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Kapella

von Brigitte

Kapitel 1 - Erschöpft

Wütend schlug B'Elanna Torres mit der flachen Hand auf die Konsole vor ihr. Heute wollte einfach gar nichts gelingen, nicht einmal die einfachste Diagnose des Warp-Kerns. Keiner ihrer Mitarbeiter, sie selbst eingeschlossen, konnte sich mehr richtig konzentrieren, am laufenden Band wurden Fehler gemacht.
Resigniert strich sich die Chefingenieurin der Voyager eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schnaufte niedergeschlagen durch.
Die letzten Monate hatten an den Kräften der gesamten Crew mehr gezehrt, als sie alle verkraften konnten. Die Kämpfe gegen die Borg und die Hirogen waren einfach zu sehr an die Substanz eines jeden einzelnen gegangen, ganz zu schweigen von all den anderen Problemen, die sie noch bewerkstelligt hatten. Ein paar Stunden Schlaf, ein freier Tag, oder ein Ausflug auf das Holodeck konnte hier nichts mehr regenerieren. Alle wirkten müde und fahrig. So konnte es einfach nicht weitergehen.
"Lieutenant, ich glaube, es ist besser, wir verschieben die Diagnose auf morgen. Selbst der dritte Versuch konnte kein befriedigendes Ergebnis vorweisen. Die Leute sind müde." Fähnrich Vorik stand zusammen mit Lieutenant Carey, der diese Aussage mit einem stummen Kopfnicken bejahte, neben Torres. Der junge Vulkanier sprach zwar mit betont ruhiger und sachlicher Stimme, aber auch ihm waren bei genauer Betrachtung Erschöpfungserscheinungen anzusehen, obwohl er geschickt versuchte, diese zu verbergen. Wer ihn allerdings so lange wie Torres kannte, sah hinter die kühle emotionslos wirkende Fassade.
B'Elanna blickte Vorik dankbar an, dieser Vorschlag von ihm war der einzige, der ihr heute noch den Tag einigermaßen retten konnte, sie senkte den Kopf müde zu Boden und antwortete dann. "Sie haben Recht, wir versuchen es morgen noch einmal. Außerdem ist unsere Schicht sowieso fast zu Ende." Sprach sie und ließ die beiden Ingenieure einfach stehen. Torres begab sich mit raschen Schritten zum Ausgang des Maschinenraumes und rief noch kurz über die Schulter zurück. "Ich bin auf der Brücke."



Captain Kathryn Janeway saß ebenso müde in ihrem Bereitschaftsraum, sie quälte sich seit Stunden durch Berge von Berichten, die einfach kein Ende nehmen wollten. Erschöpft blickte sie hoch, ihre Augen brannten und der Kopf dröhnte. Sie stützte sich mit beiden Händen an der Schreibtischplatte ab, um sich aufzurichten.
So verharrte sie eine Weile, um sich danach zum Replikator zu begeben. Sie orderte dort ihre zehnte, wie sie mitgezählt hatte, Tasse Kaffee, in der Hoffnung, dieses Gebräu könnte doch noch irgendwann etwas Leben in ihren müden Geist bringen.
Die Tasse in der Hand wandte Kathryn sich langsam zum großen Panoramafenster ihres Raumes um und blickte hinaus zu den vorbeirasenden Sternen. Die Voyager flog mit Warpgeschwindigkeit, sie hatten es im Moment nicht nötig, irgendwo anzuhalten, um ihre Ressourcen aufzustocken.
Janeway wusste nicht, wie lange sie schon auf das immerwährend gleiche Bild gestarrt hatte, als der Türmelder die Ankunft eines Crewmitgliedes ankündigte.
"Ja, bitte." Müde hatten diese Worte geklungen.
Die automatischen Türen öffneten sich mit den gewohnten leisen Zischen und die Chefingenieurin ihres Schiffes trat ein.
"Captain, kann ich kurz mit Ihnen sprechen?" Torres´ Stimme klang ebenso erschöpft. Janeway wandte sich zu ihr um, bemüht um ein freundliches lächeln, sie bot der Ingenieurin einen Platz an.
"Natürlich, B'Elanna, ich bin im Moment dankbar für jede Störung, was gibt es denn?"
