wieder an ihr Vorhaben und an den Gefallen, um den sie ihren langjährigen Freund bitten wollte. Während sie den Turbolift betraten, sah sie ihn einen gedehnten Moment von der Seite an. Nicht zum ersten Mal bedauerte sie, dass sie damals auf New Earth nicht die Grenzen überschritten hatten. Sie waren sich so nahe gewesen, doch dies war Jahre her, kam ihr inzwischen vor wie Erinnerungen an ein anderes Leben.

Für sich selbst hatte sie bereits aufgegeben noch einen Partner fürs Leben zu finden. Sie hatte mehrere Möglichkeiten gehabt und aus keiner war etwas geworden. Vielleicht war es ihr Schicksal, keine eigene Familie zu haben.

„Die Uniform steht dir“, sagte Chakotay und lenkte Janeways trübe Gedanken ab.

„Ich mag sie überhaupt nicht“, erwiderte Janeway und lachte leise. „Der Stoff kratzt, die Jacke ist zu eng und unbequem und zu lang. Ich vermisse die alte Uniform.“

Er schmunzelte. „Mir gefallen die neuen Uniformen mit den grauen Jacken besser. Aber ich habe ja auch eine kurze Jacke“, feixte er und beide begannen zu lachen, während der Turbolift sie zum Promenadendeck brachte.
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