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Kapella

von Brigitte

Kapitel 3 - Erste Eindrücke

Direkt angrenzend an die Feriensiedlung, in der die Crew der Voyager untergebracht worden war, erstreckte sich ein wundervoller weißer Sandstrand mit Palmen, der von den sanften Wellen des Meeres umspült wurde.
Überall waren in angemessener Entfernung zueinander Liegen, Stühle und dazu passende Tische aufgebaut worden, es wirkte wie die Südsee auf der Erde oder das Urlauberparadies Risa. Fleißige Bedienstete der kapellianischen Regierung sorgten laufend für das leibliche Wohl der Gäste. Sie rieten ihnen auch, ihre helle Haut vor den beiden Sonnen zu schützen, da sie die starke Strahlung nicht gewöhnt waren.
Das Wetter war wirklich phantastisch, keine Wolke war am Himmel zu sehen, der von den Gestirnen Kapellas erhellt wurde.
Kathryn Janeway kam, gekleidet in einen einteiligen schwarzen Badeanzug, der ihre Figur hervorragend zu Geltung brachte, den Weg zum Strand entlang. Sie blickte sich in der Suche nach einem freien Liegestuhl um und wurde bald fündig.
Mit einem Seufzer ließ sie sich hineinsinken, sie lehnte sich zurück und schloss genießerisch die Augen. Die Sonnenstrahlen waren eine wahre Wohltat für ihren Körper. Kurz darauf wurde sie jedoch sofort wieder gestört. "Verzeihen Sie die Störung, ich habe hier ein sehr gutes Sonnenschutzmittel für Sie."
Überrascht öffnete sie, angesichts der fremden Stimme, die Augen wieder. Vor ihr stand ein junger Mann, offenbar war er hier beschäftigt, wie sie vermutete. Er reichte ihr einen kleinen Flakon mit einer goldgelben Flüssigkeit und bedeutete ihr, sich damit einzureiben.
Kathryn bedankte sich freundlich bei ihm und befolgte umgehend seinen Ratschlag.
"Guten Morgen, Kathryn." Chakotay war neben ihre Liege getreten und blickte ihr freundlich ins Gesicht.
Forschend suchte sie in seiner Mimik nach dem merkwürdigen Ausdruck von gestern, konnte aber nichts dergleichen mehr entdecken. Sie lächelte ihre ersten Offizier an. "Guten Morgen, wie geht es Ihnen? Nehmen Sie doch neben mir Platz."
Der Indianer folgte der Einladung und setzte sich auf eine zweite Liege. "Ausgezeichnet, ich habe wunderbar geschlafen." Das war schlichtweg gelogen, Chakotay konnte die ganze Nacht das Bild, der Captain und Administrator Tudat in trauter Zweisamkeit, nicht verdrängen.
Er beschloss jedoch, den Mann nicht zu erwähnen, schließlich hatte er gar nicht das Recht dazu, so zu fühlen, wie er es im Moment tat. Er entschied sich, seichte Konversation mit ihr zu betreiben. "Sind Sie schon geschwommen? Das Meer ist wirklich wunderbar."
"Leider nein, ich habe ausnahmsweise lange geschlafen." Kathryn musste grinsen. "Schließlich habe ich ja Urlaub."
Chakotay wagte den Versuch einer Einladung. "Darf ich Sie zum Schwimmen begleiten? Ich habe das Meer schon ein wenig erkundet und einige gute Stellen gefunden, an denen das Wasser so klar ist, dass Sie bis auf den Grund sehen können. Man kann verschiedene Gewächse, Fische und einige Arten Korallen erkennen."
Janeway wollte gerade antworten, als ihr jemand zuvorkam.
"Captain, da sind Sie ja, ich habe Sie schon gesucht. Mein Boot ist bereit, wir können unseren Ausflug starten." Administrator Tudat stand urplötzlich hinter Chakotay und lächelte Janeway gewinnend an.
"Wundervoll, ich freue mich sehr." Kathryn stand auf und wandte sich noch kurz an den Commander, der sich ebenfalls erhoben hatte. "Tut mir leid, aber wie Sie sehen, bin ich bereits zu einer Bootsfahrt verabredet. Vielleicht morgen, in Ordnung?" Sie legte ihm die Hand auf den Arm, am liebsten hätte er sie abgeschüttelt, ihre Berührung war ihm plötzlich unangenehm.
