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Love Triangle

von Emony, Steffi Raatz

Southern Comfort

Ich kann es nicht fassen. Immer wieder lese ich mir den Brief durch, versuche vollständig zu begreifen, was da steht, doch es will mir nicht in den Kopf. Nenn’ mich ruhig stur, von mir aus auch schwer von Begriff, aber wegen was hast du das Schiff verlassen? Oder sollte ich besser fragen - wegen wem?

*Und während ich mich noch immer hin und her gerissen fühle, während mein Herz zur Enterprise gehört, auf diese Mission, und zu einer Person an Bord, so schreit meine Seele nach Erlösung.*

Dieser Brief wirkt so surreal. Das bist nicht du, das passt einfach nicht zu dir. Du bist noch niemals davon gelaufen, du bist kein Feigling, so wie ich es viel zu oft war. Wärst du gegangen, auch wenn du gewusst hättest, dass ich dir die Affäre mit Hoshi nicht übel nehme? Wie könnte ich es dir übel nehmen? Ausgerechnet dir, Jon. Es gibt nichts, das ich dir übel nehmen kann. Nichts bis auf die Gefühle, die ich für dich empfinde, die ich nicht verstehe und die ich nicht haben will.

Bis du von Bord gingst, war ich der festen Überzeugung, dass ich in Hoshi verliebt bin, doch seit ich den Brief fand, die Zeilen las und begriff, dass ich dich verloren habe, seit dem ist nichts mehr, wie es war. Ich habe auf schockierende Weise festgestellt, dass ich zwei Menschen liebe. Hast du jemals so empfunden? Kannst du dir vorstellen, wie verdammt verwirrend das ist?

Du wächst auf und man bläut dir ein, dass du eines Tages ein Mädchen heiraten und mit ihr eine Familie gründen wirst. Niemand bereitet dich darauf vor, dass irgendwann ein Mann in dein Leben tritt, der dein bester Freund und später dein Vorgesetzter wird und in den du dich – sprichwörtlich – hoffnungslos verliebst. Hoffnungslos, weil ich weiß, dass wir niemals eine Chance hatten oder jemals haben werden.

Jemand wie du, ein richtiger Mann, verdient eine Frau wie Hoshi und wenn diese Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen, dann bleibt mir nichts als euch zu gratulieren. Selbstverständlich verschwinden die Gefühle, die ich für sie habe nicht über Nacht, aber ebenso wenig kann ich das ausschalten, was ich für dich empfinde.

Auch wenn ich mir wünsche dich zu hassen – denn du hast mir wehgetan, in dem du mich verlassen hast – ich kann es nicht. Ich kann auch Hoshi nicht dafür hassen, dass sie sich auf dich eingelassen hat. Ich kann sie verstehen. Sie hat Geschmack. Du bist zweifellos ein attraktiver Mann.

Ich wusste das schon, bevor mir klar war, dass ich bisexuell bin. Ich habe es nur niemals so klar gesehen. Und noch nie zuvor hatte ich das Verlangen dich in die Arme zu nehmen und zu küssen, dir die Kleider vom Leib zu reißen und dich leidenschaftlich zu lieben.

Wenn ich mich hinlege, so wie jetzt, das Quartier dunkel und leise, und mir vorstelle, dass auch du mehr für mich empfindest als tiefe Freundschaft und mich mit zärtlichem Streicheln verwöhnst, dann taucht sie plötzlich neben dir auf und wir drei küssen und streicheln uns. Verrückt, ich weiß, und ja, auch irgendwie pervers. Aber, hey, das ist meine Fantasie und in der passiert was ich will.

Jon, warum bist du gegangen? Hoshi allein ist doch nicht Grund genug, einen Lebenstraum aufzugeben, unsere Freundschaft, alles wofür du lebst. Du bist geboren worden, um dieses Schiff zu kommandieren, es ist dein verdammtes Schicksal und das kannst du nicht einfach wegwerfen. Du kannst...

Ein jähes Klopfen an meiner Tür lässt mich erschrocken zusammenzucken. Wer mag das wohl sein? Dass du es nicht bist, ist mir klar. Obwohl, vielleicht bin ich eingeschlafen und träume gerade. Dann wäre es möglich, dass du vor meiner Tür stehst und mich um Verzeihung bitten willst.

Ich schüttle diese Gedanken von mir und stehe seufzend auf. Das ist definitiv zu schön, um wahr zu sein.

Als die Tür aufgeht und ich Hoshi da stehen sehe, lächle ich müde. Ich würde ihr so gerne die Schuld an deinem Verschwinden geben, doch ich kann es nicht. Sie sieht erschöpft aus. Dunkle Ringe zeichnen sich unter ihren sonst so strahlenden Augen ab. Sie hat geweint, wegen dir. Ihre Augen sind noch etwas rot und leicht geschwollen. Verdammt, Jon! Warum bist du gegangen. Du solltest sie sehen.

„Hey, Hoshi.“ Mehr bringe ich nicht über die Lippen.

Sie sieht mich mit diesem Blick an, der mir zeigt, dass sie etwas weiß, das ich nicht weiß. Etwas, das dich betrifft. Sie sieht aus als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Ich will wissen, was diese Verzweiflung in ihr auslöst und irgendwie auch wieder nicht. Da ist er wieder, der Feigling in mir.

„Wir müssen reden“, sagt sie und sieht mich betreten an, während sie vergebens versucht die neu aufkommenden Tränen zu verkneifen. „Es geht um Jon.“

Okay, damit lag ich also richtig.

Ohne ein Wort zu verlieren, bitte ich sie mittels einer kleinen Geste ins Dunkel meines Quartiers. Den Brief von dir halte ich noch immer in der Hand. Schon seit drei Stunden. Er ist das einzige, was mir von dir geblieben ist.