Torres setzte sich, sie schlug die Beine übereinander und legte ihre Hände flach darauf.
"Captain, Ihnen ist bestimmt die momentane Verfassung der gesamten Crew nicht entgangen. Alle sind ausgelaugt und müde, die letzten Monate waren einfach zuviel für uns alle. Diese Kämpfe gegen die Borg, die Probleme mit den Hirogen, dann unser Aufenthalt in dem Arbeitslager, ich glaube, ich muss nicht noch weiter aufzählen." Torres blickte Janeway forschend ins Gesicht, auch dort vernahm sie tief in den Höhlen liegende Augen, die zusätzlich noch von dunklen Ringen umrahmt wurden.
"Wir alle bekommen keine vernünftige Arbeit mehr zustande, es werden einfach aus den verschiedensten Gründen zu viele Fehler gemacht."
"Ich weiß, B'Elanna, Tuvoks taktische Berichte, durch die ich mich jetzt bereits seit Stunden quäle, sagen genau das gleiche aus. Auf der Brücke bemerke ich es ebenfalls, sogar Tom machte schon am Steuer einige Fehler." Der Captain der Voyager vergrub für kurze Zeit ihr Gesicht in den Handflächen und dachte nach. Plötzlich vernahm sie ein eindeutiges Geräusch, das ohne Zweifel aus ihrem Inneren kam.
"Captain", fragte Torres schmunzelnd, "kann es sein, dass ich eben Ihren Magen knurren gehört habe?"
Janeway blickte an sich hinunter, wobei ihr ebenfalls ein Grinsen entfuhr. Sie legte die Handfläche auf ihren Oberbauch, der sich ausgesprochen flach und leer anfühlte. "Ich denke schon, ich glaube, ich habe heute mal wieder vergessen, etwas zu essen." Sie stand auf und deutete Torres mit einer Handbewegung an, mit ihr den Bereitschaftsraum zu verlassen.
"Kommen Sie, leisten Sie mir beim Dinner Gesellschaft. Sehen wir mal, ob Neelix uns etwas Genießbares gezaubert hat. Dabei können wir uns weiter unterhalten."
Die beiden Frauen verließen den Raum und begaben sich über die Brücke direkt zum Turbolift.



Die Tür des Besprechungsraum öffnete sich und Janeway betrat pünktlich um sieben Uhr morgens als letzte das Zimmer. Aufmerksam studierte sie die Gesichter, die ihr entgegenblicken.
Bis auf Commander Tuvok und Seven of Nine, die wie immer ihre emotionslose Mimik zur Schau stellten, wirkten alle Anwesenden erschöpft und unausgeschlafen. Tom Paris lag mehr in seinem Sessel, als er saß. Als er den Captain erblickte, bemühte er sich sofort um Haltung, die er allerdings nicht auf seinen Gesichtsaudruck übertragen konnte.
Harry Kim hatte sein Kinn mit einer Hand abgestützt und blickte ins Leere.
"Guten Morgen, wie ich sehe, sind Sie alle anwesend und voller Tatendrang." Kathryn versuchte, mit diesem kleinen Scherz die Stimmung etwas aufzulockern, der aber ins Leere ging.
Tuvok meldete sich als erster zu Wort. "Captain, Sie haben bestimmt meinen taktischen Berichten entnommen, in welchem desolaten Zustand sich die Crew im Moment befindet."
"Das stimmt, die Effizienz hat spürbar nachgelassen, bei manchen Leuten sogar um vierzig Prozent." Seven, die immer ihre eigenen Analysen über die Mannschaft der Voyager anzustellen pflegte, wollte Janeway zusammen mit ihren Worten ein Padd überreichen, was diese jedoch mit einer eindeutigen Handbewegung ablehnte.
"Ich weiß das alles, außerdem spüre ich es selbst an mir." Aufmerksam blickte Kathryn in die Runde und bemühte sich, mit jedem der Anwesenden, Augenkontakt herzustellen.
"Aus diesem Grund habe ich beschlossen", sie machte eine kurze Pause, um sich endlich in ihren Stuhl zu setzen, "dass wir alle Urlaub brauchen."