"Natürlich Captain, Administrator, ich wünsche Ihnen beiden viel Vergnügen." Chakotay nickte den beiden noch unverbindlich zu und entfernte sich dann.



Harry Kim fiel beinahe die Kinnlade herunter, als er zu dem Weg blickte, über den die Strandgäste gingen. Seven of Nine kam zusammen mit Icheb, in einem der absolut knappsten Bikinis, die er je gesehen hatte, direkt auf ihn zu. Ihre Haare hatte sie zwar wie immer streng nach hinten gebunden, aber das tat dem optischen Eindruck, den sie erweckte, keinen Abbruch. Sie sah einfach nur phantastisch aus, ihre Figur war nahezu perfekt.
Der junge Fähnrich fing sich wieder und winkte den beiden ehemaligen Borg fröhlich zu. "Seven, Icheb, kommen Sie hierher zu uns. Wir haben noch einige Liegen frei."
Die beiden folgten seiner Einladung, blieben aber dann, als sie bei ihm angekommen waren, unschlüssig stehen.
"Kommen Sie, Sie müssen sich hinlegen und entspannen. Später können wir dann alle zusammen schwimmen gehen." Harry wies einladend auf die beiden noch freien Plätze vor ihnen.
Die Blondine blickte skeptisch. "Welchen Sinn hat diese Aktivität? Was mache ich, wenn ich mich hingelegt habe?"
"Kommen Sie, versuchen Sie es einfach, Sie werden sehen, es wird Ihnen gefallen." Tom Paris, der zusammen mit B'Elanna Torres Kim an den Strand begleitet hatte, mischte sich nun ein. "Tun Sie einfach mal nichts, es ist phantastisch."
Unsicher sahen sich die beiden ehemaligen Borgdrohnen um, alle Leute in Sichtweite gingen der selben nichtstuenden Tätigkeit nach. Sie folgten dann zögernd deren Beispiel und ließen sich vorsichtig nieder.
"Hier", die Halbklingonin warf Seven eine kleine Flasche zu, die sie in überaus schneller Reaktion auffing, "Sie beide müssen Ihre Haut damit einreiben, sonst könnten Ihnen die beiden Sonnen schaden."
Neelix und Lieutenant Ayala waren zu ihnen herangetreten, die beiden hatten verschiedenfarbige Kugeln in den Händen. "Wer hat Lust auf ein Spiel?" Der kleine Talaxianer, der in seiner Strandbekleidung wirklich lustig aussah, seine Badehose war genauso bunt, wie die übrige Kleidung, die er sonst zu tragen pflegte, hielt einladend die schweren Bälle in den Händen.
"Ein Boccia-Spiel! Neelix, wo haben Sie das denn her?" Tom Paris war überrascht aufgesprungen und begutachtete die Kugeln.
"Dachte ich es mir doch, dass Sie das Spiel kennen. Da vorne", er deutete mit der Hand in Richtung der Strandbars, "gibt es sie auszuleihen. Also, wer macht jetzt mit?"
B'Elanna erhob sich begeistert. "Wir sind mit dabei, kommen Sie Seven, das wird Ihnen auch gefallen, Icheb, Sie müssen ebenfalls mitmachen."
"Ich sehe keinen Sinn in dieser Interaktion, Sie sollten wohl besser Naomi Wildman dazu holen." Seven betrachtete skeptisch den Aufbau des Spielfeldes und blickte sich dann um. Sie sah Chakotay mit raschen Schritten in Richtung der Bungalows gehen.
"Commander, wollen Sie vielleicht mitspielen? Ich würde meine Freizeit lieber anders verbringen."
Der erste Offizier der Voyager ging jedoch gesenkten Hauptes weiter, er reagierte nicht auf die Worte der ehemaligen Borg.
Ayala sah fragend in die kleine Runde. "Was hat er denn, dass er nicht mehr mit uns spricht?"
B'Elanna Torres legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich kann es mir denken, lassen wir ihn einfach in Ruhe." Sie blickte zu den anderen. "Los, fangen wir an. Seven, Sie sehen, Sie haben keine Wahl, also machen Sie schon mit."



