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Love Triangle

von Emony, Steffi Raatz

Unspoken

In meinem Quartier ist es dunkel. Dunkel und still. Eine Stille, die mich zu erdrücken scheint. Die mich auffrisst. Langsam. Schritt für Schritt.

Während vor meinem Quartier das Leben weitergeht, steht die Zeit hier still. In mir drin scheint sie nicht mehr zu existieren. Ich scheine nicht mehr zu existieren. Nicht ohne dich.

Ich wusste, es gab keinen anderen Ausweg. Mir war klar, dass ich nicht so weiterleben konnte. Gespalten. Zerrissen zwischen Pflicht und Gefühlen.

Mein Herz schlägt schneller, nur wenn ich an dich denke. Mein Verstand droht auszusetzen. Wie kann ich da Captain sein? Wie kann ich ein Schiff kommandieren?

Ich stehe auf und gehe zum Fenster hinüber. Alles ist ungewohnt. Keine vertrauten Gesichter, keine vertrauten Geräusche. Nur Leere. In mir.

Warum? Warum hab ich mich überhaupt darauf eingelassen? Diese Frage wiederholt sich in meinem Kopf ständig. Ich kenne die Antwort und sie erschreckt mich. Macht mich noch unfähiger, es zu verstehen. Zu verstehen, was mit uns geschah.

Ich fahre mir mit meinen Händen über das Gesicht. Versuche meine Verwirrung, meine Ängste fortzuwischen. Doch es gelingt mir nicht.

*Das hier ist falsch. Es ist schon von Beginn an falsch gewesen. Es wird immer falsch sein. Ganz gleich, was du für mich empfindest, ganz gleich, was ich für dich empfinde, ganz gleich, wie müde wir sind...*, wiederholen sich meine eigenen Worte immer wieder in meinem Kopf. Und obwohl ich genau diese Worte niederschrieb, glaubte ich nie wirklich an sie. Auch nicht heute. Jetzt.

Wäre es falsch, wieso fühlte es sich so gut an? Warum gab es mir ein Gefühl der Stärke?

Ich schließe die Augen. Müde. Resignierend. Es war falsch, es würde immer falsch sein. Egal was ich denke, egal, was ich empfinde.

Vielleicht nicht hier. Vielleicht nicht heute. Ein anderer Tag. Eine andere Zeit. Fern von hier.

Ja, vielleicht hätten wir dann eine Chance gehabt. Und wenn auch nur eine kleine.

Der Blick hinaus macht es nicht besser. Löst in mir Verzweiflung aus. Sehnsucht. Schmerz. Unerträglichen Schmerz.

Verrate ich doch nicht nur meinen Vater, in dem ich die Mission beende, sondern auch dich. Vielmehr uns.

Lüge mir vor, es geht nicht anders. Dabei will ich dich in meiner Nähe. Hier. Jetzt. Ohne Kompromisse.

Und doch kann ich diesem Gefühl nicht nachgeben. Einem Gefühl, das stärker ist als ich selbst. Das meine ganze Willenskraft erfordert, ihm zu widerstehen. Obwohl ich nicht will.

Mein Blick wandert zu Porthos, der lethargisch in einer Ecke liegt. Auch er vermisst das Vertraute. Die Enterprise. Uns.

Ich habe ihn versucht zu füttern, damit wenigstens einer von uns etwas zu sich nimmt. Doch er verweigert sein Essen genau wie ich. Scheint nahe zu eine Kopie von mir. Zumindest in seinem Kummer.

Immer wieder versuche ich zu rekonstruieren, wann das Schicksal seinen Lauf nahm. Wann der Schmerz einsetzte. Seinen Ursprung nahm. Und immer wieder komme ich zu der Erkenntnis, dass er begann, als ich glaubte, ihn verloren zu haben. Als Shuttlepod One nicht aufzufinden war. Als ich meinen Freund verloren glaubte. Meinen Geliebten.

Verdammt, wieso lass ich zu, dass es mich derartig zerstört? Wieso ermöglichte ich es meinem Schicksal, mich zu kontrollieren? Warum verlor ich die Kontrolle?