"Urlaub, was ist denn das?" Leicht ironisch und mit einem Grinsen auf den Lippen hatte Tom Paris diese Worte ausgesprochen, wodurch er sich sofort einen leichten Stoss von B'Elannas Ellenbogen einfing.
Janeway ging über diese Bemerkung einfach hinweg und wandte sich an die ehemalige Borg. "Seven, Ihre vordringliche Aufgabe ist ab sofort, auf unserer Flugroute einen schönen Klasse M - Planeten zu suchen. Wir alle wünschen uns angenehmes Klima und freundliche Bewohner. Ich denke auch, wir sind sogar bereit, ein paar Lichtjahre Umweg in Kauf zu nehmen."
Überraschung machte sich in den Gesichtern aller Anwesenden breit, ihre Augen begannen zu leuchten, in Kürze war eine rege Diskussion im Gange. Jeder wollte seine Wünsche bezüglich des Urlaubsortes kundtun.
Commander Chakotay, der die Ankündigung bisher schweigend hingenommen hatte, meldete sich nun zu Wort. "Captain, auf welchen Zeitraum soll denn der Urlaub ausgedehnt werden, woran hatten Sie gedacht?"
Erwartungsvolles Schweigen machte sich bei allen Senioroffizieren der Voyager breit, sie blickten Janeway an. Sie las in ihren Augen die unausgesprochene Bitte, ihre Ferien möglichst lange auszudehnen.
Kathryn schwieg einige Zeit, sie schien zu überlegen, was die Spannung noch steigern ließ. "Nun, die Voyager ist im Moment in gutem Zustand, es sind keine größeren Reparaturen nötig. Wenn wir einen geeigneten Planeten für unser Vorhaben finden, woran ich übrigens keine Zweifel habe, möchte ich das Schiff dort sogar landen. Nur so kann gewährleistet werden, dass wirklich alle, und damit meine ich auch Sie beide, Tuvok und Seven, Crewmitglieder Urlaub in Anspruch nehmen." Die beiden Angesprochenen wollten sofort Einwände erheben, was Janeway jedoch durch schnelles Weitersprechen verhinderte. "Es bleiben lediglich jeweils fünf Mann an Bord, die in Schichten von acht Stunden, deren Rotationen Commander Chakotay aufstellen wird, die laufenden Schiffsroutinen aufrecht erhalten. Dies will ich übrigens als Befehl verstanden haben. Die Dauer der Erholungszeit möchte ich auf zwei Wochen festlegen."
Begeisterte Zustimmung von allen Seiten war die Folge ihrer Worte, Tuvok hob eine Augenbraue und nickte anerkennend. Obwohl der Vulkanier eine wesentlich bessere physische Konstitution als die Menschen besaß, sah man auch ihm bereits gewisse Ermüdungserscheinungen an, die er selbst natürlich nie eingestehen würde.
Seven of Nine blickte leicht irritiert in die Runde der begeisterten Anwesenden, sie wusste dem Wort Urlaub nicht die richtige Bedeutung beizumessen und konnte den Begriff nur mit ineffizienter Tätigkeit gleichsetzen, welche für sie nicht von Nöten war. Da sie den Befehlen Janeways jedoch bedingungslos gehorchte, beschloss sie, sich mit den Gegebenheiten abzufinden und sich den Umständen anzupassen.
Aus dem immer noch andauernden begeisterten Gesprächen meldete sich Neelix laut zu Wort. "Captain, ich gratuliere Ihnen zu dieser Entscheidung, die, wie ich mir sicher bin, die Moral der Crew bald wieder heben wird." Er erhob sich, in der Hoffnung, im Stehen die Stimmen der anderen zu übertönen. "Darf ich einen Vorschlag machen?"
"Nur zu, Neelix." Janeway blickte glücklich alle Anwesenden an, endlich war wieder Leben in ihre müden Gesichter gekommen.
"Ich möchte gerne, sobald ein geeigneter Planet gefunden wurde", bei diesen Worten blickte er Seven an, "eine Party, sozusagen als Feier zum Urlaubsbeginn, geben. Damit könnte sicher gestellt werden, dass die Crew die letzten Arbeitstage noch einigermaßen gut übersteht."