Als Commander Chakotay seinen Bungalow erreicht hatte, schloss er die Eingangstür ab und ging in seinen Schlafraum. Unter dem Bett holte er sein Medizinbündel, das er von der Voyager mitgebracht hatte, hervor und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.
Er breitete vor sich das Fell aus und legte darauf sorgfältig seine Meditationshilfsmittel, eine Amselfeder, einen Stein, auf dem ein Chaa-moo-zee eingezeichnet war, und das Akoonah.
Der Indianer nahm den Stein und hielt ihn mit beiden Händen umschlossen, seine Lider begannen sich zu senken. Er konzentrierte sich.
Kurz darauf legte er den Stein mit der seltsamen Gravur wieder zurück auf das Fell, er begab seine flache Hand auf das Akoonah, schloss abermals die Augen und begann zu sprechen.
"Akoochemoyah, ich bin weit entfernt von zuhause.
Weit entfernt von den Gebeinen meines Volkes.
Ich suche Rat, bist du da draußen, meine Freundin, die mir helfen kann?"
Als Chakotay die Augen wieder öffnete, fand er sich auf einer blühenden Wiese wieder, angrenzend war ein dichter Wald zu erkennen. Die Sonne schien warm auf ihn hernieder. Er blickte sich um und suchte seinen tierischen Berater.
Eine Bewegung im Gras ließ ihn aufmerksam werden, dann sah er sie, die kleine Schlange, die ihn bisher so wunderbar durch sein Leben geleitet hatte, seit er ein junger Mann war und die ihm schon in so vielen Fragen mit ihren Ratschlägen zur Seite gestanden hatte. In ihrer Gegenwart fühlte er sich absolut frei und sicher, obwohl er sich sonst in der realen Welt vor diesen Kriechtieren fürchtete.
In seinem Geist hörte er sie lachen, sie konnten nur gedanklich miteinander kommunizieren.
*Chakotay, du warst lange nicht mehr hier. Ich habe dich vermisst, hattest du denn keine Probleme mehr, die du mit mir erörtern wolltest oder befandest du es auch nicht für nötig, dich nur einmal zu entspannen?*
Der erste Offizier der Voyager ließ sich in das duftende Gras sinken. Immer wenn er in seiner Vision hierher kam, war es eine Wohltat für ihn.
*Es tut mir leid, ich habe dich vernachlässigt, meine Freundin, aber wir hatten viele Schwierigkeiten zu bewältigen. Ich konnte einfach keine Ruhe finden, um dich zu besuchen. Hilfst du mir heute trotzdem?* Er richtete den Kopf auf und blickte fragend auf die kleine Schlange, die sich neben ihm eingerollt hatte und ihn aus wachsamen Augen anblickte.
*Es geht immer noch um diese Frau, habe ich Recht?*
*Ja, es stimmt. Du kennst mich besser, als jeder andere.* Chakotay hielt kurz inne und suchte nach den richtigen Worten zur Beschreibung seines Ansinnens. *Es gibt ein Problem, das erste Mal seit Jahren machen wir richtigen Urlaub, ich hatte die Hoffnung, Zeit mit ihr zu verbringen. Nun gibt es dort einen Mann, den sie gestern schon getroffen hat und heute ist sie bereits wieder mit ihm unterwegs.* Traurig ließ Chakotay den Kopf wieder in das Gras sinken und schloss die Augen.
*Du bist eifersüchtig, nicht wahr?*
Er wollte sich sofort vehement gegen diese Aussage wehren, aber ihm wurde bewusst, dass sein tierischer Berater die Wahrheit sprach.
*Du hast Recht, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich habe Angst, sie zu verlieren.*
Die Schlange bewegte sich, sie kroch auf seinen Brustkorb, um ihm ins Gesicht sehen zu können, er ließ es zu, da er genau wusste, sie würde ihn nie verletzten. *Du hast sie doch noch nie besessen.*
*Ja, das stimmt. Aber ich hatte bisher keine Wahl, sie ist mein Captain und ich habe als ihr erster Offizier nicht das Recht und die Möglichkeit, eine Beziehung mit ihr zu beginnen.*
Seine Freundin legte den Kopf schräg und ließ zischend aus ihrem Mund die gespaltene Zunge entweichen. *Sagtest du nicht, dass ihr im Moment Urlaub macht? Jetzt seid auch ihr Privatpersonen und du kannst ihr deine Gefühle offenbaren.* Sie machte eine kurze Pause, damit Chakotay nachdenken konnte. *Außerdem musst du jetzt wirklich das Risiko eingehen und es wagen, den sonst wirst du sie gewiss an diesen anderen Mann verlieren.*
*Ich weiß nicht ...* Der Indianer wurde von der Schlange unterbrochen.
