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Because you saved me ...

von RedRose

Dr. Chapel auf Vulkan

"Dr. Chapel, auf Station 20 verschlechtert sich der Zustand des Patienten, der von einer Thy'son Schlange gebissen wurde", verkündete Schwester T'Singh ruhig, ungeachtet dessen, dass Christine Chapel gerade dabei war, einem Chirurgen bei einer schwierigen OP zur Seite zu stehen.
"Es geht gerade nicht, Schwester... könnten Sie sich ausnahmsweise mal um ihn kümmern? Ich bin gerade dabei, Dr. Salan zu assistieren", erklärte sie und fuhr sich vorsichtig mit der Hand über die Stirn, um den Schweiß abzuwischen, von dem bei ihrem vulkanischen Kollegen keine Spur war.
"Es ist Ihr Patient und laut Dienstplan wurde für diese Operation einzig und allein Dr. Salan zugeteilt", erwiderte die Schwester weiterhin ruhig. "Ich habe es Ihr schon gesagt", erklärte Dr. Salan und Christine hätte am liebsten aufgeschrien.

Christine Chapel, ehemalige Krankenschwester auf dem Raumschiff Enterprise unter dem berühmten Captain Kirk, hatte vor einigen Monaten ihr Medizinstudium abgeschlossen und wollte danach für ein halbes Jahr auf einem anderen Planeten Erfahrungen sammeln. Ihre Wahl war auf Vulkan gefallen, da sie dieser Planet und die Leute dort interessierten und sie glaubte, dort gut zurechtzukommen. Eigentlich war das ja auch der Fall, nur eines machte sie rasend: Die Vulkanier schienen überhaupt nicht flexibel zu sein. Was auf der Erde hochgelobt und als unbedingte Voraussetzung für jeden Arzt oder Ärztin gesehen wurde, war hier praktisch nicht vorhanden und egal, um welchen Notfall es ging, wenn es nicht der Patient des Arztes laut Dienstplan war, kümmerte sich auch niemand sonst darum. Nach Christines Einschätzung hatte Dr. Salan bei dieser OP auf jeden Fall Hilfe gebraucht. Aber der Dienstplan sah ja etwas anderes vor...
Dabei war das Verrückte, dass bei dieser ganzen Unflexibilität nichts schief ging. Derjenige, der diese Pläne machte, schien genau zu wissen, welcher Arzt für was am geeignetsten war.

"Ich werde dann mal zu meinem Patienten gehen", murmelte Christine, als sie bemerkte, dass die beiden Vulkanier sie auffordernd ansahen. Schnell streifte sie sich die OP Haube und den grünen Überzug ab und machte sich auf den Weg.
'Ich sollte mich nicht mehr in diese Organisation einmischen, sonst könnte ich meinen Posten hier schneller los sein als es mir lieb ist', dachte sie und stieg aus dem Turbolift des riesigen Surak Krankenhauses. Bis jetzt hatte sich wohl noch keiner beschwert, aber sie war schließlich eine Art Gastarbeiterin hier, die den Alltag in einem normalen vulkanischen Krankenhaus kennen lernen und Erfahrungen sammeln wollte und so musste sie sich daher auch den Regeln, die hier herrschten, unterordnen. Normalerweise war das für sie ja kein Problem, nur diese Unflexibilität machte sie halt wahnsinnig... aber dies lag daran, dass die Vulkanier bei jeder Situation einen kühlen Kopf behielten, während sie sich gleich viel zu Herzen nahm und immer bereit war, sofort zu helfen. Typisch menschlich, hätten das wohl die meisten ihrer Kollegen genannt.

Christine öffnete schwungvoll die Tür zum Zimmer ihres Patienten. Brav lag er in seinem Bett, der kleine siebenjährige Sortek, und erwartete sie mit ruhigem Gesichtsausdruck, wie es sich für ein gut erzogenes, vulkanisches Kind gehörte. Nur die Hand, die sein linkes verbundenes Knie umklammert hielt, ließ erahnen, dass damit wohl nicht alles in Ordnung war.
"Hallo Sortek", Christine hatte sich das Lächeln bewahrt, dass sie jedem Patienten zuwarf, auch wenn sie es hier nicht zurück bekam. "Hast du wieder Schmerzen?".
„Ja, ich glaube, es hat sich entzündet", erklärte der Junge und zeigte sein Knie.
Die Ärztin sah auf den ersten Blick, dass ihr junger Patient Recht hatte. "Stimmt. Wie bist du darauf gekommen?", fragte sie, während sie aus einem Notfallschränkchen an der Wand eine Spritze und ein Desinfektionsmittel holte.
"Mein Bruder hatte auch einmal eine entzündete Wunde, weil er sie nicht desinfizieren lassen wollte."
"Wie unlogisch von ihm", lächelte Christine und für einen Moment hatte sie den Eindruck, dass die braunen Augen des Jungen sie überrascht ansahen.
"Ja, sehr unlogisch", bestätigte er dann.
"Weißt du denn, warum sich deine Wunde trotz der Tatsache, dass sie desinfiziert worden ist, entzündet hat?", fragte Christine weiter, während sie die Spritze aufzog. "Weil es ein Schlangenbiss ist und in der ersten Zeit bevor es anfängt zu verheilen, besteht die Gefahr trotz einer Desinfektion, dass es sich entzündet. Da die Thy'son Schlange zwar nicht lebensgefährlich giftig, aber doch leicht giftig ist... das haben Sie mir vor zwei Tagen erklärt", sagte Sortek und sah sie einen Moment lang durchdringend an, so als würde er ahnen, dass sie ihn nur hatte testen wollen.
"Richtig", die Ärztin nahm die Spritze und drückte sie vorsichtig in das verletze Knie. Der vulkanische Junge gab keinen Mucks von sich, obwohl es sicher kurz weh getan hatte als die Spritze durch die verletzte Haut gedrungen war.
Christine tupfte zu guter Letzt noch Desinfektionsmittel auf die Wunde und bat Sortek, es regelmäßig zu wiederholen, damit die Entzündung schneller abheilte und um einer frischen bestmöglich vorzubeugen.
Da sie danach nicht wusste, was sie tun sollte, warf sie einen kurzen Blick auf den Dienstplan, der auf jeder Station aushing. Der zeigte, dass sie jetzt Pause hatte. Christine beschloss auf ihren leicht knurrenden Magen hin, dass es an der Zeit wäre etwas zu essen und machte sich auf den Weg zu der Kantine.
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