Janeway freute sich sehr über den Vorschlag ihres Moraloffiziers, es hatte schon lange keine Feier mehr an Bord der Voyager stattgefunden, die letzten Monate war einfach zuviel zu tun gewesen. Durch die ganzen Probleme, die sie zu bewältigen hatten, bekundete auch niemand Interesse an einer derartigen Festivität.
"Das ist eine großartige Idee, Neelix. Ich möchte Sie außerdem bitten, in Ihrem 'Briefing mit Neelix' sofort den bevorstehenden Urlaub anzukündigen."
Der Captain der Voyager stand auf und strebte mit neuer Energie auf die Tür des Besprechungsraumes zu, sie wandte sich noch einmal um. "Kommen Sie, Seven, wir beide werden jetzt gemeinsam im astrometrischen Labor einen geeigneten Planeten für unser Vorhaben aussuchen."
Die ehemalige Borg erhob sich sofort und trat zu Janeway.
"Für alle anderen gilt - wegtreten." Grinsend verließ Kathryn, gefolgt von Seven den Besprechungsraum.



Kathryn Janeway stand neben Seven of Nine im astrometrischen Labor, sie beobachtete die Borg dabei, wie sie mit flinken Fingern Daten abrief, las und analysierte. Die Blondine machte das mit einem unheimlichen Tempo, was der Captain neidlos bewunderte. Ihre Fähigkeiten waren wahrhaftig außergewöhnlich, Seven war ein absoluter Gewinn für das Schiff und die Crew, wie Kathryn immer wieder feststellen musste.
"Captain, ist dieser ... dieser Urlaub wirklich nötig? Wenn ich jedes Crewmitglied mit einem neuralen Tranciever ausstatten dürfte, könnten sie sich im Alkoven regenerieren und nach einigen Tagen wäre alle wieder voll auf dem Damm, wie Mr. Neelix so schön zu sagen pflegt." Seven hatte ihre Arbeit kurz unterbrochen und Janeway angeblickt. "Diese Methode wäre viel effizienter, als Ihr sogenannter Urlaub."
Der Captain der Voyager war im ersten Moment ein wenig perplex, aber von dieser Frau musste ja ein solcher Vorschlag kommen. Bedacht wählte sie ihre Worte.
"Seven, Sie vergessen nur eines dabei, wir Individuen, zu denen Sie sich übrigens auch zählen müssen, brauchen nicht nur Erholung für den Körper, sondern auch für die Seele. Ich denke, Sie werden es besser verstehen, wenn wir einen geeigneten Planeten für unser Vorhaben gefunden haben und Sie selbst ein paar Tage ausspannen können." Janeway holte kurz inne, um die Borg, die sie mit fragendem Blick ansah, weiter zu überzeugen. "Stellen Sie sich das mal vor, den ganzen Tag nichts tun, faulenzen, spazieren gehen, essen und vielleicht in der Sonne liegen oder Sport betreiben. Das mag in Ihren Augen alles vielleicht unnötig sein, aber Sie werden sehen, es ist wundervoll. Ich bin überzeugt, dass es auch Ihnen gefallen wird."
"Wie Sie meinen, Captain", die Borg hatte einen leicht indignierten Tonfall angenommen, "aber das wird unsere Reise um zwei Wochen verlängern."
"Bei den dreißig Jahren, die wir noch vor uns haben, spielen zwei Wochen mehr oder weniger wirklich keine Rolle. Im Gegenteil, eine moralisch gestärkte Crew wird den Gefahren, die uns erwarten, mit Sicherheit besser trotzen, als es im Moment der Fall ist."
Dem hatte Seven ausnahmsweise nichts mehr entgegenzusetzen und sie fuhr mit ihrer Arbeit fort.
Beinahe eine halbe Stunde arbeitete die Blondine schweigend an ihren verschiedenen Konsolen bis sie offenbar fündig wurde. "Captain, sehen Sie hier, dieser Planet könnte für unser Vorhaben geeignet sein." Die ehemalige Borg überspielte die Daten auf den großen Hauptbildschirm des astrometrischen Labors, die dort angezeigte Sternenkarte wies einige von ihr vorgenommenen Markierungen auf.