*Du bist ein Feigling, ich habe dich im Laufe deines Lebens so viele Dinge gelehrt, Feigheit gehört mit Sicherheit nicht dazu.* Er vernahm das spöttische Lachen seiner kleinen Freundin.
*Tu es, oder du wirst nie erfahren, wie sie zu dir steht.*



Kathryn Janeway und Administrator Tudat hatten einen wundervollen Tag auf dem Meer verbracht. Der Kapellianer hatte ihr verschiedene Inseln, Riffs und Sandbänke gezeigt. Sie hatten köstlich zu Mittag gegessen. Der Captain hatte einige Zeit ihre Haut vernachlässigt und sich, bedingt durch die Kraft der zwei Sonnen einen leichten Sonnenbrand an ihren Schultern und im Gesicht zugezogen.
Sie hatte die Anwesenheit dieses Mannes durchaus genossen, jetzt allerdings freute sie sich nur noch auf ein heißes Bad und danach wollte sie sofort schlafen gehen.
"Haben Sie Lust, heute mit mir noch Essen zu gehen?" Tudat blickte sie fragend an, er hatte seine Hand auf ihren Ellenbogen gelegt, was Kathryn allerdings mit einem Mal unangenehm war.
Dieser Fremde wurde ihr langsam ein wenig zu vertraut, sie durfte ihn allerdings auch nicht vor den Kopf stoßen, da sie ihren Leuten den wohlverdienten Urlaub auf keinen Fall verderben wollte.
Sie hob den Arm und fasste sich vorsichtig an die Schulter, so dass er ihren Ellenbogen loslassen musste.
"Tut mir leid, Administrator, heute bin ich wirklich zu müde. Außerdem verspüre ich keinen Hunger mehr, ein Stück Obst wird mir vollkommen ausreichen."
Endlich war ihr Bungalow in Sicht, wie Janeway erleichtert feststellte.
Als sie auf der Veranda angekommen waren, drehte sie sich kurz um und reichte Tudat die Hand.
"Vielen Dank für diesen wundervollen Tag, ich habe ihn wirklich sehr genossen."
Der Administrator verneigte sich leicht vor ihr.
"Gern geschehen, ich würde mich freuen, wenn wir das morgen wiederholen könnten."
*Das habe ich befürchtet*, dachte Kathryn bei sich, laut aber erwiderte sie. "Ich denke, ich sollte mich in den nächsten Tagen mal meiner Crew anschließen, sie fragen sich sonst noch, ob sie überhaupt einen Captain haben." Sie lachte ihn an, was jedoch ein wenig gekünstelt wirkte.
*Morgen*, dachte Kathryn bei sich, *werde ich mir Gedanken machen, wie ich ihn mir vom Leib halten kann.*
"Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, Captain Janeway." Galant küsste ihr Tudat die Hand und ging dann zurück auf die Straße.
Janeway verdrehte, nachdem sie sich von ihm abgewandt hatte, leicht entnervt die Augen nach oben und betrat ihr Ferienzuhause.



Kathryn kam gerade erfrischt aus der Badewanne, ihre Haut hatte sich wieder ein wenig erholt und sie hatte auf ihre Schultern eine dicke Creme aufgetragen. Mehr als ein Handtuch, welches sie um den Körper geschlungen und oberhalb der Brust verknotet hatte, trug sie im Moment nicht.
Sie setzte sich auf die Couch ihres Wohnzimmers, nahm sich ein Stück Obst aus der Schale und ihr Buch vom Tisch, welches aufgeschlagen dort lag.
Gerade, als sie beginnen wollte, zu lesen, klopfte jemand an die Tür. *Hoffentlich ist er das nicht schon wieder*, dachte der Captain bei sich. Sie erhob sich betont langsam und ging barfuss zum Eingang. Kathryn bedauerte, keinen Morgenmantel überziehen zu können, aber die Salbe musste in die Haut einziehen.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und lugte nur mit der Nasenspitze durch den Spalt. Erfreut nahm sie zur Kenntnis, dass lediglich ihr erster Offizier und nicht der Kapellianer draußen stand.