„Er hat mich verlassen – wegen dir.“

Ihre Worte sind wie ein Schlag ins Gesicht und ich lasse den Brief vor Schock fallen. Dumm zu glauben, dass sie das so meinte, wie ich es in der ersten Sekunde aufgefasst habe. Ich nicke stumm. Natürlich meint sie das anders. Sie meint, dass du sie verlassen hast, weil du dich nicht zwischen sie und mich drängen wolltest. Weil du wusstest, dass ich etwas für sie empfinde.

„Er hat mit mir geschlafen, sich aber in deine Arme gesehnt. Er wollte dich, nicht mich.“

Ganz klar, das ist eine Illusion. Ein Traum. Komm’ schon Charlie, wach auf! Das passiert nicht wirklich.

„Was?“, bringe ich ungläubig hervor. „In dem Brief steht, dass...“

„Dass er das Schiff wegen einer Person an Bord verließ. Und diese Person, Trip, bist du, nicht ich.“

„Nein, Hoshi. Er hat mit dir geschlafen, die letzten Zeilen seines Briefes gelten dir, nicht mir. Ich bin sein bester Freund – bestenfalls – und er bat mich, dir zur Seite zu stehen. Und weil er keine Beziehung zu dir eingehen darf, aus offensichtlichen Gründen, deshalb entschied er sich von Bord zu gehen, bevor es ihn zerreißen konnte.“ Ich weiß wirklich nicht, wer von uns beiden verwirrter über dein Verhalten ist. Hoshi oder ich... Die Vernunft sagt mir, dass sie sich irrt und ich im Recht bin.

„Was fühlst du für ihn?“ Sie fragt das, als wolle sie wissen, welches meine Lieblingsfarbe ist und ich sehe sie skeptisch an.

„Das bleibt unter uns, okay?“ Sie nickt. Ich liebe sie. Sie strahlt dieses Vertrauen aus, das ich sonst nur in deiner Gegenwart empfinde, Jon. „Er ist mehr als ein Freund.“

„Und genau das, Trip, bist du auch für ihn. Er fürchtet sich vor diesen Gefühlen, vertraute sich mir an und irgendwie... landeten wir im Bett. Ich konnte es nicht glauben, wollte es nicht glauben, weil ich mich bis dahin zu dir hingezogen fühlte. Dann küsste er mich, wir schliefen miteinander und plötzlich wusste ich nicht mehr, in wen von euch ich verliebt war. Ich wusste von seinen Gefühlen für dich, von ihm wusste ich, dass du Interesse an mir hattest und...“

Ich hebe die Hände, um ihr Einhalt zu gebieten. Das ist einfach zu viel des Guten. Jetzt verstehe ich wirklich nur noch Bahnhof. Dein Brief hat mich ja schon ziemlich verwirrt, denn für einen Captain und auch Freund waren deine Worte doch sehr gefühlvoll und ungewöhnlich gewählt, aber das, was Hoshi da sagt, das gibt mir endgültig den Rest.

Ich weiß jedoch, ganz gleich, was sie sagt, ganz gleich, was ich für dich empfinde oder du für mich, dass ich euch beide wieder irgendwie zusammen bringen muss. Nicht weil ich masochistisch bin, sondern weil ich weiß, dass es euch beide umbringt, wenn ihr nicht bald wieder zusammen kommt. Ihr habt es nicht gewollt, doch es ist geschehen. Ihr habt euch ineinander verliebt, ihr habt bereits eine Beziehung zueinander. Sie hat sich in dich verliebt, du dich in sie und es spielt keine Rolle, wer in diesem Chaos sonst noch etwas für wen empfindet, denn wir beide haben ohnehin keine Chance. Nicht in diesem Leben, nicht solange wir für die Sternenflotte tätig sind und das war und ist unser beider Traum.

Ich werde einen Weg finden, einfach nur dein Freund zu sein. Und auch ihr Freund. Dieses Dreieck, das da zwischen uns entstanden ist, das kann niemals gut gehen. Ich lege ihr beide Hände auf die Schultern und sehe ihr fest in die Augen. „Jon und ich haben keine Chance, egal ob er nun etwas für mich empfindet oder nicht. Aber ihr beiden, ihr habt eine Chance.“ Ich halte inne, erwidere ihren verwirrten Blick. „Ich werde T’Pol sagen, dass wir umkehren und Jon zurückholen werden.“

„Aber...“ Sie will mir wiedersprechen, doch ich lasse sie nicht aussprechen. Gott, sie ist so verdammt schön.

Ich weiß, dass es falsch ist. Dass ich meine Verwirrung nur noch vergrößere und vermutlich auch ihre, aber ich kann nicht anders, und ich hoffe, dass du mir das irgendwann verzeihen wirst, Jon. Ich senkte meine Lippen auf ihre und verschließe ihren Mund mit einem sanften Kuss. Wenigstens einmal möchte ich sie küssen, bevor ich sie dir überlasse. Bevor ich bereit bin zur Seite zu treten und euch euer Glück zu gönnen.

Als ich mich von ihr löse, sieht sie mich sprachlos an. Und auch mir fehlen zunächst die Worte. Allein sie zu schmecken, sie nur kurz zu fühlen reicht mir, um dich nun vollends zu verstehen. Du hattest gar keine andere Wahl, als dich in sie zu verlieben. Man(n) muss sie einfach lieben. Sie ist Hoshi, frisch und rein wie der Morgentau, verführerisch wie Erdbeeren und Champagner und sie duftet und schmeckt besser als Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Ich kann dich wirklich verstehen.

„Komm“, sage ich zu ihr und nehme sie bei der Hand. Führe sie aus meinem Quartier und schlage den Weg zur Brücke ein. „Wir holen ihn zurück.“
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