"Der Planet entspricht der Klasse M, er hat Umweltbedingungen ähnlich der Erde, zwei Sonnen und wird von intelligenten, aber nicht warpfähigen Lebewesen bewohnt." Seven hielt kurz in ihren Ausführungen inne, um weitere Informationen abzurufen. "Es wird jedoch rege Aktivität von Raumschiffen festgestellt. Erfreulicherweise scheinen diese friedlicher Natur zu sein. Es sind weder Waffenfeuer, noch Schutzschildaktivitäten auszumachen. Diese Welt macht den Eindruck eines regen Handelsplatzes."
"Wie weit ist er von uns entfernt?" Janeway wirkte plötzlich sehr aufgeregt, die Vorfreude war ihr ins Gesicht geschrieben.
"Vier Lichtjahre, wir müssten lediglich eine unbedeutende Kursabweichung vornehmen."
Janeway stand an einer Konsole neben Seven, die Hände auf die Arbeitsplatte gestützt, begeistert verlagerte sie ihr Gewicht von einem Bein auf das andere. "Hervorragende Arbeit, Seven transferieren Sie bitte die Koordinaten zu Lieutenant Paris."
"Aye, Captain." Die ehemalige Borg war sofort dienstbeflissen bei der Arbeit.
"Janeway an Paris."
"Paris hier, Captain."
"Tom, Sie erhalten soeben von Seven Koordinaten eines Planeten, der uns als Urlaubsort geeignet erscheint. Bitte ändern Sie sofort den Kurs."
"Endlich mal eine gute Nachricht, ich werde das sofort erledigen. Paris - Ende."
Die Kom-Verbindung war beendet.
Die ehemalige Borg, die weiter konzentriert an ihrer Konsole gearbeitet hatte, meldete sich erneut zu Wort. "Captain, der Planet weist elektromagnetische Störungen in der äußeren Stratosphäre auf, die sich bis hin zur Mesosphäre ausdehnen. Dies macht uns das Beamen unmöglich. Ein Hindurchfliegen ist aber bei entsprechend modifizierten Schutzschilden für die Voyager und auch für Shuttles möglich. Der Flug könnte zwar ein wenig unruhig werden, aber ich denke, die Crew wird sich anpassen."
"Gut zu wissen, hoffen wir, dass die Bewohner uns wohl gesonnen sind und einer Landung des Schiffes zustimmen werden. Ich werde dies beim ersten Kontakt zur Sprache zu bringen."
Kathryn nickte Seven noch freundlich zu und verließ nach kurzen Worten des Dankes für ihre herausragenden Leistungen das astrometrische Labor.



Im Quartier des Captains saßen Janeway und Chakotay am Abend des selben Tages bei einem gemütlichen Essen. Zuvor hatten sie kurz auf Neelix´ Party auf dem Holodeck vorbeigesehen, die er der Crew ja versprochen hatte. Sie zogen es jedoch vor, dem Trubel bald zu entfliehen. Die beiden ranghöchsten Offiziere der Voyager hatten während des Dinners lange darüber gesprochen, wie sie mit den Bewohnern des Planeten, den die Voyager anflog, den ersten Kontakt erfolgreich herstellen konnten. Außerdem war diskutiert worden, welche Ressourcen sie zum Tausch gegen ihren geplanten Urlaubsaufenthalt anbieten wollten. Sie wussten zwar noch nichts über die Bedürfnisse der Bewohner, aber aus Sevens Scans und weiteren Daten, die sie bisher in Erfahrung bringen konnten, ließen sich einige Rückschlüsse ziehen.
Schweigend saßen die beiden nun beim Dessert, einem köstlichen Mandelpudding mit Eiscreme und Schlagsahne, jeder hing seinen Gedanken nach. Kathryn fühlte sich etwas nervös, die Gegenwart ihres ersten Offiziers beunruhigte sie heute ein wenig mehr als sonst.
Sie hatte geglaubt, ihre romantischen Gefühle zu Chakotay, die sich während ihres Aufenthalts auf New Earth entwickelt hatten, inzwischen längst abgelegt zu haben. Aber im Moment konnte sie das nicht mit Sicherheit behaupten. Wenn sie ihn so betrachtete, wie er ihr gegenüber saß, er war ein verdammt gutaussehender Mann. In seine Augen durfte sie im Moment sowieso nicht blicken, dieses warme und verständnisvolle Braun war heute Abend mehr, als sie ertragen konnte.
