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In another life

von Emony

Black Death

Mein herzliches Dankeschön geht an Ranya für die rasche Beta zur späten Stunde, da ich es gern wie Hemingway halte: Write drunk; edit sober. :D
Kira saß zusammen mit O’Brien an einem Tisch auf der Empore im Quarks und blickte angewidert hinab zur Bar, wo Ro Laren saß und tatsächlich mit dem Barkeeper flirtete. Sie konnte es kaum fassen, dass dieses Schlitzohr offenbar genau wusste, wie er seine Karten auszuspielen hatte, um Ro Larens Herz zu erobern. Und ein wenig beneidete sie die Sicherheitschefin. Nicht um Quark persönlich – das verstand sich wohl von selbst – aber um den Umstand des Werbens. Sie konnte sich kaum erinnern, dass ihr jemals ein Mann derart hartnäckig den Hof gemacht hätte. Nicht einmal Shakaar und auch nicht Odo. Besonders nicht Odo. Dieser war viel zu schüchtern und unbeholfen gewesen. Und hätte sie ihn nicht herausgefordert, sie mitten auf dem Promenadendeck zu küssen, wären sie vielleicht nie ein Paar geworden.

Rückblickend fragte sie sich, ob es das wert gewesen war? Wogen die schönen Monate mit Odo den Schmerz auf, den der Verlust seiner Nähe bei ihr auslöste? Sie hatte einmal daran geglaubt, hatte daran glauben wollen und sich an die schönen Erinnerungen geklammert, die ihr nachts, wenn sie allein in ihrem Bett lag, Trost spendeten, sie wärmten.

Doch wenn sie jetzt Quark und Ro Laren zusammen sah, wusste sie, dass sie nur mit den Erinnerungen an eine verlorene Liebe niemals glücklich werden konnte. Kira seufzte hörbar, nahm ihr Cocktailglas und hob den Strohhalm darin an ihre Lippen. Sie nahm einen ordentlichen Schluck und wurde sich O’Briens besorgtem Gesichtsausdruck erst bewusst, als sie ihr Glas wieder abstellte. „Was is?“, fragte sie mit schwerer Zunge. „Stimmt was nich?“

„Ich hab dich noch nie so viel trinken sehen, Nerys“, erwiderte er und ein ungewohnt besorgter Ton schwang in seiner sonst rauchigen Stimme mit.

„’s geht mir gut“, grinste sie. „Du muss’ dir keine Sorgen machen.“

„Mir wäre wohler, wenn ich dich jetzt einfach zurück in dein Quartier begleiten dürfte. Drei von diesen… ‚Black Death’’ sind offenbar dein Limit.“ Er trank sein Bier leer – Kira hatte so viel Anstand besessen nicht mitzuzählen, womit sie ihm ganz offensichtlich etwas voraus hatte – und schob das leere Glas in die Tischmitte. „Komm schon, tu mir den Gefallen.“

„Du wills’ mich ins Bett bringen?“, grinste sie. Sie glaubte Miles zwinkern zu sehen. Vielleicht hatte er auch nur was im Auge. Sie war sich letztlich nicht sicher, ob ihr Verstand nicht allmählich offline ging. „Früher hat er mich gewollt.“ Kira blickte erneut zu Quark und Ro Laren hinab.

„Quark hat eben Geschmack“, schmunzelte O’Brien.

„Dieser hinterhältige, kleine Gauner mit viel zu großen Ohren hat überhaupt keinen Geschmack!“, schimpfte sie. „Erinnere dich doch nur mal an die Klingonin, die so verrückt gewesen war ihn sogar zu heiraten! Findest du, dass die ebenfalls unter die Kategorie guter Geschmack fällt?“ Kira sah Miles einen Moment lang an und es dauerte einige Sekunden, bis seine zwei Köpfe ineinanderflossen und wieder gerade auf seinem Hals saßen. Er hatte recht. Sie war betrunken. Was war nur in sie gefahren, dass sie sich dermaßen gehen ließ und das noch dazu in Quarks Etablissement?

O’Brien stand auf und bot ihr seinen rechten Ellbogen an. „Komm schon, Nerys, es ist spät geworden.“

Sie seufzte. „Du hast Angst, dass ich dich blamieren könnte, oder?“ Ihr war schwindelig, als sie immer wieder von der Bar zu O’Brien und zurück blickte. Und jedes Mal schien es länger zu dauern, bis ihr Sichtfeld wieder scharf wurde.

„Ich habe Angst, dass du dich selbst in Verlegenheit bringst. Ich hab mich hier schon oft genug betrunken. Aber du bist hier die Kommandantin und du willst doch nicht, dass die Leute morgen über dich reden?“

„Du has’ recht“, nickte sie und erhob sich schwankend. Dankbar ergriff sie seinen noch immer ausgestreckten Ellbogen. „Ich bin so froh, dass du da bis’.“ Sie verlor das Gleichgewicht und strauchelte leicht. O’Brien fing sie geistesgegenwärtig auf. „Tschuldige.“

Aus dem Augenwinkel heraus, nahm Kira wahr, dass O’Brien dem Ferengi Barkeeper ein Handzeichen gab und ihm versicherte, dass er morgen die Rechnung begleichen würde. Es verwunderte Kira nicht weiter, dass Quark die Sache einfach so hinnahm. Er war verliebt und schwer beschäftigt mit Ro Laren zu flirten. Vermutlich wäre es ihm egal gewesen, wenn jemand gekommen wäre, um ihm seines gesamten Latinums zu berauben. Er steckte mit dem Kopf in den Wolken und aus irgendeinem Grund, den Kira nicht begreifen konnte, gönnte sie ihm sein Glück.