"Kommen Sie herein, Chakotay." Einladend machte sie ihm den Eingang frei. Kathryn zog das Handtuch noch ein wenig höher. Obwohl es wirklich nichts zu sehen gab, machte sich eine verschämte Unsicherheit in ihr breit.
Sie ging zurück und setzte sich wieder, im Sitzen konnte sie ihre Notbekleidung besser kontrollieren, sie hatte Angst, der Knoten könnte sich unerwartet lösen.
"Danke, Kathryn." Der Indianer folgte ihr und setzte sich gegenüber. Er lächelte sie freundlich an, im Moment war keine Spur von der Eifersucht zu erkennen, die den ganzen Tag in ihm gewütet hatte. Der Besuch bei seinem tierischen Berater war eine Wohltat für seine wunde Seele gewesen.
"Ich wollte Ihnen sagen, dass die gesamte Mannschaft den Aufenthalt hier sehr genießt. Bereits am ersten Tag fühlen sich alle wesentlich besser. Sie werden sehen, in zwei Wochen haben Sie wieder eine hundertprozentig einsatzbereite Crew." Er hatte seine Hände zwischen den Knien gefaltet und vermied es plötzlich, ihr in die Augen zu sehen. "Alle sind sehr dankbar für diese Erholung und haben viel Spaß."
Janeway bemerkte, dass unvermittelt am Verhalten ihres ersten Offiziers irgendetwas seltsam war und beschloss, ihn direkt darauf anzusprechen, obwohl sie sich ein wenig vor der Antwort fürchtete. Sie ahnte den Grund, warum er sie nicht mehr ansehen konnte. Aber warum war er dann überhaupt gekommen? Sie erhob sich und ging um den Tisch herum auf ihn zu.
"Chakotay, gibt es irgendetwas, das Sie stört?"
Der Indianer stand ebenfalls auf, er stellte sich vor sie und blickte ihr in die Augen. Kathryn erschrak ein wenig über das, was sie darin zu lesen glaubte. Ein wildes Feuer loderte darin, sie meinte Zorn und Eifersucht, aber auch Leidenschaft zu erkennen.
Der Captain der Voyager senkte den Blick, da sie es nicht mehr ertragen konnte und wartete auf seine Antwort.
"Hatten Sie einen schönen Tag mit Administrator Tudat?" Ein leichter Hauch von Ironie begleitete seine Worte.
Kathryn wurde unsicher, dann überkam sie Ärger, es ging ihn schließlich nichts an, mit wem sie ihre Freizeit verbrachte. Sie beschloss jedoch, neutral zu bleiben.
"Danke, und wie ist Ihr erster Urlaubstag verlaufen?"
Diese kurze Antwort hatte er nicht erwartet, sie sagte so viel und doch wieder gar nichts aus.
"Großartig, ich war in meinem Haus und habe meinen geistigen Berater besucht."
Janeway musste unvermittelt lachen, was ihn wütend machte. "Sie haben Urlaub und verbringen ihn nicht in dieser wundervollen Landschaft oder am Strand, sondern bei der Visionensuche. Seien Sie mir nicht böse Chakotay, aber das verstehe ich nun wirklich nicht."
Er konnte nicht mehr anders, die Frau, die ihm soviel bedeutete hatte den gestrigen Abend und den heutigen Tag mit einem fremden Mann verbracht, was sie offenbar sehr genossen hatte, und nun stand sie vor ihm und lachte ihn aus, nur weil er in seiner Einsamkeit die Meditation gesucht hatte. Er riss sie in seine Arme, was sie völlig überrascht hinnahm und mit sich geschehen ließ. "Wissen Sie, warum ich meinen geistigen Führer aufgesucht habe?"
Kathryn blickte ihn nur stumm und erschrocken an und versuchte, sich mit ihren Händen von ihm wegzustemmen, was ihr jedoch nicht gelang. Seine Worte hatten ungewohnt hart geklungen, nichts war mehr von der sanften Stimme vorhanden, die sie so sehr liebte.
"Nein? Das macht nichts, Sie würden es sowieso nicht verstehen."