Wochen-, monatelang haderte ich mit meinen Gefühlen. Wollte nicht wahr haben, was geschah. Stempelte es als etwas ab, was aus sexueller Frustration geboren war. Aus aufgestauten Emotionen. Freundschaft und Angst.

Bis du kamst und mich gerettet hast. Gerettet vor meinen Selbstzweifeln. Davor, verrückt zu werden.

Ich lasse mich auf mein Bett sinken und rolle mich zusammen.

Du fehlst mir. So sehr.

Dein Körper, der sich an mich schmiegt. Vertraut und so, als wäre er dafür geschaffen. Für mich geschaffen. Dein Herz, das regelmäßig schlägt und dessen monotoner Klang so beruhigend auf mich wirkt.

Was würde ich für einen letzten Blick in deine dunklen Augen tun.

In Augen, die mein Herz erwärmen. Meinen Geist durchdringen und in meiner Seele lesen.

Vereint zu sein mit dir ist, als würde man schweben. Als würden Raum und Zeit verschwinden. Sich unsere Seelen verschlingen zu einem wunderbaren Tanz.

Werde ich je in der Lage sein, es zu vergessen? Wirst du es je vergessen können?

Oder war es für dich etwas anderes? Ein Spiel, eine Entladung sexueller Spannungen, so wie es am Anfang für uns beide schien.

Was hast du gedacht, als du meine Worte hörtest. Vorgetragen von dem Mann, der alles ausgelöst hat?

Ich weiß, dass ich dich im Glauben ließ, mein Herz gehöre Trip. Ich weiß, dass ich dir damit wehgetan habe. Und es tut mir leid. Doch hätte ich dir meine Gefühle offenbart. Hätte ich dir gesagt, was ich empfinde. Hätte es was geändert? Wäre es einfacher geworden?

Ich schließe die Augen und spüre Tränen. Salzig rinnen sie meine Wangen hinab und benetzen meine Lippen. Wusstest du, dass Trip etwas für dich empfindet? Nein, das wusste nur ich. Und ich habe ihn betrogen.

Ich, sein bester Freund und Captain. Ich habe ihm genommen, was er begehrte. Wissentlich.

Mein Magen zieht sich zusammen. Was habe ich getan? Wie konnte es so weit kommen?

Was ist falsch gelaufen mit uns?

Es ist einer dieser Momente, in denen ich glaube, aufzugeben wäre das Beste. Aufzustehen, die Luke vom Hangar zu öffnen und im Nichts zu verschwinden. Die Erinnerungen an mich auszulöschen. Mein Leben.

Weil ich nicht weiß, ob ich so weiterleben kann. Ob ich bereit bin, all das aufzugeben. Die Raumfahrt. Dich.

Erst begehrte ich meinen besten Freund, jetzt die Frau, die er verehrt. Bin ich überhaupt wert, weiter zu leben? War ich es je wert, die Enterprise zu kommandieren?

Schmerzhaft zieht sich mein Herz zusammen und das Atmen fällt mir schwer. Ich brauche dich. Ich brauche dich so sehr, dass es mich krank macht, wenn du nicht da bist. Die wachsende Verzweiflung in meinem Inneren drängt mich umzukehren. Dir die Wahrheit zu sagen und doch liege ich still hier auf meinem Bett und starre auf den Boden. Unfähig mehr zu tun.

Und immer wieder frage ich mich, warum ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe. Warum ich nicht meinem Herzen gefolgt bin. Vielleicht, weil ich Angst hatte. Angst, dich zu verlieren.

Ein leichtes Rucken geht durch das Schiff und mein Instinkt lässt mich hochfahren. Lässt mich aufschrecken, mich achtsam werden.

Ein anderes Schiff hat angedockt. Ich kenne dieses Geräusch, dieses Zittern, das durch die Wände dringt.

Mit schnellen Schritten bin ich am Fenster. Sehe hinaus und kann doch nichts sehen.

Für einen kurzen Augenblick - verschwindend kurz - habe ich die Hoffnung, dass du es bist. Doch das ist Einbildung. Wunschdenken. Etwas, was ich als unmöglich ansehen sollte. Viel größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das vulkanische Oberkommando gekommen ist, um mich zu richten. Ich lasse meine Schultern hängen und drehe mich wieder vom Fenster weg.