„Also“, fragte Kira als sie im Turbolift angekommen waren, der sie vier Ebenen höher zu den Crew-Quartieren des Führungsstabs brachte, „fandest du diese Klingonin etwa schön?“

„Wie kommst du darauf?“, fragte O’Brien irritiert und hielt Kira etwas fester, als sie erneut schwankte.

„Du hast behauptet, Quark hat Geschmack. Und das wiederum impliziert, dass …“

„Nerys, ich hab dich gemeint. Auf die anderen Frauen in Quarks Leben hab ich nicht wirklich geachtet. Das war mir eigentlich immer egal.“

„Ich bin keine Frau in Quarks Leben“, protestierte sie und zog die Brauen zusammen, um ihm ihren finstersten Blick zu entgegnen.

O’Brien lachte. „Ich glaub jetzt weiß ich, warum du sonst nur wenig oder gar keinen Alkohol trinkst. Du verträgst ihn nicht besonders“, feixte er. „Ich wollte damit nur sagen, dass ich verstehen kann, dass Quark sein Glück bei dir versuchte. Er wäre ein Idiot gewesen, hätte er es nicht getan.“

Kira sah ihn lange von der Seite an. Dann öffnete sich der Turbolift und offenbarte ihnen einen breiten Korridor, der nur schwach beleuchtet war. Ihr entging trotz ihres Zustands nicht, dass O’Brien in Verlegenheit geriet und auf den Korridor wies. Sie nickte und folgte ihm aus der Liftkabine.

„Ich habe es immer bedauert“, sagte sie dann, ohne ihn anzusehen, als sie ihren Weg fortsetzten.

„Was hast du bedauert? Nicht auf Quark eingegangen zu sein?“

Sie boxte ihn auf den Oberarm. „Nicht, wenn er der letzte Mann im Universum gewesen wäre. Nein. Ich meine das mit uns“, erwiderte sie ehrlich und schluckte. Was redete sie da nur? Verdammtes Teufelszeug das Quark da in seiner Bar zusammenbraute. Was bei den Propheten hatte sie sich nur dabei gedacht?

O’Brien blieb abrupt stehen und löste sich gänzlich von ihr.

Kiras Herz setzte einen Schlag aus. „Miles, ich… Es tut mir leid. Ich hätte das nich’ sagen sollen. Ich…“

„Das Timing war damals falsch“, lächelte er traurig, dann hob er die Hände und umrahmte damit ihr Gesicht. „Ich müsste lügen, würde ich behaupten, dass ich nicht vor allem wegen dir hierher zurück wollte. Ich habe versucht zu vergessen, was da beinahe zwischen uns war, Nerys. Du hattest Shakaar und später Odo und ich war verheiratet. Du hattest recht damit, als du mich abgewiesen hast. Ich wäre nicht so stark gewesen und wir beide wissen das.“

Kira schloss einen Moment die Augen und gab sich ganz dem Gefühl seiner rauen, aber dennoch sanften Hände auf ihrer Haut hin. „Ich will nicht mehr stark sein“, flüsterte sie.

Sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut fühlen, wagte es jedoch nicht die Augen wieder zu öffnen. Sie hoffte so sehr, dass er sie küssen würde. Gleich hier, gleich jetzt. Ihr war vollkommen egal, dass sie ihr Quartier noch nicht erreicht hatten. Das war der Moment, auf den sie schon so lange zu warten schien und auf den sie schon nicht mehr zu hoffen gewagt hätte.

Anstatt jedoch ihre Lippen zu küssen, drückte er die seinen mit nachdrücklicher Zärtlichkeit auf ihre Stirn. „Ich möchte nicht, dass du das morgen bereust, wenn du wieder nüchtern bist“, sagte er leise und ließ die Hände wieder sinken.

Kira öffnete die Augen und starrte ihn verständnisvoll, aber auch etwas enttäuscht an. „Miles.“

„Wir haben Zeit, Nerys. Lass es uns nicht überstürzen. Wir sind zurzeit beide ziemlich einsam. Und ich möchte diese zweite Chance nicht verspielen. Ich möchte es richtig machen, verstehst du?“

Sie nickte, auch wenn es ihr schwer fiel. Er lehnte sie nicht ab, er wollte nur den richtigen Augenblick abpassen – wann immer der auch sein mochte. Ihr fehlte es so schrecklich jemandem nahe zu sein. Jemanden zu haben, dem sie abends von ihrem Tag erzählen konnte und der ihr wiederum von seinem Tag erzählte. Woche um Woche war sie all abendlich allein in ihrem Quartier gesessen und hatte sich mit Erinnerungen zu trösten versucht.

Miles hatte recht. Sie durften diese zweite Chance nicht vergeuden. Es könnte ihre letzte sein.
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