Mit einer Leidenschaft, die sie völlig willenlos machte, begann er plötzlich, sie zu küssen. Ihr Denken wurde völlig ausgeschaltet und in ihrem Kopf rauschte es nur noch. In ihr war mit einem Mal nur noch Gefühl und nackte Leidenschaft. Was sie spürte, war unglaublich wundervoll und erregend. Ihre Arme wanderten wie von selbst aus der abwehrenden Haltung, die sie vorher eingenommen hatte, nach oben und schlossen sich um seinen Hals.
Chakotays Kuss wurde immer fordernder und intimer, als sie seine Zunge spürte, öffnete sie bereitwillig ihre Lippen. Sie erkundete seinen Mund ebenfalls und fuhr erst mit ihrer Zunge an seinen Zähnen entlang, um danach tiefer in seinen Mund zu gleiten. Als die Spitzen ihrer Zungen aufeinander stießen, konnte Kathryn ein lautes Aufstöhnen nicht mehr verhindern. Dies erregte den Indianer noch mehr und er begann, den Knoten ihres Handtuches zu lösen, was ihm auch sehr schnell gelang.
Das notdürftige Kleidungsstück ließ er einfach zu Boden fallen, noch immer hatte er seinen Mund nicht von ihrem gelöst. Er wollte diesen Augenblick ewig festhalten.
Seine Hand, die bisher ihren Nacken umschlossen gehalten hatte, streifte nach vorne, strich sinnlich über ihren Hals, was ihr heiße Schauer über den Rücken jagte. Chakotay ließ seine Finger dann an ihrer Kehle abwärts gleiten, auf der Suche nach ihren Brüsten.
Als er sie zärtlich und vorsichtig berührte, setzte unvermittelt Kathryns Denkvermögen wieder ein und ihr wurde schlagartig bewusst, was sie gerade im Begriff war zu tun. Erschrocken machte sie sich von ihm los und blickte ihren ersten Offizier entsetzt an. Plötzlich bemerkte sie, dass sie unbekleidet vor ihm stand, Schamesröte überzog ihr Gesicht, die von unverhohlener Wut begleitet wurde. Sie raffte das Handtuch vom Boden auf und wickelte es trotz ihrer zitternden Finger schnell wieder um ihren Körper.
Wieso hatte er das getan und was war zur Hölle nur in sie gefahren? Er hatte sie vollkommen überrumpelt, Janeway wurde so zornig, zum Teil auch über sich selbst, dass sie ihren Arm hob und zum Schlag nach hinten auszog. Chakotay konnte gerade noch rechtzeitig reagieren, er fing sie ab und hielt ihre Hand fest umschlungen am Gelenk fest.
"Auf wen sind Sie jetzt wütend, Kathryn?"
Der Indianer ließ sie abrupt los und ging einen Schritt zurück, um sie forschend anzublicken.
Janeway fehlten, wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben, die Worte. "Sie, Sie ..."
"Gute Nacht, Kathryn." Er ließ sie einfach stehen und ging zur Tür hinaus.
Der Captain der Voyager blieb fassungslos stehen und blickte ihm nach.



Stunden nach diesem Vorfall lag Kathryn Janeway noch immer wach in ihrem Bett. Die Geschehnisse am Abend hatten sie vollkommen durcheinandergebracht.
Gut, sie ahnte, dass Chakotay ihr immer noch tiefere Gefühle entgegenbrachte, als er es als ihr erster Offizier dürfte. Sein Verhalten, als Q sich mit ihr paaren wollte, hatte es ihr zu deutlich gezeigt. Aber sonst hatte er sich stets zurückgehalten, sie beide konnten freundschaftlich miteinander umgehen und vertrauten einander grenzenlos.
Sie verstand nicht, wie es zu diesem Vorfall kommen konnte, was war nur in ihn gefahren? Kathryn vermutete, dass er eifersüchtig war, sie hatte viel Zeit mit Administrator Tudat verbracht. Aber das rechtfertigte keineswegs seine Handlung.
An Bord der Voyager wäre so etwas nie vorgekommen.
Allerdings musste sie auch ehrlich gegenüber sich selbst sein und zugeben, dass sie seine Zärtlichkeiten und Liebkosungen sehr genossen hatte. Was noch viel schlimmer war, es hatte sie unheimlich erregt und wenn sie nur daran dachte, ging ihr Atem schon schneller.