Sollen sie doch kommen, um mich zu richten. Ich habe mich bereits selbst gerichtet. Schlimmer als die Qualen, die ich mir selbst zugefügt habe, kann nichts anderes sein.

Mein Schiff könnt ihr mir nicht mehr nehmen. Meinen Stolz auch nicht. Meine Karriere habe ich selbst beendet und mein Herz ist gebrochen. Was, also was wollt ihr tun? Wie wollt ihr mich bestrafen? Mich aus der Sternenflotte ausschließen lassen. Tut es. Es ist mir egal. Alles ist mir egal. Egal, weil du nicht bei mir bist.

Ich lasse den Kopf hängen und stütze mich mit einer Hand an der Wand ab.

Warum nur, warum schwirrst du ständig in meinem Kopf herum, in meinem Herzen. Warum tut es so weh? Lässt sich nicht kontrollieren?

Die Tür zu meinem Quartier öffnet sich, doch ich verharre in meiner Position. Betäubt vom Schmerz. Von der Sehnsucht nach dir.

"Jon!", erkenne ich die Stimme. Doch im gleichen Augenblick meine ich zu wissen, dass ich nur einer Halluzination erlegen bin. Und so drehe ich mich nicht um. Bleibe starr auf meiner Position. Bewegungslos.

Erst als eine Hand mich von hinten an der Schulter packt, löst sich die Starre. Plötzlich. Unerwartet.

Ich drehe mich herum und lasse mich in kräftige, vertraute Arme ziehen.

"Du bist hier...", kommt es ungläubig über meine Lippen, "Warum?".

"Weil ich nicht zulasse, dass du unsere Mission gefährdest. Weil du ein Idiot bist und weil ich dich liebe", bekomme ich zur Antwort und spüre, wie meine Augen feucht werden.

"Ich liebe dich auch", erwidere ich, "du verrückter Kerl!"

Er klopft mir auf die Schultern und drückt mich sanft aber bestimmt von sich. Gott, er hat mir gefehlt. So wahnsinnig gefehlt.

Trip sieht mir fest in die Augen und sieht mich beschwörend an. "Nachdem ich deinen Brief gelesen habe, gab es nur zwei mögliche Erklärungen für dein Verschwinden. Sie waren beide nicht akzeptabel. Nicht, um einfach aus meinem Leben zu verschwinden."

"Trip", senke ich den Kopf und spüre, wie die Verzweiflung wieder hoch kommt, "ich habe so viele Fehler gemacht. Es ist nicht so einfach..."

"Doch das ist es!", erklärt er und ich fühle dieses Déjà vu. Hat er denn nicht verstanden? Ich glaubte ihn zu lieben. Nicht wie einen Freund oder Bruder, sondern wie einen Geliebten. Einen Mann, mit dem ich die Nächte verbringen wollte. Nichts ist einfach. Der Schmerz als er mir von seiner Zuneigung zu Hoshi erzählte. Die Verzweiflung, die mich in ihre Arme trieb. Die Erschütterung, als ich begriff, dass ich dabei war, meinen besten Freund zu betrügen. Die Aussichtslosigkeit, als ich erkannte, dass ich mein Herz an sie verloren hatte. Nichts ist einfach, schreit es in mir. Nichts. Wie kannst du es dann behaupten?

Ich sehe ihm in die Augen und versuche mit ihm zu sprechen, doch es misslingt. Verzweifelt möchte ich ihm sagen, was ich empfinde, was ich denke und was mich quält. Warum es nicht einfach ist. Warum unsere Freundschaft auf wackligen Beinen steht. Warum es keine Lösung gibt. Nicht für mich. Nicht, ohne einem von euch weh zu tun. Den Menschen, die mir mehr als mein Leben bedeuten.

Er lächelt, als würde er mich verstehen. Lächelt und legt mir seine Hand auf die Schulter.

Sein Blick wandert zur Tür. Meiner folgt ihm. Langsam. Zögernd.

Dort stehst du.

Dein Gesicht zeigt Unsicherheit. Traurigkeit.

In deinen Augen lese ich Verzweiflung. Verzweiflung und Schmerz. Schmerz, in dem ich mich wiedererkenne.

Wie erstarrt stehe ich da. Ungläubig.

Glaube, einem Trugbild erlegen zu sein.