Chakotay war es, der die Stille unterbrach, auch er hatte die Spannung in der Luft, die zweifelsohne heute vorhanden war, gespürt und versuchte nun, mit ein paar belanglosen Worten die Situation wieder zu lockern.
"Wie werden Sie Ihre Ferien verbringen? Und vor allem, wie können wir Seven und Tuvok von der Voyager fernhalten?" Bei diesen Worten musste er schmunzeln, als er daran dachte, wie eifrig und dienstbeflissen die beiden waren und so gar nichts für die menschlichen Bedürfnisse übrig hatten.
Kathryn blickte von ihrer Nachspeise hoch und musterte ihren ersten Offizier. "Das dürfte sich als schwierig erweisen, Seven muss abends in ihren Alkoven zur Regeneration." Sie fuhr sich nachdenklich mit der rechten Hand über die Stirn. "Sie erhält Anweisung, das Schiff danach sofort wieder zu verlassen und allen anderen werde ich den Zutritt zur Voyager für zwei Wochen einfach verweigern. Hiervon sind natürlich die Crewmitglieder ausgenommen, die sich abwechselnd um die Schiffsroutinen kümmern müssen."
Bei ihren letzten Worten stahl sich ein spitzbübisches Grinsen über Janeways Gesicht, welches ihr erster Offizier erfreut zur Kenntnis nahm.
"Kathryn", wie immer, wenn sie unter sich waren, sprach er sie mit ihrem Vornamen an, diese Anrede war nur Chakotay gestattet, eine Gebräuchlichkeit, die er von New Earth übernommen hatte, "Sie haben noch nicht auf meine erste Frage geantwortet."
"Ihre erste Frage?" Sie stellte sich absichtlich unwissend.
"Kommen Sie, Kathryn, Sie können sich genau erinnern. Nun erzählen Sie schon."
Es half nichts, er ließ sich nicht ablenken. "Nun, ich weiß selbst noch nicht so genau, ich werde erst einmal abwarten, was wir dort vorfinden. Auf jeden Fall werde ich mir einen ganzen Stapel guter Bücher replizieren und sehr viel lesen."
Überrascht blickte er sie an. "Wollen Sie etwa die ganze Zeit allein verbringen und sich hinter ihrem Lesestoff vergraben?" Er konnte es nicht glauben, Enttäuschung machte sich in seinem Gesicht breit, er hatte gehofft, etwas Zeit mit ihr verbringen zu können.
"Ich weiß noch nicht, Chakotay", versöhnlich lächelte sie ihn an, sie hatte seine veränderte Mimik natürlich sofort bemerkt, "wie gesagt, ich warte erst einmal ab, was der Planet uns alles bietet, dann werde ich weiter entscheiden."
Kathryn entschied sich nach kurzer Überlegung zu einer Gegenfrage. "Welche Aktivitäten haben Sie denn auf dem Planeten geplant?"
"Nun, ich möchte viel spazieren gehen und vor allem will ich auch ein wenig Spaß haben. Ich freue mich darauf, andere Leute kennen zu lernen, vielleicht können wir neue Freundschaften schließen."
Der erste Offizier der Voyager blickte gedankenverloren in Richtung des Kabinenfensters, er sah die Sterne vorbeifliegen, die sich durch die Warpgeschwindigkeit, mit der die Voyager flog, in Streifen darstellten. Er fragte sich, ob er es dort auf diesem fremden Planeten, in der erwartungsgemäß entspannten Urlaubsatmosphäre, schaffen würde, dieser Frau, die für ihn manchmal so unergründlich war, ein wenig näher zukommen. Seit sie ihren Aufenthalt auf New Earth wieder abbrechen mussten, was er im übrigen bis heute noch sehr bedauerte, hatte sie wieder einen Panzer um sich geschlossen. Damals war es ihm für kurze Zeit möglich gewesen, die Frau, die hinter der Fassade steckte, kennen zu lernen und sie hatte ihm ausgesprochen gut gefallen.