Jahrelang hatte Kathryn die Gefühle für ihren ersten Offizier erfolgreich verdrängt, obwohl sie wusste, dass sie sich selbst belog. Bereits bei ihrer ersten Begegnung hatte sie ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend vernommen, das sie sich damals jedoch noch nicht eingestehen wollte. Sie war schließlich verlobt gewesen und derartige Empfindungen standen ihr nicht zu.
Als sie einige Monate allein auf New Earth verbrachten, war sie jedoch ehrlich genug zu sich selbst gewesen und hätte ihre Emotionen beinahe an die Oberfläche kommen lassen. Sie bedauerte es tief in ihrem Inneren heute noch, dass sie diesen Planeten wieder verlassen mussten. Wer wusste, was sonst geschehen wäre. Zurück auf der Voyager vergrub sie jedoch ganz schnell und sehr erfolgreich, wie sie meinte, ihre Zuneigung für Chakotay wieder tief in ihrem Inneren. Nach dem vergangenen Abend wusste sie allerdings nicht, ob ihr das auch weiterhin gelingen würde.
Er ahnte nicht, was er mit ihr angestellt hatte, in welchem Aufruhr sie jetzt war.
Janeway erhob sich aus dem Bett, sie beschloss, eine Tasse heißen Tryschank zu trinken, dieser Kaffee-Ersatz, wie Neelix sagen würde, war das einzige Mittel, das ihr jetzt noch beim Einschlafen helfen konnte.
Mit dem Getränk in der Hand setzte sie sich wieder an die Bettkante, sie hatte Angst vor dem nächsten Tag, Kathryn wusste nicht, wie sie ihm jemals wieder in die Augen sehen sollte.



Zur selben Zeit ging auch ein unruhiger Commander Chakotay in seinem Bungalow auf und ab, der seine aufgewühlten Emotionen nur schwer unter Kontrolle bringen konnte. Er vermochte ebenfalls nicht zu schlafen und machte sich seine Gedanken.
Der Indianer blieb stehen und lehnte den Kopf an die Wand, in der Hoffnung, dass diese ihm etwas Kühlung verschaffen könnte.
Was hatte er nur angerichtet? Wieso hatte er sich nicht beherrschen können?
Er wusste es genau. Endlos auf die Frau zu warten, nach der er sich so sehr sehnte, das konnte er noch verkraften, da ihm immer die Hoffnung blieb, auf der Erde, sollten sie jemals dahin zurückkehren, könnte sich alles ändern.
Aber, dass sie sich offensichtlich einem anderen Mann zuwandte, das war ihm zuviel. Außerdem war er natürlich durch die Worte seines tierischen Beraters ermutigt worden, die kleine Schlange hatte ihn sogar ausgelacht, weil er den ersten Schritt nicht wagte.
Vielleicht war es ihm ja doch gelungen, Kathryn nachdenklich zu stimmen.
Immerhin hatte sie seine Küsse mit einer Leidenschaft erwidert, die er dieser nach außen hin so kühl und unnahbar wirkenden Frau nie zugetraut hätte. Erregt atmete er heftig durch, als er an diese für ihn so wertvollen und unvergesslichen Minuten dachte.
Chakotay löste seinen Kopf von der Wand und ging wieder langsam im Zimmer auf und ab, die Stirn nachdenklich in Furchen gezogen.
Er hatte es wenigstens einmal geschafft, die Person, die er über alles liebte, in seinen Armen zu halten, auch wenn sie ihm dafür fast eine Ohrfeige gegeben hätte.
Bei diesem Gedanken musste er schmunzeln, sie war so entsetzt über sich selbst gewesen, als ihr bewusst geworden war, was sie getan hatte.
Er hatte nicht vor, es dabei bewenden zu lassen, mit dieser Aktion hatte er bei Kathryn nur an der Oberfläche gekratzt. Er wollte die ganze Frau unter ihrer doch so harten Schale ergründen, um den weichen Kern freizulegen. Das alles wurde ihm mit einem Schlag klar.
Chakotay beschloss, zu Bett zu gehen, denn im Grunde genommen konnte er mit dem Verlauf des Abends zufrieden sein.
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