Trips Hand drückt meine Schulter und ich sehe ihn an. Möchte ihm sagen, dass es mir leid tut. Dass ich ihm nicht wehtun wollte. Ihn nicht verletzen. Dass ich bereit bin, auf alles zu verzichten, damit er glücklich wird. Doch ich schaffe es nicht. Der Schmerz über diesen Gedanken ist in meinem Inneren so stark, dass er mich fast zerreißt.

"Ich weiß", flüstert er und nickt. Ganz so, als habe er mich verstanden.

Für einen kurzen Moment wage ich nicht zu atmen. Wage nicht zu denken. Doch als er in deine Richtung nickt. Mir ein Zeichen gibt, zu dir zu gehen, da spüre ich etwas in meinem Inneren. So als würde sich ein Knoten lösen. Als würde ich Befreiung erleben nach jahrelanger Haft.

Meine Schritte tragen mich zu dir. Und als ich dir gegenüberstehe. Ganz nah. Als ich deine Augen sehen kann. Die Spiegel deiner Seele. Da weiß ich, es kann nicht falsch sein. Es war nie falsch. Es ist das einzig Richtige in meinem Leben. Meine Erfüllung. Mein Traum.

Wie ein Ertrinkender ziehe ich dich an mich. Schließe dich in meine Arme.

"Oh Jon", höre ich deine Tränen erstickte Stimme, die mein Herz fast zerreißt.

Zärtlich nehme ich dein Gesicht in meine Hände, streiche über deine weiche Haut und blicke in deine Augen. Versinke darin. Wie sehr hast du mir gefehlt. Es war, als wäre meine Seele entzweit.

Verlangend presse ich meine Lippen auf deine. Weich. Süß. Verlockend. Ertrinke in dir. In deiner Schönheit. In deiner Sanftheit. Deiner Leidenschaft.

Es ist so, als wären wir nie getrennt gewesen. Als würde alles zusammenpassen. Als gäbe es nie ein du oder ich. Nur ein uns.

Langsam löse ich mich von dir. Drehe mich um und sehe zu Trip. "Wie habt ihr geschafft, T'Pol zum Umkehren zu bewegen?"

"Du hast ihr gefehlt", erklärt Trip und lächelt spitzbübisch.

In diesem Augenblick wird mir klar, dass ich Trip wirklich liebe. Liebe, weil er mein bester Freund ist. Weil er mein Vertrauter ist. Mein Seelenverwandter. Und weil er so gut zu mir ist, obwohl ich es nicht verdiene.

"Mir auch", höre ich deine Stimme neben mir und sehe dich wieder an.

Ich lächle stumm. Ziehe dich noch einmal in meine Arme und atme deinen Duft ein. Langsam aber nur langsam wird mir klar, dass du real bist. Dass du wirklich hier bist. Keine Illusion. Kein Trugschluss.

Und ich weiß, dass ich dir endlich die Wahrheit sagen muss. Dass ich dir erklären muss, was geschehen ist.

Doch mehr als "Ich liebe dich" bringe ich nicht über die Lippen. Den Tränen nahe, obwohl so unglaublich glücklich.

Du siehst mich an. Mit verschwommenen Augen. Einem Beben auf den Lippen.

Deine Augen lesen in mir. Lesen in meiner Seele. Lesen, was ich dir nicht sagen kann. Und verstehen.

Dafür liebe ich dich, Hoshi. Weil du mich kennst. Akzeptierst und verstehst.

Ich bin ein mächtiger Mann gewesen. Captain eines Raumschiffes. Doch bei dir bin ich nur Mann. Dein Mann. Dein Geliebter. Für immer.

Ihre Lippen berühren meine. Sehnsüchtig. Vergebend und ich gleite dahin. Auf einem Strom voller Glück und Zufriedenheit.

Als es endet. Viel zu früh. Spüre ich Trips Hand auf meiner Schulter. "Lass uns nach Hause gehen, Cap'n."

Dankbarkeit steht in meinen Augen geschrieben. Ich lege meinen Arm um Trip und Hoshi und drücke beide an mich. Ohne euch, das weiß ich jetzt, könnte ich nicht leben.

Ich bin zu Hause.

Egal wo ich bin.

Mit euch.

Bei euch.

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