Er musste auch nach Jahren noch täglich an ihren dortigen Aufenthalt denken. Er hatte ihr dort, versteckt in dieser Parabel, seine Liebe gestanden und, dessen war er sich sicher, sie wäre beinahe bereit gewesen, diese Gefühle zu erwidern. Er hätte nur noch ein wenig mehr Zeit gebraucht, die ihm aber leider nicht vergönnt gewesen war.
Chakotay konnte diese Umstände leider nicht ändern, aber er war fest entschlossen, den anstehenden Urlaub zu nutzen und erneut zu versuchen, hinter die Fassade des Captains zu blicken.



"Captain, wir erhalten ein Kom-Signal vom Planeten, man ruft uns." Lieutenant Commander Tuvok stand an der taktischen Konsole, er überwachte laufend die Aktivitäten auf und um den Planeten, den sie vor kurzem erreicht hatten. Dort ging es wirklich sehr lebhaft zu, pausenlos starteten und landeten Raumschiffe und Shuttles. Es schien ein reger Handelsplatz zu sein. Erfreulicherweise konnten immer noch keine feindseligen Aktionen verzeichnet werden. Die Voyager hatte ebenfalls absolut friedliche Absichten demonstriert, als sie in den Orbit eingeflogen war. Die Schilde waren deaktiviert, das selbe galt auch für alle Waffensysteme.
"Auf den Schirm." Erwartungsvoll blickte Kathryn nach vorne, dort erschien nach kurzer Zeit das Gesicht eines Humanoiden.
Sie sah einen ausgesprochen gut aussehenden Mann mit langem schwarzen Haar und freundlichen Gesichtszügen. Die Haut war unglaublich dunkel gebräunt, er trug keine Uniform sondern Freizeitkleidung. Das Alter des Fremden setzte Kathryn in etwa mit ihrem eigenen gleich, vom Äußeren wirkte er fast wie ein Mensch, lediglich eine senkrechte Erhebung auf seiner Stirn, beginnend zwischen den Augenbrauen und fortlaufend bis zum Haaransatz, machte deutlich, dass es sich um einen Außerirdischen handelte.
Freundlich lächelte sie den Mann an. "Ich bin Captain Kathryn Janeway vom Föderationsraumschiff Voyager."
Sie machte eine kurze Pause, um ihren Worten Gewicht zu verleihen und fuhr dann fort. "Unsere Sensoren haben Ihre Welt als für uns angenehm registriert und ich möchte Sie fragen, ob wir einige Zeit bei Ihnen verweilen dürften. Wir befinden uns auf einer sehr langen Reise in unsere Heimat und würden uns gerne bei Ihnen einige Tage erholen. Sie haben von uns absolut keine Feindseligkeiten zu erwarten."
Der Fremde lächelte ebenso freundlich zurück. "Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Captain. Ich bin Administrator Tudat von der kapellianischen Verwaltungsobrigkeit." Neugierig sah er in die Gesichter der anderen Crewmitglieder, als seine Augen auf Seven und Tuvok trafen, verweilten sie dort ein weniger länger, aber er enthielt sich jedweder Bemerkung.
"Captain Janeway, Sie haben sich mit Kapella den richtigen Ort für Ihr Anliegen ausgesucht. Unser Planet dient hauptsächlich dem Zweck der Erholung, wir leben hier praktisch vom Tourismus. Das angenehme Klima, welches den meisten Spezies hier gut zuträglich ist, macht das möglich. Täglich kommen Besucher aus weit entfernten Sektoren des Weltalls, nur um bei uns Ferien zu machen."
"Das hört sich phantastisch an, Administrator. Was halten Sie davon, wenn Sie zu uns auf die Voyager kommen, damit wir weitere Einzelheiten, natürlich auch bezüglich der Bezahlung, besprechen können? Unser bester Pilot", sie blickte kurz zu Tom Paris, "würde Sie mit einem Shuttle abholen und natürlich auch wieder zurück bringen." "Gerne, Captain, ich freue mich darauf, Ihr Schiff zu sehen."
Janeway warf einen glücklichen Blick zu Chakotay, der wie immer neben ihr saß, es lief alles noch viel besser, als sie es sich erhofft hatte.
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